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Raiffeisen-Galerie: Alles rund um das Wertpapier

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RAIFFEISEN-GALERIE IN BRUNECK Alles rund um das Wertpapier

Anfang Mai wurde in der Raiffeisen Galerie in Bruneck die erste Ausstellung im Rahmen eines neuen Kunstprogrammes mit dem Namen „Wertpapier“ eröffnet, dessen Ziel die Förderung von Nachwuchstalenten ist und welches das Ausstellungsprogramm der Raiffeisen Galerie erweitern wird. Zu sehen ist bei dieser ersten Ausgabe des Ausstellungsformats für junge Kunst eine spannende Gemeinschaftsproduktion der beiden gebürtigen Grödnerinnen, Veronica Moroder und Sarah Solderer, die noch bis zum 27. Mai 2022 läuft.

In ihrer Begrüßung im Zuge der Vernissage unterstrich Waltraud Außerhofer, Verwaltungsrätin der RAIKA Bruneck, die lange Tradition der Raiffeisenkasse Bruneck im Fördern und Sammeln von Kunst. Jahrzehntelang waren, vor allem unter der Regie des ehemaligen Vizegeschäftsführers Josef Hainz, zahlreiche Künstler*innen und Hobbymaler*innen zu Gast in der Raiffeisen Galerie, und oftmals waren im Rahmen der Ausstellungen Bilder angekauft worden, so dass mittlerweile eine beachtliche Sammlung zusammengekommen ist, welche die Kunden zu einem großen Teil in den Büroräumlichkeiten der RAIKA Bruneck, aber auch in den Geschäfts- und Servicestellen zwischen Ehrenburg und Antholz bewundern können. Irgendwann waren dann sowohl Wände als auch das Archiv voll, so die Verwaltungsrätin, und man habe beschlos-

Von links nach rechts: Waltraud Ausserhofer (Verwaltungsrätin der Raiffeisenkasse Bruneck), Lisa Trockner (Geschäftsführerin des Südtiroler Künstlerbundes) und die beiden Künstlerinnen Sarah Solderer und Veronica Moroder.

sen, ein anderes Format der Unterstützung von Künstler*innen zu wählen. So entstand im Jahre 2017 die Idee für Kunstorte, also Kunst im öffentlichen Raum. Lokale Künstler*innen erarbeiten dabei Werke an Brunecker Schulen, die gemeinsam mit interessierten Schüler*innen erdacht, produziert und positioniert werden, wie am italienischen Schulzentrum, an der WFO, an den Mittelschulen Ursulinen und Meusburger und an der TFO - ein Werk an der Landeshotelfachschule ist gerade am Entstehen.

SCHULTERSCHLUSS ZWISCHEN KULTUR UND WIRTSCHAFT

Mit dem neuen Konzept „Wertpapier“ hatte die Kuratorin Lisa Trockner, die Geschäftsführerin des Südtiroler Künstlerbundes, im vergangenen Jahr die Idee, jungen Südtiroler Künstler*innen, die das 35. Lebensjahr nicht überschritten haben, eine Plattform zu geben und ihnen damit Sichtbarkeit zu verleihen, sie dafür aus dem geschützten Galerieraum heraus- und in einen Wirtschaftsraum in einem Unternehmen hinein zu holen. Dem Aufruf, sich mit Werken auf Papier zu bewerben, sind zahlreiche Kunstschaffende gefolgt, woraus die Projektkuratorin eine erste Auswahl getroffen hat. Den Anfang machen die beiden Künstlerinnen Veronica Moroder und Sarah Solderer, die während der Lockdowns ab Mai 2020 korrespondiert und in unzähligen Briefwechseln die Banalitäten des Alltags in Form von Aquarellzeichnungen festgehalten haben.

DIE BANALITÄTEN DES ALLTAGS

Die Zeichnung kann in ihrer Unmittelbarkeit als die Urform der Künste bezeichnet werden, so Lisa Trockner in ihrer Einführung bei der Vernissage, doch rückt die Anerkennung dieses Mediums, im Vergleich zu anderen Bildmedien wie die Malerei oder die Fotografie, immer wieder in den Hintergrund. Zu Unrecht, denn die Zeichnung ist viel mehr als eine Skizze, eine Vorzeichnung und vor allem bezogen auf die Gegenwartskunst mehr als ein Formengeflecht aus Linien und Punkten. Junge Positionen arbeiten wieder vermehrt mit diesem Medium und experimentieren mit Materialverflechtungen. Die Kraft der Arbeiten auf Papier steckt in der Authentizität des Mediums Zeichnung durch seine Direktheit und somit seine Aktualität. Die in Hamburg lebende Veronica Moroder und die in Lajen ansässige Sarah Solderer haben in einer Zeit der digitalen Kommunikation ein zusehend in Vergessenheit geratenes Medium der Kunst, die Künstler*innenkorrespondenz, auf einfühlsame und persönliche Art und Weise wieder belebt und ins Jetzt übertragen. Skizzenhaft in Bildsprache - manchmal von wenigen Worten begleitet - hat jeweils eine der beiden jungen Künstlerinnen ihre Eindrücke, Erfahrungen, Sehnsüchte, Ängste, Vorsätze und Wünsche des täglichen Lebens auf einem A5-Papier festgehalten und auf dem Postweg verschickt. Die Empfängerin antwortete auf demselben Papier ebenfalls in lasierenden Farbauftrag. Durch dieses stetige Hin und Her entstand nach und nach eine Serie intimer Geschichten aus

Im Rahmen des neuen Kunstprogrammes wurden in der Raiffeisen-Galerie in Bruneck tolle Werke ausgestellt. dem Alltag zweier junger Frauen. Ein visueller Briefwechsel (über 100 solcher Blätter sind dabei entstanden) zweier Künstler*innen, die es vermögen, räumlich getrennt und zeitversetzt miteinander zu arbeiten und dabei poetisch von den Banalitäten des Alltags einer ganz und gar nicht alltäglichen Zeit zu erzählen. // Judith Steinmair

ZU DEN KÜNSTLERINNEN:

Sarah Solderer geboren 1993, lebt und arbeitet in Südtirol; 2013 bis 2014 besucht sie die „Naba, Nuova Accademia di Belle Arti“ in Mailand; 2014 bis 2017 Studium der Bildenden Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste; 2016 bis 2017 Escuela Nacional de Bellas Artes „San Alejandro“ in Havanna, Cuba; 2020 bis 2022 Studium in „Eco-social Design“ an der Freien Universität Bozen

Veronica Moroder geboren 1992, lebt und arbeitet in Hamburg; zurzeit Stipendiatin im Herrenhaus Edenkoben; 2019 bis 2021 Diplom und Meisterschülerin bei Magnus Plessen, 2014 bis 2019 Besuch der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Helmut Dorner; 2017 École nationale supérieure des beauxarts de Paris bei Tim Eitel; 2013 bis 2014 Wiener Kunstschule bei Barbara Höller und Gerlinde Thuma.

NB: Begleitend zur Ausstellung ist ein Kunstbuch entstanden mit den Bildern, Notizen und Begleittexten.

DO 30.06.2022 BRUNECK

SCHLOSSBERG

INFOS & TICKETS: WWW.BRUNECKEVENTS.COM

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