7 minute read

Heimatpflegeverband Pustertal: Albert Willeit übernimmt das Ruder

Next Article
SONDERTHEMA

SONDERTHEMA

HEIMATPFLEGEVERBAND PUSTERTAL Albert Willeit übernimmt das Steuer

Bei der letzten Bezirksversammlung des Pustertaler Heimatpflegeverbands wurde auch der Ausschuss neu bestellt und Albert Willeit mit der Leitung dieses wichtigen Gremiums beauftragt. Im Zuge der Versammlung wurde ausgiebig Rück- und Ausschau gehalten.

Albert Willeit und Claudia Plaikner gaben einen Rückblick auf die Tätigkeiten der letzten drei Jahre. Die Erhaltung alter Bausubstanz gelang in einzelnen Fällen (Posthäuser in Sand und das Bahnhofsgebäude Bruneck), in anderen wieder nicht (Rainer in Olang, Maurer in Welsberg oder Kübler in Prags). Die Unterschutzstellung des Überschlages an der Ahr in St. Georgen als technisches Kulturgut wurde ebenso unterstützt wie die Erhebung der Trockenmauern in Prettau.

Der neue Ausschuss des Heimatpflegeverbandes Pustertal – von links: Oskar Messner, Heinz Mariner, Pauline Moser, Walter Harpf, Albert Willeit (Obmann) mit Landesobfrau Claudia Plaikner.

Der Bezirk Pustertal der Heimatpfleger verfasste darüber hinaus zahlreiche Stellungnahmen zu den Tourismuszonen (Saalen, Sonnnenburg, Pfalzen und Terenten) und war dabei teilweise erfolgreich. Der Ortsbildschutz (Sportzone und Gärtnerei am Eingang von St. Lorenzen in archäologischer Zone oder der Kronplatzweg in der Brunecker Oberstadt) ist den Heimatpflegerninnen und -pflegern ein Anliegen und man sieht auch die sehr invasiven Straßenbauten an sensiblen Orten kritisch (Gadertaleinfahrt). Aber auch zahlreiche neue Hotelbetriebe spren-

An der Versammlung des Heimatpflegeverbandes teilgenommen haben neben

Mitarbeitern in den einzelnen Ortschaften, also den Ortsbeauftragten, auch eine Reihe neuer an der Heimatpflege Interessierter. Der neu gewählte Ausschuss des Heimatpflegebezirkes Pusgen in den Augen der Ortsbildschützerinnen jede Proportionalität (Steinhaus, Geiselsberg, Stefansdorf, usw.) und bestimmte Entwicklungen beim „Urlaub auf dem Bauernhof“ nehmen absurde Auswüchse an (Purmontes/Montal, Rosa Alpina/St. Kassian usw.)

EIN STETER KAMPF

Auch der Bereich Landschaftsschutz ist ein Kernthema der Heimatpflegerinnen und Heimatpfleger und so gab es zahlreiche Inter-

DER NEUE AUSSCHUSS DES HEIMATPFLEGEVERBANDES PUSTERTAL

ventionen zu Almerschließungen besontertal setzt sich nun aus Albert Willeit (Obmann), Walter Harpf, Heinz Mariner, Pauline Moser und Oskar Messner zusammen, die nun die Schwerpunkte für die heimatpflegerische Arbeit festlegen werden. //

Das alte Bahnhofsgebäude in Bruneck wurde als alte Bausubstanz auf Druck der Heimatpfleger unter Schutz gestellt. rewe

Der Erhalt der Almen und die entsprechende Bewirtschaftung ist eine wichtige und vor allem gemeinsame Aufgabe aller. rewe

ders im Ahrntal, u.a. zur Schöllbergalm in archäologischem Gebiet), zur Düngung und Gülleausbringung in Natura-2000-Gebieten (Armentara) oder zur Umwidmung der Erlaue in St. Sigmund.

Weitere Tätigkeitsfelder des Bezirks sind der Ensembleschutz (von den 26 Pustertaler Gemeinden haben nur 12 einen gültigen Ensembleschutz-Plan), die Friedhofsgestaltung (z.B. unpassende Urnengräber-Container in Steinhaus) sowie die ständige Sensibilisierungsarbeit (Vorschläge bei „Neuland Pustertal“; Lokalaugenscheine). Während Albert Willeit viel Engagement bei der Erarbeitung von Verbesserungsvorschlägen für das nun in Kraft getretene neue Gesetz für Raum und Landschaft zeigte und sich auch in der Landschaftsschutzkommission erfolgreich einbringen konnte, bemüht sich die Landesobfrau in Bozen die wichtigen Kontakte und die Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt, dem Kulturbeirat, dem Landschaftsfond, dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz, dem AVS, der Stiftung Landschaft, dem Netzwerk Kulturerbe usw. zu halten und auszubauen. Das Pustertaler Ausschussmitglied Walter Harpf kümmerte sich vor allem um die digitale Kommunikation und Klaus Graber – auch als Präsident des Vereins „Eisvogel“ um die Einbeziehung der Jugend und um mehr Sensibilität im Bereich Umweltschutz. Michael Burger hat sich stets für den Erhalt historischer Gebäude eingesetzt. >>

FinanzFlash Erfolgreiche Anleger denken langfristig und handeln nachhaltig

Digitalisierung, Globalisierung und Flexibilisierung sind nur einige der Phänomene, die unsere Welt gerade verändern. Wir leben in der „Internetzeit“ und diese ist deutlich kurzlebiger als die Vergangenheit und gleichzeitig überreich an Information.

Wie begegnen wir der Kurzlebigkeit und Informationsflut, der wir ausgesetzt sind, am besten? Die Antwort lautet: mit klarer Orientierung, langfristig ausgerichteter Strategie und nachhaltigem Entwicklungsstreben. Dazu liefert die aktuelle Wirtschaftskrise reichlich Ansporn. Um die Konjunktur zu beleben und die Volkswirtschaften zukunftsfähig zu machen, werden die europäischen Staaten nun große Geldsummen ausgeben. Dabei stehen nachhaltige Investitionen im Fokus. Ein signifikantes Umdenken findet statt: Man hat auf breiter Basis begriffen, dass nachhaltiges Wirtschaften das Leben verbessert.

Erfolgreiche Investoren wissen das schon länger. Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch in der Geldanlage eine zunehmende Rolle. Die Wissenschaft hat nachgewiesen, dass sich nachhaltige Anlagen in einem Portefeuille risikomindernd auswirken. Auch erwirtschafteten Aktienfonds mit Nachhaltigkeitsausrichtung im letzten Jahrzehnt im Durchschnitt mehr Rendite als Aktienfonds ohne diesen Fokus, und das in zunehmendem Ausmaß.

Die aktuelle Zinslandschaft mit ihren Null- und Negativrenditen bereitet den Anlegern wenig Freude. Wer die Kaufkraft des eigenen Vermögens erhalten und einen positiven Ertrag erwirtschaften möchte, sollte Aktien als Anlageklasse in Betracht ziehen: breit gestreut und mit einem langen Anlagehorizont von mindestens 10 Jahren.

Auch dem eigenen Vermögen sollte man die notwendige Zeit geben, damit es sich nachhaltig entwickeln kann. Kommen Sie in Ihrer Raiffeisenkasse vorbei, wir beraten Sie gerne. Gerlinde Gatterer Verantwortliche Freie Berufe & Ärzte

www.raiffeisen-bruneck.com

ALBERT WILLEIT DER DRUCK STEIGT

PZ: Herr Willeit, Heimatpfleger haben nicht immer einen leichten

Stand. Das Spannungsfeld zwischen ökonomischen Überlegungen und dem Heimatschutz in allen Facetten ist größer geworden. Wie ist die Situation im Pustertal?

Albert Willeit: Das Pustertal ist geprägt vom starken Tourismus und der florierenden Wirtschaft. Damit wird viel Kapital erwirtschaftet, das man gewinnbringend vor allem in Immobilien aller Art anlegen will. Dadurch ist der Druck auf die Verbauung der Landschaft und die Maximierung bestehender und neuer Gebäude sehr groß, was zu Auswüchsen und Spannungen führt und Widerstand erforderlich macht.

Fühlen Sie sich als Heimatpflegeverband genug Ernst genommen?

Nein, nicht genügend. Der Umstand, dass - und das hat uns die Corona Krise ja hautnah erleben lassen – ein vernetztes Denken und Handeln immer wichtiger wird, müsste unsere Lobbyarbeit für die Kultur- und Naturlandschaft und für ein bescheideneres Leben noch viel stärkere Berücksichtigung finden.

Welche Herausforderungen galt es in den letzten drei Jahren zu meistern?

Wir haben auf die Fehlentwicklungen bei landschaftsbeeinträchtigenden Bauten u.a. durch überdimensionierte Hotels und auf die vielen neu geplanten Tourismuszonen hingewiesen, genauso auf gewisse Straßenbauten, wie auch auf die Vernachlässigung und Zerstörung unseres gebauten Erbes. Weiters waren die Skigebietserweiterungen ein Thema.

Der Heimatpflegeverband ist verschiedenen Straßenprojekten gegenüber kritisch eingestellt. Welche Projekte sind aus Ihrer Sicht besonders problematisch und warum?

Die Einfahrt ins Gadertal beeinträchtigt sehr die Ansicht auf Sonnenburg. Auch die Umfahrung von Percha wird starke Landschaftsveränderungen bei den Tunneleinfahrten mit sich bringen. Generell müsste landschaftsverträglicher gebaut werden, denn es genügt nicht, dass man Tausende Quadratmeter Stützmauern mit Granitsteinen verkleidet und damit glaubt, dass das schön ist.

In den letzten Jahren wurde immer wieder der „Overtourism“ kritisch

ins Feld geführt. Mittlerweile fordern selbst hochrangige Tourismustreibende eine Obergrenze für die touristische Entwicklung. Haben wir zu viel Fremdenverkehr im Pustertal?

In verschiedenen Gebieten ist eindeutig zu viel Tourismus, was sich im Problem des überbordenden Verkehrs und des Arbeitskräftemangels widerspiegelt. Dennoch wurden in sehr vielen Gemeinden Tourismusentwicklungskonzepte für viele Tausende neuer Betten beschlossen und viele neue Tourismuszonen meist in unberührter Landschaft ausgewiesen oder geplant. Die Grenze der Akzeptanz der Bürger ist bereits überschritten.

Wo ist die Grenze des touristisch

Machbaren ausgereizt worden und wie können diese Situationen wieder entschärft werden?

Es sind die bekannten Hotspots Pragser Wildsee, Drei Zinnen und die Dolomitenpässe. Man muss Besucherobergrenzen einführen und die Bettenauslastung über das Jahr verteilt steuern. Die Pässe sind für den Individualverkehr zumindest zeitweise zu sperren und über Maut zu regulieren.

Die Urbanistik wurde über ein neues Landesgesetz auf eine neue Basis gestellt. Dabei sind Sonnen- und

Schattenseiten bekannt. Was überwiegt aus Ihrer Sicht?

Wir hatten vor Jahren eine Neuschreibung des Gesetzes gefordert. Die anfänglichen guten Absichten wurden jedoch durch Einflussnahme der Lobbys verwässert oder zunichte gemacht. Dadurch überwiegen nun die negativen Seiten. Die starke Delegierung an die Gemeinden bringt zudem einen verringerten Schutz der Landschaft mit sich.

Bei der Erschließung und Bewirtschaftung von Almen ist es nicht immer leicht, einen Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Akteuren zu finden. Wie kann das dennoch bewerkstelligt werden?

Den Bau von Straßen für die schwierig zu erschließenden Almen sehen wir sehr kritisch. In Einzelfällen kann vielleicht ein Kompromiss von beiden Seiten möglich sein. Wir aber fordern lange schon, dass nicht erschlossene Almen wesentlich höher gefördert werden sollen. Mit den Straßenerschließungen einher geht zumeist auch die Problematik der Ausbringung

Albert Willeit ist der neue Obmann der Pustertaler Heimatschützer.

von Gülle aus dem Tal. Damit verschwindet die wertvolle Flora, wie teils bei den Armentara-Wiesen zu sehen ist.

Beim Ensembleschutz sind viele Gemeinden im Pustertal säumig. Nur 12 von 26 haben einen gültigen Ensembleschutz-Plan. Worauf führen Sie das zurück?

Der Ensembleschutzplan ist politisch ein ungeliebtes Kind. Der Bauernbund hat öfters eine Ausweisung verhindert. Mit dem neuen Gesetz für Raum und Landschaft ist die Kompetenz gänzlich an die Gemeinden übergegangen. Das ist ein weiterer Rückschritt. Dabei wäre der Ensembleschutz überaus wertvoll und wichtig.

Wie sehen Sie den Landschafts- und

Heimatschutz für die Zukunft und welchen Stellenwert sollte er einnehmen?

Das Pustertal wurde ja immer aufgrund der Wälder und Wiesen als das „grüne Tal“ bezeichnet. Unsere Vision ist, das Tal wirklich zu einem grünen zu machen: Stopp der Zersiedelung und des maßlosen Verbrauchs an Grund und Boden, weiterer Ausbau von grüner Energie und grüner Mobilität (Rad, Zug), ökologische Landwirtschaft und Inwertsetzung unseres gebauten Erbes und damit Erhalt und Nutzung wertvoller Bausubstanz. // Interview: Reinhard Weger

This article is from: