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Der Tourismus nimmt Fahrt auf
DIE PANDEMIE PAUSIERT Der Tourismus nimmt Fahrt auf
„Südtirol begehrtester Lebensraum Europas!“. Es war das Motto, unter dessen Dach sich die Touristiker von „Bruneck Kronplatz Tourismus“, ein Verbund der Verkehrsvereine St. Lorenzen, Pfalzen, Gais, Percha und Bruneck am vergangenen Dienstag, dem 10. Mai, in der „Alten Turnhalle“ zu Bruneck versammelten, um einen Blick zurück aufs abgelaufene Jahr 2021 zu werfen und zugleich die Fühler auf 2022 auszustrecken und obendrein einen Blick in die ferne Zukunft zu werfen.
Mehr Zuhörer als erwartet. In der Alten Turnhalle in Bruneck trafen sich die Mitglieder zur Vollversammlung. wpz
Der Saal war zur Überraschung des Präsidenten, Martin Huber, dichter besetzt, als er sich das erwartet hatte: „Ich denke, wir kriegen ihn halb voll“, meinte er vor leeren Stuhlreihen noch kurz vor Sitzungsbeginn. Doch die Vertreterinnen und Vertreter der Branche enttäuschten die gestylten Damen am Empfang und die da hinten am Konferenztisch der Dinge harrende Führungsriege nicht. Bevor die Turmuhr vis-a-vis die Beginnzeit anschlug, waren sie da: die Vertreterinnen und Vertreter „aller Kategorien“ des Beherbergungsgewerbes, jene des Handels- und der Dienstleister, des Handwerks, der Bauern, der Fraktionsverwaltungen, nebst jenen der Gemeinden mit den Bürgermeistern Roland Tinkhauser (Pfalzen), Christian Gartner (Gais) und Roland Griessmair (Bruneck), der als Primus der größten Gemeinde denn auch namens der anderen die Grußworte sprach.
DIE ZAHLEN
Nein, euphorisch war die Stimmung im Saal nicht. Nach zwei Jahren der Pandemie, durch die das Geschäft mit den Urlaubern stark dezimiert wurde, gab’s dazu auch keinen Anlass. Doch sie war auch nicht auffallend gedrückt. Das vergangene Jahr (2021) verlief gegenüber dem vorausgegangenen (2020) doch deutlich besser, ohne das Ergebnis durch den erwirtschafteten Bilanzüberschuss von nahezu 100.000 Euro (nach Steuern) bei einer Gesamtleistung von rund 3,4 Mio Euro beschönigen zu wollen. Der Haushaltsvoranschlag 2023 lautet übrigens auf vier Millionen zirka. Das bewog Huber, das Volumen mit dem einer kleineren Gemeinde gleichzusetzen. Das Einzugsgebiet von „Bruneck Kronplatz Tourismus“ zählt insgesamt 397 Beherbergungsbetriebe; sie verfügen zusammen über 8.912 Betten, darin im vergangenen Geschäftsjahr 225.000 Ankünfte durchschnittlich 4,4 Tage lang gebettet wurden, was bedeutet, dass die Nächtigungen in Summe knapp eine Million ausmachten. Im Vergleich zu Vorcoronazeiten (2019) waren das deutlich weniger.

ENORMER KRAFTAKT
Der Präsident des Aufsichtsrates, Rag. Othmar von Sternbach wies unmissverständlich darauf hin, dass das Bilanzergebnis ohne die großzügige Bezuschussung seitens der Autonomen Provinz Bozen negativ ausgefallen wäre. Satte 900.000 Euro sollen vom Steuerstaubecken der Provinz zu Gunsten von „Bruneck Kronplatz Tourismus“ abgelassen worden sein. Das sei weder die Ausnahme noch ein Einzelfall: Alle Tourismusvereine seien in dieser pandemistisch belegten Zeit von der öffentlichen Hand mit extra Gaben beschert worden. Großzügige Unterstützung wurde dem TVBruneck auch seitens der Gemeinde und der Kronplatz Seilbahn AG zuteil. Diesbezüglich erwähnte der Präsident insbesondere die kostspielige Aufbereitung der Loipen

„Pass“-Kontrolle am Weihnachtsmarkt. 2.000 Stunden leisteten die freiwilligen Helfer. wpz Die Pflege der Wege liegt dem Tourismusverein von Bruneck nach wie vor sehr am Herzen. wpz

in Reischach/Stefansdorf, welche trotz ungünstiger Witterungsverhältnisse innerhalb von vier Wochen bewältigt wurde. 20.000 Kubikmeter Wasser wurden hierfür geflockt und ausgebreitet. Alles in allem kostete die vergängliche Anlage um die 170.000 Euro. Ein besonderer Dank erging in diesem Zusammenhang an die Grundeigentümer bzw. Bauern, ohne deren Einwilligung ein derartiges Loipennetz erst gar nicht bodenständig gemacht werden könnte. Dass die Bauern im Allgemeinen für die Belange des Tourismus stets das nötige Verständnis und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit aufbrächten, attestierte diesen auch Alfred Unterkircher, der den Tourismusverein Bruneck schon seit vielen Jahren führt. In dieselbe Kerbe schlug Jochen Schenk, der als Leiter des Eventbüros mit den Grundherren, speziell ob der Auszeichnung von Radrouten, häufig im Gespräch ist. In einer Zeit, in der das Radfahren in all seinen Formen, mit und ohne Hilfsmotor, Jahr für Jahr stark zunimmt, sei diese Verständigung mit den Wiesen- und Waldbesitzern geradezu von wesenhafter Natur. Nicht minder wichtig sei die Vervollständigung und bedarfsgerechte Adaptierung der Hauptrouten samt den wichtigsten Verzweigungen des bestehenden Radwegnetzes.
VIELE VERANSTALTUNGEN
Unter den diversen Veranstaltungen, welche der Tourismusverein übers Jahr 2021 hindurch angeboten hatte, hob sich der Weihnachtsmarkt ob seiner Bedeutung von allen anderen ab. Um die 200.000 Besucher sollen die 30 Aussteller während der 43 Markttage angelockt haben. Dabei habe man die Corona-Kontrollen über sogenannte mobile Checkpoints gewissenhaft und konsequent durchgeführt. 2.000 Stunden standen die Kontrolleure in Summe freiwillig im Einsatz. Der Weihnachtsmarkt sowie viele andere Veranstaltungen kultureller, musikalischer und sportlicher Natur stehen während des Sommers und des Herbstes auch heuer wiederum auf dem Programm. Gästen und Einheimischen wird erneut ein buntes Allerlei an attraktiven Ereignissen geboten. Hinsichtlich der Digitalisierung stellte >>
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Martin Huber mit Entsetzen fest, dass südtirolweit lediglich 50 Prozent der Beherbergungsbetriebe über Online buchbar seien. Ein undenkbares Ding! Es bestünde dringender Handlungsbedarf. Der Tourismusverein, das versicherte Huber, steht den Mitgliedern diesbezüglich gerne beratend zur Seite. Er unterhält Büros in Bruneck, St. Lorenzen, Pfalzen und Gais, wo insgesamt 15 Mitarbeiter/-innen tätig sind. Zusätzliches Personal wird zu Saisonszeiten für verschiedene Außenarbeiten eingestellt. Der Personalaufwand von 680.000 Euro ist denn auch der dickste Brocken in der Jahresrechnung.
DIE MITARBEITENDEN
Doch sie allesamt sind ihr Geld wert. Sowohl Präsident Martin Huber als auch Bürgermeister Roland Griessmair waren jedenfalls voll des Lobes: „Ihr habt meine Anerkennung, meine Wertschätzung und meinen Dank für die vorbildliche Führung und die ausgezeichnete Teamarbeit, welche ihr im Interessenverbund mehrerer Gemeinden leistet“, sagte Griessmair. Er bezeichnete das Geschäftsmodell auch für andere Bereiche als nachahmenswert. Ginge es nach ihm, so würde er für das Kronplatzgebiet, anstatt drei, ohnehin nur einen Tourismusverein dulden. „Wir haben mit dem Kronplatz einen Berg gemeinsam, warum sollten wir denn nicht auch einen Tourismusverein in Gemeinschaft führen?“, warf er die Frage in den Raum, wohl in der Hoffnung, sie möge in Olang und St. Vigil ankommen und dort als überlegenswerte Anregung aufgenommen werden. Im Zusammenhang mit dem NOI-Techpark brachte Griessmair den Kongresstourismus ins Spiel und machte weiteres deutlich, dass der Starkoch Norbert Niederkofler seine Geschäftsinteressen nach Bruneck verlegen und zugleich an der fortführenden Ausbildung von Abgängern der Hotelfachschule zu Bachelors in Gastronomie und Kellerwirtschaft einen wichtigen Part übernehmen wird.
DAS TOURISMUSKONZEPT
Einen Satz verlor Brunecks Bürgermeister schließlich auch zum Tourismuskonzept. Eine Reglementierung gegen die touristische Übersättigung hielte er für durchaus akzeptabel, vorausgesetzt, Kleinbetrieben

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würde dadurch nicht der Nabel zu jedweder Entwicklung durchtrennt, was unweigerlich den Tod vieler zu Folge hätte. Diesbezüglich dieselbe Position hatte vor ihm schon Pustertals Bezirkspräsident und Prettaus Bürgermeister Robert Alexander Steger bezogen. Das passt alles in den von Thomas Plank (IDM) skizzierten Rahmen einer starken Marke Südtirol, durch die wiederum der „Begehrteste Lebensraum Europas“ geschaffen werden und dessen Anziehungskraft in den Köpfen der Menschen (potenziellen Kunden) unauslöschlich positioniert werden soll. Das Ziel kann allerdings nur dann erreicht werden, „wenn wir uns was einfallen lassen, wenn alle gemeinsam die Marke leben. Marke sind wir alle!“ Natürlich kam auch die Nachhaltigkeit zur Sprache. Ein Aspekt, der laut Plank das Tourismusgeschäft in Zukunft zweifellos beeinflussen wird, sei es in ökologischer, sei es in sozialer Hinsicht. Die Lösung des Mitarbeiterproblems, das auch in Südtirol vielen Unternehmern den Kopf zerbricht, kann ohne gebührende Würdigung der Komponente „soziale Nachhaltigkeit“ nicht aus der Misere geführt werden. Was sagte der Hotelier Willi Rainer (Sexten) diesbezüglich vor 50 Jahren: „Wollen wir Qualität? Dann müssen wir unseren Angestellten, jedenfalls den Schlüsselfiguren, eine angemessene Unterkunft bieten und ihren Kindern den regulären Schulbesuch ermöglichen. Sonst bleibt uns niemand dauerhaft!“ Worte von Nachhaltigkeit. // wp
STIMMENERGEBNIS WAHL DES VORSTANDES
1.Dorfmann Andreas – 24 (Kronplatz Seilbahn GmbH); 2. Schuster Christoph – 24 (Sporthotel Winkler – Stefansdorf); 3. Unterberger Manfred – 21 (Hotel zum Hirschen – Bruneck/Stegen); 4. Huber Martin – 20 (Hotel Olympia Reischach); 5. Kronbichler Hannes – 19 (Hotel Windschar – Gais); 6. Mutschlechner Kornelia –19 (FW Kronsun – Percha); 7. Steinkasserer Hannes – 18 (Camping Wildberg – St. Lorenzen); 8. Baumgartner Thomas – 18 (Hotel Blitzburg – Bruneck); 9. Schönhuber Daniel – 16 (Ortsobmann Bruneck Kaufleute); 10. Irschara Christian – 12 (Hotel B&B Feldmessner – Reischach); 11. Wolf Bruno – 12 (Hotel Heinz – Reischach); 12. Irschara Sabine – 11 (Hotel Falken – Pfalzen); 14. Peintner Andreas – 11 (Hotel Weiher – Issing); 16. Unterfrauner Herbert – 8 (UaB Christlrumer – St. Georgen); 18. Mairl Martin – 6 (Hotel Anewandter – Uttenheim); //