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SowiKunstGym Bruneck: Eklatante Platzprobleme
SOZIALWISSENSCHAFTLICHES GYMNASIUM UND KUNSTGYMNASIUM BRUNECK Eklatante Platzprobleme
Die Schule platzt aus allen Nähten, fürwahr, und diese Tatsache bereitet der Direktorin des SowiKunstGym Bruneck, Isolde Maria Künig, sowie dem Lehrerkollegium schier nicht enden wollendes Kopfzerbrechen. Gesucht werden lösungsorientierte Vorschläge, kurzfristige und schnell umsetzbare sind natürlich willkommen, im Grunde bräuchte es aber eine langfristig sinnvolle Alternative. PZ-Redakteurin Judith Steinmair hat sich mit der Direktorin und Kunstlehrer Franz Rigo zu einem Lokalaugenschein getroffen.
Wenn man das Gebäude am Tschurtschenthaler Park Nr. 1 betritt, so ist man zunächst entzückt von der liebevollen und buntgemischten Atmosphäre, die einem entgegenschlägt. Auf den zweiten Blick herrscht das kreative Chaos. Und mit dem Röntgenblick betrachtet, lassen sich die Mängel nicht leugnen, die Platznot ist auf einem unaufhaltbaren Vormarsch. Seit eh und je hat die Schule im Herzen von Bruneck mit Platznöten zu kämpfen. Teilte sich die ehemalige Lehranstalt die Räumlichkeiten einst noch mit dem Humanistischen Gymnasium Bruneck, so wurden bereits seinerzeit die Schülerinnen und Schüler dessen neuen Schulzweigs „Sprachengymnasium“ kurzerhand auf Schloss Bruneck verlegt. Mit dem Neubau des Sprachen- und Realgymnasiums in der sogenannten Schulzone im östlichen Teil der Stadt, steht das Gebäude am Tschurtschenthaler Park zwar ganz dem heutigen SowiKunstGym zur alleinigen Nutzung zur Verfügung, die Platzprobleme haben sich dadurch aber nicht verringert. Im Gegenteil. Die Schule erfreut sich eines enormen Zuspruchs, was ja durchaus als positiv gewertet wird. Im Grunde handelt es sich aber nicht um eine Schule, sondern um zwei, eigentlich sogar um drei. Da wäre zunächst das Sozialwissenschaftliche Gymnasium als solches, mit dem Schwerpunkt Musik ändert sich aber auch der Stundenplan und somit eigentlich auch der Schultyp. Und das Bildende Kunstgymnasium erweitert das musische Angebot der Schule, ist aber ebenfalls ein eigener Schultyp mit der Fachrichtung „Bildende Kunst / Bildnerisches Gestalten“. Kurzum, drei verschiedene Schwerpunkte, vereint unter einem Dach, die für jede/n sozial interessierte/n und kreative/n Jugendliche/n etwas bietet. Was sich dann entsprechend auch in Zahlen ausdrückt: Im kommenden Schuljahr 2022/23 sind 735 Schülerinnen und Schüler eingeschrieben, verteilt auf 35 Klassen. Wobei wir wieder beim Platzproblem wären.
Direktorin Isolde Maria Künig
Bereits im aktuellen Schuljahr war es wiederum nicht möglich gewesen, alle Schulklassen im Hauptgebäude unterzubringen, wodurch sich zwangsläufig ein Ausweichen auf eine Außenstelle ergeben hat. Was bedeutet, dass sich derzeit 10 Klassen in einem Container-Zusatzbau in der Josef-FerrariStraße bei der WFO befinden, zwei Klassen sind zusätzlich sogar in den Räumlichkeiten besagter Schule untergebracht. Was das alleine schon für die Logistik bedeutet, kann jede/r erahnen, das Lehrpersonal, das zwischen den beiden Standorten hin- und her flitzen muss auf Kosten der effektiven Schulzeit, von einer heterogenen Schulgemeinschaft ganz zu schweigen…
PLATZBEDARF FÜR DIE KUNST

Kunstlehrer Franz Rigo
nämlich das Kunstgymnasium. Dieser Schultyp bedarf aufgrund des Lehrplans nicht nur entsprechender Werkstätten, sondern auch vieler Materialen und Lagermöglichkeiten. Anforderungen, welchen die Schule im aktuellen Zustand nur in einem unzulänglichen Ausmaß nachkommen kann. Zu wenig beziehungsweise zu kleine Werkstätten ohne Tageslicht, so gut wie kein Depot, Werkmaschinen und -materialien sowie die Arbeiten der Schüler*innen notgedrungen verstreut über Gänge und zwischengelagert in auch der kleinsten noch irgendwie nutzbaren Abstellkammer… Dass all das auf Dauer kein Zustand sein kann, darüber sind sich die Verantwortlichen einig, nur, woher zusätzlichen Platz nehmen? Im Zentrum von Bruneck ist eine bauliche Erweiterung schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Bereits im Jahre 2007 wurde am historischen Gebäu-
de modern hinzugebaut, mittlerweile reicht aber auch das nicht mehr aus. Wie kann man also das Platzproblem der Schule in den Griff bekommen?
PZ: Ein unsäglicher Zustand der sich inzwischen aufgrund der Platzprobleme ergeben hat, oder?
Isolde Maria Künig: Dem ist so. Zum einen besteht unser Platzproblem in Bezug auf die Klassenräume. Die Außenstelle bei der WFO - errichtet von der Stadtgemeinde Bruneck in Zusammenarbeit mit dem Land eigentlich als Ausweichquartier für alle Oberschulen, die eventuell in einem Jahr zu viele Klassen haben - haben wir mittlerweile vollständig in Beschlag nehmen müssen, andere Schulen könnten da also gar nicht mehr zum Zug kommen. Und wir werden die WFO auch im kommenden Schuljahr bitten müssen, uns dankenswerterweise zwei zusätzliche Klassenräume bei ihnen im Gebäude zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus haben wir massive Probleme beim Kunstgymnasium: Für zwei große Parallelklassen pro Schuljahr sind unsere Klassenräume eigentlich zu klein, gerade in Coronazeiten braucht es ja einen gebührenden Abstand. Und bei den Werkstätten haben wir sowieso offene Baustellen.
Franz Rigo: Im Grunde besteht unser Platzproblem schon seit der Schulreform mit der Errichtung und Unterbringung des Kunstgymnasiums zusammen mit dem Sozialwissenschaftlichen Gymnasium unter einem Dach. Ursprünglich mit nur einer Klasse angedacht, haben wir mittlerweile zwei Klassen, und auch das SOWI hat nichts an Attraktivität eingebüßt. Das heißt, die Schülerzahlen sind gewachsen, die Räume leider nicht! Und um das daraus folgende Platzproblem müssen sich dann die Direktorinnen sowie Direktoren von Jahr zu Jahr selber kümmern, was einen enormen Druck zur Folge hat. Zuerst müssen wir schauen, alle Schülerinnen und Schüler überhaupt unter zu bringen, und dann, was übrigbleibt, eventuell als Spezialräume nutzen zu können. So entstehen dann die „kreativsten“ Übergangslösungen…
Nun haben Sie aber ja einstweilen eine
Außenstelle, genügt das nicht?
Franz Rigo: Dadurch wird das Problem im Grunde noch verschärft, die Schülerinnen und Schüler sind zwar untergebracht, aber zur Nutzung der Spezialräume, die es in der Außenstelle ja nicht gibt, müssen sie dann doch wieder ins Hauptgebäude, und hier ist, wie gesagt, zu wenig Platz. Die einst versprochenen Räume für das Kunstgymnasium sind im Grunde genommen ja nie realisiert worden.
Worum handelt es sich bei diesen genannten Spezialräumen konkret?
Franz Rigo: Derzeit haben wir lediglich zwei Kunsträume und zusätzlich eine Werkstatt, wo die Maschinen stehen, fensterlos und zu klein. Dort unterrichten wir als Kunstlehrerinnen und Künstler Malerei und Bildhauerei, es ist also ein ständiges Her- und Wegräumen von Materialien und Werkarbeiten, ein Jonglieren quasi. Zusätzlich haben wir mittlerweile aber auch neue Unterrichtsinhalte, wie etwa die Druckwerkstatt oder die Fotowerkstatt, und alles spielt sich in den drei Räumen ab, wodurch sich der Lehrplan mitunter nur schwer umsetzen lässt. Praktische Fächer brauchen eben auch den nötigen Platz, aber der lässt sich auch anderweitig in unserem Gebäude nicht auftreiben, weil auch die anderen beiden Schultypen viele Aktivitäten bieten und unter dem Platzmangel leiden. Ein leidiges Problem in einer Endlosschleife, dass uns als Lehrerinnen und Lehrer auch belastet, schließlich besteht unser Anspruch darin, unseren Schüler*innen einen lehrreichen, sinnvollen Unterricht zu gewährleisten.
Was wären denn nun Ihre konkreten
Forderungen um das Platzproblem zu lösen?
Isolde Maria Künig: In die Zukunft blickend wäre die beste Lösung sicherlich eine einzige große Schule, wo alles unter einem Dach Platz hat, alle nötigen Klassenräume sowie adäquate Werkstätten und Lagerräume. Natürlich würden wir es bevorzugen, das aktuelle Gebäude auf der Rückseite noch erweitern zu können, aber leider bestehen diesbezüglich handfeste Hindernisse, wie technische Schwierigkeiten und denkmalgeschützte Auflagen. Aber vielleicht lässt sich ja zumindest eine schmalere Variante umsetzen, wie etwa im Innenhof noch zusätzlichen Raum zu schaffen oder auf einem Teil der Wiese hinter dem Schulgebäude noch anzubauen. An die 100 Quadratmeter zusätzliche Fläche würden uns schon ein wenig Luft verschaffen…
Soll heißen, ein konkreter Appell an die Politik?
Isolde Maria Künig: Miteinander konkrete Lösungen zu finden, Entscheidungen zu fällen und auch schnellstmöglich umzusetzen! Kurzfristig wäre es wichtig, zumindest die ganz akuten Probleme zu lösen, wie einen zusätzlichen Kunstraum zu schaffen und ein nahegelegenes Depot für Kunstwerke zu finden. Gemeinsam mit den politischen Vertretern, unter anderem auch mit Schullandesrat Philipp Achammer und Landestechnikern, haben wir bereits im vergangenen Jahr zusätzliche Möglichkeiten ausgelotet mit der Zusage, bei der Außenstelle noch fünf Klassenräume dazu zu bauen. Aber wie gesagt: Auf die

Stadtrat Reinhard Weger
Dauer löst uns das unsere Probleme nicht. Das kann vermutlich nur ein neues Gebäude mit neuem Standort…
Als Urbanistikstadtrat wissen Sie um die Problematik des Platzmangels der
Schule – wie schätzen Sie die Situation ein?
Reinhard Weger: Ich kenne die Situation aus verschiedenen Lokalaugenscheinen und Treffen. Das Platzproblem dieser wichtigen Schuleinrichtung ist tatsächlich prekär und bedarf zum Einen einer dringenden und zum anderen eine langfristigen Lösung. Es braucht in Absprache mit den verschiedenen Akteuren und dem Landesdenkmalamt daher in jedem Fall die urbanistische Lösung für einen eventuellen Zubau. Das wird aber nur mittelfristig umzusetzen sein, weil wir als Gemeindeverwaltung zwar die urbanistisch-planerischen Vorbereitungen vornehmen können, aber die definitive Planung sowie die Finanzierung über die Landesverwaltung läuft. Nichtsdestotrotz haben wir bereits in dieser Hinsicht verschiedene Gespräche geführt, wobei wir als Team – Bürgermeister Roland Griessmair, Stadtratskollegin Uschi Goldwurm und ich persönlich – auf den unterschiedlichen Ebenen aktiv sind.
Lassen sich Ihres Erachtens auch kurzfristige Lösungen finden?
Reinhard Weger: An der Errichtung der fünf zusätzlichen Klassenräume wird weitergearbeitet und der nächste Termin mit dem Landesdenkmalamt steht unmittelbar bevor. Dann werden wir die weiteren konkreten Schritte angehen. Es ist jedenfalls unser größtes Bestreben, die Schule nicht hängen