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Toni Innerhofer aus Sand in Taufers: Beim Singen Mensch sein

TONI INNERHOFER AUS SAND IN TAUFERS

Beim Singen Mensch sein!

Vor kurzem wurde in Sand in Taufers eine ganz besonders Jubiläum gefeiert: Der ehemalige Sandner Bürgermeister Toni Innerhofer wurde für seine 80 Jahre andauernde aktive Mitgliedschaft beim Sandner Kirchenchor besonders geehrt. Er wurde gemeinsam mit Helmuth Neumair (25 Jahre) und Heidi Mittermair (15 Jahre) ausgezeichnet.

Wer hätte das gedacht? Der Sandner Toni Innerhofer, ehemaliger Bürgermeister und Wirt, ist seit 80 Jahre aktives Mitglied im Kirchenchor. Er kam im zarten Knabenalter von acht Jahren als Sängerknabe zum Verein und blieb dort stets fix verankert. Der rührige Sandner hat im Singen und ganz besonders beim Kirchenchor seinen Ausgleich gefunden und konnte immer, wie er selber zu sagen pflegte, „beim Singen ein Mensch sein“. Für ihn war der Kirchenchor eine zweite Familie geworden. Schließlich verlor er mit vier Jahren bereits seine Mutter und so gab ihm die Kirchensängerkarriere neue Kraft. Sein Wirken bleibt unvergessen. Schon im Jahre 1942 vermochte er sich als Libera-Sänger an der Pfarre Taufers auszuzeichnen. Die Ältesten in Sand haben noch in guter Erinnerung, dass damals im Rahmen der sogenannten „Tumbagebete“ bei Beerdigungen und bei bestellten Jahrtagsmessen am Friedhof das „Libera me domine de morte aeterna“ gesungen wurde. Der Drumla-Toni, wie er liebevoll genannt wurde, nahm die Herausforderung als Libera-Sänger an und meisterte sie gekonnt. Wie so vieles in seinem Leben!

EIN MUSIKALISCHES TALENT

Die „angeborene Musikalität“, wie es der heutige Obmann des Kirchenchores, Martin Huber, in seiner Laudatio gekonnt ausdrückte, wurde schließlich weiter gefördert. Der bekannte Tauferer Musikpädagoge Josef Achmüller – der spätere Musikprofessor am Vinzentinum und Autor des Liederbüchls „Singend Jungvolk“ - hat ihm die Notenschrift und das Singen verfeinert – und zwar in einer Weise, die eine solide Grundlage für die lange spätere kirchliche und profane Singpraxis darstellte. Im Pfarrchor Taufers hat er in der Folge dessen wechselvolle Geschichte erlebt und mitgestaltet mit der Darbietung einfacher und auch kunstvoller Werke der geistlichen Musikliteratur unter der Stabführung von Kooperator Mittich (1943-1945, später Pfarrer von Lappach), von Prof. Kempf aus Deutsch-

Ehre wem Ehre gebührt: Helmuth Neumair, Heidi Mittermair, Toni Innerhofer und Martin Huber.

land gleich nach dem Krieg, von Kooperator Tauber und anschließend an die 40-Jahre unter Toni Haidacher (+ 1996). Hans Corradini und Leonhard Niedermair sahen sich dann selbst eher als Aushilfe, bis dann ab 2002 der junge Christian Unterhofer regelrecht Furore machte (bis 2009). die neue Orgel angekauft und unter Anpassung der Empore montiert werden. „Möge das moderne Instrument mit seinen großartigen Möglichkeiten dem Kirchenchor der Pfarre Taufers und dem Kulturbetrieb hierzulande lange und in glanzvoller Nachhaltigkeit zur Verfügung stehen“, so Obmann Huber.

DIE NEUE ORGEL

Toni war nicht nur als Sänger dem Kirchenchor Taufers eng verbunden. „Die Einweihung der neuen Metzler-Orgel im Jahr 2008 signalisiert einen markanten Einschnitt für diese Chorgemeinschaft, der entscheidend mit deinem Wirken zu tun hat“, so Huber anerkennend. Seit seinem Dienstantritt im Jahre 2002 hatte Christian Unterhofer nämlich auf die Erneuerung der alten ReinischOrgel gedrängt. Man entschied sich dann doch für eine Neuanschaffung und Innerhofer, damals als Bürgermeister, unterstützte das Anliegen wirkungsmächtig. Als Obmann des Orgel-Beschaffungskomitees setzte er alle Hebel in Bewegung, um die erforderlichen Finanzmittel zusammenzubekommen: durch Vorsprachen bei den verschiedenen Einrichtungen der öffentlichen Hand, durch Verhandlungen mit einschlägigen Firmen, durch Mobilisierung der Spendenbereitschaft der einheimischen Bevölkerung (u.a. mit der glänzenden Idee zu erwerbender Orgelpfeifen) und dann und wann auch durch eigene Finanzierungsbeiträge (z.B. anlässlich der Feier zum 70. Geburtstag im Dezember 2004). So konnte schlussendlich mit einem Aufwand von rund einer Million Euro

EIN MANN DER TAT

Um die Reihe der Chorleiter fortzusetzen, unter denen Innerhofer sozusagen „Dienst getan“ hat: Da war Armin Engl, den er auch als Orgelkünstler zu fördern bemüht war; dann Georg Kirchler, Elmar Stimpfl, wieder Georg Kirchler und schließlich Maria Pietribiasi - alle haben sie seine Liebe zur Kirchenmusik vielfältig angeregt und Tonis Einsatz bis zum heutigen Tage am Laufen gehalten. Nicht zu beziffern ist die Anzahl der von ihm - abseits der vielen Verpflichtungen im privaten und öffentlichen Leben - besuchten Proben und gottesdienstlichen Verpflichtungen. Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang auch der stille Rückhalt und die Unterstützung von Seiten der im Jahre 1990 leider allzu früh verstorbenen Gattin Margot. Der Kirchenchor war dem Drumler-Toni jedenfalls ein Herzensanliegen. Er war im Grunde der „spiritus rector“ des Chores. Er hat auch das Singen volksmusikalischer Art aktiv gefördert. „Wie oft hast du beim Drumler als großzügiger Gastgeber fungiert, als man in kleineren und größeren Gruppierungen zu einer Art Frühschoppen oder 5-UhrTee zusammenkam und in geselliger Runde zur gegenseitigen Erbauung neue Lieder ein-

lernte und bekannte zum Besten gab. Auch hast du bei passenden Gelegenheiten im Quartett und anderen Gruppierungen auf der Bühne den öffentlichen Auftritt nicht gescheut. Im Rahmen der Zillertaler Treffen hast du auch musikalische Akzente gesetzt und so dem kulturellen Austausch eine liebliche Note verliehen“, erinnerte Huber an weitere wichtige Betätigungsfelder.

SINNSTIFTENDE ROLLE

Die Musik und speziell das vokale Musizieren hat Toni Innerhofer in jedem Fall eine sinnstiftende Rolle im gesamten Leben gespielt und vielfältigen Nutzen für die Gemeinschaft hervorgebracht. Unbedingt hervorzuheben ist in diesem Kontext auch der Beitrag, den er in den 25 Jahren als Bürgermeister zur materiellen Förderung des Kirchenchors, aber auch anderer musikalischer Vereine, geleistet hat. Die Errichtung des Musikpavillons als Infrastruktur und Kristallisationspunkt für die kulturelle Entfaltung breiter Bevölkerungskreise kann als weiterer Meilenstein gewertet werden. Als Vorsitzender des Verwaltungsrates des Tauferer Elektrowerks hat er zudem einen

Die Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores von Sand in Taufers nach der Cäcilienfeier. Sonderfonds geschaffen, aus dem laufend auch musikalische Vereine unterstützt wurden. Nach seiner Amtszeit ist diese Praxis von Seiten eines Verwaltungsgremiums allerdings zum Bedauern vieler zum Erliegen gekommen. Wie wichtig dem Toni die Musik und das Singen war, lässt sich auch an einem Zitat festmachen: Zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 2004 schrieb Gebhard Mair folgende Worte: „Im Zweifelsfall hat er einen Liederabend jeder politischen Großveranstaltung vorgezogen.“ Wer den Toni kennt, der weiß, dass er in seinem Leben die Weichen stets richtig zu stellen imstande war. In diesem Sinne: Alles Beste und ad multos annos! // Reinhard Weger

OTTILIA DAPUNT AUS ST. MARTIN IN THURN

EINE WIRTIN MIT HERZ, LEIB UND SEELE

Mit großer Betroffenheit vernahm man in San Martin de Tor/ St. Martin in Thurn die Kunde vom Tod der Wirtin Ottilia Dapunt. Mit ihr verliert das Dorf und die ganze Gemeinde nicht nur eine weitum geschätzte Mitbürgerin, mit ihr geht auch ein Stück authentischer Wirtshaustradition verloren. Bis zuletzt stand Wirtin Tile, wie sie von allen geheißen wurde, mit Leidenschaft hinter dem Tresen ihrer kleinen Bar im Dorfzentrum. Wenn Frau Tile schon im 87. Lebensjahr stand, kam ihr Tod doch überraschend, denn bis kurz vor ihrem Ableben war sie, trotz Krankheit, oft noch in der Gaststube anzutreffen. Mëda Tile hinterlässt eine große Lücke im Dorf.

IHR LEBEN

Geboren wurde Frau Tile in La Ila/Stern und als sie ihren Mann kennen lernte, entschloss sie zu ihm nach San Martin zu zie-

Ottilia Dapunt aus St. Martin in Thurn war Wirtin mit Leib und Seele. hen. Das junge Paar pachtete dort zuerst den Gasthof „Nicl“ neben der Kirche und begann sich eine berufliche Existenz aufzubauen. Die junge Frau packte sofort tatkräftig an. Überall, wo sie gebraucht wurde, war sie zur Stelle. 1966 erbauten die beiden mit vielen Opfern und Entbehrungen ihr eigenes Haus mit Metzgerei und nach wenigen Jahren eröffneten sie auch die kleine Gaststube, die Tiles lebenslängliche Wirkungsstätte werden sollte. Seither arbeitete Frau Tile dort tagein tagaus mit großem persönlichem Einsatz und betreute ihre Gäste, welche die gemütliche Atmosphäre ihrer Stube sehr schätzten. Frau Tile war die gute Seele des Hauses: Sie war eine Wirtin von der alten Schule, wie es heute nur noch wenige gibt. Ihre Gäste begrüßte sie immer persönlich, redete sie meist mit dem Namen an, fragte nach dem Wohlergehen und plauderte mit ihnen. Wer sie kannte wusste um ihre Herzlichkeit und Gastfreundschaft, ihr herzliches Wesen und ihre große Diskretion. So wartete sie oft geduldig auf das Sitzungsende des Gemeinderats oder das Ende zahlreicher anderer Treffen, auch wenn ihr manchmal die Augen zufielen. Die Gäste fühlten sich bei der Tile wohl, und sie fühlte sich in deren Gesellschaft wohl.

IHR UNVERGESSENES WIRKEN

Über Jahrzehnte prägte mëda Tile mit ihrer Gaststube das gesellschaftliche Leben von San Martin. Die Bar „Val“ und Wirtin Tile waren so etwas wie eine kleine Sankt Martiner Institution. Was bleibt sind viele schöne Erinnerungen an eine liebenswerte und zuletzt in ihrer Krankheit tapferen Frau mit der sich viele Mitbürger und unvergessliche Stunden in fröhlichen Gesellschaften beim Kartenspielen oder sonst was verbinden. Mëda Tile wird bei allen die sie kannten in dankbarem Gedenken weiterleben! // Giovanni Mischí

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