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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur

Deutschland September 2020 / 8 Euro

Sonderheft K端che Neuheiten

Worauf es ankommt

Bereit f端r Neues? Lieblingsorte f端r Freigeister und smarte Ideen rund um Schlafzimmer, K端che & Office










Inhalt September 12 Editorial 18 Impressum 20 Agenda 25 AD stellt vor

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Stil 26

Neuheiten

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Adresse Die fabelha e Welt des Giorgio Armani: Vor 20 Jahren beamte der Modeschöpfer sein Imperium in die dri e Dimension. Armani a casa.

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Inspiration

Möbel in Marshmallow-Formen und Hubba Bubba-Pink, coole Begleiter fürs Leben am Pool und indisch-italienische Stilfantasien von Scarlet Splendour.

Der Zeit voraus! In 2020 ist alles anders, doch nun sind sie da: die neuen Zeitmesser aus Stahl, Gold und Carbon.

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Soft Skills

New Work Special

Farbe bekennen in Sachen Nachtruhe: Das geht wunderbar san mit den neuen Be en und Accessoires in Nuancen zwischen Tag und Traum.

Das Arbeiten morgen wird flexibler, kreativer, schöner. Wie unsere erste Trendsafari zu Londons interessantesten Offices beweist.

46 Thema Meeresrauschen 48 Talent Emmanuelle Simon 50 Projekt Roche Bobois

68 Essay 70 Interview 74 Homeoffice

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Emmanuelle Simon

Indien trifft Italien

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Projekt In einem historischen Hallenhaus bei Essen verwob Sigurd Larsen Alt und Neu zu einem vielstimmigen Ensemble. 82 Radar

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Kunst Be e Saar ist quirlige 94 Jahre alt und die Künstlerin der Stunde. Mit ihren Assemblagen aus Alltagsdingen schafft sie auratische Werke voller Mut und Mystik. 88 Bücher

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Reise Die portugiesische „Casa na Terra“ wäre fast zur Ruine verkommen. Dabei ist sie ein einmaliger Ort der Einkehr.

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Es geht wieder los!

Bella Figura!

Endlich in italienischem Design schwelgen! AD Italia hat die Ikonen und Neuheiten der Traditionshäuser für uns inszeniert. Mit Farbe, Verve und Memphis-Drive!

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Großvaters „House of Fun“ Tibor Reich war einer der wichtigsten Midcentury-Designer Englands. Sein Enkel hat das Haus des Erfinders in Stratford-upon-Avon restauriert – ein Revival mit Knalleffekten.

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Weg des Wandels Ein junges Paar ließ den Trubel von Paris hinter sich und landete in Marokko. Auf einer Farm lebt es nun mit Kind, Katzen und dem Esel Kawa seinen Traum von Ruhe – lokal verwurzelt, weit im Geist.

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Villa Streamline Kurz vor Kriegsbeginn baute sich der belgische Architekt Gentiel Van Eeckhou e ein Wohnhaus. Nun erwacht sein flandrisches Art déco-Juwel aus langem Dornröschenschlaf.

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Deutschlandreise Wir zeigen 15 unserer liebsten Urlaubsziele vor der Haustür: schöne Klassiker und neue Schätze.

Auf dem Cover: Auch Weltflucht-Orte brauchen ein Büro – Cyrielle Rigot und Julien Phomveha auf ihrer Farm bei Marrakesch.

Cover: Helenio Barbetta / Living Inside; Collage: Stills & Strokes; Fotos: Scarlet Splendour; Alva; Porträt: Vincent Leroux

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Leben 98

Barfuß in den Kirschbäumen Hortensien, Kristalllüster, Kaninchendraht, Verdi und ein Huhn namens Decca. Wie Gianma eo Malchiodi seinen Familiensitz in der Po-Ebene zur Wohnoper machte.

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Neue Sammlung Lange musste Arianna Lelli Mami, Gründerin von Studiopepe, auf ihre Traumwohnung in Mailand warten. Was sie schließlich schuf, war ein Zuhause – und zugleich ein formschönes Manifest.

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„Pink Terracotta“

150 Summaries 152 Apropos 154 Genie & Spleen


AD Editorial

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ie Art, wie wir arbeiten, hat in diesem Jahr gravierende Wendun­ gen genommen. Vor Corona hätte kein Unternehmen der Welt sich auf das Experiment eingelassen, alle Mitarbeiter für ein paar Mo­ nate von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Die bekannten Umstän­ de haben dafür gesorgt und für viele Manager wohl überraschend gezeigt, wie zumindest technisch reibungslos in vielen Bereichen über Nacht auf das Homeoffice umgeschaltet werden konnte. Ein völlig neues Flexibilitätserlebnis, hinter das kaum noch ei­ ner in Zukunft zurückfallen wollen wird. Zugleich werfen die nun heiß diskutierten Modelle einer remote first gedachten Arbeitswelt enorm viele Fragen auf. Rückenschmerzen am Küchentisch, Kin­ der und geschlossene Schulen, Einsamkeit und das Bedürfnis nach physischer Begegnung, Führungskultur, Identifikation. Wir sind als Gesellschaft erst am Anfang dieser Diskurse, wie eine befrie­ digende Balance aussehen könnte zwischen dem Bedürfnis nach sozialer Interaktion und dem Wunsch nach maximaler Flexibilität, die die eigene Arbeit nicht mehr nach den im Büro verbrachten

Stunden bemisst. Das „New Work“­Special, das Sie in dieser Aus­ gabe finden, ist nur der Auftakt – wir werden uns als Experten für Gestaltung erfüllender Lebensräume ab sofort auch sehr intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie eine Kultur aussehen und sich anfühlen könnte, die die quälende Dichotomie von work and life miteinander versöhnt und weniger von dem Drang beherrscht ist, das letzte bisschen Privatheit der Gefräßigkeit der digitalen Allverfügbarkeit zu opfern (S. 60). Ein Blick ins Wörterbuch könnte ein erster leiser Hinweis sein, wo die Reise hingeht: Das „Büro“, verdeutscht aus dem französi­ schen „bureau“, geht etymologisch zurück auf „bure“, einen gro­ ben Wollstoff, mit dem einst Schreibtische bezogen waren. Egal also, ob wir im althergebrachten Büro sitzen oder im Homeoffice (das wir vielleicht bald nicht mehr so nennen werden) – ich glau­ be, dass jeder dieser Räume uns inspirieren muss, dass an die Stel­ le purer Funktionalität Schönheit und haptische Erlebnisse tre­ ten werden. Machen wir unsere Arbeitsorte zu Wunderkammern im Sinne der Renaissance, in denen wir aufblühen können. Es müssen ja nicht gleich wie oben die handbemalten Seidentape­ ten Cristina Celestinos für Misha Milano sein. Mit Stoff bezogene Tische wären nicht der schlechteste Beginn. ‹

O liver Jahn

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Foto: Misha Wallcoverings; Porträt: René Fietzek

„Wir müssen unsere Arbeitsplätze in Zukunft kulturell ganz neu aufladen und sie zu Orten machen, an denen Kreativität blüht.“







ARCHITECTURAL DIGEST. STIL, DESIGN, KUNST & ARCHITEKTUR erscheint in der Condé Nast Germany GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de

Chefredakteur Oliver Jahn

Redaktion Stv. Chefredakteur & Style Director Dr. Simone Herrmann Art Director Inka Baron Textchef & Kunst Barbara Gärtner Managing Editor Eike Schrimm Interior/Küche/Bad Karin Jaeger Textredaktion Andreas Kühnlein, Dr. Uta Seeburg, Florian Siebeck Stil Sally Fuls (Ltg.), Mona Bergers, Lilian Ingenkamp, Friederike Weißbach Bildredaktion Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Art Department Viviana Tapia (Stv. Art Director), Selina Lang Assistenz der Chefredaktion Johanna Hänsch Mitarbeiter dieser Ausgabe Reinhard Krause, Sophia Lierl, Iain Reynolds, Christof Rostert Autoren dieser Ausgabe Ulrich Clewing, Juriaan van Meel Fotografen dieser Ausgabe Helenio Barbetta, Francesco Dolfo, Andrea Ferrari, Christian Flatscher, Rick Pushinsky, Rachael Smith, Jan Verlinde Illustratoren dieser Ausgabe Selina Lang, Emiliano Ponzi, Stills & Strokes Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Büro New York Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com Schlussredaktion/Dokumentation Lektornet Syndication syndication@condenast.de Redaktion admagazin.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt (Feature & Social Media Ltg.), Clara Westhoff (Trainee) Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Oliver Jahn Vertrieb Abonnement-Betreuung Deutschland und Österreich: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice Postfach 290, 77649 Offenburg Tel. 0781 6394509 E-Mail: abo@ad-magazin.de, www.ad-magazin.de/abo Jahresabonnement: 68 €; Studenten (gegen Nachweis): 34 € Schweiz: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice Postfach, 6002 Luzern, Tel. +41 41 3292244 E-Mail: ad@leserservice.ch, Jahresabonnement: 115 sfr Andere Länder: Adresse siehe Deutschland, Preise auf Anfrage AD ARCHITECTURAL DIGEST (German) (USPS no 24066) is published monthly by Condé Nast Germany. Known Office of Publication: Data Media (A division of Cover-All Computer Services Corp.), 660 Howard Street, Buffalo, NY 14206. Periodicals postage is paid at Buffalo, NY 14205. Postmaster: Send address changes to AD ARCHITECTURAL DIGEST, Data Media, P.O. Box 155, Buffalo, NY 14205-0155. E-Mail: service@roltek.com, toll free: 1-877-776-5835 Bestellung von Einzelheften Preise, Verfügbarkeit und Bestellung unter abo.ad-magazin.de/einzelhefte Für weitere Fragen: Tel. 01806 012906

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 24 vom 1.1.2020. Alle Rechte vorbehalten. Die Zeitschrift und alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwil­ ligung des Verlags strafar. Für unverlangt eingesandtes Text­ und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. ISSN­Nr. 1433­1764

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Anzeigen/Vermarktung Sales Christina Linder, Head of Sales christina.linder@condenast.de, Tel. -430 Brand Advertising Andrea Latten, Brand Director Vogue & AD andrea.latten@condenast.de, Tel. -276 (verantwortlich für Anzeigen) Marketing Angela Reipschläger, Head of Marketing angela.reipschlaeger@condenast.de, Tel. -793 Ingrid Hedley, Marketing Director ingrid.hedley@condenast.de, Tel. -142 Kathrin Ölscher, Marketing Director kathrin.oelscher@condenast.de, Tel. -746 Creative Studio Susanne Jungbluth, Executive Director susanne.jungbluth@condenast.de, Tel. -373 Advertising Operations Katharina Schumm, Head of Revenue Management, Ad & Marketing Service katharina.schumm@condenast.de, Tel. -135 Vertrieb Alima Longatti, Head of Direct Marketing & CRM alima.longatti@condenast.de, Tel. -301 Einzelverkauf MZV GmbH & Co. KG, Karsten Reißner (Bereichsleitung) Herstellung Leitung Lars Reinecke, Director Production Digitale Vorstufe/Druck Mohn Media, Mohndruck GmbH Carl-Bertelsmann-Straße 161 m, 33311 Gütersloh Unternehmenskommunikation/PR Dr. Judith Pöverlein, PR-Manager presse@condenast.de, Tel. -842 Finanzen Roland Riedesser, Finanzdirektor

Geschäftsführerin und Herausgeberin Jessica Peppel-Schulz



AD Agenda

Wer, wie, was? Redaktion: Johanna Hänsch, Karin Jaeger und Reinhard Krause

Depot als Museum Das Museum Boijmans Van Beuningen in Ro erdam baut ein Depot und macht es 2021 allen zugänglich! Bevor die Sammlung einzieht, kann es samt Birkenwald auf dem Dachgarten besichtigt werden. 25.–27.9.

Vorhang auf für Fornasetti! „Carlino“, der Mops, und das Table „Cesto d'oro“ spielen in der Schau „Fornase i eatrum Mundi“ in Parmas Barocktheater große Rollen. Bis 14.2.2021. fornasetti.com

Nicht verpassen! 3 Days of Design, Kopenhagen

Drei Fragen an Stefan Weppelmann Das Kunsthistorische Museum Wien feiert Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag mit der Schau „Beethoven bewegt“. Wie beeinflusste er damals die bildenden Künstler? Beethovens

Musik war zunächst viel zu erregend und neu. Seine Zeitgenossen waren irritiert, provoziert, bewegt – erst später auch inspiriert. Und wie reagieren die zeitgenössischen Künstler? Wir könnten kilometerweit Kunst aneinan-

derreihen. Aber wir fragen nicht nach der Rezeption, sondern wie wir die Kraft seiner Musik erfahren und für unser Leben nutzen können. Was ist Ihr Lieblingswerk in der Schau? Am

meisten berührt mich Rebecca Horns „Concert for Anarchy“ (1990, li.). Verliebt aber habe ich mich in Guido van der Werves Video „Nummer acht, everything is going to be alright“ (2007, o. li.), in dem ein einzelner Mann vor einem Eisbrecher herschreitet, als „Alter Ego“ Beethovens, aber auch ein bisschen wie eine tragische Heldenfigur.

Internationales Design-Event, Thema: Nachhaltigkeit, 3.–5.9. 3 daysofde sign.dk

Brussels Gallery Weekend Galerien für zeitgenössische Kunst öffnen ihre Türen, 3.–6.9. brusselsgaller y weekend.com

Berlin Art Week Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in ganz Berlin, 9.–13.9. b erlinar t week.de

Miart Mailand Messe für moderne Kunst und Design, erstmals online! 9.–13.9. miar t.it

Vienna Design Week Internationales Design-Festival, Gastland: Schweiz, 25.9.–4.10. viennade signwe ek.at

Manifesta, Marseille Dr. Stefan Weppelmann, Direktor der Gemäldegalerie Kunsthistorisches Museum Wien, kuratiert die Schau „Beethoven bewegt“. Ab 29.9. khm.at

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13. Ausgabe der europäischen Kunstbiennale, bis 29.11. manife s ta1 3 .org

Fotos: Fornasetti (2); Ossip van Duivenbode; Attilio Maranzano; © Guido van der Werve, Courtesy of the artist and Luhring Augustine, New York; Porträt: Pestuka Productionstudio

boijmans.nl



AD Agenda

COR Studio Berlin Ku’damm-Premiere der ostwestfälischen Sitzspezialisten. cor.de

Reform Showroom, Hamburg Drittes deutsches Standbein der Küchenprofis, Friedensallee 3–5. reformcph.com

The Home of Ferm Living, Kopenhagen Unten: 450 m2 Showroom, oben: die Büros. Kuglegårdsvej 1–5. fermliving.com

„Hotel Heimhude“, Hamburg Das erste Stilwerk-Hotel! Heimhuder Str. 16, DZ ab 169 Euro. s tilwerkhotels.com

Casa Mutina, Mailand Großer Design-Auftritt dank Patricia Urquiola. Nach Anmeldung. mutina.it

Neue Onlineshops für Design Im Uhrzeigersinn von oben links: Neue Kollektionen, etwa von Pauline Deltour es tablishe dandsons.com Zeitgenössisches Design aus 52 internationalen Galerien de signmiami.c om Kollektion des italienischen Möbelherstellers p oltronafrau.com Tempel des postmodernen Designs memphis-milano.com

Zugorama … ist kein Zugspitz-Lokal, sondern die mondäne Erlebniswelt des Schweizer HaushaltsgeräteMatadors V-Zug am Münchner Promenadeplatz. vzug.de

Wie erhellend! Hervé Van der Straetens neue Alabasterleuchte „Eos“ bei Alexandre Biaggi, Paris, 14, rue de Seine. Bis 15.10. alexandrebiaggi.com

Minimalistisches Lichtdesign: Der dänische Leuchtenexperte Anour hat jüngst einen Showroom mit Produktionsstä e und Büro vor den Toren Kopenhagens eröffnet. anour.dk

Fotos: © 2020 Established & Sons Warehouse; Carpenters Workshop Gallery; Poltrona Frau; © Delfino Sisto Legnani; Jeppe Sørensen; © Cecil Mathieu / Alexandre Biaggi; V-Zug

… im September

Neu eröffnet


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Brassware | Les Ondes collection, design by Gilles & Boissier


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AD stellt vor

Uta Seeburg hat im letzten Jahr gleich zwei Babys geschaukelt: Tochter Matilda und ihren ersten Roman. „Ich dachte immer: Wenn ich in Elternzeit gehe, schreibe ich endlich mein Buch“, sagt unsere Reiseredakteurin, die sich für ihren Krimi „Der falsche Preuße“ (Harper Collins, 352 Seite, 22 Euro) von Spaziergängen durchs alte München inspirieren ließ. „Sobald Matilda schlief, habe ich geschrieben.“ Nun verabschiedet sich Uta wieder für ein Jahr und schreibt an der Fortsetzung. Mit uns reist sie zum Abschied quer durch Deutschland. S. 92

Porträts: Dirk Seeburg; Inka Baron; Rick Pushinsky; Buchcover: Harper Collins Germany

Karin Jaeger geht zweimal im Jahr das Papier aus. Denn unsere Expertin für Küche und Bad hat immer viel mehr Ideen, als in unsere Specials passen. Ein Glück, dass es auf ad-magazin.de/ kue che jetzt noch mehr Raum gibt für Karins Geheimtipps und tolle Geschichten. Doch wie man etwa aufgeweckt einweckt, lesen Sie gedruckt im Special Küche

Rick Pushinsky kennt seine Heimat London eigentlich ziemlich gut. „Umso aufregender, endlich mal hinter die Kulissen zu blicken“, sagt der Fotograf unserer ADTrendsafari, dem es besonders die Werkstätten in Bermondsey angetan haben. Nach unserem zweitägigen Sprint durch London hatte er nur wenig Zeit zum Verschnaufen, denn vier Wochen nach dem Lockdown kam sein Sohn Raphael zur Welt. „Und der hält uns seither ziemlich auf Trab.“ S. 60

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Stil

Neuheiten, Betten, Thema, Talent, Projekt, Adresse und Inspiration

Im Zauberwald: Wie Alice steht man vor Marcantonios mannshohem Sessel aus der „Forest“-Kollektion für Scarlet Splendour – und wundert sich. Das poppige conversation piece mit den türkisen Baumkronen ist aus Kunstharz geformt und in lackiertes Messing gehüllt, 9300 Euro.

Redak tion: Simone Herrmann und Sally Fuls


Stil Neuheiten

2020 gingen Ashish Bajoria und Suman Kanodia (li.), Gründer von Scarlet Splendour, eine Kooperation mit dem italienischen Designer Marcantonio ein: 3D-Pouf „Leaf“ (o.), das grüne Sofa „Forest“ (u.), Wollteppich „Leaf“ und der „Gorilla“Sessel mit Lederfell (u. li.) sind Teil seiner „Forest“-Kollektion.

Scarlet Splendour laden zur Reise durch die wundersame Welt ihrer Designs. Von Kalku a direkt ins Fantasialand.

Italienindisch!

Fotos: Scarlet Splendour (5); Getty Images; Porträt: Kunal Kampani

E

in bisschen Kitsch, vollendetes Handwerk und grenzenlose Fantasie. So könnte man die Fusion von italienischem und indischem Möbeldesign beschreiben, für die Scarlet Splendour stehen. Die Kollektionen des Unternehmens mit Sitz in Kalkutta wagen den Spagat zwischen Goth-Chic und Sahnebaiser, Comic und Bollywood. Ein fröhlicher Kinnhaken für den ach so langweiligen Mainstream-Purismus. Gegründet wurden Scarlet Splendour 2014 von den Geschwistern Ashish Bajoria und Suman Kanodia, bereits im Jahr darauf feierten sie ihr internationales Debüt in der Mailänder Salone-Schau von Rossana Orlandi. Dabei stand die Arbeit mit jungen italienischen Designern von Anfang an im Fokus: Matteo Cibic, seit Neustem Elena Salmistraro und für die aktuelle Kollektion Marcantonio Raimondi Malerba. Mit „Forest“ gestaltete er eine tier- und pflanzeninspirierte Kollektion, die sich mit dem Zusammenspiel von Mensch und Natur beschäftigt. Möbel, die Geborgenheit geben. Und Spaß machen. Das Lederfell des „Gorilla“-Sessels jedenfalls will man stundenlang kraulen. FW

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Stil Neuheiten

Blasen aus Glas „Kokomo“ ist eine von den Beach Boys erfundene Insel. Nach der wohl auch das New Yorker Label Upstate seine Gläser und Karaffe (68 bzw. 178 Dollar) in Chewing Gum­Farben benannte.

Wie aus der Tube gedrückt …

youreupstate.com

In Wachsspiralen bren­ nen die Kerzen von Iphepha in den Pastell­ tönen „Sonne“, „Flieder“ und „Eis“ (v. li.) nieder. Wir finden: ein rundum gelungenes, nun ja, Feu­ erwerk! 5 Euro/Stück.

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Durch die rosarote Brille sehen? Lässt sich mit Modell „8327“ aus hauchdünnem Titan (ab 475 Euro) besonders stilsicher – und zeitlich sogar unbegrenzt. lindberg.com

Auf Würfelbeinen in Hubba Bubba-Pink Isabella Wood und Aldo Mignone sind zusammen Studio Mignone, also „niedlich“. Und das sind auch ihre pudrigen Tische in Millennial Pink. Aber auch sehr präzise. Denn beim handgear­ beiteten „Tavolo Morbido – Concrete Swirl“ aus Beton und Stahl sitzt die unbefestigte Tischplatte millimetergenau in den Mulden der abgerundeten Würfelbeine, 3700 Australische Dollar. MB studiomignone.com Fotos: Teddy Wolff; Iphepha; Lindberg; Isabella Wood; Getty Images

An diesen neuen Designs bleiben die Blicke kleben!

Kaugummi-Effekt

iphepha.de



Stil Neuheiten

Schöner Platten-Bau! Industriell produziertes, ausrangiertes Alpi-Furnier erhöht (im wahrsten Sinne des Wortes) Marco Campardo (li.) zu handgearbeiteten Möbeln. Wie aus bunter Wellpappe wirkt der erst geschichtete, dann geklebte und zuletzt gemeißelte „Coffee Table“ (4582 P nd) im Querschni . Ein Kunststück. Campardos „George“-Kollektion ist über die Londoner Galerie Seeds erhältlich. MB seedslondon.com

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Chemische Reaktion? Ein Woodworker wie aus dem Bilderbuch ist der Kanadier Nicholas Hamilton Holmes (oben). Bei seiner „Oxalino“-Kollektion dreht sich nun alles um das durch präzise Oxidation hervorgerufene SpirelliMuster, das auch die mit Kerzen beleuchtete „Offering Bowl“ aus Eiche und Bla gold trägt. Einzelstück, 3235 Euro. hamiltonholmes.com

Fotos: Seeds London; Natalie Hayes; Jörg Bräuer; Getty Images; Porträt: Luca Campri; Beth Lear

Schön, aber immer gleich? Von der Lu gezeichnet, feuergeschwärzt oder geschichtet – Holz erfindet sich neu.

Holz, klasse!

Caspar David Friedrich hatte Kreidefelsen, Kaspar David Hamacher hat … Holzmonolithe. Aus Eiche und Feuer formte der belgische Designer – oder Handwerker, wie er sich selbst lieber bezeichnet – seine jüngste Kreation, „La Méridienne“ (u. li.). Schön ausgebrannt, ist sie Teil der Ausstellung „Le Sacre de la Matière“, Unikat, 11 000 Euro. kasparhamacher.be


DIE FERNE HÄNGT SO NAH HANDSIGNIERTE, LIMITIERTE KUNST ONLINE UND IN 24 GALERIEN WELTWEIT.

Dean West St. Pete Beach II, Aufl. 200, handsigniert, im Schattenfugenrahmen, 93,6x 138,6 cm, Art.-Nr. DWE02 | 1.399 €

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Waschechter Dreiseifenhoch Gestrandete Soapstars: Lex Pott formte „The Pebbles“ (DreierTürmchen je 20 Euro) nach echten Steinen von der normannischen Küste. Die rein pflanzlichen Schaumdrops duften wahlweise nach süßer Mandel, grünem Tee oder Feige. Beziehungsweise: nach Sommerferien to go. SF

Frisch aus dem Atelier! Striche, Tropfen, Kleckse – Design-Entwürfe, die vor allem eins sind: malerisch.

Wer – was Einrichtung betrifft – Angst vor der sprichwörtlichen „weißen Leinwand“ hat, startet am besten mit einem beherzten Pinselstrich. Sprich: mit Sabine Marcelis’ Wollteppich „Stroke“ (6696 Euro). cc-tapis.com

Pastos in Pastell

Stil Neuheiten

seemsoap.fr

Everlasting Light Polarlichter sind Diven: Wo und wann sie auftreten, weiß nur der Wind. Richard Clarksons „Aurora“-Leuchten (ab 1810 Dollar) strahlen hingegen auf Knopfdruck.

Schichtlicht: Für „Éclipse 4“ (Preis auf Anfrage) stapelte Sébastien Caporusso sanft geschwungene Marmorund Onyxplatten zur diskret glimmenden Applike. sebastiencaporusso.com und spazionobile.com

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Fotos: CC-Tapis; Richard Clarkson; © Courtesy Sébastien Caporusso; Juliette Orts; Getty Images

rclarkson.com


DĂźsseldor f w w w.goldschmiede-schubar t.de


Stil Neuheiten Bis aufs i-Pünktchen: Bei Speiseteller „Dior and Shawn“ (90 Euro) bringt der kalifornische Designer Shawn Stussy Streetstyle auf die Tafel. dior.de

Neuer Glanz vergangener Tage Ansta in die Ferne zu reisen, bietet sich ein Trip in die Fi ies an: Auf Heveninghams filmreifen Solo- und Paarliegen (3028 bzw. 4835 P nd) hä en auch Grace Kelly und Frank Sinatra flirten können.

Handschmeichler: Kartells Servierwagen „Gastone“ (630 Euro) feiert seinen 30. Geburtstag mit einem neuen ma en Finish – bei dem die Hand fast lieber am Deck als am Drink bleibt.

Play it pool

kar tell.com

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Je später der Abend, desto schöner die Gläser Socie -Lady Caroline Astor erfand das Midnight Supper. Ihr zu Ehren lanciert Saint-Louis mit dem „St. Regis New York“ nun eine Kollektion (links José Lévys „Endiablés“) für den späten Durst. Santé! saint-louis.com

Stil, Satz, Sieg! Dass Beachballset von Hermès (640 Euro, be edrucktes Buchenholz mit Kork) punkte et auf ganzer Linie. hermes.com

Fotos: Dior; Serena Fresson; Hermès; Saint-Louis; Kartell; Matthias Cooper/Pexels

Soft Touch statt Soft Drinks

Heiße News am Beckenrand: Drinks, Flirts – und Pingpong!

heveningham.co.uk


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Taktiles Gespür Einige von Japans höchsten Handwerksmeistern haben über Jahrzehnte ihren Tastsinn verfeinert.

Ü

ber einen kostbaren Stoff zu streichen, um Material und Güte einzuschätzen, oder einen antiken Holztisch mit der Hand auf kaum sichtbare Schadstellen zu überprüfen erfordert ein ebenso gut ausgeprägtes Fingerspitzengefühl wie das Falten eines komplizierten Origami-Kunstwerks. Ausgewählte japanische Takumi haben ihren Meistertitel genau damit erlangt und über 30 Jahre hinweg ihren Tastsinn geschult, um die rund 2000 Rezeptoren in jeder Fingerkuppe in vollem Umfang zu nutzen. Diese Fähigkeit macht sich auch LEXUS zunutze, wo eigene Takumi

für makellos glatte Oberflächen und vollendete Formen bürgen. Eingesetzt werden sie vor allem in der Qualitätskontrolle, in der sie Lack und Fahrzeugteile auf winzigste Fehler im Millimeterbereich prüfen. Eine Akkuratesse, die kein Roboter erzielt und die die einzigartige LEXUS Qualität auch haptisch erlebbar macht. lexus.de/handwerkskunst

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Li.: Dank des außergewöhnlichen Gespürs der LEXUS Handwerker liegt das lederbezogene Lenkrad perfekt in den Händen, und auch der handgefertigte Schaltknauf (u. li.) fasst sich exzellent an. U.: Die Takumi tasten mit ihren feinfühligen Fingern jedes Teil auf kleinste Mängel ab.


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Grüße von Tom und Jerry Designer Hakmin Lee liebt Comics. Überzeichnete Cartoon-Tatzen sind daher das Stilmittel seiner im Sandgussverfahren entstandenen Aluserie „Paw“ – und halten die Glasplatte des Beistelltischs, 2900 Euro. studiohak.com

Meta-Industriedesign Mit „Pattern Of Industry“ arbeitet der Südkoreaner Oneseo (o.) an einer frei skalierbaren Kollektion aus genormten Aluschienen. Das Innenleben der Industrieware wird dabei zum dekorativen Element. Stuhl 1625 Euro, Hocker 925 Euro. oneseochoi.com

Silberpfeil? Mit dem Stadtrad „Yiwu“ (599 Euro) der Schweizer Firma May Ltd. in Chrom sind wir mindestens genauso schnell da! may-ltd.com

Geschmeide unter Hochspannung! Die neue Fine Jewellery-Kollektion von Louis Vuittons Schmuck-Kreativchefin Francesca Amfitheatrof spielt nicht nur mit dem ikonischen Monogramm des Hauses, sondern auch mit den Erwartungen. „LV Volt“ ist entschieden unisexy. Armreif in Weißgold, 6500 Euro. FW louisvuitton.com

Fotos: Jandee xxxxxxxxxx Kim; Oneseo Choi; May; Louis Vuitton (2)

Alles glänzt!

Alle 20 Jahre feiert Chrom ein Comeback. Anleitung für den eleganten Wiedereinstieg.

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Chromebooks – Arbeiten, neu gedacht Die letzten Monate haben das Thema New Work endgültig nach vorn gebracht. Nur möglich allerdings, weil die nötige Technik bereitstand. Allem voran die flexiblen Chromebooks, die dank ihrem extrem sicheren, cloudbasierten Betriebssystem jederzeit und an jedem Ort im Nu einsatzbereit sind.


*Die Startgeschwindigkeit kann je nach Gerät variieren. Gemäß Tests auf verschiedenen Geräten aus dem Chromebook-Portfolio sind sechs Sekunden die durchschnittliche Startgeschwindigkeit. **Internetverbindung erforderlich.

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eitlich und örtlich variables Arbeiten, Teilen von Inhalten, kreative Verschmelzung von Job und Privatleben – New Work ist das Gebot der Stunde. Projektbeteiligte sitzen nicht mehr real zusammen, sondern das Web wird zum virtuellen Co-Working-Space. Perfekt hierfür: die Chromebooks von Asus, Acer, Lenovo, HP oder Samsung mit ihrem einmaligen Betriebssystem Chrome OS. Denn damit haben Sie von jedem Ort der Welt mit Internetzugang Zugriff auf eigene sowie gemeinsam genutzte Dateien, in der Cloud, gut geschützt und unabhängig von der Hardware, sodass selbst bei Verlust des Chromebooks keine Daten verloren sind. Hochfahren dauert nur rund sechs Sekunden*, Updates führt Chrome OS automatisch durch**, und der integrierte Virenschutz sorgt für hohe Sicherheit. Dank steter Synchronisation switchen Sie zudem beliebig zwischen all Ihren Geräten. Office-Dateien,

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Netflix-Serien, Musik für den Online-Betrieb speichern geht auch. Chromebook teilen? Ja! Jeder Nutzer meldet sich mit eigenem, cloudbasiertem Profil an. Kurz: ultraflexible Technik, die ein gelungenes Work-Life-Blending möglich macht. Weitere Informationen auf google.com/chromebook

Maximale Flexibilität und Performance: Ob Convertible oder Detachable – Chromebooks bieten die Wahl zwischen Tablet-, Tent- und ViewModus, brillante, intuitiv zu bedienende 11- bis 15-ZollTouchscreens, eine echte Tastatur und zwölf Stunden Akkulaufzeit.


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Ab in die (1400 Taschen-)Federn! Die verstecken sich nämlich in „Bed No. 3“ von J. Marshall by Vispring. Weitere Komponenten der handgetufteten Matratze: (Baum-)Wolle, Bambus, Alpaka und seidiger Paschmina, 180 x 200 cm, 4838 Euro für das Set aus Matratze, Diwan, Kopfteil und Beinen. jmarshall.de


Stil Betten

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Soft Skills! 3

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Redaktion: Mona Bergers

Ein Drittel der Lebenszeit verbringen wir schlafend – Zeit, auch hier Farbe zu bekennen. Wunderbar sanft geht das mit den neuen Betten und Accessoires in Nuancen zwischen Tag und Traum. 1 Zum Reinlegen! Matratze „Paris“ mit Wolle und Leinen aus der „Univers Trésors“-Kollektion, 160 x 200 cm, 6091 Euro tre c a.com 2 Versteckt Raum: Note Design Studios „Sake“-Eichentisch (1038 Euro) für ariake colle c tion.com 3 Baumwollkissen in „Ash Black“ und -decke in „Broken White“, 29 bzw. ab 129 Euro teklafabric s.com 4 Für Musterschläfer: Christina Lundsteens „Suki“und „Zigzag“-Kissen in Samtoptik (ab 122 Euro) über matche s fashion.com

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Stil Betten

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5 5 Hält Kleider und Kaffee: gepolsterter „Panel“-Hocker mit um 360 Grad drehbarer Holzablage, ab 680 Euro schramm -werks taet ten.com 6 Chapeau! Einen gelenkigen Kopf hat die Tischleuchte „Pivot“ aus Stahl, Aluminium und Glas, 672 Euro andlight.c a 7 Rosa Wolke: „Vidd“-Bettwäsche aus Bio-Baumwollsatin in Farbton „Pink Terracotta“, 80 × 80 cm und 135 × 200 cm, 113 Euro alvalinen.de 8 Das Birkenbett „Stockholm“ kommt in drei Breiten, zwei Höhen und auf Wunsch mit Bettkasten, Schublade oder Nachttisch, ab 798 Euro richard-lamp er t. de 9 Bei „Gaudì“ spannt sich der Stoffbezug (wahlweise Leder) wie eine Leinwand um den feinen Eichenrahmen, ohne Matratze, ab 4116 Euro flou.it 10 Kühlt oder wärmt: Bettwäsche „Ivory“ aus italienischem Leinen, ab 69 Dollar linoto.com

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Fotos: Schramm Werkstätten; ANDlight; Alva; Richard Lampert; Flou; Linoto; Menu

So sanft! Von der japanischen Reispapierlaterne ließen sich Norm Architects für Menus „Hashira“ (340 Euro) aus Stahl, Leinen, Esche und Kunststoff inspirieren. Das elegante Headboard entwarfen die Architekten für das Bett „Inspiration 6006“ (um 6060 Euro) von DUX. menuspace.com, duxiana.com

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Mehr Struktur … ins Schlafzimmer? Bringen diese Neuzugänge spielend – mit starker Form und unerwartetem Material. 1 Von Hästens ikonischem Karo inspiriert sind die Intarsien aus Esche bei Nachttisch „Appaloosa“, 7780 Euro has tens.com 2 Luftig! Gamfratesis „Mos“-Buchentisch (1278 Euro) mit Wiener Geflecht für gebrue der thonet vienna.com 3 Dient still: Aluschrank „Frank“ mit Ahornkleiderstange f ionalynch.c om.au 4 Ein Rundumschlag mit Messing ist Sidetable „Mass“, 850 Euro nor thern.no

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Stil Betten

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7 5 Gestepptes Utensilo: Patricia Urquiolas „Bio-mbo“-Bett mit -Nussbaumtisch (ab 3582 bzw. 1345 Euro) für c a s sina.c om 6 Mondgestein? Aluleuchte „Reverse“ mit Travertin, 550 Euro menuspace.com 7 Zeitreise:

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Fotos: Hästens; Gebrüder Thonet Vienna; Tom Ross; Northern; Cassina; Menu; Max Rollitt; Archivist Studio; Courtesy Matchesfashion (2); Charles & Keith; Poliform; Dimoremilano

„Georgian“-Himmelbett aus Mahagoni von 1805, 24 000 Pfund ma xrollit t. com 8 Aus einstigen Luxushotellaken besteht das „Women’s Work Shirt“, 150 Euro archivist.studio 9 Rüschen säumen die „Floral-Print Satin Eiderdown“-Wendedecke mit Seide von Preen by Thornton Bregazzi (1011 Euro) über matche s fashion.c om 10 Cecilie Bahnsens Spangenschuh aus recyceltem Satin (300 Euro) für charle skeith.eu 11 Schmuckstück: Kaschmirdecke „Malachite“ von Saved NY (1565 Euro) über matche s fashion. com 12 Nussbaumtisch „Nara“ in zwei Größen, ab 1392 Euro p oliform. it 13 Disco-Glam: Metallbett „Letto 134“ mit Netzstoff dimoremilano.com

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Stil Thema

Meeresrauschen inklusive!

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Macht nicht nur Hippies happy: bunte Keramik, lu iges Geflecht und Perlenaugen am Ohr Redaktion: Lilian Ingenkamp

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2 1 „Balloon Bag“ aus Canvas und Bast, 2000 Euro loewe.com 2 Keramikmuschel für die Wand, Unikat, Preis auf Anfrage luciedemoyencour t.com 3 Hängeleuchten „Strikha“ aus Weide, 1300 Euro/3er-Set yakusha.design 4 Handbemalte Terrakottateller, 85 Euro/4er-Set lrnce.com 5 Outdoor-Stuhl „Circo“ aus Stahlrohr und Kunststoffgeflecht, 1097 Euro ames-shop.de 6 Sonnenschirm von Business & Pleasure Co., 279 Euro, über smallable.com 7 Ohrringe mit Goldstickerei und Glasperlen, 275 Dollar carlyelizabethowens.com 8 Gaetano Pesces Vase „Indian Summer“ aus Harz, 450 Dollar comingsoonnewyork.com

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Fotos: Loewe; Studio Lucie de Moyencourt; Yakusha Design; Laurence Leenaert; Andrés Valbuena; Courtesy Smallable; Carly Elizabeth Owens; Balarama Heller für Coming Soon

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Stil Talent

Emmanuelle Simon Redaktion: Mona Bergers

Doppelt schön! Emmanuelle Simon entwirft Inte­ riors, aber auch Möbel, etwa das „Nativ“­Canapé (oben). Wie in einer Mönchszelle richtet sich der Blick im „La Maison Evidens de Beauté“ (links) gen Himmel (u.): Das Basrelief an der Decke entstand in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Zoltán Zsakó.

ie Liebe zur Gestaltung begann früh. Emmanuelle Simons erste „Projekte“ fanden im Kinderzimmer statt: Ihr Bett schob sie dabei von einer Wand zur nächsten – und wieder zurück, oder noch mal vor. Einfach weil sie fand, das mache einen Unterschied. Mit sechs meldete ihre Mutter sie dann zum Skulptur- und Zeichenkurs an, wo das Atelier selbst sie fast noch mehr faszinierte als das Gestalten. „Ich tigerte oft nach hinten, um mich zwischen den Skulpturen zu verstecken, die mich wie lebendige Kreaturen umzingelten. Die Kunst befeuerte meine Fantasie, ließ mich reisen!“ Das Auge für räumliche Komposition blieb: Nach ihrem Studium der Innenarchitektur und des Designs an der Pariser École Camondo lernte die 31-Jährige bei Jean-Marie Massaud und Pierre Yovanovitch, bevor sie 2017 ihr eigenes Studio gründete. Neben ihrer Liebe zum Handwerk, zum japanischen Raku ebenso wie zur Schreinerkunst ist ihr Design besonders von der manuellen Entwurfsweise (die sie ihren israelischen Wurzeln zuschreibt) geprägt. „Wenn ich einen Raum forme, versuche ich, Brüche zu ehren, Materialien in den Vordergrund zu rücken, Perspektive zu geben. Dabei bringt das Volumen die Emotion.“ emmanuellesimon.com

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Fotos: Damien de Medeiros; Porträt: Vincent Leroux

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VIRGINIA, INTERIOR-DESIGNERIN

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Stil Projekt

Candy Crush Zum 60. Jubiläum von Roche Bobois entwarf die Künstlerin Joana Vasconcelos ihre erste Möbelserie: „Bombom“. Text: Friederike Weißbach

„60 Jahre sind Grund zu feiern! Wir wollten eine fröhliche Kollektion, und Joanas Arbeit ist zwar kritisch, aber nie traurig. Ich bin sicher, mit den ,Bomboms‘ zieht Freude bei uns ein.“ Nicolas Roche 50


Die portugiesische Künstlerin Joana Vasconcelos in ihrem Studio in Lissabon (re.). Statt am Computer zeichnet sie alle Entwürfe von Hand. Die Sofaserie „Bombom“ (linke Seite) für Roche Bobois ist ihre erste kommerzielle Möbelkollektion. Appetitliche Accessoires: linke Seite unten Kissen in den Dessins „Sinapse Tangerina“ und „Perdição Flor“, u. der getuftete Wollteppich „Tutti Frutti“ mit Reliefeffekt.

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Fotos: Roche Bobois

anz überraschend kam sie nicht, die Nachricht, dass Joana Vasconcelos, wohl die bekannteste zeitgenössische Künstlerin Portugals, eine Kollektion für den französischen Möbeléditeur Roche Bobois entworfen hat. Schließlich hatte sich die Zusammenarbeit der beiden bereits im letzten Jahr mit einer Sammleredition aus sechs Roche Bobois-Klassikern angekündigt, die Vasconcelos mit ihrer Kunst – sprichwörtlich – bestrickte. Trotzdem ist es eine kleine Sensation, denn ohne Erfahrung ein kommerzielles Möbel zu gestalten stellt selbst eine experimentierfreudige Künstlerin wie sie vor Herausforderungen. „Mich hat überrascht, wie subjektiv Komfort ist. Meine Kunst ist zwar interaktiv, aber für dieses Projekt musste ich noch stärker darauf achten, wie Menschen mit ihrer Umgebung interagieren. Ich halte es für einen Durchbruch, dass es nun ein Sofa gibt, bei dem man die Form der Basis und Lehnen frei wählen kann. Die Kunden können selbst kreativ werden.“ Eine Vision, die auch Nicolas Roche, Kreativdirektor bei Roche Bobois, zu schätzen wusste – ohne dabei die technischen Anforderungen des Vorhabens aus den Augen zu verlieren: „Wir stehen

für Qualität, Nachhaltigkeit, Ergonomie und Funktionalität – bei bezahlbaren Preisen. Ein Künstler hat seine ganz eigene Vision. Deshalb war der Dialog in dieser Zusammenarbeit so wichtig.“ Vasconcelos’ Einfälle für das „Bombom“-Sofa erforderten nämlich ein Höchstmaß an Tüftelei: runde Formen mit flachem, dennoch komfortablem Sitz, der zugleich fest genug sein muss, um die Rückkissen zu halten; Bezugsstoffe, die sich faltenlos um die Rundungen legen, aber auch die akkuraten Querstreifen ermöglichen; frei arrangierbare Lehnen, die leicht zu bewegen sind und trotzdem so stabil, dass sie dem Körper ausreichend Halt bieten. Das Ergebnis sind farbenfrohe Inseln in Orange, Blau, Pink, Grün und Lila – einer Palette, die den Farben in Vasconcelos’ Kunst ähnelt. Einige ihrer Zeichnungen und gehäkelten Skulpturen komplettieren die „Bomboms“ in Form von Kissen und Teppichen. „Für mich war es eine Ehre, die Inspiration, die hinter meiner Arbeit steht, in die Kollektion einzubringen und so eine Brücke zu schlagen zwischen zeitgenössischer Kunst und gut kuratiertem Raum.“ ‹

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Die fabelhafte Welt des Giorgio Armani Vor 20 Jahren hat der Modeschöpfer sein Imperium in die dritte Dimension gebeamt: Armani a casa!

Fotos: Fabrizio Nannini; Armani/Casa (7); Porträt: Courtesy of Giorgio Armani

Text: Friederike Weißbach


Stil Adresse

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edeckte, natürliche Farben, klare, elegante Linien und vollendete handwerkliche Qua­ lität. Keine Frage, Giorgio Armani ist kon­ sequent. Als er vor 20 Jahren das Projekt Armani/Casa ins Leben rief, ging es ihm darum, seinen Stil in der Mode auf einen gesamten Lifestyle zu übertragen; er ge­ staltete Objekte und Interieurs, die seiner Vorstellung von Design – im Kern: essen­ zieller Luxus – entsprechen. Und wie ge­ wohnt setzte Mr. Armani seine Visionen auch um. Seine Entwürfe balancierten fortan zwischen minimalistischer Form und exquisiten Dekors, zwischen Hand­ werkstradition und innovativer Umsetzung, zwischen fernöstlicher Inspiration und Art déco. „Ich liebe diese Design­Ära, und es gibt einige Stücke in meinen Kollektionen, die eindeutig darauf anspielen. Ich habe sie als Elemente eines imaginären Films, der in den 30ern spielt, entworfen.“ Neben der jährlich um einige Stücke erweiterten Kollektion an Möbeln und Ac­ cessoires, die in Zusammenarbeit mit loka­ len Manufakturen entstehen, übersieht der Meister seit 2004 auch ein Team an Inte­ riordesignern, die maßgeschneiderte Ein­ richtungen in Armani­Manier bieten. Zu­ sammen mit Molteni & C gründete er 2008 Armani/Dada für ganzheitliche Küchen­ lösungen, 2010 etablierte sich die Partner­ schaft Armani/Roca mit dem Badspezia­ listen Roca. „Ich brauche die Kontrolle – ich bin eben ein Workaholic“, antwortet der Designer regelmäßig auf die Frage, wie er bei all den Aktivitäten seiner Marken den Überblick behält. Neben Restaurants und

2013

2000

2005

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1982 entwarf Giorgio Armani (oben) mit der „Logo Lamp“ (g. o. li.) sein erstes Interior-Objekt, seit 2000 steht sie sinnbildlich für Armani/Casa. Weitere Highlights aus zwei Dekaden: Sesselchen „Essex“, hochbeiniges Bar-Kabinett „Riesling“, goldfarbener Paravent „Exception“ (u. links), Lederleuchte „Noriko“, jacquardbezogener Stuhl „Ofelia“ und Frisiertisch „Passion“ aus der aktuellen Kollektion. Li. Seite: Armani/Casa-Inszenierung beim Salone del Mobile 2019.

2018

2019

Hotelprojekten gibt es inzwischen ganze Apartmentblöcke im Armani­Look. „Ich versuche, auch die äußeren Veränderungen miteinzubeziehen, die unseren Lebensstil beeinflussen, denn das Zuhause ist der Ort, an dem jeder seine Erfahrungen in die per­ sönliche Dimension übersetzt.“ Auch die aktuelle Kollektion, die zum Salone del Mobile hätte vorgestellt werden sollen, transportiert jene klare Ästhetik, für die Giorgio Armani seit 20 Jahren steht: luxuriöse Materialien, strenge Geometrie, Modernismus und ein Hauch Exotik. Doch gerade die Erfahrungen der letzten Monate haben den Mailänder gelehrt: „Design hat die Aufgabe, Intimität und Sicherheit zu schaffen. Während des Lockdowns haben uns die Objekte, mit denen wir uns umge­ ben, ‚beschützt‘ und uns einen Alltag er­ möglicht. Diese Zeit hat uns und unser Leben verändert. Design muss künftig neue Lösungen finden, die sich unter­ schiedlichen Raumbedingungen anpassen und nachhaltig sind.“ Vor diesem Hinter­ grund bleibt spannend, wie sein Armani/ Casa der Zukunft aussehen wird. ‹

2020

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Stil Inspiration Text: Friederike Weißbach / Collage: Selina Lang

Der Zeit voraus

2020 ticken die Uhren anders. Doch jetzt sind sie da: die neuen Zeitmesser aus Stahl, Gold und Carbon. Für einen geschärften Blick auf die Uhren-Neuheiten lohnt sich ein Besuch auf ad-magazin.de/neue-uhren

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Topsecret: Chanels „Mademoiselle Privé Bouton Perle“ mit verstecktem diamantbesetztem Zifferblatt, 48 000 Euro. „Oyster Perpetual Sea-Dweller“ in Stahl und Gelbgold mit drehbarer Lünette und Datum von Rolex, 15 500 Euro. Hightech! Richard Milles „RM 33-02“ mit skelettiertem Automatikwerk im Roségold-Carbon-Gehäuse, Preis auf Anfrage. Linke Seite: Die „Calatrava Ref. 6007A-001“ in Stahl feiert die Eröffnung der neuen Patek Philippe-Manufaktur, 25 000 Euro.

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Schwarze Magie! „Spirit of Big Bang Meca-10“ (unten) mit skelettiertem Zifferblatt und Zehn-Tage-Gangreserve im Keramikgehäuse von Hublot, 26 900 Euro. Louis Vuittons „Tambour Curve Flying Tourbillon“ aus Titan und Carbon trägt ein diamantbesetztes „LV“ und die Genfer Punze auf der Platine, Preis auf Anfrage.

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Stil Inspiration

Goldbraun (v. o.): ewiger Kalender „L. U. C Perpetual Twin“ in Roségold von Chopard, 49 600 Euro. Montblancs Chronograph „Star Legacy“ mit Tag- und Datumanzeige aus Stahl, 4350 Euro. Klein und fein: Moonwatch „Speedmaster“ im 38 mm-Gehäuse aus rotem „Sedna“-Gold von Omega, 14 500 Euro.

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Stil Inspiration

Eisblau (v. o. li. im Uhrzeigersinn): Hermès’ auf 24 Stück limitierte „Arceau Cheval Cosmique“ mit diamantbesetztem Weißgoldgehäuse, 49 000 Euro. Eighties-Revival: Die stählerne „Pasha de Cartier“ hat ein einfaches Wechselbandsystem, 6150 Euro. Blaue Stunde: Bulgaris flache „Octo Finissimo“ in Stahl mit kleiner Sekunde, 11 800 Euro. „Tiffany T“ aus Stahl mit Diamanten und Automatikwerk, 6300 Euro.

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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur


Work in Progress

Text: Andreas Kühnlein / Fotos: Rick Pushinsky

Coworking, Studio, Großraum, Atelier – bei unserer ersten Trendsafari führten AD-Experten zu den interessantesten Offices in London. Wie wird das Arbeiten morgen und übermorgen? Flexibler, kreativer, vor allem: schöner! Das zeigt dieses „New Work“-Special.


New Work Special

Paul Smith Kreativstudio & inspirierende Wunderkammer, Holborn „Classic with a twist“, das verkörpert keiner so stilvoll wie Modedesigner Sir Paul Smith (li. S.). Das Herz seines weltumspannenden Netzwerks mit den charakteristischen Farbstreifen (re.) schlägt in London – inmitten einer irrwitzigen Sammlung von Alltagsgegenständen, Design, Spielzeug und Fotografien (oben). Unendliche Inspirationsquellen für ein Team, das „Be playful“ zur Maxime erhoben hat – zugleich aber, sagt Smith stolz, „überaus diszipliniert arbeitet“. paulsmith.com

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ie Art, wie wir arbeiten, hat in diesem Jahr eine unerwartete und unfreiwillige Wendung erfahren. Viele von uns haben in einem ganz neuen Ausmaß erlebt, was Arbeiten zu Hause bedeutet. Was ganz gut funktioniert hat, und doch sehnten sich die meisten schnell zurück nach direktem Austausch, nach Gesprächen jenseits virtueller Zoom-Calls, nach der Gemeinschaft eines Büros, das sich als relevanter erwies, als mancher glauben mochte. Noch immer ist kaum abzusehen, wie das Arbeiten nach Corona auf Dauer aussehen wird. Und auch wenn vielleicht einiges bald wieder sein wird wie zuvor, werden wir doch einen anderen Blick darauf erlernt haben. Eines ist sicher: Auch künftig werden wir Räume brauchen, die Kreativität und Kommunikation, Transparenz und unternehmerisches Denken beflügeln. Anfang

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New Work Special

Founders Forum Großraumbüros für variable Teams mit Fokus auf Meeting- und Eventbereiche, Kensington Mehr Konzept als Ort: Den Großraumbüros oben links sieht man das Geheimnis des Founders Forum (li.) nicht auf den ersten Blick an – der Clou, sagt Founders Intelligence Director Ezra Konvitz (o. re.), liege in der Idee dahinter: In einem exklusiven Netzwerk treffen hier Entrepreneure, CEOs und Investoren aus den Bereichen Media, Technologie und Digital zusammen und arbeiten in „Tribes“ an den Trendthemen von morgen. f f.co

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Condé Nast: The Adelphi Großraumbüros mit diversen Abstufungen von Repräsentation bis Privatheit, Charing Cross

Studioilse Kreativstudio mit Wohnzimmeratmosphäre, Bermondsey

Als Condé Nast 2018 mit seinen Digitalteams in das Art déco-Gebäude (o.) am Themseufer zog, entstand dort nicht nur eine repräsentative Adresse. Sondern ein Ort, dessen Transparenz dem Wandel des Mediengeschäfts gerecht wird.

Interior-Meisterin Ilse Crawford füllt jedes Projekt mit Raffinesse und durchkomponierter Entspanntheit, auch ihr eigenes Studio: Wie sie tickt, manifestiert sich oben in einem hellen, skandinavisch angehauchten Traumoffice in Weiß- und Beigetönen.

adelphibuilding.com, condenas t.com

s tudioilse.com


Fotos: Nigel Young / Foster + Partners; Felix Odell; David Churchill

Bloomberg European Headquarters Nachhaltiger GroßraumbüroKomplex auf 100 000 Quadratmetern, City of London Zwischen Bank of England und St. Paul’s Cathedral und über einer römischen Ausgrabungsstätte errichtete Norman Foster die Europa-Zentrale für Bloomberg. Schon im Atrium mit seiner spektakulär in sich verzweigten Rampe (o.) dreht sich alles um Zufallstreffen – und um Nachhaltigkeit: aufbereitetes Regenwasser, lokale Baustoffe, passive Klimatisierung samt Frischluftaufbereitung, das Ganze formvollendet bis zur Teppichkante. 4000 Menschen arbeiten hier in einem durchkomponierten Räderwerk, inklusive Platz nach oben: Eine komplette Etage ist noch frei, die Zeichen stehen selbstbewusst auf Wachstum! bloomb erg.com

„Bei uns gibt es keine E-Mails aus dem zweiten Stock in den dritten – wir reden lieber miteinander!“ Paul Smith

des Jahres, als die Welt noch offenstand, untersuchten wir deshalb in London, was sich hinter dem Trendbegriff „New Work“ verbirgt. Zusammen mit den ConsultingExperten von sk+ führten wir die Gäste unserer ersten Trendsafari in einzigartige Office-Spaces in London: neue und alte Arbeitsräume zwischen Coworking, Members Club und Kreativquartier, zwischen verstecktem Künstleratelier und globalem Medienunternehmen; Orte, die aller Distanznahme zum Trotz das Miteinander großschreiben. Was also ist überhaupt so neu an „New Work“? Die neue Arbeit soll agiler sein, Transparenz schaffen und vor allem: Kreativität fördern. Flache Hierarchien und

ständig wechselnde Konstellationen gehören ebenso fest zum Set der Schlagworte wie Kommunikation und flexwork. All das, so erklärt es der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann, der den Begriff Ende der Siebziger eigentlich als Gegenentwurf zum kapitalistischen Jobsystem geprägt hat, ist auch Teil einer Antwort auf Globalisierung und Digitalisierung, die das Arbeitsleben fundamental verändern. Und weil das Ganze immer mehr Raum einnimmt im Leben, von dem es ohnehin kaum mehr zu trennen ist, darf und soll es sich auch gut anfühlen; aus Jobs, führt Bergmann aus, soll Arbeit werden, „die man wirklich, wirklich will“ – das fängt mit einem Ort an, an dem man gern ist.

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„Dieser Ort funktioniert wie ein Moodboard in 3D.“ Tom Dixon

Tom Dixon: The Coal Office Inspirierende Mischung aus Studio, Showroom & Restaurant, King’s Cross „TouchySmellyFeelyNoisyTasty“, so beschreibt Designguru Tom Dixon (o.) sein Live-Studio samt Showroom (re. oben), Werkstatt, Büro und Restaurant im schicken Coal Drops Yard (darunter). Letzteres, das Restaurant, sei das Wichtigste, sagt er selbst – wer kauft schon jeden Tag ein neues Sofa? Also braucht es andere Anreize, um herzukommen, und derer gibt es auf den vier Etagen von Dixons multikreativem Spielplatz unzählige. tomdixon.net

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New Work Special

Studio Pottery London Werkstatt, Showroom & Atelier, fern von Alltagsstress und Großstadtgewusel, Victoria Als Gegenpol zum atemlosen Rhythmus der Großstadt versteht sich die Studio Pottery London, gegründet von der früheren Christie’s-Mitarbeiterin Lucy Attwood (re., stehend) und gestaltet von Architektin Vesna Aksentijevic (daneben). Der lichte Ort ist Galerie, Werkstatt und Klassenraum in einem, Töpfern darin ebenso Kunst und Handwerk wie meditativer Akt der Entschleunigung. s tudio -p ot ter y-london.com

The Conduit Members Club mit kreativ-konspirativer Arbeitsatmosphäre, Mayfair Members Clubs haben Tradition in Mayfair, doch The Conduit kultiviert Neuland: Mitglieder begeistern sich nicht nur für Design, sondern auch für gesellschaftliches Engagement. Russell Sage gestaltete die Räume und CoworkingSpaces mit viel afrikanischem Handwerk (ganz re.) als Treffpunkt für eine Community, die sich nicht von der Welt abschottet, sondern sie verbessern will. Das Programm kuratiert der frühere Menschenrechtsanwalt Paul van Zyl (re.), der guten Inhalt spielerisch mit unbedingter Stilsicherheit kombiniert. the conduit.com

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New Work Special Bonbonbunte Sofas und schicke Kaffeeautomaten, das liegt auf der Hand, reichen dafür nicht. Doch auch, wenn das Konzept weit darüber hinausreicht: Für uns, für AD, ist „New Work“ nicht zuletzt auch eine Frage des Designs: Um relevant zu bleiben, müssen Büros auch schön sein. „Transitional Spaces“ haben wir das Thema unserer ersten Trendsafari deshalb umschrieben, als Sammelbegriff für Räume, die ebenso wandlungsfähig sind wie die Aufgaben, denen sich Menschen dort widmen. Die Orte, die wir in London besucht haben, finden dafür unterschiedlichste Lösungen und setzen ihre eigenen Schwerpunkte, vom internationalen Großkonzern bis zum winzigen Kreativspace; ein paar davon stellen wir Ihnen hier vor, weitere werden Ihnen in kommenden Ausgaben von AD und auf unserer Website begegnen. „New Work“ ist in einer Stadt wie London beinahe Normalität, und das in so vielen Ausprägungen wie an kaum einem anderen Ort. Ihnen allen gemeinsam: die einzigartigen Persönlichkeiten, die dahinterstehen und die ein Arbeitsumfeld erst zu dem machen, was es wirklich ist – egal ob töpfernder Mönch, kunstsinniger Menschenrechtsanwalt oder stilprägender Radrennfahrer. Am Ende klingt „New Work“ oft vertrauter als zunächst gedacht; die neue Zusammenarbeit keine Erfindung von heute oder gestern, sondern ein Geist, den viele ganz selbstverständlich leben. Der Modedesigner Paul Smith etwa – und kaum irgendwo fühlt sich Arbeiten so spaßig und frei an wie in seinem Studio in Holborn – antwortet auf die Frage nach dem Geheimnis seiner kreativen Praxis nur: „Das ist ganz simpel, die Leute aus dem zweiten Stock dürfen denen aus dem dritten einfach keine E-Mails schreiben. Wir reden lieber miteinander.“ Eine Haltung, die vielleicht stärker ist als manches Thinktank-Gehabe (auch wenn Smith später ergänzt, dass eine Menge professioneller Disziplin bei allem spielerischen Ethos schon auch dazugehört). „New Work“, „Old Work“, gemeinsam oder in virtueller Klausur – kreative Arbeitskonzepte in all ihren vielfältigen Ausprägungen, vor allem aber den Räumen, in denen sie sich manifestieren, werden uns bei AD weiterhin beschäftigen, schon aus ganz eigenem Interesse. Vor zwei Jahren haben wir selbst grundlegend auf den Prüf-

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Assemble: Sugarhouse Studios Multidisziplinäres Studio mit 20 Mietwerkstätten, Bermondsey Die Sugarhouse Studios oben, initiiert vom hippen, Turner Prize-prämierten Gestalterkollektiv Assemble, bieten in 20 Ateliers Platz für Künstler- und Designerkooperationen jeder Couleur. Hier arbeiten Keramiker, Architekten, Möbelmacher, Grafikdesigner, Woodworker und Musiklabels neben-, vor allem aber: miteinander. Die Ästhetik entspricht einer M.C. Escher-artig verschachtelten Hinterhofwerkstatt, in der jedoch Architektur auf höchstem Niveau entsteht. assemble s tudio.co.uk

stand gestellt, wie wir zusammenarbeiten und wie und wo bei Condé Nast Germany künftig Ideen entstehen, Geschichten gemacht werden sollen – und alles, was dazugehört. Doch unsere Reise in die neuen Arbeitswelten ist dabei nicht beim Umzug in ein neues Haus am Münchner Oskarvon-Miller-Ring stehen geblieben. Täglich definieren wir neu, wie und wo wir tun, was wir tun. Und auch wir selbst haben in den letzten Monaten viel dazugelernt über die Zukunft der Arbeit, wie wir sie uns vorstellen. Heute zu Hause, morgen in den Redaktionen, mal virtuell, mal am Stehtisch, mal unterwegs, immer aber mit unstillbarer Neugierde und, trotz Corona: ungebrochenem Spaß am Miteinander. ‹ Wir hatten bereits einige Pläne für die nächsten Trendsafaris – Pläne, die wir vor dem Hintergrund der vergangenen Wochen und Monate neu schreiben mussten. Falls Sie das Format interessiert und Sie beim nächsten Mal gern dabei wären – unter ad-magazin.de/trendsafari halten wir Sie auf dem Laufenden.


DIE SEPTEMBER-AUSGABE AB 18. AUGUST IM HANDEL UND ÜBER AMAZON ERHÄLTLICH.


New Work Special

Back to Business? Arbeiten überall, nur nicht im Büro: warum remote work so verlockend klingt – und trotzdem nicht das Ende des Office bedeuten muss. Text: Juriaan van Meel

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ie Welt hat in den letzten Monaten das größte remote work-Experiment der Geschichte erlebt. Die ersten Berufstätigen kehren nun, ein wenig zögerlich noch, in ihre Büros zurück, andere gehen ihrer Arbeit immer noch im Schlafzimmer oder der Küche nach. Was aber wird passieren, wenn die Pandemie erst einmal überwunden ist? Wird unser Büroalltag dann schnell wieder aussehen wie zuvor? Oder erleben wir gerade den Anfang vom Ende des Büros als Gebäudetypus? Und ist die Arbeit von zu Hause aus tatsächlich für uns alle das langersehnte Happy End? Für eine endgültige Antwort ist es sicher noch zu früh. Doch eines scheint für viele längst festzustehen: Das Büro in seiner bisherigen Form ist am Ende. Durch die sozialen Medien jedenfalls geistern dramatische Überschriften wie „Die Arbeitswelt hat sich für immer verändert“, „Das Ende des Büros, wie wir es kannten“ oder gar: „Das Büro ist tot.“ Nun sind solche Vorhersagen nicht wirklich neu: Bereits in den 1970er-Jahren prognostizierten Technologie-Apologeten, der Computer werde unsere Arbeitsweisen radikal verändern und in der Folge auch den Bedarf an Büroflächen signifikant verringern. 1973 prägte der amerikanische Wissenschaftler Jack Nilles dann den Begriff „Telecommuting“. Angeblich steckte er in Los Angeles mal wieder im Stau und malte sich aus, wie das Arbeiten von zu Hause die Kosten für Büroflächen verringern, die Umweltbelastung reduzieren und sogar die Produktivität der Mitarbeiter steigern könnte. In den 1980er-Jahren trieb der berühmte Futurologe Alvin Toffler diese Idee einen Schritt weiter und entwarf die Vision einer Zukunft, in der Menschen in „elektronischen Cottages“ auf dem Land leben und arbeiten und dabei die Natur und die frische Luft genießen, während die Bürotürme in den Innenstädten „halb leer stehen, herabgestuft zu geisterhaften Lagerhäusern oder in Wohnraum verwandelt“.

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„Telearbeit“ oder remote work wurde in den folgenden Jahrzehnten mehr und mehr Mainstream, allerdings meist zusätzlich zum Büro, nicht an seiner Stelle. Das lag nicht so sehr an den fehlenden technischen Möglichkeiten – Videokonferenzen und Chatprogramme gibt es seit Jahrzehnten. Schuld war in erster Linie die Unbeweglichkeit der Unternehmen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, standen Manager dem Konzept stets zwiespältig, wenn nicht schlicht ablehnend gegenüber – sogar in der Techbranche selbst. Eric Schmidt, ehemals CEO von Google, schrieb 2014 etwa, das Arbeiten von zu Hause sauge das Leben aus der Arbeitswelt jeder Firma. Erst die Coronapandemie scheint diese Einstellung wirklich verändert zu haben. Unternehmer entdeckten plötzlich, dass das Arbeiten von unterwegs weit weniger beunruhigend ist, als sie geglaubt hatten. In vielen Fällen stieg sogar die Produktivität ihrer Mitarbeiter. Und auch die Angestellten selbst scheinen ziemlich zufrieden; zwar birgt das Arbeiten zu Hause auch Nachteile – man muss sich mit Kindern oder Lebenspartnern arrangieren, die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen, und mancher klagt über die soziale Isolation. Doch insgesamt scheint die Bilanz positiv auszufallen, zumindest für den Moment. Laut einer Umfrage von Gallup jedenfalls würde mehr als die Hälfte der US-Amerikaner, die gerade im Homeoffice arbeiten, am liebsten auch weiterhin dort bleiben. Trotzdem: Dass die Büros in naher Zukunft ganz verschwinden werden, ist unwahrscheinlich, aus einer ganzen Reihe von Gründen. Büros erleichtern die soziale Interaktion zwischen Menschen und ermöglichen es, Netzwerke aufzubauen, gemeinsam zu arbeiten und zu lernen, Vertrauen zueinander zu entwickeln, Ideen auszutauschen und eine Kultur der Gemeinschaft zu formen. Sozialpsychologen sprechen dabei vom Propinquity- oder Nähe-Effekt. Der folgt einer einfachen Logik: Sobald sich Menschen physisch im selben Raum aufhalten, nehmen die Möglichkeiten sozialer Interaktionen zu – und damit auch deren Effekte. Etwa wenn sich zwei Personen an der Kaffeemaschine begegnen und dort ganz informell sowohl Klatsch als auch produktive


Ideen austauschen. Aber auch passivere Verhaltenswei- Angestellte können auch Kollegen oder freie Arbeitssen sind keineswegs irrelevant. Wer im Büro über Stun- plätze schneller finden, Besprechungszimmer reservieden auf einen Bildschirm starrt, scheint an seiner Um- ren, die Raumhelligkeit regeln oder die Qualität der gebung vielleicht nicht allzu viel Anteil zu nehmen. Und Räume bewerten. Mit den gesammelten Daten lässt sich doch bekommt man unwillkürlich mit, was sich um ei- der Betrieb des Gebäudes immer weiter optimieren. Was nen herum tut – schlicht, indem man da ist, Unterhal- smart und fortschrittlich klingt, birgt freilich auch Risitungen mithört oder kurzen Blickkontakt zu vorüber- ken – etwa wenn sich das Büro so kaum merklich in ein gehenden Kollegen aufbaut. Solche Interaktionen von digitales Panoptikum verwandelt, in dem jede Bewegeringer Intensität mögen unbedeutend erscheinen, sie gung, jede Unterhaltung und jeder Gesichtsausdruck können aber dabei helfen, ein Gefühl der Zugehörigkeit beobachtet und analysiert wird. zu schaffen, und zu einem späteren Zeitpunkt AusWie gesagt: Für eine detaillierte Einschätzung, wie gangspunkte für einen aktiveren Austausch sein. Vieles die Pandemie die Zukunft des Büros beeinflussen wird, spricht dafür, dass die derzeitige Verlagerung ins Home- ist es im Moment noch zu früh, und allzu sehr sollte office nur deshalb so erfolgreich war, weil die nötigen man sich von den wilden Vorhersagen dieser Tage wohl sozialen Kontakte bereits früher, vor Covid-19, im Büro nicht beirren lassen. Für neue Arbeitsplatzstrategien ist geknüpft worden waren. die wichtigste Grundlage auch weiterhin eine sorgfältiSobald das Virus überwunden ist, wird die Heraus- ge und kritische Analyse von Arbeitsabläufen, Unterforderung also darin bestehen, ein Gleichgewicht zwi- nehmenskultur und den Anforderungen und Erwartunschen den sozialen Vorteilen der gemeinschaftlichen gen der Mitarbeiter. Dafür wiederum bietet die aktuelle Arbeit im Büro und den Vorteilen von remote work zu Krise aber eine hervorragende Gelegenheit – nutzen wir finden. Für diese Balance kommt der Raumgestaltung sie so gut wie möglich! ‹ entscheidende Bedeutung zu. Um relevant zu bleiben, müssen Arbeitsplätze künftig attraktiv, einladend und angenehm sein; Eigenschaften, die nicht allzu viele Büros besitzen. Das durchschnittliche Office-Gebäude ist ein wenig fantasievoller, klimatisierter Glaskasten mit offenen Arbeitsflächen, hohem Geräuschpegel und eher nüchternen Besprechungsräumen. Dass es anders geht, zeigen wir in dieser Ausgabe von AD: Büros können tatsächlich ansprechende Orte der Begegnung sein, die aufgrund ihrer sorgsamen Auswahl von Materialien, Farben, Pflanzen, Kunst und Wohnzimmer-Elementen wie Teppichen, Sofas und Sesseln zur Inspiration werden. Darüber hinaus rücken Gesundheit und Wohlbefinden – bereits vor der Pandemie wesentliche Elemente des Bürodesigns – nun noch mehr in den Vordergrund. Dazu gehören zum Beispiel das Raumklima mit Faktoren wie Akustik, Tageslicht, Luftqualität, Temperaturenregelung, die Integration von Pflanzen oder der gezielte Einsatz von Naturmaterialien. Elemente, die Menschen zu regelmäßigerer Bewegung anregen, formen eine neue Richtung, die man als „aktivierendes Design“ bezeichnen könnte – mit schicken Treppen neben all den berührungslosen Türen, sprachaktivierten Aufzügen und erhöhten Reinigungsfrequenzen, die aus Hygienegründen fortan notwendig sein werden. Ein weiterer Trend, der sich durch die Pandemie beschleunigen dürfte, läuft unter der Bezeichnung „Proptech“, kurz für property technology. Dabei sammeln Sensoren in Decken, Zugangssystemen, Schreibtischen, ja sogar in Stühlen und Papierkörben ständig Daten, wie das Gebäude tatsächlich benutzt wird. So lässt sich Juriaan van Meel ist Experte für Officedesign und Mitgründer von ICOP, einer Beranicht nur die Einhaltung von Abstandsregeln prüfen; tungsfirma in Rotterdam, die sich auf Arbeitsplatzgestaltung spezialisiert hat. icop.nl

Porträt: Gijben Hornes

Lange Zeit witterten Unternehmen in remote work das Ende der Arbeit. Erst mit Covid-19 ändert sich das nun. Gibt es bald ein Happy End?

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New Work Special

Gemeinsam stark K

eine 20 Minuten außerhalb Brüssels liegt eine ehemalige Papiermühle aus dem 19. Jahrhundert. Hier hat der Designer und Filmemacher Lionel Jadot vor zwei Jahren die Zaventem Ateliers gegründet – einen Ort, an dem sich Handwerker, Künstler, Designer und Bühnenbildner treffen, diskutieren, gestalten und produzieren. Auf 6000 Quadratmetern gibt es 32 Ateliers, in denen Möbel, Lederwaren und selbst Damastmesser entstehen.

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„Schaukasten der Menschheit“, so nennt der Designer Lionel Jadot (links) die Grand Hall der Ateliergemeinschaft, wo er und seine Mitstreiter Entwürfe und Fragmente ihrer Arbeit zeigen. Sie bieten aber auch anderen Designern eine Ausstellungsfläche, hier etwa Stéphane Barbier Bouvet.

Fotos: Lydie Nesvadba

Mit den Zaventem Ateliers vereinte Lionel Jadot verschiedene Gewerke unter einem Dach – und schuf so einen der experimentellsten Orte für Kunst und Design in Europa. Interview: Florian Siebeck


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New Work Special Vor zwei Jahren haben Sie die Zaventem Ateliers ins Leben

Er wollte nicht, dass Sie das Unternehmen fortführen?

gerufen. Was gab den Anstoß?

Nein. Er sagte: Du sollst deinen eigenen Weg gehen. Ich konnte ihn letztlich überzeugen, dass ich das ja immer noch tun könne, wenn ich erst mal den Familienbetrieb übernommen hatte. Mit 18 Jahren war ich also Chef von 32 Leuten. Ich lernte viel über Design, Produktion, Lieferketten, Kundenwünsche. Irgendwann fragte mich ein Kunde, ob ich nicht sein Haus einrichten könnte, und so begann meine Karriere – das war vor 20 Jahren.

Eines Tages stand ich im Stau, schaute aus dem Fenster und sah dieses eigenartige Dach. Und weil ich ohnehin nach einer neuen Werkstatt suchte, fuhr ich durch die Straßen, bis ich das Gebäude dazu fand: eine verlassene Papiermühle aus dem 19. Jahrhundert, ohne Fenster, Böden, Türen. Ich wusste gleich, hier kann etwas Großes entstehen – eine Gemeinschaft aus Designern und Künstlern. Ich machte den Eigentümer ausfindig und habe ihn bearbeitet, bis er mir das Grundstück verkaufte. Vier Monate lang! Nebenbei habe ich mit Freunden schon die künftigen Mieter ausgewählt. Nach welchen Kriterien?

Wir wollten nicht fünf Keramiker und fünf Drechsler haben, sondern eine gute Mischung. Da geht es ums Bauchgefühl. Wenn du jemandem in die Augen schaust und siehst, dass er wirklich für das brennt, was er tut, geht es nicht ums Geld oder darum, ob mir das gefällt, was er produziert. Wenn da was Klares, Ehrliches ist, dann reicht das. Hier hat niemand ein großes Ego. Alle eint die Leidenschaft, mit der sie morgens ans Werk gehen, um stetig besser zu werden. Und Spaß zu haben, natürlich! Wir sind ja keine Galerie. Wir haben keinen Druck. Jeder kann machen, was er will. Sie wuchsen in einer Familie von Möbelmachern auf und sind heute Designer. Kindheitstraum oder familiäre Bestimmung?

Unsere Wohnung lag im gleichen Haus wie die Werkstatt meines Vaters. Dort wurden in sechster Generation Stühle und Sessel produziert, seit 1842. Mit sieben habe ich meine ersten Möbel zusammengeklebt: Tisch, Stuhl, Bett. Weil ich schlecht in der Schule war, kam ich mit 15 auf die Royal Academy of Fine Arts in Brüssel. Für mich war das eine neue Welt, wir waren frei und konnten uns austoben. Mit 18 wollte ich nach Mailand, Design studieren. Doch dann starb meine Mutter, und mein Vater wollte die Firma verkaufen.

Als Co-Mieter haben Sie namhafte Designer wie Arno De clercq und Ben Storms gewinnen können. Können Sie sich auch eine Hauskollektion vorstellen, ähnlich wie Moooi vielleicht?

Durchaus, aber gemeinsam kuratiert. Wir haben auf der Collectible in Brüssel ausgestellt, bald wollen wir unsere Fühler auch nach Mailand und Miami ausstrecken. Gerade weil wir alle so unterschiedlich sind, gibt es viel zu erzählen, so viel zu sehen. Und das zieht die Leute an. Wir sind kein Inkubator, eher ein Accelerator. Gemeinsam sind wir stark und gewinnen so Relevanz. Das Konzept erinnert ein wenig an die Gilden im Mittelalter, in denen sich Maler und Kunsthandwerker organisierten.

Mit dem Unterschied, dass die damals unter ihresgleichen blieben. Hier macht jeder etwas eigenes, jeder nutzt ein anderes Medium. Aber wir sind alle auf der gleichen Wellenlänge, was unsere Hingabe und Leidenschaft angeht. Tauschen Sie sich viel untereinander aus, oder arbeitet jeder weitgehend autark?

Jeden Freitag treffen sich alle, die Lust haben, vor dem großen Kamin, um über die Arbeit und das Leben zu reden. Wir teilen viel, nicht nur Werkzeuge – in unserer Whatsapp-Gruppe ist ständig Bewegung –, sondern vor allem Techniken und Erfahrungen. Wir haben mittlerweile 32 teils hoch spezialisierte Ateliers. Es ist schon verrückt, von etwas leben zu können, das so sehr in der Nische liegt. Dass man nicht alleine im fahlen Licht eines Verlieses unter der Kellertreppe sein Dasein fristen muss. Wir haben 24 Stunden geöffnet, und wenn es mal etwas länger dauert, kann man im Noguchi Room schlafen, einem japanisch angehauchten Schlafzimmer. Dann gibt es die Tropical Coffee Lounge mit 500 Jahre alten Bäumen und einem japanischen Buffet aus den Dreißigerjahren – und die Grand Hall … … in der Sie gemeinsam Ausstellungen zeigen.

Es ist wichtig, die Grenzen zwischen Kunst und Design und Handwerk nicht nur aufzuzeigen, sondern sie auch zu überschreiten. Den Leuten da draußen zu zeigen, dass das hier eine Produktionsstätte ist. Wir laden regelmäßig interessante Designer und Künstler aus dem Ausland ein, demnächst zum Beispiel Fabien Cappello. Unter dem Titel „Showcase“ zeigen wir aber auch eigene Werke. Nicht nur fertige Objekte, sondern viel Work in Progress. Um der Flüchtigkeit des Digitalen etwas entgegenzusetzen?

Die Zaventem Ateliers liegen in einer alten Papiermühle aus dem 19. Jahrhundert. „Ich habe schon viel alte Bausubstanz gesehen, aber hier fühlte ich eine magnetische Anziehung“, sagt Lionel Jadot. Nur die Fenster vergrößerte er.

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Von Kindesbeinen an habe ich erlebt, wie das Handwerk um seine Zukunft kämpft. Wie das Wissen versiegt, wenn alte Mitarbeiter in Rente gehen. Wie sich Produktionsprozesse vereinfachen, und mit ihnen die Produkte. So ist der Lauf der Welt. Doch das Wissen über Glas, Metall, Leder, Textil ist Teil unserer Geschichte. Erst wo echte Menschen echte Dinge tun, wo Technik, Wissen und Hingabe zusammenfließen, entstehen wirklich substanzielle Gegenstände. Es geht hier nicht um das Konservieren von Handwerk, wir sind ja kein Museum. Wir tragen das Handwerk in die Zukunft. Alle sprechen von Big Data. Ich spreche lieber von Big Craft. ‹


„Als ich es sah, wusste ich: Hier kann Großes entstehen.“

Fotos: Stan Guldemont

Lionel Jadot

Im Uhrzeigersinn von oben links: Alle Ateliers öffnen sich zum Korridor, was den Dialog fördert und Arbeitsprozesse sichtbar macht. Für die Mieter gibt es einen Aufenthaltsraum mit tropischen Pflanzen, freitags treffen sich alle vor dem großen Kamin. Unten links: das eklektisch eingerichtete Büro von Lionel Jadot.


Jan Teunen in seinem Homeoffice auf Schloss Johannisberg (Rheingau). Hier lebt er seit 1977 mit seiner Familie. „Bei uns ist Leben, Lieben und Arbeiten schon immer eine Einheit gewesen“, sagt er.

Interview: Florian Siebeck

Büros müssen zu Gewächshäusern für Kreativität werden, fordert der Kulturphilosoph Jan Teunen. Ein Gespräch über die Arbeitsräume der Zukun .

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ie Krise hat zu einem rasanten Aufstieg

Woran liegt das?

des Homeoffice geführt. Vieles wurde plötzlich möglich, was einst undenkbar

Sind deshalb viele Menschen heilfroh,

Viele Menschen haben nicht gelernt, wie man seine Umgebung kulturell auflädt. Sie sehen die Schönheit in der Natur und in den Dingen nicht mehr. In der Renaissance sind die Menschen auch nicht viel herausgegangen, aber sie haben sich die Welt zu sich geholt. Sie haben Wunderkammern kreiert und konnten sich dort unendlich lang aufhalten. Mein Homeoffice ähnelt so einer Wunderkammer. Es ist ein Rückzugsraum, an dem ich bis an mein Lebensende glücklich sein kann. In mir steckt nicht das romantische Verlangen, dass das Glück dort ist, wo ich gerade nicht bin.

wieder zurück ins Büro zu können?

Sie bezeichnen Büros als „seelenlose

Menschen wollen glücklich sein, zumindest gelegentlich. Und Glück entsteht aus Geborgenheit, aus der Berücksichtigung individueller Wünsche und Bedürfnisse.

Räume“ und „Wüsten für Menschen“.

schien. Wieso ging das vorher nicht?

Es geht auch jetzt nicht. Aber viele Arbeitgeber haben Angestellten doch flexibles und selbstbestimmtes Arbeiten zu Hause ermöglicht?

Aus der Not heraus, ja. Aber die Probleme im Homeoffice sind mannigfaltig. Es fängt bei der Ergonomie an, geht über Belichtung und Belüftung hin zum Lärmschutz. Arbeitsmediziner schlagen jetzt schon die Hände über dem Kopf zusammen.

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Jeder Mensch hat vier Dimensionen: eine physische, eine soziale, eine psychische und eine spirituelle. Und die werden im Homeoffice meist nicht berücksichtigt.

Die meisten Büros sind reine Wirtschaftsräume, keine humanen Lebensräume. Aber Menschen sind eben keine Ressourcen. Sie

Schärft die Krise unseren Blick dafür?

Ich bin davon überzeugt, dass wir gerade einen kollektiven Bewusstseinssprung erleben, und zwar vom rationalen hin zum ganzheitlichen Denken. Die Krise des Büros ist eine Krise des Menschlichen. Es sind Toträume entstanden, die den Menschen schwächen und entkräften, statt seine Arbeit zu beflügeln. Wie sieht das Büro der Zukunft aus?

Vielleicht so wie die Kontore der Medici in der Renaissance, als Humanismus, Kapitalismus und Ästhetik noch eine Einheit bildeten. Das Büro könnte ein Ort werden, an dem Mitarbeiter aus dem Homeoffice oder dem Coworking-Space kommen, um verbunden zu sein mit den Visionen ihres Unternehmens; mit etwas, das größer ist als sie selbst. Das ist eine große Sehnsucht des Menschen, gerade in turbulenten Zeiten. ‹ Jan Teunen ist Autor der Bücher „Officina Humana“ und „Wo die Seele singt“. Das Interview in voller Länge unter ad-magazin.de/teunen

Fotos: Marcus Michaelis; Petr Krejčí; Pentreath & Hall; Fornasetti; Mark Reeves; Manufactum

Flutet Schönheit!

brauchen Schönheit, Poesie und Wertschätzung. Sie brauchen Arbeitsplätze, aus denen sie Kraft schöpfen können, in denen sie aufblühen. Büros müssen zu Gewächshäusern für Kreativität werden, und dann müssen wir sie mit Schönheit fluten. Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass die Qualität der Umgebung einer Person ihr stärkster Motivationsfaktor ist, noch vor sozialer Interaktion.


New Work Special

Im Club der Bücher Business as usual? Bloß nicht! Ist das Homeoffice zugleich ein Sehnsuchtsort, kommt frischer Wind in jede Routine. Text: Mona Bergers

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Für eine Villa in Surrey entwarfen Ebba Thott und ihr Team von Sigmar ein eckig-ovales Büro; der Vintage-Stuhl stammt von Otto Wagner, der Lacktisch aus China sigmarlondon.com 1 Schmuckstück für Verworfenes: Pentreath & Halls Papierkorb „Malachite Print“, 95 Euro pentreath-hall.com 2 Diese Assistentin bringt Erleuchtung! Tischleuchte „Viso“ mit Messingdetails und Seidenschirm, 1110 Euro fornasetti.com 3 Überblick behalten: handbemalter „Mini Desk Globe“ auf Nussbaumsockel (2800 Euro) von Bellerby & Co für davidlinley.com 4 Handapparat für Lieblingsbücher: „Schreibtisch-Bücherregal“ aus pulverlackiertem Stahlblech, 39 Euro magazin.com

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New Work Special

Privatgalerie

dinavian Objects; Hieronymus (3); Artedona; ’Objet; Favius; Schönbuch

Kunst ist ein wichtiger Standortfaktor. Diese Einsicht gilt nicht nur für Städte – sondern auch für Ihren Arbeitsplatz daheim.

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Inspirierend: Die Studierecke in einem gentleman’s bedroom in San Francisco wurde auch farblich höchst kunstvoll in Szene gesetzt von jayjeffers.com 1 Max Bills „Vier quantengleiche Variationen“ aus der Online Only Auction (25.9.–11.10.) bei grisebach.com Taxe: 2000 Euro. Hier im Rundstabrahmen von murrer-rahmen.de 2 Co Derrs Messingvogel „Aves“ schützt Ihre Korrespondenz vor Zugluft. 3er-Set 145 Euro scandinavianobjects.com 3 Die Cadillacs unter den Schreibblöcken: „Ruthenus Lizard / Nacre“ und „Paeonia Mint“ (je 68 Euro) von hieronymus-cp.com 4 Stéphane Parmentiers „Malaparte Desk Set“ aus Wildleder, ab 405 Euro, für Giobagnara über ar tedona.com

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Fotos: Matthew Millman; Grisebach; S Reath Design; Svenskt Tenn; Courtesy

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Wildlife Balance Mit Dschungeltapete und feinen Hölzern wird das Drinnen zum Draußen. Und der Geist geht auf Expeditionsreise!

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Büro-Lifting in den Hollywood Hills – mit der Hermès-Tapete „Jardin d’Osier“ und einem von Frances Merrill designten Wandregal reathdesign.com 1 Zapfen-Streich: in Italien handgefertigter „Cone Sicily“ aus Keramik, 100 Euro svenskttenn.se 2 Natur pur? „Bambou Bookrest“ mit Blattgold, 520 Pfund l-objet.com 3 Licht und Schatten: Hanne Willmanns „Flakes“-Tischleuchte (830 Euro) fertigt die Glasmanufaktur Freiherr von Poschinger für favius.de 4 Typen gibt's! Jonathan Radetz und Antonia Henschel füllen die Innenflächen von Buchstaben mit gefärbter Glasmasse – heraus kommen die Buchstützen „Cinema“, in vier Tönen ab 174 Euro schoenbuch.com

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Wohltemperiertes Klavierzimmer Text: Andreas KĂźhnlein / Fotos: Christian Flatscher

In einem Hallenhaus aus dem 18. Jahrhundert verwob Sigurd Larsen Alt und Neu zu einem vielstimmigen Ensemble.


Architektur Projekt

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eben und arbeiten unter einem Dach, das ist keine Erfindung der Coronakrise, man muss nur mal einen Blick in die Bauernhö­ fe von einst werfen. Der Dortmannhof bei Essen ist ein sogenanntes Hallenhaus, das Stallungen und Wohnräume unter einem Dach vereinte. Sein Erhaltungszustand ist einzigartig, das Wohnen in dem denkmal­ geschützten Bau von 1791 ebenfalls, mit Deckenhöhen von teils knapp 1,7 Metern. Was den Hausherren, einem Musikerpaar mit zwei Kindern, das hier lebt und ar­ beitet, fehlte, waren ein eigenes Musikzim­ mer und Platz für Besucher und Gäste. Auf Sigurd Larsen, den dänischen Architekten­ Designer aus Berlin, stießen sie im Inter­ net; glückliche Fügung für sie selbst wie für das Haus, in dem sie leben. „Ein gut 200 Jahre alter Bau, in dem man eine ganze Menge nicht darf, dazu nur eine vage Idee von den Räumen, die sich die Ei­ gentümer wünschten“, erklärt Larsen –

Technische Zeichnungen: Sigurd Larsen Design & Architecture

Haus im Haus: In den historischen Dortmannhof (unten) setzte Architekt Sigurd Larsen zwei separate Einbauten ein. Im einen (linke Seite) verbirgt sich eine kleine Gästewohnung auf zwei Etagen – samt eigensinnig platzierten Dachbalken (oben), die mitten durch den oberen Stock laufen und die ungewohnte Höhe des Gästebetts definieren.

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„ich liebe es, in einem solchen Rahmen zu arbeiten. Weil man da wirklich kreativ werden muss.“ Aus einem längeren Entwurfs­ verfahren ging eine ganze Reihe von Ideen hervor, die Bauher­ ren entschlossen sich schließlich für die radikalste: zwei schma­ le, bis zu elf Meter hohe Häuser im Haus, die bis unter das alte Dach reichen und den Originalgrundriss bis ganz nach oben hin fortsetzen. Die Grundfläche richtet sich nach den historischen, ebenfalls denkmalgeschützten Trennwänden. Auch die Fassa­ den waren weitgehend tabu, bis auf zwei kleine Dachfenster auf der Ostseite, aus denen die neuen Räume Lichtschächten gleich ein Maximum an Helligkeit holen. Wie ein Fuchsbau hat das Haus, in dem einst eine Großfa­ milie nebst Bediensteten lebte, unzählige Ein­ und Ausgänge, dazwischen verschachtelte Raumfolgen. An dieses Prinzip schließt Larsen mit seinen eingesetzten „Architekturmöbeln“ an: Manche Flächen darin, etwa den kleinen Arbeitsplatz im Musikzimmer, erreicht man nur über eine Leiter, anderswo zie­ hen sich die massigen Holzbalken des uralten Dachstuhls quer durchs Zimmer. Im neuen Gästezimmer etwa wurden sie zum zentralen Gestaltungselement, das den Raum wie eine Kunstin­ stallation strukturiert – in einer eher unkonventionellen Höhe von gut einem Meter. Wer hier von einer in die andere Ecke will, hat die Wahl: drüberklettern oder drunter durch. Dafür kommt man dabei dem Originalbau im Wortsinn so nahe wie nie zuvor. Zum Glück für Larsen bringen seine Auftraggeber eine Men­ ge Experimentierlust mit; nicht einmal von der ungeklärten Akustik eines schachtartigen Klavierzimmers ließen sie sich schrecken. „Wenn man dazu einen Ingenieur fragt“, sagt Larsen, „wird alles schnell kompliziert. Wir haben uns darauf geeinigt, es einfach zu probieren und notfalls schwere Vorhänge reinzuhän­ gen.“ Was sich als unnötig erwies: Weil der schmale Raum kaum parallele Wände aufweist, ist die Akustik trotz der Höhe über­ raschend gut. Ähnliches gilt für die Heizung: Ein die gesamte Raumlänge einnehmender Heizkörper gibt genug Wärme ab, um das mit Holzfasermatten gedämmte Volumen auch im Win­ ter angenehm zu temperieren. Und im Sommer bleibt der Raum kühl, weil ihn das Dach des Bestandsbaus vor der Sonne schützt und der alte Steinfußboden als regulierende Masse wirkt. Die Innenseite des alles überwölbenden Ziegeldachs ist mit Stroh gedämmt. „Im Prinzip“, erklärt Larsen, „sitzen da kleine Besen zwischen den einzelnen Ziegeln“, eine beinahe verges­ sene Technik, die sichtbar bleiben konnte, weil sich die Däm­ mung auf die neuen Einbauten beschränkt. Den hallenartigen Hauptraum samt offenem Dachstuhl ließ Larsen hingegen un­ angetastet, als eine Art Übergangszone zwischen draußen und drinnen, in der im Regen gern die Kinder spielen. Die einzig scharfe Trennung ist jene zwischen Alt und Neu, und tatsäch­ lich ist es, wenn man über die Schwelle zwischen dem histori­

Im anderen Einbau hat Larsen den neuen Arbeitsplatz der Hausherren untergebracht: das schmale, elf Meter hohe Klavierzimmer (li.), das bis unter das historische Dach (darüber) reicht. Übermäßigen Hall verhindern hier die geneigten Wände, sodass der Raum ansonsten weitgehend leer bleiben konnte.


Architektur Projekt

Porträt: Janine Sametzky

Spielwiese: Zum Arbeitsplatz auf der offenen zweiten Ebene des Musikzimmers gelangt man nur über die Leiter oben. „Mit solchen quirks“, sagt Larsen, „docken wir an den Charakter und die verwinkelte Struktur der Original-Wohnräume an.“

schen Teil des Hauses und der Halle mit ihren geradlinig-weißen Einbauten tritt, als würde man eine andere Welt betreten. „Kontrast“, sagt Larsen, „ist immer eine gute Strategie. Warum sollte man einfach nur mehr von dem machen, was ohnehin da ist?“ Stattdessen schreibt er sich und seine Zeit mit einer neuen Stimme ein, die sich unverhohlen zu erkennen gibt – und zugleich respektvoll andockt an das, was war. Wer so baut, muss auf allerlei Unwägbarkeiten gefasst sein. Kein Winkel in dem alten Bau beträgt genau 90 Grad, keine Wand ist ganz gerade, und hinter mancher

Sigurd Larsen Architekt & Designer Der dänische Architekt, der seit 2010 in Berlin arbeitet, entwirft Häuser und Möbel mit derselben Hingabe ans Detail. „Probewohnen“ kann man in der Hauptstadt: Bereits 2015 gestaltete er dort das Hotel „Michelberger“. Er lehrt an der Berlin International University of Applied Sciences. sigurdlarsen.com

Oberfläche von heute lugen die Siebziger hervor – oder gleich das 18. Jahrhundert. Hier gibt es nichts Exaktes, und Entwerfen funktioniert für einen Architekten nur mit Flexibilität und im engen Dialog mit Bauherren und Handwerkern. „Wir haben eine filigrane Holzstruktur von heute mit einem filigranen Holzbau von vor 300 Jahren verwoben“, meint Larsen – „wie zwei Hände, die sich verschränken.“ Trotzdem sind seine Einbauten komplett reversibel, auch wenn der Architekt natürlich hofft, dass es ein-, zweihundert Jahre dauern wird, bis jemand daran denkt, sie wieder zu entfernen (halten werden sie auf jeden Fall so lang). Deshalb sind sie auch als echte Multifunktionsräume konzipiert, die sich bei Bedarf jederzeit an neue Bedürfnisse anpassen lassen. Ob Arbeit oder Leben oder beides – den nächsten Generationen im ‹ Dortmannhof steht nichts im Weg.

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Architektur Radar

Ein- und Durchblicke Z33 heißt ein Geheimtipp für zeitgenössische Kunst im belgischen Hasselt. Noch mehr Platz und Charakter gewann das Haus durch die italienische Architektin Francesca Torzo: Die Genuesin erweiterte das progressive Museum um den gut 4500 Quadratmeter großen Anbau ganz unten, dessen Fassade sie aus handgefertigten violetten Ziegeln (unten) modellierte. francescatorzo.it, z33.be

Steinerne Umarmung Hinter ehrwürdiger Fassade entstand in Portos Innenstadt eine einzigartige Begegnung von Vergangenheit und Gegenwart: die São Bento Residences, großzügige Wohnungen in einem Bau von Pedra Líquida, die den halb verfallenen Vorgänger meisterhaft in Szene setzten und zugleich mit einem nicht minder selbstbewussten Hinterbau in Granit, Stein und Beton kombinierten (o.).

Schutz im Fünfeck Snøhetta kommt aus den Bergen, jedenfalls dem Namen nach – jetzt sind die Norweger spektakulär dorthin zurückgekehrt: mit den Tungestølen Cabins o. snohetta.com

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Redaktion: Andreas Kühnlein

Fotos: João Morgado; Gion von Albertini (2); Erik Thallaug; Gatis Rozenfelds; Jan M. Lillebø

pedraliquida.com


Norwegisches Medien-Haus Direkt neben dem berühmten Opernhaus erhebt sich sechs Etagen hoch Oslos neue Stadtbibliothek Deichman Bjørvika (links), mit der die Architekten von Atelier Oslo und Lundhagem eindrucksvoll zeigen, wie ein Haus der Bücher heute wirkt: als lichter, inspirierender Tempel des Wissens (u.). atelieroslo.no, lundhagem.no

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„Ich bin ein Recycler“, sagt Betye Saar bescheiden über ihren Arbeitsprozess, während ihre Werke ge­ rade groß gefeiert werden. Zuletzt in New York (im MoMA) und in ihrer Hei­ matstadt Los Angeles (im LACMA). Im Herbst wird ihr in Köln der Wolfgang­ Hahn­Preis der Gesell­ schaft für Moderne Kunst des Museum Ludwig ver­ liehen. Oft ist ihre Kunst sehr persönlich wie die As­ semblage „Record for Hat­ tie“ (re. S., 1975), eine Hom­ mage an ihre Großtante.

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Porträt: David Sprague; Foto: Robert Wedemeyer / Courtesy die Künstlerin und Roberts Projects, Los Angeles, California

Mit den Waffen der Kunst Be e Saar ist quirlige 94 Jahre alt und die Künstlerin der Stunde. Mit ihren Assemblagen aus Alltagsdingen schafft sie auratische Werke voll von Mut und Mystik, Politik und sehr Persönlichem. Text: Barbara Gärtner

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ie Schrotflinte sieht man erst auf den zweiten Blick. Denn die Augen haben schwer zu blinzeln bei all der Primärfarbenheiterkeit: Blümchenschürze, Halstuch, Haarschleife – alles in quietschendem Gelb-Rot-Blau. Die Dame hält einen Besen. Aber sie ist nicht gekommen, um zu putzen. Sondern zum Kämpfen. „The Liberation of Aunt Jemima“ hat Betye Saar ihre Assemblage genannt, sie schuf sie 1972, noch immer wütend

über den Mord an Martin Luther King, der vier Jahre zuvor erschossen wurde. Mit der kleinen Plastik (sie ist gerade mal DIN A4 groß) wurde aus Betye Saar eine politische Aktivistin und ihr Werk zum Manifest – das heute so sehr 2020 ist wie wohl kaum eine Arbeit, die gerade irgendwo aus dem Atelier geschoben wird. Denn gute Kunst ist immer auch eine Prophezeiung. Eine Aussage darüber, wer wir sind, wie die Welt sein könnte – im Guten wie im Schlechten. Meist braucht es allerdings Jahrzehnte, bis die Menschheit so weit ist, wie ein Künstler sie dargestellt

hat. Vor einem halben Jahrhundert also rief ein Community Center in Berkeley schwarze Künstler und Künstlerinnen dazu auf, Werke zum Thema „Schwarze Helden“ einzureichen. Und Betye Saar, geboren 1926 in Los Angeles, die sich in ihrem Studium mit Design und Druckgrafik beschäftigte (weil man Frauen nicht zur Kunst ermunterte, und schwarze Frauen schon gar nicht), Kinder bekam und dann über eine Ausstellung von Joseph Cornell zum Medium der Assemblagen fand, nahm eine plumpe Werbefigur und machte sie zur Kriegerin: Aunt Jemima, das ewig patent grinsende Bild

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Panorama Kunst

„Frauen wurden damals nicht ermuntert, Kunst zu machen. Erst recht nicht schwarze Frauen.“ Betye Saar einer schwarzen Frau, ein Stereotyp mit Sklavenvergangenheit, mit dem die Firma Quaker Oats (heute Teil des Pepsi-Konzerns) seit 130 Jahren Frühstücksflocken, Pancake-Pulver und Billig-Sirup verkauft. Und nun, erst diesen Juni, nach dem Mord an George Floyd, nach Massenprotesten, Unruhen, „I can't breathe“-Demonstrationen und weltweiten Diskussionen über strukturellen Rassismus, gab die Firma bekannt, Aunt Jemima in Rente schicken zu wollen. Betye Saar postet noch am selben Tag auf Instagram ihr 48 Jahre altes Kunstwerk und jubiliert: „Sie ist befreit! Endlich. Es wurde auch Zeit.“ Es wurde Zeit – das lässt sich auch über die Künstlerin Betye Saar sagen. Quirlige 94 Jahre ist sie alt und wirkt wahnsinnig bescheiden, wenn sie in Interviews über ihre mehr als ein halbes Jahrhundert währende Karriere ausgefragt wird. Sie arbeitet an neuen Projekten (zuletzt hat sie ausgreifende Rauminstallationen für sich entdeckt), und gegen Ende des Jahres plant sie eine Reise nach Köln, wo ihr der WolfgangHahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst des Museum Ludwig verliehen werden soll. Auch dieser Termin wurde von Corona durcheinandergewirbelt. Sie hatte in all den Jahren immer Ausstellungen, kleine und mittelgroße, aber nun bekommt sie die ganze Bühne. Als das New Yorker MoMA, sonst Hort weißer Moderne-Männer, im vergangenen Jahr nach der Renovierung wieder eröffnete und mit großer Geste zeigen wollte, dass es die globalen Debatten um #MeToo und die mangelnde Repräsentation von Frauen und People of Color in der Kunstwelt durchaus vernommen hat, da richtete es Betye Saar

Das große Ganze im Blick: Betye Saar interessiert sich für Kosmologie und Religionen genauso wie für afrikanische Rituale. Links: „Mystic Window for the Universe“ (1972), re. Seite „Spirit Catcher“ von 1977.

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die fulminante Ausstellung „The Legends of Black Girl’s Window“ aus. Es wurde ja wirklich auch Zeit. „Meine Waffe war die Kunst“, sagte sie einmal. Die Unruhen in den Sechzigern haben Saar politisiert. Sie war beim männerdominierten Black Panther Movement und engagierte sich in der (damals sehr weißen) Frauenbewegung, heute stehen in den Bibliotheken genauso viele Bücher über Betye Saar, die Aktivistin, wie über Betye Saar, die Künstlerin. In den Sechzigern begann sie auch zu sammeln. Darstellungen von schwarzen Menschen, die mit dem kühlen TagesschauTerminus „herabwürdigend“ eher allzu dis-

Fotos: Karley Sullivan; Benjamin Blackwell; Robert Wedmeyer/Courtesy die Künstlerin und Roberts Projects, Los Angeles, California

„Sie ist befreit“, jubilierte Betye Saar kürzlich. 1972 stärkte sie die stereotype „Mammy“-Figur re. mit Gewehr und Granate und schuf mit „The Liberation of Aunt Jemima“ ihr bekanntestes Werk. Sie wird vertreten von Roberts Projects. rober tsprojectsla.com

tanziert beschrieben werden, weil sie schlicht rassistisch sind. Parodien, Karikaturen oder Darstellungen von sogenannten „Mammies“, wie Sklavinnen im 18. Jahrhundert genannt wurden, die sich um Haushalt und Kinder kümmerten. Aunt Jemima. Saar gab ihr ein Gewehr und eine Granate. Nun konnte sie sich wehren. Mit ihren Assemblagen lädt Betye Saar das Gewöhnliche auratisch auf. Sie kombiniert Schachteln und Fensterrahmen mit Kinderfotos, Federn, einzelnen Handschuhen, Haarbüscheln, angelaufenem Silberbesteck, Bügelbrettern, Waschbrettern, Perlenkettchen, getrockneten Pflanzen und ergänzt ihre eigenen Zeichnungen und Gemälde. „Wenn ich spazieren gehe, dann schaue ich immer auf den Boden“, sagte sie neulich in einem Dokumentarfilm. „Man

kann so wunderbare Sachen entdecken. Hauptsächlich nehme ich den Müll von anderen und mache daraus mein eigenes Ding, meinen eigenen Müll. Ich bin ein Recycler.“ Oft beziehen sich ihre Arbeiten auf ihre eigene Geschichte wie bei „Record for Hattie“ (1975), für das sie Fotos und Gegenstände ihrer geliebten Großtante wie in einem Schmuckkästchen arrangierte; das Andenken lebt eben in den Dingen weiter – Saar interessiert sich sehr für Spiritualität, wendet sich in ihrer Kunst auch dem ganz großen Ganzen zu: Mystik, Kosmologie, Religion, Rituale. Noch gut erinnert sie sich heute an einen Besuch 1970 im Chicagoer Field Museum of Natural History. Ganz unten, versteckt im Keller, sah sie zum ersten Mal Kunst aus Afrika und Ozeanien. Betye Saar hat auch sie ins Licht geholt. ‹

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Leseprobe Redaktion: Oliver Jahn und Florian Siebeck

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Herzensgüte

Handarbeit

Kopfschmuck

Augenweide

Das Überraschendste an diesem Buch über Henri CartierBresson: Es zeigt keine Bilder. Sta dessen gibt der interviewscheue Fotograf Antworten. In zwölf unterhaltsamen Gesprächen aus 50 Jahren erzählt er mit humorvoller Verve von Reisen und Begegnungen und der Lust am Fotografieren „auf leisen Sohlen“.

Der Architekt Tom Kundig arbeitet wie ein Maler. Er weiß genau, wie viel er auf die Leinwand zu bringen hat und an welchen Stellen er sich besser zurückhält. Eine neue Monografie feiert das breit gefächerte Werk des Amerikaners mit 29 öffentlichen und privaten Arbeiten, darunter Weingüter, Privathäuser und Museen.

Dass Hüte nicht nur verstecken, sondern auch offenbaren können, verstand niemand so gut wie Christian Dior. „Der Hut ist unverzichtbar für einen Look“, sagte der Designer. Dieser Prämisse blieben auch seine Nachfolger treu. 70 Jahre in Bildern, klug kommentiert vom langjährigen Hutmacher des Hauses, Stephen Jones.

Mit „Die schönsten Bibliotheken der Welt“ ist Massimo Listri 2018 ein kapitaler Prachtband gelungen. Für sein neues Projekt fotografiert er nun das Universum: Schließlich sollten Wunderkammern wie die Uffizien in Florenz oder das Mineralienkabine im Sti Seitenste en (oben) nicht weniger als ein Kosmos im Kleinen sein.

H. C.-B.: Man redet immer zu viel. Schirmer / Mosel, 216 S., 24,80 Euro.

Tom Kundig: Working Title. Princeton Architectural Press, 368 S., 80 Dollar.

Dior Hats: From Christian Dior to Stephen Jones. Rizzoli, 240 S., 55 Dollar.

Massimo Listri: Wunderkammern. Taschen, 356 S., 100 Euro.

Cover- und Innenabbildung: © Massimo Listri; Schirmer / Mosel; Princeton Architectural Press; Rizzoli; Taschen

Panorama Bücher


Panorama Kunst

Der Aufstand der Streifen Was sehen Sie da links? Streifen, Farben, ein Muster? Flimmert es schon? Darin liegt die große Kunst von Bridget Riley, sie bringt ihre Betrachter mit ihren Kompositionen aus Wellen, Linien, Quadraten und viel Zickzack zum Blinzeln. Dass sich ein paar Streifen so aufführen können! Im kommenden Jahr wird Riley 90 Jahre alt, nun zeigen vom 4. September bis 24. Oktober die drei Berliner Galerien von Max Hetzler (darunter die neue Dependance in der Bleibtreustraße 15 / 16) atelierfrische Arbeiten wie li. „Intervals 6“ von 2019. Augenöffnend.

Fotos: Def Image, © Bridget Riley. All rights reserved; Herling / Herling / Werner, Sprengel Museum Hannover; © Ernst Barlach Haus Hamburg

maxhetzler.com

Mit großem Ernst Durch Formstrenge und seine geradezu gotische Wucht wurde Ernst Barlach zum bedeutendsten Bildhauer Deutschlands. Beim „Frierenden Mädchen“ (re., 1917) spielt sich das ema der Skulptur allein in dem kleinen Quadrat aus Gesicht und den umhüllten Händen ab. Der Rest ist Mantel, ist Kleid – und so blockha gestaltet, als wolle Barlach alle Faltenwurf-Herrlichkeit der alten Meister in Acht und Bann schlagen. Zum 150. Geburtstag des Bildhauers, Grafikers und Bühnenautors gibt es unzählige Ausstellungen, die größte im Albertinum in Dresden, mit 230 Arbeiten vor allem aus dem Frühwerk. Bis 10.1.2021. alber tinum.skd.museum

Neues Sehen Au ruch lag über der jungen UdSSR, überall in der Kunst: frische Blickwinkel! Selbst Filme vom Klassenfeind – o. die Komödie „ e Yokel“, USA 1926 – wurden von genialen Grafikern wie Georgij und Vladimir Stenberg beworben, als handelte es sich um Meisterwerke des Suprematismus. Das Sprengel Museum in Hannover präsentiert „Filmplakate der russischen Avantgarde“ aus den Jahren 1924 bis 1928. Ein Fund! Bis 15.11. sprengel-museum.de

Redaktion: Barbara Gärtner

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Panorama Reise

Urlaub im Untergrund Text: Florian Siebeck

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anuel Aires Mateus erinnert sich noch an die Tage vor dem See. Als hier noch Steppe war. Das Land so staubtrocken, dass schon im Frühsommer das Gras auf den Weiden verdorrte. „Ich schaute von der Festung in Monsaraz und hörte die Leute erzählen, dass hier bald alles unter Wasser sein würde“, erinnert sich der Architekt. „Es schien völlig unmöglich.“ 18 Jahre ist es nun her, dass mit der Einflutung des Alqueva-Stausees begonnen wurde. Heute befindet sich hier an der spanischen Grenze, zweieinhalb Stunden von Lissabon, der größte menschengemachte See Europas. Am Rande des Ufers, umgeben von acht Hektar Land, hat Aires Mateus ein Haus

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Die portugiesische „Casa na Terra“ wäre fast zur Ruine verkommen. Dabei ist sie ein einmaliger Ort der Einkehr.


Die „Casa na Terra“ (linke Seite) liegt am Alqueva-Stausee in Portugal, unmittelbar an der spanischen Grenze. Das Haus des Architekten Manuel Aires Mateus ist in einen Hügel eingelassen, nur die Terrasse (re. u.), an die Wohnzimmer (li. S. u.) und Küche (re.) anschließen, ist außen sichtbar.

Fotos: Nelson Garrido

gebaut, das so tief in einen Hang gegraben ist, dass es fast unsichtbar wirkt. Nur das zum Ufer hin auskragende Kuppeldach sieht aus, als wäre es mit einem riesigen Eisportionierer herausgeschält. Die „Casa na Terra“ war eigentlich als Privathaus geplant. Dann kam der Bauherr in Geldnöte und verkaufte die Ruine an den Architekten. Dass er sie nun überhaupt vollendet hat, ist auch der Beharrlichkeit seines guten Freundes João Rodrigues ge­ schuldet. „Ich habe ihn immer gedrängt, das Haus fertigzustellen“, sagt der Verkehrs­ pilot, der mit seiner Firma Silent Living eine Handvoll erlesener Unterkünfte wie das „Santa Clara 1728“ in Lissabon betreibt. Und so einigten sie sich auf einen Deal: So­ bald das Haus fertig sein würde, könne Rodrigues es in seine Obhut nehmen. Acht Jahre gingen ins Land. „So ein Haus kann man nicht nach Zeitplan bauen“, sagt Aires Mateus. Schon gar nicht ohne schwe­ res Gerät: Die gesamte Konstruktion wur­ de von einem alten Mann und seinem Sohn von Hand errichtet. Der Architekt nutzte die gewonnene Freiheit, um das Haus im­ mer wieder umzudenken, um die brutalis­ tische Strenge des Materials in skulpturale Reinheit zu überführen. „Mir gefällt die Idee der asketischen Leere“, sagt er. An die Terrasse grenzen Küche und Wohnbereich; die drei Schlafzimmer (samt Bädern) sind tiefer im Hügel vergraben. Tageslicht fällt durch kreisrunde, weiß geflieste Patios. Die klösterliche Strenge der Innenein­ richtung spiegelt die Leere der Landschaft wider. Der Alentejo, der nördlich an die Algarve anschließt, ist die am dünnsten besiedelte Region Portugals mit jahrhun­ dertealten Korkeichen und Olivenhainen. Obwohl es alte Festungen und eine fantas­

„Mir gefällt die Idee der absoluten Leere. Das Auge hält sich nicht mit Details auf.“ Manuel Aires Mateus

tische Küche gibt, ist sie den meisten Tou­ „Ich betrachte Architektur als Kunst“, er­ risten unbekannt. „Was ich am Alentejo so klärt Manuel Aires Mateus. „Aber wo an­ mag: Es sieht ein bisschen wie in Afrika dere Künste in sich selbst vollendet sind, aus“, sagt Rodrigues. „Wie in der Savanne. bereitet Architektur erst eine Infrastruktur Kennst du einen Baum, kennst du alle.“ fürs Leben.“ Seine ausladende Dachkon­ Mit seiner puritanischen Ästhetik aus struktion öffnet den Blick auf die ganz und Sichtbeton und Holz soll das Haus ein ähn­ gar uneuropäisch anmutende Weite, das lich kontemplatives Gefühl transportieren. Wasser liegt ruhig, nichts bricht die Stille. Die Farben gehen Ton in Ton, Stauräume „Üblicherweise verläuft ein Patio zwischen sind nahtlos in die Bausubstanz integriert. Himmel und Erde“, sagt Manuel Aires Ma­ Es ist nicht zu warm und nicht zu kalt. Kei­ teus. „Wir haben ihn nur von der Vertika­ ne Chance also, sich in Details und Befind­ len in die Horizontale geholt.“ Und damit lichkeiten zu verlieren. „Stattdessen kann dem schweren Material eine erstaunliche man sich ganz auf seine Mitmenschen kon­ Leichtigkeit gegeben. Trotz des vielen Be­ zentrieren“, sagt Rodrigues. „Oder auf sich tons fühlt man sich hier seltsam geborgen. selbst.“ Wer fernschauen will, kann sich Für einen Moment ist es, als würde einen auf die Terrasse setzen und versuchen, am das Haus umarmen. ‹ Horizont die Grenze zwischen Portugal In der Nebensaison ab 350 Euro pro Nacht und Spanien auszumachen. (für 2 Personen), inkl. Frühstück. silentliving.pt

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Panorama Reise Mü nc

Deutschlandreise Wir zeigen 15 unserer liebsten Urlaubsziele vor der Haustür: alte Klassiker und neue Schätze. Redaktion: Uta Seeburg und Florian Siebeck

Ameron Neckarvillen ameronhotels.com

Frankfurt mausert sich von der gesichtslosen Bankenmetropole zum Urlaubsziel für verlängerte Wochenenden. Da ist es nur konsequent, wenn aus alten Büroräumen herrschaftliche Hotels werden wie das „Ameron Neckarvillen Boutique“ mit Marmorböden im Fischgratmuster und Stoffen von Rubelli, DZ ab 119 Euro.

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Haus im Tal hausimtal.com

Im neuen Boutiquehotel in Münchens Altstadt darf man sich wie bei Freunden fühlen. Also kein Grand Hotel-Trara, dafür eine Dachterrasse mit Weitblick und Zimmer, die weiche Geborgenheit schenken. Letzteres gelingt vor allem mithilfe der Wandteppiche von Reuber Henning, die in Kooperation mit Designerin Julie Richoz entstanden, DZ ab 140 Euro.


Fotos: Michael Zalewski; Philipp Obkircher; Steve Herud (2); Gekko Group/Roomers Baden-Baden; Robert Rieger (2)

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Mauritzhof maurit zhof.de

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Michelberger michelbergerhotel.com

Bereits seit den 80ern gibt es den „Mauritzhof“ am Rand der Münsteraner Altstadt. Allerdings erlebte das Boutiquehotel mit 52 Zimmern vor einigen Jahren eine schmetterlingshafte Wandlung, bei der das Berliner Designstudio Lambs and Lions gleichzeitig für die Entpuppung und den Kokon aus schweren Stoffen und warmen Farben sorgte, DZ ab 159 Euro.

Seit seiner Eröffnung vor elf Jahren ist das „Michelberger“ an der Oberbaumbrücke eine sichere Bank für Freunde des industriellen Minimalismus. Die Räume in einer ehemaligen Leuchtenfabrik wurden damals von Werner Aisslinger gestaltet, letztes Jahr kamen 23 neue Zimmer hinzu, eingerichtet von Jonathan Tuckey und Sigurd Larsen, DZ ab 80 Euro.

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Roomers

roomers-badenbaden.com

Die historische Kurstadt Baden-Baden mit ihren Quellen, Pferderennen und Casinos ist ein Ort der Anekdoten und Legenden. Architekt und Designer Piero Lissoni setzte dem ein Hotel der Gegenwart entgegen. Die typischen Zutaten der „Roomers“-Kette – Feierlust und Kulinarik – reicherte der Mailänder mit einer ganz eigenen Eleganz an. In 130 Zimmern schimmern moderne Klassiker, Antiquitäten und zeitgenössische Designs in gedämpften Farben. Dazu Kunst und die dunklen Weiten des Schwarzwalds, DZ ab 210 Euro.

Lindley Lindenberg das-lindenberg.de

Kräutergarten, Küche, Bad: Wer hier wohnt, darf sich wie zu Hause fühlen. Neben einem Wohnzimmer für die Gäste gibt’s eine Weinbar mit Sommerterrasse – und das „Leuchtendroter“, eines der besten vegetarischen Restaurants des Landes. DZ ab 79 Euro, längere Aufenthalte ab 999 Euro/Monat.

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Rosso

dasrosso.com

Südlich der Elbe ist das Leben nicht dasselbe. Merkten Lisa Rühwald und Christian Müller, als sie vor zwei Jahren „mit einer gesunden Por­ tion Naivität im Gepäck“ von Hamburg land­ abwärts zogen. Bis Italien kamen sie nicht, weil ihnen im Allgäu ein Bauernhof vor die Füße fiel. Also brachten sie Italien nach Bayern: mit drei „Bleiben“ in einer großen Scheune samt Sauna, Hofladen und Yogastudio, ab 180 Euro.

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purs.com

Am historischen Städtchen Andernach bei Koblenz ist nichts gewöhnlich: weder die zwei Sternelokale noch das Hotel aus der Feder von Axel Vervoordt. Geführt werden sie von einem ambitionierten Ehepaar, das seine malerische Heimat „ein­ fach ein bisschen bekannter machen wollte“, DZ ab 280 Euro.

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Quartier

Rote Scheune urlaubsarchitektur.de

quartier­gapa.de

Einst stand hier nur die Villa Friedheim allein auf weiter Wiese. Um diesen historischen Kern herum schuf das Archi­ tekturbüro Beer Bembé Dellinger einen kongenialen Hotel­ bau, der mit seinen hohen Lodges aus heimischen Hölzern bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, Suite ab 160 Euro.

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Der Berliner Architekt Thomas Kröger, mittlerweile ausgewiesener Uckermark­Spezialist, baute die alte Scheune in Fergitz in eine Ferien­ wohnung (o., ab 100 Euro) und ein komplettes Wohnhaus (ab 450 Euro) um. Von außen weiterhin Backstein, umfängt den Eintretenden innen dank kathedralenhaft hoher Decken und viel Glas eine Leichtigkeit, gepaart mit knarzigen Balken und schnörkelfreien filigranen Designs.


Panorama Reise Kuriose Unterkünfte auf Zeitreise

Fotos: Golda Fruhmann; Hotel Kranzbach/A. Kompatscher; Felix Oberhage; Parkhotel 1970; Stiftung Haus Schminke/Ralf Ganter; Appartements & Mehr; Thomas Heimann; Robert Kittel; Michael Königshofer

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Wie ein aus der Zeit gefallenes Miniaturdorf versteckt sich das Ensemble historischer Remisen auf einem Hinterhof in Prenzlauer Berg. Innen birgt jedes Häuschen eine eigene Welt. Zwei davon werden an Gäste vermietet, ab 130 Euro.

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Das Kranzbach daskranzbach.de

urlaubsarchitektur.de

Vor hundert Jahren ließ die britische Adelige Mary Isabel Portman in einem einsamen Bergtal am Fuß der Zugspitze einen englischen Landsitz bauen. Allerdings kam sie wegen der Kriegswirren zwischen England und Deutschland nie in den Genuss ihres Refugiums. Mittlerweile steht das Schloss Kranzbach Gästen aus aller Welt offen, als exquisites Hideaway mit ausgezeichnetem Spa- und Wellnessbereich, das von einer 13 Hektar großen Bergwiese umgeben ist. Eine Oase für Ruhesuchende, die 2019 vom japanischen Architekten Kengo Kuma noch um ein Meditationshaus im Wald erweitert wurde. „Als ich das erste Mal ins ‚Kranzbach‘ kam“, sagt der Architekt, „war ich überwältigt von der Schönheit der Natur. Da habe ich gleich zugesagt.“ DZ ab 189 Euro.

Von der Blumentapete bis zum Wählscheibentelefon hat sich in den Zimmern des „Parkhotel 1970“ im Odenwald fast nichts verändert, seit Willy Brandt Kanzler war und ein Liter Benzin 57 Pfennig kostete, DZ ab 90 Euro. parkhotel-1970.de

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Appartements & Mehr kampeninfo.de

Den nächsten Urlaub in einem der reetgedeckten Häuser in Sylts zu Recht bekanntestem Dorf Kampen verbringen? Appartements & Mehr offeriert seit über 20 Jahren Urlaub in den schönsten Backsteinhäusern der Insel, die solch sprechende Namen wie „Hummelhüs“, „Kliffhoog“ oder „Großer Wal“ tragen. Der Stil: Räume in leichten Farben, Strandkörbe zwischen Hagebuttensträuchern, weite Blicke über Meer und Heide. Zudem gibt die Agentur dem Reisenden alles an die Hand, was man sich sonst noch wünschen könnte, etwa einen Personal Trainer, frische Blumen ins Haus oder einen freundlichen Hundesitter. Oben: „Hüs Nr. 7“, ab 290 Euro.

Schiff in Sicht! In den 1930er-Jahren ließ sich die Fabrikantenfamilie Schminke dieses spleenige Heim ins sächsische Löbau stellen. Das Haus im International Style von Architekt Hans Scharoun setzt auf lichtdurchfluteten Purismus, ab 250 Euro. stiftung-hausschminke.eu

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ARISTOTELES (LORD LES), RAPPER

SHOP.VOGUE.DE


Leben

in Castelvetro Piacentino, Mailand, Stratford-upon-Avon, Marrakesch und Waregem

Collage: Stills & Strokes

Gute Neuigkeiten aus Italien: Die Produktion in den Werkstätten läuft wieder an. Und wir? Zeigen die kommenden Design-Stars wie „Cameo“ von Calligaris. Jede Wette, dass der ovale Esstisch (ab 4245 Euro) mehr als nur einen Gastauftritt hinlegt im Sequel der Postmoderne!

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Castelvetro Piacentino

Barfuß in den Kirschbäumen Hortensien, Kristalllüster, Kaninchendraht, Verdi und ein Huhn namens Decca. Wie Gianmatteo Malchiodi seinen alten Familiensitz zur Wohnoper machte. Text: Simone Herrmann / Fotos: Francesco Dolfo

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Fotos: Francesco Dolfo/Living Inside

„Ich wollt’, ich wär …“ Decca heißt Gianmatteo Malchiodis Lieblingshuhn. Den schönsten Blick auf die Eichblatthorten­ sien (Ton in Ton mit der Fassa­ de) bietet das Gartenzimmer (linke Seite). Früher fuhren hier Kutschen ein, heute tischt Malchiodi unter dem Back­ steingewölbe, den naturkund­ lichen Schautafeln und Herba­ riumsblättern für Freunde auf.


Unter der Dreispitzigen Jungfernrebe blinzelt Bluthund Bartolo in den Mittag. Bücher hinter Kaninchendraht: die Bibliothek (rechte Seite) mit Louis XVI-Tisch, Lyra-Stühlen, Tulpenvase und Empire-Kamin. Im Schlafzimmer wirft der Spiegel unter dem klassizistischen Stich das Bild eines usbekischen SeidenSuzani nebst Surfbrett zurück. Bei welcher Oper die alte Krone einmal zum Einsatz kam? Darüber sinniert Malchiodi in seinem Pariser Lehnstuhl – bei einem caffè italiano. In der Küche stehen über dem alten Marmorbecken gleich drei Cafetieren parat.

„Wenn ich nach Hause komme, gehe ich zuerst in den Garten, um zu sehen, welche Blume gerade aufgeblüht ist – und begrüße sie bei uns.“ Gianmatteo Malchiodi


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Da strahlen die Lüsterblümchen! „Pisarei e fasò“ (Malchiodis Lieblingsgericht) gibt es zwar nicht, dafür sind Salate, Oliven, Käse und Tarte in Laveno-Geschirr angerichtet. Appetitanregend: der Graniglia-Boden aus den Fifties. Im Salon (re. S.) hält ein barocker Urahn inmitten napoleonischer Kupferstiche Hof. Die Sofakissen tragen Seidenikat, die Lampenschirme Blockprints aus Indien, auf dem „Versailler Tisch“: farbige Marmorsphären.

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V

om Haus wehen die Klänge einer Verdi-Oper in den grünen, in seiner eigenen Lust und Fülle verstrickten Garten. „Va, pensiero …“ Steig herauf, Gedanke, auf goldenen Flügeln. „Nabucco!“ Gianmatteo Malchiodis Gesicht leuchtet auf. „Ich liebe Verdi, die Romantik und Menschlichkeit seiner Musik!“ Übrigens sei der Maestro „nebenan in Le Roncole, hier in der Po-Ebene geboren. Kennen Sie ‚Call Me by Your Name‘ von Luca Guadagnino? Oder Bertoluccis Film ‚1900‘? Diese flachen, endlosen Kornfelder, Pappelalleen und Bewässerungsgräben, dazu das schrecklichste Klima der Welt, sengend heiße Sommer, Eiseskälte und Nässe im Winter – das ist meine Landschaft“, sagt er und fügt dann, fast entschuldigend, hinzu: „Ich fühle mich ihr tief verbunden.“ Sein Garten jedenfalls wirkt wie ein Kontrapunkt zur melancholischen Monotonie dieser Gegend. Alles ist Schwelgerei hier, ein prächtig orchestriertes Allerlei aus Obstbäumen, Linden, Magnolien, Ahorn, Buchsrabatten, Blumen, Vogelgezwitscher. Hortensien ballen sich hinter dem Haus, und die Osmanthus-Sträucher hauchen ihren Duft bis zu den Fenstern mit den herabgelassenen Leinenstores. Am Hauseingang, unter einem Baldachin aus Jungfernrebe, blinzelt Bartolo ins Gegenlicht, streckt sich und döst dann weiter. Bluthund, wie das klingt! Dabei sei er sanft wie ein Lamm, sagt Malchiodi, geht nach drinnen und stößt ein paar Fensterläden auf. Ein Schwall aus Farben und Licht flutet herein – und wird von den leuchtenden Wänden, den alten Möbeln, Bildern und Blumentellern retourniert. „Hier habe ich als Kind alle meine Sommer verbracht“, erzählt der Interiordesigner aus Parma, der zu den bekanntesten Gartengestaltern Italiens zählt. „Die Villa wurde um 1800 gebaut, aber meine Familie ist schon seit einem halben Jahrtausend in Castelvetro Piacentino ansässig.“ Vor 20 Jahren hat er das Haus übernommen, lebt hier mit seinen beiden Hunden Bartolo und Polda und vier spleenigen Hühnern, die er nach den Mitford-Schwestern benannt hat. Der Grundriss des dreistöckigen Hauses sei denkbar einfach: „Um eine gewölbte Halle, die sich von einer Seite des Baus zur anderen zieht, schließen sich links und rechts Zimmer an. Wirtschaftsräume und Salons unten, Schlafzimmer oben. Überall gibt es Terrakotta- oder Graniglia-Böden, und auch das Tonnengewölbe aus Backsteinen ist typisch für unsere Gegend.“ Überall Kindheitserinnerungen: die Empire-Spiegel mit ihren Stockflecken, die wie Goldflitter wirkten, die Schränke und Überseekoffer und wie das Wasser in das Marmorbecken in der Küche plätscherte – so beschwichtigend! „Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich klein war, ich bin dann zwischen meiner Mutter und den Großeltern hin- und hergereicht worden. Aber das Haus war immer da. Zur Kirschenernte kamen eine Menge Freunde, die blieben, bis der Kirschlikör gebrannt war; ich saß bis in die Nacht hinein barfuß in den Bäumen, und das Haus leuchtete und summte vor Leben. Als ich ein bisschen älter war, bin ich zur Heuernte mit meinem kleinen Piaggio-Moped Ciao über die Felder gerast. Dieses Gefühl, wie dann das Heu aufstob – ahhh!“ Er hat es ins Haus gerettet. Denn bei jedem Luftzug klimpern die Kristalllüster, die schiefen Seidenschirmchen scheinen sich vor den alten Möbeln Im Grünen ins Blaue denken – die Opulenz seines Hortensiengartens (links oben) setzt Malchiodi im Innern der Villa fort. Zum reliefierten Art déco-Kamin links kombiniert er einen kaukasischen Teppich, eine Bronzelaterne, Charles X-Schränke – und ein luftiges Himmelblau.


„Italienischer Garten“: das Centerpiece von Ceramica del Ferlaro führt auf der Blumentischdecke von Simrane einen kleinen Buchs­ reigen um eine Glasblume auf. Die graziös schiefen Lämpchen des Kristalllüsters verneigen sich vor den neoklassizistischen Gemäl­ den und den Vecchia Lodi­Tellern an den Wänden („Arsenic“ von Farrow & Ball). Im mudroom lädt altes Chorgestühl zur Besinnung nach einem heißen Tag (zum Glück gibt es Strohhüte!) im Garten ein. Die sonnengelben Farbstreifen tun nur so, als seien sie Tapete.

und Bildern zu verbeugen. Überall ist Geflüster und heimliches Sonnengelb wie im Salon. Ein luftiges Blau weht durch die BiblioGelächter. Im sitting room hält ein Urahn in Öl mit Allongeperücke thek, wo Bücher und Büsten hinter Kaninchendraht bewahrt sind, und Samtrot mitten in napoleonischen Kupferstichen Hof. „Meine als wären sie lebendig. „Ich bin mit diesen Möbeln aufgewachsen, Ururgroßmutter war Hofdame der Kaiserin Joséphine.“ Die Herren sie haben selbst eine Geschichte, gehören hierher. Mit der Zeit mit Dreispitz und Epauletten und die Damen im Flor. Etwas hoch- sind sie nur schöner geworden, Kratzer oder Risse können ihnen mütig blicken sie über die kaukasischen Teppiche hinweg. Russ- nichts anhaben.“ Wieder andere wie die Tôle peinte-Vasen aus land und Bonaparte – das ging bekanntlich nicht gut aus … Am Montpellier oder die Portoro-Marmorsphären – „das Geschenk Ofenrohr des Jugendstil-Kamins streckt eine Figur mit spitzer meines besten Freundes“ – knüpfen an seine eigene Geschichte an. Kappe den Kopf aus dem Reliefmedaillon heraus. Schließlich gibt Wie kleine Weltkugeln, rosa, türkis, erdbraun, paradieren sie auf es hier einiges zu sehen: Louis XVI-Bänkchen und wuchtige dem Tisch im Salon, den er aus Versailler Parkett gezimmert hat. Charles X-Schränke aus Nussbaum, Empire-Stühle, weiß lackiert In welcher Oper allerdings die große Krone ihren Auftritt hatte, und mit stilisierter Lyra, eine kuriose Tulpenpyramide … die etwas ramponiert im Gartenzimmer steht? Dort, wo zu Verdis „Fast alle Möbel stammen aus der Familie“, sagt Malchiodi, „sie Zeiten Kutschen einfuhren und wo Malchiodi nun Kübelpflanzen sind so alt wie die Villa oder noch älter, einige kamen auch aus überwintert und Freunde bewirtet. „Da kommt Decca“, ruft er, als einem unserer größeren Häuser. Ich habe das alles nur neu arran- ein braunrotes Huhn vor den Verandatüren auftaucht. Mit diesem giert, neue Hintergründe und meine eigenen Zusammenhänge zähen Schritt, als wäre jeder Kiesel unter ihren Krallen Kaugummi. dafür gesucht.“ So quirlt er im Speisezimmer das Türkis der Wän- „Sie liebt Verdi“, sagt er. Vielleicht ist es Einbildung, aber bei „Nade mit Kirschrot und Vichykaros in Grün auf und heizt dem dunk- bucco“ wird ihr Schritt seltsam schwebend. Und ihr starres Auge len Chorgestühl im mudroom mit gemalten Tapetenstreifen ein: träumerisch. Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen! ‹

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Text: Florian Siebeck / Fotos: Andrea Ferrari

Neue Sammlung Manchmal fügt sich eines zum anderen: Lange musste Studiopepe-Gründerin Arianna Lelli Mami auf ihre Traumwohnung warten. Dort schuf sie ein Zuhause – und ein famoses Manifest. 106


Mailand

Im Mailänder Apartment von Arianna Lelli Mami und Andrea Ferrari (li. S., mit Tochter Sofia Clara) dreht sich alles um die Kunst. Selbst Türrahmen wirken wie Tore in eine andere Welt. „Und wenn sie zu sind, sehen die Türen aus wie eine Skulptur.“ Sessel: „Reversível“ von Martin Eisler für Tacchini.


„Farbe ist mehr als nur Dekoration. Farbe hat auch architektonischen Wert, sie spricht zur Seele.“ Arianna Lelli Mami


Fotografien von Andrea Ferrari ziehen sich durch die Wohnung, vom Schlafzimmer (li. Seite, Nachtleuchte: Michele De Lucchi) bis zum Wohnzimmer (o., mit Sofa „Sesann“ und Leuchte „Fantasma“). Der Kaminsims mit den Keramiken ist inspiriert von den Hausfluren der Nachbarschaft. Links: das elegante Treppenhaus.

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enschen sammeln keine Dinge, Menschen sammeln sich selbst. Nach dieser Prämisse haben sich Arianna Lelli Mami und ihr Mann, der Fotograf Andrea Ferrari, in ihrer Mailänder Wohnung eingerichtet. „Ob et­ was billig ist oder kitschig, merkwürdig oder seltsam, spielt deshalb keine Rolle – solange es unseren Geist und unsere Seele widerspiegelt.“ Davon ist die Designerin überzeugt und findet: „Kreativ sein heißt: von den Dingen besessen zu sein.“ Mami, die mit Chiara Di Pinto das In­ terior­Duo Studiopepe gründete, war des­ halb nicht nur auf der Suche nach einer neuen Wohnung für sich, ihren Mann und die gemeinsame Tochter, sondern zugleich auch nach einem Wirkraum für die gemein­ same Sammlung. Den idealen Ort hatten beide schon vor Jahren gefunden, er war nur viel zu groß: die vierte Etage eines Wohnhauses aus den frühen 1930er­Jahren, das mit seinem Treppenhaus im Art déco­ Stil und den mosaikartig gemusterten Mar­ morböden selbst für Mailänder Verhält­

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nisse ungewöhnlich feinsinnig war. Ein Textilmagnat hatte es einst errichten lassen, was die akribische Ausführung erklärt. „Es passte einfach alles“, sagt Mami. „Diese Detailtreue gibt dem Haus eine tiefere Qualität, die in modernen Gebäuden nicht mehr zu finden ist.“ Arianna Lelli Mami und Andrea Ferrari waren offenbar nicht die Einzigen, denen eine ganze Etage zu groß schien. Drei Jahre später entdeckten sie, dass das Apartment halbiert worden war: Die neue Wohnung – nur noch fünf Zimmer und 170 Quadratmeter bei gleichbleibend hohen Decken und unvergleichlichem Ausblick – war wie gemacht für die Familie. Sie legten die alte Grandezza unter Linoleumboden und abgehängten Decken frei; manche Türen wurden versiegelt, andere öffneten sie wieder. Die Wohnung sollte die ehrwürdige Architektur respektieren und zugleich die stark emotionale und ästhetische Wirkung entfalten, für die Studiopepe bekannt ist. Ein Eingriff in die Struktur kam deshalb nicht infrage. Stattdessen nutzten Arianna Lelli Mami und Chiara Di Pinto die Kraft der Farben, um mit der Wahrnehmung von Weite und Licht zu spielen, Räume größer oder kleiner zu machen, sie je

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Die Holzeinbauten in der Küche (o.) sind mit geometrischen Zeichnungen im Stil von Gio Ponti verziert. Im Atelier re. steht neben einem weiß lackierten „Zig-Zag“Stuhl eine Travertinkonsole von Studiopepe, die auch Sitz und Stehleuchte (Atelier de Troupe) im alten Eingangsbereich (rechte Seite) entworfen haben.


„Die Wohnung soll ja nicht nur gut aussehen. Wir wollen uns auch wohlfühlen.“ Arianna Lelli Mami



Über der Ateliertür (li. Seite) hängen Fotografien von Andrea Ferrari neben einem Werk von Victor Vasarely. Der Kaminsims im Memphis-Stil präsentiert Holzskulpturen und Souvenirs. Der Wandspiegel im Bad (oben li.) und das Sofa im Wohnzimmer (oben re.) sind Entwürfe von Studiopepe für Agape beziehungsweise Dedar.

nach Blickwinkel um Reflexionen und Nu­ wenn es um das eigene Zuhause geht“, sagt wir bewusst auf Stilmöbel verzichtet“, sagt ancen zu bereichern. „Farbe dient nicht nur sie. „Es hat eine ganz eigene Dialektik.“ Mami. „Es sollte ja nicht wie eine Filmku­ der Dekoration. Sie hat auch architektoni­ Denn die Wohnung ist nicht nur Privat­ lisse wirken.“ Die Ikonen der Mailänder schen Wert.“ Den Korridor etwa ließen die raum, sondern zugleich eine Art Manifest Moderne, die nur hie und da aufscheinen, Designerinnen mit einem dunklen Petrol­ der eigenen Arbeit für Arianna Lelli Mami wie das Tacchini­Sofa von Gianfranco ton intimer wirken. Das Wohnzimmer und Chiara Di Pinto. Sie beherbergt Möbel, Frattini und eine Memphis­Leuchte von tauchten sie in ein warmes Nougatbraun, die sie entworfen, Farben, an denen sie ge­ Tobia Scarpa im Salon, der Joe Colombo­ das gut mit den Möbeln aus natürlichen arbeitet haben. Und Kunstwerke, Objekte, Tisch und ein Stuhl von Carlo Scarpa fügen Materialien harmoniert. Schwieriger war Bilder, die sie seit Langem sammeln. „Wir sich ein und ergänzen Historie. Und in den es, einen geeigneten Grünton fürs Schlaf­ haben viel experimentiert und viele Stücke Rang einer ganz jungen Ikone hat es die zimmer zu finden, der zwar gedeckt, aber nach Maß entworfen.“ In der Eingangshal­ „Kora“­Vase von Studiopepe (für Atipico) nicht zu intensiv daherkam, um nicht das le, die ihre großzügigen Abmessungen bei­ schon geschafft. gesamte Tageslicht zu schlucken. behalten durfte, versammeln sich also zu Auch die Kamine (in Mailands Altbau­ Um die Farben wirken zu lassen, setz­ Andrea Ferraris sachlichen Fotografien ei­ ten verboten und deshalb aus vielen Häu­ ten Mami und Di Pinto auf Einbauten statt ne eigens von Studiopepe gefertigte Leuch­ sern verschwunden) bekamen ein Update. Schränke. „Die Wände müssen frei sein, um te und ein Sessel aus Marmor (ein Prototyp „Ich liebe die Idee eines Fixpunktes, der die der Kunst Platz zum Atmen zu lassen“, sagt für Atelier de Troupe); im Wohnzimmer Aufmerksamkeit auf sich zieht“, schwärmt Mami. Scheinbar willkürlich hängen Foto­ liegt Teppich „Lunar Addiction“ für CC­Ta­ Mami. Um den Marmorböden und Stuckde­ grafien von Andrea Ferrari neben Gemäl­ pis, dessen Färbung aus überlagerten Woll­ cken also etwas Starkes entgegenzusetzen, den und Collagen von Arianna Lelli Mami, arten resultiert; nebenan im Zimmer steht schuf Mami aus den Kamineinfassungen Familienfotos und Flohmarkt­Funden. Die eine experimentelle Konsole aus Travertin. eine gestreifte Hommage an Ettore Sott­ spielerisch wirkende Anordnung ist das Dass das Interieur des Apartments bis­ sass. Die hölzernen Gegenstände, afrikani­ Ergebnis von zweieinhalb Jahren intensi­ weilen Piero Portaluppis berühmte Villa schen Masken und objets trouvés, die sie dort ver Arbeit (die Renovierung selbst brauch­ Necchi Campiglio zitiert, etwa beim Mar­ platziert hat, nehmen sich zwar farblich te nur drei Monate). „Es war ein sehr lang­ mormosaik im Eingangsbereich und den zurück, ergänzen aber eine eigene Formen­ samer Prozess, aber heraus kam ein Ort, an Türen mit ihrem eigenwilligen Muster, ist sprache. So wird die Wohnung zu einem dem man wirklich leben kann.“ Es sei an­ kein Zufall: Sie sind original erhalten wor­ raffinierten Ideen­ und Gedankenspeicher, fangs befremdlich gewesen, sein eigener den. Ambrogio Gadola, der Architekt des der schön, aber nicht protzig ist. Augenfäl­ Kunde zu sein. „Design ist immer ein ite­ Gebäudes, war ein Freund von Gio Ponti lig, aber nicht modisch. Ein Ort, auf den zu rativer Prozess, aber ungleich schwieriger, und Piero Portaluppi. „Ansonsten haben warten sich allemal ausgezahlt hat. ‹

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Die grüne Stofftapete ist original Tibor-Style, auch den skandinavischen Esstisch und die Stühle von Robert Heritage schaffte der Designer an, als er 1957 mit dem Bau des Hauses fertig war. Das Porträt zeigt seine Nichte, die Tante von Sam Reich (re. S.), der auf einem Sofa von B & B Italia sitzt.


Fotos: Rachael Smith/Living Inside

Stratford-upon-Avon

Großvaters „House of Fun“ Tibor Reich war einer der wichtigsten MidcenturyDesigner Englands. Sein Enkel hat das Haus des kauzigen Erfinders restauriert – ein Revival mit Knalleffekten. Text: Ulrich Clewing / Realisation: Serena Fokschaner / Fotos: Rachael Smith

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Tibor Reich entwarf auch Glasfliesen: Der Kamin im Living ist damit verkleidet. Der Stuhl re. ist 70er-Vintage, der Teppich „Cracked Mud“ ein Tibor Ltd-Einzelstück in Türkis und Gelb. Re. S.: Das Porträt des Bauherrn malte ein Schüler von Oskar Kokoschka, Leuchte: Troughton & Young.


„Mein Großvater wollte ein Haus bauen, das aussah wie die modernistischen Villen in Los Angeles: offen, elegant, mit so viel Licht wie möglich.“ Sam Reich

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Sessel, Sofa, Tisch, Regal und Beistelltisch gehĂśren alle zur originalen Ausstattung aus dem Jahr 1957. Der Teppich wurde aus einem alten TiborStoff neu gewebt. Re. S.: Im Regal zwei Keramikteller von Reich, die das Multitalent unter dem Label Tigo-Ware in den FĂźnfzigerjahren entwarf.

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Die Vertäfelung im gut fünf Meter hohen Wohnzimmer konnte bei der Restaurierung im Originalzustand erhalten werden, Beistelltisch und Kommode sind Vintages aus den 50ern, der orangefarbene Sessel im Arkana-Stil wurde mit dem Stoff „Princess“ neu bezogen. Nach dem alten Entwurf neu angefertigt ist auch die Hängeleuchte von Troughton & Young. Mehr Licht: Im Bad o. rechts befindet sich über dem Waschbecken anstelle eines Spiegels ein Fenster. Der schwarz-weiße Stoff kommt ebenfalls aus dem Archiv von Tibor Ltd.

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ie Sitze des Überschalljets Concorde, No. 10 Downing Street, die Luxusliner der Cunard Line: Der gebürtige Budapester Tibor Reich hatte im Lauf seiner Karriere so prominente Aufträge wie kein anderer Textildesigner im UK. Als er 1996 starb, war sein Enkel Sam gerade mal fünf Jahre alt. Er hat trotzdem lebendige Erinne­ rungen an seinen Großvater: „Tibor war unablässig mit faszinie­ renden Dingen beschäftigt, das ging von morgens bis abends so.“ Sam hat dessen Firma Tibor Ltd wieder ins Leben gerufen. Die Stimmung ist aufgeräumt, obwohl Sam Reich ein wenig mit dem Wetter zu kämpfen hat: In Stratford bahnt sich gerade ein heißer Sommer an, an diesem Freitagnachmittag Ende Juni zeigt das Thermometer 34 Grad Celsius. Um mich auf unser Gespräch vorzubereiten, habe ich Ihre Adresse bei Google Street View eingegeben. Sie wohnen in einer schönen Gegend, aber Ihr Haus ist das einzige, das nicht im traditionellen englischen Landhausstil erbaut wurde.

Als mein Großvater das Grundstück in den Fünfzigerjahren er­ warb, war hier nichts außer einer grünen Wiese. Eigentlich hatte Tibor vor, sein Haus noch viel radikaler zu gestalten. Eine Box aus Glas in der Landschaft schwebte ihm vor, ähnlich wie Philip John­

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sons Glass House in New Canaan. Aber das hat die Baubehörde von Stratford nicht genehmigt. Er hat seine Ideen dann vor allem im Interior verwirklicht. Als er damit fertig war, hat es trotzdem für einen ziemlichen Skandal gereicht. Ich habe alte Zitate gefunden, in denen konservative Kritiker schrieben, das Haus sei „monströs“ und „hässlich“. Wie reagieren die Leute heute darauf?

Sie finden es toll. Es stecken ja auch eine Menge ungewöhnlicher Einfälle darin. Tibor Reich hatte in Wien und später in Leeds Tex­ tildesign studiert. Er interessierte sich nicht nur für die Wie­ ner Moderne und das Bauhaus, sondern für alles Mögliche. Für die Arts and Crafts­Bewegung, die Kunst der italienischen Renais­ sance, zeitgenössische brasilianische Architektur oder Phänome­ ne der Natur. Er war ein sehr neugieriger Mensch. Für die Textur seiner Stoffe, die ihn bekannt gemacht haben, ließ er sich von den Pflanzen in seinem Garten inspirieren. Sie sagen, Ihr Großvater habe in diesem Haus viele ungewöhnliche architektonische Ideen umgesetzt. Welche finden Sie am gelungensten?

Nun, ich mag die Galerie sehr gern. Tibor hat dort immer gezeich­ net. Als wir seine Firma wiederbelebt haben, saß ich auch da oben, um das Archivmaterial zu sichten. Das hat was. Fantastisch finde ich auch den Kamin – ursprünglich war das nicht als Kompliment gedacht, aber wir nennen ihn inzwischen selber manchmal „die brennende Zwiebel“. Und es gefällt mir sehr, dass mein Großvater


Die Fünfzigerjahre? Sehr frisch! Der Vorhangstoff heißt „Raw Coral“, der Sessel wurde mit Tibor Reichs „California“ bezogen. Das Kissen trägt „Cymbeline“ in Rot, benannt nach einem Stück von William Shakespeare. Reich entwarf das Design 1951, als man ihn mit der Neudekorierung des Royal Shakespeare Theatre in Stratford-upon-Avon beauftragte. Für den Grundriss der Küche o. re. orientierte sich Reich an der als „Frankfurter Küche“ berühmt gewordenen Ikone der Moderne der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky.

hier so viele Fenster an Stellen eingebaut hat, an denen man sie nicht vermuten würde. Durch sie kann man von einem Zimmer ins andere sehen, das eröffnet einem viele verblüffende Verbindungen und Blickachsen. Was für Features gibt es hier sonst noch, würden Sie uns einige davon beschreiben?

Tibor baute zum Beispiel am Eingang ein Regal in die Wand ein, das man um seine vertikale Achse drehen kann, für die Milch, die jeden Morgen geliefert wurde. Etwas Vergleichbares hatte zuvor nur Gerrit Rietveld in seinem berühmten Haus Schröder in Utrecht gemacht, in dem Fall allerdings als Briefkasten. Um besonderen Gästen seine Stoffentwürfe, Glasfliesen und Keramiken zu präsentieren, verwendete er Leuchtkästen, das war in den Fifties in einem Privathaus ganz schön avantgardistisch. Und meine Großeltern hatten anstelle eines Eisschranks von speziellen Aggregaten gekühlte Regale. Die hatten damals auch Seltenheitswert. Wie viele Zimmer hat das Haus eigentlich? Und wer hat den ungewöhnlichen Garten angelegt?

Es sind zehn Zimmer, dazu kommen natürlich noch Hauswirtschaftsräume, die Küche und die zwei Bäder. Tibor hat auch den Garten gestaltet. Er hat die vielen Bäume nicht nur aus Rücksicht auf die Nachbarn gepflanzt (lacht). Ihm schwebte ein exotischer Landschaftsgarten vor, wie bei den Häusern in Los Angeles. Von dieser Vorstellung hat er sich übrigens auch beim Interior leiten lassen. Er und seine Frau Freda waren Kosmopoliten, kein Zweifel.

Vor zwei Jahren haben Ihre Eltern das Haus restauriert, mussten sie dabei eigentlich viele Veränderungen vornehmen? Es sieht immer noch wie aus einem Guss aus.

Das meiste befand sich noch in einem so guten Zustand, dass wir es im Original erhalten konnten. Den Kamin haben wir allerdings neu aufgemauert. Und mein Vater hat neue Betonböden einziehen lassen, er ist – anders als mein Großvater es gewesen ist – eher Anhänger eines strengen Minimalismus à la John Pawson. Deswegen sind jetzt die meisten Wände weiß gestrichen. Tibor hatte dafür diverse Farben benutzt, Rot, Blau, Grün und Pink. Er war, wenn man so will, auch ein Vorläufer des Maximalismus, der heute wieder so en vogue ist. Tibor Reich gilt zusammen mit Lucienne Day und Mary White nicht umsonst als der Designer, der dem tristen NachkriegsEngland das Beige und Braun ausgetrieben und ihm die kräftigen, knalligen Farbtöne gegeben hat …

Das stimmt, und das haben wir versucht, in die Gegenwart zu übersetzen. Die Stoffe aus seinem Archiv und die, die wir jetzt wieder neu weben, haben uns dabei sehr geholfen. Die Vorhänge, die Teppiche, die Bezüge für die Sessel und Sofas sind für uns auch dazu da, uns an Tibor und seine Frau Freda zu erinnern. Gebaut für eine Familie von sechs, war dieses Haus schon immer sehr lebendig. Und es hat am besten funktioniert, wenn sich viele Menschen darin aufhielten. Meine Großeltern haben hier tolle Partys gegeben. Es war ein richtiges Fun House. ‹

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Weg des Wandels Ein junges Paar ließ den Trubel von Paris hinter sich und landete in Marokko. Auf einer Farm lebt es nun mit Kind, Katzen und dem Esel Kawa seinen Traum von Ruhe – lokal verwurzelt, weit im Geist. Text: Lilian Ingenkamp / Fotos: Helenio Barbetta

Marrakesch

Fotos: Helenio Barbetta/Living Inside

Happy together: Cyrielle Rigot und Julien Phomveha (re. Seite) mit Sohn Nino Bandith und Esel Kawa auf der Terrasse ihrer Farm. Die Strohleuchten und die honiggelben Stühle sind von Kunsthandwerkern aus der Umgebung. „Uns ist es wichtig, Materialien lokal zu beziehen.“ Den Weg zum Haus (links) pflasterten sie deshalb mit Steinen aus dem nahe gelegenen Ourika-Tal, eingebettet in Kakteen, Palmen und Pampasgras.

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Der offene Wohnraum (oben) ist so groß, dass Söhnchen Nino hier herumradeln kann. Das gesamte Haus wurde mit Kalkfarben gestrichen. „Das lässt die Wände atmen und ist ökologisch“, betont Phomveha. Rund um das selbst designte Sofa gruppieren sich antike indische Couchtische, ein Rattansessel von Sika-Design, diverse Vintage-Accessoires. Die Pendelleuchten sind von Tom Dixon, Appliken von Serge Mouille und Arne Jacobsen. Vom Schlafzimmer (g. re., mit handgeflochtener Strohleuchte und Leinen von Merci aus Paris) ist es nur ein Katzensprung bis zum Pool (re.). Esel Kawa grast derweil gemütlich in der Sonne.

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„Wenn wir einen Raum gestalten, schenken wir ihm unsere Seele. Das Dekor ist wie ein Spiegel unserer Persönlichkeit.“ Cyrielle Rigot

In der Hängematte neben dem Pool (g. o.) lässt es sich herrlich entspannen. „Marokko hat uns gelehrt, ruhiger zu werden“, sagt Cyrielle Rigot. Die Vintage-Tür ist handbemalt, die flaschengrünen Bodenfliesen stammen aus Fès. In der Küchennische (o. li.) stehen Keramiken der befreundeten Künstlerin Inès Longevial neben einem antiken Teeservice. Oben rechts: die Küche mit lehmbraunen marokkanischen Fliesen und Vintage-Barstühlen aus Rattan.

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yrielle Rigot erinnert sich noch gut an den Moment, an dem sie das erste Mal in Marokko landete: „Als wir den Boden berührten, hatte ich sofort dieses Kribbeln in mir, diese Vorahnung von Freiheit. Es fühlte sich an, als wären wir in einer anderen Welt angekommen – einer, die direkt vor der Haustür Frankreichs liegt.“ Cyrielle Rigot und Julien Phomveha entschieden sich vor fünf Jahren, ihr Leben in Paris hinter sich zu lassen: Rigot arbeitete damals als Model, was sie nicht mochte, und Phomveha war bei Les Ateliers Ruby, einem Luxushersteller von Motorradhelmen, beschäftigt und leitete dazu eine kleine Agentur, die junge Modemarken beriet. „Wir hatten genug von der Stadt und dem Leben dort“, erzählt Phomveha, während er am großen Holztisch auf der Terrasse sitzt und die Blätter um ihn herum im Wind tanzen. „In Paris dreht sich alles um Arbeit und Status. Wir sehnten uns nach einem nachhaltigen Leben.“ Also packten sie Erinnerungsstücke, ein paar Bücher und ihren Hund und stiegen in den Flieger. „Jetzt wohnen wir auf einer ehemaligen Hühnerfarm“, sagt Phomveha und lacht. Zusammen mit dem zweijährigen Sohn Nino, mehreren Hunden, Katzen – und einem Esel. Den hatten sie an Weihnachten auf einem Markt in Marrakesch gerettet und brachten ihn dann mit dem Pick-up nach Hause. „Nino hat ihn Kawa getauft. Es war eines seiner ersten Wörter und bedeutet Kaffee. Wir finden, das passt ziemlich gut zu einem schwarzen Esel.“ Den Landsitz, einen ebenerdigen Lehmziegelbau nördlich von Marrakesch, entdeckte das Paar genau im richtigen Moment. Ein Franzose mit Faible für marokkanische Architektur war gerade dabei, die alte Farm zu renovieren, um sie dann zu vermieten, als Rigot und Phomveha von Bekannten davon erfuhren. „Nach so einem Ort hatten wir wirklich lange gesucht. Er erfüllt nahezu alle Punkte auf unserer Wunschliste. Wir wollten eben kein neu errichtetes Haus, sondern ein Zuhause mit Vergangenheit.“ Weil Rigot und Phomveha in der Zwischenzeit bereits erfolgreich ein Riad in der Medina renoviert und eingerichtet hatten, überließ der Besitzer ihnen auch die Gestaltung. Sie erhielten die vielen Kolonnaden und die Struktur der Räume und füllten sie mit Leidenschaft: „Wir lieben es, handgemachte Objekte mit Vintage zu kombinieren. Räume zu gestalten heißt für uns, der Seele und

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Persönlichkeit visuellen Ausdruck zu verleihen.“ Zusammen mit einem Team, das ihnen durch die Renovierung des Riads vertraut war, schufen sie die Küche, Regale und sogar ihre erste Feuerstelle. Bei den Möbeln starteten sie bei null: „Unsere Einrichtung aus Paris wollten wir nicht mitbringen, das hätte für uns überhaupt keinen Sinn ergeben“, erklärt Rigot. Viel lieber stöberten sie in den verwinkelten Souks der Medina oder spürten Unikate lokaler Kunsthandwerker auf, etwa die sonnengelben Metallstühle oder die handgeflochtenen Strohleuchten auf der Veranda. „Wir lieben Dinge, die eine Geschichte erzählen“, sagt Rigot, die als Kind viel Zeit im Pariser Antikladen ihrer Eltern auf dem Marché aux Puces de Saint-Ouen verbrachte. Wohl deshalb ist es ihr so gut gelungen, alle Fundstücke mit leichter Hand zusammenzufügen: marokkanische Teppiche, bauchige Keramiken, Fliesen aus Fès, handbemalte Beistelltischchen und Klassiker von Serge Mouille. Viele Möbel entwarf das Paar auch selbst, etwa den massiven Eichentisch auf der Terrasse oder die Holzbank im Wohnzimmer, die sie unter ihrem gemeinsamen Label Rigot Tang vertreiben (eine Hommage an die beiden Namen ihrer Großeltern). Eine eigene Marke, ein ganzes Riad – „und dann noch der Garten!“, ruft Phomveha, bevor er kurz aufspringt und Nino den Schnuller reicht. „Seit dem Corona-Lockdown haben wir mehr Ruhe und Zeit, uns selbst um alles zu kümmern, das Haus, den Pool, den Garten. Es ist uns jetzt noch bewusster, wie verdammt groß er ist.“ Er lacht. Und dennoch wirkt das Paar entspannt, ja erfüllt. „Wir lieben es, in der Natur zu sein, vor allem nach vier Jahren in der Medina und der Arbeit am ‚Riad Jardin Secret‘. Es gibt uns wirklich inneren Frieden. Wir haben mehr Zeit für uns als Familie und für unsere eigenen Projekte.“ Für Cyrielle Rigot sind das etwa Fotos, die sie analog aufnimmt und dann in Kleinserien verkauft. Oder die Trockenblumen, die sie zu romantischen Bouquets arrangiert, während Phomveha nebenan in seiner Werkstatt an Vintage-Motorrädern schraubt. „Wir machen fast alles zusammen.“ Sagt sie und grinst. „Selbst wenn ich mal kurz in der Garage bin, ruft Cyrielle: ‚He, komm wieder her zu mir!‘“ Lacht er. So verliebt waren Rigot und Phomveha schon in Paris, als sie sich auf der Party einer Freundin kennenlernten. „Es war keine Liebe auf den ersten Blick“, verrät Rigot. „Aber als sich unsere Arme das erste Mal berührten, gab es plötzlich einen kleinen elektrischen Schlag – und dann ging alles ganz schnell.“ ‹


Auf der Terrasse baumeln Stroh­ leuchten marokkanischer Kunst­ handwerker über einem massiven Eichentisch, den Rigot und Phom­ veha für ihr Interiorlabel Rigot Tang entwarfen. Die Stühle kauf­ te das Paar ganz in der Nähe, die Keramiken sind aus dem Dorf Tamegroute. Linke Seite: Unter einer kugelrunden Strohleuchte führt der Blick durch den Rund­ bogen hindurch bis zum Atelier.


Waregem

Villa Streamline 138

Fotos: Jan Verlinde/Living Inside

Text: Reinhard Krause / Fotos: Jan Verlinde


Nicht weniger als vier Ziegeltöne gliedern die Fassade der Villa horizontal. Auch mit halbrunden Bauelementen – wie Erkern, Dächern und dem Wintergarten auf der Gartenseite (links) – knüpfte der belgische Architekt Gentiel Van Eeckhoutte an „maritime“ Vorbilder von Le Corbusier und Mallet-Stevens an.

Kurz vor Kriegsbeginn baute sich Gentiel Van Eeckhoutte ein Wohnhaus. Nun erwacht das flandrische Art déco-Juwel aus langem Schlaf.

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Der Leuchtglobus am Treppenaufgang bildet den Dreh- und Angelpunkt der Halle (links). Bei den Buntglasfenstern im Salon (rechte S.) griff Van Eeckhoutte Baudetails seines Hauses auf, wie Rundbogentüren und sandfarbene Ziegel. Unten li. die überdachte Veranda der schiffsartigen Villa aus dem Jahr 1939.

A

n alles hatten die Jungs von Arbeid Adelt! gedacht: den Rasierpinsel, das Schaumbad, den Sekt. Sogar einen Roman hatten sie zur Unterstreichung des intellektuellen Profils mitgebracht, und Sänger Marcel Vanthilt trug zum coolen Unterhemd samt RetroHosenträgern eine runde Hornbrille im Look von Le Corbusier. Gut gewählte Requisiten, um im wundervollen grün und schwarz gekachelten Art déco-Bad der Villa Gaverzicht für das Debütalbum ihrer Band zu posieren. Nur daran, den scheußlichen fransenbewehrten Badewannenvorleger für die Dauer des Shootings zur Seite zu legen, dachten die drei nicht. Und so erschien „Jonge Helden“, eins der erfolgreichsten New Wave-Alben Belgiens, mit einem Cover, auf dem sich die HipsterAttitüde von 1983 mit dem ultimativen Wohn-Chic von 1939 vereint – unfreiwillig karikiert vom Komfortbedürfnis der alten Dame, die ihnen so freundlich ihr Bad überlassen hatte. Schöne Helden … Aber sind es nicht gerade solche profanen Details, die ein Gebäude, in dem die Zeit stillzustehen scheint, wieder zum Leben erwecken? Wie das Musée Nissim de Camondo in Paris oder die Mailänder Villa Necchi Campiglio zählt die Villa Gaverzicht in Waregem, Westflandern, zu jenen verwunschenen Häusern, die ihre Besucher in ein Wechselbad stürzen aus Euphorie wegen der in ihnen bestens konservierten Schätze und einer leisen Trauer. Woher rührt diese Wehmut? Aus dem Wissen um die Vergänglichkeit der Menschen, die diese Gesamtkunstwerke schufen und deren Präsenz im Ensemble der sie einst umgebenden Dinge noch so eigenartig deutlich nachhallt? Oder aus dem Bewusstsein für

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„Bevor ich mich an die Renovierung wagte, habe ich ein Jahr lang alles über das Art déco gelesen.“ Yves Plançon


Raffiniert: Ein Vordach schirmt den Schreibtisch vom Sonnenlicht ab, das Fensterband darüber leitet Helligkeit auf die Rückwand des Arbeitszimmers. Nur scheinbar steht hier die Zeit still, am erblindenden Spiegel im Bad (re. Seite) lässt sich ihr Verrinnen ablesen.


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„Drei Jahre lang stand das Haus leer, aber ein Großteil der Originalausstattung war intakt.“ Yves Plançon

Van Eeckhoutte nutzte seine Villa auch als Musterhaus für maritime Sommerresidenzen – Rundbögen und ovale Fenster geben einen Vorgeschmack auf die Nordseeküste. Unter der Treppe in der Halle geht’s in die Kombüse, Pardon: die Küche. Dort wurden die Fliesen zu Wellenkämmen arrangiert.


Schiff ahoi! Viele der hölzernen Einbauten (o. im Übergang von der Halle zum Essraum, u. im Salon) haben sich über alle Stürme der vergangenen 81 Jahre erhalten. Wo es gleichwohl Verluste gab, konnte sie der neue Besitzer anhand der Originalpläne ausgleichen. Nach dem vollverglasten Wintergarten soll demnächst auch das Schwimmbecken auf dem Dach rekonstruiert werden.

ein untergegangenes Zeitalter, sein Stilbe­ wusstsein und seinen Willen zum Luxus? Als Yves Plançon das Anwesen vor vier Jahren erwarb, ließ sich die volle Pracht der 2009 unter Denkmalschutz gestellten Villa allerdings noch gar nicht erahnen. Überall, erinnert sich der französische Immobilien­ entwickler, klebten unschöne Tapeten, und das expressive Zickzack der Flammé­Flie­ sen, das nahezu durchs gesamte Gebäude mäandert, war unter Teppichböden verbor­ gen. „Angeblich konnte der zweite Mann der Besitzerin die Fliesen nicht ausstehen.

Das war mein Glück, denn so haben sie sich in überraschend gutem Zustand erhal­ ten.“ Eine weitere freudige Entdeckung hielt das Untergeschoss parat: Dort schlum­ merte quasi das komplette Archiv des bel­ gischen Architekten, inklusive detaillierter Baupläne für seine Villa. Ein unschätzba­ rer Fund für die notwendigen Renovie­ rungsmaßnahmen. Und für die Architek­ turgeschichte. Denn obwohl Gentiel Van Eeckhoutte bis zu seinem Tod 1963 zahlrei­ che Sommerresidenzen entlang der belgi­ schen Küste und im nahen Frankreich ent­

warf sowie etliche Industriebauten, haben heute nur noch wenige Architekturenthu­ siasten seinen Namen parat. 1906 wurde er als Sohn eines Tischlers geboren, der sich auf den Bau von Trep­ penhäusern spezialisiert hatte. 1929 erhielt er sein Diplom an der Bauakademie Sint­ Lucas in Gent. Dass sich der junge Archi­ tekt mit den neusten Strömungen in der Baukunst auskannte und eifrig die Werke seiner berühmten Zeitgenossen studierte, verrät sein eigenes Wohnhaus, die Villa Ga­ verzicht. 1939 wurde sie fertiggestellt, kurz

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vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Der hellgelbe Klinker und die stromlinienförmige Eleganz lassen an Robert Mallet-Stevens’ sieben Jahre zuvor realisierte, freilich sehr viel größere Villa Cavrois in der Nähe von Lille denken; die kubische Struktur und luxuriöse Annehmlichkeiten wie das derzeit noch seiner Wiederherstellung harrende Schwimmbecken auf dem Dach erinnern an Le Corbusier. Der Park um dessen Villa Savoye in Poissy wiederum lieferte die Blaupause für die Neugestaltung des Gartens, die Yves Plançon vornehmen ließ. Ans Ende der Rasenfläche, als optischen Anker für die Blicke aus dem Haus, setzte der neue Besitzer eine Skulptur des belgischen Keramikers und Bildhauers Henri Javaux. Es handelt sich um einen Frauenakt von 1928, der dem Betrachter rätselhafterweise von jeder Seite den Rücken zudreht

Yves Plançon (u., vor Van Eeckhouttes Buntglasfenstern) zögerte „keine Sekunde“, als er das Objekt entdeckte. Bevor er sich aber an die Renovierung des Art déco-Juwels wagte, betrieb er ein Jahr lang Quellenstudien. O. das Schlafzimmer im Obergeschoss.

und wie ein surrealistischer Brâncuși anmutet. Ein Freund von Plançon hatte die Plastik entdeckt, der Innenarchitekt Rémy Motte. Er unterstützte den leidenschaftlichen Sammler auch bei der Möblierung und der Auswahl der Kunstwerke. Vor allem Glas hat es Plançon angetan, wie sich unschwer an den unzähligen Mattglasvasen der Art déco-Ära ablesen lässt. Sein liebstes Ausstattungsrequisit im ganzen Haus ist denn auch Van Eeckhouttes übereck eingebautes Buntglasfenster im Salon. Die Faszination für Glas macht aus dem Hausherrn aber auch einen entschiedenen Verteidiger der großformatigen Wandfliesen in Bad und Küche. Gefertigt wurden sie aus einem ebenso mondänen wie innovativen Werkstoff, der in den Zwanzigern und Dreißigern in Belgien sehr populär war: Marbrite. Die Glashütte Fauquez hatte ein Verfahren entwickelt, bei dem die zum Schmelzen gebrachte eingefärbte Glasmasse unterschiedlich schnell erkaltet und dadurch marmorartig gewölkt erscheint. Ersatz ist heute unmöglich zu finden, und so dürfen (nein, müssen!) die gesprungenen Fliesen in der Küche selbstredend bleiben. Im Bad, das vor nunmehr 37 Jahren auch in die New Wave-Ikonografie einging, sind sie hingegen bestens erhalten. Einen Fransenvorleger gibt es dort nicht mehr, wohl aber einen eher zeitlich als stilistisch passenden Wäschepuff. Doch wie lehrt die Geschichte: Manchmal braucht es eine kleine Irritation, um ein Interieur aus tiefstem Dornröschenschlaf zu reißen! ‹

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Während die Glasfliesen aus dem Werkstoff Marbrite im Bad in gutem Zustand sind, zeigt die Wand in der kleinen Arbeitsküche Risse und Sprünge. Authentisches Ersatzmaterial zu finden, erläutert der Hausherr, ist nahezu unmöglich. Auch die Cubex-Wandschränke beließ er im Originalzustand.


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yellow stripes that contrast punchily with a dark choir-stall bench.

In the past few months, the world has wit- Milan (p. 106) nessed a giant global experiment in re- Patience pays off as Arianna Lelli Mami mote working. For many, it has changed gets her dream home at last. attitudes to what a workplace can be, lead- Originally, the apartment had been far too ing some commentators to conclude the large for the family of three, occupying an physical office is dead. Such obituaries, entire floor of a refined 1930s building. But though, are premature. Offices, after all, when they learned it had been split into enable staff to develop networks, build two, Arianna Lelli Mami and her husband, trust, and shape a common culture – in- the photographer Andrea Ferrari, seized deed, it’s arguably these interpersonal their chance, acquiring a more manageably connections, established pre-lockdown, sized property with the same high ceilings, that facilitated the experiment's success. period details, and fantastic views. As the virus recedes, the challenge will Keen to respect the existing architecture, be to find a balance between offices' social Mami and her fellow Studiopepe principal benefits and remote working’s productivity Chiara Di Pinto eschewed structural intergains. Design has a critical role to play here. ventions, opting instead to shape the spaces To remain relevant, offices need to become via color. The hall’s dusky teal thus adds a more attractive places to be. That means more intimate feel, the living room wears a incorporating plants, color, artworks, and warm nougat brown, and the master bednatural materials, perhaps even sofas and room is bathed in a bold but muted green. rugs, and finally taking noise levels, day- Against these rich backdrops, custom light access, and air quality seriously. Smart Studiopepe furnishings mingle with occastechnology, too, could be key – think hy- ional modern classics, while Ferrari’s photogienic touchless doors, or sensors for mon- graphs and Mami’s paintings and collages itoring social distancing. hang in random-looking yet carefully planned arrangements.

Castelvetro Piacentino (p. 98)

A French couple quit Paris and discover the good life in Morocco.

They’d already renovated a riad in the medina, so when Cyrielle Rigot and Julien Phomveha took over a one-time chicken farm north of Marrakech, their landlord was happy to leave the revamp to them. Retaining the single-story house’s internal layout and colonnades, they added a new kitchen, fireplace, and shelving and also designed various furnishings themselves, including the patio’s solid oak table and the living room’s wooden bench. These were paired with pieces made by local craftsmen (from yellow metalwork chairs to straw pendant lights) and finds such as Moroccan rugs, hand-painted side tables, and classics by Serge Mouille. After living in Paris and then the bustling medina, Rigot and Phomveha have now embraced a more pastoral way of life. As a result, the latter says, they have more time for themselves as a family (the couple have a young son, as well as dogs, cats, and a rescued donkey). There's more time for creative projects too, be it working on their interiors label Rigot Tang, producing analog photographs, or tinkering with classic motorbikes.

Gianmatteo Malchiodi brings a personal

Stratford-upon-Avon (p. 124)

twist to his family’s Po Valley villa.

Its bold design caused uproar. Now Tibor

Waregem (p. 138)

Reich’s 1950s home has been restored.

An art deco gem by Gentiel Van Eeckhoutte reawakens after years of slumber.

“When I was young, I spent every summer here," says interior and garden designer Gianmatteo Malchiodi, for whom the house was a reassuring constant. Today, it is his full-time home, one he shares with two bloodhounds, four chickens, and countless childhood memories. Built in 1800, the three-story villa boasts a vaulted full-length hall, from which living spaces lead off to the left and right, and has terracotta or graniglia floors throughout (materials that, like brick barrel-vault ceilings, are typical of the region). The rooms are furnished almost entirely with pieces that have been in his family since the house was built (or, in some cases, even longer) among them Louis XVI benches, Charles X cabinets, and white Empire chairs whose backs feature stylized lyres. “I just rearranged things,” says Malchiodi, though he has also added pieces of his own, such as toleware vases from Montpellier or spheres of colored Portoro marble, and tweaked some of the backdrops, brightening the mudroom, for instance, via painted

150

Marrakech (p. 132)

By Iain Reynolds

A postwar pioneer, textile designer Tibor Reich created vibrant fabrics for everything from Concorde seats and Cunard cabins to No. 10 Downing Street. The house he built for himself in 1957 was similarly bold, boasting novel features such as a bulbous free-standing woodburner (nicknamed the Flaming Onion), chilled kitchen cabinets, and a revolving milk-bottle cupboard by the front door. For Sam Reich, who recently revived his grandfather’s firm, Tibor Ltd, the gallery overlooking the double-height living room is a particular highlight, along with the internal windows that link different spaces, creating intriguing sight lines. Recently, the house was renovated by Sam’s parents, but much of the period fixtures and furniture still survives. The original palette of red, blue, green, and pink, on the other hand, has given way to mostly white walls. “Unlike my grandfather, my father’s a fan of austere, John Pawson-style minimalism.” Tibor, you could say, was more of an early maximalist.

When developer Yves Plançon bought Villa Gaverzicht a few years ago, the full extent of its period charms wasn't immediately apparent. Rooms were decorated with unsightly wallpaper, the Frenchman recalls, and carpets concealed the striking zigzagpattern floor tiles that recur throughout the house – though the latter at least meant the tiling was in unexpectedly good condition. The basement, meanwhile, offered up another welcome surprise, namely detailed plans by the villa’s architect and original owner, Gentiel Van Eeckhoutte – a godsend for the requisite restoration work. Built in 1939, the house boasts horizontal bands of brick in four different shades and has a streamlined, ship-like form reminiscent of Robert Mallet-Stevens’ earlier Villa Cavrois. Curving roofs and roundarch doors further add to the nautical feel, and there’s even a roof-deck swimming pool, the renovation of which is next on Plançon’s project list. ‹


Adressen

49076 Osnabrück

57548 Kirchen

Säulen Balustraden Portale Brunnen Figuren

Renate Weber Architekturelemente

fon +49 541 651 27 • mail@renate-weber.de • www.weber-garten-architektur.de Termine nach Vereinbarung

10117 Berlin

87746 Erkheim

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AD Apropos

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Chief Executive Officer Roger Lynch

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Mit Abstand und Facetime

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WORLDWIDE EDITIONS France: AD, AD Collector, Glamour, GQ, Vanity Fair, Vogue, Vogue Collections, Vogue Hommes Germany: AD, Glamour, GQ, GQ Style, Vogue India: AD, Condé Nast Traveller, GQ, Vogue Italy: AD, Condé Nast Traveller, Experience Is, GQ, La Cucina Italiana, L’Uomo Vogue, Vanity Fair, Vogue, Wired Japan: GQ, Rumor Me, Vogue, Vogue Girl, Vogue Wedding, Wired Mexico and Latin America: AD Mexico, Glamour Mexico, GQ Mexico and Latin America, Vogue Mexico and Latin America Spain: AD, Condé Nast College Spain, Condé Nast Traveler, Glamour, GQ, Vanity Fair, Vogue, Vogue Niños, Vogue Novias Taiwan: GQ, Vogue United Kingdom: London: HQ, Condé Nast College of Fashion and Design, Vogue Business; Britain: Condé Nast Johansens, Condé Nast Traveller, Glamour, GQ, GQ Style, House & Garden, LOVE, Tatler, The World of Interiors, Vanity Fair, Vogue, Wired United States: Allure, Architectural Digest, Ars Technica, basically, Bon Appétit, Clever, Condé Nast Traveler, epicurious, Glamour, GQ, GQ Style, healthyish, HIVE, La Cucina Italiana, Pitchfork, Self, Teen Vogue, them., The New Yorker, The Scene, Vanity Fair, Vogue, Wired

Wie wohnen junge Kreative in Deutschland? Das zeigt AD in der Serie „Thirty-Something“. Dann kam Corona – und legte alle Fotoproduktionen im Frühjahr auf Eis. Zur Neuauflage des Formats empfingen Creative Producer Sabrina Hubert und Designer Maximilian Bellinghausen unseren Fotografen Robert Rieger im Sommer in ihrer Altbauwohnung in Berlin, begleitet wurde die Produktion per Facetime-Call. Das Ergebnis entdecken Sie auf ad-magazin.de

Urheber- und Reproduktionsrechte

152

© VG Bild-Kunst, Bonn 2020 S. 20: Rebecca Horn, Installation S. 22: Ettore Sottsass, Glasobjekte,

S. 76: Max Bill, Grafik S. 76: Co Derr, Objekt S. 76: Stéphane Parmentier, Desk Set

Tisch, Regal S. 22: Martine Catherine Anne Bedin, Leuchtobjekte S. 50: Joana Baptista de Vasconcelos, Sofa, Kissen S. 51: Joana Baptista de Vasconcelos, Teppich, Zeichnungen

S. 89: Georgij Avgustovich Stenberg, Filmplakat S. 89: Vladimir Avgustovich Stenberg, Filmplakat S. 110: Gerrit Thomas Rietveld, Stuhl S. 112: Gerrit Thomas Rietveld, Stuhl S. 112: Victor Vasarely, Werk

PUBLISHED UNDER LICENSE OR COPYRIGHT COOPERATION Australia: GQ, Vogue, Vogue Living Bulgaria: Glamour China: AD, Condé Nast Traveler, GQ, GQ Lab, GQ Style, Vogue, Vogue Film, Vogue Me, Vogue Business in China Czech Republic and Slovakia: La Cucina Italiana, Vogue Germany: GQ Bar Berlin Greece: Vogue Hong Kong: Vogue Hungary: Glamour Korea: Allure, GQ, Vogue, Wired Malaysia: Vogue Lounge Kuala Lumpur Middle East: AD, Condé Nast Traveller, GQ, Vogue, Vogue Café Riyadh, Wired Poland: Glamour, Vogue Portugal: GQ, Vogue, Vogue Café Porto Romania: Glamour Russia: Vogue Café Moscow Scandinavia: Vogue Serbia: La Cucina Italiana Singapore: Vogue South Africa: Glamour, GQ, GQ Style, House & Garden Thailand: GQ, Vogue The Netherlands: Glamour, Vogue, Vogue Living, Vogue Man, Vogue The Book Turkey: GQ, Vogue, Vogue Restaurant Istanbul Ukraine: Vogue, Vogue Café Kiev Condé Nast is a global media company producing premium content with a footprint of more than 1 billion consumers in 32 markets. condenast.com

Foto: Robert Rieger

PUBLISHED UNDER JOINT VENTURE Brazil: Casa Vogue, Glamour, GQ, Vogue Russia: AD, Glamour, Glamour Style Book, GQ, GQ Style, Tatler, Vogue


MEN OF THE YEAR AM 29. OKTOBER 2020 IST ES SOWEIT: GQ zeichnet die Persönlichkeiten des Jahres aus! 2020 verleiht GQ den „Men of the Year“-Award zum allerersten Mal digital only! Das bedeutet: Jeder kann dabei sein, wenn wir die nationalen und internationalen Stars online auszeichnen. Bei unserem Leser-Award können Sie ab dem 10. September 2020 für Ihren Favoriten stimmen und exklusive Tickets für die große „Men of the Year“-Gala 2021 gewinnen. Dann wieder live on Stage!

MEN OF THE YEAR

OFFICIAL PARTNER GQ MEN OF THE YEAR 2020

menoftheyear.de


AD Genie & Spleen

Text: Mona Bergers / Illustration: Emiliano Ponzi

Wo Paravents kein Ende haben 154

Coco Chanel sammelte viel Geheimnisvolles – darunter 32 Coromandel-Paravents. Mit acht von ihnen lebte sie in ihrem Apartment in der Rue Cambon. Auch hier folgte die Couturière nur ungern gesellschaftlichen Konventionen: Statt die chinesischen Screens wie herkömmliche Raumteiler zu nutzen, reihte sie diese als Tapetenersatz entlang der Wände auf. Bei manchen Gästen soll sie sogar die Gunst des Arrangements genutzt haben, um hinter den geschnitzten Faltobjekten gleich die Zimmertür verschwinden zu lassen – als Garant für ausgedehnte Soireen. Inmitten der gestaffelten Traumlandschaft verwunderte kaum, dass in ihrem Reich ein Schlafzimmer fehlte. Das versteckte sie im „Ritz“. Die Oktober-Ausgabe erscheint am 9. September 2020




KĂźche S onderhef t S eptemb er 2 0 2 0

Unsere Highlights 2020


home.liebherr.com/monolith


Monolith. Mehr Raum für puren Luxus. Edle Materialien. Zeitlose Ästhetik. Maximaler Genuss.

Qualität, Design und Innovation


18 Architectural Digest. Stil, Design, Kunst & Architektur erscheint in der Condé Nast Germany GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de

Chefredakteur Oliver Jahn Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Redaktion Stv. Chefredakteur & Style Director Dr. Simone Herrmann Leitung Karin Jaeger Art Director Inka Baron Managing Editor Eike Schrimm Stil & Textredaktion Mona Bergers, Dr. Uta Seeburg, Florian Siebeck, Friederike Weißbach Bildredaktion Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Art Department Viviana Tapia (Stv. Art Director), Selina Lang Assistenz der Chefredaktion Johanna Hänsch Mitarbeiter dieser Ausgabe Reinhard Krause, Sophia Lierl

Inhalt

Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Büro New York Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com

Seite 6

Seite 24

Die neuen Küchen Unsere Highlights des Jahres – von Linoleum und Terrazzo bis Grünglas und Calacatta Oro.

Wohin damit?

Syndication syndication@condenast.de

Die schönsten Vorratsgefäße, dazu ein Schnellkurs zum Thema: „Was lagert wo am besten?“

Seite 10

Seite 26

Spülcasino

Design für volle Tafeln

Mit diesen Armaturen-News mischen Sie die Karten in Sachen Abwasch ganz neu.

Wie Salvatori das Charity-Projekt Food for Soul unterstützt.

Seite 14 La Cucina Fiorentina

Officine Gullo versteckt Hightech unter alter Handwerkskunst.

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Seite 22 Ein Interview mit Sternekoch Marco Müller über das Fermentieren und Konservieren.

4

Anzeigen / Vermarktung Sales Christina Linder, Head of Sales christina.linder@condenast.de, Tel. -430 Brand Advertising Andrea Latten, Brand Director Vogue & AD andrea.latten@condenast.de, Tel. -276 (verantwortlich für Anzeigen) Marketing Angela Reipschläger, Head of Marketing angela.reipschlaeger@condenast.de, Tel. -793 Ingrid Hedley, Marketing Director ingrid.hedley@condenast.de, Tel. -142 Kathrin Ölscher, Marketing Director kathrin.oelscher@condenast.de, Tel. -746 Creative Studio Susanne Jungbluth, Executive Director susanne.jungbluth@condenast.de, Tel. -373 Advertising Operations Katharina Schumm, Head of Revenue Management, Ad & Marketing Service katharina.schumm@condenast.de, Tel. -135

Herstellung Leitung Lars Reinecke, Director Production Digitale Vorstufe Mohn Media, Mohndruck GmbH Carl-Bertelsmann-Straße 161 m, 33311 Gütersloh Druck B & K Offsetdruck GmbH Gutenbergstraße 4–10, 77833 Ottersweier Unternehmenskommunikation / PR Dr. Judith Pöverlein, PR-Manager presse@condenast.de, Tel. -842

Auf dem Cover: Für das Ich mit Ecken und (gerundeten) Kanten – die Architekten von Servabote kochen in Stockholm in einer „Ego“-Edelstahlküche. abimis.com

Finanzen Roland Riedesser, Finanzdirektor Geschäftsführerin und Herausgeberin Jessica Peppel-Schulz

Cover: © Matteo Cirenei / Abimis; Fotos: Bora; Kinto

Geräte-Gala

Jetzt geht’s ans Eingemachte!

Redaktion admagazin.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt (Feature & Social Media Ltg.), Clara Westhoff (Trainee)

Vertrieb Alima Longatti, Head of Direct Marketing & CRM alima.longatti@condenast.de, Tel. -301 Einzelverkauf MZV GmbH & Co. KG, Karsten Reißner (Bereichsleitung)

Seite 18 Ob Range Cooker oder Mixer: Diese nützlichen Küchenhelfer sind auch noch Augenweiden.

Schlussredaktion / Dokumentation Lektornet


Timeless by Tradition

SIEMATIC STILWELT PURE |

siematic.com/showrooms


Neuheiten

Elegante Formen, 1

2

3

1

Nie wieder allein kochen! In Piero Lissonis Küche „Combine Evolution“ rückt das Zwischenmenschliche ins Zentrum: Ein Esstisch aus Eiche verbindet die eleganten Marmorblöcke. bof f i.com

2

4 6

Klare Kante zeigen: Die rundlichen Retro-Kühlschränke von Smeg bekommen mit „Portofino“ einen geradlinigen, schlanken Partner, 2299 Euro. smeg.de


5

6

neue Farben 3

Nicht nur als Bodenbeläge perfekt: „Køkken“ mit Fronten aus pistaziengrünem Linoleum und Tops aus Terrazzo.

6

Den Treteimer-Klassiker gibt's ab 15.9. in Hellblau, aber nur 70-mal! 319 Euro. vipp.com

weare s tudios tudio.com

7 4

Darf's die qui engelbe Stahlküche sein? Der Online-Konfigurator erleichtert die Auswahl aus 200 Farben.

Frische Minze mit einem Schuss Zitrone: „Artisan“ erstrahlt im neuen Gewand „Kyoto Glow“. 749 Euro. kitchenaid.de

p op s tahl.de

8 5

7

Lo ig schick und rasend unaufdringlich: Die aktuelle „SLX“ ist jetzt auch in ma em Lotusweiß erhältlich.

Leichts Barküche setzt den Betonkubus eines Hauses in Taiwan mit Grünglas in Szene – nur eins von neun Projekten aus „Architecture + Kitchen IV“.

siematic.com

leicht .com

Fotos: Boffi; Smeg; Brita Sönnichsen; Jan Kulke; Siematic; Vipp; KitchenAid; Qimin Wu

8


Bei Fuß, Trolley!

Auf kleinen Rollen präsentiert er die Hausbar, serviert die vorbereiteten Snacks oder hilft in der Küche als Abstell- und Stauraum. Der industriell anmutende Tausendsassa von Next125 folgt seinem Besitzer auf Schritt und Tritt, findet aber auch überall seinen Platz. Je nach Einsatzbereich lässt sich der Alukorpus mit Zusatzausstattungen aus Eiche individualisieren, ab 1799 Euro. nex t 1 2 5 .com

8

Foto: Next125

Neuheiten



Neuheiten

2

3 1

5

Spülcasino 6

10

1 Auf Knopfdruck: Armatur „Zedra Smart Control Kitchen“ in Edelstahl mit An- / Aus-Drücker, 1081 Euro grohe.c om 2 Zweistrahlig: „Vital“ in Chrom und Gun Metal hat einen separaten Auslass für reines, gefiltertes Trinkwasser, 904 Euro franke.com 3 Hoch die Teller! Der untere Korb der smarten Spülmaschine „Adora V6000“ hebt sich beim Herausziehen hüfthoch, 3439 Euro v zug. com 4 Gemüse-Spa: Armatur „Aquno Select M81“ mit zusätzlichem breiten Strahl zur Reinigung empfindlicher Lebensmittel, mit „sBox“ 773 Euro hans grohe.com 5 Stahlarmatur „Evinas“ und Granitspüle „Nemo N-100“ aus Cristalite, mit Zubehör 710 Euro scho ck.de 6 Veredlung: Küchenmischer „Finera“ in den Finishs Anthrazit, Gold und Bronze, je 666 Euro villeroy-b o ch.com

Fotos: Grohe; Franke; V-Zug; Hansgrohe; Schock; Villeroy & Boch

4



Neuheiten

1

2

Holznoten 1

Frontal elegant: Die variable Serie „Intarsio“ (hier in Eiche mit Top und Spüle in Verde Guatemala) glänzt mit fein strukturierten Holzflächen. c e s ar.it

3

Offen und flexibel: Francesco Meda gruppiert das Stau- und Ordnungssystem „Sistema XY“ um eine zentrale Achse – als praktische Ergänzung für verschiedene Küchenmodelle. moltenigroup.com

2

Verstaubt? Verlockend! „ e Haberdasher's Kitchen“ aus unlackierter Eiche könnte aus einem alten britischen Kurzwarenladen gere et sein.

4

devolkitchens.co.uk

sera x.com

Tragende Rollen: dezenter Trolley mit Zementablagen für Küche, Essbereich oder Terrasse. 365 Euro.

3

12


mixer der Serie „Enfinigy“, 599 Euro.

4

z willing.com

8

Spacig: „Avoury One“ kocht Tee auf Knopfdruck. Mit (Raum-)Kapselsystem. Erhältlich auch in Schwarz, 279 Euro. avour y.com

9

Auf einen caffè in die Küche? Bei dieser Version der „Artex“ verströmen Nussbaum, Messinglack und Calaca a Oro italienisches Flair in warmen Nuancen. poliform.it

Fotos: Andrea Ferrari; Devol Kitchens; Molteni & C; Serax; Reform; Eggersmann; Zwilling; Avoury; Poliform

5

7

6

8

5

Erst machte die dänische Designmarke Reform mit Ikea-Hacks Furore, jetzt bietet sie auch Schränke aus eigener Fertigung (hier in Eichenlaminat). reformcph.com

6

Rutsch mal rüber! Beim System „E3.0“ – hier mit Fronten in Lärche, geräuchert und book-matched – kann die filigrane Steinpla e den Herd verdecken oder (wie gezeigt) zum Tisch werden. egger smann.com

7

Mehr als Messer: Bei Zwilling wird nun auch mit Strom geschnetzelt. Stand-

9


Te x t Florian Siebeck

La Cucina Fiorentina

Officine Gullo versteckt Hightech unter alter Handwerkskunst.

14


Adresse

Wie ein Altar steht die Kücheninsel von Officine Gullo in einer zum Showroom umgebauten Renaissance-Kapelle (li. S.). Die Küchen zitieren die kunstvollen Fassaden antiker Häuser (links ein Projekt in London), mittlerweile hat der Florentiner Hersteller auch die moderne „Contemporanea“ (u.) lanciert.

Fotos: Delfino Sisto Legnani – Alessandro Saletta; Alison Henry Design Studio; Officine Gullo

C

armelo Gullo wuchs im armen Süden Italiens auf, wo es azurblaues Meer und berauschende Landstriche gibt, viel mehr aber auch nicht – zumindest aus der Sicht eines jungen Mannes, der in seinem Leben etwas erreichen will. Also ging Gullo nach Florenz, um Maschinenbau zu studieren. Dort schockverliebte er sich in die Prachtbauten der Renaissance, in Botticelli, Donatello und Michelangelo. Seine Expertise in Konstruktion und Metallverarbeitung verband er mit dem Sinn für das Schöne – und als er sich selbst eine Küche baute, geriet ihm die so herrschaftlich, dass Freunde ihn fragten, ob sie nicht auch eine bekommen könnten. So erzählt es Pietro Gullo, der mit seinen Brüdern Andrea und Matteo aus der Liebhaberei des Vaters eine Firma von internationalem Rang gemacht hat: Officine Gullo verkauft heute in alle Welt, von Lagos bis Los Angeles. (Mutter Grazia ist Dichterin und nicht ins Geschäft involviert, „aber ohne Mamma wären wir nichts“.) Die Entwürfe erinnern in ihrer Kunstfertigkeit an jahrhundertealte Schlossküchen, hinter der antiken Fassade allerdings steckt professionelle Technik. Pietro Gullo ver-

Pietro Gullo

„Unsere Küchen unterliegen keinen Moden. Sie sind gemacht für die Ewigkeit.“

15


Adresse

o f f icin e gull o.c o m

gleicht das Familienunternehmen gern mit einem Sportwagenhersteller, spricht von Kilowattstunden und Pferdestär­ ken. Officine Gullo fertige die Karosse­ rien aus besten Materialien – schweren Stahlplatten, pulverbeschichtet und veredelt mit Zierleisten aus schim­ merndem Messing, Details aus polier­ tem Chrom oder Beschlägen aus sati­ niertem Nickel. Darunter stecke der Motor, der von ausgewiesenen Exper­ ten wie dem deutschen Profiküchen­ hersteller Rational entwickelt wird. Spitzengeräte fern jeder Industrie­Aura. Jede Küche von Gullo ist ein Unikat, auch wenn es prinzipiell möglich ist, 16

einzelne Elemente als „Juwel“ in beste­ hende Küchen zu integrieren, von Hochleistungs­Gasbrennern über einen Lavasteingrill bis zum indischen Tan­ doori­Ofen oder einem japanischen Iro­ ri. Dem Entwurf geht ein langes Ge­ spräch voraus: Wo steht die Küche? Was wird dort gekocht? Von einem Chefkoch oder vom Kunden selbst? Ist er Links­ oder Rechtshänder? Und wie groß? „Un­ sere Küchen sind keine Showküchen“, betont Gullo. „Sie sind hochfunktional.“ Dabei ist kein Wunsch zu irreal. „Unsere Kunden sind unser Antrieb.“ So ließ sich eine Kundin die Küche im Blau ihres Seidenschals einrichten. Andere fragen nach Geheimtüren, und ein Oligarch wünschte sich eine Art Thron, um das Treiben der Köche verfolgen zu können. Auf Wunsch vieler Kunden entstand auch die gerade vorgestellte „Contem­ poranea“­Kollektion aus Edelstahl und Marmor, eine weniger ornamentale In­ terpretation der klassischen Gullo­Kü­

chen aus massivem Metall, geradliniger und wesentlich großstadtkompatibler. Einen Showroom in Deutschland hat Gullo bislang nicht, was auch da­ ran liegt, dass deutsche Kunden nur zu gern selbst nach Florenz reisen, um die Küchen in Augenschein zu nehmen und in Aktion zu erleben. In einer Kapelle aus dem 15. Jahrhundert an der Piazza Ognissanti hat das Familienunterneh­ men seine „Accademia“ untergebracht, in der Kunden nicht nur die Ursprünge der cucina italiana erfahren, sondern auch zum Probe­Essen mit Spitzenkö­ chen aus aller Welt eingeladen werden. „Unsere Küchen müssen gesehen, be­ rührt, verstanden werden“, sagt Pietro Gullo. „Sie halten schließlich ein Leben lang – und darüber hinaus.“

Fotos: Alexander Bogorodskiy (2); Delfino Sisto Legnani – Alessandro Saletta

Traum in Pastellblau: Eine Lilie schmückt den Kupfergiebel der Edelstahlküche oben und links in einem Haus in Portugal. Die Beschläge sind aus Messing. U. die hauseigene „Accademia“ von Officine Gullo im historischen Zentrum von Florenz. Hier lernen Käufer ihre künftige Küche kennen.


Händler unter www.next125.com


Geräte-Gala

1

1

Düsentrieb de luxe: Der Abzug „Bora X Pure“ schmückt die Flächeninduktion mit markantem Einströmraster und schickem Touchslider. Ab 3808 Euro. b ora.com

2

2

Kurbeln, nicht streicheln! Der putzige „Manuale H 1920“ schneidet alles – von Carpaccio bis Pumpernickel. 150 Euro.

3

grae f.de

lacornue.com

4

Phantom: Die Steuerung des Kochfelds „iQ700 Active Light“ leuchtet nur im „wachen“ Zustand, sonst ist es auf dunklem Grund fast unsichtbar. 2900 Euro. siemens-home.de

4

3

18

Fotos: Bora; Graef; La Cornue; Siemens Hausgeräte; Gaggenau; Miele; Ilve; Sara Magni; Elica

Interior-Guru Ferris Rafauli würzt den Range Cooker „Château Suprême“ (maßgefertigt) mit einer Prise Art déco.


Neuheiten

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6

5

Next Level: Die Backöfen der Design­ serie „200“ lassen sich jetzt vernetzen, haben einen verborgenen Flächengrill und Drei­Punkt­Kerntemperaturfühler. gaggenau.com

6

Sanfte Riesen: Kühl­ und Gefrier­ schrank der massigen „Master Cool“­ Serie öffnen ihre Flügeltüren auf leich­ ten Druck. Zusammen 14 798 Euro.

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miele.de

8

7

Stets zu Diensten: „Majestic“­Herde gibt es in fünf Breiten (hier 91 cm, 4400 Euro), mit Gasbrennern, Frytops oder Induktion und in jeder RAL­Farbe. ilve.it

8

Plattensammlung: Sind sie nicht im Einsatz, werden die Induktions­Koch­ stellen einfach aufgehängt. 560 Euro. fabita.it

9

Teamfähig: Die flexible Wand­ und Inselhaube „Haiku“ fügt sich mit 32– 180 cm Breite und 32–38 cm Tiefe naht­ los in Oberschränke ein. 6110 Euro. elic a.de

9 19


Neuheiten

10

11

10

KI in der Küche: Die vernetzten Sensor-Backöfen der „Accent Line“ sagen die Garzeit voraus – umso präziser, mit je mehr Daten beziehungsweise Braten sie gefüttert werden. 2942 Euro.

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b osch -home.de

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Spielzeug mit Mehrwert: kompakte Geräteserie „Foodie“. Auch in Weiß und Schwarz, ab 35 Euro (Kaffeemühle).

Den freundlichen Herrn mit den Segelohren re. kennen Sie sicher, nur nicht in diesem Outfit. Kurz vor seinem Tod kleidete Alessandro Mendini (unten links) den Korkenzieher „Alessandro M.“ neu ein – als Beigabe zum Weinlagerschrank von LG Signature.

rig -tig.com

lg signature.com

z willing.com

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13 20

Fotos: Robert Bosch Hausgeräte; Zwilling; Rig-Tig; LG Electronics (3)

Für die erste eigene Küche: achtteiliges Messerset mit passendem Block vom Designstudio Matteo Thun & Partners. Auch in Blau oder Orange, 199 Euro.



Ans Eingemachte Marco Müller übers Fermentieren, Konservieren – und brutal florale Aromen. Inter view Uta S e eburg

Gefrorenes vom Sternekoch Rosen-SandelholzGranité

Das Wasser mit dem

20 g Hibiskusblüten

Anrichten

Zitronensaft und den Zesten

15 g Wildrosenblätter

Einen Apfel der Sorte Elstar

200 g Zucker

aufkochen, vom Herd neh-

10 g Thymian

in feine Würfel schneiden

18 g Sandelholz-Späne

men. Jetzt die Zucker-

15 g Zitronenschale

und in jede Portionsschale

25 g Blütenblätter von der

mischung dazugeben und

Fruktose

1 EL Apfelwürfel geben.

Wildrose

1 Minute ziehen lassen.

2 l Wasser

Anschließend durch ein fei-

Zunächst den Apfelsaft ein-

frorenen Löffel zu feinem

Zesten von 1 Zitrone

nes Tuch passieren und

mal aufkochen, danach die

Schnee kratzen und je

Saft von 2 ½ Zitronen

in einem Einsatz einfrieren.

restlichen Zutaten (außer der

2 EL Granité auf die Äpfel

Fruktose) dazugeben und

geben. Den kalten Hibiskus-

Das Granité mit einem ge-

Zuerst den Zucker mit dem

Hibiskus-Sud

über Nacht ziehen lassen. Mit

Sud angießen und das

Sandelholz und den Rosen-

2 l frischer naturtrüber

etwas Fruktose abschmecken

noch halb gefrorene Granité

blättern vermischen.

Elstar-Apfelsaft

und durch ein Tuch passieren.

sofort servieren.


Guide

K

urz vor dem Lockdown wurde Marco Müller, Chefkoch der Berliner Weinbar „Rutz“, eine his­ torische Ehre zuteil: Er erhielt den dritten Mi­ chelin­Stern, was ihn zum ersten und einzigen Dreisternekoch der Hauptstadt macht. Ein Ge­ spräch über regionale Zutaten, die sogar aus den Wäldern kommen, und wie man deren Geschmack bewahrt.

Kochbüchern etwa findet man die Linde unter „Baumsalat“, es war also mal ganz üblich, dass man die leicht süßlichen Blätter der Linde zu Salat verarbeitet hat. Das haben wir jetzt für uns wiederentdeckt. Wenn wir also über das Thema Regi­ onalität sprechen – die fängt direkt vor der eigenen Haustür an. Wir experimentieren da tagtäglich; wenn wir uns ein Pro­ dukt vornehmen, durchläuft es meist zehn verschiedene Test­ läufe, die wir uns parallel ansehen.

In Zeiten des absoluten Glaubens an lokale, frische Zutaten –

Was für Gefäße verwenden Sie zum Konservieren?

sind da Techniken des Haltbarmachens in der Sterneküche überhaupt noch statthaft?

Prinzipiell nutzen wir Gläser. Wir trocknen auch sehr viel, weil da sehr spannende Geschmacksprozesse in Gang gesetzt werden. Diese Produkte stapeln wir in Boxen im Keller.

Ich glaube, es war nie angebrachter als heute, solche Verfah­ ren anzuwenden! Gerade die regionale Idee animiert doch dazu, bestimmte Produkte über einen längeren Zeitraum zu konservieren. Regionalität beinhaltet ja eben auch Saison. Beim Einmachen ging es früher vor allem darum, über den Winter zu kommen. Fleisch wurde eingepökelt, Gemüse und Obst eingemacht, da nicht in jeder Jahreszeit alles verfügbar war. Aus heutiger Sicht muss ich mir überlegen: Welches Pro­ dukt will ich konservieren, was ist sinnvoll und was nicht? Mit Konservierungsmethoden wie Einsalzen, Einlegen und Räuchern verbindet man vor allem die nordische Küche. Welche Verfahren gehören auch hierzulande noch zur Esskultur und welche wenden Sie selbst gern an?

Bei uns sind ganz ähnliche Techniken verwurzelt, nur die Produktpalette ist eine andere. In der nordischen Küche wird zudem von Haus aus radikaler konserviert, da die Winter län­ ger dauern. Im „Rutz“ experimentieren wir gern mit Metho­ den, von denen wir glauben, dass sie in Vergessenheit geraten sind. Wir nutzen auch Techniken, die zeitgeistig sind, schau­ en dabei aber natürlich nicht nur nach Deutschland oder Eu­ ropa, sondern viel nach Asien, vor allem nach Japan. Auch hier muss man sich immer fragen, was für uns sinnvoll ist. Wir haben zum Beispiel gerade grüne Erdbeeren eingelegt. Das Problem: Sobald man Erdbeeren Wärme aussetzt, werden sie matschig und reifen. Wir haben also versucht, sie zu fer­ mentieren oder zu gären, dabei kam auch Interessantes he­ raus, nur nicht das gewünschte Ergebnis. Unsere Lösung: Wir kochen einen sauren Fond und legen die Früchte in diese sehr zarte Säure ein. Wenn man die Erdbeeren da mindestens ein halbes Jahr lang drinlässt, bekommen sie die ideale Konsis­ tenz, besser als jede erntefrische Erdbeere. Sie konservieren das Produkt nicht nur, Sie verbessern es!

Genau. Aber eben nur bei Produkten, bei denen es vorteilhaft ist. Ich würde niemals wahllos alles Mögliche einmachen, sondern immer nach dem Mehrwert suchen. Im Frühjahr et­ wa sind wir in den Wald gegangen und haben Bärlauch ge­ sammelt, was erst einmal nicht so spektakulär klingt. Aber aus den Blättern machen wir Öl, die Stiele legen wir wieder in Säure ein, und die Knospen werden wie Kapern eingesal­ zen. Auch Kiefernzapfen kann man übrigens einmachen.

Ihre Gerichte sind reduziert auf drei, vier Zutaten. Wie ist da das Verhältnis von frischen und in irgendeiner Form haltbar gemachten Komponenten?

Grundsätzlich stehen immer frische Produkte im Vorder­ grund. Zum Beispiel serviere ich gern fangfrischen Fisch, der bildet den Mittelpunkt. Dann nehme ich seine Eier und ma­ che Bottarga draus. Wir fügen Fischgarum hinzu, nehmen die Haut, lösen den Tran von der Innenseite und backen die Fischhaut aus. So gewinnt man am Ende unterschiedliche Aromenbilder von einem Tier, alles in der perfekten Dosie­ rung zusammengebracht. Das Fischthema wird dann viel­ leicht von einem Blumenkohl begleitet. Komplementäraro­ men nenne ich das – unterschiedliche Aromen unterstützen einander. Ein ganz anderes Beispiel: Im Herbst haben wir Wildquitten geerntet, die verströmen einen brutal floralen Duft, ich liebe es, wenn das ganze Haus danach riecht. Die Früchte kochen wir zu einem Fond ein und machen einen Essig aus der Maische. Die Wildquitte kombinieren wir mit einem Öl von der Stachelbeere, das auch sehr floral duftig ist. Da multiplizieren sich die Aromen gegenseitig.

Marco Müller

„Einmachen beflügelt die Neugier, was man mit frischen Produkten alles anstellen kann.“

Foto: Dirk Mathesius; Porträt: Amin Akhtar

Lernt man das alles in der klassischen Kochausbildung?

Wenn man sie bei uns macht, dann schon! Ich hoffe aber, dass sich auch andere Köche zunehmend mit solchen Techniken auseinandersetzen und Vergessenes wiederbeleben. In alten

Seit 16 Jahren steht Marco Müller im „Rutz“ für eine nachhaltige, lokale Gastronomie. Seine Hingabe für frische Produkte resultiert nicht zuletzt aus einem „Prozess des Vermissens“: Aufgewachsen ist er teilweise auf dem Land, „wo wir Kinder die Kirschen einfach von den Bäumen klauten“.

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Zum Hamstern schön!

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Fotos: Holmegaard; Courtesy Wayfair; Sven Geboers; Brian Ferry; Pfeffersack & Soehne; Brabantia; Valerie Objects; Manufactum; Kinto; Riess; J. Weck

Vorräte lagern? Geht in diesen Gefäßen für Regal und Kühlschrank extrastilvoll.


Guide

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Für Dauermieter und Kurzzeitgäste: Allen grünen Vorräten bieten frei stehende Kühl-GefrierKombinationen wie „CBNes 6256“ (4580 Euro) ein schickes Quartier. home.liebherr.com

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Foto: Liebherr

Wie lagert man Welche Gefäße Und wohin mit frisches Obst für Kühl- und Kompott und und Gemüse? Gefrierschrank? Marmeladen? Vitamine und Optik bleiben theoretisch am längsten erhalten in speziellen Kaltlager- oder „BioFresh“-Fächern. Bei knapp über null Grad und extrahoher Luftfeuchtigkeit halten sich Äpfel stolze 80 Tage – nur Tomaten und die meisten Südfrüchte fühlen sich nicht wirklich zu Hause. Und man sollte im Hinterkopf behalten, dass perfekte Lagerung nicht immer im Einklang steht mit spontanem Genuss! „Wer sein Obst nicht eiskalt mag, sollte es vor dem Verzehr aus dem Kühlschrank herauslegen“, rät Stefan Müller, Produkttrainer bei Liebherr. „Denn Geschmack entfaltet sich bei etwas höheren Temperaturen meist besser.“ Das gilt im Übrigen auch für andere Delikatessen, etwa Käse.

Während Obst und Gemüse im „BioFresh“-Bereich am besten unverpackt lagert, damit es „atmen“, sprich von der hohen Luftfeuchtigkeit profitieren kann, gilt beim Einfrieren: „Hauptsache, verpackt – damit nichts austrocknet.“ Prinzipiell funktioniert dabei Glas, beispielsweise Weck-Gläser, genauso wie Metall oder Kunststoff; nur nicht bis zum Rand befüllen, denn Flüssiges dehnt sich beim Gefrieren aus! Und alle Behältnisse sollten dicht schließen, um Gefrierbrand zu vermeiden. Ansonsten gilt das Gleiche wie für Steuerunterlagen: Beschriftung nicht vergessen! Damit auch nach wochenlangem Einfrieren klar ist, ob man es mit Gulasch oder der Beerenmischung zu tun hat.

Ob selbst eingekocht oder gekauft: Konserven wandern erst, wenn sie angebrochen sind, in den Kühlschrank. Braucht man sie dann täglich fürs Frühstück, empfiehlt sich die Tür – tendenziell der wärmste Bereich, auch wenn die Temperatur heute fast einheitlich ist. Ansonsten ab ins „BioFresh“ oder eine der anderen Etagen. Nur was, wenn das Rosenblüten-Gelee dort abtaucht? „Alles, was sich in der Tiefe eines Kühlschranks verstecken könnte, lässt sich durch flexible Systeme und verstellbare Glasplatten übersichtlich ordnen, sodass man es bestmöglich wahrnimmt“, beruhigt Stefan Müller. Eine App zur Ortung verlorener kulinarischer Schätze soll auch schon in Arbeit sein.

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Salvatoris nachhaltige Tische für das soziale Projekt von Sternekoch Massimo Bottura

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ur Unterstützung der Organisation Food for Soul, die der Spitzenkoch Massimo Bottura mit seiner Frau 2015 ins Leben rief, hat Salvatori, der Marmorspezialist aus der Toskana, eine Serie filigraner Tische entwickelt. Entworfen hat sie Piero Lissoni. Im Geiste des Projekts, das Bedürftigen gesunde und raffinierte Gerichte aus Lebensmittelüberschüssen anbietet und gleichzeitig junge Köche ausbildet, werden für die Tischplatten Marmorreste aus früheren Produktionen verwertet. Ab 9800 Euro, drei Prozent gehen an Food for Soul. salvatori.it

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Fotos: Salvatori; The Felix Project

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