Presstige #26 – Macht

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N째 Das Augsburger Hochschulmagazin

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05 /2014 | www.presstige.org

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Editorial Als Location für das Cover-Shooting zu dieser Ausgabe wählten wir ein paar verfallene Baracken am Augsburger Hauptbahnhof. Kaum hatten wir die ersten Fotos geschossen, vertrieb uns ein Beamter der Bundespolizei. Damit wäre zum Titelthema Macht eigentlich alles gesagt. Natürlich haben wir dazu doch noch mehr zu sagen: Die Piratenpartei beispielsweise unterscheidet sich von den etablierten Parteien durch einen anderen, vorsichtigeren Umgang mit Macht. Was das mit ihrem vorläufigen Scheitern zu tun hat, haben wir mit ihrem Augsburger Ex-Vorsitzenden Vinzenz Vietzke besprochen. Einen anderen Aspekt beleuchten wir in unserem Artikel über die Macht in Beziehungen – dort könnt ihr nachlesen, wieso es in der Kennenlernphase so wichtig ist, seine Position klarzumachen. Außerdem skizzieren wir den Werdegang einer Frau, die es in die Chefetage geschafft hat – in der männerdominierten IT-Branche. Für Spaß ist auch gesorgt: In unserem Test könnt ihr herausfinden, welcher Macht-Typ ihr seid. Vor zehn Jahren erschien übrigens die erste Ausgabe von presstige. In dieser Zeit gab es ziemlich viele Personalwechsel, das bringt ein von Studenten gemachtes Magazin so mit sich. Für dieses Heft haben wir ein paar ehemalige presstigeMacher kontaktiert und sie gefragt, was so aus ihnen geworden ist. Die Antworten lest ihr auf Seite 22. Viel Spaß beim Lesen wünschen

Christian Endt & Petra Maier chefredaktion@presstige.org

Covermodels: Carlotta Zigelli & Jan Katschinski – Titelfoto: Natalia Sander Mit herzlichem Dank an alle Beteiligten.

instagram.com/presstige_mag open.spotify.com/user/presstige_mag

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Schwerpunkt: Macht 6 8 10

Sex mit dem Prof?

Die Geschichte einer wilden Nacht

„Wer sich vorne hinstellt, hat verloren“

Interview mit dem Pirat Vinzenz Vietzke

Darwin für Machtmenschen

Eine kleine Evolutionstheorie politischer Macht

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Geld ist Macht ist Geld Ringen um das Tortenmesser

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Die Macht der Norm

Machtkämpfe in Beziehungen

Vorwärts 19 20 22 24 26 28

10 Fragen an die Campus Cat „Heute mal im Rock?“

Petra Frenzel saß im Chefsessel mehrerer Softwarehäuser

Lasst uns feiern!

Presstige wird 10 Jahre alt

Praktikum in der Eventbranche Gehört der Doktor zum Namen?

Ein Pro und Contra

So funktioniert die Hochschulwahl

Heimwärts 31 32 34 36 38

Die offene Flanke der Religion

Der Wilhelminisch-Osmanische-Sufi-Treff

Ein Ort der Begegnung

Das Sozialkaufhaus Contact

Bandporträt: Adulescens Die Uni bei Nacht Die Suche nach dem besten Döner Augsburgs

Weltwärts 41 42

Einwürfe Das Spiel von Macht und Unterwerfung

Interview mit einer Domina

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Presstige in der Welt

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Wissen ist Macht

Unsere Korrespondeten erzählen

Seitwärts 49 50 52 54 56 58 6 | presstige

Nur ein Traum

Wie Klarträume die Nacht zum Tag machen

Bilderrätsel: Alles neu macht der Mai! Test: Wie viel Macht hast du? Glosse: Brothers in Dark Force Happy Hour Guide Die Helden unserer Kindheit



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wilden Na r e in e e t ich Die Gesch h – Illustration: Natalia Sander Text: Milan

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nd zack! Ich habe eure Aufmerksamkeit. Eine Aufmerksamkeit, für die Unternehmen Milliarden hinblättern würden. Warum diese so viel wert ist und mit welchen Mitteln diese angeregt wird – außer dem Dauerbrenner „Sex sells“, erfahrt ihr hier.

„So Glorious. Victorious. We take what we want we born warriors.“ Dass ich mir zum 15. Geburtstag NikeSchuhe gewünscht habe, war wahrscheinlich kein Zufall. Natürlich gehört ein Paar Nike Airs in jeden gut geführten Hip-Hop-Kleiderschrank, doch im Nachhinein betrachtet, war ich wahrscheinlich einfach nur beeindruckt. Beeindruckt von einem Werbespot, den ich kurz zuvor gesehen hatte. Coole Basketballer, die in Zeitlupe coole Moves auf coole Juelz Santana-Musik machen. Cool! Die nächsten Sneakers sind von Nike. Ich habe schon viele sagen hören, sie würden sich niemals von Werbung beeinflussen lassen und wie bescheuert es doch wäre, ein Produkt im Fernsehen zu sehen und deswegen gleich in den Laden zu rennen, um das angepriesene Objekt zu kaufen. Doch das ist letztendlich auch nicht das Ziel von Werbung. Werbung versucht nicht ein Produkt zu verkaufen, sie verkauft einen Lebensstil. Die Schuhe, die ich mir wünschte, kamen nicht einmal im Werbespot vor, aber die Aufmachung reizte mich. Ich wollte auch urban sein, und für nur 100 Euro war das selbst in meinem Kaff möglich.

Voll auf Coke Wenn man sich im Internet über die Macht der Werbung schlau machen will, stößt man bei allen Artikeln irgendwann auf Coca-Cola. Kein Unternehmen

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könnten wahrscheinlich von sich behaupten, dass sie nach dem Trinken einer Cola bedeutend glücklicher sind als zuvor. setzt so auf Werbemittel wie der Softdrinkhersteller aus Atlanta. Und das mit Erfolg. Coca-Cola gilt heute als das beliebteste Erfrischungsgetränk der Welt. Und das, obwohl in Tests keine großen Geschmacksunterschiede zwischen dem Original und Cola anderer Marken festgestellt wurden. Wie kommt es also, dass Coca-Cola so beliebt ist? Dass dieses Unternehmen im Jahre 2011 einen Gewinn von 8,6 Milliarden Euro verbuchen konnte? Um diese Fragen zu beantworten, muss man dem nur die Werbeausgaben entgegenstellen: 4,2 Milliarden Euro. Es werden also 4,2 Milliarden Euro nur dafür ausgegeben, die Leute zu überzeugen, dass dieses Produkt das beste auf dem Markt ist. Doch geht es in der Werbung wirklich nur um das Produkt? Wenn man sich die Coke-Werbespots ansieht, fällt etwas gleich ins Auge: Es geht ums Glücklich sein. Ein Hundertjähriger besucht ein Neugeborenes, Chöre singen von der guten Welt, ein rotbäckiger, freundlicher Weihnachtsmann bringt die Menschen zusammen. Und wieder: Die Werbung verkauft nicht das Produkt, sondern das Lebensgefühl. Das geht so weit, dass alleine durch den Schriftzug ein anderer, besserer Geschmack suggeriert wird, was in einem Experiment des WDRMarkenchecks bewiesen wurde. Durch Werbung alleine konnte Coca-Cola sogar den Kundenkreis für zuckerfreie Cola erweitern. Die schon existente Coke-Light-Reihe ist ein Produkt, das auf einen weiblichen Kundenkreis abzielt. Die Einführung der Coke-Zero, mit entsprechender Werbekampagne, öffnet die zuckerfreie Cola dem männlichen Kundenkreis. Man muss sich nur die jeweiligen Werbespots anschauen: Während Coke-Light von einer Frauenstimme beworben wird, und verrückte Mädels zeigt, wirbt eine Männerstimme für Coke-Zero und der Spot zeigt, nun ja, „Schlagsahne oder Schokosoße“. Jeder hat ihn schon einmal gesehen.

Der Duft des Geldes Werbung hat dadurch eine gewisse Machtstellung. Durch Bilder und Musik, die Gefühle in uns wecken, wird versucht, etwas zu verkaufen, was an sich keinerlei Einfluss auf unsere Gefühle hat. Die Wenigsten

Doch bei den audiovisuellen Reizen bleibt es nicht. Im Klamottenladen Abercrombie & Fitch wird alle zwanzig Minuten ein Duft ausgesprüht, der die Käufer dazu anregt, länger im Laden zu bleiben. Durch Gerüche wird versucht, eine Assoziation hervorzurufen, die den Kunden in eine bekannte und somit angenehme Atmosphäre bringt. Und das mit Erfolg. Der Umsatz von Läden mit Beduftung steigt bis zu 15 Prozent. Es ist wieder ein Spiel mit den Gefühlen. So wird unsere Kaufentscheidung peu à peu von den Herstellern abgenommen. Und das bedeutet Macht. Wie groß diese Macht schon ist, zeigt sich beim Versuch eben dieser zu entkommen. Jeder erwachsene Mensch ist heutzutage circa 3000 Werbeangeboten pro Tag ausgesetzt. Diese Zahl ist durchaus realistisch, wenn man einmal aktiv wahrnimmt, wo alles beworben wird. Fast schon angsteinflößend wird es, wenn man die Werbeindustrie dahinter beobachtet: 2012 wurden auf der Welt 449 Milliarden Euro für Werbung ausgegeben. Würde pro Jahr ein Zehntel davon in die Hungerhilfe fließen, könnte der Welthunger fast vollständig besiegt werden. Es steckt also jede Menge Geld dahinter. Geld, das dafür fließt, dass mit den Gefühlen von Menschen gespielt wird und diese das Produkt kaufen. Doch ist es schlimm, positive Gefühle in uns zu wecken? Für einen guten Lacher ist jeder zu haben, und Werbung ist auch zu einer Art Unterhaltung geworden, wenn man sich die Klickzahlen entsprechender Videos auf YouTube ansieht. Es ist also schwierig, von Manipulation zu reden, wenn es tatsächlich knapp 60 Millionen Menschen gibt, die sich freiwillig Werbung anschauen. Und wenn man schon länger auf den neuen Fernseher gespart hat, ist man doch froh über jede Werbeanzeige, die Fernseher anpreist. Werbung verspricht also nicht nur das Blaue vom Himmel. Die Nike-Schuhe, die ich mir einst wünschte, trage ich immer noch. Weder an Qualität, noch an Status (sie SIND einfach cool) haben sie verloren. Man sollte nur etwas vorsichtiger sein und genauer hinschauen, ob sich vielleicht nicht doch ein Werbegag dahinter befindet. Seitdem Ende letzten Jahres in den Schlagzeilen stand, dass Deutschlands Bierkonsum sinkt, kursiert der seltsame Brauch der „Nominierung“ in sozialen Netzwerken, bei welchem Bier getrunken wird. Ein Zufall? Kann sein. presstige | 9


„Wer sich vorne hinstellt, hat verloren“ Interview mit dem Pirat Vinzenz Vietzke Text: Christian Endt — Foto: privat

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it Macht haben Piraten ein Problem. Darum achten sie sehr darauf, dass keiner von ihnen zu viel davon bekommt. Ist das der Grund für ihr Scheitern? Darüber sprachen wir mit Vinzenz Vietzke, bis Februar Vorsitzender der Piratenpartei in Augsburg.

presstige: Warum hast du dich vom Parteivorsitz zurückgezogen?

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Vinzenz Vietzke: Ich hab das jetzt viele Jahre Vollgas gemacht und irgendwann ist die Luft einfach raus. Ich wollte auch mal wieder Zeit für andere Dinge haben. Vor zwei Jahren gab es einen mega Hype um die Piraten, der inzwischen komplett vorbei ist. Was ist schiefgelaufen?

2012 waren wir in den Umfragen ja teilweise im zweistelligen Bereich. Dass das unrealistisch war, war klar. Trotzdem hätte man sich mehr erhofft. Im Nachhinein sehe ich schon, wo wir Fehler gemacht haben: Wir sind über dieses von der Öffentlichkeit hingehaltene Stöckchen „Ihr habt ja gar kein Programm!“ ganz lange reflexartig drüber gesprungen. Jetzt haben wir zu allen Themen irgendwelche


Aussagen, die aber zum Teil unausgereift sind. Und was noch viel schlimmer ist: Wir haben dadurch unser Profil aufgeweicht. Wir sind nicht mehr die Netzpartei, sondern wir sind der zerstrittene Haufen, bei dem nicht klar ist, wofür der eigentlich steht. Das ist, glaube ich, der Grund, warum wir jetzt bei einem oder zwei Prozent rumdümpeln. Ist das auch der Grund, warum ihr von der Snowden-Affäre so gar nicht profitiert habt? Weil ihr da schon zu oft gesagt habt: Wir sind gar keine Netzpartei? Das trifft's sehr genau. Wir haben uns abgestrampelt über den Sommer hinweg, haben gemacht, was nur ging, und es kam nichts dabei rum. Es passiert überhaupt keine Reaktion auf das, was du die ganze Zeit laut in die Welt schreist. Das verhallt einfach so. Das ist auch ein Grund, warum sich viele Leute inzwischen zurückziehen. Die Leute, die lange gestrampelt haben, sind einfach ausgebrannt. Liegt das nicht eher an den Streitigkeiten innerhalb der Partei? Ich könnte nicht sagen, was da überwiegt. Die inhaltliche Geschichte ist das Eine, das Andere ist dieses parteiintern nicht klare Verständnis, was Transparenz eigentlich bedeutet. Transparenz bedeutet nämlich nicht, ich muss jedem auf die Nase binden, mit wem ich mich gerade streite. Sondern, dass ich den Leuten deutlich machen muss, wie wir zu Entscheidungen kommen, wie Prozesse laufen, warum wir etwas so und so sehen. Bei den Piraten wird häufig mit einer unglaublichen persönlichen Aggressivität gestritten. Ja, wir hatten Fälle, die durchaus strafrechtlich relevant waren. Wenn mich so einer auf der Straße anredetet, dann zeig' ich den an. Und bei uns hieß es immer: Wir sind 'ne Freiheitspartei, soll doch jeder, wie er will. Nee, es gibt

Grenzen! Diese Grenzen haben wir oft viel zu spät durchgesetzt. Wir müssen die Regeln, die wir für die Gesellschaft haben wollen, das Menschenbild, der respektvolle Umgang miteinander, auch intern umsetzen. Die Piraten haben bei ihren Vorstandsämtern eine wahnsinnige Fluktuation. Eine Partei braucht aber bekannte Gesichter, um ihre Themen in der Öffentlichkeit zu transportieren. Ja, wir haben's nicht geschafft, die Persönlichkeiten, die wir in der Öffentlichkeit hatten, langfristig aufzubauen. Du kannst nicht ständig jemand Neuen hinstellen. Sowohl Marina Weisband als auch Katharina Nocun waren nach extrem kurzer Zeit wieder weg. Mittelfristig müssen wir dahin kommen, dass wir Leute für ihre politische Arbeit bezahlen. Wir können nicht erwarten, dass Leute das ganze Jahr durch die Gegend rennen, von Talkshow zu Talkshow, von Pressetermin zu Pressetermin, und dafür nichts bekommen außer den Fahrtkosten. Gibt es nicht generell bei den Piraten eine riesige Skepsis gegenüber starken Führungspersönlichkeiten? Ja, und diese Ablehnung von Machtpersönlichkeiten ist etwas, was die Piraten trotz aller Flügelkämpfe immer noch vereint. Wenn einer sich vorne hinstellt und sagt: „Ich bin der starke Max“, der hat verloren. Was uns die anderen Parteien aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung voraushaben, ist, dass die in den entscheidenden Momenten Dinge intern klären. Es wäre viel gewonnen, wenn man den Bundesvorsitzenden nicht via Twitter anpflaumt, sondern ihm 'ne Mail schreibt. Dann generiert man nicht sofort diese Empörungswelle. Lernen die anderen Parteien denn auch von den Piraten? Ich denke schon, dass die Piraten etwas vorgelebt haben, wie Gruppen

Entscheidungen finden können. Dass es nicht immer dieses Top-Down-Prinzip sein muss, wo die Führungsriege entscheidet, wie vorgegangen wird. Wenn man sich jetzt etwa den SPDMitgliederentscheid zur Großen Koalition anschaut: Die SPD ist 150 Jahre alt, die machen nicht so mal eben einen auf Basisdemokratie. Aber hey, sie tun zumindest mal ein Stück weit so. Da bewegt sich was. Es ist ein Diskurs da. Indirekt haben die Piraten da schon was angestoßen. Was bedeutet Macht für dich? Macht bedeutet, ein zweischneidiges Schwert in der Hand zu haben. Macht gibt mir die Möglichkeit, Dinge zu bewegen, aber gleichzeitig muss ich unglaublich vorsichtig sein, dass ich beim Ausholen niemandem hinter mir die Rübe abschneide. Ich glaube, dass jeder Mensch Macht hat, dass Macht nicht zwingend an eine Machtposition gebunden ist. Wenn sich viele Menschen zusammenschließen, dann haben die deutlich mehr Macht, als jemand, der von der Hierarchie her eigentlich der Stärkere ist. Macht zu bekommen erfordert aber Ausdauer. Ob das jetzt das Hocharbeiten auf einer Karriereleiter ist oder das Formieren eines Protests, man braucht für beides 'nen langen Atem. Wann korrumpiert Macht? Macht korrumpiert dann, wenn man sich ihrer nicht von Anfang an selbst bewusst ist. Macht ist nichts Schlechtes, solange sie einer gesellschaftlichen Kontrolle unterliegt. Macht korrumpiert automatisch, wenn diese Kontrolle fehlt. Auf deinem Blog steht: „Parteien sind alt, machtgierig und doof.“ Ja, sind sie. Und zwar alle. Ich behaupte, dass eigentlich kein Mensch gern in einer Partei arbeitet. Parteien funktionieren ganz okay, weil noch niemand was Besseres erfunden hat. presstige | 11


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erglichen mit früher ist die Politik friedlicher geworden. Unter den deutschen Entscheidern herrscht Konsens statt Konflikt. Doch vielleicht trügt hier der Schein. Hat die Macht wirklich ihr Wesen verändert, oder sehen wir nur ein geschicktes Face-Lift für den modernen Wähler?

Lange herrschten in der Arena des Politbetriebes klare Machtverhältnisse. Selbst ernannte Macher und Gestalter kämpften gnadenlos um die Gunst des Wählers. Was sie alle gemeinsam hatten, war ein unbedingter Wille zur Macht, den nur die wenigsten Politiker glaubwürdig verhehlen konnten, denn aus jeder ihrer Poren strömte die Lust am eigenen Einfluss. Doch mit einem Mal drehte sich der politische Wind, schlug die Stunde des „Leisetreters“, eines Politikertyps, dessen Führungsstil ohne große Gesten und öffentliche Inszenierung der Macht auskommt. Dieser Klimawechsel wird mit Blick auf die letzten beiden Bundeskanzler besonders deutlich. Unvorstellbar, dass die aktuelle Amtsinhaberin Angela Merkel wie noch ihr Vorgänger Gerhard Schröder am Gitter des Kanzleramtes rüttelt oder ihren Einfluss durch ein öffentliches Basta ausübt. Öffentlich sind derlei Machtgesten einem nüchternen, konsensorientierten Auftreten gewichen, das stets die Sache selbst betont. Angesichts dieses auffälligen Wandels im Stil stellt sich die Frage, ob sich auch das Wesen der politischen Macht selbst verändert hat. Erleben wir den Aufstieg einer ganz neuen Politik?

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Parteien stehen im Zentrum politischer Macht Parteien spielen für den Aufstieg in der deutschen Politik eine wesentliche Rolle, allein schon, da sie über ihre Fraktionen Mehrheiten in den Parlamenten organisieren. Doch auch das politische Tagesgeschäft, die Auswahl von Kandidaten für wichtige Ämter und die Entwicklung politischer Programme finden in ihren Strukturen statt. Selbst ein Bundeskanzler kommt ohne die Unterstützung seiner Partei nicht weit. So verspielte Schröder mit den Sozial- und Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010 das Vertrauen weiter Teile der SPD-Basis. Selbst das Beharren auf seiner visionären Führungskraft konnte seine Abwahl 2005 nicht verhindern. Doch auch Angela Merkel ging den Weg durch die Hierarchien ihrer Partei. Zunächst von Kohl unterstützt, ist es ihr jedoch gelungen, sich durch ihre Beliebtheit bei der Bevölkerung inzwischen trotz gelegentlicher Kritik in der CDU eine mehr als solide Machtbasis zu sichern. Andererseits wird politische Macht jedoch ebenso durch die Partei ausgeübt, in der sich Erfolg als zunehmender Einfluss auf Personalfragen äußert. Damit


Neues Gesicht für alte Prinzipien

kann ein ranghoher Politiker direkt den Aufstieg anderer beeinflussen. Begünstigungen sichern ihm Loyalität, doch viel aufsehenerregender ist der Einsatz dieser Art parteilicher Macht, um Konkurrenten auszuschalten. Unter früheren Politikern kam es immer wieder zu öffentlichen Machtkämpfen innerhalb ihrer Parteien. Große Bekanntheit erlangte eine solche Auseinandersetzung um wirtschaftspolitische Fragen zwischen Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine. Kein halbes Jahr im Amt, hatte der Kanzler noch genug Rückhalt in der SPD, um sich gegen seinen Finanzminister durchzusetzen, der im Jahr 1999 zurücktrat. Dieser Machtbeweis steigerte Schröders Autorität in der Folgezeit erheblich. Hinter verschlossenen Türen machen jene nach außen so sachbetonten neuen Politiker jedoch ebenso Gebrauch von internen Machtkämpfen, um die eigene Position zu stützen. Seitdem Angela Merkel politische Erfolge feiert, haben viele ihrer Konkurrenten der Politik den Rücken gekehrt. Dazu kam es kaum zufällig, auch wenn Merkel ihr Agieren erfolgreich von der Öffentlichkeit abschirmte. Umso mehr fiel die Entlassung des beliebten Umweltministers Norbert Röttgen im Mai 2012 auf, der sich schon vor der Energiewende für den Atomausstieg stark gemacht hatte. Hier griff die Kanzlerin zu einer großen Machtgeste, um zu verdeutlichen, dass sie keinen Konkurrenten um die Wählergunst in der CDU dulden würde.

Durch die starke Stellung der Parteien hat sich also weder der Weg an die Macht noch die Methode ihrer Ausübung wesentlich verändert. Der gleichwohl sichtbare Stilwechsel könnte mit einer weiteren klassischen Eigenschaft unserer Demokratie zusammenhängen. Allein das Vertrauen der Bürger rechtfertigt die Machtstellung eines Politikers. Er muss es sich bei jeder Wahl erneut verdienen und die Bevölkerung von seinen Leistungen überzeugen. Deshalb inszenieren Politiker ihre Machtausübung für die Öffentlichkeit. Um den Geschmack der Bevölkerung zu treffen, orientieren sie sich natürlich an allgemeinen Überzeugungen und dem Zeitgeist. Moderne Politik muss in einer zunehmend komplexen Welt angemessen erscheinen. Die Zeit einfacher Patentlösungen ist dabei ebenso vorbei wie der Glaube an einzelne Führungspersönlichkeiten, welche die Verhältnisse allein überblicken. Erfolg in Europa und der Welt erfordert viel eher ein flexibles und mitunter pragmatisches Vorgehen. Wichtig ist, in der Sache Erfolge vorzuweisen, wobei ein zu ausgeprägtes Alphatier-Gehabe häufig hinderlich wäre. Streit oder das Gerangel um Posten führen nur dann zu einer Lösung, wenn es einem der Kontrahenten gelingt, alle Anderen hinter sich zu lassen. Außerdem muss der machthungrigste Politiker noch lange nicht der fähigste sein. All das ist dem Wähler zu riskant, weshalb er lieber auf die zur Schau gestellte Professionalität des Sachpolitikers baut. So irritierend es klingen mag, hat sich die Politik also gerade deshalb geändert, weil auch dieses Grundprinzip im Kern dasselbe geblieben ist. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so schlimm, denn das bedeutet zumindest, dass Macht mit der Zeit geht. presstige | 13


Geld ist Macht ist Geld Text: Lisa-Marie Deißmann – Illustration: Natalia Sander

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eld regiert die Welt, heißt es. Aber welche Rolle spielt die Macht hierbei? Regiert Geld deshalb die Welt, weil man sich dadurch Macht erkaufen kann? Und ist das alles überhaupt so wichtig? Die Wulffs und Tebartz-van Elsts dieser Welt machen es vor: Wer Macht hat, kann sich so ziemlich alles leisten. Sei es ein Kredit zu Spitzenkonditionen oder eine 15.000Euro-Badewanne – alles kein Problem für die Mächtigsten dieses Landes. Macht ist die Fähigkeit, auf das Verhalten und Denken von Personen einzuwirken. Group-Leading also. Und wer auf das Verhalten bestimmter Menschen Einfluss nehmen kann, hat jederzeit die Möglichkeit, sich eine Anhängerschaft zu bilden und diese für die eigenen Vorteile zu nutzen beziehungsweise sich durch sie zu bereichern. Wo wir schon einmal bei Tebartz-van Elst sind: Kirchliche wie politische Group-Leader nutzen ihren Machtstatus gerne aus, um sich daraus einen materiellen Vorteil zu verschaffen. Die andere Seite wiederum glaubt, sich durch das gespendete Geld ein Stück dieser Macht erkaufen zu können. Geld und Macht bedingen sich meist gegenseitig oder resultieren aus dem jeweils Anderen. Wer Geld hat, hat automatisch einen gewissen Grad an Macht, denn es ist das ideale Mittel, um Menschen gefügig zu machen. Man denke hierbei nur einmal an Wahlkampfspenden oder an die zahlreichen Lobbyisten, die zielgerichtet versuchen, die Politik in ihrem eigenen Interesse zu beeinflussen. In den USA ist es Unternehmen beispielsweise verboten, direkt für eine Partei oder einen Parteirepräsentanten zu spenden. Dennoch dürfen sie sogenannte politische Aktionskomitees gründen. Diese wiederum ermöglichen

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es, in unbegrenzter Höhe Spenden einzusammeln und für die Kandidaten zu werben. Teilweise werden auch schlichtweg die Gegner schlecht gemacht – ebenfalls eine Strategie. Die einzige Einschränkung, die besteht: Man darf sich nicht direkt mit den Kandidaten abstimmen. Zu glauben, dass diese Regel eingehalten wird, wäre jedoch naiv. Große Konzerne und Interessenverbände haben also die Möglichkeit, Einfluss auf die Politik zu nehmen und somit ihre unternehmerischen Anliegen durchzusetzen. Die Tabakindustrie beispielsweise versucht immer wieder, Gesetzesabschlüsse hinsichtlich der Einschränkung des Rauchens oder der Schock-Plakatierung auf den Schachteln abzuwenden, indem sie besonders kritische Politiker auf Reisen schickt, mit Geschenken versorgt und so weiter. Der deutsche Durchschnittsbürger mit seinem kleinen Einzelhandelsgewerbe wäre allerdings kaum in der Lage, eine solche Machtstellung auszuüben, da ihm die finanziellen Mittel fehlen. So werden politische Entscheidungen oft nicht im Sinne von Otto Normalverbraucher getroffen, sondern im Interesse der ganz Großen. Das „Tebartzen“ bleibt demnach exklusiv den Schönen und Reichen vorbehalten. Abgesehen davon, dass daher wohl einige Dinge in verkehrte Richtungen laufen, bleibt die Frage, ob reiche und mächtige Menschen glücklicher sind, weil sie mehr Möglichkeiten haben, sich einen Vorteil zu verschaffen. Sie können Anderen ihre verdrehte Meinung aufzwingen, sich einen kostenlosen Erste-Klasse-Flug gönnen oder einfach nur den Leuten dabei zuschauen, wie diese nach ihrer Pfeife tanzen. Letztendlich kann man die wirklich wichtigen Dinge im Leben dennoch nicht kaufen – Liebe und Zuneigung gibt’s nun einmal nicht bei Amazon zu bestellen, auch nicht für eine Milliarde.



Ringen um das Tortenmesser Machtkämpfe in Beziehungen Text: Isabell Beck & Katharina Pfadenhauer – Illustration: Simone Mayer

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ie Frau ist der Fisch, „ der den Angler fängt.“ Mark Twain kratzt mit diesem Spruch nur die Spitze eines Eisberges an, der tief ins Meer reicht. Denn unter der Oberfläche der Beziehungen zwischen Mann und Frau brodelt es.

Machtkämpfe fangen schon beim Kennenlernen an Ein typischer Hochzeitsbrauch ist das gemeinsame Anschneiden der Hochzeitstorte: Rien ne va plus – es ist der Moment, der Unterund Überordnung festlegt. Machtansprüche werden öffentlich. Wer nämlich am Kuchenmesser die Hand oben hat, soll auch in der Ehe das Sagen haben. Doch wir tragen schon Machtkämpfe aus, weit bevor wir uns dafür entscheiden, die guten und schlechten Zeiten mit dem Partner zu verbringen. Der Anruf nach dem ersten Date zum Beispiel: Bloß nicht zu früh anrufen. Eins. Zwei. Drei. Die Sekunden kann man ticken hören und der Druck, endlich anrufen zu können, bringt uns fast zum Platzen. Gerne wird es als unreifes Spiel abgetan, aber es hat eine psychologisch nachvollziehbare Komponente: Es geht um Positionierung, um ein Austarieren, wie groß die Sympathien des Anderen sind. Sicherlich, wir könnten auch einfach

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sagen: Ich mag dich. Ich denke an dich. Ich will dich sehen. Klare Ansage. Klare Ansage? Würden wir keine „Begrenzungsmacht“ ausüben, also festlegen, bis wohin wir vordringen, bis wohin der Andere vordringt und wie viel wir von uns preisgeben, würden wir uns selbst verlieren. Gut, es

mag vielleicht etwas kleinkariert sein, das im Zusammenhang mit dem ersten Anruf zu diskutieren. Aber grundsätzlich ist in der Kennenlernphase eine gewisse Demonstration von Unabhängigkeit von Vorteil. Für die eigene Attraktivität, für das Selbstwertgefühl, für ein Ausloten von Macht.

Wo geliebt wird, gibt es keine Macht – das ist falsch Der Berliner Paartherapeut Wolfgang Krüger behauptet in einem Interview mit der Zeitschrift Brigitte, dass bereits in den ersten Tagen einer Beziehung eine Hierarchie ausgehandelt wird: „Während sich der eher naive Partner im Liebesrausch befindet, werden vom taktierenden Partner die Machtfragen geklärt.“ Wird es irgendwann ernst in der Beziehung, geht das Taktieren weiter. Wer ist der Stärkere, wer der Schwächere? Im Laufe einer Beziehung ändert sich dieser Zustand ständig. Solange das der Fall ist, ist das Gefälle gesund. Interessen


werden abgewogen und um Macht wird indiskret verhandelt – selbst dann, wenn beide Partner einen ähnlichen kulturellen, finanziellen und sozialen Hintergrund haben. „Siebzig Prozent der Frauen und Männer verdrängen die Realität und glauben: Wo man wirklich liebt, gibt es keine Macht“, sagt Krüger. Im Idealfall ist der Kampf um Macht in einer Beziehung nichts Anderes als das Suchen nach einem Kompromiss.

Mittelalter einmal anders Apropos Selbstwertgefühl: Das Weibliche hat da eine verworrene Geschichte hinter sich. Der Film „We want Sex“ veranschaulicht die Situation von vor 50 Jahren. Nicht nur die Löhne der weiblichen Angestellten waren

niedriger als die ihrer männlichen Kollegen. Auch das Mitspracherecht in Betriebsangelegenheiten war gering bis gar nicht vorhanden. Der Film zeigt aber auch, wie es hinter den Kulissen des bürgerlichen Lebens in den Beziehungen und Ehen aussah. Die Protagonistin ist ihrem Mann keineswegs mental unterlegen. Stattdessen führt sie eine gleichberechtigt wirkende Ehe, in der Einer den Anderen unterstützt. Sehr „modern“. Nur die Gesellschaft wirkt von außen ein und stört die häusliche Harmonie. Ist das heute anders? Riskieren wir einen Blick ins Mittelalter. Die Zeit, in der Frauen zu Heim und Herd gehörten und der Mann als Patriarch das Sagen hatte. Oder? Dass man nach Frauenrechten im Mittelalter vergeblich suche, ist salopp gesagt Humbug. Ein Paradebeispiel ist die „Brautschatz-

freiung“. Dieses Gesetz ermöglichte Frauen, ihre Mitgift aus der Hand des Gatten zu befreien. Die Mitgift war der Tochter zur Absicherung mitgegeben, sollte der Gatte das Zeitliche segnen. Keine Bezahlung des Schwiegersohnes also, wie es gerne überliefert wird und mit Sicherheit auch meistens war. Obendrein konnten Frauen ein Handwerk erlernen und in eine Zunft eintreten. Die Kauffrauen besaßen sogar eigene Siegel, mit denen sie ihren Handel betrieben.

Die etwas andere Dominanz Das Gegenstück zum Patriarchat ist das Matriarchat. Doch wir scheuen uns davor, die Macht der Frauen offiziell anzuerkennen. Dabei gibt es Völker auf dieser Erde, bei denen das Matriarchat als ein angenommenes Gefüge existiert. Weibliche Dominanz sieht anders aus als männliche. Der Journalist Ricardo Coler lebte eine Zeit lang bei den Mosuo, einem Volk in China. Für eine Frau habe Macht eine andere Bedeutung, berichtete er dem Spiegel. Sie möchte, dass es allen gut gehe, setze ihre Macht für Entscheidungen ein und vermeide Streit. Auch bei den Bonobos, den Menschenaffen, haben die Weibchen das Sagen. Und sie lösen Probleme auf sehr charmante Art: Sie schmusen sie einfach weg. Und wie sieht das Männerbild aus? Lustig und charmant, smart und sexy sollen Männer sein. „Sex and the city“ lässt grüßen. Der Mann als Sexsymbol statt Ernährer? Ein Bild, das im mosuoischen Leben normal ist. Die Frau will dort nur verliebt sein. Heirat und Ehe sind Themen, die höchstens als Drohung für ungezogene Kinder eingesetzt werden. Da sieht unsere Liebeswelt noch anders aus. presstige | 17


Die Macht der Norm Text: Katharina Knopf – Illustration: Marina Schröppel

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arum ist es wichtig, viele Freunde auf Facebook zu haben? Warum wird man als Single gefragt, warum man nicht vergeben ist? Warum hingen in meinem liebsten Klamottenladen letzten Sommer lauter Pastellfarben? Und warum muss ich mich für ein sozialwissenschaftliches Studium rechtfertigen, für ein naturwissenschaftliches aber nicht? Die schlichte Antwort: Normen. Normen sind ungeschriebene Verhaltensvorschriften, die vermitteln, was akzeptabel ist und was nicht. Viele werden selten wahrgenommen und ebenso selten hinterfragt. Man könnte sie auch als unsichtbare Macht bezeichnen. Umso einflussreicher, weil wir uns ihrer gar nicht bewusst sind.

Die heteronormative Paarbeziehung Es gibt immer mehr Singles. Immer mehr Menschen lassen sich scheiden. Die Zustimmung zur Erlaubnis der homosexuellen Ehe steigt. Die Partnerwahl scheint immer freier zu werden. Es darf mehr ausprobiert werden, mehrere Beziehungen im Leben zu führen ist keine Schande und selbst der Bundeskanzlerkandidat in der vierten Ehe wird ins Amt gewählt. Die Individualisierung schreitet voran. Vorbei ist die Zeit der Ehe zwischen Mann und Frau mit ihren beiden Kindern. Scheinbar zumindest. Die Angst, nur umringt von hundert Katzen zu sterben, ist uns geblieben. Man muss nur einmal einen Blick ins Fernsehen werfen. Kaum ein Seriencharakter hat je das ewige Glück ohne eine Liebesbeziehung gefunden. Kein Wunder bekomme ich als Single mehr als einmal die Frage gestellt: Warum hast du keinen Freund? Wohl gemerkt fragt nie jemand nach einer Freundin. Individualisierung hin oder her, die Norm zur (heterosexuellen) Partnerschaft bleibt bestehen. Und so sehe ich mich als Single plötzlich unter Rechtfertigungszwang.

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Der Social Media-Fluch Doch nicht nur unsere sexuellen Beziehungen stehen unter starkem Einfluss einer unsichtbaren Norm. Über die Freundesanzahl auf Social Media-Seiten wird öfter gesprochen. Sie steht stellvertretend für eine Norm, die uns tagtäglich dem Druck aussetzt, uns mit möglichst vielen Leuten möglichst gut zu stellen. Wer extrovertiert ist, gewinnt. Arbeitgeber schauen sich das Facebook-Profil durchaus einmal an. Und wer will schon jemanden für sich arbeiten lassen, der nicht gut mit seinen Mitmenschen klar kommt? Wie intensiv die einzelnen „Freundschaften“ sind, kann man schlecht überprüfen, aber was macht das schon. Der Eindruck zählt. Und fühlen wir uns nicht viel besser, wenn wir wissen, wie viele Leute sich in unserer Freundesliste stapeln? Was wird über den mit „nur“ fünfzig Freunden gesagt?

Kleider machen Leute Die Pastellfarben sind ein ganz anderes Problem. Wenn ich sie nicht mag, kaufe ich mir eben keine neuen Klamotten. Es laufen ja eh schon mehr als genug Leute mit den gleichen T-Shirts, Cardigans oder Schuhen herum und mit dem Studenten-Budget kann man eh nicht jede Mode mitmachen. Eine Weile geht das auch ganz gut, aber gerade bei Mode stelle ich fest: Sich zu widersetzen ist, zumindest manchmal, ist zwecklos. Auf einmal will ich haben, was ich eigentlich nie wollte. Es kann wohl niemand abstreiten, dass es so etwas wie eine Kleiderordnung gibt. Sei es nun etwas legerer, wie an der Uni, oder der Zwang zum Kostüm beim Bürojob. Vertauschen sollte man die jeweiligen Kleiderordnungen lieber auch nicht, denn da wird man in jedem Fall zum Gesprächsstoff; dabei ist nirgends niedergeschrieben, man solle nicht im Kostüm oder Anzug in die Seminare kommen. Normen beeinflussen also nicht nur meine Wünsche nach Beziehungen, sondern auch wie ich mich kleide.


Die Sanktion des Großraumbüros Wer sich nicht an die Norm hält, hat mit Sanktionen zu rechnen, so sagen die Soziologen. Gemeint ist damit keine offizielle Strafe, sondern beispielsweise soziale Ausgrenzung. Das „falsche“ Studium oder den „falschen“ Beruf zu wählen, wird mit geringerer Bezahlung, weniger sozialer Anerkennung und ausbleibenden Fördermitteln sanktioniert. Das kommt auch nicht überraschend: Schon bevor man sich für ein Studium entscheidet, ist man sich in der Regel im Klaren, was das für die berufliche Zukunft ungefähr bedeutet und nimmt dies in Kauf. Man beugt sich der kapitalistischen Norm, die besagt, welche Berufe

scheinbar wertvoller für die Gesellschaft sind, wer ein eigenes Büro mit Ausblick verdient hat und wer im Großraumsein berufliches Dasein fristen darf. Wie kann man sich also der Macht der Normen widersetzen? Nun, man kann sich von Facebook abmelden, Sachen aus der Altkleidersammlung tragen und einfach machen, worauf man Lust hat und auf die Konsequenzen pfeifen. Natürlich ist das erst einmal leichter gesagt als getan und sollte nicht unbedingt zum Exzess betrieben werden, schließlich haben Normen auch ihr Gutes. Doch vielleicht sollten wir uns angewöhnen, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und zu hinterfragen, was scheinbar so selbstverständlich ist. Danach können wir immer noch entscheiden, ob wir uns daran halten wollen oder nicht.


Vorw채rts

Alles rund ums Thema Karriere und Studium


10 Fragen an die Campus Cat Text: Alexandra Kiefer – Foto: Lisa Luthardt

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ie ist beliebtes Fotomotiv, Lernablenkung und Streichelobjekt in einem. Obwohl sie eigentlich bei einer älteren Dame lebt, tigert die CampusCat fast täglich auf dem Campus herum. Dort wird sie zum Maskottchen für die Studenten. Selbst wer sie noch nicht gesehen hat, kennt sie – dank ihrer eigenen Facebook-Seite, betrieben von Frieder Mayer. Er lieh ihr für unsere zehn Fragen seine Stimme.

1. Welcher Smiley beschreibt deine momentane Stimmung am besten?

6. Du gewinnst einen Reisegutschein – wo geht es hin? Eher Abenteuer oder All-Inclusive?

2. Du bekommst morgen überraschend frei. Womit verbringst du den Tag? 7. Wenn du nochmals an die Uni gehen könnten: Für welches Fach würdst du dich einschreiben?

3. Worüber hast du zuletzt herzlich gelacht?

4. Was ist dein Lieblingsplatz in Augsburg? (Gern auch zeichnen!)

8. Was kochst du für deine besten Freunde?

9. Und wem würdest du gern mal eine versalzene Suppe servieren?

10. Wofür würdest du auf die Straße gehen? 5. Wo trifft man dich am Freitagabend?

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„Heute mal im Rock?“ Petra Frenzel saß im Chefsessel mehrerer Softwarehäuser – und hatte meistens die Hosen an Text & Foto: Katharina Pfadenhauer – Illustration: Sandra Deyerler

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etra Frenzel (60) stand an der Spitze mehrerer Softwaregiganten – aber die Aussicht von dort war nicht immer so atemberaubend, wie man meinen möchte. „Aufstehen!“ – Petra Frenzel ist gerade auf der unbequemen Holzpritsche eingeschlafen, als sie von dem barschen Befehlston eines Polizisten in ihrer Gefängniszelle geweckt wird. Es ist zwei Uhr nachts, sie muss zum Verhör. Zuvor organisierte sie, inoffiziell, eine Uni-Vollversammlung und forderte Gerechtigkeit für Studenten. 1976 war das. Heute grinst Petra Frenzel übers ganze Gesicht, wenn sie an diese Zeit zurückdenkt. Zuletzt arbeitete sie als Vice President bei dem Software-Riesen SAP. Ein stressiger Job: Während der geschäftlichen Telefonate poppten im Computer minütlich E-Mails auf, ihr Handy vibrierte unaufhörlich. Damals rebellische Studentin, die mit dem Sozialismus liebäugelte und heute Wirtschaftsbossin? Nein, es schlügen keine zwei Herzen in ihrer Brust. Sozialistische Ideen habe sie keine mehr. „Aber was sich nicht geändert hat, ist, dass ich versuche, alle Mitarbeiter gleich zu behandeln. Ich denke, dass das politische Engagement von früher eine Basis dafür gelegt hat.“ Gerade die Zeit der subversiven 68er, glaubt Petra Frenzel, habe gute Manager hervorgebracht.

Von heute auf morgen im Chefsessel – gepolstert war der nicht Bei SAP fängt alles an. Als Beraterin wird sie mit 36 Jahren zur britischen Niederlassung des Unternehmens geschickt. Der Firmenzustand dort ist desaströs: vier hochbezahlte Manager bei gerade einmal vierzig Mitarbeitern, alle Kunden unzufrieden. „Dann mach‘s besser“, raunen die deutschen Chefs, als sie zurückkommt. Von einem Tag auf den anderen ist sie Geschäftsführerin, hat ein Vertriebsteam unter sich, massenhaft Kunden, null Erfahrung und bekommt schnell den rauen Wind zu spüren, der weht, wenn

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man schnell so weit nach oben katapultiert wird. „Was ich als Erstes lernte: You‘re lonely on the top.“ Viele wenden sich von ihr ab. Die sonst so offene Kommunikation weicht Misstrauen. Überhaupt, was will die Deutsche hier? Aber Petra Frenzel ist tough. Sie entlässt die Manager, macht deren ganze Arbeit selbst und hat innerhalb von fünf Jahren 600 Mitarbeiter unter sich. „Keine andere SAP-Geschäftsstelle ist so schnell gewachsen.“ Das ist ihre Erfolgsstory. „Bei 130 Prozent Wachstum pro Jahr bist du eigentlich der King.“ Kollegen nennen sie die „eiserne Lady“. Rüschenkleider sind nichts für sie. In der Arbeit hat sie die Hosen an, das kapieren gleich alle. Auch der Chef von IBM, der eines Tages erstaunt registriert: „Frau Frenzel, heute mal im Rock?“ Die typische Frau war sie nie. Schon als Kind wünschte sie sich Eisenbahnen statt Puppen zum Geburtstag. Und auch später fühlt sie sich als Frau nicht unwohl, wenn ihre Kollegen beim Rugby in Twickenham neben ihr aus der Haut fahren und „kill him, kill him“ brüllen. „Nur das typisch Männlich-Kumpelhafte war nicht meins. Vertragsunterzeichnungen auf dem Golfplatz gab‘s nicht.“ Nach fünf Jahren muss sie selbst ein Beratungsteam ins Haus holen. „Wir hatten uns festgefahren, waren erfolgsverwöhnt.“ Die Berater sagen ihr, was sie nicht hören will: „Petra, du bist eigentlich schon am Absprung, du willst nicht mehr in England sein.“ Sie denkt an ihren Mann, der all die Jahre in München geblieben ist. Ein Jahr hängt sie sich noch voll rein.

Der bestbezahlte Job ihres Lebens, die schwerste Aufgabe Schließlich kehrt sie zurück nach Deutschland, wird Geschäftsführerin bei verschiedenen Softwarehäusern, unter anderem bei Peoplesoft, Aspect Communications und Logica CMG Deutschland. Als sie von einem dieser Unternehmen eingekauft wird, ist es komplett marode, hat sich finanziell verkalkuliert. Es ist ihre anspruchsvollste und


brutalste Aufgabe. „Die 2400 Leute unter mir wollte ich gar nicht genau kennenlernen. Ich wusste, einige hundert werde ich entlassen.“ Es ist der bestbezahlte Job ihres Lebens, der sie ans Ende ihrer Kräfte bringt. „Ich wollte keine Managerin mehr sein.“ Dazu die ständigen Magenschmerzen. „Zu viel Stress“, sagt der Arzt. Sie geht trotzdem zur Magenspiegelung: Krebs. Der Magen wird entfernt. Zuerst arbeitet sie weiter, irgendwann gibt sie auf. Kündigt. Den Krebs besiegt Petra Frenzel, arbeitet zwischenzeitlich bei dem Unternehmen Arri und managt die Finanzen des Freien Musikzentrums München. Schon bald geht sie zurück zu SAP – wo alles anfing. Zunächst als externe Beraterin, doch am Ende sitzt sie wieder in der Führungsetage.

Um die harten Fakten, die nackten Zahlen, geht es ihr nicht mehr. Wenn ihr bei einem Projekt etwas unlogisch erscheint, fragt sie schlicht: „Ist das realistisch?“ Nach all ihrer Erfahrung, all den Chefposten muss sie nicht mehr den Ton angeben. Sie fällt keine Boss-Entscheidungen, sondern Wir-Entscheidungen. Was sie manchmal vermisst, ist das große Familienglück. Kinder hat sie keine. „Wobei, doch“, sagt sie, „zuletzt um die 500!“ Vor Kurzem hat sie diesen Posten aufgegeben. „Ich möchte in Zukunft nur noch Aufgaben übernehmen, hinter denen ich inhaltlich voll stehen kann.“ Vielleicht ist das ihr Erfolgsgeheimnis, dass sie ungezwungen ist, kein Ellbogen-Typ.

Glücklich entschleunigt: Petra Frenzel hat vor Kurzem ihren Job als Vice President aufgegeben.

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Lasst uns feiern! Presstige wird 10 Jahre alt Protokolle: Petra Maier – Fotos: privat

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or zehn Jahren kam die erste Ausgabe der presstige heraus. Wir haben ehemalige Redaktionsmitglieder gefragt, welche Erfahrungen sie bei presstige gesammelt haben. Was heute aus den Ehemaligen geworden ist, kĂśnnt ihr auf unserer Homepage unter www.presstige.org/10-jahre nachlesen. 1

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Marco Pfohl (1)

Wiebke Henke (4)

Ich war direkt nach der Gründung bis zu meinem Studienabschluss im Sommer 2008 für presstige tätig und habe eine steile Karriere hingelegt: vom Redakteur über Ressortleitung hin zum stellvertretenden Chefredakteur und schließlich Verlagsleiter. Als PR-Berater und inzwischen Agenturleiter profitiere ich von vielen Dingen, die ich bei presstige gelernt habe: Von Kleinigkeiten wie dem akribischen Korrekturlesen von Pressetexten und -artikeln oder der Auswahl des passenden Bildmaterials bis hin zu Personalplanung und -steuerung sowie der Budgetverantwortung wurde bei presstige die Basis für meinen jetzigen Arbeitsalltag geschaffen. Presstige war und ist für mich eine Herzensangelegenheit in Verbindung mit dem Erlernen von wichtigem Handwerkszeug für die Medienbranche – weiter so! Auf die nächsten Dekaden!

Ich war von Oktober 2007 bis Mai 2011 bei presstige tätig – als Redakteurin, Ressortleiterin, Chefredakteurin und Art Director sowie als Projektkoordinatorin vom Begleitstudium Problemlösekompetenz. Seit der Gründung des Vereins bin ich außerdem Beisitzerin. 2012 habe ich mein Masterstudium „Medien und Kommunikation“ beendet, inzwischen arbeite ich in einer Agentur. Bei presstige habe ich gelernt, mit sehr unterschiedlichen Leuten zusammenzuarbeiten, Zeitpläne zu entwerfen – und damit umzugehen, dass es immer Menschen geben wird, die diese Pläne nicht einhalten. Ich musste flexibel sein, mit Zeitdruck umgehen und viel Verantwortung tragen. Außerdem habe ich in der Zeit natürlich auch Text- und Layout-Erfahrungen gesammelt. All das hat mir den Weg zu meinem heutigen Job geebnet. Ich kann aus eigener Erfahrung nur jedem empfehlen, sich während des Studiums in einem Projekt oder Nebenjob zu engagieren und dort Verantwortung zu übernehmen. Dabei lernt ihr Dinge, die euch kein Dozent der Welt nahebringen kann – die aber später darüber entscheiden können, ob ihr euren Traumjob ergattert oder nicht.

Alexander M. Stelz (2) Im Grunde bestand meine Funktion bei presstige darin, mir die Nächte vor dem Drucktermin mit Christopher Große und den Chefredakteuren um die Ohren zu schlagen. Abgesehen davon war ich für das Layout und die Gestaltung zuständig. Neben dem Arbeiten in einem großen Team war es wirklich lehrreich, so ein Projekt von Ausgabe zu Ausgabe immer wieder fertigzustellen und dabei die Wünsche der Redakteure, die Vorgaben der Chefredaktion und die eigenen Vorstellungen unter einen Hut zu bekommen. Die wohl wichtigste Erfahrung bei presstige war aber, einen Blick für die wichtigen Sachen zu bekommen und Prioritäten zu setzen. Für die nächsten zehn Jahre wünsche ich presstige frohes Schaffen – ohne nächtliche Endredaktionssitzungen. Aber für den Fall der Fälle: Auf dass der Red Bull-Vorrat sich nie dem Ende zuneigen möge!

Philipp Zanklmaier (3) Als Mitglied der ersten Stunde hatte ich bei presstige verschiedene Funktionen inne: Ich war Vertriebsmitarbeiter, Redakteur, stellvertretender Chefredakteur und Personalchef. Ich habe die unglaublich wertvolle Erfahrung gemacht, was es heißt, etwas mit Freunden aufzubauen, dafür Verantwortung zu übernehmen und Andere dafür zu begeistern. Diese wertvollen Lebenserfahrungen begleiten und motivieren mich auch heute noch. Sehr wertvoll war sicherlich ein Verständnis dafür zu bekommen, welcher organisatorische Aufwand hinter so einem Projekt steht und wie man überhaupt eine Organisationsstruktur dafür aufsetzt. Alles, alles Gute presstige! Es ist sehr schön zu wissen, dass es nach zehn Jahren immer noch begeisterte, ehrenamtlich tätige Menschen gibt, die so ein Magazin mit all seinen Aufgaben stemmen und weiterentwickeln. Danke euch!

Dominik Hahn (5) Ich stieß kurz nach der Gründung von presstige zum Team hinzu. Da ich mich beruflich ohnehin in Richtung Journalismus entwickeln wollte, war ich sofort Feuer und Flamme. Legendär war dann nicht nur das Cover der ersten Ausgabe, was für reichlich Gesprächsstoff sorgte, sondern auch die Premieren-Party im damaligen Kerosin. Ich lernte bei presstige, dass es nicht entscheidend ist, was du als interessant oder relevant erachtest, sondern, dass zählt, was den Leser anspricht. Diese Weisheit habe ich sicherlich mitgenommen, denn auch in meinem aktuellen Job bei der Allianz kommt es auf die Bedürfnisse der einzelnen Zielgruppen an, und nicht auf meine persönliche Sicht der Dinge. Egal, ob presstige, ein anderes Projekt oder ein Praktikum – nehmt euch die Zeit für Aktivitäten neben dem eigentlichen Studium. Nur so erfahrt ihr, in welche Richtung ihr euch tatsächlich entwickeln wollt und welche Möglichkeiten die (Arbeits-)Welt euch bietet.

Jan Koenen (6) Bei presstige hat mich vor allem das Teamwork fasziniert. In einer Redaktion zu arbeiten, in der sich jede(r) Einzelne ehrenamtlich neben dem Studium einbringt, macht viel Spaß. Und es schult gleichzeitig die Fähigkeit, sich selbst und Andere zu motivieren. Außerdem habe ich gelernt, eigene Texte kritischer zu hinterfragen. Nur weil etwas gedruckt wird, ist es nicht automatisch richtig oder zwingend hochwertig. Gradmesser für die Qualität ist man selbst. Zum Jubiläum gratuliere ich presstige ganz herzlich und wünsche alles Gute für die nächsten zehn Jahre! vorwärts | 25


Zwischen

Business

r o l e h c a B d un

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ie Augsburgerin Tatjana L. studiert im sechsten Semester Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement im österreichischen Kufstein. Für ihr Pflichtpraktikum kam sie zurück nach Deutschland in eine Münchener Live-Kommunikationsagentur.

Das Agenturleben Im April startete Tatjana ihr sechsmonatiges Abenteuer. Statt Kaffeekochen stand sofort eine verantwortungsvolle Aufgabe auf dem Programm: die Vorbereitung einer Konferenz für einen Autohersteller mit beinahe 2.500 Teilnehmern. „Das klang vielversprechend, aber definitiv nach viel Arbeit“, erzählt Tatjana. Eine Veranstaltung diesen Umfangs bedarf einer sorgfältigen Planung: Sie versendete die Einladungen, buchte zwei Hallen in der Messe München und organisierte Unterkünfte in über zwanzig verschiedenen Hotels in München. Tatjana kontaktierte die Hotels, besprach sich mit Dienstleistern und dem Kunden und verglich Catering-Angebote. Ihre Hauptaufgabe war jedoch das Teilnehmermanagement. Sie kontrollierte die Teilnehmerlisten, kümmerte sich darum, dass alle Einladungen bei ihren Empfängern ankamen und stand für Rückfragen der Konferenzteilnehmer bereit. Auch bei Geschäftsterminen durfte sie von Anfang an dabei sein. Je näher die Veranstaltung rückte, desto mehr gab es zu tun. Bei Events dieser Größenordnung läuft selten alles nach Plan und somit kamen immer wieder ungeplante Aufgaben dazu. In der heißen Phase verbrachten Tatjana und ihre Kollegen oft sehr viel Zeit in der Arbeit. Auch wenn die Deadlines drängten, fanden sie doch ab und zu Zeit für ein gemeinsames Mittag- oder Abendessen oder auch nur einen kurzen Tratsch an der Kaffeemaschine. „Das Wichtigste ist, dass man Spaß an seiner Arbeit hat“, meint Tatjana. Und wenn es mal eng wurde, konnte sie immer auf ihre Kollegen zählen – auch wenn diese eigentlich in einem anderen Projekt steckten.

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Die Bachelorarbeit Viele ihrer Kollegen wussten lange Zeit nicht, dass Tatjana neben ihrem Praktikum ihre Bachelorarbeit verfassen musste. Der Abgabetermin fiel genau mit dem Veranstaltungstag zusammen. Anfangs war sie sehr zuversichtlich, alles unter einer Hut zu bringen. Je näher das Event heranrückte, desto klarer wurde ihr, dass sie den Doppelaufwand unterschätzt hatte: „Fünf letzte Seiten, sie waren einfach nicht mehr machbar. Mir fehlte die passende Literatur, ich hatte keinerlei Konzentration, keinen Kopf für irgendwas.“ Als die Kollegen davon Wind bekamen, versuchten sie, noch Arbeit zu übernehmen und ihr den Rücken freizuhalten. Aber Tatjana erzählt: „Wenn du dich schon wochenlang intensiv mit einem Event beschäftigst hast, ist das durch Andere nicht so leicht zu kompensieren, die nicht dieses Detailwissen haben. Und meine Kollegen im Stich zu lassen, kam für mich zu keiner Zeit in Frage.“ Sie entschied sich, ihre Bachelorarbeit zu vertagen und sich ganz der Veranstaltung zu widmen.


Die Konferenz Wenige Tage vor dem Event zogen Tatjana und ihr Projektleiter in ein Hotel in der Nähe des Veranstaltungsortes, um zu jeder Tages- und Nachtzeit schnell vor Ort sein zu können. Je näher der Veranstaltungstag rückte, desto öfter nahmen die Gäste die Service-Hotline in Anspruch. Aber auch mit dem Kunden stand Tatjana in ständigem Kontakt. Rund um die Uhr musste jemand von der Agentur zur Verfügung stehen. Nach zwanzig Stunden ging die Veranstaltung zu Ende. Erschöpft, aber glücklich hieß es jetzt erst einmal anstoßen und durchatmen. Im Großen und Ganzen verlief alles nach Plan. Und für Tatjana blieb die Erkenntnis: „Das Schönste am Ende eines Events ist, dass man das Ergebnis seiner Arbeit vor Augen hat und die Freude an zufriedenen Gästen und Auftraggebern. Da weiß man, dass sich die arbeitsreichen Wochen gelohnt haben. Das Praktikum hat mir gezeigt, dass ich mit meinem Studienfach auf dem richtigen Weg bin.“

Im Nachhinein scheint es, als hätte sie alles richtig gemacht. Tatjana und ihr Projektleiter bekamen reichlich Lob von ihren Chefs und dem Kunden. Doch die Bachelorarbeit ging nun von vorne los. In einem Zweitversuch erzielte sie mit 94 Prozent die Note Eins. Abschließend erklärt Tatjana: „Auch wenn ich zwischendurch daran gezweifelt habe, die richtige Entscheidung getroffen zu haben: Ich bereue es nicht und würde immer wieder so wählen. Ich bin stolz darauf, ein Teil der Veranstaltung gewesen zu sein und ich bin gespannt darauf, welche Herausforderungen mir in Zukunft begegnen werden!“ Tatjana ist nun wieder zurück in Kufstein und absolviert ihr letztes Semester, bevor sie mit der zweiten Bachelorarbeit – das ist in ihrem Studiengang so üblich – ihr Studium endlich abschließt. Hoffentlich diesmal beim ersten Versuch.


Gehört ein Doktortitel

A

ls einziger Bildungsabschluss gilt der Doktor in Deutschland als Namenszusatz und kann im Pass eingetragen werden. Ist dieses Privileg berechtigt?

Ja, findet Dr. Christopher Große Eigentlich muss man sich fast schämen, einen Doktortitel zu führen. Angesichts einer nicht mehr enden wollenden Debatte über die Qualität deutscher Promotionen und immer neuen Negativbeispielen geltungsbedürftiger Politiker oder Wirtschaftsvertreter darf die Frage erlaubt sein, inwieweit der Titel dem Träger überhaupt noch zur Zierde gereicht. Ich kenne Menschen, die sich ihre Promotionsurkunde haben rahmen lassen, um sie auf einem für jedermann gut sichtbaren Ehrenplatze auszustellen – über dem Klo. Fakt ist: Promotionen sind heute im Schnitt deutlich länger als noch vor 40 Jahren. Das allein ist kein Qualitätsausweis. Es könnte aber zumindest ein Indiz dafür sein, dass die Diskussion um Titel zu anderen Zeiten ebenfalls ihre Berechtigung gehabt hätte. Die Promotionsurkunde der Universität Augsburg ist nicht unbedingt das, was man als spektakulär bezeichnen würde. Einziger Schmuck neben den schwungvollen Unterschriften von Präsident und Dekan ist ein gestanztes, kaum wahrnehmbares Universitätssigel. Schmücken kann ich mich mit diesem A4-Blatt schwerlich. Dabei zählen wie so oft im Leben eher die inneren Werte. Beim Doktor handelt es sich eigentlich um den Nachweis einer wissenschaftlichen Leistung. Und natürlich weiß ich, dass der Titel genau daraus seine Legitimation zieht und seinen Träger für genau dieses Umfeld qualifizieren soll. Da aber leider nicht jeder seine wissenschaftliche Karriere konsequent fortsetzen kann, finde ich es wenig verwerflich, den Qualifikationsnachweis auch außerhalb der wissenschaftlichen Welt zu gebrauchen. Im Übrigen wenig anders als bei anderen Titeln: Wie oft haben wir uns gefragt, ob man für diesen oder jenen Job tatsäch-

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lich das „erfolgreich abgeschlossene Hochschulstudium“ benötigt? Es schwante uns: Es geht nicht um den Titel. Es geht in unserer Jobwelt, in der alles immer globaler, schneller, weniger verlässlich und greifbar erscheint, um etwas vollkommen anderes: um Substanz. Es geht um den Ausweis einer besonderen Leistung, einer nützlichen oder weniger nützlichen fachlichen Expertise. Und wenn ich von meinem Chef nach allen Regeln der Kunst zusammengefaltet werde, er mich dabei aber wenigstens konsequent mit meinem Doktor anbrüllt – dann weiß ich, dass es zugleich um soviel mehr geht: um meine Würde. Ob mir der Doktor im Arbeitsleben mehr nützt als schadet, kann ich nicht beurteilen. Mitunter sorgt er für Distanz, manchmal sogar für Argwohn oder Neid. Für manche Positionen oder Aufgaben bin ich „überqualifiziert“. Mehr Geld als meine Kollegen ohne Doktortitel verdiene ich nicht, dafür habe ich während meiner Promotionszeit deutlich weniger verdient als die Meisten von ihnen. Tägliche Arbeit und üblicher Stress unterscheiden sich ebenso wenig. Meine amerikanischen Kollegen finden es eher albern, dass auf meiner Karte und in meinem E-Mail-Absender immer ein Dr. vor dem Namen klemmt, obwohl ich gar kein Arzt bin. Für mich ist der Doktor auch im digitalen, globalen 21. Jahrhundert kein Auslaufmodell. Er ist genauso wenig antiquiert wie ein Studium an einer deutschen Hochschule. Und er hat seine Berechtigung genau wie viele andere Leistungs- und Qualifikationsnachweise. Ein klein wenig mehr Demut indes täte vermutlich vielen Menschen gut – in Wirtschaft, Politik und auch in der Wissenschaft – und im Übrigen nicht allein im Umgang mit ihrem Titel.


zum Namen? Illustration: Natalia Sander

Nein Als Kind wollte ich Feuerwehrmann werden. Eines Tages gingen meine Eltern mit mir zum Tag der offenen Tür bei der Berufsfeuerwehr. Ich durfte die Garage besichtigen, in der die großen Fahrzeuge standen, und einen der schweren Helme anprobieren. Alles sah aus wie in meinem Lieblingsbilderbuch über Feuerwehrmann Florian. Nach der Garagenführung gingen wir in den Hinterhof. Dort waren für Kinder mehrere Stationen aufgebaut. An eine kann ich mich noch erinnern: Da mussten wir mit einem Wasserstrahl aus dem Feuerwehrschlauch irgendwelche Ziele treffen. Wer alle Stationen erfolgreich absolviert hat, bekam eine Urkunde. Auf meiner stand: „Christian Endt darf nun den Titel Oberspritzenmeister führen.“ Eigentlich sollte ich bei allen Online-Formularen in das Titelfeld die Bezeichnung „Oberspritzenmeister“ schreiben. Wenn jemand nachfragt – ich habe die Urkunde noch und kann belegen, dass alles seine Ordnung hat. Das ist albern? Klar ist es albern. Zugebenermaßen ist es viel alberner, als unter Titel die Zeichenkombination „Dr.“ einzutragen. Aber prinzipiell ist es dasselbe. Ein Doktortitel ist eine Auszeichnung für Leistungen in einem bestimmten Fachgebiet. Man kann einen Doktor etwa in Medizin machen oder in Sozialwissenschaften. An der Uni Wuppertal gab es bis vor wenigen Jahren einen Master-Studiengang in „Brandschutz“. Ob Zielübungen mit einem Feuerwehrschlauch zur Ausbildung gehörten, weiß ich nicht. Jedenfalls bin ich der Meinung, ein Doktortitel sollte genauso wenig Teil des Namens sein wie Oberspritzenmeister oder das Seepferdchen. Wer eine Promotion

, findet Christian Endt

erfolgreich zu Ende bringt, beweist wissenschaftliche Kompetenz und Durchhaltevermögen; dafür bekommt Herr oder Frau Doktor zu Recht Anerkennung und oft auch bessere Karrierechancen. In erster Linie sollte man aber aus Interesse an seinem Thema promovieren oder weil man eine Laufbahn in der Wissenschaft anstrebt. Die Promotion gehört daher, wie andere Bildungsabschlüsse auch, in den Lebenslauf. Warum aber muss der Doktor auf der Visitenkarte und dem Türschild zu lesen sein? Mit dieser Praxis zieht man Leute an, denen es um Ruhm und Prestige geht, maximal am Rande um Wissenschaft. Prominente Beispiele für diesen Doktortypus finden sich unter dem Suchbegriff „Plagiatsaffäre“ zuhauf bei Google. Gerade ältere Menschen reden beinahe ehrfürchtig von Doktoren. Auch wenn sie damit meistens Ärzte meinen und gerade der Dr. med. vergleichsweise leicht zu erlangen ist und international nicht als dem Ph.D ebenbürtig anerkannt wird. Viele Frauen, die mit einem Doktor verheiratet sind, haben die Erfahrung gemacht, als „Frau Doktor“ angesprochen zu werden, obwohl sie selbst nicht promoviert haben. Als wäre die Dissertation keine akademische Arbeit, sondern die Aufnahme in den Adelsstand. Auch andere Menschen haben in Ausbildung oder Beruf viel geleistet, dabei aber keinen Titel erworben. Oder einen, der keinen herausgehobenen Status als Namenszusatz besitzt wie der Doktor, Handwerksmeister beispielsweise. Für diese Ungleichbehandlung gibt es keinen Grund. Darum gibt es nur zwei Möglichkeiten: Auch Schreiner- und Oberspritzenmeister dürfen im Ausweis eingetragen werden. Oder der Doktor muss raus. vorwärts | 29


Sie nennen es Mitbestimmung Wie Studenten den Hochschul-Alltag mitgestalten können Text: Heike Strobl – Illustration: Alexandra Kiefer

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n der Augsburger Universität finden jährlich im Sommersemester Hochschulwahlen statt. Was und wie dabei gewählt wird, erklärt euch presstige. Jeder, der schon in einem Sommersemester an der Universität Augsburg studiert hat, kennt es: Die Wände in den Fakultätsgebäuden und bei den Hörsälen werden mit Wahlplakaten tapeziert. Parteien und ihre Mitglieder stel-

len sich und das Amt vor, für das sie bei den jährlichen Hochschulwahlen kandidieren. Insgesamt könnt ihr 18 Stimmen an Studenten vergeben, die eure Interessen im Konvent, in der erweiterten Universitätsleitung und im Fakultätsrat vertreten wollen. Wer sich nicht intensiv mit der Hochschulpolitik auseinandersetzt, kann da schon einmal den Überblick verlieren. Damit das nicht mehr vorkommt, haben wir für euch eine Grafik zusammengestellt:

So funktioniert die Hochschulwahl

du als Student

zwei studentische Vertreter

Fakultätsrat + StuRa

14 Stimmen

• Katholisch-Theologische Fakultät • Philosoph-Sozialwissenschaftliche Fakultät • Philogisch-Historische Fakultät • Wirtschaftlswissenschaftliche Fakultät • Juristische Fakultät • Fakultät für Angewandte Informatik • Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

gehören zu

gehören zu

Erweiterte Universitätsleitung (EULe)

aus jedem StuRa werden zwei Kandidaten entsendet: 14 Sitze

Konvent

gehören zu

Vorsitzende

Sprecherrat

wählt

wählt

Referate

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Die EULe In der Erweiterten Universitätsleitung (EULe) sind zwei studentische Vertreter, die direkt von euch gewählt werden. Die EULe besteht aus insgesamt 22 stimmberechtigten Mitgliedern. Sie unterstützt und kontrolliert zusammen mit dem Universitätsrat das Präsidium der Universität Augsburg.

Der Fakultätsrat

Wie kannst du Einfluss auf die Unipolitik nehmen? 1. Teilnahme an der Vollversammlung mit Stimmabgabe 2. Freiwilliges Engagement in den AStA-Referaten 3. Teilnahme an einmal monatlichen Konvent-Fachsitzungen 4. Wählen gehen!

Die nächsten Hochschulwahlen finden am 3. und 4. Juni 2014 statt. Eine Übersicht der Wahllokale findet ihr auf

Jede Fakultät hat zwei studentische Vertreter im Fakultätsrat. Die beiden Studenten mit den meisten Wählerstimmen werden zu diesen zwei Fachbereichsräten. Die Studenten mit den nächstmeisten Stimmen bekommen einen Platz in der jeweiligen Studierendenvertretung (StuRa). Die Anzahl hängt von der Fakultät ab. So besteht der StuRa der WiWi-Fakultät neben den zwei Fachbereichsräten zum Beispiel aus neun weiteren und der StuRa der PhilologischHistorischen Fakultät aus acht weiteren Mitgliedern. Der StuRa vertritt euch bei Themen wie der Modularisierung, sie arbeiten eng zusammen mit den Fachschaften und sind Ansprechpartner für alle Studenten.

der

Homepage

des

AStA

(www.asta.uni-augsburg.de/)

unter dem Reiter Hochschulwahl. Grundsätzlich gilt: Gewählt wird an der Fakultät, an der man eingeschrieben ist und das jeweils am 3. Juni von 9:00 bis 16:30 Uhr und am 4. Juni von 9:00 bis 15:00 Uhr.

Online, einfach, schnell

Der studentische Konvent Beim dritten Teil der Hochschulwahlen habt ihr 14 Stimmen, mit denen ihr 14 Vertreter in den studentischen Konvent schicken könnt. Der Konvent wählt den studentischen Sprecherrat und den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), der sich aus vier Vorsitzenden und den verschiedenen Referaten zusammensetzt. Dazu gehören zum Beispiel das Kulturreferat, Sozialreferat und Finanzreferat. In den Referaten kann sich auch jeder freiwillig engagieren; nur die Leitung der Referate muss vom Konvent gewählt werden. Neben den 14 direkt gewählten Mitgliedern sitzen die 14 Fachbereichsräte aus den sieben Fakultäten und die beiden EULe-Vertreter im studentischen Konvent. Wichtig: Beachtet bei der Wahl, dass eure Kreuze innerhalb eines Wahlvorschlags gesetzt sind. Ansonsten ist der Wahlzettel ungültig. Ob ihr eure Stimmen dabei den Personen direkt gebt oder einfach einen Wahlvorschlag ankreuzt, bleibt euch überlassen.

Studenten aufgepasst! AVV-Kundenkarte und AVV-Abo online bestellen Eure AVV-Kundenkarte könnt Ihr auch online bestellen. Einfach das Formular unter www.avv-augsburg.de/kundenkarte ausfüllen, Ausbildungsnachweis hochladen und schon wird die AVV-Kundenkarte kostenlos per Post zugeschickt! Abos können unter www.avv-augsburg.de/abo bestellt werden.

Keine lange Wartezeit im AVV-Kundencenter Einfach, schnell und komfortabel Wir wünschen Euch eine gute Fahrt im AVV! Mit dem QR-Code direkt zum Online-Bestellformular!

www.avv-augsburg.de


Heimw채rts Alles, was in und um Augsburg passiert


Die offene Flanke der Religion Der Wilhelminisch-Osmanische-Sufi-Treff als Anlaufstelle für jedermann Text & Fotos: Michael Müller

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er Name kommt aus der Geschichte und die Idee ist eigentlich ganz einfach: Der zum Islam konvertierte Abdul Hakim möchte mit seinem Wilhelminisch-Osmanischen Sufi-Treff in Augsburg-Oberhausen einen Ort schaffen, an dem er seine Religion mit und für Andere lebt. Kurz nach zwölf wirkt der Wilhelminisch-OsmanischeSufi-Treff noch vollkommen verlassen. In einer halben Stunde trifft man sich hier laut der Neuen Szene, um „miteinander den großen Traum vom Frieden zu leben“. Allein das macht mich neugierig genug, dass ich mich erst einmal im Hauseingang gegenüber niederlasse. Doch mit dem Warten kommen die Fragen: Wer trifft sich eigentlich hier und wie genau leben sie den Frieden? Jetzt bin ich nun einmal da und als ich erste Geräusche im Treff höre, fasse ich mir ein Herz. „Möchten Sie zu uns?“ Gerade als ich die Klinke herunterdrücken möchte, spricht mich ein arabisch aussehender Herr an. Er führt freundlich lächelnd eine ältere Dame ins Gebäude und hält auch mir die Tür auf, durch die der Geruch türkischen Gebäcks ins Freie dringt.

Keine Frage der Religion Drinnen bittet man mich, die Schuhe auszuziehen. Der Eingangsbereich wird von einem großen Bücherregal dominiert, doch die Treffen selbst finden in einem schmalen Raum nebenan statt. Im leicht abgedunkelten Zimmer nehme ich auf dem Boden neben den wenigen Gästen Platz, die genauso früh dran sind wie ich. Auch der Gastgeber Abdul Hakim ist noch nicht anwesend. Dennoch werde ich sehr herzlich mit Gebäck und schwarzem Tee empfangen. Obwohl ich sofort im Gespräch bin, fragt niemand nach meiner Religion.

Später erklärt mir Abdul Hakim, dass genau dieser Empfang einen Kern des Sufi-Treffs widerspiegelt. Er ist vor Jahren zum Sufismus übergetreten, einer eng an der Mystik orientierten Spielart des Islam, und hat den Treff in Oberhausen vor etwas mehr als einem Jahr gegründet. „Es geht darum, einen Platz der Offenheit und Toleranz zu schaffen, an dem ein jeder über seine Sorgen sprechen kann, woher er auch kommt oder woran er glaubt“, so Hakim.

Prälat-Biglmair-Straße (gegenüber Hausnr. 23) 86154 Augsburg

Kaiser Wilhelm und der Sultan Diese Idee steckt auch hinter dem zuerst etwas verwirrenden Namen des Wilhelminisch-Osmanische-Sufi-Treffs. Er spielt auf die Freundschaft zwischen Kaiser Wilhelm dem Zweiten und dem damaligen Sultan des Osmanischen Reiches an, die ungeachtet ihrer kulturellen Herkunft auf gemeinsamen Wertvorstellungen fußte. Natürlich trifft sich der gläubige Kern der Gruppe auch für ein gemeinsames Gebet. Doch die Teilnahme am Gebet ist keinesfalls Voraussetzung, um willkommen zu sein. Deshalb gibt es auch einige regelmäßige Gäste anderen Glaubens, die genauso die Gastfreundschaft der Sufis schätzen. In diesem Miteinander liegt für Abdul Hakim der Kern aktiven Glaubens, nicht allein in seinen äußeren Regeln. „Religion ist wie eine Gartenhacke. Der Mensch kann sie sehr zerstörerisch benutzen. Es ist kein Wunder, dass Menschen, die nur die Salafisten kennen, deshalb den Islam fürchten. Doch mit der Hacke kann ich auch einen Acker bebauen und Wunderbares für die Menschen schaffen. Darum geht es beim Sufi-Treff.“

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Ein Ort der Begegnung Das Sozialkaufhaus Contact Text: Petra Maier – Fotos: Natalia Sander & Petra Maier

Sozialkaufhaus Contact Im Tal 8, 86179 Augsburg Linie 3 Richtung Haunstetten West, Haltestelle Hofackerstraße Öffnungszeiten: Mo-Fr: 10-19 Uhr, Sa: 8-18 Uhr Mehr Infos erhaltet ihr unter: www.contact-in-augsburg.de www.facebook.com/pages/contact-inAugsburg-eV/176726565715308

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econd Hand wird immer beliebter – das zeigen Konzepte wie Kleiderkreisel oder Facebook-Gruppen wie der Augsburger Mädchenflohmarkt zu Genüge. Dass dahinter nicht nur die Möglichkeit steckt, billig einzukaufen, macht das Sozialkaufhaus Contact in Haunstetten deutlich.

Von außen erweckt das Areal einen eher unscheinbaren Eindruck. Das Gebäude erinnert an eine Art große Lagerhalle – was es gewissermaßen auch ist. Dass drinnen eine Fundgrube für Schätze aus nahezu allen Dekaden des letzten Jahrhunderts wartet, bleibt von außen unersichtlich. Neben der grünen Eingangstür befinden sich mehrere metallene Regale, die über und über mit Blumentöpfen voll sind. Irgendjemand hat sie nach Farben sortiert. Mich überkommt ein wenig das Gefühl, in einem Gartencenter zu sein. Als ich die quietschende Türe öffne und ins Innere des Sozialkaufhauses trete, ändert sich dieser Anschein aber schlagartig. Meine Augen wissen ob der vielen Eindrücke nicht so recht, wohin sie wandern sollen: Auf der linken Seite der großen Fläche türmen sich in silbern schimmernden Regalen stapelweise Handtücher, Bettwäsche, Schuhe, Mützen und Schals. Weiter hinten begegnen mir Kleiderständer, die Mäntel, Blusen und Pullover aus vergangenen Jahrzehnten tragen; darunter Jeanshosen mit Schlag aus den Siebzigern, ein braunkariertes Sakko aus Tweed und eine rosa Kinder-Jogginghose. Ich frage mich, wem diese Sachen wohl alle einmal gehört haben. Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Haushaltsecke. Dort gibt es jegliche Art von Geschirr, die man für die erste Studentenbude gebrauchen kann: Von Plastiksieben über Tassen aus handbemaltem Porzellan und großen Teflonpfannen ist alles dabei. Die Regale stehen alle sehr eng beieinander, sodass ich aufpassen muss, mit meiner Handtasche nicht aus Versehen ein Regal abzuräumen. Es riecht hier etwas nach altem Keller. Ein paar Schritte weiter riecht es gleich ganz anders – nach Büchern. Auch hier ist nicht viel Platz zwischen den Regalen. Ich komme mir vor wie in einem Labyrinth. Zwar sind die Bücher nach Genre geordnet, doch stehen die Regale so verwinkelt, dass es mir anfangs schwerfällt, den Überblick zu bewahren.

Täglich sechs Tonnen Neuware Die Masse an Ware überfordert mich. Sechs Tonnen Neuware kommen täglich rein, erzählt Roswitha Kugelmann, die Mitbegründerin des Sozialkaufhauses. Einerseits holen drei Transporter nach Absprache Möbel aus Privathaushalten ab, anderseits bringen viele Leute die Dinge, die sie nicht mehr brauchen, selbst hierher. Darunter ist so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann: Kleidung, Geschirr, Spielzeug, Fahrräder, Elektroartikel und vieles

mehr. „Es gibt nichts, was es nicht gibt“, meint Roswitha Kugelmann. „Und wenn wir es heute nicht haben, dann kriegen wir es morgen.“ In vier großen Verkaufshallen wird die Ware – nachdem sie ausgiebig sortiert und teilweise in einer kleinen Werkstatt aufgearbeitet wurde – zum Verkauf angeboten. Seit vier Jahren befindet sich das Sozialkaufhaus auf diesem Gelände. Angefangen haben die Initiatoren mit einem kleinen Laden in Alt-Haunstetten, danach ging es weiter mit einem größeren Geschäft in der Friedberger Straße – nicht zu vergleichen mit der heutigen Fläche von 4000 Quadratmetern. Das Schönste an den größeren Räumlichkeiten ist für Roswitha Kugelmann, dass sie mehr Leute beschäftigen kann. Ungefähr 120 Personen arbeiten hier – teilweise sind sie festangestellt, teilweise beteiligen sie sich auf freiwilliger Basis an dem Konzept. Die meisten von ihnen wären für den ersten Arbeitsmarkt nicht mehr fit genug, erklärt sie. Obwohl die Preise so niedrig wie möglich gehalten werden, sollen viele Menschen hier arbeiten können. Noch wichtiger findet es Roswitha Kugelmann aber, dass die Angestellten auch Anschluss finden: So gibt es mittags für alle Mitarbeiter ein warmes Essen, das in einer winzigen Küche zubereitet wird. Die Lebensmittel dafür werden von einer Bäckerei in der Umgebung und einem Discounter gespendet.

Der Name ist Programm Für die 59-Jährige ist es außerdem wichtig, dass jeder hier einkaufen kann – auch ohne Berechtigungsausweis, wie es in anderen Sozialkaufhäusern gefordert wird. Denn für einen kleinen Geldbeutel sollte man sich nicht auch noch ausweisen müssen, findet Roswitha Kugelmann. Durch die große Menge an Ware entsteht einerseits ein unglaubliches Einkaufsparadies – man findet hier wahrscheinlich aus jeder Epoche des 20. Jahrhunderts etwas – andererseits wird aber auch der Umwelt geholfen: Vieles, was sonst auf dem Müll landen würde, kann so noch einen neuen Besitzer glücklich machen. In erster Linie ist das Sozialkaufhaus aber ein Ort der Begegnung: In einem kleinen Café können sich die Kunden bei kostenlosem Kaffee, Tee und Gebäck etwas stärken und ins Gespräch kommen. Daneben wird regelmäßig Deutschunterricht für Ausländer angeboten und es gibt eine Strickrunde, der man sich unverbindlich anschließen kann. Daher wurde auch der Name Contact gewählt: Die Leute sollen hier die Möglichkeit haben, mit Anderen in Kontakt zu kommen, mit denen sie sonst vielleicht nichts zu tun hätten. Der Begriff kommt aus dem Französischen, bedeutet so viel wie „Berührung“ und steht für neue Begegnungen und ungewohnte Situationen, an die man sich langsam herantastet – immer darauf bedacht, Anderen zu helfen.

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Bandporträt: Adulescens Die Jünglinge sind erwachsen geworden Text: Daniel Guggeis – Fotos: privat – Illustration: Alexandra Kiefer

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ie Jungs von Adulescens haben sich neu erfunden und bieten nun eine coole Mischung aus Indie-Rock und elektronischen Elementen. 2011 waren die Jungs von Adulescens noch blutjung, nur Hannes war bereits volljährig. Trotzdem schafften sie es schon damals, den Band des Jahres-Wettbewerb zu gewinnen. Inzwischen sind drei Jahre vergangen und es hat sich viel getan bei der Band. In die Schule geht nur noch einer von ihnen. Der Rest steckt entweder in der Ausbildungsphase oder konzentriert sich wie Bassist Max voll auf die Band und jobbt nebenher.

Musikalischer Neustart Auch musikalisch gab es eine große Veränderung. Man fing nach dem Band des Jahres-Sieg neu an. Hannes, der Älteste der Band, singt nicht mehr, sondern konzentriert sich nur noch auf seine Synthesizer. „Eine Frontmannrolle einzunehmen ist immer schwer, wenn man kein Frontmann ist. Er hat gut gesungen, aber uns war schon lange klar, dass Maxi eine richtig gute Stimme hat“, sagt Bassist Max im Gespräch. Schlagzeuger Maxi überzeugt in den neuen Songs als Sänger sehr. Insgesamt ist dieser Wechsel doch gut über die Bühne gegangen. Die Band brachte 2012 eine starke EP heraus und bekommt seitdem mehr Aufmerksamkeit. So kam es auch dazu, dass die fünf Jungs unter Anderem in der Astrastube in Hamburg und im Grünen Salon in Berlin spielen durften. Zusätzlich trat die Band letztes Jahr auf dem

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Modular Festival in Augsburg auf. „Es ist schon wichtig, mal als Band Tourfeeling aufzubauen. Wir spielen oft vor so vielen Leuten und dann stehen da auf einmal in Berlin 25 Leute vor dir. Aber wir haben Spaß und gehen uns nicht nach drei Tagen auf den Sack oder so.“, meint Gitarrist Schlicki zu den ersten Tourerlebnissen als Band. Adulescens ist wirklich eine eingespielte Crew. Auch Bassist Max stimmt den Aussagen seines Bandkollegen zu, ergänzt aber, dass es natürlich Momente gegeben habe, in denen der Ein oder Andere sturköpfig war. Doch insgesamt betrachtet gebe es für ihn keine anderen zwischenmenschlichen Beziehungen, die einen so zusammenschweißen, wie mancher Moment bei einem Konzert. Schöne Gigs seien neben dem ModularAuftritt 2013 und dem Band des Jahres-Finale 2011 auch das Konzert in Schrobenhausen auf der alten Filmbühne gewesen: „Mal eine ganz andere Location und dazu eine coole Bühne.“

Selbstkritische und emotionale Songs Viele fragen sich immer, welche Vorbilder eine junge Band hat. Bassist Max entgegnet gleich, was für eine doofe Frage das ist. „Als Band pickst du dir nicht explizit eine andere Gruppe als Vorbild raus. Du findest da mal einen coolen Song, eine geile Synthie-Hook oder eine GitarrenLine, die im Ohr bleiben, und lässt dich davon beeinflussen.“ Richtig stark finden Adulescens aber gerade die neue Scheibe „Close to the Glass“ von The Notwist. Die


\\ Steckbrief // Bandname?

Adulescens

Famous Songs?

Wings, Nymphs, Sweet Blood Pt.1

Wer genau?

v.l.: Max (Bass), Flo (Gitarre), Michael „Schlicki“ (E-Gitarre), Maxi (Schlagzeug, Gesang), Hannes (Synthesizer)

Wunsch für Augsburg?

Noch mal ein guter Live-Club neben der Kantine wäre toll

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel?

Würde ich mein Amt abgeben

Horst Seehofer ist…?

Eine Made im Speck, größte Blamage für Bayern, Wahrzeichen des Stammtischs

Musikrichtung?

Post-Rock, Indietronic

Größter Erfolg?

Band des Jahres Sieg 2011

Platte, die sie 2013 jedoch am meisten gepackt hat, ist sogar von einer Augsburger Band. „Elysian Pleasures“ von Carpet. „Für uns eine der wenigen Bands, die einen richtig markanten Sound machen, mit Elementen, die du nur bei der Band wiedererkennst. So was wollen wir auch.“ Auch Adulescens entwickeln zunehmend ihren eigenen Sound. Mittlerweile ist es eine Form von Post-Rock, der sehr elektronisch geprägt ist. Der Synthie-Sound von beispielsweise „Nymphs“ und dazu der Gesang von Maxi klingen einfach wunderbar. Aber sie bieten auch leicht rockige Nummern wie „Sweet Blood Part One“. Definitiv der angenehmste Song ist „Wings“ – ein richtiger Universalsong mit einem Pop-Beat. In den Texten der Band geht es meist um die Liebe und um negative Dinge. Maxi ist

ein sehr emotionaler Sänger und kann diese Themen deshalb sehr gut performen. Sie haben aber auch sehr selbstkritische Songs wie der Track „White Shadows“, der auf ihrem künftigen Album sein wird. Dort heißt es: „Would you ever try to face you with your own?“ Auf ihr künftiges Album darf man bereits sehr gespannt sein. Es ist für 2015 geplant und soll bis auf „Wings“ nur neue Songs enthalten, von denen viele auch schon im Studio produziert sind. Gitarrist Schlicki betont, dass sich in nächster Zeit viel im Hintergrund abspielen wird. Aber es wird hoffentlich trotzdem ein konzertreicher Herbst. Ebenfalls geplant ist ein neues Musikvideo. Es wird gerade also einiges ins Rollen gebracht. Stay tuned für diese tolle Band aus Aichach.

Wir bringen’s in Form ... Im Gries 6 86179 Augsburg www.walchdruck.de kontakt@walchdruck.de T 0821.80858.0 F 0821.80858.39 Kompetenz aus Leidenschaft seit 1755


Wenn sich der Campus Uni bei Nacht –

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Text & Fotos: Lisa Luthardt

achdem die Bibliothek ihre Türen schließt und der letzte fleißige Student den Campus verlässt, kann man eine andere Seite der Uni erleben. Die Enten im Teich quaken lautstark um die Wette und wenn man genau hinsieht, entdeckt man idyllische Plätze, an denen es sich lohnt, etwas zu verweilen.

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schlafen legt

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King of Kebab Die Suche nach dem besten Döner in ganz Augsburg Text, Fotos & Illustration: Julia Muhm & Simone Mayer

Alibaba Kebab-House Adresse: Konrad-Adenauer-Allee 3 Öffnungszeiten: Täglich: 9-24 Uhr Auswahl: Vielfältig: u. A. Falafel, Pizza, Kombi-Boxen, Schülerdöner und Getränke Geschmack: Sehr gut, jedoch kalt Preis: Beides 4

Presto Pizza Adresse: Salomon-Idler-Straße 24c Öffnungszeiten: Täglich: 11-23 Uhr Auswahl: Pizza, verschiedene KombiBoxen und Getränke Geschmack: Durchschnitt, knuspriges Brot, sehr knoblauchhaltige Soße Preis: 4,20 normal, 3,30 vegetarisch

Arkadas Adresse: Maximilanstraße 64 + 68 Viktoriastraße 3 Öffnungszeiten: Mo-Sa: 9-5 Uhr; So: 11-5 Uhr Auswahl: Diverse Angebote wie Dürüm- und Dönervariationen, Beilagen, Pizza und Getränke

Pamukkale Kebab House Adresse: Judenberg 10 Öffnungszeiten: Täglich: 10-22 Uhr Auswahl: Vielfältig; verschiedene Döner, Dürüm oder Kombiboxen im Angebot, auch Getränke

Geschmack: Gut, jedoch wenig Belag, zu viel Zwiebel

Geschmack: Außer Konkurrenz! Sehr gute Soße (Auswahl möglich), saftig

Preis: 4,10 normal, 3,50 vegetarisch

Preis: 4,30 normal, 3,60 vegetarisch

Ambiente: Imbisstypisches Ambiente, sauber, freundlich

Ambiente: Angenehm, sauber und freundlich, gute Sitzmöglichkeiten

Ambiente: Angenehm, Sauber und freundlicher Service

Ambiente: Sporadisch eingerichtet, nicht einladend, jedoch Sitzgelegenheiten draußen

Weitere Anmerkungen: Als Bonus gibt es eine Stempelkarte

Weitere Anmerkungen: Tipp: Reisbox! Schmeckt sehr gut und ist günstiger

Weitere Anmerkungen: Gratis Tee

Weitere Anmerkungen: Bester Döner Augsburgs!

Fazit: 4 von 5

Fazit: 3 von 5

Fazit: 3 von 5

Fazit: 5 von 5

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eder Student kennt diese Situation: Keine Lust auf die Nudeln von gestern oder schon wieder eine Tütensuppe? Mit dem Pizzalieferanten bist du schon per du? Abwechslung muss her! Im Namen der Imbisskultur Augsburgs haben wir die berühmt-berüchtigten Dönerbuden besucht und teilen unsere Erfahrungen mit euch.

Wir konzentrieren uns dabei auf die zentralen und bekannten Läden und damit auch die Vegetarier nicht zu kurz kommen, testen wir jeweils ein Sandwich mit und eins ohne Fleisch.

Ali Baba Kebap House Neben dem neuen Pow Wow reiht sich auch das Ali Baba Kebab House am Kö ein. Die perfekte Anlaufstelle im Zentrum Augsburgs für einen Snack, um die Wartezeit zu überbrücken. Begrüßt werden wir von freundlichen Mitarbeitern, das Ambiente ist sauber und einladend gestaltet. Wir müssen nicht lange warten, bis uns das Essen gebracht wird. Beide Döner sind mit Salat, Zwiebel, Weiß- und Blaukraut, Karotte und Tomate belegt. Für die Vegetarier gibt es statt Fleisch Falafel. Geschmacklich gibt es nichts zu kritisieren, jedoch sind Fleisch und Falafel kalt. Für jeweils vier Euro bekommt man eine durchaus gute Mahlzeit. Für jeweils vier Euro bekommt man durchaus eine gute Mahlzeit. Vielleicht haben wir nur Pech, und wenn wir uns den nächsten Stempel abholen, ist das Essen auch warm. Von uns bekommt das Ali Baba Kebab House vier von fünf Dönern.

Presto Pizza Nein, wir sind nicht beim Italiener. Der etwas ungewöhnliche Name bezeichnet nämlich den Döner-Imbiss im Univiertel. Im spartanisch eingerichteten Ambiente bestellen wir uns ein Sandwich to go. Dafür eignet sich auch der Straßenverkauf an der Vorderseite. Für 4,20 Euro ist die Fleischvariante eher spärlich belegt. Mehr als ein Brot mit Fleisch, Salat, Zwiebeln, Kraut und einer einsamen Tomatenscheibe bekommt man hier nicht. Die vegetarische Version für 3,30 Euro ist deutlich lukrativer: Hierin findet man Schafskäse, Salat, Kraut, Zwiebel, Karotte, Paprika, Gurke und Tomate im Brot. Für hartgesonnene Knoblauchliebhaber ist die Soße ein Traum! Eine hartgesottene Alternative zum klassischen Dönersandwich ist die Reisbox. Sie ist deutlich billiger, statt Brot gibt es Reis zu Fleisch und Salat – für uns somit die bessere Wahl. Wir vergeben mangels Wohlfühlfaktor und nur wenigen Zutaten drei von fünf Dönern.

Arkadas Durch die zentrale Lage in der Maxstraße und am Hauptbahnhof ist dieser Laden immer gut zu erreichen. Auch zeitlich sind hier den Döner-Gelüsten fast keine Grenzen gesetzt. Mit unschlagbaren Öffnungszeiten bis morgens um fünf ist Arkadas die ideale Anlaufstelle für alle Feierwütigen. Die freundlich-pragmatische Einrichtung lädt vor allem nachts die Leute zum Verweilen ein. Im Preis von 4,10 Euro ist bei der klassischen Variante der Standard-Belag inbegriffen. Für 3,50 Euro gibt‘s statt Fleisch Schafskäse, Paprika und außergewöhnlich viele Zwiebeln. Leider verdient Arkadas keine Auszeichnung in der Kategorie „größter Döner“. Jedoch müssen wir ein Lob für das gute Brot aussprechen. Als nette Geste bekommen wir einen Gewürztee aufs Haus. Aus eigener Erfahrung können wir berichten: Trotz längerer Wartezeiten lohnt sich hier ein Besuch besonders in angeheitertem Zustand zwischen drei und fünf Uhr morgens. Daher vergeben wir faire drei von fünf Dönern.

Pamukkale Kebap House Etwas versteckt, aber zentral liegt das Pamukkale Kebap House am Judenberg. Das neu umgebaute Lokal zeichnet sich durch eine gemütliche Atmosphäre und freundliche Mitarbeiter aus. Beim Bestellen an der Theke werden wir direkt gefragt, welche Soße (es steht eine mit und eine ohne Knoblauch zur Auswahl) und welche Zutaten wir möchten. Dieser Laden punktet mit seiner großen Auswahl an Zutaten und Alternativen. Zusätzlich zum Standard-Belag bekommt man hier Mais und Gurken, die Vegetarier auch Schafskäse, Oliven, Petersilie und weitere Kräuter. Die Soße ist das Highlight zum knusprigen Brot. Für uns steht dieser Döner außer Konkurrenz und erhält mit dem Titel „bester Döner Augsburgs“ fünf von fünf Dönern.

Fazit Natürlich ist alles Geschmackssache. Daher empfehlen wir, den Test selbst zu machen. Für uns ist der Döner beim Pamukkale Kebab House der unangefochtene Sieger, jedoch hat jedes der getesteten Lokale seine Vorzüge. Am Rathausplatz, Kö oder Hauptbahnhof auf der Durchreise, an der Uni als Alternative zur Mensa oder als Mitternachtssnack – für jede Gelegenheit gibt es einen Döner.

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Weltw채rts Alles, was die Welt bewegt


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arz l Schw e n öppe n Schr aria a M n : i Text Mar tion: a r t s Illu

Die Kleinen und die Macht

Napoleon Bonaparte , einer der mächtig sten Männer der Geschichte, war winzig. Gerade ein mal 168 Zentimeter soll der Feldherr gemessen ha be n. Verlängern lässt sich da leider nur die Liste de r mächtigen Kleinen: Nico las Sarkozy (1,69 M ete r), Sil vio Berlusconi (1,65 M eter), Wladimir Putin (1,65 Meter), Attila der Hu nne (1,68 Meter), Benito Mussolini (1,69 Meter). Eine Erklärung für dieses Phänomen bietet der „N apoleon-Komplex“: Demnach machen kleine Män ner ihren Mangel an ph ysischer Größe durch umso größeren Ehrgeiz we tt. De r Zusammenhang konnte durch mehrere Studie n be legt werden. Der Name nsgeber selbst hatte die ses Pr oblem allerdings ga r nicht: Zu Zeiten Napoleons waren die Menschen grundsätzlich viel kle iner als heute. So war 1835 ein durchschnittliche r französischer Soldat gerad e mal 1,62 Meter kle in. Damit war Napoleon alles andere als ein Winz ling.

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Allm the pow ht ie „Bruce d „I´ve got ö m o ttes Mac K s der arrey Go C im ss Ji la Szene au s a ong-K Nolan ali Snap!‘s S u z r u d n n der Bruce t u mt ch nich n bekom lässt. Do a n m re e ie übertrage h d lo em T nten exp et sich d m , id st w e ker Hydra W r“ e anye „The Pow aiden, K M itl n o m der Song Ir sä h h, atti Smit sich durc Macht. P er“ zieht w o n haben P te „ re ie rp – d he Inte ic tl en e Madonna n o h r mächtig s und sc t. Wer de h c u ch rs si e che Genre v te v l, soll sem Moti gehen wil d n ssru re sich an die G .p en f www iter auf d finden au u z – Musik we n re ylist anhö unsere Pla k achtmusi tige.org/m

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Das Spiel von Macht und Unterwerfung Interview mit einer Domina Text: Nadja Hanselmann – Fotos: privat

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n Tarquinia, einer Stadt in der Mitte Italiens, befindet sich eine der ältesten Abbildungen sadomasochistischer Praktiken, die um das sechste Jahrhundert vor Christus datiert ist. Damals waren sie zeitweilig Teil religiöser Inhalte. Doch wie wird das Spiel von Macht und Unterwerfung heute gespielt? Wir trafen Herrin Silvia in ihrem SM-Studio „Domicile Dark Emotion“ in Augsburg.

presstige: Wie würdest du deinen Beruf beschreiben?

Also durch pure Neugier?

Silvia: Erzieherin (lacht). Ich wollte früher auch schon immer Erzieherin werden, hab auch ein Praktikum im Kindergarten gemacht. Das habe ich dann aber nicht weiterverfolgt, weil ich lieber Geld verdienen wollte, unabhängig sein vom Elternhaus.

Genau. Ich war fasziniert von den Klamotten, hochhackigen Schuhen, Lederoutfits, Latex und Masken. Ich habe mich dann mit Videos befasst und viel gelesen, was es mit Macht und Unterwerfung auf sich hat. Ich musste feststellen, dass das genau mein Thema ist – und eigentlich mein Traumjob.

Und wie bist du zu deinem Beruf gekommen? Ich habe zehn Jahre als Justizangestellte gearbeitet – also ein ganz normaler Routine-Bürojob. Gegen Ende arbeitete ich nebenbei im Dominastudio. So hatte ich erste Berührungen mit Fetisch-DVDs und Magazinen. Das hat dann meine Neugier geschürt.

Würdest du sagen, dass es einen bestimmten Typ Mensch gibt, der in SM-Studios geht? Zum Beispiel der erfolgreiche Geschäftsmann? Das kann ich nicht bestätigen. Diese Klischeemeinung über die Mächtigen, die einfach mal loslassen und sich fallen lassen möchten, ist falsch. Mittlerweile geht das durch alle Strukturen. Ärzte, Postboten, Studenten oder Arbeitslose, die sich mühsam den Tribut zusammengespart haben. Natürlich auch Leute, die das Sagen haben und dann Andere mal entscheiden lassen wollen, was mit ihnen geschieht. Das heißt, dass die Leute ihre Macht abgeben und machen, was du sagst? Ja. Ich gebe ihnen einerseits die Möglichkeit, sich fallen zu lassen und eine Atmosphäre zu genießen, die nichts mit ihrem Alltag zu tun hat. Andererseits gibt es mir die Gelegenheit, meine Neigungen auszuleben und mich selbst auszuprobieren.

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Wie muss man sich eine erste Session mit einem Neuling vorstellen?

und sagte: „Jetzt fick ich dich!“ Ich hab dann nur auf seinen Schwanz gezeigt und gemeint: „Damit?“ Hab ihn ausgelacht. Da hat er sich geschämt – obwohl er so ein Teil hatte!

Da versuche ich mich natürlich vorsichtig ranzutasten. Es gibt immer ein Vor- und Nachgespräch, in dem sich der Gast entsprechend artikulieren kann, was er möchte. Mir sind aber die am liebsten, die sagen: „Ich bin da und Sie können mit mir machen, was Sie wollen.“ Ich frage nur, was sie nicht haben möchten, da ich mich nicht als Dienstleisterin empfinde, sondern hier bin, um meinem Gegenüber zu vermitteln: Ab jetzt passiert das, was ich will – ob dir das Spaß macht oder nicht. Meistens macht's ihm natürlich Spaß. Warst du auch mal in der Rolle einer Sklavin? Nein, war ich nie. War auch nie meine Fantasie. Ich habe mich in meiner Anfangszeit mal in einem Studio vorgestellt, in dem die Besitzerin der Meinung war, man solle sich von einer Sklavin zur Domina hocharbeiten. Das war aber nicht meinen Neigungen entsprechend und man sollte immer authentisch sein. Die Gäste sind sehr feinfühlig und merken es, wenn jemand nicht mit echter Lust bei der Sache ist. Eine Frage, die viele beim Thema SM im Kopf haben: Kommt es bei diesen Sessions zum Sex? Jein. Also ich spreche jetzt nur für mich. Es gibt keinen Geschlechtsverkehr, keinen Oralverkehr. Es gibt Verkehr in dem Sinne, dass ich mit dem Umschnalldildo meine Sklaven penetriere. Im Rahmen von ToilettensklavenErziehung bestehe ich auf Sauberleck-Dienste. Das hat aber nichts mit Oralverkehr zu tun, es geht allein um die Erniedrigung. Es gibt auch Bizarrladys, die zwar dominant geneigt sind, aber gegen Ende dann doch Verkehr mit dem Sklaven haben – meistens unter erschwerten Bedingungen. Etwa gefesselt oder mit Brustklammern. Wie erlernt ihr den Beruf der Domina? Ich habe den Beruf so erlernt, dass ich bei Sessions einer erfahrenen Domina dabei war und Fragen gestellt habe, so wie du jetzt: Gibt es irgendwelche Risiken, auf was muss ich achten… Bei den Seminaren sind auch Ärzte und Psychologen anwesend und halten Klinikseminare am lebenden Objekt ab. Dort lernt man, wie man einen Katheter legt oder wie man nadelt. In diesem Bereich haben wir auch eine Intensivschwester mit einer fundierten Ausbildung. Ist es schon passiert, dass ein Gast bei einer Session aufdringlich wurde? Aufdringlich in dem Sinne nicht. Es war wahrscheinlich ein Test oder gehörte für ihn mit zum Spiel. Es war ein ziemlich großer und kräftiger Typ, der plötzlich aufstand

Glaubst du, dass deine Gäste ihre Vorlieben vor der Außenwelt geheim halten oder offen damit umgehen? Ich würde sagen, dass der größte Teil das geheim hält, aber es gibt mittlerweile mehr Leute, die offen damit umgehen. Zu meiner Anfangszeit wollte niemand darüber sprechen. Jetzt kommt es schon vor, dass jemand auf Empfehlung eines Freundes anruft. Es gibt auch Männer, die sich ihrer Partnerin anvertraut haben. Im besten Fall kommt die dann mal mit, um sich ein paar Sachen abzuschauen – da bin ich ganz offen. Ich gebe gerne mein Wissen weiter.


Presstige in der Welt Unsere Korrespondenten erzählen

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ier presstige-Redakteure waren in letzter Zeit für ein Semester oder Praktikum im Ausland. Hier sind ihre Eindrücke. Die Berichte in voller Länge und weitere Fotos stehen auf www.presstige.org/korrespondenten

Blick auf Ålesund, Norwegen

Gemüsemarkt in Juiz de Fora, Brasilien

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Norwegen Norwegen bietet so beeindruckende, aufsehenerregende Landschaften, dass man die dort lebenden Menschen beinahe übersieht. Die Norweger sind zurückhaltend, alltäglicher Small-Talk behagt ihnen nicht. Aber viele lächeln schon zurück. Gemeinsame Geselligkeit ist der Schlüssel: Nach ein, zwei Bier („øl“) laufen die Gespräche mit Norwegern plötzlich wie geschmiert, sie werden mutiger und sprechen bierselig sogar einmal eine Abendessen- oder zumindest After-Party-Einladung („nachspiel“) aus. Und zu ihrem Corinna Scherer Wort stehen sie auch!

Brasilien Diejenigen unter euch, die klassische Reiseziele satt haben, sollten schnell nach Südamerika aufbrechen! Traumhafte Natur, warme Temperaturen, Sonnenschein und SambaFeeling sind geboten, wenn man sich den sprachlichen Herausforderungen stellt und mit Gelassenheit an kulturelle Unterschiede herangeht. Die Brasilianer machen es einem auch leicht, sich wohl zu fühlen: So herzliche und offene MenNatalia Sander schen muss man erst einmal finden!

Schweden Wer das hektische Großstadtleben liebt, ist in Schweden falsch. Stattdessen kann man dort die traumhafte unberührte Natur bestaunen. Der Schwede an sich ist zwar nicht sonderlich redselig, aber unheimlich freundlich. Und mit ein bisschen Alkohol – natürlich zu unmenschlichen Preisen – taut auch der schüchternste Schwede auf. Annika Wagner

USA „Entschuldigung, Obamas Limousinen haben die Straße blockiert!“ – in Washington, DC, ist dieser Satz eine legitime Ausrede fürs Zuspätkommen. Als Auswärtiger äußert man ihn beim ersten Mal noch aufgeregt-atemlos, dann aber betont beiläufig – oder sogar verärgert, weil man sich zwanzig Minuten zum Warten am Straßenrand genötigt sah, während die schwarzen Wägen, begleitet von stoischen Männern auf Motorrädern, vorbeifuhren. (Dass man dabei heimlich Handyfotos gemacht hat, erwähnt man natürlich nicht.) Ein Besuch in Washington ist ein bisschen so, als fiele man in ein interaktives Geschichtsbuch hinein. Die vielen Politiker, Anzugträger, Statuen und Denkmäler sind beeindruckend, aber auch überwältigend. Gegen dieses Gefühl hilft: eine riesige Portion American pancakes mit viel Ahornsirup. Das ist dann eine andere Art der Überwältigung. Sophia Lindsey heimwärts weltwärts | 47


Wissen ist Macht Text: Linda Giering – Illustration: Lisa Luthardt

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nowledge itself is power. Scientia potestas est. Dass Wissen auf dem Weg zur Macht ein treuer Weggefährte ist, ist den Menschen seit der Redewendung „Wissen ist Macht“ des englischen Philosophen Francis Bacon klar.

Ausflug in die Tiefen des Dudens Macht hat viele Gesichter. Und wie immer ist der Duden allwissend und klärt mich auf: Macht ist die Gesamtheit der Mittel, die jemandem gegenüber Anderen zur Verfügung stehen. Aber auch die Möglichkeit, Herrschaft auszuüben, kann eine Art Macht darstellen. Sie ist mit einer Stellung und Funktion verbunden, die über Politik, Gesellschaft oder Öffentlichkeit definiert wird. Macht kommt von oben, sie nutzt Unterlegenheit, heischt nach Respekt und Autorität. Was hingegen ist Wissen? Auch hier lasse ich mir vom Duden helfen: Die Gesamtheit der Kenntnisse, die jemand auf einem Gebiet hat. Ich kann mit „Wissen“ entweder meinen inneren Informationsspeicher meinen, oder ein Detail, dessen Existenz mir bewusst ist.

Die Macht der Erfahrung Eine wichtige Form des Wissens ist das Weltwissen, hier verstanden als Lebenserfahrung. Die Fähigkeit, Situationen mithilfe von Erfahrungswissen zum eigenen Vorteil zu nutzen, ist ein idiotensicherer Schlüssel zur Macht. Der Vorsprung an Erfahrung gegenüber weniger Erfahrenen kann täglich genutzt werden, um Einfluss auf Andere auszuüben. Ratschläge können erteilt werden und Macht auf denjenigen ausüben, der sie bekommt. Hält der Empfänger den Ratgeber für wissend, steht er automatisch unter dessen Einfluss. Dieses Geben und Nehmen eines Ratschlages ist häufig mit der gesellschaftlichen Stellung und dem Ansehen einer Person verbunden. Die im Wissen Unterlegenen beugen sich dem Wort des Überlegenen, da die Gesellschaft Macht durch Positionen wie diese fördert.

Über die Zufriedenheit der Machtlosigkeit Über Wissen und Macht könnte man verschiedene Aspekte anführen, Sichtweisen von Mächtigen, und Machtlosen, positive und negative Seiten. Macht hat mit Blick auf die Weltgeschichte immer etwas Gefährliches, Unterdrückendes. Wer sich für Macht entscheidet, entscheidet sich gegen Gleichberechtigung. Ich denke, es gibt zwei Gattungen von Menschen: die Beherrschenden und die Beherrschten. Weder ist die Rolle des Beherrschers die eines Siegers, noch ist der Beherrschte zwangsläufig ein Verlierer. Wie schön wäre es, würde Wissen mit Vernunft und Macht nur unter Zuhilfenahme sozialer Kompetenzen, wie Rücksicht auf Mitmenschen und dem Wissen um die eigene Unvollkommenheit, genutzt werden.

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Seitwärts Alles, was Spaß macht


Nur ein Traum Wie Klarträume die Nacht zum Tag machen Text & Illustration: Lisa Luthardt

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u findest dich inmitten eines großen leeren Raumes wieder. Ein Raum ohne Türen und Fenster. Plötzlich beginnen die Wände bedrohlich näherzukommen. Du hörst Schreie und möchtest diesen unheimlichen Ort schnellstmöglich verlassen. Doch leider gibt es keinen Ausweg. Aber was soll‘s, es ist ja alles nur ein Traum! Du richtest dich auf und gehst einfach durch die Wand.

Wer wollte nicht schon einmal sein Leben kurz abspeichern, etwas Verrücktes ausprobieren und anschließend wieder zurückspulen – ohne sich über irgendwelche Konsequenzen Gedanken zu machen? Leider ist das in der Realität nicht möglich. Aber dafür nachts, wenn wir gemütlich im Bett liegen und träumen. Träume gehören zu uns wie das Zähneputzen oder andere tägliche Rituale. Jedoch werden diese meist nur passiv erlebt. Klarträumen (oder auch luzides Träumen) kann das ändern. Man erkennt dabei im eigenen Traum, dass man gerade träumt. Diese Tatsache befähigt uns dazu, den Traum bei vollem Bewusstsein zu erleben und ihn mit ein wenig Übung dementsprechend aktiv zu gestalten.

Regisseur der eigenen Träume Klarträumen bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, die im Wachzustand undenkbar erscheinen. Denn Träume sind nicht an die Regeln der Physik oder Logik gebunden. Auch der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Ob über Hausdächer fliegen, durch Wände gehen oder im Wasser atmen – alles kann bewusst gesteuert werden. Da unser Gehirn zusätzliche Regionen für kognitive Prozesse aktiviert, die beim normalen Träumen inaktiv sind, ist es uns möglich, so etwas zu erleben. Die Fähigkeit, luzide Träume zu haben, ist nicht schwer zu erlernen. Im Prinzip ist es jedem möglich, die Kontrolle über den eigenen Traum zu erlangen. Es ist ausschließlich Übungssache! Zwar kann man nicht pauschal sagen, wie lange man üben muss, jedoch können viele Menschen bereits nach zwei bis vier Wochen erste Erfolge verzeichnen. Die wohl wichtigste Bedingung für Klarträume ist, sich an seine eigenen Träume erinnern zu können. Um die Traumerinnerung zu stärken, kann man ein Traum-

tagebuch führen, in dem man regelmäßig seine Träume dokumentiert. Dies sollte so detailliert wie nur möglich geschehen, denn jeder kleinste Erinnerungsfetzen könnte später von Bedeutung sein. Wichtig sind neben der Handlung auch Umgebung, Personen, Geräusche, Farben und Gefühle. Dadurch gelangen die Träume ins eigene Bewusstsein. Um diesen Effekt zusätzlich zu stärken, ist es hilfreich, sich am Tag an bereits geträumte Inhalte zurückzuerinnern und sie gedanklich durchzuspielen. Immer wiederkehrende Muster oder Merkmale im Traum, die mehr oder weniger stark von der Realität abweichen und durch das Traumtagebuch schnell gefunden werden können, sind persönliche Traumzeichen. Die Identifizierung dieser Traumzeichen erhöht die Chance, innerhalb eines Traumes auf diese Zeichen aufmerksam zu werden und das Geschehen somit als Traum zu erkennen.

Träume ich gerade? Zusätzlich zum Traumtagebuch sollte man mehrmals täglich Realitätschecks durchführen. Diese helfen, ein kritisches Bewusstsein für den Alltag zu entwickeln und sich somit bewusst zu werden, ob man gerade wach ist oder schläft. Festigen sich diese Checks im Alltag, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dies auch im Traum zu tun. Realitätschecks können sein: Nase zuhalten und versuchen einzuatmen; etwas bewusst lesen, sich abwenden und erneut lesen; prüfen, ob Wände fest sind, etc. Sobald diese einzelnen Schritte regelmäßig durchgeführt werden, ist ein Klartraum in greifbarer Nähe. Man sollte jedoch bedenken, dass sich alles nur im Kopf abspielt. Das heißt, wenn der Kopf nicht daran glaubt, wird man auch keine Klarträume haben.

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Alles neu macht der Mai! Text & Bilder: Petra Maier & Corinna Scherer – Illustration: Sandra Deyerler

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anchmal kann Macht auch Spaß machen! Hier seht ihr vier Sprichwörter, die etwas mit Macht oder Machen zu tun haben. Könnt ihr sie finden? (ä wird zu ae, ü wird zu ue, ö wird zu oe und ß wird zu ss)

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Die LÜsungen gibt’s wie immer auf unserer Homepage www.presstige.org.

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Wie viel MACHT hast du?? Text: Franziska Deller – Illustration: Marina Schröppel

macht man für mich eine neue Kasse auf.

Im Supermarkt... stell ich mich immer in die falsche Schlange.

Abendgestaltung: Was wird gemacht?

steh ich immer in der schnellsten Schlange. Weiß nicht.

Ich habe einen Plan!

In deiner WG stapelt sich das Geschirr deines Mitbewohners. Dich stört das, was machst du?

Ich wohne allein.

Ich fordere ihn auf, den Saustall zu beseitigen.

Er lacht.

An der Bar: Du willst einen Drink. Der Barkeeper... ignoriert dich.

Er tut es.

Student Sonstiges

wendet sich dir freundlich lächelnd zu.

Naja.

Dein Fortbewegungsmittel? Auto

Limo

Fahrrad

Du bist... Angestellter

Bundeskanzler

Gehen mir die Anderen aus der Bahn.

Selbstständig

Du kannst einen Computer reparieren?

Weiche ich allen Anderen aus.

Du hast Geld! Nein.

Wie Heu.

Selbstverständlich.

Hoppla, deinen Geldbeutel daheim vergessen. Was nun? Dann eben nicht.

Das geht aufs Haus.

Auf gar keinen Fall.

Man könnte dich als intelligent bezeichnen! Eher nicht.

Ja.

In der Fußgängerzone...

BWL

Geisteswissenschaften

bemerkt dich nach den üblichen zehn Minuten.

Ihr macht etwas anderes.

Du siehst gut aus!

So was gibt es nicht bei uns.

Ich spüle selbst ab.

Er wird angenommen.

Ja.

Joa.

MACHTLOSIGKEIT

MACHTPOTENZIAL

MACHT

Du bist machtlos – du hast keine oder kaum Macht. Du bist einfach zu sozial, ein Mensch, der im Zweifelsfall auch einmal die Arbeit anderer auf

Du hast Machtpotenzial – wenn du etwas wirklich haben willst, dann kriegst du es auch. Du verfügst über einige Mittel, die dir helfen, deinen Kopf durchzusetzen. Zur richtigen Macht fehlen dir aber entweder die Rücksichtslosigkeit, das Geld oder schlichtweg die Intelligenz. Aber eigentlich fährst du ganz gut damit.

Du hast die Macht – du bist der Chef, der Präsident, der Kanzler, der Diktator – derjenige, der bestimmt, wo’s langgeht. Du hast die Mischung aus

dem Weg zu gehen. Die Entscheidungen treffen die anderen, du bist mit allem einverstanden. Das macht dich zu einem angenehmen Zeitgenossen, der allerdings nur selten das bekommt, was er eigentlich will.

54 | seitwärts

die einem Menschen Macht verleiht. Macht macht sexy, Macht macht Spaß, verschafft dir große Freiheiten und Chancen. Aber Macht macht auch einsam und beeinträchtigt nachweislich das Sozialverhalten. Mag dir egal sein, wenn du gerade auf deiner Luxusjacht den Lauf der Welt bestimmst…


Die Helden unserer Kindheit Das presstige-Team schwelgt in Erinnerungen Text: Rebecca Naunheimer – Illustration: Natalia Sander

A

n schlechten Tagen wären wir doch alle gerne einmal wieder ein bisschen Kind, ein bisschen unbeschwerter, ein bisschen unschuldiger. Wieso also nicht ab und zu statt in Alltagsstress in Nostalgie versinken? Das presstigeTeam macht es vor und singt eine Ode an die Helden der Vergangenheit, die uns auch heute noch ein Lächeln auf die Lippen zaubern können.

Marianne Schwarz

Stefanie Mayr

Mein absoluter Kindheitsheld ist Donald Duck aus Entenhausen. Ob als Comicbuch, Zeitschrift oder Film – jede Geschichte um die Ente aus der Disneywelt habe ich geradezu verschlungen. Der leicht cholerische Erpel hat mich begeistert, weil er tollpatschig, unglaublich lustig und gerade deswegen einfach liebenswürdig ist. Deshalb bringt er mich auch heute noch hin und wieder zum Lachen.

Die Heldin meiner Kindheit ist definitiv meine Oma. Sie hat es geschafft, vier Kinder und einen Bauernhof nach dem Unfalltod ihres Ehemanns alleine durchzubringen und ist trotzdem immer gutmütig und nett. Deshalb verdient sie auch heute noch meinen Respekt. Außerdem habe ich alles Wichtige, wie das Kochen, von ihr gelernt. Das lag vielleicht auch daran, dass ich nur ihr geglaubt habe. Und wenn ich heute noch Fragen habe, ist sie meine erste Ansprechpartnerin.

Linda Giering Hm, die Helden meiner Kindheit? Ganz klar meine Eltern! Das hat sich übrigens bis heute nicht geändert. Sie sind beide ein bisschen wie ich und doch ganz anders. Die perfekte Mischung, die am besten im Team funktioniert. Danke Mama und Papa! Ihr könntet mal ein Superheldenkostüm anprobieren...

Isabell Beck Bibi Blocksberg und Heidi sind meine Heldinnen der Kindheit. Sie haben ihren eigenen Kopf, sind frech und frei. Außerdem sind sie wunderbar bunt gezeichnet. Ich wollte auch immer solche aufregenden Alltagsabenteuer erleben und natürlich hexen können wie Bibi! seitwärts | 55


Im Anfang sprach ER ein Machtwort:

Text: Dr. Michael Sentef & Dr. Christopher Große – Illustration: Natalia Sander

Unsere Glossisten lassen sich von der dunklen Seite locken

Brothers in Dark Force 56 | seitwärts

#14

Oh, glorreiche Glossisten, meine Macht ist unermesslich. Schreibet mir darüber! - Wir [ehrfürchtig wie immer]: Aber wir sind doch klein und machtlos. Was wissen wir schon von der Macht? - ER: Macht nichts! Hohoho! Was für ein köstliches Wortspiel! [Sich beinahe vor Lachen zerreißend] Euch werde ich die dunkle Seite der Macht schon beibringen. [Diabolisch.] - Wir [mit schlotternden Knien]: Ist gut, ist gut, oh Herr. Wir wollen uns anstrengen. [Anstrengung gelobend ab.] (Star Wars-Melodie. Vorhang.) Voilà – die machtloseste Glosse ever, die die dunkle Seite der Macht erleuchten lassen soll. Der Eine von uns (MS) hat beinahe drei Jahre im goldenen Staate Kalifornien verbracht. Genauer: im Dunstkreis des Silicon Valley. Die digitale Macht komme über euch, ihr Gnome, und sie gehe aus von Google, Apple und Facebook. Doch nicht nur das: Sie ergreift auch die Macht da, wo man es am Wenigsten vermutet. Banale Dinge des Alltags werden zum Problem, wo die digitale Macht ihre gierigen Tentakeln schon ausstreckt: Ein Toilettengang im Café in Palo Alto? Schwierig, wenn das einzige Klo von einem hektisch twitternden TechHipster („Techster“) belegt ist, der dringend noch seine neueste sinnlose Smartphone-App stilecht von der Toilette aus vermarkten muss, mit der man herausfinden kann, auf welchen öffentlichen Toiletten man jetzt auch kostenloses Wifi benutzen kann. Ein entspannter Nachmittagskaffee am Sonntag? Vergebens, wenn am Ne-

bentisch ein arroganter Vollpfosten („Douchebag“) mit Tech-Hintergrund (auch „Douchetech“) seiner Begleitung lautstark erläutert, warum er mit seinen sensationellen TechSkills das nächste ganz große Ding (siehe „sinnlose App“) auf den Markt bringen, die Welt revolutionieren und die Macht an sich reißen wird. Als Familie mit Kleinkind entspannt in einer normalen Wohnung in der San Francisco Bay Area wohnen? Unmöglich, wenn die Wohnungspreise derart durch die Decke schießen, dass eine Hundehütte in Palo Alto nachweislich teurer ist als eine vollrenovierte Vier-Zimmer-Altbauwohnung mit hohen Wänden, Stuckzierdecken und Kronleuchter in der Bonner Altstadt. Und da ist von San Francisco noch nicht die Rede, wo das durchschnittliche Apartment mit einem Schlafzimmer jetzt nur noch für deutlich über 3000 Dollar im Monat zu haben ist und sich dennoch bei der Wohnungsbesichtigung 50 potentielle Mieter scheckwedelnd am frühen Samstagmorgen überbieten wollen. Wo Douchetechs sinnlos ihr digital verdientes Geld verprassen, wird die Welt elendig zugrunde gehen. Das, liebe Leser, ist eine ganz dunkle Seite der Macht, und der Eine von uns hat drei Jahre lang hautnah erlebt, wie sich das anfühlt. Der dunkle Prophet sagt hiermit ganz offiziell die nächste ganz große Blase voraus, die zu platzen droht. Blubb! Der Andere von uns (CG) hat zwar noch nie in Kalifornien, aber auch schon einmal in Bonn gewohnt (aber Neubau und nur drei Zimmer und Altstadt) und hatte schon immer ein recht gespaltenes Verhältnis zur Macht, ziemlich egal ob dunkle oder


helle Seite. Irgendwann hat er einmal irgendwo gelesen, dass alle Macht vom Volke ausgehe oder so ähnlich. Dieses Konzept fand er seither in der Regel relativ überzeugend. Warum das nicht einfach alle so machen, fragt sich der Andere von uns seither zuweilen in stilleren Momenten. Aber da hat vermutlich irgendjemand was dagegen. Vermutlich weil einige ja auch ganz gerne Macht haben und über Andere ausüben. Muss man sich ja nur mal am Wochenende an einer durchschnittlichen deutschen DiskoTür umschauen, was für absurde Dinge sich abspielen, wenn auf einmal jemand das seltene Gefühl verspürt, ein klein wenig Macht über Andere ausüben zu dürfen (Stichwort: „falscher Stil!“). Oder bei der Einlasskontrolle in ein durchschnittliches deutsches Fußballstadion (früher 1.0 – Stichwort: „Mach‘ mal den Adler!“, heute 2.0 – Stichwort: Leibesvisitation mit Betonung auf den nackten Leib, teilweise bis in den Genitalbereich, Stichwort: in). Oder in Moskau (Stichwort: „Nur das Volk ist der

Quell aller Macht.“ Oder in BerlinMitte (Stichwort: „GroKo“). Oder in München (ziemlich egal ob FranzJosef-Strauß-Ring oder Marienplatz oder Säbener Straße – Stichworte: „Allmacht“, „Final-Einladungen“, „Mehr Fantasie beim Versteuern“). Oder in einer durchschnittlichen deutschen Firma/Universität (Stichworte: Platz für Ihre Notizen). Macht hat das erstaunliche Potential jede und jeden zu korrumpieren, in Windeseile, mit Macht – und absolut. Wusste schon so ein englischer Liberaler vor 150 Jahren. Stichwort: Teile und herrsche, damit kennen sich Andere ja auch bestens aus…

[SCHLUSS]ER

[sehr mächtig]: Pah! Frechheit! Paaah! Das ist ja eine Unverschämtheit! Paaaaah! Eine solche Unverfrorenheit! Macht euch fort, läppische Vasallen, Diener, Knechte, ihr nutzlosen Wichte, Würmer, Maden, paaaaaaah! Wir [voller Demut]: Nichts ist so sozial wie der Verzicht. Sind schon weg... (Hurtig ab.)

Dr. Michael Sentef und Dr. Christopher Große zählen zur Ursuppe von presstige. Christopher war im Dezember 2004 einer der Gründer des Magazins und wird heute von einigen wohlmeinenden Weggefährten als Uropa des gepflegten Boulevardpöbelns bezeichnet. Michael bereichert seit der zweiten Ausgabe das Heft mit seinen gedankenschweren Texten und hat sich seither als presstigeUrglossist keine große Anhängerschaft aufgebaut. Obwohl deren Entstehung stets in handfeste Streitereien ausartet, steuern die beiden presstige-Herausgeber seit mittlerweile 14 Ausgaben nachdenkliche, tiefsinnige, bisweilen wachrüttelnde, aber stets höchst belanglose Glossen zum jeweils aktuellen Titelthema bei. Sowohl Michael als auch Christopher haben noch nie Fanpost erhalten.

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16.00 – 17.00

18.00 – 19.00

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Thing

S-Bar

Sausalitos

Ratskeller

Café Viktor

Weißes Lamm (So-Do)

Seven Five

Platsch

Peaches

Murphy’s Law

Ratskeller Sausalitos

Purist

Platsch (Fr. + Sa.)

Mr. Onions

Enchilada

24.00 – 01.00

Purist

Nudelbar

Mr. Onions

Goldbraun

20.00 – 21.00

Joe Pena’s

Flaircity

19.00 – 20.00

Flannigan’s Post

Enchilada

City Club (Mi-Sa)

22.00 – 23.00

Commerzienrat (Mo. - Fr.)

Caipi

Altstadtcafé

23.00 – 24.00

König v. Flandern

Täglich

Happy Hour Guide

01.00 – Ende

21.00 – 22.00


Samstag

Freitag

Donnerstag

Mittwoch

Dienstag

Montag

Nudelbar

Joe Pena’s

Sausalitos

Samok

Samok

Samok

Henrys Coffee

Altstadtcafè

Weißes Lamm

Weißes Lamm

Circus

Rockfabrik

Mo Club

Mahagoni Bar

Barfly

Mo Club

Mahagoni Bar

Barfly

Mo Club

Mahagoni Bar

Mo Club

Mo Club

Samok

Samok

ediuG ruoH yppaH 01.00 – Ende

24.00 – 01.00

23.00 – 24.00

22.00 – 23.00

21.00 – 22.00

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20.00 – 21.00

19.00 – 20.00

18.00 – 19.00

17.00 – 18.00


CR

AD

RL

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Impressum www.presstige.org

Ausgabe #26 – 10. Jahrgang – Mai 2014

CR – Chefredaktion

Christian Endt | chefredaktion@presstige.org | Chefredaktion ∞ Petra Maier | chefredaktion@presstige.org | Chefredaktion, Fotografie ∞

AD – Art Direction

Natalia Sander | artdirection@presstige.org | Art Direction, Illustration, Fotografie, Redaktion ∞

RL – Redaktionsleitung

Corinna Scherer | Ressortleitung Vorwärts, Fotografie ∞ Alexandra Kiefer | Ressortleitung Heimwärts, Layout, Illustration ∞ Katharina Pfadenhauer | Ressortleitung Weltwärts, Fotografie ∞ Rebecca Naunheimer | Ressortleitung Seitwärts ∞ Isabell Beck | Chefin vom Dienst (Online) ∞ Michael Müller | Chef vom Dienst (Online), Fotografie ∞

R – Redaktion

Lisa-Marie Deißmann | Redaktion ∞, Franziska Deller | Redaktion ∞, Linda Giering | Redaktion ∞, Daniel Guggeis | Redaktion ∞, Nadja Hanselmann | Redaktion ∞, Chantal Helwig | Redaktion, Fotografie ∞, Katharina Knopf | Redaktion ∞, Sophia Lindsey | Redaktion, Fotografie ∞, Stefanie Mayr | Redaktion ∞, Andrea Sappler | Redaktion ∞, Ghotai Sardehi | Redaktion ∞, Marianne Schwarz | Redaktion ∞, Heike Strobl | Redaktion ∞, Zamira Tahiri | Redaktion ∞, Felix Veil | Redaktion ∞, Annika Wagner | Redaktion, Fotografie ∞, Milan Ziwich | Redaktion ∞

P – Personal

Regina Röll | personal@presstige.org | Personal, Begleitstudiumskoordination ∞

G – Gestaltung

Sandra Deyerler | Layout, Illustration ∞, Moritz Köppendörfer | Fotografie ∞, Lisa Luthardt | Layout, Fotografie, Illustration, Redaktion ∞, Simone Mayer | Layout, Illustration, Redaktion ∞, Julia Muhm | Layout, Redaktion ∞, Marina Schröppel | Layout, Illustration, Redaktion ∞

V – Verlag

Jan Katschinski | anzeigen@presstige.org | Verlagsleitung, Marketing- und Vertriebsleitung ∞ Wir verwenden der Leserlichkeit halber durchweg die männlichen Bezeichnungen. Damit sind selbstverständlich alle Menschen jeglicher sexueller Identität gemeint.

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H – Herausgeber

presstige – Verein zur Förderung des journalistischen Nachwuchses e.V. | c/o Medienlabor | Universität Augsburg | Universitätsstraße 2 | 86135 Augsburg | Kto.-Nr.: 2 50 40 90 18 | BLZ: 720 500 00 | Stadtsparkasse Augsburg | Vereinsregisternummer VR200819 | Amtsgericht Augsburg | www.presstige.org Dr. Christopher G. Große | Vorstandsvorsitzender (V.i.S.d.P.) ∞ Dr. Michael Sentef | Stellvertretender Vorstandsvorsitzender ∞ Sebastian Baumeister | Schatzmeister, kommissarischer Geschäftsführer ∞ Jörn Retterath | Schriftführer ∞ Wiebke Henke | Beisitzerin ∞ Birgit Zurmühlen | Beisitzerin ∞ Martina Egger | Beisitzerin ∞

Beirat

Prof. Dr. Thomas Schwartz (Vorsitzender), Thomas Benseler, Ernst Holme, Alois Knoller, Sebastian B. Priller, Bernd Pitz, Michael Hoffmann

D – Druck

presstige | verlag@presstige.org | Druck | Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg ∞ | Auflage & Erscheinen | 10.010 Exemplare | 2 x jährlich (im Jahr 2014) | Die nächste Ausgabe erscheint im Oktober 2014 presstige – Bayerns größtes studentisches Magazin (gegründet 2004) wird seit 2010 herausgegeben vom unabhängigen gemeinnützigen presstige – Verein zur Förderung des journalistischen Nachwuchses e.V. Jetzt unter www.presstige.org/verein im presstige-Förderverein Mitglied werden und ein einzigartiges ehrenamtliches Projekt unterstützen! Journalistische Unabhängigkeit fördern – Wissen und Medienvielfalt schaffen! Jeder Euro hilft uns bei der Herausgabe von presstige und bei der Ausbildung junger Journalistinnen und Journalisten! (Alle Spenden und Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar.)




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