8 minute read
40 Jahre Collegium Musicum Bruneck: Beeindruckende und wertvolle Kulturarbeit
40 JAHRE COLLEGIUM MUSICUM BRUNECK (1982 BIS 2022) Beindruckende und wertvolle Kulturarbeit
Heuer feiert das Collegium Musicum von Bruneck das 40-jährige Bestandsjubiläum - mit vielen kulturellen Höhepunkten. Der unvergessene Hubert Hopfgartner hat im Jahre 1982 mit einigen engagierten Musikern und Kulturbegeisterten das Collegium Musicum Bruneck für ganz besondere vokale Aktivitäten aus der Taufe gehoben und zu einem Hort der ausgezeichneten Sängerinnen und Sänger im Pustertal gemacht. Dabei legte er seinen Schwerpunkt auf Psalmen, Motetten, Kantaten und Oratorien. In diesem Sinne wird eifrig weitergearbeitet.
Den Grundstein für seinen späteren musikalischen Lebensweg hat er bereits in jungen Jahren gelegt. Nach seiner musikalischen Grundausbildung am Vinzentinum in Brixen absolvierte er die Musikhochschule in Wien mit Schwerpunkt Gesang und Dirigieren. An der Universität Wien studierte er Philosophie, Kunst-, Musik-, und Sprachwissenschaften, welche er mit dem Doktorat abschloss. In seiner Wiener Zeit übernahm er zudem auch noch die Leitung der Sängerknaben vom Wienerwald in St. Gabriel und des Stadtpfarrchores St. Othmar in Mödling. Nach der Rückkehr in seine Heimat übernahm er das Amt des Chorleiters am Brunecker Stadtpfarrchor, das er fast 40 Jahre inne hatte und mit welchem er große klassische und romantische Chorliteratur aufführte. Eine seiner ersten großen Aufführungen war Carl Heinrich Grauns Passionsoratorium „Der Tod Jesu“. Dieses bedeutende Werk für
„Mein Herz ist voll Glück und Dankbarkeit. Die Aufführung des deutschen Requiem von Johannes Brahms ist der Traum jedes Dirigenten. Auf dessen Verwirklichung muss man, so meine ich, aber lange warten können, bis die Zeit dafür reif ist. Das war jetzt der Fall – mehr noch: aufgrund der Umstände war die Aufführung dieses Werkes geradezu eine Notwendigkeit. Bei aller sorgfältigen Planung blieb sie aber letztendlich ein Geschenk. Das Konzert in der Kathedrale von Zagreb verstand ich mehr und mehr als Berufung und Gnade.“
Insgesamt 27 Jahre lang leitete Hubert Hopfgartner sein Collegium (1982 bis 2009).
Soli, Chor und Orchester wurde 1982 vom gerade erst gegründeten Collegium Musicum Bruneck unter seiner Leitung mit großem Erfolg in Bruneck aufgeführt. Im Jahr darauf wurden in Koproduktion von RAI Sender Bozen, Südtiroler Kulturinstitut und Kulturverein Brixen zwei Aufführungen dieses Passionsoratoriums in St. Pauls/Eppan und in Brixen veranstaltet. Angesichts der Seltenheit des Werkes und der hohen Qualität dieser einheimischen Aufführungen mit Solisten von internationalem Ruf entschloss sich der Sender Bozen zu einer Studioproduktion dieses Oratoriums. Die Aufnahmen erfolgten im Februar 1983 in der Kirche des Priesterseminars Brixen. „Bei diesem Projekt wurde die Möglichkeit für großangelegte Projekte im Bereich der sakralen Musik in Brixen erkannt und ausgelotet, die Anforderungen einer aufwendigen Organisation wurden erfahren und bewältigt. Diese Erfahrungen bildeten einen der Grundsteine bei der Gründung der Brixner Initiative Musik und Kirche im Jahre 1988“, so Josef Lanz, der künstlerische Leiter der Initiative „Musik und Kirche“.
Das Collegium Musicum Bruneck bei einem Auftritt mit der Streicherakademie im Jahr 2019. Clau Scherrer aus Graubünden, leitet heuer zum fünften Mal das Collegium Musicum Bruneck.
DER WEITERE LEBENSWEG
Weiteres Rüstzeug holte er sich durch regelmäßige Teilnahme an den Meister- und Interpretationskursen der Bachakademie Stuttgart mit Helmuth Rilling. Zusammen mit Georg Egger gelang es ihm dann, diesen weltbekannten Dirigenten, Musikpädagogen und einzigartigen Bachkenner auch für Konzerte mit dem CMB und der Streicherakademie Bozen mehrfach nach Südtirol zu holen. Nach und nach baute sich Hubert ein weit verzweigtes Netz an Kontakten zur internationalen Musikwelt auf und bekam in der Folge Zusagen namhafter Gesangs- und Instrumentalsolisten für seine Konzertprogramme, die durch eine besondere Wahl und Abstimmung der Werke aufeinander auffielen und der Reihe nach als eindrucksvolle Aufführungen glänzten.
DIE MUSIKWAHL
Hubert Hopfgartners Musikwahl war außerordentlich ideenreich und vielfältig, groß war auch seine Experimentierfreude, die Ensembles programmgerecht in unterschiedlicher Größe zusammenzusetzen. Das Collegium Musicum Bruneck (CMB) führte er mit dem Ziel, anspruchsvolle Chor- und Orchestermusik, besonders Kantaten, Oratorien und chorsinfonische Werke aufzuführen. Größe und Besetzung hielt er variabel, ausgerichtet an die jeweiligen Erfordernisse der gestellten Aufgabe. In seinem künstlerischen Schaffen lassen sich auch Perioden und Schwerpunkte ausmachen. Die Musikepochen berücksichtigte er alle, von der Renaissance bis herauf in die Moderne. Bei den Oratorien wählte er bevorzugt alttestamentliche Themen, mit dem Jephta-Stoff beschäftigte er sich besonders intensiv und brachte mit Carissimi, Händel, Reinthaler und Stockmeier gleich vier bedeutsame Werke zur Aufführung. Requiemvertonungen von Mozart, Salieri, Cherubini, Gänsbacher, Schumann, Brahms, Bruckner, Ett, Faurè, Mitterer und Rutter bildeten einen weiteren Schwerpunkt und Johann Sebastian Bach würdigte auch er als den größten Komponisten aller Zeiten. Was man ihm weniger zutraute, war die musikalische Mitgestaltung von weltlichen Feiern und Festen, die es im Leben einer Stadt wie Bruneck wiederholt gab. Aber auch hierfür war er zu gewinnen und überraschte immer wieder, ganz besonders bei den Faschingskonzerten, die über mehrere Jahre zum festen Programm des CMB zählten und das Publikum zu Lachsalven und Begeisterungsstürmen verführte.
DIE MITSTREITERINNEN UND MITSTREITER
Gretl den Rücken und unterstützte ihn ohne Einschränkungen als Beraterin, Korrepetitorin, Pianistin, Cembalistin, Organistin, überall und jederzeit! In den Vereinsvorständen und bei den Geldgebern saßen Menschen, die Hubert für seine mitunter kostspieligen Projekte zu begeistern vermochte und es gleichzeitig verstanden, seine künstlerischen Schwärmereien in einigermaßen geregelte Bahnen zu lenken. Es war überhaupt schwer, bei Hubert nein zu sagen, und so gelang es ihm sprichwörtlich, sein musikalisches Leben nicht nur zu träumen, sondern seine Träume zu leben.
FF AICHA 1001922
2022 5 .–7.08.2022
5.-7.8.2022
Festplatz AICHA | Köstental - Natz/Schabs
SA 06.08.
FR 05.08.
SO 07.08.
Wie erfüllt und dankbar Hubert für die Realisierung seiner musikalischen Träume war, veröffentlichte er in seiner Rede nach der denkwürdigen Aufführung des Brahms-Requiems in Zagreb am 14.10.1996: „Mein Herz ist voll Glück und Dankbarkeit. Die Aufführung des deutschen Requiems von Johannes Brahms ist der Traum jedes Dirigenten. Auf dessen Verwirklichung muss man, so meine ich, aber lange warten können, bis die Zeit dafür reif ist. Das war jetzt der Fall – mehr noch: aufgrund der Umstände war die Aufführung dieses Werkes geradezu eine Notwendigkeit. Bei aller sorgfältigen Planung blieb sie aber letztendlich ein Geschenk. Das Konzert in der Kathedrale von Zagreb verstand ich mehr und mehr als Berufung und Gnade.
IMMER AUF DER SUCHE
Hubert Hopfgartner war ein ewig Suchender. Er spürte den großen Themen des Lebens nach und fragte nach Sinn und Ziel unseres Menschseins. Er haderte mit der Crux der Vergänglichkeit und kokettierte mit dem Charme der Ewigkeit, war ein Liebhaber des Friedens, ein Verehrer der Schöpfung. Menschen in Kirchenraum und Konzertsaal, unter den Interpreten wie im Publikum über die Musik zusammenzuführen und sie zur vorurteillosen Verständigung zu animieren, das war seine große Motivation. Sein Leben atmete die Luft künstlerischen Anspruchs und kreativer Freiheit. Sein tiefes Verständnis für die Musik und die Botschaften ihrer Komponisten entfaltete er im Gespräch und am Dirigentenpult, er verzauberte mit seinen poetischen Worten, fesselte mit seinem konzentrierten Blick, faszinierte mit seiner formvollendeten Dirigierkunst. 1.600 Gäste verfolgten mit großer Spannung das Werk, einstudiert und aufgeführt von Hubert Hopfgartner; Chor Collegium Musicum, Kroatisches Sinfonieorchester und Kinderchor der Musikschule Bruneck Ltg. Edith Kofler.
GLANZLICHTER FÜR BRUNECK
Für die Stadt Bruneck leistete Hubert mit seinem „Collegium“ stets einen kulturellen Beitrag. Unvergessen sind die Aufführungen von Brahms (Ein deutsches Requiem mit dem kroatischen Sinfonieorchester in Zagreb und Bruneck am 17.10.1996 unter der Schirmherrschaft von Bgm. Günther Adang), Carmina Burana im Eisstadion von Bruneck am 26.07.2001 und Wagner trifft Beethoven (Jubiläumskonzert anlässlich von 750 Jahre Stadt Bruneck im Eisstadion von Bruneck am 06.07.2006).
SEIN TOD
Es war am Allerheiligentag 2009, dass sich die Kunde vom Ableben des geschätzten Dirigenten wie ein Lauffeuer verbreitete. Zwar
Im April 1982 in der Pfarrkirche von Bruneck mit der Aufführung „Der Tod Jesu“ von Carl Heinrich Graun wurden ebenfalls neue kulturelle Maßstäbe gesetzt. Sehr zur Freude der vielen Besucher.
waren viele – vor allem die Mitglieder des rührigen Chores Collegium Musicum – auf diese schlimme Nachricht vorbereitet, dennoch kam der Tod für viele überraschend. „Als wir vor der Entscheidung standen, aufzuhören oder weiterzumachen, waren es vor allem die Sänger und Musiker, die darauf drängten, sein Lebenswerk weiterzuführen. Mit seinem Wirken schuf er eine Nachhaltigkeit, die bis heute andauert. Darin bleibt eine mächtige Erinnerung an Hubert wach“, brachte es Präsident Markus Pescoller auf den Punkt. Er setzte sich ebenfalls maßgeblich für den Fortbestand der Vereinstätigkeit ein.
DAS WEITERMACHEN
Bemerkenswerte Aufführungen konnten in der Folgezeit mit den Dirigenten Karl Paller, Helmut Rilling, Walder Heinrich und Clau Scherrer gemacht werden. Im Jahre 2019, am 09.11. widmete das Collegium Musicum Bruneck, das nunmehr 13 Jahre die wertvolle Arbeit von Hubert mit bemerkenswerten Aufführungen fortgeführt hat, seinem Gründer und Dirigenten und dessen Frau Margareth Niederbacher – Hopfgartner (+ am 05.11.2017) eine musikalische Stunde des Erinnerns. Gleichzeitig wurde eine Gedenkbroschüre herausgegeben, worin das umfangreiche Schaffen und Wirken des Collegiums wissenschaftlich dokumentiert wurde. Sämtliche Konzerte wurden vertont und in einer großen Sammlung in das Archiv des Collegiums gelegt. 188 Konzerte konnten in der langen Vereinsgeschichte entweder unter der Dachmarke CMB aufgeführt werden, bei denen ein Ensemble der Chor- und Orchestergemeinschaft mitmusizierte oder die der Verein als Veranstalter verantwortete. In einer kleinen Feierstunde, mitten in den Proben zum Gedächtniskonzert „Wie der Hirsch schreiet“ wurde die Broschüre vorgestellt. Die ersten zwei Sammlungen erhielten Irene Hopfgartner und Ivo Rauter, welcher in minuziöser Arbeit gemeinsam mit Meinhard Feichter alle Daten der musikalischen Dokumentation zusammengeführt hat. Die beeindruckende Kulturarbeit war und ist nur möglich durch die große Unterstützung von öffentlichen und privaten Sponsoren. Erwähnt sei die Landesregierung Südtirol, das Amt für Europäische Initiativen in der Region, die Stadtgemeinde Bruneck, die Stiftung Südtiroler Sparkasse, die Raiffeisenkasse Bruneck und die Volksbank sowie alle anderen Gönner und Freunde; sie alle haben dankeswert Anteil am Erfolg des Collegiums. // Werner Volgger
DIE HÖHEPUNKTE IM JUBILÄUMSJAHR
Heuer wird – passend zum Anlass – ein besonderes Kulturereignis geboten. Zur Aufführung gelangt die Schöpfungsmesse und das Ave Regina Coelorum von Josef Haydn. Das Jubiläumsjahr wird mit dem „Geistlichen Konzert der Tölzer Knaben“ am 31.07.2022 um 19.00 Uhr in der Pfarrkirche von Bruneck eingeläutet. Gemeinsam mit der Initiative „Musik&Kirche“, unter der Koordination von „MusiK Leben Pustertal“ kommen verschiedene Werke zur Aufführung. Es folgt das Festkonzert am 22.10. und 23.10.2022 in Brixen und Bruneck. Am 30.10 und 31.10.2022 lädt hingegen das String Art im Collegium Musicum zu einem Konzert des Erinnerns an die lieben Verstorbenen. Das Kammerorchester „String Art“ wurde im Jahr 2013 im Sinne von Hubert Hopfgartner vom Musikerpaar Erich Feichter und Ulli Mattle gegründet. Am 18.02.2022 wurde übrigens der Vorstand des Collegium Musicum neugewählt, welchem Markus Pescoller, Klapfer Florian, Angelika Oberhollenzer , Werner Volgger und Michael Hackhofer angehören. // wv