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Eine wichtige Frage: Ahr oder Ahrn?

EINE WICHTIGE FRAGE Ahr oder Ahrn?

Noch vor Weihnachten bat ich Giorgio Zanvettor vom Amt für Kartographie bei der Autonomen Provinz Bozen um eine Klarstellung hinsichtlich der Benennung der „Ahrn“- bzw. „Ahr“. Die Antwort darauf erfolgte nur wenige Tage später, unterzeichnet mit: „Johannes Ortner, ehemaliger Flurnamenbeauftragter des Landes Südtirol“. Da dessen Darstellung von breitem Interesse sein dürfte, sei sie nachfolgend in Originalversion wiedergegeben:

PIRRA - ACHENBACH - GRUNDBACH - AHRNBACH - AHR

Der alte Name der Ahr lautete Pirra. Der Durchwanderer der Alpen Venantius Fortunatus überlieferte 585 n. Chr. den Bachnamen: ubi Byrrhus vertitur undis Weitere Belege: 1048 Pirra, 1494 das gross wasser, so aus Taufers geeth, 1772 Pirl- oder Achenbach (Oberlauf). Nach Ansicht des Sprachwissenschaftlers Karl Finsterwalder könnte Pirra zur indogermanischen Wurzel *bhers- „eilen“, erweitert zu *Bhersos > Byrrhus „die eilig Rinnende“ gestellt werden. Die Flurnamen Birnlücke am Bachursprung und die Birnfelder (Pirreveld, Pirrnveld) an der Mündung in die Rienz sind letzte Zeugen des ursprünglichen Bachnamens. Der Name Pirra bzw. Pirre galt bis ins 11./12. Jahrhundert auch für den Unterlauf der Rienz zwischen Bruneck und Brixen (vgl. dazu das Pirnfeld bei Bad Bachgart/Rodeneck). Der Name Rienz bezog sich ursprünglich nur auf die Gewässerstrecke Drei Zinnen–Toblach, dann folgte die Erweiterung nach Bruneck. Im Laufe des 15./16. Jahrhunderts verschwand der Name Pirra und wurde durch Achenbach (um 1770 Achen Bach, Peter Anich, 1778 die Acha, 1840 Tauferser Ache) ersetzt. Der Hofname Achenrain in St. Jakob in Ahrn legt davon Zeugnis ab. Nur am Oberlauf, in Prettau, blieb die Benennung Pirlbach wenigstens bis zum 18. Jahrhundert erhalten. Die Tölderer verwendeten mit der Zeit einfach den Namen Grundbach, das ist der Bach, der am Talgrund verläuft. Dies erschien vielen Geografen sehr unscharf, also schuf man für das Ahrntal den Kunst-

Das schöne Ahrntal – nun herrscht Klarheit… wpz

namen Ahrnbach („Bach, der durch Ahrn fließt“, 1900 Ahrn Bach) und schließlich die Ahr (1840 die Ache oder nach einer anderen Benennung die Ahr) vielleicht in Anlehnung an „die Rienz“, „die Etsch“ „die Passer“, „die Falschauer“ usw. Die Talweitung von St. Johann heißt „in Ahrn“ (in der Mundart in Aang), dies vielleicht zu vorrömisch bzw. rätisch-eisenzeitlich *Áurina „Gelände einer Person namens Auri“. Mittlerweile hat sich die Form „Ahr“ durchgesetzt“.

Im Kasten soweit die Darstellung von Dr. Johannes Ortner. Offen bleibt die Frage, ob sich die Bezeichnung „Ahr“ nun wirklich so durchgesetzt hat, wie der Flurnamenexperte schlussfolgert, wo doch die davon unmittelbar betroffene Gemeinde Ahrntal stets von der „Ahrn“ spricht, wenn sie mit Bezug auf gegenständliches Gewässer Amtshandlungen vornimmt. Tabacco bedient sich in der Karte „Dolomiten Tirol“ ebenfalls der Bezeichnung Ahrn Bach. Außerdem spricht man von St. Peter, St. Jakob, St. Johann in Ahrn und nicht an der Ahr – Dörfer des Ahrn Tales. // wp

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