BASEL MOMENTS
Love Your City
EDITORIAL
Wirtschaftlich unabhängig, beruflich erfolgreich, ökologisch vorbildlich, sportlich ehrgeizig, sozial engagiert, gesund ernährt und überdies gut aussehend, ausgeschlafen, eloquent, smart gekleidet und perfekt frisiert – die Verfolgung selbst auferlegter Ideale ist mitunter harte Arbeit. Höchste Zeit, dich zu entspannen. In Basel bist du auch ohne steile Karriere, ohne Sixpack und ohne Follower willkommen. Denn Basel ist unkompliziert. Hier lässt man sich im Fluss treiben, sitzt auf Wiesen, isst Schoggiweggli und philosophiert mit Fremden. Hier zählt Offenheit mehr als ein makelloses Äusseres, Freundlichkeit mehr als Erfolg.
Lass dich von der Vielzahl kleiner Oasen, Off-Spaces, Zwischennutzungen und Kulturorte und deren Menschen beflügeln. Von geschichtsträchtigen Gassen und modernen Bauwerken. Basel ist bunt. Hier lernst du inspirierende Konzepte, extravagante Mutmacherinnen, leidenschaftliche Idealisten und traditionsreiche Kuriositäten kennen. Basel ist kreativ. Das zeigen wir dir auch in diesem Magazin. Also setz dich in die Abendsonne und komm zur Ruhe. Trink ein lokales Bier, tanz dir den Frust aus dem Leib, lass bei einem schönen Essen die Gedanken fliegen oder beobachte, wie die hiesige Theater- und Kunstwelt die aktuelle Weltlage reflektiert. Basel tut gut. Wenn du bereit bist, dich für Neues zu öffnen. Wenn du hinschaust. Zuhörst. Nachdenkst. Und: Basel ist freundlich. Sei du es auch zu dir.
#LoveYourCity
Financially independent, successful in your career, a paragon of ecological virtue, ambitious in sports, socially aware, healthily nourished and in addition to all that, good looking, well-rested, eloquent, smartly dressed and with perfect hair – keeping up with all the ideals we hold ourselves to can be hard work. It’s high time you relaxed a bit. You will be given a warm welcome in Basel even if you don’t have a meteoric career, a sixpack and a ton of followers on social media. Because Basel is pretty laid back. You can float down the river here, sit around on the grass, eat chocolate buns, and philosophise with strangers. Open-mindedness weighs more than a perfect appearance, a friendly attitude more than success.
Enjoy the inspiration of the many small havens, off-spaces, pop-ups and cultural venues and the people running them. Alleyways steeped in history through to modern constructions. Basel is full of variety. You will encounter inspiring concepts, extravagant and encouraging individuals, passionate idealists, and oddities with a long tradition. Basel is creative. We want to show you that in this magazine too. So, take a seat somewhere in the evening sun and relax a bit. Drink one of the local beers, dance your frustration away, exchange ideas over a delicious meal or observe how the local theatre and art scene reflects upon what is currently going on in the world. Basel does you good. If you are prepared to open up to new experiences. If you look. Listen. Reflect. And: Basel is friendly. Return the compliment.
#LoveYourCity BASEL DOES YOU GOOD. BASEL TUT GUT.6
DIE ROMANTISCHSTEN
WAHRZEICHEN BASELS
Fischergalgen
20
EIN HOCH AUF DAS GEMÜSE!
Vegane & vegetarische Restaurants
12 STIL FÜR JEDERMANN
14
ENTSCHLOSSENE MACHERINNEN & HERZSCHWESTERN
Schweizer Modedesign
22 HINTER DEN KULISSEN DES THEATER BASEL
34
BEWEGTE NÄCHTE
Die besten Clubs der Stadt
44 HANDWERK AUS BASEL
53
UNABHÄNGIGE AUSSTELLUNGSRÄUME
Kunst aus dem Off
28
EINE STADT STRICKT SICH FORT
Volta Nord – Ein neuer Stadtteil entsteht
INSTRUMENTEN-MANUFAKTUR AM DREISPITZ
47 IN DER CHAMPIONS LEAGUE DES SUPERFOOD
Tofu made in Basel
FISCHERGALGEN
DIE ROMANTISCHSTEN WAHRZEICHEN BASELS
Vom Ufer aus teilweise kaum erkennbar, schmücken die Fischergalgen auf beiden Seiten des Rheins das Stadtbild. Am besten entdeckst du diese inoffiziellen Wahrzeichen Basels vom Wasser aus – und lauschst den Geschichten, die sie zu erzählen haben.
Basel und der Rhein – diese Liebe umfasst nicht nur die Fähren, das belebte Rheinufer oder das sommerliche Rheinschwimmen. Auch die pittoresken Fischergalgen sind charakteristisch für die Stadt am Rheinknie. Während die schweren Frachtschiffe die grosse weite Welt repräsentieren, bilden die Fischergalgen kleine lokalpatriotische Anker. Sie sind ein Zeichen der jahrhundertealten Geschichte der Galgenfischerei, welche jüngst vom Bundesamt für Kultur in die Liste der schützenswerten «Lebendigen Traditionen» aufgenommen wurde.
Den schönsten Blick auf die Fischergalgen geniesst du bei einem Spaziergang entlang des Rheinufers oder an Bord des Rhystärns der Basler Personenschifffahrt. Du wirst sehen, jeder Fischergalgen ist einzigartig und hat einen eigenen Charakter. Die einen unterscheiden sich in Grösse und Farbe, manche sind fast schon mit den sie umgebenden Bäumen verwachsen, andere wiederum haben einen eigenen Zugang zum Rhein.
Nah am Wasser gebaut
Auf Stelzen über dem Wasser stehend, eingebettet in die steile Uferböschung, dienen die Fischergalgen Fischerinnen und Fischern seit jeher als ideale Vorrichtung, um ihr Netz in den Rhein zu versenken, möglichst grosse Fischschwärme einzufangen und wieder hochzuheben. Die Galgen haben ihren Ursprung in den mittelalterlichen «Salmenwaagen» oder «Fischwaagen», welche dem Mundartwort «Woog» entstammen. Dieser Begriff bezieht sich auf «tiefe Wasserstellen» und ist nicht etwa verwandt mit dem Wort «Waage». Ausserdem stammt die Bezeichnung «Salmenwaage» aus einer Zeit, zu jener der Salm – also der Lachs – noch ein hohes Vorkommen im Rhein verzeichnete und es den Fischerinnen und Fischern möglich war, vom professionellen Salmfang zu leben. Die ältesten Standorte der Salmenwaagen lassen sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen – seither sind sie charakteristischer Bestandteil des Basler Stadtbilds und nicht mehr wegzudenken.
Im Verlaufe der Jahrhunderte wurden die zunächst noch sehr reduzierten Vorrichtungen der Fischwaagen perfektioniert und zur heute bekannten Gestalt eines Fischergalgens mit Häuschen auf Stelzen ausgebaut. Die Häuschen bilden einen Wetterschutz um den im Rheinbord verankerten Galgenmechanismus. Vor allem im 19. Jahrhundert wurde entlang dem Hochrhein zwischen Laufenburg und Basel eine grosse Zahl an Fischergalgen errichtet. Heute befinden sich am Grossund Kleinbasler Rheinufer noch über 50 Fischergalgen. Der Bau mehrerer Kraftwerke sowie das Abwasser der ansässigen chemischen Industrie sorgten allerdings über viele Jahrzehnte hinweg für einen starken Rückgang des Fischbestands im Rhein. Seit geraumer Zeit sind verschiedene Projekte auf kantonaler Ebene sowie in Zusammenarbeit mit Natur- und Umweltschutzorganisationen im Gange, welche das Ziel verfolgen, den Lachs und weitere Fischarten wieder zurück ans Rheinknie in Basel zu holen.
Bewahren der Tradition
Die charmanten Häuschen stehen für Stadtromantik, Basler Stadtgeschichte und das Bewahren von Tradition. So manche Baslerin und mancher Basler träumt davon, einen eigenen Fischergalgen zu besitzen. Oder könntest du der Vorstellung widerstehen, bei Sonnenuntergang und mit Blick auf den zu deinen Füssen vorbeifliessenden Rhein einen schönen Sommerabend zu verbringen, zu fischen und mit Freunden zu grillieren? Eben! Dass der Geist der geschichtsträchtigen Galgen und deren ursprüngliche Funktion erhalten bleiben und sie nicht lediglich als sommerliche Erholungsorte am Rhein herhalten, dafür setzt sich der Verein der Basler Galgenfischer ein. Der Verein kümmert sich nicht nur um die Instandhaltung der Fischergalgen, macht sich gegen Littering am Rheinufer und für den Arten- und Naturschutz stark –es geht auch darum, frei werdende Fischergalgen durch Kauf oder Vermittlung der Spekulation zu entziehen, um dadurch deren langen, traditionellen Zweck zu bewahren. Traditionen werden in Basel bekanntlich hochgehalten und so werden die romantischsten Wahrzeichen Basels hoffentlich noch ganz lange in ihrer bisherigen pittoresken Gestalt das Stadtbild prägen.
FISHING GALLOWS - BASEL’S MOST ROMANTIC LANDMARKS
Although many of them are scarcely even visible from the paths along the embankments of the Rhine, the “fishing gallows” grace the cityscape on both sides of the river. The best way to explore these uncrowned emblems of Basel is from the water – and listen to the stories they have to tell.
Basel and the Rhine – a love story not just about the ferries, the lively embankments and swimming down the river in the heat of the summer. The picturesque fishing gallows are another distinctive feature of this city at the bend in the Rhine. While the heavy cargo barges passing through represent the great wide world, the fishing gallows are unobtrusive markers, a source of local pride. They are the remnants of a centuries-old tradition of fishing the river with nets suspended from gallows and were recently added to the Swiss Federal Government Office of Culture’s list of “living traditions” worthy of preservation.
You can enjoy the loveliest view of the fishing gallows if you wander along the banks of the Rhine or if you take a trip down the river on the “Rhystärn”, the tour boat of Basel’s passenger boat service. You will notice how unique each gallows is, and how each one has its own special character. Some stand out thanks to their size and colouring, others are almost swallowed up by the vegetation growing around them, while some have their own private access to the Rhine.
Built on the water
Rising out the water on supporting stilts which are embedded in the steep embankment, the fishing gallows have long been the perfect device for the fisherfolk of Basel to lower their nets out into the Rhine, allowing them to catch large swarms of fish and then hoist them up again with little effort. The gallows emerged in the Middle Ages as so-called “Salmenwaagen” (salmon troughs) or “Fischwaagen” (fish troughs) derived from the word “Woog” in the local dialect. This term refers to “deep points” in the river and is not related to the German word “Waage” meaning a set of scales, as one might be tempted to assume. The term originated at a time when salmon were still abundant in the Rhine and it was possible to make a living from fishing them. The oldest locations of these “Salmenwaagen” can be traced back to the 14th century – and they have been a signature feature of Basel’s cityscape ever since, it's impossible to imagine the city without them.
Over the centuries these devices for hauling up the fish, initially very minimalistic, were gradually perfected and developed into the style of construction we are familiar with today, with the hauling device, the gallows, and a hut perched on a platform supported by stilts. The huts protect the gallows mechanism, anchored into the banks of the Rhine, from the weather. The 19th century was the highpoint with a large multitude of fishing gallows constructed along the upper Rhine between Laufenburg and Basel. More than 50 fishing gallows, scattered along the left and right banks of the Rhine in Basel, have survived. However, the construction of various hydroelectric power stations along the river and poisonous waste from the chemical industries in the area resulted in a sharp decline in the population of fish in the Rhine. For a while there have been a number of projects at a cantonal level and in collaboration with nature conservation and environmental protection organisations, aimed at bringing the salmon and other species of fish back to the bend in the river in Basel.
Preserving our heritage
These charming little huts are symbols of the city’s romantic appeal, its history, and our commitment to preserving our heritage. There are plenty of people living in Basel who dream of having their own fishing gallows. What an irresistible notion? Enjoying a delightful sunset on a wonderful summer evening, with a view of the Rhine flowing peacefully by below, while you fish and barbecue with friends? You see! However, the Association of Basel’s Gallows Fisherfolk is dedicated to ensuring that these historic constructions are preserved in the spirit in which they were constructed and continue to function as originally intended, so they do not devolve into mere summer recreation spots along the Rhine. The association is dedicated not just to preserving the fishing gallows themselves, they also campaign against littering along the banks of the Rhine and for the protection of the species that inhabit it and for nature conservation. They also intervene when a fishing gallows becomes vacant, either by purchasing it themselves or mediation – to protect them from property speculators, and to thus preserve their longstanding, traditional purpose. Basel is famous for cherishing its traditions so there is hope that these most romantic emblems of Basel will continue to make their mark on the city’s landscape in their current picturesque form for many years to come.
Holbein
Grünewald
Van Hemessen
Rembrandt
Modersohn-Becker
Kauffmann
Böcklin
Cezanne
Hodler
Munch
Matisse
Picasso
Taeuber-Arp
Chagall
Zurkinden
Oppenheim
Beuys
Lichtenstein
Frankenthaler
Jaffe
Warhol
Flavin
Gilliam
Benglis
Nauman
Lawler
Yiadom-Boakye
and you
Tue–Sun 10 a.m.–6 p.m. / Wed 10 a.m.–8 p.m.
Shop and bistro are freely accessible. kunstmuseumbasel.ch
Sophie Taeuber-Arp, Équilibre , 1934, Kunstmuseum Basel, Photo: Samuel BramleyJEDERMANN STIL FÜR
Ob perfekt sitzender Massanzug, Hemd für die grosse Bühne oder Jacke für den Trip durch die Wildnis – in Basel findet Mann für jede Gelegenheit das ideale Outfit. Besonders stilvoll zu und her geht es bei den Herrenausstattern.
Bäumleingasse 10 − mensworld-fashion.ch
Neben Marken wie Windsor, Joop! oder Strellson gibts hier Massbekleidung von Scabal und Weder-Meier – zwei hochwertige, in Europa produzierte Marken. Die Beratung bei Men’s World sitzt dank jahrelanger Erfahrung und viel Herzblut der beiden Geschäftspartner ebenso perfekt wie ein Massanzug.
Alongside brands such as Windsor, Joop! and Strellson, this store also offers made-to-measure clothing by Scabal and Weder-Meier – two quality brands that produce their clothes in Europe. Thanks to years of experience and the passionate interest of the two business partners, the advice you are offered at Men’s World fits as perfectly as a made-to-measure suit.
Münzgasse 1 − pelikamo.com
In der Schweiz entworfen, in Europa produziert: Pelikamo bietet zeitlose Essentials, die aus hochwertigen Materialien meist von Familienunternehmen in Italien und Portugal hergestellt werden. Hier findest du sorgfältig kuratierte Business- und Casual-Outfits von der Stange, kannst dir deine Kleider aber auch auf den Leib schneidern lassen.
Designed in Switzerland, produced in Europe: Pelikamo offers a range of classic essentials in superb materials, most of them manufactured in small family businesses in Italy and Portugal. You will find carefully presented off-the-shelf outfits here, business, and casual, and you can have them tailored to fit you perfectly.
St. Alban-Vorstadt 57 – faade.ch
2021 war es noch ein Start-up, das massgeschneiderte Herrenbekleidung auf Bestellung produzierte – seit Kurzem ist das stilvolle Jungunternehmen in einem Ladenlokal zu Hause, indem du umfassende Beratung, ein Bierchen und vor allem: einen unglaublich guten Look bekommst.
In 2021 it was still a start-up, producing bespoke menswear to order – but just recently this stylish young company has moved into its own store, where they offer you comprehensive advice, a glass of beer and above all: an incredibly stylish look.
Spalenberg 5 – famosstyle.com
Überaus sympathischer Treffpunkt mit ausgewählten italienischen Herrenlabels, die smarten Casual versprechen und aus netten Typen umwerfende Kerle machen. In Italien handgemachte Schuhe, Fair Fashion aus Florenz, mediterraner Streetstyle aus Neapel – die Kombination machts!
An extremely congenial meeting place with selected men’s labels from Italy, ensuring a smart casual look that transforms nice guys into stunning guys. Shoes handmade in Italy, fair fashion from Florence and Mediterranean street style from Naples – it is a combination that works!
PKZ MEN
Freie Strasse 3-5 − pkz.ch
Dein Kleiderschrank braucht Inspiration? Auf ins älteste Modehaus der Schweiz! Egal ob Business, Freizeit oder Party – hier bekommst du Top-Marken, tolle Schnitte und gute Verarbeitung. PKZ-Gründer «Paul Kehl» ist nach wie vor mit eigenem Label vertreten und bietet ein erstklassiges Preis-Leistungs-Verhältnis.
You want some inspiration to pep up your wardrobe? Off to Switzerland’s longest-standing fashion house! Business, leisure or dressing up for a party, regardless – what you find here are top-notch brands, great styles, and good workmanship. Paul Kehl, the man who founded PKZ, is still represented with his own label, offering outstanding value for money.
MEN IN SHIRTS
Schnabelgasse 4 − men-in-shirts.com
Gute Hemden braucht der Mann! Hier findest du überdies Hosen, Unterwäsche, Socken, Gürtel, Krawatten, Manschettenknöpfe und Aktentaschen von Top-Herrenmarken. Da kann modisch nichts mehr schiefgehen.
A man needs good shirts! But in addition to the shirts, you’ll find trousers, underwear, socks, belts, ties, cufflinks, and briefcases by the best men’s brands. In terms of fashion, it’s impossible to go wrong here.
FEINFRACHT
Spalenberg 34 – feinfracht.com
Red Wing Schuhe, Stetson Cap, Iron Heart Flanellhemd oder Eat Dust Jacke –hier findet Mann alles, was er für den stilvollen Trip durch die Wildnis und den Kampf mit dem Bären braucht. Produkte, die für Handwerk, Erfahrung und Wertschätzung stehen und die die Zeit überdauern.
Red Wing shoes, Stetson caps, Iron Heart flannel shirts and Eat Dust jackets – this is where you will find everything you need for a stylish trip through the wilderness and a tussle with the bears. Products which exemplify craftsmanship, experience and esteem, products which stand the tests of time.
CAPAUL
Bäumleingasse 6 – capaul-mode.ch
Etro, Zegna oder Santoni, Kaschmir, Seide oder Leder – die Capaul-Welt ist exquisit und elegant. Seit über 30 Jahren beraten und begleiten Inhaber René Capaul und sein Team Männer in Stilfragen. Hier wird kein kurzfristiger Trend verfolgt, sondern individueller Stil angestrebt.
Etro, Zegna, and Santoni, cashmere, silk, and leather – the world at Capaul is exquisite and elegant. For more than 30 years now, the owner René Capaul and his team have been advising and helping men to perfect their style. Short-term trends are disregarded, it is the customer’s personal style they concentrate on.
WEITERE HERRENAUSSTATTER
HERRENSTOLZ
Steinentorstrasse 19 – herrenstolz.com
WHITE COLLAR
Totengässlein 15 – whitecollar.ch
I&S ITALIAN SUITS
Freie Strasse 20 – is-moda.com
CLASSIC HERRENMODE Fischmarkt 5 – classic-mode.ch
SCHWEIZER MODEDESIGN
ENTSCHLOSSENE MACHERINNEN & HERZSCHWESTERN
Anita Moser und Sabine Lauber sind voller Ideen, stets in Bewegung und jederzeit offen für Neues. Mit «Blanche» haben sie an der Schneidergasse einen Raum für vielfältiges Schweizer Modedesign geschaffen. Obendrein eine Manufaktur für zauberhafte Lederaccessoires und eine Oase der Freundschaft.
Text & Bilder: Janine Wagner
«Sali Anita», sage ich zu Sabine, als sie mich an der Tür von «Blanche» an der Schneidergasse empfängt. Und dies, obwohl ich mich im Vorfeld intensiv auf das Gespräch vorbereitet und mit den Geschichten der beiden Frauen auseinandergesetzt habe. Peinlich! Tatsächlich passiert ihnen diese Verwechslung nicht zum ersten Mal, wie sie mir versichern. Sabine und Anita könnten Schwestern sein. Und das sind sie nach all den Jahren irgendwie auch. «Wahl-Schwestern», wie sie sagen. Partnerinnen. Freundinnen auch. Gemeinsam führen sie an der Schneidergasse «Blanche», einen Laden, der auch Werkstatt und Heimat ihres Labels «etmoietmoi» ist.
Hier verkaufen sie mit fachkundigem Blick ausgewählte Mode und Accessoires, fast nur Labels aus der Schweiz – rund 60 sind es unterdessen. Ihr Portfolio zeigt: Die Vielfalt an Modedesign, die in der Schweiz passiert, ist riesig. Dies kann für die Kundinnen und Kunden mitunter auch etwas anspruchsvoll sein, denn «von der Stange» gibt es hier nichts. «Dafür ist es bei uns ein sehr persönliches Einkaufen», erzählt Sabine. «Meist fühlt es sich eher an wie ein privates Treffen mit einem guten Gespräch.» Zu jedem Stück in ihrem Laden wissen Anita und Sabine die Geschichte, denn sie kennen die Designerinnen und Designer fast alle persönlich.
Verbunden in Freundschaft und Leder Doch Blanche ist nicht nur Modegeschäft. Blanche ist auch LederManufaktur. In der Werkstatt im vierten Stock des Gebäudes entstehen die im Laden verkauften Produkte ihres Labels «etmoietmoi». Hier werden Schlüsselanhänger, Handytaschen, Kartenetuis oder Lederarmbänder zugeschnitten, an den Kanten geschärft, gelocht, genäht und montiert. Die für das Label so typischen kunstvollen Flechtdetails entstehen auch manchmal am Arbeitstisch im Laden, da die beiden Designerinnen selber für die Kundinnen da sein wollen. Sie beraten gerne. Auch wenn es um das Reparieren von Lieblingstücken geht, die nicht bei Blanche gekauft wurden «Das ist zwar kein besonders lohnendes Geschäft», schmunzelt Anita, «aber es widerspiegelt unser Denken: Wir bemühen uns um Nachhaltigkeit. Da gehört es dazu, eine alte Tasche aufzufrischen oder die Naht einer geliebten Lederjacke zu flicken, um sie danach weitere Jahre mit Freude zu tragen.»
Wenn Anita und Sabine erzählen, dann immer ruhig und in mit Bedacht gewählten Worten. Sie unterbrechen sich nicht, ergänzen sich allenfalls. Lassen sich Freiraum, aber intervenieren, wenn sie es für nötig halten. Sie behandeln sich respektvoll und vertrauen sich ohne Vorbehalt. Wenn sie über ihre an die 25 Jahre dauernde Freundschaft reden, dann leuchten ihre Augen. Getroffen haben sie sich erstmals am Studiengang Modedesign der Hochschule für Gestaltung und Kunst der FHNW. Anita war im letzten Ausbildungsjahr, Sabine im ersten. «Ich erinnere mich gut, wie zielstrebig Anita jeweils durch die Räume gerauscht ist», schmunzelt Sabine. Was die beiden damals bereits verband: Sie gehörten zu den Älteren in ihrer Klasse – beide hatten nämlich bereits einen Beruf, bevor sie nach Basel kamen, Anita genau genommen sogar zwei. Sabine war Lehrerin und arbeitete einige Jahre an einer Primarschule im Kanton Luzern. Anita zog es mit 16 von ihrer Heimat Bern an die Ballettakademie in Antwerpen. Nach abgeschlossener Ausbildung ging die Tänzerin zu den Bally Schuhfabriken nach Schönenwerd und wurde technische Schuhmodelleurin.
Viel Zufall und noch mehr Arbeit Jahre nach ihrem ersten Kennenlernen am Studiengang Modedesign trafen sich Sabine und Anita zufällig in der Stadt. Beide hatten ein eigenes Label, Sabine entwarf Mode und Lederschmuck, Anita Schuhkollektionen. Aus einer Zufallsbegegnung wurde eine Verabredung zum Essen und am Ende eine Ateliergemeinschaft an der Hammerstrasse. «Beim gemeinsamen Bespielen des Schaufensters haben wir bemerkt, dass unsere Produkte super zusammenpassen», erzählt Sabine. Da Anita Mutter geworden war, drängte sich für sie ein Umdenken auf. «Plötzlich konnte ich nicht mehr wochenlang in Italien die Produktion der neusten Schuhkollektion begleiten. Ich musste einen Weg finden, wie ich meine Arbeit ökonomischer und weniger zeitintensiv voranbringen konnte», erzählt sie. Sie begann, vermehrt Designaufträge anzunehmen und im Atelier in Eigenproduktion Taschen anzufertigen.
Auf der Suche nach einem gemeinsamen Produkt fürs WeihnachtsSchaufenster entwickelten Sabine und Anita eine Wolkentasche und einen geflochtenen Schlüsselanhänger – beide Produkte sind bis heute Teil ihrer Kollektion. Vieles hätten sie nicht bis ins Detail durchdiskutiert, es habe sich im intensiven aber immer auch spielerischen Design- und Umsetzungsprozess entwickelt und sei ganz natürlich passiert, erzählen sie. So kamen sie auch zum Laden mitten in der Basler Altstadt, den sie eigentlich nicht gesucht haben, aber unterdessen seit drei Jahren führen. Sabine und Anita sind Macherinnen. Wobei Sabine eher strategisch vorgeht und strukturiert handelt, auch mal hinterfragt oder gar bremst. Anita hingegen ist eher impulsiv und sprudelnd. Sie will ihre Ideen umsetzen, gerne sofort. «Da ergänzen wir uns und tun uns gut», so Anita. Überhaupt sind die zwei Frauen über die Jahre zu einem engen Team zusammengewachsen. «Ich bewundere Anitas unglaubliche Kreativität und mich beeindruckt ihre Energie», so Sabine. Anita kontert: «Ich finde es wahnsinnig toll, wie sorgfältig Sabine kritisch mit Produkten und Ideen umgehen kann, ohne ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ich freue mich bis heute jeden Tag darauf, mit ihr zu arbeiten.»
«Ich bewundere Anitas unglaubliche
Kreativität und
mich
beeindruckt ihre Energie.»
Die beiden gehen mit ihrer Beziehung behutsam um. Sie wissen, was sie aneinander haben, geschäftlich wie auch privat. Zwar sind sie familiär stark eingebunden – Anitas Tochter ist 13, Sabines Sohn 8 Jahre alt – doch die Ideen und die Energie, diese umzusetzen, gehen ihnen nicht aus. «Manchmal denke ich: Jetzt sitzen wir da in der Innenstadt in diesem Laden und verkaufen Produkte. Mal schauen, ob wir nicht mal noch was anderes machen, etwas, bei dem wir diesen Raum anders nutzen», sinniert Sabine. «Natürlich, ‹Blanche› ist ja nur ein Ort und wie ein Gefäss. Wir können darin und damit machen, was wir spannend finden …» unterstützt sie Anita. Sabine und Anita sind eine Inspiration. Weil sie mit «Blanche» eine Bühne für das Schöne, für das Beständige geschaffen haben. Und weil Blanche über die Jahre der engen Zusammenarbeit mit den Designern eine Plattform und Fundgrube für herausragendes, überraschendes und handwerklich sorgfältig gemachtes Schweizer Modedesign geworden ist. Weil sie sich nicht scheuen, auch mal unwegsames Gelände zu betreten und damit zeigen, dass man im Leben zwar nicht alles planen, aber vom Leben umspült immer das Beste aus einer Situation herausholen kann. Und weil sie ihr halbes Leben lang diese Freundschaft pflegen, die sorgsamer und respektvoller nicht sein könnte. Wer weiss, mit welchen Ideen die beiden uns in Zukunft noch überraschen werden – sicher ist: Die Kreativität geht ihnen garantiert nicht aus.
DREI FRAGEN AN ANITA & SABINE
Euer Style mit 18?
Anita: Damals habe ich angefangen, High Heels zu tragen. Bis ich 45 war, hat man mich nicht ohne Absatz gesehen. Während meiner Ballettausbildung in Belgien habe ich oft genäht – ich hatte am Wochenende im Internat viel Zeit –, mich aber noch eher brav gekleidet. Nur ein ganz kleines bisschen inspiriert von Cindy Lauper, Madonna und Co.
Sabine: Ich war damals am Lehrersemi und sehr jeansig unterwegs. 80er-Jahre halt. Mode war mir damals zwar wichtig, aber noch keine Ausdrucksform. Allerdings hatte ich eine wahnsinnige Mähne; lang, gelockt – ich war Flashdance!
Was kann man von euch lernen?
Sabine: Offenheit und Beweglichkeit. Wir gehen auf Menschen zu, sind neugierig und bewegen uns auch einmal aus der Komfortzone heraus.
Anita: Dass Dinge – auch oberflächliche Modeprodukte – Zeit brauchen. Dass Menschen dahinterstehen, die mehr Herzblut, Erfahrung und Zeit in ihre Produkte investieren als in Geld gemessen werden kann. Dass es deswegen schön und angebracht ist, die alltägliche Hose oder das Top etwas demütig zu betrachten, und dass es mir selber mehr Freude an etwas bringt, wenn ich versuche zu verstehen, was ich eigentlich in den Händen halte.
Gibt es etwas, das an euch spiessig ist?
Anita: Ganz viel! Wir sind eigentlich ein recht biederer Fachhandel. Wir verkaufen keine Pflanzen, nur weil es gerade trendy ist. Wir haben Kleider und Schuhe. Da sind wir streng und langweilig.
Sabine: Mein aktueller Lebensabschnitt ist nicht wahnsinnig aufregend oder fancy. Ich arbeite oder bin daheim bei der Familie. Aber die Zeiten der Unabhängigkeit kommen irgendwann wieder …!
Sabine LauberSWISS FASHION DESIGN – DYNAMIC, DETERMINED, SISTERS AT HEART
Anita Moser and Sabine Lauber are full of ideas and always on the move and open to any new inspiration that comes their way. By opening their “Blanche” store in the old town they have created a space for a diverse range of Swiss fashion design. And for good measure, it is also a workshop, producing delightful leather accessories, and a haven of friendship.
“Hi Anita,” is how I hailed Sabine, as she welcomed me at the entrance of “Blanche” in the Schneidergasse. And this despite the fact that I had prepared myself so thoroughly for this interview and had even researched the history of the two women who run it together. So embarrassing! But in fact, they reassure me, this is not the first time this has happened. Sabine and Anita look as though they could be sisters. And in a way that is what they have become, after all the years they have shared. “Sisters by choice,” as they put it. Business partners. But friends as well. They run the “Blanche” store at the Schneidergasse together. It also incorporates a workshop and is home to their own brand “etmoietmoi”.
They sell a carefully and expertly selected range of fashion and accessories here, almost exclusively Swiss brands –around 60 of them in the meanwhile. And their portfolio makes it evidently clear: the variety of fashion design currently being produced in Switzerland is huge.
This can sometimes be a bit of a challenge for their customers, because nothing is just “off the shelf” here. “If you shop with us, it is a very individual experience,” says Sabine. “It usually feels more like you’ve come here for a personal appointment and a nice conversation.” And apart from that, Anita and Sabine know the history behind each piece they sell in their shop, because they know almost all the designers personally.
Bound in friendship and leather
Blanche is more than just a fashion store. Blanche is also a leather manufactory. The products of their label “etmoietmoi” which they sell in the shop, are produced in the workshop on the fourth floor of the same building. This is where the key rings, cell phone cases, wallets and leather armbands are cut to size, edged, perforated, sewn and put together. The ornate braided details typifying their brand, are sometimes created at the table downstairs in the shop, because the two designers want to be there for their customers. They enjoy offering their help. And that includes repairing people’s favourite accessories, even if they were not originally bought at Blanche. “It’s not a particularly profitable business,” grins Anita, “but it does reflect our philosophy: our aim is sustainability. And that includes freshening up an old bag or repairing the seam of a much loved leather jacket, so that they can be worn with pleasure for many more years to come.”
When Anita and Sabine tell their stories they do so calmly and their words are carefully chosen. They never interrupt each other, but do sometimes add something when the other has finished speaking. They give each other plenty of space, but intervene if they deem it necessary. They show each other respect and share a deep mutual trust. When they talk about their 25 years of friendship, their eyes light up. They first got to know each other while they were both studying Fashion Design at the FHNW University of Applied Sciences and Arts Northwestern Switzerland. Anita was in the last year of her degree; Sabine had just started. “I remember very clearly how determined Anita always looked whenever she swept through the room,” grins Sabine. One thing they already had in common back then was that they were among the older members of their years – they had both already started their careers before they came to study again in Basel. In fact, Anita already had two. Sabine had worked as a teacher at a primary school in the Canton of Lucerne for a few years. Anita had left her home in Bern at the age of 16 to attend the ballet academy in Antwerp. Having completed her training there, she moved to the Bally shoe factory in Schönenwerd where she trained as a technical shoe modelist.
A lot of luck and even more hard work
Sabine and Anita bumped into each other in town again by chance, years after they had first met while studying fashion design. They had both established their own labels, Sabine was designing clothes and leather jewellery, Anita shoe collections. During this chance meeting they arranged to eat dinner together and they ended up sharing a studio in the Hammerstrasse. “When we were decorating the shop window together, we noticed that our products fitted together brilliantly,” Sabine tells me. And because Anita had become a mother, she was reconsidering her options. “It had suddenly become impossible for me to spend weeks in Italy supervising the production of my latest shoe collection. I had to come up with a way of making my work more economically viable and less time-consuming,” she adds. She began to accept more commissions for designs and to manufacture bags herself in the studio.
While trying to come up with a joint product for the Christmas shop window, Sabine and Anita designed a cloud bad and a braided key ring – both products are still part of their current collection. They tell me that there were a lot of things they did not discuss down to the very last detail; what they developed resulted from an intense and yet always playful process of design and realisation, and all happened quite naturally. It was the same story with how they ended up with a store in the middle of Basel’s old town, which they hadn’t even been looking for but have now been running for three years. Sabine and Anita are doers. Sabine takes a more strategic and structural approach, analyses the situation, and sometimes even pulls on the brakes. Anita, on the other hand, is more impulsive and ebullient. She likes implementing her ideas, if possible, immediately. “We complement each other and do each other good in this regard,” adds Anita. In fact, the two women have coalesced into a close-knit team over the years. “I am full of admiration for Anita’s incredible creativity and impressed by her energy,” says Sabine. Anita shoots straight back with: “I think it is really incredible how carefully and discerningly Sabine can approach products and ideas, without stymieing them. I still look forward to working with her every day.”
They both treat their relationship with great care. They know they have something special in each other, both at work and on a personal level. Although they both have a lot of family commitments – Anita’s daughter is 13 and Sabine’s son is 8 years old – they are never short of ideas or the energy to put them into practice. “Sometimes I think: Here we are now, sitting in this store in the historic town centre, selling our products. Maybe we should see if there is something else we can do here, a different way of using these premises,” Sabine ponders. “Obviously, Blanche is just the space, like a vessel. We can do what we want with it, whatever we find exciting …,” Anita agrees.
Sabine and Anita are an inspiration. Because at “Blanche” they have created a space for things of beauty that endure. And because the years of close collaboration with other designers have transformed Blanche into a platform, a goldmine of outstanding, striking and carefully handcrafted Swiss fashion design. Because they are not too timid to take the path untrodden and thus show that, although you cannot plan life perfectly, you can make the best of the situations it leads you into. And because they have cultivated this friendship for half their lives, a friendship could not be conducted with more care or sensitivity. Who knows how these two will surprise us in the future –one thing is for sure; they are not going to run out of creativity.
THREE QUESTIONS FOR ANITA & SABINE
Your style when you were 18?
BLANCHE STUDIOSHOP
Schneidergasse 27 – blanchestudioshop.ch
Anita: That was when I started wearing high heels. Until I turned 45 you would never have caught me in anything but heels. While I was in Belgium training to dance ballet I often used to sew – as a boarder, I had a lot of spare time at the weekends – but I was still dressing quite tamely. Only a touch of inspiration from Cindy Lauper, Madonna and co.
Sabine: I was at teacher’s training college at that point and was almost always dressed in denim. Well, it was the 1980s. Fashion was already important to me at that point, but it hadn’t yet become a form of expressing myself. What I did have was a really impressive mane of hair: long and curly – I was Flashdance!
What can we learn from you?
Sabine: To be open and flexible. We approach people, we are inquisitive and are prepared to move out of our comfort zone sometimes too.
Anita: That everything – even superficial fashion items – takes time. That there are people behind the scenes who put more heart, experience and time into their products than can ever be measured in monetary terms. Which is why you should treat your day-to-day trousers and tops with a little humility; you will get more pleasure out of something if you try to understand better what exactly it is you are holding in your hands.
Is there anything about you that’s a bit conventional?
Anita: Oh yes, loads! We are basically a very conventional specialist store. For example, we don’t sell plants just because it’s trendy at the moment. We have clothes and shoes. In that way we are rigid and boring.
Sabine: The current phase of my life is not terribly exciting or fancy. I’m either working or at home with my family. But an era of independence will reemerge at some point …!
Das offene Kunsthaus
Seit dem Sommer 2020 finden in der Kulturstiftung Basel H. Geiger I KBH.G jährlich mindestens drei Ausstellungen zu verschiedensten Themen statt. Das Spektrum reicht von Picasso-Plakaten über Keramik und Textilien aus Transsilvanien, Installationen und Fotoarbeiten bis zum Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft. Alle Ausstellungen sind frei zugänglich und interessierten Besucherinnen und Besuchern wird ebenfalls kostenlos eine Publikation abgegeben, welche das jeweilige Thema vertieft. Die KBH.G ist täglich, ausser Dienstag, von 11 bis 18 Uhr geöff net. +41 61 262 01 66
The Open Art House
Since summer 2020, the Kulturstiftung Basel H. Geiger I KBH.G has hosted at least three exhibitions a year on a wide variety of themes. The spectrum ranges from Picasso posters to ceramics and textiles from Transylvania, installations, photographic works and the dialogue between art and science. All exhibitions are freely accessible and interested visitors are also given a free publication that goes into more detail on the respective topic. The KBH.G is open daily, except Tuesday, from 11 am to 6 pm. +41 61 262 01 66
EIN HOCH AUF
DAS GEMÜSE!
Wenig oder gar kein Tier zu essen ist gut. Für die Biodiversität, für das Klima und auch für den Körper. Den abwechslungsreichen Alternativen in Basel ist es zu verdanken, dass der Verzicht auf Fleisch ganz eindeutig ein Gewinn an kulinarischer Vielfalt bedeutet. Wir haben ein paar vegetarische und vegane Lieblingsorte zusammengestellt.
Mülhauserstrasse 53 − mezzomezzo.ch
Einfach-cooler Look gepaart mit ein bisschen Disco-Feeling auf den Toiletten und Wohnzimmerstimmung für Gross und Klein, dazu Pizza und Pasta. Die Gerichte sind vegetarisch und werden vorwiegend aus Demeter- und Bio-Produkten hergestellt. Bessere Hälfte? Gibts hier nicht. Im Mezzo verschmelzen zwei wunderbare Teile, die gemeinsam ein noch wunderbareres Ganzes ergeben.
A cool and simple décor partnered with a touch of disco feeling in the restrooms and the comfort of your own living room: for young and old, with pizza and pasta. The dishes are all vegetarian and most of them are made with Demeter label and organic products. Which is the better half? No such thing here. At the Mezzo the two wonderful halves melt together to form an even more wonderful whole.
Klybeckstrasse 62 / Elsässerstrasse 29 − vegitat-basel.ch
Döner, Dürüm oder Tiramisu – tönt alles nach ziemlich viel Tier. Nicht so bei Vegitat. Cigköfte sei Dank. Die würzige Paste aus Bulgur mit vielen Gewürzen, Gemüse, Walnusspaste und fermentiertem Chili macht sich auch prima im Wrap oder in der Bowl. Zum Nachtisch gibts veganes Baklava.
Döner, dürüm and tiramisu – sounds like a lot of animal products. But not at Vegitat. Thanks mainly to their vegan çiğ köfte. This spicy paste made from bulgur with loads of spices, vegetables, walnut paste, and fermented chili is great in a wrap or a bowl. And there’s vegan baklava for dessert.
Klingentalstrasse 1 – lauch-basel.ch
Die Baslerinnen und Basler rennen dem grünen Gourmettempel die Bude ein – kein Wunder, das zum Teil komplett pflanzenbasierte Angebot überzeugt auch eingefleischte Wurstfans. Ob Kartoffel-Kräuter-Kissen, geräucherter Tofu oder Geissenfrischkäse; gekocht wird ausschliesslich mit Produkten aus der Region. Unbedingt reservieren, weil saugut!
This temple of green gourmet cuisine (the name means leek) is extremely popular with the locals – no wonder really, because the food on offer, some of it entirely plant-based, has found favour even with people who usually prefer sausages. Whether herby potato fluffs, smoked tofu, or fresh goat’s cheese; they cook exclusively with locally sourced ingredients here. But make sure you have a reservation, because it is seriously good!
Petersgraben 15 / Gerbergasse 87 – zazaa.ch
Hummus, Labneh, Moussaka, Shakshouka oder Baba Ghanoush – vom Essen über das Ambiente bis hin zum hübschen Geschirr stimmt im Za Zaa einfach alles. Die warmen und kalten vegetarischen und veganen Mezzes eignen sich bestens zum Teilen – kein Wunder, sind die Tische in dem libanesischen Restaurant lang. Auch für die passenden Drinks ist gesorgt.
Hummus, labneh, moussaka, shakshuka and baba ghanoush – from the food and the atmosphere through to the charming crockery, everything is just perfect at Za Zaa. The warm and cold vegetarian and vegan mezzes are ideal for sharing – so it is not surprising that there are some long tables at this Lebanese restaurant. And ideal drinks are on offer too.
LAUCH ZA ZAADABBAWALAS
In der Markthalle am Steinentorberg 20 − dabbawalas.ch
Seit 2016 gibt es in der Markthalle diese indische Küche, die täglich frische vegane und vegetarische Gerichte zubereitet. Hier bekommst du traditionelle Gerichte wie Thali, Paneer, Dosa und natürlich Curry, das je nach Jahreszeit auch mal mit Randen oder Kürbis gekocht wird. Bei einem Thali kannst du dich durch die ganze Karte futtern – die wechselt übrigens täglich.
This Indian kitchen, which prepares fresh vegan and vegetarian dishes every day, opened at the Markthalle in 2016. The food you get here is traditional: thalis, with paneer, dosas and of course curries, which vary with the seasons and are sometimes prepared with beetroots or pumpkins. If you order a thali, you can munch your way through the entire menu – which changes every day, by the way.
Im Westfeld 8 − umami-basel.ch
Inspiriert wurde die Küche im Umami von der Heimatinsel des Besitzerpaars: Burgazada ist eine Multikulti-Insel in der Nähe von Istanbul. Gekocht werden altbewährte Rezepte der Levante-Küche; Baba Ganoush, Muhammara, Girit, Labneh, Pide, Hummus – all das mit viel Liebe und in Portionen, die wunderbar mit Freunden geteilt werden können.
The food at Umami is inspired by the cuisine of the island the couple who run the restaurant come from: Burgazada is a multicultural island near Istanbul. The dishes they cook are classical recipes from the Levant; Baba ghanoush, muhammara, girit, labneh, pide, hummus – all prepared with great care and in portions that are great for sharing with friends.
TIBITS
Stänzlergasse 4 / Meret Oppenheim-Platz 1 – tibits.ch
Das Tibits zeigt uns seit 20 Jahren, dass die pflanzenbasierte Küche enorm vielfältig ist. Täglich gibts über 50 vegetarische und vegane Salate, warme Gerichte, Snacks, Suppen und Desserts – wenn immer möglich werden saisonale und lokale Produkte verarbeitet. 80 % der Speisen auf dem Buffet sind rein pflanzlich.
Tibits has been showing us for 20 years how immensely varied plant-based cuisine really is. There are more than 50 vegetarian and vegan salads, warm dishes, snacks, soups, and desserts on offer every day – and as far as possible, they are made from seasonal and local products. 80 % of the dishes laid out at the buffet are 100 % plant-based.
BASSO
Elsässerrheinweg 101 – bassoverse.space
Hip, hipper, Basso: Das vegetarische Restaurant direkt am Rhein ist von der japanischen Obanzai-Philosophie inspiriert und basiert auf fünf Kernelementen: Qualitativ hochwertige Zutaten, ausgewogene Menüs, neue Kreationen und Begegnungen, keine Verschwendung und Gastfreundschaft. Nach dem Essen gehts an die Bar oder in den hauseigenen Club.
Hip, hipper, Basso: this vegetarian restaurant on the banks of the Rhine is inspired by the Japanese Oban Zai philosophy, with five key elements: high-quality ingredients, balanced menus, new creations and encounters, zero waste and hospitality. After the meal, make your way to the bar or to the in-house club.
Haltingerstrasse 11 – restaurantconcordia.ch
Auf zu einem kulinarischen Abenteuer: Hier stehen die Teller in der Mitte des Tisches und alle dürfen probieren. Ebenfalls im Mittelpunkt: Saisonales Gemüse, modern interpretiert, präzise verarbeitet und mit viel Liebe zubereitet. Dazu gibts hausgemachten Kombucha, handverlesene Weine oder Bubbles. Die vegetarische haute Cuisine hat ihren Preis, aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Off on a culinary adventure: the dishes here are placed in the middle of the table and everyone can help themselves. Also in the spotlight: seasonal vegetables, with a modern touch, precisely prepared and cooked with great care. Served with home-made kombucha, carefully selected wines and bubbly. This vegetarian haute cuisine comes at a price, but it is worth treating yourself every now and then.
UMAMIHINTER DEN KULISSEN DES THEATER BASEL
ZWISCHEN FIKTION UND REALITÄT
Eine Tür zur Gruft, ein Bunker, Blut im Büro, Hochzeitskleider bis zum Horizont und ein goldenes Ohr an der Wand – wir besuchen das Theater Basel. Setzen uns nicht etwa als Gast in den Zuschauerraum, sondern schleichen staunend und ehrfürchtig hinter der Bühne herum und verlieben uns umgehend in dieses magisch-verrückte Universum, in dem täglich neue Welten erschaffen werden.
Text & Bilder: Janine Wagner
Da liegt eine Leiche im Keller. Blasse Zehen schauen unter blauem Tuch hervor. Wir befinden uns tief unter der Erdoberfläche, im Verbindungsgang zwischen Theater und Schauspielhaus. Unterhalb des Grundwasserspiegels gar – was die Flecken am Beton erklärt. Hin und wieder tropfts von der Decke. Die Leiche stört das nicht. Was ist oben, was unten? Was künstlich, was echt? Hier, im Theater Basel hinter, unter und oberhalb der Bühne verschwimmen die Grenzen. Und genau darum bin ich da.
«Um
einen neuen Vorhang aufzuhängen,
braucht
es jeweils 14 Mitarbeitende.»
Es ist exakt diese Zwischenwelt, die mich fasziniert. Die roten Samtvorhänge, die weiten Zuschauerreihen, der Glamour, die Bravo-Rufe und der Applaus; das Vor-der-Bühne ist mir bekannt. Ich bin hier, um das Dahinter zu entdecken. Gemeinsam mit Anja Adam, Frau mit Generalschlüssel, mache ich mich auf den Weg. Sie war Musiktheaterpädagogin und Dramaturgin, ist aktuell Co-Leiterin des Theater Public und Mitglied der Theaterleitung. «Seit acht Jahren bin ich am Theater Basel. Und finde bis heute immer wieder mir unbekannte Räume», erzählt sie lachend. Kein Wunder, denn was man von aussen nicht sieht: Das Theater Basel erstreckt sich über 12 Stockwerke, sechs davon befinden sich unter der Erde. 1000 Leute arbeiten hier, 500 davon sind fest angestellt. 70 verschiedene Berufe aus 30 Nationen sorgen dafür, dass jeden Abend ein anderes Stück gespielt werden kann.
Von einer vergessenen Billettkasse und Samt-Soffitten
Anja empfängt mich am Theaterplatz, der offiziell gar keinen Namen hat, weil er lediglich das Dach eines Parkhauses ist und darum aus statischen Gründen für kaum etwas zu gebrauchen. Ein dunkler Seiteneingang führt uns direkt zu einem historischen Eisentor. Der Sandstein der Elisabethenkirche berührt hier den Beton des Theaters. «Denkmalschutz in den 1970er-Jahren? Fehlanzeige», lacht Anja. «Das Theater wurde Mauer an Mauer an die Elisabethenkirche drangebaut. Vom Theater aus führt eine Tür direkt in die Gruft der Familie Merian.» Überhaupt bietet der Bau der Architekten Schwarz & Gutmann einige Besonderheiten. Das riesige Betondach, Symbol eines Zirkuszelts, ist an der dünnsten Stelle gerade einmal 12 Zentimeter dick. «Die Architekten hatten nie zuvor ein Theater gebaut. Darum haben sie auch die Billettkasse vergessen. Sie wurde nachträglich eingebaut, war viel zu klein. Darum ist sie heute im Theater drin», weiss Anja. Nicht vergessen wurde hingegen der Bunker. Er erstreckt sich über weite Flächen im Untergeschoss, unterteilt durch unzählige Türen, Duschen und Toilettenanlagen inklusive – ein etwas unheimlicher Irrgarten, der heute als Kostümlager dient.
Überraschend riesig präsentiert sich die Grosse Bühne von hinten. «Sie ist genau doppelt so hoch und noch einmal so tief wie aus dem Zuschauerraum ersichtlich, damit Bühnenbilder und Vorhänge hochgezogen und im Boden versenkt werden können», flüstert Anja. Gerade findet eine Lichtprobe statt, Stille ist geboten. Für jede Produktion müssen 412 Scheinwerfer neu justiert werden. An der Wand steht in grossen Lettern: Nichts anstellen. Metallteile der aktuellen Ballettproduktion verdecken Teile des Schriftzugs. Wir kommen an einem Unfallauto (eine Requisite) vorbei und steigen über ein paar Metallrohre zu einer schmalen Türe im Dunkeln: das Vorhanglager. Aufgerollte Stoffe, so weit das Auge reicht. Nummeriert und angeschrieben mit «Samt-Soffitten», «Portalschleier» oder «Operafolien». «Um einen neuen Vorhang aufzuhängen, braucht es jeweils 14 Mitarbeitende», weiss Anja. Und dann erblicke ich ihn: den grössten Lift, den ich je gesehen habe. 8,8 Meter hoch. Mit ihm werden nachgebaute Häuser, Flugzeuge oder Eisenbahnwaggons transportiert. Sogar eine Giraffe hätte hier noch Luft nach oben.
Profis erschaffen Traumwelten
Mit dem monströsen Lift geht es runter in die Katakomben. Es wird laut. Sägekreischen, Schleifmaschinengeheul, Gehämmer. Wir sind in den Werkstätten. Konstrukteure, Bühnenbildner, Plastiker, Schreiner, Schlosser – sie alle arbeiten hier an den Bühnenbildern. Rund 25 neue gibt es pro Spielzeit. «Jeweils am Morgen wird das Bühnenbild vom letzten Abend abgebaut und das Probe-Bühnenbild montiert. Am Nachmittag nach den Proben wird alles wieder versorgt und die Kulisse für den Abend aufgestellt. Äusserst personalintensiv, das Ganze –aber toll fürs Publikum!», meint Anja. Im Malsaal, der direkt unter den Glas-Pyramiden liegt, weist sie mich auf die gespannten Netze an der Decke hin. «Wegen den Kindern, die oben gerne auf den Pyramiden herumklettern, regnet es hier unten immer wieder Steinchen und Mörtel …» Die Wand hängt voller Gemälde: Rembrandt, Anker, van Gogh? Nein, Abschlussarbeiten der Lernenden. Und überall Plastiken: Ein goldenes Ohr, ein Drachenkopf, Kakerlaken, ein weisser Hai. Ein Nashorn hat eine überdimensionale Orange aufgespiesst. Staffeleien, Tische, Stühle und Böden sind übersäht mit Farbklecksen. Ich kann mich kaum sattsehen.
Wir machen uns wieder auf den Weg nach oben. Vorbei an Mitarbeitenden, die im Gang einen Tanzboden ausrollen. Anja zeigt mir Kunstschnee, auch «Hollywood-Schnee» genannt. In Tat und Wahrheit sind es Plastikfötzeli, die aussehen, als hätte man einen billigen Einweg-Plastiksack zerfleddert: «Wenn es im Theater schneit, beginnt das Publikum zu frieren, obwohl sich an der Temperatur nichts verändert», erzählt Anja. «Und genau das ist doch der Mehrwert vom Theater: Du befindest dich hier in einer Welt zwischen Fiktion und Realität. Kaum etwas ist hier echt. Aber alles sieht echt aus.» Das schmutzige Kleid, das Erbrochene auf dem Hemd – alles künstlich auf den Stoff appliziert. Die Leiche im Keller – aus Silikon. Das Spiegelei auf dem Teller – Papiermaché. «Universal Effektblut» lagert im Kühlschrank des Requisiten-Büros. Es riecht etwas gewöhnungsbedürftig nach Pfefferminz-Sirup und kann getrunken werden. Im Kostümfundus lagern Tausende von Kleidern aus allen Epochen, in allen Farben, zu allen Themen. Hochzeitskleider, so weit das Auge reicht. Was es noch nicht gibt, wird von Kostümbildnerinnen entworfen, im Schneideratelier genäht. Die engen Gänge sind voll mit Material, die Wände voller Ideen, nichts, das man hier nicht findet, das hier nicht entstehen kann.
Während unter der Erdoberfläche die Tänzerinnen und Tänzer trainieren und auf den Probebühnen neue Stücke einstudiert werden, diskutieren im 9. Stock die Maskenbildnerinnen über den perfekten Look für die kommende Produktion und auf Etage 12 üben Sängerinnen und Sänger ihre Partituren. Nur im Orchestergraben und in den Künstlergarderoben ist es noch ruhig. Der Bildschirm im Aufenthaltsraum zeigt eine dunkle Bühne. Erst am Abend kochen hier die Emotionen hoch, treffen geschminkte Gesichter und Kostüme auf schwitzige Hände, die Nervosität vor dem Auftritt auf die Erleichterung danach.
Es ist eine grosse, vielfältige, etwas verrückte Welt, deren Konzentrat täglich auf der Bühne zusammenkommt, ein Publikum begeistert. Ein magisches Unterhaltungs-Universum inmitten der Stadt, allein dazu da, die Menschen zum Staunen, Nachdenken, Lachen, Weinen und Träumen zu bringen. Am Ende unserer Reise durch endlose Treppenhäuser und Gänge, Tunnel, Werkstätten und Ateliers, vorbei an Tanzsaal und Probebühnen, zwischen Kleiderständern und Requisiten hindurch, durch den Bunker und wieder zurück sagt mir Anja: «Jetzt hast du etwa einen Viertel des Ganzen gesehen.»
DAS THEATER BASEL
Als grösstes Dreispartenhaus der Schweiz zeigt das Theater Basel auf drei Bühnen Oper, Schauspiel und Ballett – rund 600 Vorstellungen von über 25 Neuproduktionen pro Spielzeit. Seit der Spielzeit 22/23 wird zudem das Theater Public, unter anderem mit dem Foyer Public, einem öffentlichen Raum für alle mitten im Theater angeboten. Theaterintendant ist Benedikt von Peter.
Das charakteristische Gebäude mit dem riesigen Hängedach aus Beton wurde zwischen 1969 und 1973 nach den Plänen des Architekturbüros Schwarz & Gutmann errichtet. Es erstreckt sich vom Theaterplatz bis zum Pyramidenplatz, unter dessen Lichtkuppeln unterirdisch der Malsaal liegt. Das Dach überspannt 60 Meter und wiegt um die 1000 Tonnen. Der Tinguely Brunnen vor dem Theater zeigt an, wo die Bühne des alten Theatergebäudes stand, das 1975 gesprengt wurde.
THEATER BASEL
Theaterstrasse 7 – theater-basel.ch
“Fourteen members of staff are required each time a new curtain has to be hung.”
BEHIND THE SCENES AT BASEL’S THEATRE –INBETWEEN FICTION AND REALITY
A door to a tomb; a bunker; blood in an office; a row of wedding dresses stretching to the horizon and a golden ear on the wall – we are on a visit to Basel’s theatre. But not to sit down in the auditorium as part of the audience. We are prowling around behind the stage; marvelling and admiring and falling instantly in love with this magical, crazy universe, where new worlds are created every day.
There is a corpse, prostrate in the cellar. Pallid toes peeking out from beneath a blue cover. We are deep underground, far below the earth’s surface, in a subterranean corridor connecting the main theatre and its subsidiary, the playhouse (Schauspielhaus). In fact, we are even below the groundwater level, which explains the damp patches on the concrete. Every now and then water drips from the ceiling. Not a problem for the corpse lying there. What is above, what is below? What is simulated, what is real? Here, at Basel’s theatre, behind, below, above the stages, the boundaries are blurred. Which is precisely why I have come.
It is this world between that fascinates me. The scarlet velvet curtains, the sweeping rows of the audience, the glamour, the cries of bravo! And the applause; I am already familiar with front-of-stage. I am here to discover what is hidden behind it. I set off in the company of Anja Adam, the lady with the master key. She started her career teaching musical theatre and dramaturgy, and is now the co-director of “Theatre Public” and a member of the theatre’s management board. “I have been with Basel Theatre for eight years now and yet I still keep discovering rooms I’ve never seen before,” she tells me with a laugh. No wonder really, because what you do not notice from the outside, is that Basel’s theatre is spread over 12 floors, and six of them are subterranean. A thousand people work here, five hundred of them are permanently employed. Seventy different professions, people from 30 different nations, all work to ensure that a different play can be performed here each evening.
Tales of forgetting the ticket office and velvet teasers
Anja meets me at the theatre square, which has no official name because it is simply the roof over a multi-storey carpark and cannot really be used for anything due to structural considerations. We enter a gloomy side entrance which takes us straight to an historic iron gate. The sandstone of the Church of Saint Elisabeth meets the concrete of the theatre here. “Preservation of historic buildings in the 1970s? Forget it,” laughs Anja. “The theatre was constructed wall-to-wall with, the church. But a door from the theatre leads directly into the crypt of the Merian family.” In fact, this building designed by the architects Schwarz & Gutmann, has a few unusual features. The huge concrete roof, designed in the style of the roof of a circus tent, is only 12 centimetres thick at its weakest point. “The architects had never designed a theatre before. Which is why they forgot to include a ticket office. It was added later but was much too small. So now it is inside the theatre,” explains Anja. What was not forgotten was the nuclear bunker. It stretches over a wide area of the basement, divided up by countless doors, has built-in showers and sanitary facilities – a slightly eerie labyrinth which is now used to store costumes.
The main stage is surprisingly vast when viewed from behind. “It is precisely double as high and twice as deep as the area that can be seen from the auditorium. This is so the stage sets and the curtains can be raised and lowered into the stage floor,” Anja is whispering now because a lighting rehearsal is in process and silence is required. The 412 spotlights have to be readjusted before each production. There is a notice on the wall in large letters: Keep this wall free. Metal components used in the current ballet production obscure some of the notice. We pass a car crash (a prop) and step over a couple of metal pipes to enter a narrow doorway into a darkened room: where the drapes are stored. Fabrics rolled up as far as the eye can see. Numbered and labelled as “velvet teasers”, “gateway curtain” and “opera foils”. “Fourteen members of staff are required each time a new curtain has to be hung,” Anja tells me. And then I notice the most enormous lift I have ever seen: 8.8 metres high. It is used to transport replicas of houses, aeroplanes, and railway carriages. Even a giraffe would have plenty of headspace here.
Experts creating dreamscapes
This monstrous lift transports us down into the depths of the catacombs. And now things get noisy. The screech of saws, whine of sanding machines, hammering. We are down in the workshops. Draughtsmen, set designers, sculptors, carpenters, metalworkers – they are all working on the stage sets here. Around 25 new sets are needed each season. “Each morning, the stage set from the previous evening is dismantled and the stage prepared for the rehearsals. Then in the afternoon when the rehearsals are finished, everything is cleared away again and the stage is set up for the evening performance. It is all very labour-intensive – but it’s wonderful for the audience!,” says Anja. In the paint shop, directly below the glass pyramids next to the church, she points out the net spanning the ceiling.
“That’s because of the children who like climbing around up there on the pyramids; we sometimes get sudden showers of gravel and bits of mortar down here …” The walls are full of paintings: Rembrandt, Anker, van Gogh? No, they are the graduation works of the apprentices. And effigies everywhere: a golden ear, a dragon’s head, cockroaches, a white shark. A rhinoceros who has speared a monumental orange. The easels, tables, chairs, and floor are all splattered with paint. I can hardly tear myself away.
We start making our way back upstairs again. Past the members of staff busy rolling out a dance floor in the corridor. Anja shows me the artificial snow, also known as “Hollywood snow”. In fact, it is shreds of plastic that look as though someone has ripped up some cheap, flimsy plastic bags: “When it snows in a theatre piece, the audience starts to feel cold even though the temperature hasn’t changed at all,” Anja explains. “And that is precisely what makes the theatre so special: you are suspended in a transient world, somewhere between fiction and reality. Hardly anything is real here. But everything looks real.” The soiled dress, the vomit stains on a shirt – all artificial, appliqued to the fabric. The corpse in the cellar – made of silicone. The fried egg on the plate – papier-mâché. “Universal fake blood” is stored in the fridge in the props office. It smells like peppermint sirup, which takes a little getting used to, and is drinkable. The wardrobe contains a collection of thousands of costumes from every era, in every colour and for every theme. More wedding dresses than you can imagine. If something does not exist yet, the costumers design it and it is then created in the tailor’s workshop. The narrow corridors are full of stuff, the walls full of ideas; there is nothing you cannot find here, nothing that cannot be created.
The dance troupe trains below ground while new plays are being rehearsed on the stages; meanwhile on the 9th floor the make-up artists are discussing the perfect look for the next production and on the 12th floor the singers are practicing their scores. The only peaceful corners are the orchestra pit and the artists’ dressing rooms. The screen in the common room displays nothing but a darkened stage. It is in the evening that the emotions here will start to erupt, perfectly painted faces and costumes but sweaty hands; nerves before the performance followed by a burst of relief afterwards.
It is a huge, multifaceted, and slightly crazy world, which comes together in concentrated form on the stage each evening to the delight of the audience. A magical world of entertainment in the middle of the city, designed solely to astound, to make people reflect, laugh, cry and dream. At the end of our journey through the endless stairways and corridors, tunnels, workshops, and studios, as we pass by the dance hall and the rehearsal stages, between the clothes racks and the props, through the bunker and back to where we started, Anja says: “Well now you’ve seen about a quarter of the whole thing.”
As Switzerland’s largest tripartite theatre, the ‘Theater Basel’ presents a repertoire of three disciplines: opera, theatre, and ballet on three stages – around 600 performances of 25 new productions each season. The ‘Theater Public’ was initiated during the 22/23 season, including the ‘Foyer Public’ project, to provide a space open to the general public inside the theatre. Benedikt von Peter is the theatre’s current artistic director.
The distinctive building with its huge suspended roof in concrete was constructed between 1960 and 1973 according to plans by the architectural office of Schwarz & Gutmann. It extends from the theatre square to the pyramid square, beneath the skylights of which lies the theatre’s subterranean paint shop. The roof spans 60 metres and it weighs 1,000 tons. The Tinguely fountains in front of the main entrance mark the position of the old theatre, which was blown up in 1975.
Theaterstrasse 7 – theater-basel.ch THEATER BASEL BASEL THEATREEINE STADT STRICKT
SICH FORT
Basel Nord ist derzeit eine der angesagtesten Ecken der Stadt. Allein rund um den Beckenweg und das Lokal Claire zeigt sich, was Architektur für ein Quartier tun kann. Die gesamte Entwicklung Volta Nord geht aber noch deutlich weiter.
Text & Bilder: Andreas Schwald
Im Café Claire wird an diesem sommerlichen Dienstag Ende April gerade montiert. Auf das einjährige Jubiläum gönnen sich die Inhaber eine grosse Steckwand hinter der Bar. Nicht nur die stadtweit einzigartige Auswahl von zehn verschiedenen Negronis will angepriesen sein. Das Lokal am Basler Beckenweg zeugt durch und durch von Geschmack: Schöne Hölzer, eine stilvolle Bar, dezente Messingelemente – hier verbringt man gerne Zeit. Das Claire ist ein modernes Wohnzimmer, eine Insel im quirligen Norden von Basel.
Noch läuft nicht ganz alles nach Plan, zumindest draussen. Zwar ist die direkte Nachbarschaft des Cafés fertiggebaut, doch der grösste Teil der Entwicklung lässt noch auf sich warten – der neue Park existiert erst in der Planung, stattdessen stehen dort die Reste des alten Parkhauses. Solche Kontraste definieren die Umgebung zurzeit: Während die bunten Genossenschaftshäuser am Beckenweg bezogen sind und Hunderte parkierte Velos von zahlreichen Bewohnenden zeugen, ist Richtung Norden vieles der künftigen Entwicklung erst auf Karten auszumachen.
Was aber gebaut ist, hat Vorzüge. «Die Umgebung hier hat etwas von Dorfcharakter: Ruhig, gemütlich, schön», sagt Geschäftsführer Yannick Studer, während er am langen Tisch im Claire sitzt und helles Licht durch die Fensterfront fällt. «Ich bin immer noch total happy über das Claire – es ist einfach ein richtig schöner Ort.» Dennoch ist fürs Claire Durchhaltefähigkeit angesagt: Wegen der langwierigen Bauprozesse ist die weitere Nachbarschaft heute noch nicht so ausgebaut, wie sie es sein sollte.
Doch zum Glück ist das Claire mehr als ein Quartiercafé für Anwohnende. Es ist ein Verweil- und Durchgangsort in einer der grössten Entwicklungen von Basel-Stadt. Die entspannte Atmosphäre tagsüber und die Gemütlichkeit am Abend machen das Café mit Bar einzigartig: Wer in gepflegter Stimmung an einem der architektonisch angesagtesten Orte von Basel teilhaben will, ist hier richtig.
Die neuen Wege des Städtebaus
Das Areal um den Beckenweg heisst Lysbüchel Süd. Es ist der südlichste Teil der Basler Entwicklung Volta Nord, die sich gegenüber des Novartis Campus bis zur französischen Grenze erstreckt. Neben der Stiftung Habitat, die den Südteil bebaut hat, entwickelt der Kanton mit Immobilien Basel-Stadt, aber auch mit den SBB als Grundeigentümerinnen den Grossteil von Volta Nord weiter. «Es geht darum, dass der Wandel eines Areals in Gestaltung und Nutzen spürbar den Charakter des Quartiers und der Geschichte aufnimmt», sagt Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister von Basel-Stadt.
BASEL MOMENTS
Wo einst Lagerhallen standen und Logistik auf Hochtouren lief, gehen heute bereits Kinder zur Schule: in einem geschickt umgenutzten Gewerbebau des Schweizer Detailhandel-Konzerns Coop. Nebenan, in der riesigen Halle namens ELYS, werden Trendsportarten gepflegt. Und wenige Meter entfernt wohnen in einem ehemaligen Weinlager junge Familien in vielbesprochener und ausgezeichneter Baukultur.
Das Wachstum im Norden soll das Quartier St. Johann erweitern. Von den bunten, verspielten Blockrandbebauungen in Lysbüchel Süd wird sich das Quartier nach innen in abgestuften, grossen und kleinen Massstäben entwickeln – eine Reminiszenz ans Industrielle, das die Umgebung lange definierte. «Das Quartier weiterstricken»: So könnte man das Prinzip nennen, das hier zur Anwendung kommt.
Man hat aus Jahrzehnten der Stadtentwicklung gelernt. Das zeigt sich auch in den Steuerungsmitteln: Der Kanton nutzt gezielt Wettbewerbe, um gestalterische Leitlinien zu setzen, aber auch, um eine hochstehende Auswahl an Projekten zu schaffen. Hinzu kommt ein städtebauliches Regelwerk. «Aus den Projekten soll mehr entstehen als die Summe der einzelnen Teile», sagt Aeberhard. Im Regelwerk definiert die Stadt die wichtigsten Prinzipien des Städtebaus und der Landschaftsplanung.
«Wir schreiben gewisse Qualitäten vor, die eine Entwicklung ausmachen müssen; dieser Leitfaden bildet die Grundlage zur Qualitätssicherung.» Die Identität des Quartiers zu erhalten, statt extreme Kontroste zu schaffen – auch darum geht es in einer Stadt, die grosses Wachstum verzeichnet, aber die eigene Erscheinung pflegen will.
Lysbüchel Süd: Zwischen Glücksfall und Exempel «Auf Lysbüchel Süd sehen wir: Wenn alle alles tun können, dann tun sie das auch», sagt Aeberhard. «Wenn ein Areal so kleinteilig ist wie Lysbüchel Süd, dann funktioniert das toll». Jedoch gilt auch hier: Alles mit Mass. Würde man dies in einem weitaus grösseren Massstab anwenden, ergäben sich schnell Schwierigkeiten. Das reicht von der Wirtschaftlichkeit bis hin zu städtebaulichen Ansprüchen.
Das sieht auch die Stiftung Habitat so. Das Vorgehen vor Ort ist auf Lysbüchel Süd zugeschnitten. Das zeigt sich auch in der gemeinsamen Ausgestaltung mit den zwölf Bebauungspartnern, also bestehenden Baugenossenschaften, aber auch Neugründungen, die sich um eine der 15 Parzellen beworben hatten. Drei Parzellen bebaute Habitat selbst.
«Zum Ziel, eine Reminiszenz an die bestehende Stadt zu schaffen, gehört auch, mit kleinen Parzellierungen zu arbeiten», sagt Raphael Schicker, Leiter Projektentwicklung der Stiftung Habitat. Das Resultat ist eine Collage aus Bauten, die nicht durch die Menge der Bewohnenden Diversität schaffen muss, sondern dies durch die Vielzahl an individuellen Bauten und inhaltlichen Schwerpunkten tut.
Bemerkenswert sind drei Perspektiven. Erstens: Das Tempo. Im Februar 2018 lancierte Habitat als Grundeigentümerin den ersten Aufruf, mit dem nach Bebauungspartnern gesucht wurde. Jetzt, gerade sechs Jahre später, ist die Bebauung praktisch abgeschlossen.
Nur die Stiftung selbst finalisiert noch ein letztes Projekt, dessen Bezug auf das erste Quartal 2025 vorgesehen ist.
Die zweite Perspektive ist die Zonierung. Im Gegensatz zu den meisten Entwicklungen in Basel, wo ein Zonenplan angepasst werden muss, um höher oder anders bauen zu können, beliess Habitat die Zone bei 5a.
«Diese bot uns einerseits ausreichend Entwicklungsmöglichkeiten für unser Vorhaben, andererseits entspricht sie auch dem restlichen, bestehenden Quartier», sagt Schicker. Damit setzte man sich auch nicht den politischen Unsicherheiten einer Teilnahme am Bebauungsplan Volta Nord aus – eine massive Zeitersparnis.
Und dann ist da eben die dritten Perspektive: Das «Weiterstricken» des Quartiers. «Im Fall von Lysbüchel Süd schien uns dieses Vorgehen angebracht», sagt Schicker: «Im St. Johann dominieren traditionelle Blockrandbebauungen. Wir wollten eine Fortsetzung und Ergänzung der bisherigen Baukultur ermöglichen und nicht die grossen Kontraste zur Umgebung schaffen.»
Es ist das Gefühl des Gewachsenen, das den Charme ausmacht. Auch für Habitat ist die Erfahrung in dieser Form noch neu. «Wir werden sehen, wie sich das Quartier, die Genossenschaften und auch die Struktur der Bewohnenden entwickeln», sagt Schicker. «Wichtig ist uns, die Voraussetzungen für einen vielfältigen, durchmischten und lebendigen Stadtteil geschaffen zu haben, der sich entwickeln und verändern kann, aber langfristig dem Stiftungszweck entspricht.»
The northern corner of Basel is currently one of the most up-and-coming areas in the city. Just the area around the Beckenweg and the Claire café, already clearly demonstrates what architecture can do for an area. But the overall development of the Volta North area will go a whole lot further.
It’s a summery Tuesday at the end of April and at the Café Claire they are in the process of installing a small exhibition. To celebrate the anniversary of their first year, the owners have treated themselves to a large pinboard behind the bar. It is not just their range of ten different Negroni’s, unparallelled anywhere else in the city, that is to be extolled. This café, situated in Basel’s Beckenweg, incorporates good taste, through and through: beautiful wood, a stylish bar, understated brass elements – a pleasant place to while away the time. The “Claire” is a modern living room, a peaceful haven in the bustling northern end of Basel.
Not everything has been completed to plan yet, at least not in terms of the open-air areas. While the buildings in the immediate vicinity of the café have all been completed, a major area of the development is still to come – the new park is still only in the planning phase, and the remains of the old multi-storey carpark still occupy the space where the park should be. The whole area is currently characterised by these kinds of contrasts: While the brightly coloured housing cooperatives along the Beckenweg are fully occupied and the hundreds of bikes parked in front of them bear witness to the many inhabitants, a lot of the development further to the north is still only to be found in plans.
But what has been built is attractive. “The area around here feels like a village: peaceful, pleasant, beautiful,” says Yannick Studer, the general manager, seated at the long table in the Claire café and enjoying the bright sunlight shining in through the windows. “I am still really happy with the ‘Claire’ – it really is a lovely place.” But some perseverance is still required: because of the prolonged construction phases, the area round about is not yet as fully developed as it should be.
Luckily, the Claire is more than just a local café for the people who live next door. It is a place that you can linger in and a gateway to one of the major new developments in the city of Basel. The relaxed atmosphere during the day and the conviviality in the evening make the café with its bar exceptional: If you want to spend some time in a sophisticated atmosphere in one of the most exciting new architectural areas of Basel, then you are in the right place here.
New directions in urban development
The area around the Beckenweg is known as Lysbüchel South. It is the southerly end of Basel’s development of the Volta North, which stretches from just opposite the Novartis Campus up to the French border. Basel City partnered with the Habitat Foundation, which developed the southerly area mentioned, but also with the canton’s own real estate department ‘Immobilien Basel-Stadt’ and the national railway, the SBB, which owns a large section of the Volta North. “One of our aims is to ensure that the transformation of an area, in terms of construction and how it is utilised, also perceptibly reflects the character of the quarter and its history,” says Beat Aeberhard, the Chief Architect of Canton Basel-City.
Where warehouses once stood and logistical outfits were working at full pelt, children now already attend school: in an ingeniously converted industrial building belonging to the Co-op, a Swiss retail group. Next door, in a gigantic building known as the ELYS, you can participate in trend sports. And a few metres away young families live in a former wine warehouse, a conversion hotly reviewed and highly acclaimed.
The concept for this development to the north was conceived as an extension to the St. Johann district. From the bright and cheerful developments around the perimeter of the area in Lysbüchel South, the design for the area towards the centre is graduated on larger and smaller scales – an homage to the industrial usage that long characterised the area. The principle being applied here could be described as “patchworking onto the quarter”.
The lessons from many decades of urban development have been learned. This is also clearly demonstrated by the controlling methods chosen: the canton deliberately uses competitions to set the guidelines for the designs, but also to generate a selection of projects of high standard to choose from. There is also an official policy on urban development. “The result of the projects chosen should be more than the sum of the individual parts,” says Aeberhard. In its policy guidelines, the city has laid down the most important principles of urban and landscape planning to be adhered to.
“We stipulate specific qualities that a development has to incorporate; and these guidelines form the basis for our quality controlling.” Preserving the identity of a neighbourhood rather than creating extreme contrasts – is also vital in a city experiencing a high rate of growth but wishing to preserve its character.
Lysbüchel South: a lucky chance and an example
“What we have observed at the Lysbüchel South is this: when everyone can do everything then they really do it,” says Aeberhard. “When an area is as compartmentalised as the Lysbüchel South, this approach works very well.” But here too, the principle of ‘everything in moderation’ applies. If we tried to apply this approach on a much larger scale, we would quickly run into difficulties. These would range from economic viability through to the requirements of urban planning.
The Habitat Foundation shares this view. Proceeding on site was perfect for Lysbüchel South. This is also evidenced by the plans jointly designed in a cooperation of the twelve parties involved in the development, which included existing housing cooperatives, but also a newly established cooperative which applied for one of the 15 plots available. Habitat developed three of the plots itself.
“The aim of creating something reminiscent of the city as it was, also included working with smaller subdivisions of land,” says Raphael Schicker, who is Head of Project Development at the Habitat Foundation. The result is a collage of buildings that does not have to create diversity via the multitude of its residents, but has done so through the variety of its individual buildings and substantive focal points.
Three aspects of the project are striking. First: the tempo. Habitat, as the owner of the land, issued the first invitation to participate as development partners in February 2018. Now, just six years later, the building work is practically completed. It is only the foundation itself that is still finalising one last project, which is scheduled for completion in the first quarter of 2025.
The second aspect is how the area was zoned. In contrast to most developments in Basel, where the zoning plan has to be adjusted to allow for higher or different types of building, Habitat left the zone here as 5a. “It allowed us enough room for development in terms of what we were planning and it also meant that we fitted in with the existing neighbourhood,” says Schicker. This meant they were not exposed to the political uncertainties of involvement in the development scheme for Volta North – a massive economy of time.
And finally, the third aspect: the “patching onto” the neighbourhood. “In the case of Lysbüchel South, this approach seemed the right one to us”, says Schicker: “St. Johann is dominated by traditional perimeter blocks. We wanted to follow up and extend on this existing building style rather than create too great a contrast with the surrounding area.”
The charm of the development is the result of the feeling that it has evolved naturally. This form of development has also been a new experience for Habitat. “We are going to be watching how the neighbourhood, the housing cooperatives and the composition of the residents who live here develops,” says Schicker. “What we believe is important is that we have created the conditions for a diverse, well-mixed and lively neighbourhood that is in a position to develop and change, but will remain in line with the Foundation’s goals in the long term.”
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DIE BESTEN CLUBS DER STADT
BEWEGTE NÄCHTE
Augen zu, fühl das Wummern im Bauch und das Wohlgefühl, das die Wirbelsäule hochklettert. Die Hormone jubeln, das Glück brodelt, die Füsse kribbeln. Tanz! In folgenden Clubs wird die Nacht flugs zum Tag.
SINGER KLUB
Stadthausgasse 10 – singerklub.ch
Er war schon Striptease-Lokal und Kino – heute ist er der zentralste Klub der Stadt: Im Singer am Marktplatz geht’s weltstädtisch zu und her; Licht- und Soundsystem finden sich auch im «Berghain» oder im «Tresor» in Berlin.
It used to be a striptease bar and then a cinema – now it is the most centrally located club in town: In the Singer at the Marktplatz everything is very cosmopolitan; the light and sound systems are equivalent to those at the “Berghain” and the “Tresor” in Berlin.
ELYSIA
Frankfurt-Strasse 36 – elysia.ch
Elektronische Musik jeder Couleur zu Clubsound wie in einem Studio: Techno, Psytrance, Ambient, Industrial, Acid House, Soul und Jungle für Menschen mit mannigfaltigen Biografien, Werten und Interessen. Ebenerdig, stufenlos und rollstuhlgängig.
Electronic music of every variety in a club with sound like a studio: techno, psytrance, ambient, industrial, acid house, soul, and jungle for people with very different backgrounds, values, and interests. All at ground level, with no steps, completely wheelchair-accessible.
DAS VIERTEL
Münchensteinerstrasse 81 – dasviertel.ch
Von Afrobeats bis House, Acid, Electronica oder Techno – ja, sogar Bravo-Hits gibt es hin und wieder im Viertel und so bietet der Klub auf zwei Floors eine abwechslungsreiche Nightlife-Erlebniswelt mit gesunder Mischung aus lokalen Grössen und internationalen Gästen.
From Afro-beats to house, acid, electronica, and techno – in fact, every now and then they even play pop compilations at the Viertel. This club offers an eclectically varied nightlife on its two floors with a healthy mixture of local celebrities and international guests.
Steinenvorstadt 54 – sohobasel.ch
Auf drei Etagen kannst du hier den ganzen Abend verbringen; Flammkuchen Essen und apérölen mit Blick auf den Boulevard und danach die Treppe runter zum Tanzen. Das Programm ist bunt – Reggaeton, House oder Latin Vibes bringen dich genauso in Schwung wie Latin Music oder R’n’B.
You can spend an entire evening on the three storeys of this club; eat tarte flambée and drink aperitifs with a view over the boulevard and then return down the stairs for some dancing. The program is motley – reggaeton, house and Latin vibes will get you in the swing, as will the Latin music and R’n’B.
Westquaistrasse 19 – nordstern.com
Mehrfach ausgezeichnet und legendär: In einem über 100 Meter langen Schiff liegt dieser akustisch perfekte Clubraum, der weit über die Landesgrenze hinaus bekannt ist. Er ist der Treffpunkt für DJs aus aller Welt und somit Hotspot für Fans elektronischer Tanzmukke.
It has won many awards and is legendary: This ship, over 100 metres in length, houses a club room with perfect acoustics the fame of which extends far beyond the borders of Switzerland. It is a meeting place for DJs from all over the world and a hot spot for fans of electronic dance music.
Barcelona-Strasse 4 – kinker.ch
In diesem Safe-Space wird respektvoller Umgang mit allen Menschen grossgeschrieben. Hier geht es um Respekt und Toleranz. Und natürlich um Musik: Auf drei Floors gibt es Techno und zwar hart: 140+ bpm werden hier meist von weiblichen DJs auf die energetisch tanzende Meute abgefeuert.
This is a safe space, where respectful social interactions with everyone are a top priority. The motto here is respect and tolerance. And, of course the music: It’s techno on all three floors – and hard-core: 140+ bpm are fired off at the crowd of energetic dancers here, and most of the DJ’s are female.
Steinenbachgässlein 34 – balzklub.ch
Mitten in Grossbasel und doch gut versteckt: Der Balz Klub wird kaum zufällig gefunden, sondern sehr bewusst ausgewählt. Weil sich hier auf zwei Floors unterschiedliche Musikstile treffen und es hier einfach immer gemütlich und cool ist.
Located in the middle of Greater Basel’s old town and yet tucked away: You don’t stumble across the Balz Club by chance, you choose to go there very deliberately: because of the different styles of music to be encountered on the two floors and because the atmosphere is always relaxed and cool here.
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INSTRUMENTEN-MANUFAKTUR AM DREISPITZ
WO AUS BLECH MUSIK WIRD
Lust auf eine musikalische Zeitreise? Bei Egger am Dreispitz spüren Tüftler dem Klang der Renaissance nach, hämmern Handwerker Messing in barocker Manier und fertigen romantische Gravuren an – alles für den besten Klang der Gegenwart. Zu Besuch in der weltweit grössten Manufaktur für historische Blechblasinstrumente.
Text & Bilder: Janine Wagner
Das regelmässige «Pling – Pling – Pling» eines Hammers auf Metall wird von Bruce Springsteens «Glory Days» aus dem Radio untermalt. In einer Ecke pfeift ein Herr fröhlich vor sich hin. «Buongiorno» ruft jemand in die Werkstatt hinein, «buongiorno» tönt es mehrstimmig zurück. Eine friedliche Runde ist das hier bei Egger an der Venedigstrasse am Dreispitz. Ich habs mir hektischer vorgestellt und vor allem lauter – schliesslich bin ich im weltweit grössten Betrieb für historische Blechblasinstrumente. «Normalerweise ist tatsächlich mehr los», schmunzelt Peter Boekels, Chef des Unternehmens. «Doch aktuell sind ein paar Mitarbeitende nicht da, unsere drei Lernenden in der Berufsfachschule …» Gibt es viele junge Menschen, die heute noch Blasinstrumentenbauer werden wollen? «Wir bekommen regelmässig Anfragen», meint Peter Boekels. «Im Sommer startet eine weitere Lernende, dann haben wir jedes der vier Lehrjahre besetzt.» In auffällig feinem Hochdeutsch berichtet er, so dass mir sofort klar ist; der Mann kommt nicht mal eben aus dem grenznahen Südbaden an den Dreispitz zur Arbeit – er klingt nach weiterer Reise. «Hamburg!», bestätigt er denn auch. Er habe Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften studiert und vor fünf Jahren offiziell den Betrieb von Rainer und Rosa Egger übernommen.
«Rainer
Egger ist zweifellos einer der besten Instrumentenentwickler und -bauer unserer Zeit.»
Peter BoekelsDass jemand in der Grossstadt Hamburg seine Karriere abbricht, um in der Kleinstadt Basel Blechblasinstrumente zu verkaufen, dafür braucht es wohl jugendlichen Übermut. «Enthusiasmus eher», meint Peter Boekels. «Mir war von Anfang an klar, dass das eine besondere Chance ist.» Er sei selbst leidenschaftlicher Trompeter, spiele in diversen Orchestern. «Die Musik begleitet mich seit meiner Kindheit.» Als er schliesslich vor einigen Jahren erfuhr, dass die Eggers in Basel eine Nachfolge für ihren Familienbetrieb suchen, war für ihn sofort klar: «Das ist es; mein Leben, meine Passion.» Damals spielte er bereits auf einer Egger-Barocktrompete und kannte die Exklusivität dieses besonderen Familienunternehmens. Er kam für ein Praktikum nach Basel, liess sich vom Chef in die Kunst des historischen Instrumentenbaus einführen, fuchste sich in den Betrieb ein. Und übernahm ihn 2019.
Zu Gast auf den Bühnen dieser Welt Musikerinnen und Musiker auf der ganzen Welt spielen Kompositionen alter Meister auf Egger-Trompeten, -Posaunen und -Hörnern. Die historischen Nachbauten sind in der New Yorker Met, der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper und im Sydney Opera House gleichermassen zu hören. Was ist also das Besondere an den Instrumenten, die in Basel gebaut werden? Die Instrumentenbauer bei Egger haben die Kunst des historischen Instrumentenbaus perfektioniert. Zur Zeit von Johann Sebastian Bach hat eine Trompete anders geklungen als zur Zeit von Johannes Brahms, der rund 100 Jahre später gelebt hat. Anderes Material, andere Werkzeuge, andere Techniken. Bei Egger weiss man, wie ein Instrument um 1680, um 1730 oder 1850 geklungen hat. Und wie man es heute nachbaut. «Wir hämmern das Blech von Hand, sind sehr nah dran an der Original-Herstellung», erklärt Peter Boekels. «Der Zauber an der Sache ist der, dass wir den Klang erzeugen, den der Komponist einst vermutlich selbst im Ohr hatte – und damit das Publikum in eine andere Zeit versetzen.» Doch nicht nur historische Instrumente, auch professionelle moderne Trompeten der Marke Galileo werden bei Egger gebaut. Auch sie sind weltweit gefragt.
Der leidenschaftliche Trompeter Peter Boekels führt die Egger GmbH am Dreispitz.
Gegründet wurde das Unternehmen von Adolf Egger 1940 als Reparaturwerkstatt für Militärinstrumente. Es muss etwa 1967 gewesen sein, als er die ersten Barocktrompeten nachbaute. «Dies ist vor allem dem US-amerikanischen Trompetenvirtuosen Edward Tarr zu verdanken, der damals nach Basel an die Schola Cantorum Basiliensis kam, um hier weiter zu studieren und danach selbst zu unterrichten und zu forschen», so Peter Boekels. In den 1970erJahren stieg die Nachfrage nach historischen Instrumenten und Egger spezialisierte sich. Und weil Adolf Eggers Sohn Rainer selber ein passionierter Tüftler und Entdeckergeist war, trieb er die Entwicklung hin zu perfekt spielbaren und authentisch klingenden Instrumenten weiter voran. Nebenbei optimierte er auch die Kopfstücke fürs Basler Piccolo und brachte so ein Produkt auf den Markt, das vor allem für die Basler Fasnacht bis heute gefragt ist. «Rainer Egger ist zweifellos einer der besten Instrumentenentwickler und -bauer unserer Zeit», ist sich Peter Boekels sicher. 75 Jahre alt sei er unterdessen, «nach wie vor zweimal die Woche im Betrieb anzutreffen und überdies spielt er in verschiedenen Formationen Tuba. Wir pflegen einen sehr engen Kontakt.»
Wissenschaft und Handwerk zugleich
Zwar muss ein Instrumentenbauer nicht zwingend ein Instrument spielen können, denn das Bauen ist genauso wie das Spielen eine Wissenschaft. «In der Realität hat jedoch praktisch jeder Instrumentenbauer einen Bezug zu Musik», so Peter Boekels. In der Werkstatt hämmert, schleift und pfeift es derweil munter vor sich hin. Posaunen, Trompeten, Hörner, eine Tuba und gar eine Geige hängen von der Decke, auf den Werkbänken stehen Ölfläschchen, Mundstücke und Fetttiegel neben Schraubstöcken, Zangen, Ahlen und Feilen. Schubladen tragen geheimnisvolle Beschriftungen wie «Konische Bögen», «Kluppenzüge» oder «Quersteg-Lötlehre». Antik anmutende Maschinen stehen herum, bedeckt mit feinen Messingspänen. Ich kann mich kaum sattsehen an dieser zauberhaften Werkstatt-Welt, in der jeder Mitarbeitende mit Präzision und Gespür genau das tut, was er am meisten liebt und in der jeder Handgriff auf den Millimeter genau sitzt. Ruhig, konzentriert und vergnügt wird hier gehämmert, gebogen, gefeilt, gelötet und poliert. «Manchmal geht auch etwas daneben», gesteht ein Mitarbeiter schmunzelnd und findet zudem: «Gut, dass Sie über uns berichten – wir sind nämlich auf der ganzen Welt bekannt, nur nicht in Basel!»
VOM KLEINEN SERVICE BIS ZUR SPEZIALANFERTIGUNG
Seit 1940 und bis heute bietet die Egger GmbH einen Instrumenten-Service und Reparaturen an. Bekannt geworden ist das Unternehmen jedoch durch die kunstvollen Spezialanfertigungen historischer Instrumente, welche von Musikerinnen und Musikern auf der ganzen Welt gespielt werden. Heute baut Egger zudem professionelle moderne Trompeten der Marke Galileo, die weltweit in Sinfonieorchestern und in der Unterhaltungsmusik gefragt sind. Überdies bietet die Manufaktur eine Vielzahl an Mundstücken an, fertigt Kopfstücke fürs Basler Piccolo, plant, baut und graviert individuelle Instrumente. Historische wie auch moderne Trompeten, Posaunen und Hörner können bei Egger auch gemietet werden.
BLECHBLAS-INSTRUMENTENBAU EGGER GMBH
Venedigstrasse 31, Münchenstein – eggerinstruments.ch
“Rainer Egger is, without question, one of the foremost developers and craftsmen of instruments of our time.”
Peter Boekels
INSTRUMENT MANUFACTORY IN THE DREISPITZWHERE METAL PLATE TRANSFORMS INTO MUSIC
Would you like to take a musical journey back through the ages? At the Egger workshop in the Dreispitz, precisionists track down the tones of the Renaissance, craftsmen hammer brass in the fashion of the Baroque, and handcraft romantic engravings – to produce the best tones currently available. We paid a visit to the world’s largest manufactory for historical brass instruments.
The constant “pling – pling – pling” of a hammer on metal is accompanied by Bruce Springsteen’s “Glory Days” playing on the radio. A gentleman in the corner is cheerfully whistling away to himself. Someone shouts “Buongiorno” into the workshop, and a chorus of voices call “Buongiorno” back. There is an amicable atmosphere here at Egger in the Venedigstrasse in the Dreispitz area. I had been expecting something a bit more hectic and definitely louder – after all, I am visiting the world’s largest workshop for historical brass instruments. “There is usually a lot more going on,” grins Peter Boekels, who is the head of the enterprise “but a couple of our employees are not here at the moment and our three apprentices all have classes at the technical college today…”
Are there a still a lot of young people who want to train to manufacture wind instruments these days? “We receive enquiries quite regularly,” says Peter Boekels. “We have a new apprentice starting in the summer, then we’ll have an apprentice in each of the four years of the training program.” He speaks in a particularly refined High German, so I realise immediately that he is not simply commuting to work in the Dreispitz from South Baden, the German region just over the border – it sounds as though he has journeyed from further afield: “Hamburg!,” he confirms my suspicion. He studied mechanical engineering and business sciences and officially took over the business from Rainer and Rosa Egger five years ago.
It must have taken a touch of youthful recklessness to throw away his career in metropolitan Hamburg in order to come and sell brass instruments in the small city of Basel. “More like enthusiasm really,” replies Peter Boekels. “I realised straight away that this was a special opportunity.” He himself is a keen trumpeter and plays in various orchestras. “Music has accompanied me since I was a child.” When he found out that the Eggers were looking for someone to take over their family business a few years ago, he knew immediately: “This is it; my life, my passion.” He was already playing an Egger Baroque trumpet at the time, and was thus well aware how unique this special family business really is. He came to Basel for an internship, was introduced to the craft of manufacturing historical instruments by the former head of the business, and integrated himself in the company. He took over in 2019.
Guest appearances on stages all over the world
All over the world, musicians play the compositions of the old masters on Egger trumpets, trombones, and horns. These historical reproductions can be heard at the New York Met, the Scala in Milan, the State Opera in Vienna and at the Opera House in Sydney. So what makes these instruments crafted in Basel so special? The instrument makers at Egger have perfected the art of crafting historical instruments. A trumpet played in the era of Johann Sebastian Bach sounded different to those at the time of Johannes Brahms, who lived around 100 years later. Different materials, different tools, different techniques. Here at Egger, they know how an instrument would have sounded, be it around 1680, 1730 or 1850. And how to recreate each one today. “We hammer the sheet metal by hand, and stick as closely as possible to the original manufacturing methods,” explains Peter Boekels. “The magical thing about the whole process is that we recreate the tones as the composers themselves probably knew them, which means we help transport the audience back to another era.” But it is not only historical instruments that they make here at Egger; they also produce professional modern trumpets under the Galileo mark. And they too are in demand all over the world.
The business was established by Adolf Egger in 1940 and was originally a workshop for repairing military instruments. It must have been around 1967 that he recreated the first Baroque trumpets. “This was mainly at the instigation of Edward Tarr, the American trumpet virtuoso, who came to Basel to continue his studies at the Schola Cantorum Basiliensis, and then later to teach and research here himself,” explains Peter Boekels. In the 1970s there was an increase in demand for historical instruments and Egger began to specialise. And because Adolf Egger’s son Rainer was such a passionate and meticulous craftsman and experimenter, he drove the development of their perfectly playable and authentic-sounding instruments even further. At the same time, he optimised a head piece for the Basel piccolo and thus brought a product onto the market which is still very popular these days, mainly at the Basel carnival. “Rainer Egger is, without question, one of the foremost developers and craftsmen of instruments of our time.” Peter Boekels is absolutely convinced about this. “He is now 75 years old but he still comes to the workshop twice a week and he also plays the tuba in various bands. We keep in close contact.”
Science and craftsmanship combined
It is true that instrument makers do not necessarily have to be able to play an instrument themselves, because making the instrument is as much a specialisation as playing it. “But in reality, practically every instrument maker has a close connection to music,” explains Peter Boekels. In the workshop, meanwhile there is plenty of hammering, grinding, and whistling going on. Trombones, trumpets, horns, a tuba and even a violin are suspended from the ceiling, there are oil bottles, mouthpieces and jars of grease lined up along the workbenches, alongside vices, pliers, awls, and files. The drawers are labelled with mysterious inscriptions such as “conical bows,” “tuning slides” and “transverse brace soldering gauge”. There are antique looking machines scattered around, covered in delicate brass filings. I can’t get enough of the magical world in this workshop, in which every member of the team does exactly what they love most, with precision and flair, and where each movement is precise, to the millimetre. Calm, concentrated and clearly with pleasure, they hammer, bend, file, solder, and polish. “Things do go wrong sometimes”. One of the team members admits with a grin and then adds: “It’s great that you are writing an article about us – we are well-known all over the world, just not in Basel!”
FROM MINOR SERVICES TO CUSTOM-MADE INSTRUMENTS
Egger Plc has been providing servicing and repairs for instruments since 1940 and has continued to do so. However, what made the company famous is its highly skilled fabrication of custom-made historical instruments, now played by musicians worldwide. These days Egger also manufactures professional modern trumpets for the Galileo make, which are in high demand in symphony orchestras all over the world as well as in popular music. The manufactory also offers a wide range of mouthpieces, produces the headpieces for Basel piccolos and designs, makes and engraves bespoke instruments. Egger also has a range of historical and modern trumpets, trombones, and horns for hire.
MANUFAKTUREN & WERKSTÄTTEN
HANDMADE IN BASEL
Es geht um Haptik, um Geruch, um Farben und Formen. Um Beständigkeit und Qualität: Auf der anderen Seite von Konsum-Wahn und Massenproduktion gibt es in Basel Menschen, die sich dem traditionellen Handwerk widmen, die in nach Holz, Metall, Druckerschwärze oder Erde riechenden Werkstätten mit viel Herzblut Einzigartiges erschaffen.
GOLDSCHMIED BY SIMON ETTER
Schneidergasse 22 – simons-goldschmiede.ch
Den Arbeitsplatz, an dem Simon Etter täglich viele konzentrierte Stunden verbringt, gibt es seit über 50 Jahren. Der Goldschmied übernahm den Betrieb 2015 von seinem ehemaligen Lehrmeister. Seither schmiedet er in akribischer Handarbeit wunderbare Schmuckstücke, individuelle Auftragsarbeiten sowie Eigenkreationen, repariert Juwelen, recycelt Edelmetalle und verleiht dem alten Handwerk einen frischen, zeitgemässen Touch.
The workplace where Simon Etter spends many deeply concentrated hours each day has existed for over 50 years. He took over the establishment from the goldsmith with whom he completed his apprenticeship in 2015. And ever since, he has been devising wonderful pieces of jewellery, meticulously handcrafted, some privately commissioned, others his own creations. He also repairs jewellery, recycles precious metals, and brings an incredibly fresh and modern touch to this ancient craft.
ZOE VAI KERAMIKKlybeckstrasse 8 – zoevai.ch
Die Produktdesignerin und Keramikerin Zoe Vaistij experimentiert sowohl mit knalligen Farben als auch mit sinnlichen Naturtönen. Seit einiger Zeit sammelt sie Steine und verwandelt sie in einzigartige Glasuren. Auch handgemachte Porzellanfliesen bekommt man von Zoe – alles mit viel Liebe und Geduld in Basel hergestellt. Erhältlich sind Zoes Produkte in ausgewählten Läden und an Märkten.
Zoe Vaistij is a product designer and ceramist who experiments with bright colours, but also with sensual natural tones. She has been collecting stones for some time now and transforming them into utterly distinctive glazes. You can also order handmade porcelain tiles from Zoe – all produced with a great deal of love and patience here in Basel. Zoe’s products are available at selected stores and markets.
MAG O’LEE JAZZGITARREN
Im Westfeld 8 – magolee.com
«Mag O'Lee Handmade Jazz Guitars, Repairs and Restauration» steht gross auf der etwas verdunkelten Fensterscheibe der Gitarren-Werkstatt im Westfeld angeschrieben. Hier ist das Reich von Magor Szilagyi. Hier repariert und restauriert er Gitarren aller Art und baut seine eigenen. Natürlich hat der Gitarrenbauer auch eine eigene Band: The Mojo Swamp macht Musik von Blues über Swing und Jive bis hin zu den Anfängen des Jazz.
“Mag O'Lee Handmade Jazz Guitars, Repairs and Restoration” is blazed across the lightly tinted windows of the guitar workshop in Westfeld. This is the realm of Magor Szilagyi. He repairs and restores guitars of all kinds here, and makes his own too. And of course, as a guitar player he has his own band too: The Mojo Swamp plays music ranging from the blues, swing, and jive through to early jazz.
St. Alban-Vorstadt 15 – woodandluxury.com
Ob Küchenrolli, Stehpult, Brotbrett, Wäscheständer, Salzmühle, Badewanne oder Bibliotheksleiter; die Holzmanufaktur Wood & Luxury steht für hochwertiges, langlebiges und stylisches Handwerk auf höchstem Niveau. Seit über 30 Jahren wird hier ausgewähltes Schweizer Massivholz von erfahrenen Handwerkerinnen und Handwerkern zu wunderschönen Einzelstücken verarbeitet.
A kitchen trolley, lectern, breadboard, clothes horse, salt mill, bathtub, or library steps; Wood & Luxury is a wood manufactory producing exquisite, durable, and stylish craftsmanship to the highest standard. For more than 30 years, the expert artisans here have been crafting carefully selected Swiss wood into unique and magnificent pieces.
Spalenberg 2 – ybligg.ch
Dieser Shop ist gleichzeitig Kunsthandwerkstatt und Ausstellungsraum. Hier wird altes Wiener Geflecht restauriert, aus Borsten von Schweinen, Pferden, Yaks und Ziegen entstehen Bürsten und Besen, aus Rattan, Binse oder Peddigrohr werden Körbe geflochten. Die Werkstätten in der St. Alban-Vorstadt sind barrierefrei, sodass Kunsthandwerkende mit Sinnesbehinderungen hier eine ideale Arbeitsumgebung vorfinden.
This shop combines an artisanal craft workshop and a showroom. Old Viennese wickerwork is restored here; brushes and brooms are made with bristles from pigs, and hair from horses, yaks, and goats; rattan, rushes and cane are woven into baskets. The main workshops in the St. Alban-Vorstadt are barrier-free and thus ensure ideal working conditions for the artisans with sensorial disabilities who work there.
PETITE OURSE
St. Johanns-Vorstadt 25 – petiteourse.ch
Es ist die Haptik des Papiers, die Magie des Druckens und der Geruch der alten Maschinen, der bei Petite Ourse als Motor wirkt. Der ganze Rest ist Handarbeit: die Auswahl der Papiere, das Drucken, das Prägen, das Schneiden und das Falzen. Mit viel Herzblut und Liebe entstehen hier feine Papierwaren in kleinen Stückzahlen, perfekt für liebevolle Botschaften oder als Geschenk – handgemacht im St. Johann.
It is the feel of the paper, the magic of the printing press and the scent of the old machines that is the driving engine at the Petite Ourse. Everything else is handwork: the choice of paper, the printing, embossing, cutting to size and folding. Fine stationery is produced here in small quantities, perfect for sending affectionate messages or as gifts – handmade in St. Johann.
Grellingerstrasse 48 - manufaktur5.ch
In der Boutique Manufaktur 5 verschmilzt Tradition mit moderner Technologie zu reduzierten, formschönen Möbeln und Objekten. Vom Holzschlitten über den Gartenstuhl zum Weinregal oder dem Vogelhäuschen bis hin zur Feuerschale – hier zählen Haptik, Optik und Qualität. Die Produkte werden im Metallbauunternehmen Fünfschilling in Allschwil aus Stahl, Aluminium, Faserzement und Holz handgefertigt.
At the Manufaktur5 boutique, tradition and modern technology are merged to produce beautifully designed, minimalistic furniture and objects. These range from wooden sleds and garden chairs, wine racks and birdhouses to metal braziers – it is the feel, the look and the quality that count. The products are hand-crafted at the Fünfschilling metal construction company in Allschwil in steel, aluminium, fibre cement and wood.
WOOD & LUXURY YBLIGGLE BAMBOUSIER
Aktienmühle/MacherSchaft, Gärtnerstrasse 46 – lebambousier.ch
In der Region geernteter Bambus, in Basel hergestelltes Velo mit BlickfangGarantie: Das Velo von Le Bambousier wird inklusive Rahmengeometrie, Komponenten und optische Merkmale im Klybeck individuell für dich angefertigt. Wer Lust hat, selber anzupacken, kann sich seinen Bambus-Traum unter fachkundiger Anleitung auch selber bauen und dabei viele fachliche Fähigkeiten und handwerkliches Know-how erlernen.
These eye-catching bikes are constructed in Basel with bamboo harvested in the region: each bike by Le Bambousier is custom made in the Klybeck area, including the geometry of its framework, components, and optical features. Anyone who would like to take part in the process can construct their own bamboo dream bike with plenty of expert guidance and acquire technical and manual skills as they proceed.
SCHLEBACH TROMMELBAU
Riehentorstrasse 15 – schlebach.ch
Seit 1977 wird hier die Basler Trommelkunst gelebt – und dies nicht nur während der Fasnacht, sondern das ganze Jahr über. Als eine der letzten traditionellen Trommelbaufirmen der Schweiz produziert Schlebach weit über die Stadtund Landesgrenzen hinaus Einzelanfertigungen und grosse Serien neuer Trommeln. Der Chef selbst ist sechsfacher Basler Trommelkönig, Schweizermeister und mehrfacher Tambourenfest-Sieger.
The traditional Basel craft of building drums has been celebrated here since 1977 – and not just during the Fasnacht, the local carnival, but all year round. Schlebach is one of the last surviving traditional drum makers in Switzerland, and they produce individual bespoke drums as well as larger series of new drums for a customer base that stretches far beyond the city and Switzerland’s borders. The boss himself has been crowned king of Basel’s drummers no less than six times, he has also triumphed at the Swiss championships and at many tambour drumming festivals.
Grünpfahlgasse 8 – issue-design.ch
Es gibt kaum mehr ein Modelabel, das seine Kleidungsstücke direkt vor Ort produziert. Bei Issue jedoch entsteht von der ersten Skizze bis zum letzten Saum alles in eigener Manufaktur direkt über dem Laden. Neben den klaren Farben, den hochwertigen Stoffen und den schmeichelhaften Schnitten punktet Issue überdies mit jeweils zwei sorgfältig verarbeiteten und liebevoll produzierten Kollektionen pro Jahr.
Fashion brands that still produce their own garments in-house have almost disappeared. But at Issue every stage of the production, from the initial sketch through to the stitching of the last seam, is all completed in their own manufactory right above the shop. Issue impresses with pure colours, high-quality fabrics and flattering styles, but also thanks to its two meticulously worked and lovingly produced new collections each year.
PLISSEEBRENNEREI
Innere Margarethenstrasse 19 – plisseebrennerei.com
Vor knapp 100 Jahren gegründet wird das Plissierhandwerk hier bis heute gelebt: Für Theater-, Ballett- oder Oper-Kostüme, Fashionshows, Trachten oder Couture Schneidereien macht die Plisseebrennerei international textile Falt-Träume wahr – komplett von Hand, mit vorgefalteten Kartonschablonen, zwischen denen das Textil fest verschnürt in grossen Öfen mit Dampf fixiert wird.
This shop, specialised in the craft of pleating fabrics, was founded around 100 years ago and continues in the same spirit today: the pleating workshop makes imagined pleated textiles come true for an international clientele: for theatre, ballet, and opera costumes, fashion shows, folk costumes, and couture tailors – all by hand, with pre-folded cardboard templates. The textiles are bound up tightly in these templates and fixated with steam in huge ovens.
TOFU MADE IN BASEL
DIE CHAMPIONS LEAGUE DES SUPERFOODS
Dem Ehrgeiz und der Hartnäckigkeit einer Südkoreanerin ist es zu verdanken, dass in Basel Tofu produziert wird, der so frisch und aromatisch schmeckt, als käme er direkt aus einer koreanischen Tofurei.
Ein Besuch bei Jinhee und Tom von Tuyu Tofu.
Text & Bilder: Janine Wagner
Sie hätte sich auch einfach daran gewöhnen können, dass Tofu in der Schweiz nicht so gut schmeckt wie in ihrer Heimat Südkorea. Doch das kam für Jinhee Park nicht infrage. «Weil das, was man hier als Tofu kaufen kann, mit dem Tofu, wie ich ihn kenne, nichts zu tun hat», erklärt sie resolut. Also setzte sie sich in ihre Küche. Weichte Sojabohnen ein. Drehte die Wasser-Bohnen-Pampe durch eine Schweizer Passiermühle. Kochte die Milch im Dampfkochtopf, bearbeitete sie mit dem Mixer. Und merkte schnell: Mit einfachen Haushaltgeräten Tofu herzustellen, das ist ein Krampf.
Heute steht Jinhee in weissen Gummistiefeln neben ihrem Mann Thomas Heiber in ihrer Tofurei in Kleinhüningen. Zwischen glänzenden Chromstahlwannen und Tofu-Pressen. Die Knöpfe der Mühle sind mit koreanischen Schriftzeichen versehen – und mit der jeweils deutschen Übersetzung. «Bohnen» steht da oder «Filter». Dass sie dereinst in einer solch professionell ausgestatteten Produktion mit koreanischen Profi-Geräten arbeiten würden, hätten sich die beiden noch vor zwei Jahren nicht vorstellen können. Damals mussten sie die Entscheidung fällen: Entweder wir geben jetzt alles auf oder wir geben noch einmal Vollgas. Sie haben sich für zweiteres entschieden.
Die Selbstständigkeit hat Jinhee und Tom gelehrt, Geschäft und Privates zu trennen. «Wir brauchen zwar noch etwas Übung darin, aber wir sind schon viel besser geworden», findet Jinhee.
Grosse Hoffnungen nach brutalem Start «Die ersten beiden Jahre waren nicht lustig», erzählt Tom. Risikobereit und voller Enthusiasmus hatten Jinhee und er Tuyu Tofu gegründet, das ganze Kapital investiert, den alten Job gekündigt. Im Januar 2020 gings los. Zwei Monate danach die Katastrophe: Lockdown. Sämtliche Restaurants –Hauptkundschaft von Tuyu Tofu – schlossen die Türen. Jinhee und Tom blieben nur noch die Unverpackt-Läden, an die sie ihren Tofu in Gläsern liefern konnten. «Das machte Angst», erinnert sich Tom. «Und es kostete uns wertvolle Zeit», ergänzt Jinhee. «Aber jetzt sind wir auf dem richtigen Weg: Wir haben neu investiert, die perfekte Produktionshalle gebaut. Ich habe grosse Hoffnungen!»
Dass die beiden nach den ersten beiden Katastrophenjahren nicht aufgegeben haben, ist den ausserordentlich positiven Kundenfeedbacks zu verdanken. «Wenn jemand wie Tanja Grandits sagt, in ganz Europa gibt es keinen besseren Tofu, dann motiviert das natürlich sehr», schmunzelt Tom. Doch nicht nur die beste Köchin der Schweiz und ihr Sterne-Restaurant schwören bis heute auf die Tofu-Produkte von Tuyu. Zahlreiche weitere Restaurants aus Basel und der Region arbeiten unterdessen mit Jinhee und Tom zusammen. Zudem kann man Tuyu Tofu in ausgewählten Läden in der Stadt kaufen.
«Wir könnten unsere Produktion theoretisch verdoppeln.»
Thomas Heiber
Gesund, natürlich und vielseitig in der Küche Der Trend zu vermehrt pflanzlicher Ernährung kommt dem Paar entgegen. Die Menschen wollen gute Alternativen und Ergänzungen zu tierischen Produkten. Dennoch ist sich die hiesige Küche den Umgang mit Tofu oder Miso noch nicht so gewohnt. Während man in Korea Tofu zu allen Mahlzeiten isst – und gerne auch mal pur mit Sojasauce löffelt – tut man sich in der Schweiz noch etwas schwer mit Ideen zur Verarbeitung. Darum veröffentlicht Jinhee auf der Website von Tuyu Tofu immer wieder einfache Rezepte als Anregung zum Nachkochen. Schokoladenmousse oder Kuchenrezepte finden sich da, Tofu-Frittata, Tofu-Frikadellen oder Kürbis-Tofu-Gratin.
Ersetzt man Fleischprodukte mit Tofu, nimmt man deutlich weniger Kalorien und gesündere Fette zu sich. Tofu ist frei von Cholesterin und reich an Calcium, Phosphor, Folsäure, Magnesium und Eisen – ein Superfood also. Es würde den Menschen in unseren Breitengraden guttun, etwas mehr davon zu essen. Tuyu Tofu könnte mit einer Steigerung der Nachfrage umgehen. «Wir könnten unsere Produktion theoretisch verdoppeln», so Tom. Derweil produziert Tuyu aus acht Tonnen Schweizer Bio-Sojabohnen jährlich etwa 16 Tonnen Tofu. Die Herstellung des Tofus, das Schneiden, Pasteurisieren, Verpacken und Ausliefern; alles machen Jihnee und Tom zusammen mit Marlene – Toms Schwester – als gut eingespieltes Team selbst.
Freunde, Geschäftspartner, Eheleute Jinhee leitet die Produktion, Tom ist für den Verkauf und die Technik verantwortlich. Prozesse optimieren, Gesetze einhalten, Labortests organisieren oder Maschinen bauen – als gelernter Mechaniker ist das Toms Welt. Jinhee hingegen ist für die kompromisslose Qualität des Tofus zuständig. Mit ihrer Erfahrung riecht, sieht und schmeckt sie unterdessen sofort, wie sie die Sojabohnen bearbeiten muss. Als Naturprodukt variiert Soja je nach Jahr und Ernte und erfordert regelmässige Anpassungen in der Produktion, um ein gleichbleibend gutes Resultat zu gewährleisten. Jinhee ist sehr kritisch und hat hohe Ansprüche an ihr Produkt. Dennoch erzählt sie nicht ohne Stolz: «Unser Tofu schmeckt unterdessen tatsächlich genauso gut, wie ich es aus Korea gewohnt bin.»
Seit rund zehn Jahren lebt sie nun mit Tom in Basel. Kennengelernt haben sich die beiden 2004 auf Reisen. Nach der Hochzeit in Jinhees Heimat wohnten sie in Seoul. Tom ging zur Schule, um Koreanisch zu lernen, Jinhee arbeitete bei einer Zeitung und in einer PR-Agentur. Nach zwei Jahren beschlossen sie, in Toms Heimat zu ziehen. Und liessen den koreanischen Tofu zurück. «In Korea gibt es viele kleine Tofuläden – wie hierzulande Bäckereien», erzählt Tom. «Die beginnen morgens um vier Uhr mit der Tofuproduktion und verkaufen ihn dann ganz frisch auf dem Markt. Ein riesiger geschmacklicher Unterschied zu dem Tofu, den wir in der Schweiz kennen.» Doch frischen Tofu zu verkaufen, das würde sich in der Schweiz nicht lohnen. Darum entwickelte Tuyu eine Methode der Haltbarmachung, dank welcher der Tofu auch nach einem Monat noch schmeckt wie frisch und eine samtig-weiche Konsistenz hat. Geschmacklich liegen Welten zwischen ihm und dem harten Industrietofu, der in der Schweiz normalerweise verkauft wird. «Es ist, als würde man einen monatelang gereiften Bergkäse mit Scheiblettenkäse vergleichen», bringt es Tom auf den Punkt, «eine andere Liga.» Dank Jinhees und Toms Ehrgeiz spielt Basel in der Disziplin Tofu nun also in der Champions League.
Gärtnerstrasse 2 – tuyutofu.ch
Die meisten Geräte in ihrer Tofurei haben Tom und Jinhee aus Korea importiert – sie wurden eigens für die Tofuproduktion konzipiert. Nur die Wanne, in der jeweils über Nacht die Sojabohnen eingeweicht werden, die stammt aus der Schweizer Käseindustrie.
TOFU MADE IN BASEL –IN THE CHAMPION’S LEAGUE OF SUPERFOODS
It is thanks to the ambition and persistence of one lady from South Korea that a tofu produced in Basel tastes so fresh and fragrant that it could have come straight from a Korean tofu producer. We visited Jinhee and Tom at Tuyu Tofu.
She could have simply got used to the fact that tofu in Switzerland does not taste as good as the tofu in her home country, South Korea. But as far as Jinhee Park was concerned, that was out of the question. “Because what is sold as tofu here bears no resemblance to tofu as I know it,” she explains resolutely. So, she got to work in her kitchen. Soaked soybeans. Churned the water and bean mush through a Swiss passe-vite. Cooked the resulting liquid in a pressure cooker and then processed it with a blender. But she quickly realised that making tofu with the kitchen instruments she had to hand was uphill work.
Today, Jinhee is standing, in white gumboots, with her husband, Thomas Heiber in their tofu manufactory in Kleinhüningen. Surrounded by gleaming chrome steel tubs and tofu squeezing machines. The buttons on the grinding machine are labelled with Korean characters – along with a German translation. For example, beans and filter. Just two years ago, neither of them could ever have imagined that they would end up working in such a professionally equipped manufactory with high-tech Korean equipment. It was at that point that they had to make a decision: either we give up on the whole enterprise now or we throw ourselves into it with all we’ve got. They chose the second option.
High hopes after a gruelling start
“The first two years were no picnic,” says Tom. Willing to take on the risk and full of enthusiasm, he and Jinhee founded Tuyu Tofu, invested all their capital in the venture and quit their old jobs. They kicked off in January 2020. Then two months later disaster struck: lockdown. All the restaurants – most of Tuyu Tofu’s customers – closed their doors. Jinhee and Tom had to turn to local stores selling unpackaged goods, where they could sell their tofu in glass jars. “It was a scary situation,” Tom recalls. “And it cost us a lot of precious time,” Jinhee adds. “But now we are on the right track: We have invested again and built the perfect production site. I have high hopes!”
It was the extremely positive feedback that they got from their customers which stopped them from giving up after the first two catastrophic years. “When someone like Tanja Grandits says there is no better tofu than ours in the whole of Europe, well that’s pretty motivating, of course,” grins Tom. But it is not only Switzerland’s top female chef and her Michelin-starred restaurant who swear by Tuyu’s tofu products. There are many other restaurants in Basel and the surrounding region who also collaborate with Jinhee and Tom now. And you can still buy Tuyu Tofu in a selection of shops in the city.
Wholesome, natural and versatile in the kitchen
The trend towards a more plant-based diet has benefitted the couple. People are looking for high-quality alternatives and additions to animal products. Having said that, the use of tofu and miso is still quite unusual in local cuisine around here. In Korea tofu is eaten with every meal – and sometimes just spooned up pure with a little soja sauce – while in Switzerland people still struggle a bit to come up with ideas on how to use it. Which is why Jinhee regularly publishes simple recipes on the Tuyu Tofu website, to encourage people to try them out themselves. For example, chocolate mousse, and recipes for cakes, but also tofu frittatas, tofu patties and pumpkin-tofu gratin.
When you replace meat products with tofu, you consume far fewer calories and a healthier kind of fat. Tofu is cholesterol-free and rich in calcium, phosphorus, folic acid, magnesium, and iron – which makes it a superfood. It would be good for people living in our area of the globe to eat a bit more of it. And Tuyu Tofu could now deal with an increase in demand. “In theory we could double our production,” says Tom. Tuyu currently processes eight tons of Swiss-grown organic soyabeans to produce about 16 tons of tofu per year. The entire work of manufacturing the tofu, plus cutting, pasteurising, packaging, and delivering it, is all done by Jihnee and Tom with the help of Marlene – Tom’s sister – a perfectly-functioning team.
Friends and partners – in business and marriage
Jinhee manages the production; Tom is responsible for sales and technology. Optimising processes, legal compliance, organising lab tests and building machines – Tom is a trained mechanic, so this is all right up his street. Meanwhile, Jinhee is responsible for the uncompromisingly high quality of the tofu. She is now so experienced that she can immediately smell, see and taste how the soya beans should be treated. Because soya is a natural product, it varies from year to year and harvest to harvest, which means adjustments have to be made periodically in the production to maintain the quality of the product at the same high level. Jinhee is very fastidious and sets extremely high standards for her product. And yet, she announces, not without a touch of pride: “Our tofu now actually tastes just as good as the tofu I am used to in Korea.”
She has been living in Basel with Tom for about ten years now. The two of them met while they were both travelling in 2004. They got married in Jinhee’s home country and then lived in the capital Seoul. Tom went back to school to learn Korean, Jinhee worked for a newspaper and a PR agency. Two years later they decided to move to Tom’s country. And left that Korean tofu behind. “In Korea there are loads of little tofu shops – like the bakeries here,” says Tom. “They start making their tofu at 4 a.m. and then sell it, completely fresh, at the market. The difference in taste to what you can buy here in Switzerland is enormous.” But selling fresh tofu in Switzerland would not be economically viable. Which is why Tuyu developed a method of preservation that ensures that even after a month, the tofu still tastes fresh and has a soft and velvety consistency. There is a world of difference between Tuyu and the hard, industrially produced tofu that is usually on sale in Switzerland. “It’s like comparing an Alpine cheese that has matured for months with slabs of processed cheese,” is how Tom sums it up: “A completely different league.” And thanks to Jinhee’s and Tom’s determination, Basel is now playing in the Champion’s League when it comes to tofu.
19. 5. – 11. 8. 2024 MATISSE – EINE EINLADUNG ZUR REISE
22. 9. 2024 – 26. 1. 2025
NORDLICHTER
26. 1. – 25. 5. 2025
fondationbeyeler.ch
AUS DEM OFF KUNST
Junge, zeitgenössische Kunst findet sich in Basel zuhauf – die kreative Szene in der Stadt pulsiert. Sie tut dies unter anderem in Offspaces, in nichtkommerziellen, unabhängigen Ausstellungsräumen also, fern von den renommierten Galerien und Museen. Gewusst wo!
ARTACHMENT
Hochbergerstrasse 165 – artachment.com
Im Jahr 1944 diente das kleine Häuschen als Überwachungszentrale – damals war das Hafengebiet eine Sperrzone – später war es Zollhaus. Seit 2007 gibt es auf acht Quadratmetern wechselnde Ausstellungen sowie permanente Installationen zeitgenössischer Kunst zu sehen.
In 1944 this little hut served as a surveillance centre – at the time the port area was a restricted zone – later on, it was the customs house. But since 2007, temporary exhibitions and permanent installations of contemporary art can be viewed in its eight square metres of interior space.
Socinstrasse 16 – villa-renata.ch
Das 1871 erbaute einstige Familienwohnhaus ist heute ein Kunstraum mit elf Aussstellungsräumen auf drei Stockwerken und einem wilden Garten. Die Dachwohnung wird für Residencies zur Verfügung gestellt, die Kunstschaffenden werden engagiert begleitet und beraten.
This former private residence, constructed in 1871, is now an exhibition centre with eleven show rooms spread over three floors and a wild garden. The apartment on the top floor is available for residencies; the artists in residence are offered intense support and guidance.
Markthalle, Steinentorberg 20 – offspacespot.com
In der Markthalle findet sich der Offspace SPOT, ein 71 Quadratmeter grosser Raum, in dem aufstrebende junge Kunstschaffende der Region Basel von einem breiten Publikum entdeckt werden können. Ein toller Ort, um vor oder nach dem Mittagessen oder dem Apéro neue Kunst zu entdecken!
The off-space SPOT is to be found in the covered market, the Markthalle. It offers a space of 71 square metres, where up-and-coming young artists from the Basel region can be discovered by a wider audience. It’s a great place to be introduced to new artists, before or after lunch or an aperitif!
Auf dem Wolf 13 – weltraum.me
In diesem Raum trifft Kunst auf Philosophie, auf Musik und auf Kulinarik: Forschende verschiedener Bereiche und jeden Alters haben die Möglichkeit, ihre Arbeit zu präsentieren. Im Zentrum steht der Austausch zwischen kulturinteressierten und kulturschaffenden Menschen.
In this “Outer Space” room, art meets philosophy, music, and the culinary arts: researchers from various fields and of all ages are offered the chance to present their work here. The focus is on bringing together people interested in culture and people working in the creative arts.
SPOT WELTRAUMSALON MONDIAL
Freilager-Platz 9 – ateliermondial.com
Der Projektraum Salon Mondial ist Teil des internationalen Austauschprogramms Atelier Mondial, an dem jährlich zahlreiche Kunstschaffende aus der Region und dem Ausland teilnehmen. Jährlich finden rund zehn Ausstellungen und Events statt.
The Salon Mondial project room is part of the Atelier Mondial international exchange program. Many artists both from the region and abroad participate in this program, which holds ten exhibitions and events every year.
AMOREAMORE
Gartenstrasse 145 – amoreamore.online
«Not-for-profit-art-exhibition-space» steht auf der Website des Amore, dessen Team nicht nur Ausstellungen organisiert, sondern auch Workshops und regelmässig eine Amore Bar mit Drinks, Musik und Kunst – seit Kurzem ganz in der Nähe vom Bahnhof SBB.
“Not-for-profit-art-exhibition-space” is how Amore is described on its website. The team here organises exhibitions, but also workshops plus a regular occurrence, the Amore Bar with drinks, music and art – and they recently moved, very close to the main station, the Bahnhof SBB.
HEBEL_121
Hebelstrasse 121 – hebel121.ch
Dieser Kunstraum ist Tag und Nacht ein Besuch wert: Dank den beiden grossen, zur Strasse hin ausgerichteten Schaufenstern ist die Kunst – vor allem, wenn sie leuchtet – auch in der Nacht ein Hingucker! Seit 1998 präsentiert Hebel_121 ein internationales Programm.
This artistic space is worth a visit, day or night: it is blessed with two generous display windows facing onto the road which make the art displayed here a real eye-catcher – especially at night when lit up! Hebel_121 has been presenting an international program since 1998.
Breisacherstrasse 50 – bellevue-fotografie.ch
An diesem Ort wird zeitgenössische Fotografie ausgestellt und diskutiert. Regelmässig gibt es Werke bekannter Fotografinnen und junger Talente zu sehen – ein «Kochtopf» kreativer und kritischer Ideen und innovativer Beiträge.
This is a space where contemporary photography is exhibited and discussed. They have regular displays of work by both renowned photographers and young talent –a “cauldron” of creative and discerning ideas and innovative input.
FILTER 4
Reservoirstrasse – iwbfilter4.ch
In der ehemaligen denkmalgeschützten Wasserfilteranlage auf dem Bruderholz finden regelmässig Kunstausstellungen und Konzerte statt. Ein Wahnsinnsraum für zeitgenössische Kunst und spartenübergreifende Projekte – eindrückliche Erlebnisse sind hier garantiert.
This listed historical monument, a former water purifying plant on the Bruderholz hill, is the venue for a regular series of exhibitions and concerts. It is an incredible space for presenting contemporary art and multidisciplinary projects –you are guaranteed some memorable experiences here.
PROJEKTRAUM M54
Mörsbergerstrasse 54 – projektraum-m54.ch
In diesem wunderbaren Kleinbasler Hinterhof finden immer wieder spannende Ausstellungen und Performances zeitgenössischer Kunstschaffender statt, zudem kann der Raum für Events gemietet werden.
Exciting exhibitions and performances by contemporary artists are held regularly in this delightful inner courtyard in Kleinbasel. The space can also be hired for private events.
AUSSTELLUNGSRAUM KLINGENTAL
Kasernenstrasse 23 – ausstellungsraum.ch
In den Räumen des ehemaligen Klosters Klingental befindet sich dieser Ausstellungsraum, der seit 1974 eine Zentrale der Nachwuchsförderung ist. Hier erhalten innovative Talente die Chance, professionelle Erfahrungen zu machen und sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.
These rooms, in what was once the Klingental Nunnery, have been an important centre for the promotion of young talent since 1974. Innovative and talented young artists are given the chance to gather professional experience here and present their work to the public.
WEITERE OFFSPACES
ARTBOX RIOBAR
Barfüsserplatz 12 – artbox-riobar.ch FOR
Teichgässlein 31 – for-space.ch
GIULIETTA
Zürcherstrasse 144 – instagram.com/giulietta.basel
PALAZZINA
Baslerstrasse 321, Allschwil – palazzina.ch
SPACE25
Rebgasse 25 – space25.ch
PERIPHERIE 8
Holeestrasse 8 – peripherie8.com
BALAGAN
Allschwilerstrasse 101 – balagan-arts.ch
KASKO
Burgweg 15 – kasko.ch
ARMANDO BRASWELL
TANZEND AUS DER ARMUT
Mit seinem US-typischen offenen Charme und seiner grenzenlosen Energie führt Armando Braswell das beliebte und erfolgreiche Braswell Arts Center mitten in Basel. Doch sein Weg begann steinig.
Auch in Basel gibt es kleine «Vom Tellerwäscher zum …»- Geschichten. Die sind besonders beeindruckend, wenn sie auch noch in den USA starten, wo Armut weniger von sozialen Strukturen aufgefangen wird. Wo Armut heisst, keine Krankenversicherung zu haben, keine Perspektive und wenig zu essen. Man in einem Brennpunkt wohnt, wo Kriminalität an der Tagesordnung ist. Wenn man überhaupt ein Dach über dem Kopf hat, kann man froh sein – aktuelle Trends bestätigen das. In diesem Milieu in Brooklyn wuchs der Basler Armando Braswell auf. Er hat es geschafft: Heute ist er der Leiter des renommierten Braswell Art Centers, wo die Tanzprofis von morgen ausgebildet werden, aber auch einfach alle Tanzliebhaber auf ihre Kosten kommen. Über seinen erfolgreichen Weg wollen wir natürlich mehr erfahren.
Und so treffen wir Armando am Eingang des Centers in der Aeschenvorstadt 52, wo die Tanzschule vor einem Jahr ihre neuen Räumlichkeiten bezogen hat. Kaum vor-
stellbar, dass hier vorher ein dunkles, dem Neonlicht verschriebenes Lasertec die Räume bespielt hat. Jetzt stolpert man direkt in ein Café, das gleichzeitig auch Empfang und Warteraum ist und vom Innendesign eher an ein Wellnessretreat erinnert. Alles ist im reinlichsten Weiss gehalten, dezent rosa Magnolienblüten zieren die Tische. Einzig die Leinwand gibt einen Hinweis darauf, dass hier getanzt wird – einen Stock tiefer. An den Tischen verteilt sitzen ein paar Eltern, trinken Kaffee und warten auf ihre Kinder. «Wir wollten den Empfangsbereich bewusst offen gestalten, als Cafè und Bistro kreieren, wo etwas passieren darf und wo man auch eine Kleinigkeit essen kann», betont Armando auf seine warmherzige Art. Irgendwie drängt sich der Gedanke auf, dass das glänzende und reinliche Weiss auch als Gegensatz zum eintönigen und schmutzigen Grau seiner Vergangenheit in Brooklyn stehen könnte.
Ein Aussenseiter mit grosser Begabung
Dort wuchs Armando in den 80ern als Adoptivkind unter Armut auf. Schnell merkt er jedoch, wie Bewegung und Tanz ihm im Blut liegen und wie der Tanz ihm hilft, sich als «normales Kind» zu fühlen. «Wenn ich getanzt habe – anfangs klassisches Ballett – habe ich mich nicht als Aussenseiter gefühlt, denn beim Tanzen sind alle gleich», erinnert sich Armando. «Und als Aussenseiter fühlte ich mich oft, denn ich war arm, ein Adoptivkind und schwarz. Allerdings war der Zusammenhalt im Viertel auch gross und wenn mich jemand als Balletttänzer belächelt hat, sorgten meine Kumpels mit einem Spruch für Ruhe.» Aus der Hoffnung, dass der Tanz sein Ticket aus der Armut sein könnte, wurde rasch Bestätigung. Sein Talent wurde mit zahlreichen Stipendien gefördert, bis er schliesslich an die Juilliard School in New York kam, wo er 2006 seinen Bachelor in Fine Arts machte.
«Das war ein wichtiger Schritt für mich. Damit hatte ich es endlich geschafft.» Nach der Uni ging er nach Europa, arbeitete erst als Solotänzer am Ballettheater München, dann am Theaterhaus Stuttgart, bevor er 2012 nach Basel kam, wo er – ebenfalls als Solist – unter der Intendanz von Richard Wherlock einige Jahre engagiert war. Immer an seiner Seite: seine Frau Lisa, ebenfalls Tänzerin. Die beiden lernten sich bereits mit 15 Jahren kennen und verliebten sich sofort – «Highschool sweethearts». «Es hat aber drei Monate gedauert, bis ich mich getraut habe, nach einem Date zu fragen.» Gut, hatte er den Mut gefunden. Die beiden sind ein eingeschweisstes Team, egal ob es um die Führung des Tanzcenters geht, wo Lisa hauptsächlich für die Administration verantwortlich ist. Oder um die Erziehung der beiden Söhne. Hier würde man erwarten, dass zumindest einer der Söhne in die Fussstapfen des Vaters tritt. «Keine Chance. Sie spielen lieber Basketball. Und das sogar verdammt gut, manchmal spiele ich mit ihnen», schmunzelt Armando.
«Diversität ist mir wichtig, bei mir selbst, aber auch was das Angebot angeht.»
Armando Braswell
In Basel eine neue Heimat gefunden Doch zurück zu 2012. Bis 2019 arbeitete er im Ballettensemble des Theater Basels, bevor er sich gemeinsam mit seiner Frau selbstständig machte. Zusammen eröffneten sie 2017 das Braswell Arts Center an der Austrasse, wo Armando lange der einzige Tanzlehrer war und sich durch die Doppelbelastung fast in ein Burnout katapultierte. Doch sein Talent und seine einnehmende Art sorgten dafür, dass sich die Tanzschule schnell zu einem Hotspot des Tanzens entwickelte, wo auch die Profis hingehen. Weitere Tanzlehrerinnen und Tanzlehrer wurden eingestellt. Heute zählt das Center 400 Mitglieder und 30 Mitarbeitende. «Wir haben am neuen Standort sogar Kapazitäten für 700.» Um die zu erreichen, wird Armando nicht müde, neue Konzepte zu kreieren, bei denen sein Faible für Alliterationen durchkommt: sei es bei Burgers, Bier und Ballett oder bei Silver Swans. Nach wie vor steht Armando jeden Tag in der Tanzschule und unterrichtet –alle Altersklassen. «Diversität ist mir wichtig, bei mir selbst, aber auch was das Angebot angeht.» Ob er es jemals bereut hat, nach Basel gekommen zu sein? «Never», kommt wie aus der Pistole geschossen. «Ich bin so froh, dass wir diesen Schritt gegangen sind, wir fühlen uns hier richtig heimisch, geniessen die Stadt, gehen gerne am Rhein spazieren und haben sogar einen Wickelfisch zum Rheinschwimmen. Fehlt nur noch eines, oder? Armando schmunzelt: «Seit letztem Jahr ist unser ältester Sohn eingebürgert. Wir anderen sind dran.» Mit New York bleibt er dennoch verbunden, reist einmal im Jahr in die Metropole. Und kommt dann manchmal mit Tänzern im Gepäck zurück.
Entdecken. Untersuchen. Staunen.
«Wonders of Medicine», die 360°-Erlebnisausstellung im Novartis Pavillon Basel.
Ö nungszeiten
Ausstellung: Di – So 10.00 – 18.00 Uhr
Café: Di – Fr 8.00 – 18.00 Uhr, Sa – So 10.00 – 18.00 Uhr
“Diversity is very important to me personally, but also in terms of what we have to offer.”
Armando Braswell
ARMANDO BRASWELL – DANCING OUT OF POVERTY
With his charming openness, so typically American, and limitless energy, Armando Braswell runs the very popular and successful Braswell Arts Center in the middle of Basel. But the early stages of his chosen path were hard.
In Basel too, “from washing dishes to …” stories are to be found. But they are particularly impressive when they start in the United States, where poverty is not cushioned by well-functioning social structures. Where living in poverty means having no medical insurance, poor prospects for the future and little to eat. It means living in a hotspot where criminality is commonplace. Where you can consider yourself blessed if you even have a roof over your head – a trend that continues. It was in a milieu such as this, in Brooklyn, that Armando Braswell who now lives in Basel, grew up. But he became successful: he is now the head of the renowned Braswell Art Center, where professional dancers of the future are trained, but where anyone who loves dancing can come to enjoy their passion too. Of course we wanted to hear more about his path to success.
We met Armando at the entrance of his centre at the Aeschenvorstadt 52. His dance school moved to the new premises here a year ago. It’s hard to believe that these rooms previously housed a gloomy Laser Tag centre, dedicated to the play of neon lights. These days you wander straight into the café, which also serves as the reception area and waiting room. The interior design of this room is reminiscent of the atmosphere at a wellness retreat. Everything has been designed in pure white, while arrangements of magnolias in a subtle shade of pink grace the tables. The only hint that it is in fact dance that goes on here, a storey below, is the screen. Sitting around at tables are a few parents, drinking coffee and waiting for their children. “We wanted to make the reception area as welcoming as possible, arranging it as a café and bistro, where things can happen and people can enjoy a bite to eat”. Armando explains in his warm-hearted manner. We can’t help wondering whether this bright and unsullied white may have been chosen as a contrast to the dull and dirty greys that formed the background to his earlier life in Brooklyn.
An outsider with a great deal of talent
It was there that Armando grew up in the 1980s, a child adopted into poverty. But he soon realised that movement and dance were in his blood and that dance enabled him to feel like a ‘normal child.’ “When I was dancing – at first classical ballet – I no longer felt like an outsider, because when people dance, they are all equal,” Armando recalls. “And I did feel like an outsider very often, because I was poor, I was adopted and I was black. On the other hand, there was also a lot of solidarity in the neighbourhood and if someone made fun of me for being a ballet dancer, my buddies would intervene with a few words.” The hope that dance would offer him an escape from poverty was soon realised. He was awarded numerous grants to foster his talent and the result was a place at the Juilliard School in New York from which he graduated in 2006 with a Bachelor in Fine Arts. “That was a very important step for me. It meant I had finally made it.” Having finished university, he moved to Europe, performing first as a solo dancer at the Ballet Theater Munich, then at Gauthier Dance Stuttgart, before coming to Basel in 2012 where he was engaged for several years – again as a soloist – under the artistic directorship of Richard Wherlock. And always at his side, was his wife Lisa, who is also a dancer. They met when they were just 15 years old and fell in love with each other immediately – ‘high school sweethearts’. “But it took me three months to work up the courage to ask for a date.” Luckily, he did find the courage. They are a tightly knit team, regardless of whether they are running the dance centre together, where Lisa is mainly responsible for the administration. Or raising their two sons. You might expect that at least one of his sons would follow in his father’s footsteps. But “No chance!”, smiles Armando. “They prefer to play basketball. And they’re damned good at it too, sometimes I play with them.”
BRASWELL ARTS CENTER
Aeschenvorstadt 52 – braswellartscenter.com
Finding a new home town in Basel
But back to 2012. He was engaged in the ballet ensemble of Theater Basel until 2019, while he and his wife were also founding their own centre. They opened the Braswell Arts Center in the Austrasse together in 2017. For a long time, Armando was the only dance teacher there and his double workload almost catapulted him into a burnout. However, his talent and his engaging personality ensured that the centre quickly developed into a mecca of dance also drawing professional dancers. They hired more dance teachers. The centre now has 400 members and 30 members of staff. “At our new premises we even have enough space for 700 people.” And with that goal in mind, Armando never tires of creating new concepts, the names of which reflect his penchant for alliteration: be that “Burgers, Beer and Ballet” or his “Silver Swans.” Armando is still there in person teaching at the dance school every age group, every day.
“Diversity is very important to me personally, but also in terms of what we have to offer.” Has he ever regretted moving to Basel? “Never!,” he shoots back immediately. “I am so happy that we took this step, we really feel at home here, enjoy the city, love going for walks along the Rhine and we’ve even bought a ‘Wickelfisch’ waterproof bag to go swimming in the Rhine.” There’s one thing still missing, isn’t there? Armando grins: “Our elder son got Swiss citizenship last year. The rest of us are still working on it.” But he has kept his connection to New York and travels back to the metropolis once a year. Sometimes he returns with dancers in tow.
Rezykliertes Meeresplastik in deinen Händen!
TOILE OCEAN ist der erste Bucheinband, der Garne enthält, die aus im Meer gebundenem Plastik gewonnen werden. Produziert vom Basler Traditionsunternehmen Winter & Company und in enger Zusammenarbeit mit dem Basler Start-up #tide ocean SA entwickelt.
Recycled ocean plastic in your hands! TOILE OCEAN is the first book cloth that contains yarns derived from ocean bound plastic. Produced by the traditional Baselbased company Winter & Company and developed in close collaboration with the Basel-based start-up #tide ocean SA.
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Aus Liebe zur Basler City entstanden, mit Leidenschaft und Gefühl für unsere Stadt kreiert und durch authentische und emotionale Geschichten bereichert.
Born out of love for Basel City, created with passion and devotion to our town and enriched with authentic and emotional stories.
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Translation: Jane Wolff
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