15 minute read

DIE ZUKUNFTSSTRATEGIE DER AMAG Helmut Ruhl, CEO der AMAG, im Interview

«DIE MOBILITÄT DER ZUKUNFT BRAUCHT EINE INTELLIGENTE ORGANISATION»

Seit März 2021 steht Helmut Ruhl als CEO an der Spitze der AMAG Gruppe (AMAG) und stellt dort die Weichen für eine nachhaltige Zukunft. Der gebürtige Franke trat im September 2017 in die AMAG ein und hat bereits in seiner damaligen Funktion als CFO von Beginn an die Transition des grössten Automobilhandelsunternehmens der Schweiz mitgestaltet. Ein Interview im the square am Flughafen Zürich über rosige Zukunftsaussichten, Nachhaltigkeitsstrategien, das beste Elektroauto, Unternehmenswerte und Eselsbrücken.

Interviewpartner: Helmut Ruhl Autorin: Isabelle Riederer

PRESTIGE BUSINESS: Herr Ruhl, wie

sieht die Zukunft der Mobilität aus Ihrer Sicht aus?

Helmut Ruhl: Rosig! Zunächst einmal gilt ein schöner Satz, der aus Zürich kommt. Man glaubt zwar nicht so recht, dass solch ein Satz aus Zürich kommt, aber es ist so. Der Regierungsrat des Kantons Zürich hat letztes Jahr in seinem Strategie- und Handlungsprogramm geschrieben: «Mobilität bedeutet Freiheit. Und Freiheit benötigt Mobilität. Und Mobilität bringt Wohlstand.» Das Automobil hat also noch eine grosse Zukunft. Das ist sehr wichtig, wenn wir über Mobilität sprechen. Unser Leben hängt davon ab, dass wir mobil sind. Individuelle Freiheit ist eine Bedingung für unser modernes Leben und die gute Nachricht ist, dass sich unser Produkt, das Auto, weiterentwickelt hat. Das Auto verliert viele seiner Nachteile: Es wird nachhaltig, perspektivisch CO2-neutral, immer sicherer – durch das autonome Fahren irgendwann nahezu unfallfrei – und es wird intelligenter vernetzt, zum einen mit der Infrastruktur und zum anderen mit dem öffentlichen Verkehr. Daraus ergibt sich für die Mobilität der Zukunft eine ganz neue Welt. Die Mobilität der Zukunft wird neu organisiert, speziell auch in der Schweiz. Geht man von den Prognosen des UVEK aus, so wird die Bevölkerung in der Schweiz 2050 auf über zehn Millionen angestiegen sein. Die Mobilität wird zunehmen und dementsprechend muss man sie intelligent organisieren.

Aber widerspricht das Organisieren der Mobilität nicht dem Freiheitsgedanken?

Ich glaube, der springende Punkt ist hier, dass es keine Verbote gibt. Aktuell gibt es Diskussionen, alles Mögliche zu verbieten. Für mich ist das Wichtigste, wenn wir über die Gesellschaft von morgen sprechen, dass wir es schaffen, das Leben und die Mobilität ohne Verbote zu organisieren. Dass nicht jeder immer das machen kann, was er möchte, liegt in der Natur der Sache. Aber ich erwarte ein intelligenteres Management, als Dinge einfach zu verbieten. Wir haben die Technologien, um dies zu tun.

Sie haben bei der AMAG die Weichen für eine nachhaltige Zukunft gestellt und wollen bereits in drei Jahren CO2-neutral sein. Wie geht es voran? Werden Sie Ihr Ziel erreichen?

Ziele muss man sich so stecken, dass sie zu Handlungen motivieren. Für das Jahr 2025 haben wir uns vorgenommen, CO2-Neutralität für Scope1 und Scope2 zu erreichen. Das betrifft den kleineren Teil unserer Emissionen, die wir verursachen. Dazu gehören die Emissionen unserer Gebäude und unseres Fuhrparks. Wir wollen mindestens 30Prozent der Emissionen reduzieren. Dann bleiben aber immer noch 70Prozent übrig und die werden wir ab 2025 kompensieren und Jahr für Jahr weiter reduzieren. Für Scope3 inklusive der gesamten Wertschöpfungskette – das betrifft alle unsere Lieferanten sowie alle unsere Fahrzeuge in Kundenhand – haben wir die Ambition, 2040 einen klimaneutralen Fussabdruck zu haben. Das bedeutet, mindestens 90Prozent der Emissionen zu reduzieren.

Und wie kommen Sie dahin?

Mit 100 Prozent Elektroautos, Investitionen in die Infrastruktur, Photovoltaikanlagen auf all unseren Gebäuden der AMAG, energetischer Optimierung aller Gebäude und Prozessänderungen durch neue Technologien, zum Beispiel im Karosserie-

Christoph Gebald, Gründer von Climeworks (links) und Helmut Ruhl (rechts), CEO AMAG.

und Lackbereich. Für all das zusammengenommen haben wir einen Plan, und um diesen Plan umzusetzen, brauchen wir natürlich auch die richtigen Partner und auch die Politik muss mitmachen und die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Bis 2040 haben wir noch 18 Jahre Zeit. Das sind mehr als 6 000 Tage und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir jeden Tag unserem Ziel ein Stückchen näherkommen. Ein gutes Beispiel ist der Ausbau unserer PV-Anlagen. Da sind wir deutlich besser unterwegs als geplant. 2021 haben wir angekündigt, dass wir bis 2025 rund 50’000 Quadratmeter PV-Anlagen bauen werden. Im Januar 2022 haben wir auf 65’000 Quadratmeter erhöht. Nun werden wir bis 2025 rund 75’000 Quadratmeter der AMAG-Dachflächen mit PV-Anlagen ausstatten.

Haben Sie mit dem Volkswagen-Konzern bereits den richtigen Partner?

Definitiv. Mit dem Volkswagen-Konzern haben wir ein Unternehmen im Rücken, das voll auf Elektroautos setzt. Wir werden auch nicht erst 2040 nahezu 100Prozent Elektroautos verkaufen, sondern bereits einige Jahre zuvor, mit oder ohne Verbot von Verbrennungsmotoren.

Sie haben das Verbrennerverbot angesprochen. Was halten Sie davon?

Wie gesagt, ich halte nicht viel von Verboten. Es gibt klare Ziele für die Reduktion der CO2-Emissionen und nun liegt es an allen, diese Ziele zu erreichen – technologieoffen. Ich bin der Meinung, man muss auch durch intelligente Angebote die Attraktivität der neuen Antriebsmöglichkeiten steigern.

Durch den Wegfall der Verbrennungsmotoren verliert der Staat auch an Benzineinnahmen. Wie stehen Sie zu Themen wie Road Pricing oder Stromabgaben?

Von Road Pricing halte ich nichts. Wenn, dann sprechen wir über Mobility Pricing und das betrifft dann alle Mobilitätsträger. Grundsätzlich hege ich eine grosse Sympathie für «first things first». Das grösste Thema, um welches sich die Politik aktuell kümmern muss, ist die Organisation der Energiewende und die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine ausreichende Ladeinfrastruktur. Das Thema Strassenfinanzierung wird perspektivisch ein grosses Thema, wenn Elektromobilität ein grosses Thema ist. Man muss aber wirklich die Perspektive beachten. In der Schweiz gibt es 4.7Millionen zugelassene Fahrzeuge. Die Branche verkauft dieses Jahr weniger als 20 Prozent reine Elektroautos, das sind keine 50’000 E-Autos. Bedenkt man die 4.7 Millionen Personenfahrzeuge im Bestand, dann wären die Erträge aus möglichen Abgaben für E-Autos minimal. Die Leidenschaft zur Diskussion, wie man die Strassenfinanzierung künftig retten kann, hätte ich gern, wenn es darum geht, wie man jetzt die nachhaltige und regenerative Energieerzeugung in der Schweiz organisiert.

Neue Elektromodelle sollen helfen, die Emissionen zu reduzieren, doch die Neuwagen fehlen. Sie mussten 2020 schon hohe CO2Sanktionen bezahlen. Wie sieht es für 2021 aus?

Die erste gute Nachricht ist: Wir haben uns massiv verbessert. Die zweite gute Nachricht ist: Die knapp 22 Millionen Franken, die wir für das vergangene Jahr bezahlen müssen, können für den Ausbau der Ladeinfrastruktur verwendet werden und werden hoffentlich sinnvoll investiert.

Man hört immer wieder, dass Nachhaltigkeit Arbeitsplätze kostet. Stimmt das?

Sicher ist: Wer sich nicht verändert, der verliert Arbeitsplätze. Die Welt hat sich immer verändert und die schlechteste Unternehmensstrategie, die man haben kann, ist, wenn man immer das macht, was man in der Vergangenheit gemacht hat. Man muss das tun, was morgen gefragt ist, und genau das versuchen wir bei der AMAG. Es werden künftig weniger Verbrenner nachgefragt werden und durch die Zunahme von Elektroautos werden in den Werkstätten bis zu 30 Prozent weniger Servicearbeiten anfallen, das ist Fakt. Aus diesem Grund entwickeln wir neue Geschäftsideen und -modelle, um auch künftig erfolgreich zu sein und den Ausfall an Service- und Dienstleistungsarbeiten kompensieren zu können. Aus unserer Sicht kostet Nachhaltigkeit keine Arbeitsplätze, im Gegenteil: Nachhaltigkeit wird die Betriebslizenz sein, um künftig gesellschaftliche Akzeptanz zu haben und überhaupt noch erfolgreich sein zu können.

Die AMAG plant in den kommenden Jahren den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen massiv zu erweitern.

Können Sie Beispiele für neue Geschäftsideen aufzeigen?

Wir bieten ein ganzes Portfolio mit Dienstleistungen rund um die Mobilität. So verkaufen wir neu auch Autoversicherungen oder schon seit geraumer Zeit Dienstleistungspakete, in denen bestimmte Services inklusive sind, zum Beispiel Radeinlagerung oder Räderwechsel. Die Grundlogik ist, Kundenkontakt zu generieren, denn bei einem Elektroauto fallen viele Berührungspunkte mit den Kunden weg. Ein neues Projekt ist unser Ladehaus in Zürich, das seit Juli 2022 in Betrieb ist. Dieses Ladehaus ist auch ein gutes Beispiel für die DNA unseres Unternehmens. Die AMAG hat schon immer Probleme als Chance für die Entwicklung von neuen Dienstleistungen gesehen, so auch beim Ladehaus. Wir sehen den Bedarf von Mietern und Stockwerkeigentümern nach einfachen innerstädtischen Lademöglichkeiten und deswegen bieten wir mit dem Ladehaus Anwohnenden, die sonst nicht laden können, über Nacht die Möglichkeit, ihr Auto geschützt zu laden.

Gibt es weitere Beispiel für die Innovationskraft der AMAG?

Es gibt immer wieder Diskussionen, dass man mit einem Elektroauto beispielsweise nicht nach Italien oder Frankreich in den Urlaub fahren kann. Auch da haben wir ein Angebot entwickelt. Wer bei Europcar ein Elektroauto langfristig mietet, erfährt sich pro Monat drei Verbrennertage. Das heisst, wer ein Jahr Elektroauto fährt, bekommt einen Verbrenner für 36Tage – das sollte für einen Urlaub in Süditalien definitiv ausreichend sein, wenn man sich mit einem Elektroauto noch nicht nach Süditalien traut. Auch zur Stromproduktion wollen wir unseren Beitrag mit unseren Photovoltaikanlagen leisten. Wenn wir in den kommenden Jahren wie geplant auf allen geeigneten Dächern der AMAG PV-Anlagen bauen, dann können wir rund 5000Elektroautos mit nachhaltigem Strom versorgen. Und über AMAG Leasing bieten wir unseren Geschäftskunden neuerdings Finanzierungsmöglichkeiten für PVAnlagen an. Wir haben dafür 100Millionen Franken vorgesehen. Das sollte für weitere rund 40'000Elektrofahrzeuge genügen.

Der Trend zum Onlinekauf betrifft auch die Automobilbranche. Werden wir künftig unser Auto nur noch übers Internet bestellen?

Wir glauben, dass die Zukunft omnichanel beziehungsweise phygital («physisch + digital», Anmerkung der Redaktion) ist. Wir arbeiten daran, die Customer Journey nahtlos zwischen digitaler und analoger Welt zu gestalten. Das heisst, man konfiguriert am Wochenende sein Wunschauto am Computer oder Smartphone, auf Basis dieser Konfiguration lässt man sich in der Garage beraten, macht eine Probefahrt und kauft entweder in der Garage oder daheim übers Internet. Die Kundinnen und Kunden entscheiden, was für sie passt. Wir bieten die entsprechenden Lösungen an, zum Beispiel hat man demnächst auch die Möglichkeit, rein online ein Leasing oder ein Abo abzuschliessen. Wir glauben aber, dass die meisten Schweizerinnen und Schweizer nach wie vor zu ihrem Garagisten des Vertrauens gehen und analog kaufen – auch weil die Produkte Leidenschaft und Emotionen entfachen und es für viele eine teure Investition ist und sie sich deshalb gut beraten lassen wollen.

Die Angst vor einer Stromkrise geistert aktuell herum. Wäre es da nicht schlau, auch auf andere Energieträger, zum Beispiel Wasserstoff, zu setzen?

Nein, denn wenn wir die Klimaziele weiterhin ernst nehmen, dann müssen wir aus fossilen Energieträgern aussteigen. Natürlich wird dies teuer und komplex, aber wie man den Wandel organisiert, ist eine Frage der wirtschaftlichen und technischen Effizienz. Die technische Effizienz betrifft den Wirkungsgrad im Antrieb. Bei einem Elektroauto liegt dieser bei fast 80Prozent, der Wirkungsgrad bei Wasserstoff-Fahrzeugen ist etwa dreimal schlechter, bei E-Fuels sogar sechsmal schlechter. Und solange regenerative Energie ein knappes Gut ist, muss man den Wandel nach technischer Effizienz organisieren. Bei der wirtschaftlichen Effizienz gilt die gleiche Reihenfolge. Mit Abstand am günstigsten ist das batterieelektrische Auto. Synfuels sind dennoch wichtig und deshalb engagieren wir uns da auch. Die Kosten sind jedoch aktuell noch zu hoch und diese Treibstoffe machen vor allem in der Luftfahrt Sinn – oder auch bei Classic Cars, also für den Fahrzeugbestand. Wasserstoff ist ebenfalls teuer und ein Einsatz im Pkw macht deshalb ebenfalls wenig Sinn, denn es wird als äusserst knappes Gut vor allem zur Dekarbonisierung von Hochtemperaturprozessen benötigt, also etwa für die Stahl- oder Aluminiumproduktion. Deswegen engagieren wir uns auch bei der Initiative zur Dekarbonisierung der Industrie in Zug, bei dem mit einem neuartigen Pyrolyse-Verfahren mit Hilfe der EMPA Wasserstoff erzeugt werden soll.

Sie haben Synfuels angesprochen. Ihr erstes grosses Engagement war eine Investition in das ETH-Start-up Synhelion. Warum?

Neben unserer Klimastrategie und unseren Klimazielen haben wir auch einen Klimafonds mit zehn Millionen Franken, die wir in Schweizer Start-ups investieren wollen, die entweder Technologien oder Geschäftskonzepte rund um die Dekarbonisierung entwickeln. Wir glauben daran, dass die eine oder andere Technologie oder das eine oder andere Geschäftsmodell noch erfunden werden muss, damit CO2-Neutralität gelingt. Und wir glauben, dass die Schweiz prädestiniert ist, diese Unternehmen, die morgen erfolgreich sind, hervorzubringen. Und so beobachten wir den Markt und haben Synhelion gefunden. Wir waren von Anfang an von der Technologie und vom Management überzeugt und sehen einen Einsatz von E-Fuels bei unseren Kundinnen und Kunden im Bereich Classic Cars. Deswegen machen wir auch mit der EMPA ein Forschungsprojekt, um die Verträglichkeit synthetischer Kraftstoffe in Verbrennermotoren zu erforschen und sicherzustellen.

Ein weiteres Start-up ist Climeworks, auch da engagiert sich die AMAG.

Ja, Climeworks ist ein weiteres ETH-Spinoff, das mittlerweile weltweit berühmt ist. Anfang Juni haben sie 600Millionen Franken erhalten und gehören damit zu den besten fünf Schweizer Start-ups der letzten Jahre. Im Bereich «Direct Air Capturing» ist Climeworks Weltmarktführer. Bei Climeworks haben wir zwar nicht direkt investiert, aber im Zuge unserer Klimastrategie haben wir mit ihnen einen langfristigen CO2-Entsorgungsvertrag abgeschlossen.

Sie engagieren sich aber nicht nur im Bereich Klima, sondern mit dem AMAGeigenen Innovation & Venture Lab auch in anderen Bereichen …

Mit dem Innovation&Venture Lab suchen wir nach jungen Unternehmen rund um unser Kerngeschäft, die wir weiterbringen können oder die uns weiterbringen können. Da dreht sich dann alles um die Bereiche Mobility-Services, Smart Cities, autonomes Fahren.

Zu den neuen Geschäftsmodellen gehören auch Auto-Abo-Modelle. Hat das wirklich eine Zukunft?

Auto-Abos haben eine grosse Zukunft, aber vielleicht anders, als die meisten denken. Der Kern der Nachfrage nach einem Abo-Produkt basiert auf dem Wunsch nach Convenience, Kostentransparenz und Flexibilität. Man kann ein Auto schnell abonnieren, es zurückgeben, wenn man es nicht mehr will, man hat volle Kostentransparenz und ist flexibel. Das sind die Treiber und wir sind in diesen Bereichen mit zahlreichen Produkten unterwegs – auch mit einigen, die nicht als «Abo» angeboten werden. Der Kunde soll sich genau das aussuchen können, was er will – ob mit einem klassischen

Leasing, einem Leasing mit Zusatzleistungen, einem Abo, einem Abo mit Option auf Verbrennertage. Im Übrigen wird die Idee «im Sommer Cabrio fahren und im Winter SUV» absolut nicht nachgefragt. Die Kundschaft ist sehr klassisch unterwegs. Ein weiteres Produkt ist Clyde. Aus dem einst klassischen AutoAbo-Modell werden wir ein ganzes Elektro-Ökosystem aufbauen, durch das der Kunde ein Elektroauto abonnieren kann, inklusive Strom. Ab 2024 werden wir bei Clyde nur noch Elektroautos anbieten.

Apropos Elektro-Ökosystem, Sie haben kürzlich die «AMAG Energy & Mobility» gegründet. Was steckt dahinter?

Die Richtung ist klar, elektrisch wird die künftige individuelle Mobilität sein und die Marken der Volkswagen AG haben diesen fundamentalen Wandel frühzeitig erkannt. Elektroautos brauchen Strom, sie müssen geladen werden und werden mit ihren Batteriespeichern Teil des künftigen Energiesystems. In der Schweiz, wie auch in Europa, stellt sich aktuell zunehmend die Frage, woher der Strom dereinst kommt. Darum bündelt die AMAG Gruppe ihre Aktivitäten rund um Energie, Laden und den Aufbau eines EV-Ökosystems in einem neuen Geschäftsfeld: «AMAG Energy & Mobility» umfasst neu die Geschäftsbereiche Clyde (BEV- Ökosystem) und Volton (Lademanagement und -lösungen). Mit dieser Neuorganisation soll der Aufbau dieser Geschäfte gesteuert und beschleunigt umgesetzt werden. Geleitet wird die neue Unit von Martin Everts als Managing Director. Martin Everts war vor seinem Eintritt in die AMAG Gruppe Leiter Strategie & Transformation bei einem grossen Schweizer Energieunternehmen.

Man hört immer wieder, dass es, um die CO2-Emissionen zu reduzieren, nicht nur mehr Elektroautos, sondern vor allem auch weniger Autos braucht.

Wir sind im Herzen Garagisten und verkaufen natürlich gerne Autos, aber wir sind uns auch der Verantwortung bewusst und haben deshalb eine klare Klimastrategie. Es geht primär darum, die Mobilität von morgen anders zu organisieren. Der Mobilitätsbedarf wird weiter steigen. Das UVEK sagt voraus, dass der Güterverkehr um 30 Prozent, der Freizeitverkehr um 40 Prozent und der Langsamverkehr um 60 Prozent steigen wird. Deshalb ist es so wichtig, dass man die Mobilität intelligent organisiert und intelligent vernetzt.

Ein wichtiges Thema bei der Nachhaltigkeit ist auch die Wiederverwertung von Batteriezellen. Wie ist die AMAG dabei aufgestellt?

Es gibt Projekte von unseren Herstellern. Dazu zählt das Batterierecyclingzentrum in Salzgitter – eine Anlage, die eine Recyclingquote von 96 Prozent aufweist. Auch in der Schweiz gibt es ein Unternehmen, das mit einem ähnlichen Verfahren arbeiten will. Das Thema Batterierecycling ist in der Schweiz klar geregelt. Ausgediente Batterien erhalten in einem ersten Schritt ein zweites Leben als Batteriespeicher entweder zu Hause oder innerhalb der Ladeinfrastruktur. Wenn das zweite Leben abgelaufen ist, werden die Batterien mit einer Quote von 96 Prozent wiederverwertet und die Rohstoffe werden für die Herstellung neuer Batterien genutzt.

Das Markenimage eines Unternehmens wird auch künftig essenziell sein. Kunden wollen Werte, mit denen sie sich identifizieren können. Auf welche Werte setzt die AMAG?

Wir sind ein Schweizer Familienunternehmen mit 77-jähriger Historie und wir bleiben bei den Werten, die die letzten Jahrzehnte gut funktioniert haben. Die AMAG hat sieben Werte, fünf davon sind aus meiner Sicht prägend und dank einer Eselsbrücke kann man sie sich auch super merken.

Ich bin gespannt auf die Werte und die Eselsbrücke …

Also die fünf Werte, die für die AMAG prägend sind und auch in Zukunft wichtig bleiben, sind Kundenorientierung, Innovation, Nachhaltigkeit, Gemeinsamkeit und Unternehmertum. Kundenorientierung hat oberste Priorität. Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen und alles, was wir tun, ist zum Wohl unserer Kundschaft. Innovation ist unser Treiber für die Zukunft und wir setzen darauf, die Zukunft zu gestalten, also auf Unternehmertum und, um es präzise zu sagen, auf wertebasiertes Unternehmertum. Nachhaltigkeit umfasst bei uns deswegen drei Dimensionen – ökologisch, sozial und unternehmerisch. In der Tradition eines Familienunternehmens gehen wir die Zukunft gemeinsam an. Die AMAG mit ihrer Kultur und ihren Menschen ist etwas Besonderes und besonders ist natürlich auch, dass unser Eigentümer 100 Prozent der Aktien hält.

Jetzt fehlen aber noch zwei.

Die anderen beiden Werte sind Effizienz und Kompetenz. Selbstverständlich müssen wir effizient arbeiten. Dadurch dürfen sich unsere Kundinnen und Kunden darauf verlassen, dass wir wissen, was wir tun.

Und was ist die Eselsbrücke?

Kingkue! Quin Que, also anders geschrieben, soll ein chinesischer Kaiser gewesen sein, der im 13. Jahrhundert gelebt haben soll. Ich erinnere mich noch, dass wir, als ich noch CFO bei der AMAG war, ein Meeting hatten und auf die sieben Werte kamen. Und weil sich diese keiner wirklich merken konnte, habe ich einen Wettbewerb initiiert, wem eine vernünftige Eselsbrücke einfällt, und so kam dann jemand auf Quin Que. Und dank des Kaisers weiss jetzt jeder, wie unsere sieben Werte lauten.

Zum Schluss noch eine einfache Frage: Welches ist Ihrer Meinung nach aktuell das beste Auto?

Der Cupra Born! Ich habe den Cupra Born gerade als meinen neuen Dienstwagen übernommen und bin absolut begeistert. Der Cupra Born ist für mich derzeit das beste Auto. Mega!

This article is from: