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Gewürze der Welt
from Ausgabe-02-2020
Erfolgreicher Gewürzanbau im Frankenland
Ein echter Neubürger: Bamberger Ingwer
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Ingwer aus dem Frankenland, ja, gibt’s das denn? Manch einer mag sich verwundert die Augen gerieben haben, als er frischen „Bamberger Ingwer“ im Gemüse regal fand. Die Gewürzpflanze wächst tatsächlich nicht nur in den Tropen, sondern auch in unseren Breiten. Ein Versuchsanbau, der seit 2017 läuft, zeigt’s.
Die Jungpflanzen, die aus geschnittenen Wurzelstückchen gezogen wurden, wechseln im April ins Gewächshaus oder in den beschatteten Folientunnel. Dort sorgt Wasser aus der Beregnungsanlage für hohe Luftfeuchtigkeit, eine zusätzliche Wärmezufuhr ist nicht notwendig.
„Ingwer ist ein Exot und trotzdem überall bekannt –wenn auch nicht in dieser unglaublichen Qualität.“ Wer von Dr. Manuela Mahn wissen möchte, warum gerade der Ingwer zum fränkischen Versuchsobjekt wurde, der erhält diese – begeisterte – Antwort. Die Gewürzexpertin begleitet mit einer wissenschaftlichen Arbeit für die Universität Salzburg den durchaus „exotischen“ Anbauversuch der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG). Denn eigentlich fühlt sich „Zingiber officinale“ bei tropischen Temperaturen wohl. Seinem Ursprung nach stammt das Rhizomgewächs vermutlich aus China und Indien. Dort liegen seine aktuell größten Anbaugebiete, zudem gedeiht er in den tropischen Regionen Nordafrikas, Südamerikas oder Australiens. Und nun also auch im Frankenland. Seit 2017 kultiviert ihn der Bamberger LWG-Versuchsbetrieb. Zunächst wuchsen die ökologisch angebauten Ingwerpflanzen, deren Wurzelstöcke aus Peru und Taiwan importiert wurden, im Gewächshaus. Versuchskulturen im Folientunnel und im Freiland folgten. Trotz eines heißen Sommers überzeugte Letzteres jedoch nicht. „Dafür begeisterte uns die Ernte im Gewächshaus und Folientunnel gleichermaßen“, erklärt Mahn, die auch als Dozentin, Buchautorin und Kuratorin des Deutschen Gewürzmuseums in Kulmbach arbeitet. „Das
Ingwer gilt als Alltagsgewürz der asiatischen Küche, die mit ihrer Frische und ihrem Aromenreichtum auch hierzulande viele Freunde hat. Zudem gehört getrocknetes Ingwerpulver zur traditionellen Weihnachtsbäckerei und in viele
So sieht er aus, der frisch geerntete Bamberger Ingwer (mittleres Foto). Da in den Ursprungsländern auch die frischen Blätter Verwendung finden, experimentierten auch Bamberger Lebensmittelhandwerker mit ihnen. Ein Craftbier-Brauer entwickelte beispielsweise ein Ingwerbier.
Kochwurst- und Fleischrezepte. Labor analysierte bei den geernteten Rhizomen einen hohen ätherischen Ölgehalt von drei bis vier Prozent, je nach Sorte. Die Standardwerte liegen zwischen ein und drei Prozent. Geschmacklich kann der fränkische Ingwer also absolut mithalten, er toppt sogar die Importe.“
Die Frische der regionalen Ware erkennt auch der Laie auf den ersten Blick: Die Wurzelstöcke sind prall und fest, ihre Haut hell, glatt und zart. An manchen Stücken zeigen sich grüne Triebspitzen oder ein paar frische Blätter. Das überzeugte. Auch die Kunden eines örtlichen Supermarkts, bei dem ein erster Testverkauf – für einen guten Zweck – startete: In seinem Gemüseregal lagen Bio-Ingwer aus Peru für 0,90 Euro und der „Bamberger Ingwer“ für stramme 2,50 Euro (je 100 Gramm) direkt nebeneinander. Das Ergebnis: Das teure, aber regionale Produkt war kurzerhand ausverkauft. „Den Verkaufspreis hatten wir so angesetzt, dass sich auch der Anbau für hiesige Gärtner rechnet“, erklärt Gewürzexpertin Mahn. Denn um sie geht es bei dem Anbauversuch. Heimische Gartenbaubetriebe müssen sich immer stärker spezialisieren, um nicht in der Gemüsemasse unterzugehen. Ab Herbst will ihnen die LWG fundierte Anbau- und Marketinganleitungen an die Hand geben, um regionalen Ingwer künftig selbst zu kultivieren. i