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Hof- und Familiennamen des Pustertales: Ein Meilenstein in der Forschung
HOF- UND FAMILIENNAMEN DES PUSTERTALES Ein echter Meilenstein in der Forschung
Der pensionierte Oberschullehrer, Tobias Flatscher, hat sich viele Jahre mit den Namen unserer Gegend beschäftigt und hat im Eigenverlag ein zweibändiges Buch herausgegeben. Der erste Band enthält die Namen der Höfe, die zu Familiennamen wurden. Durch die Erforschung dieser Namen kann ein Bild gezeichnet werden, das einen Einblick in eine faszinierende Welt gibt. Das neue Buch ist ein wertvoller Beitrag zu einem großen Projekt, das Karl Finsterwalder mit seiner „Tiroler Familiennamenkunde“ mit der Rückführung der Familiennamen auf ihre Wurzeln begann. Für das Pustertal hat Flatscher dieses Ziel nun umgesetzt.
Mit der „Tiroler Familiennamenkunde“ hat Karl Finsterwalder einen Meilenstein in der Familiennamenforschung gesetzt. Ihm war es ein Anliegen, die Herkunft der einzelnen Familiennamen aufzulisten und die Bedeutung dieser Namen zu erörtern. Sein Untersuchungsgebiet, nämlich das ganze Land Tirol, war riesig, und somit konnte nicht jeder Familienname auf einen bestimmten Hof zurückgeführt werden. Für ein kleineres Gebiet, wie dies der westliche Teil des Pustertales darstellt, ist dies bedeutend leichter zu bewältigen. Ein weiterer Vorteil ist, dass in den letzten fünfzig Jahren viele Dorfbücher erschienen sind, in denen die Höfegeschichte aufgearbeitet wurde. Die Ausgangslage für eine solche Studie hat sich auch insofern verändert, weil in der Zwischenzeit auch die Urkunden verschiedener Pfarrarchive in Form einer so genannten ‚Diplomarbeit‘ herausgegeben wurden. Eine besonders wertvolle Quelle für das untersuchte Gebiet ist ohne Zweifel die Regestensammlung „Die Urkunden des Archivs Künigl-Ehrenburg (1234-1550)“, durch die das umfangreiche Archiv der Grafenfamilie Künigl, das viele urkundliche Belege für das Pustertal enthält, von Erika Kustatscher leicht zugänglich gemacht wurde. Im Vergleich zur Zeit, als Karl Finsterwalder seine Studien zu den Familiennamen machte, liegt jetzt bedeutend mehr Quellenmaterial in gedruckter Form vor.
UNTERSUCHUNGSGEBIET UND AUSWAHL DER HOFNAMEN
Der Titel „Namen im Einzugsgebeit der Rienz“ wurde gewählt, weil die Bezeichnung ‚Pustertal‘ irreführend sein könnte: Bekanntlich gehört ein relativ großer Teil des Pustertales zu Osttirol. Zum Einzugsgebiet der Rienz gehören hingegen auch die Gemeinden Mühlbach, Rodeneck und Lüsen; diese wurden ins Untersuchungsgebiet mit aufgenommen. Im untersuchten Gebiet gibt es eine Vielzahl an Höfen, die nicht beziffert werden können; aus diesem Grunde wurden nur jene Hofnamen ausgewählt, die auch als Familiennamen weiterleben; insofern mussten diese Hofnamen bereits vor 1600 existieren. Der zeitliche Rahmen der untersuchten Namen hängt mit der Entstehungszeit der Familiennamen zusammen: Es ist mehr oder weniger die Zeit des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit, denn es gibt nur einzelne Hofnamen, die bereits im 11. Jahrhundert urkundlich belegt sind. Einer dieser frühen Namen ist der Hof Happach (Hagabah) in Geiselsberg.
VERÄNDERUNGEN IN DER NAMENLANDSCHAFT
In den früheren Jahrhunderten bildeten Bauernhöfe markante Eckpunkte in der Namenlandschaft. Diese Höfe konnten früher nur über schmale, steile Wege erreicht werden. Nach der Erschließung der Höfe durch Straßen hat sich ein neues Raster herausgebildet, das von Straßen geprägt ist, denn heutzutage ist das Verkehrsnetz von großer Wichtigkeit. Entlang einer Straße wurde den Gebäuden eine Nummer zugeordnet und somit sind Höfenamen von sekundärer Bedeutung, denn jetzt ist es in erster Linie der Name der Zufahrtsstraße und die Gebäudenummer, an der sich Besucher, Postboten oder Lieferanten orientieren. Manche Höfe wurden auch früher umbenannt. Bemerkenswert ist, dass sich die Namen der Höfe in kleineren Weilern viel leichter in der alten Form erhalten haben, während es in größeren Siedlungszentren
Autor Tobias Flatscher.
es einen starken Wechsel gegeben hat. Auch Namen, die auf eine handwerkliche Tätigkeit zurückgehen, konnten wieder rasch verschwinden. Namen von Höfen haben sich hingegen viel leichter über Jahrhunderte erhalten. Namensänderungen können öfters bei Hofteilungen festgestellt werden: Aus dem ‚Untermairhof‘ in Montal gingen die zwei Höfe ‚Urban‘ und ‚Rauchen‘ hervor; bei dieser Aufspaltung in zwei landwirtschaftliche Betriebe verschwand der alte Hofname.
FAMILIENNAMEN ALS SPIEGEL DER LANDSCHAFT UND GESCHICHTE
Als sich die Familiennamen herausbildeten, war das ländliche Gebiet geprägt von den kleineren und größeren Höfen, die der
Selbstversorgung dienten. Eng mit der relativ kleinstrukturierten Landwirtschaft hing auch das traditionelle Dorfhandwerk zusammen, das vor allem zur Herstellung und Reparatur von Arbeitsgeräten diente. Im Vergleich zu verschiedenen anderen deutschen Sprachgebieten kann im Untersuchungsgebiet eine besondere Eigenheit festgestellt werden: Der Großteil der Familiennamen, die im Untersuchungsgebiet entstanden, sind ‚Wohnstattnamen‘, d. h. diese Namen sagen etwas über den Hof aus, wo dieser Name vor ca. 500 Jahren entstand. In unseren Familiennamen finden sich häufig Merkmale, die etwas über die Lage dieses Hofes aussagen (z. B. Bacher, Egger, Pichler, Ebner, Klammer, Gruber, Leiter, Rainer, Auer, Weger, Brugger, Steger, Gatterer, Lercher, Feichter, Aichner, Steiner, Kofler). In anderen Namen wird die Hofgröße (Meier, Hofer, Huber), das Rechts- bzw. Besitzverhältnis (Lechner, Aigner) bzw. eine frühere institutionelle Funktion (Tinkhauser, Mair am Tinkhof, Bergmeister) thematisiert. Andere Namen besagen, wie Fluren im Mittelalter genutzt wurden (z. B. Peinter, Tratter, Egarter, Angerer), während andere Namen an das Urbarmachen erinnern (z. B. Rauter, Grei-
Als sich die Familiennamen herausbildeten, war das ländliche Gebiet geprägt von den kleineren und größeren Höfen, die der Selbstversorgung dienten. Eng Band 1 mit der relativ kleinstrukturierten Landwirtschaft hing auch das traditionelle Dorfhandwerk zusammen, das vor allem zur Herstellung und Reparatur von Arbeitsgeräten diente. Die Namen jener Höfe und der wenigen Handwerksberufe leben in unseren Familiennamen weiter. Durch die Erforschung dieser Namen kann ein Bild gezeichnet werden, das einen Einblick in eine Welt gibt, die sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts noch nicht stark verändert hatte. Seit diesem Zeitpunkt kann eine starke Veränderung im Sozialgefüge festgestellt werden. Die sprunghaft angestiegene Mobilität spiegelt sich bereits in den Familiennamen wider und die Globalisierung lässt erahnen, wie sich die Palette der Familiennamen verändern wird. Dieses Buch versteht sich als ein Beitrag zu einem großen Projekt, das Karl Finsterwalder mit seiner Tiroler Familiennamenkunde begann, nämlich die Familiennamen auf ihre Wurzeln zurück-zuverfolgen. Dieses Ziel wurde für ein relativ überschaubares Gebiet verwirklicht. Die Sammlung der frühen Belege verschafft einen Überblick über Höfe, die im ausgehenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit existierten. Zugleich wird offenkundig, welche der alten Hofnamen in Vergessenheit geraten sind. Durch die Erfassung aller gleichnamigen Höfe ergeben sich Parallelen, die dazu beitragen können, auch etymologisch eher undurch- NAMEN IM EINZUGSGEBIET DER RIENZ HOF- UND FAMILIENNAMEN NAMEN IM EINZUGSGEBIET TOBIAS FLATSCHER DER RIENZ TOBIAS FLATSCHER Hof- und Familiennamen Das Cover des neuesten Werkes von Tobias Flatscher. ter, Gschenter). In einigen Haus- bzw. Hofnamen ist der Beruf eines früheren Inhabers erhalten geblieben; es war öfters eine handwerkliche Tätigkeit, die als Zweitberuf ausgeübt wurde (Schmied, Schuster, Weber, Schneider, Zimmermann, Müller, usw.) oder eine Handelstätigkeit (Kramer, Kaufmann). Andere Bauern waren hingegen auch Inhaber einer Gaststätte (z. B. Leitgeb, Schenk, Taferner, Wirt). Namen, die auf einen Personennamen zurückgehen, kommen natürlich auch vor; bei einigen dieser Personennamen wurde die Endung -er angehängt: Benedikter (Benedikt), Galler (Gall – ein abgekommener Personenname!), Thomaser (Thomas), Kristler (Kristl – die Kurzform für Christian), Pahl und Paler (Paul), Kuenzer (Kunz – eine Kurzform für Kuonrat). Einige Familiennamen gehen auf eine Kurzform eines Personennamens zurück: Engel (Engelbert), Toldt (Leopold oder Perchtold), Hainz (Heinrich), Wolff (Wolfgang).
DIE DEUTUNG DER NAMEN
Neben den vielen Hof- bzw. Familiennamen, die für jeden verständlich sind, gibt es auch Namen, die nicht leicht zu deuten sind. Eine besondere Herausforderung stellen meist jene Namen dar, die bereits umgedeutet >>
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Der „Nocker“ auf Platten in Oberwielenbach. Der Hof ziert das Cover des Buches. Tobias Flatscher
wurden. Als ein Beispiel soll das Wortglied Schön- angeführt werden, das seinen Ursprung in der mittelhochdeutschen Präposition ‚ze‘ (neuhochdeutsch ‚zu‘) hat; diese Präposition wurde früher gewöhnlich mit dem Namen eines Hofes gebraucht. Bei den Namen ‚Schönhuber‘, ‚Schönbichler‘ und ‚Schönegger‘ ist diese mittelhochdeutsche Präposition mit dem bestimmten Artikel zu ‚zen‘ verschmolzen, und nachdem ‚zen‘ immer mit dem Hofnamen gebraucht wurde, wurde dieses als Bestandteil des Hofnamens angesehen und bei der Verschriftlichung dieses Namens wurde das /e/ des ersten Wortgliedes zu einem /ö/ gerundet und somit wurde dieser Name umgedeutet: zen huobe(r) → Schönhube(r). Auch bei anderen Hofnamen wurde öfters ein Wortglied, das nicht mehr richtig gedeutet werden konnte, mit einem ähnlich klingenden Wort ersetzt: So wurde der Hof, der ‚außer dem Bach‘ lag, umgedeutet: ouze bah → Aschbach(er). – Bei anderen Namen‚ z. B. beim Namen ‚Oberstaller‘ kam es zu einer Umdeutung beider Wortglieder: Mit diesem Namen wurde ursprünglich die Lage dieses Hofes angegeben: Dieser Hof befand sich (ze) obrist tal, womit angegeben wurde, dass es der ‚oberste‘ Hof in der Talmulde oberhalb von Oberrasen war. Diese Ortsangabe enthält die Superlativform des mhd. Ortsadverbs ‚ober‘ (oberest, obrest, oberist, obrist). Solche Superlativformformen mögen in der Standardsprache veraltert erscheinen, sind in der Mundart jedoch noch gebräuchlich. Laut der erfolgten Umdeutung des ursprünglichen Namens könnte man vermuten, dass es in diesem Gebiet zwei Unterstände für die Tiere gegeben habe und der obere Stall zu einer Hofstelle ausgebaut wurde. Viele Namen wurden aufgrund verschiedener sprachlicher Mechanismen verändert: Mit dem Hofnamen ‚Guggenberg‘ mögen viele das norddeutsche Verb ‚gucken‘ assoziieren; unserem Sprachgebrauch ist dieses Verb allerdings völlig fremd. Bei der Deutung dieses Namens ist es das Gelände, das bei den Höfen in Taisten und in Montal ähnlich ist und somit zur Klärung beiträgt: Da diese Höfe auf einem rundlichen Geländevorsprung stehen, kann angenommen werden, dass die alte Namesform ‚Kugelberg‘ gelautet haben muss, denn in der Mundart wird mit ‚kugelet‘ etwas bezeichnet, das rundlich ist. – Dieser Hofname wurde über verschiedene Stufen von ‚Kugelberg‘ zu ‚Guggenberg‘ verändert: Bereits vor der ersten Verschriftlichung wurde in der schwachtonigen Mittelsilbe das /l/ zu einem /n/ abgeschliffen; schriftlich belegt ist der Wandel vom /k/ am Wortanfang zu einem /g/.
EIN STREIFZUG DURCH DIE HÖFEGESCHICHTE
Der erste Band dieser namenkundlichen Forschungsarbeit versteht sich als ein Beitrag zu einem großen Projekt, das Karl Finsterwalder mit seiner Tiroler Familiennamenkunde begann, nämlich die Familiennamen auf ihre Wurzeln zurückzuverfolgen. Dieses Ziel wurde für ein relativ überschaubares Gebiet verwirklicht. Dieses Buch ist aber nicht nur nur ein Buch, das die Bedeutung der Familiennamen erklärt, sondern enthält wichtige historische Eckdaten für eine Vielzahl von Höfen unserer Gegend. Die Belege, die bei den einzelnen Familiennamen aufgelistet sind, dürften die ältesten urkundlichen Belege sein, die bisher in einer gedruckten Form veröffentlicht wurden. Die Sammlung der frühen Belege verschafft einen raschen Überblick über Höfe, die im ausgehenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit existierten.
„WANDERUNGEN“ VON FAMILIENNAMEN
In vielen Familien gibt es mündlich überlieferte ‚Geschichten‘, laut denen diese irgendwo in Bayern beheimatet waren. Solche Angaben zur Herkunft dürften wenig fundiert sein. Insgesamt kann angenommen werden, dass es im ländlichen Bereich relativ wenig Zuwanderung gab. Ganz anders dürfte die Situation in den Städten sein; dort dürften sich vor allem Kaufleute aus dem deutschsprachigen Raum niedergelassen haben. Zu einem späteren Zeitpunkt waren es dann auch Handwerksburschen, die sich hier eine Existenz aufbauten. Namen, die im oberen Pustertal bereits im 17. Jh. vorkommen, bezeugen, dass sich Menschen aus dem benachbarten Osttirol (z. B. Senfter, Kopfsguter) oder aus Nordtirol (Töchterle) niederließen. Prozentuell am größten ist der Anteil von zugewanderten Namen aus dem Gadertal und aus Buchenstein. Insgesamt kann aber angenommen werden, dass es in früheren Jahrhunderten nur relativ kurze ‚Binnenwanderungen‘ gab. Erst mit dem Ausbau der Eisenbahn im 19. Jh. wurde es leichter, sich fern der Heimat niederzulassen. Als ein wichtiges Ereignis, das auch die Familiennamen betrifft, ist klarerweise die Option, da zu diesem Zeitpunkt viele Familien umgesiedelt wurden. Ab Mitte des 20. Jhs. kann ein starker gesellschaftlicher Wandel festgestellt werden, denn ab diesem Zeipunkt nahm der Prozentsatz der in der Landwirtschaft tätigen Menschen stetig ab, denn es gab bessere Verdienstmöglichkeiten in einem Handwerksbetrieb, im Tourismus oder in der Industrie. Dies hatte zur Folge, dass viele Menschen von ländlichen Gebieten abwanderten und sich in größeren Zentren niederließen. Dort verschwanden Höfe, weil es einen großen Bedarf an Baugrund gab; so ist mit dem Hofnamen ‚Mutscheler‘ in Stegen der Hof verschwunden, auf den der Familienname ‚Mutschlechner‘ zurückzuführen ist. Ein anderer Grund für das Verschwinden von alten Hofanmen ist, dass Höfe zu Gaststätten umfunktioniert oder aufgelöst wurden, weil sie nicht mehr rentabel waren.
Derzeit zeichnet sich auch eine Veränderung bei unseren Familiennamen ab, denn mehrere der Studierenden bleiben aufgrund der besseren Berufsschancen im Ausland, während auf der anderen Seite Arbeitskräfte aus dem Ausland ins Land geholt werden müssen. Dies hat zur Folge, dass sich die Palette der Familiennamen verändern wird. Es sind dies Namen, deren Bedeutung niemand mehr kennt. // pez
EIN AUSZUG AUS ‚HOF- UND FAMILIENNAMEN‘
Im ersten Band der zweibändigen Arbeit ‚Namen im Einzugsgebiet der Rienz‘ werden 655 Familiennamen dargestellt, die im untersuchten Gebiet entstanden sind. Wie vom folgenden Auszug ersichtlich wird, wurden die Belege für die einzelnen Höfe aufgelistet. Durch diese Erfassung aller gleichnamigen Höfe ergeben sich Parallelen, die dazu beitragen, auch etymologisch eher undurchsichtige Namen zu deuten. Zugleich wird ersichtlich, welche der alten Hofnamen in Vergessenheit geraten sind, wie im Fall des Hofnamens ‚Sünner‘ bzw. ‚Sinner‘ in Welsberg (s. unten): Mit dem Zeichen (+) soll verdeutlicht werden, dass dieser Name in diesem Ort ‚abgekommen‘ ist).
DER NAME ‚SINNER‘:
GSIES (UNTERPLANKEN):
1299: ander Suonne, Klos-Bužek, F.: Görzer Urbar, Nr. 58 und Nr. 97 1339: dritehalp tagemat wisen di da sint gelegen auf der Sunen, Santifaller, L.: Die Urkunden des Rodenegg-Archivs, Nr. 51 1504: an dem Weg bei dem Hause des verstorbenen Pilgrim, das jetzt der Obersunnerer bebaut und inne hat, Archiv Welsperg – Niederrasen, Nr. 602 1533: Niclas Obersinner in Gsies, Archiv Welsperg – Niederrasen, Nr. 922 1545: Georg Obersinner zinst vom Forcherbau / Nicl Obersinner zinst von den Hintzinghueben, Brugger, P.: Grundherrschaften, S. 155 1816-1821: ober Sinne / unter Sinne, Franziszeische Landesaufnahme 1869-1887: Ob. - Unt. Sinne, Franzisco-Josephinische Landesaufnahme (1:75000) HN Sinne, Untersinne, Prünster Sinne und Obersinne Anm.: Diese Höfe lagen an dem alten Weg, der taleinwärts führte.
NIEDERDORF (EGGERBERG):
1427: Margret und Alhait, die Töchter des Suener ab der Ecken, AB 3, Nr. 1968, S. 395 1493: Nikolaus Sünner an der Ecken, Archiv Welsperg – Niederrasen, Nr. 556 1497: Sinner, Kamelger, A.: Abgaben und Zinsen der Grundholden, S. 99 1546: Hans Synner an der Egckhen ob Niederdorf, Archiv Welsperg – Niederrasen, Nr. 974 1566: Hans Sünner an der Eggen, Archiv Welsperg – Niederrasen, Nr. 1076 1594: Hannß und Thomas die Sünner, Kühebacher, E.: Hofmark Innichen, S. 84 1602: alsdann unter Sinner-feld hin, Die tirolische Weisthümer, Bd. 4, S. 546 1605: Süner ob Niederdorff, Kamelger, A.: Abgaben und Zinsen der Grundholden, S. 108, stosst … gegen abendt an Thomasen Süners Loach, ebda., S. 120 HN Ober- und Untersinne
NIEDERDORF (EGGERBERG):
HN Kleinsinne (jedoch nicht angrenzend an die vorhergehenden!) Anm.: Die Belege können leider nicht zugeordnet werden!
WELSBERG: (+)
1424: verkauft an Niklas den Suener zu Zell, AB 3, Nr. 2357, S. 467 1428: verkaufen ihre Wiese und … an Nyklaus den Sünner, AB 3, Nr. 2359, S. 467 1435: Jorg von Welsperg verkauft das Aengerlein „das Gapaw“ zu Zel im Dorf unter Welsperg, unten an die Rienz stossend, an Niklas Suener , AB 3, Nr. 2362, S. 468 1443: Niklas der Sunner von Czell unter Welspergk, AB 3, Nr. 2365, S. 468
Anm.: Für den Namen in St. Veit, Prags, liegen keine älteren Belege vor; dieser Hofname wird auch als ‚Zinner‘ gesprochen.
ANALYSE DES NAMENS ‚SINNER‘
Es ist nicht leicht, diesen Namen auf seine Wurzel zurückzuführen. Was diese Höfe gemeinsam haben ist, dass diese Höfe alle einen weiblichen Begleiter haben. Eine Zurückführung auf ‚Sonne‘ wird jedoch ausgeschlossen.
Laut der ältesten Schreibweise und dem Gebrauch im Kontext können einige Merkmale erkannt werden: Bei diesem Namen handelt es sich um ein Femininum. Im ältesten Beleg wurde dieses Nomen in Verbindung mit der Präposition ‚an‘ verwendet. In den Belegen aus dem Mittelalter wurde dieses Wort mit einem gerundeten Vokal verschriftlicht; dieser war bereits umgelautet und wurde später zu einem /i/ entrundet. Was die einzelnen Höfe gemeinsam haben, ist die Lage an einem Weg; besonders bei den Höfen in Gsies wird dies offensichtlich, denn diese Höfe lagen am alten Weg, und entlang von solchen Wegen brauchte es Zäune. Die übliche Bezeichnung für einen Weg zwischen den Zäunen ist (die) ‚Zäune‘ (mundartlich zaine). Im Mittelhochdeutschen dürfte diese Bezeichnung ziune (die Vokalkombination /iu/ wurde als ein langes /y/ gesprochen) gelautet haben. In den oben angeführten Orten dürfte der lange Vokal bereits früh gekürzt worden sein: Ein Hinweis dafür dürfte der geminierte Nasallaut sein. Aufgrund dieser Kürzung wurde der lange Vokal /y/ nicht mehr diphthongiert. Wie man vom ältesten Beleg ablesen kann, war die Affrikate am Wortanfang bereits zu einem /s/ abgeschliffen worden: ziune → sün(n)e. Die alte Ortsangabe „ander Suonne“ (1299) dürfte als ‚an der süne‘ (= mittelhochdeutsch ziune, mundartlich zaine = Weg zwischen zwei Zäunen oder ‚Weggasse‘) zu deuten sein.
// pez
Mein Name ist Martin Scheiber, ich bin 17 Jahre alt und besuche die 2. Klasse der Landesfachschule für Sozialberufe „Hannah Arendt“ in Brixen. Nachdem meine Schule zwei Praktika je Schuljahr vorsieht und ich bereits das erste Praktikum nicht antreten konnte, da ich nicht im Besitz des 2G-Nachweises war, hoffte ich wenigstens jetzt das zweite Praktikum beginnen zu dürfen, nachdem ich jetzt im Besitz des 2G-Nachweises bin.
Am Montag, den 14. Februar begann ich also mein Praktikum im Hauspflegedienst Bruneck und Umgebung. Ich war überglücklich, dass es dieses Mal endlich geklappt hat. Die ersten zwei Tage verliefen erwartungsgemäß gut und ich freute mich schon auf folgende Wochen. Am Mittwoch wurde ich je aus meinen Praktikumsträumen gerissen, als mich meine Vorgesetzte zu ihr ins Büro zitierte, um meinen 2G-Nachweis zu überprüfen.
Wie gewünscht brachte ich meinen Grünen Pass vorbei, welcher aber als unzureichend deklariert worden ist, da ich nicht geimpft, sondern erst kürzlich genesen war. Ich machte sie darauf aufmerksam, dass es weitere Mitschüler gibt welche auch nur als genesene trotzdem ihr Praktikum absolvieren dürfen, daraufhin wurde ich aufgefordert deren Namen zu nennen. Aufgrund der Privacy-Bestimmungen und da es mir widerstrebt, andere Mitmenschen zu diffamieren, weigerte ich mich.
DER SCHNAUZER
In Zeiten der Maskenpflicht sieht man, wer mit den Augen lächelt. Ich vermute, dass es sich bei dieser Intervention um eine persönliche gegen mich gerichtete Aktion handelt. Nachdem ich gemeinsam mit einigen Mitschülern, in diesem Schuljahr mich offen gegen die Impfpflicht für Praktikanten im Gesundheits- und Sozialwesen gestellt habe und einen offenen Brief an Medien und Politiker geschickt habe. Ich fühle mich diskriminiert, da ich bisher von keinem meiner Mitschüler erfahren habe, dass es bei ihnen zu ähnlichen Aktionen gekommen ist.
In meiner Klasse sind wir dieses Jahr mit 13 Personen in das Schuljahr gestartet von denen bereits vier die Ausbildung abgebrochen haben und auf Grund der Impfpflicht weitere folgen könnten. Nachdem unser Land Hände ringend um neues Pflegepersonal u.a. Sozialbetreuer wirbt, finde ich es absurd, dass bereits für die Absolvierung eines Praktikums ein Impfnachweis zu erbringen ist. Vor allem aus dem Grund, dass ich Minderjährig bin und somit nicht selbst über meinen Impfstatus entscheiden darf. Weiters ist aufgrund meiner erst kürzlichen Genesung (2 Wochen) eine Impfung gar nicht möglich.
Der psychische Druck, der auf uns Jugendlichen aktuell lastet, ist enorm. In den Medien wird immer wieder davon gesprochen uns Jugendliche zu entlasten jedoch verursacht die Politik mit ihrer Art und Weise, wie sie mit der aktuellen Infektionslage und den damit verbundenen Maßnahmen umgeht, das Gegenteil.
Bereits im ersten Schuljahr wurden uns die Werte und Taten der Namensgeberin unserer Schule verinnerlicht. Darunter vor allem auch das man selbst denken und sich selbst Meinungen bilden soll. In diesem Zusammenhang möchte ich ein bereits sehr bekanntes Zitat noch einmal in diesen Brief einfließen lassen:
„Es gibt kein Recht, Gesetz oder Befehl dass einer Person die Verantwortung für die eigenen Taten abnimmt. Es gibt in dem Sinne kein Recht auf blinden Gehorsam“
In diesem Sinne und vorausschauend darauf, dass aufgrund des zukünftig sich abzeichnenden Pflegemangel der Bedarf an Fachpersonal nicht so einfach kompensiert werden kann, hoffe ich auf ein Aufwachen in der Politik nicht nur in meinem Sinn, sondern vor allem im Sinne jener Personen, welche die Pflege und Unterstützung von Menschen wie mir brauchen - ist es doch mein Traumberuf.
Martin Scheiber, Bruneck
Schüler der Landesfachschule für Sozialberufe „Hannah Arendt“
5 Promille für die Feuerwehr Bruneck
Für Sie kostenlos, für uns eine große Hilfe!
Jeder Steuerzahler kann fünf Promille der eigenen Einkommenssteuer einem Onlus-Verein zukommen lassen. Dies kostet dem Steuerzahler keinen Euro mehr und er entscheidet selbst, wem er diesen Teil der ohnehin dem Staat geschuldeten IRPEF-Steuer zukommen lassen möchte.
Was müssen Sie tun?
Mit Steuererklärung
Sie brauchen nur auf dem Mod. 730 oder auf dem Mod. UNICO im Feld der 5-Promille-Zuweisung zu unterschreiben und die Steuernummer des von Ihnen vorgeschlagenen Onlus-Vereines einzutragen.
Ohne Steuererklärung
Wenn Sie keine Steuererklärung (Mod. 730 oder Mod. UNICO) verfassen, können Sie die 5 Promille auch auf dem letzten Blatt des Modellformulars zuweisen, das Sie von Ihrem Arbeitgeber bekommen. Füllen Sie die dafür vorgesehenen Felder auf der letzten Seite mit Unterschrift und Steuernummer der Organisation aus und unterschreiben Sie ein zweites Mal am Ende der Seite.
Danke dass Sie uns helfen zu helfen! Ihre Feuerwehr Bruneck!
Die Aufregung um Brunecks Bürgermeister hinsichtlich der Auftragsflut für sein Ingenieur-Büro sorgte in den letzten Monaten wiederholt für Kritik und hatte in der Vergangenheit sogar Eingaben vor Gericht zur Folge, denn laut Regionalgesetz war es Bürgermeistern untersagt, in der eigenen Gemeinde Planungsaufträge anzunehmen. Eine klare Bestimmung, die zumindest bis zur Klarstellung durch den Regionalrat selbst für den Fall galt, falls die Zuständigkeit übers Bauwesen einem Assessor übertragen worden war.
Noch bevor sich die angerufenen Gerichte zur Sache äußern konnten, boten maßgebliche Exponenten der Regionalpolitik dem Brunecker Bürgermeister zuerst eine „authentische Gesetzesinterpretation“ gleichsam als Schlupfloch aus dem Labyrinth an, um dann, nachdem der prädestinierte Nutznießer diesen Ausweg abgelehnt hatte, im Regionalrat eine demgemäß befreiende Gesetzesjustierung ‚erga oma.) nes‘ durchzuboxen, was schließlich mit denkbar knappster Mehrheit gelang. Vielleicht hätte man sich den ganzen Zau-
b.)
ber ersparen können, so man der Bautafel bei der Sanitas in St. Georgen (Bild a) größere Beachtung geschenkt hätte. Zwar scheint auf derselben ebenfalls Brunecks Bürgermeister als Planer auf, doch was spricht dagegen? Nichts! Denn gegen Beauftragungen in „Nachbargemeinden“ sah das Regionalgesetz auch in seiner ursprünglichen Fassung kein Veto vor. Nun grübeln die St. Georgener darüber nach, wann die Rückversetzung der Ortschaft in den Fraktionsstand und hierauf die Wiedereingliederung in die Stadtgemeinde Bruneck erfolgen sollte. Vermutlich nach Fertigstellung der Sanitas (Bild b), insofern die Wiedereingliederung den Georgenern überhaupt noch erstrebenswert erscheint…
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AUF SCHIENE
Die Provinzverwaltung schenkt dem Eisenbahnverkehr bekanntlich große Aufmerksamkeit. So wird der Zugverkehr in den Vinschgau elektrifiziert. Für den Bahnverkehr im Pustertal wird die Verkürzung der Taktzeiten auf die Viertelstunde angestrebt und zwischen Brixen und Innichen sollen doppelgleisige Abschnitte zum Überholen eingerichtet werden. Und dann steht da immer noch der Bau der Riggertalschleife im Programm, deren Finanzierung laut Dr. Ing. Daniel Alfreider, Assessor für Verkehrswesen, bereits gesichert sein soll. Auffallend ist, dass die Mobilitätspläne für die Peripherie ausschließlich auf den Personenverkehr fokussiert sind. Niemand zieht den Warenverkehr mit ins Kalkül, obschon diverse Bahnhöfe, wie beispielsweise Bruneck und Innichen, Abstellgleise zum Beladen und Entladen der Wagons zu Genüge böten. Dr. Martin Außerdorfer, noch als STA-Präsident hierzu: Die Nachfrage sei zu gering, um per Eisenbahn einen effizienten und lohnenden Warentransport durchs Pustertal unterhalten zu können. Diesbezüglich anderer Auffassung ist man offensichtlich jenseits von Winnebach, wo Güterzüge noch regelmäßig zum Einsatz kommen (siehe Bild). // wp
SCHRÄGES IN SCHRÄGSCHRIFT
Seit 4. März 2022 sind Peking die Paralympic Games im Gange. Die Provinz Bozen ist mit sieben Hockeyspielern mit von der Partie. Insgesamt hat Italien 32 Athletinnen und Athleten zu den Paralympics entsandt. Ob diese im Verhältnis ähnlich erfolgreich sein werden, wie es die Athletinnen und Athleten bei den Winterspielen vom 4. bis 20 Februar waren, welche mit insgesamt 17 Medaillen (2 Gold, 7 Silber, 8 Bronze) nach Hause zurückkehrt sind, sei dahingestellt.
Zum beachtlichen Erfolg des Nationalteams trug die 28-köpfige Südtirolvertretung (von insgesamt 118 Azzurri) mit vier Bronzemedaillen (Nadia Delago, Dorothea Wierer, Dominik Fischnaller, Omar Visintin) bei. Außerdem gewann Omar Visintin (Algund) im Team mit Michela Moiola (Bergamo) die Silbermedaille im MixCross-Snowboarding. Dieses Detail unterschlug das Tagblatt der Südtiroler im Medaillenspiegel zu „Südtirols erfolgreichsten Winterspielen“ geflissentlich und listete die Team-Silberne ungeteilt in Südtirols Erfolgsbilanz auf. Eine absolut sonderbare Zählweise, der Megalomanisches anhaftet. Würden beispielsweise die Finnen ihre Medaillen nach derselben Methode werten und zählen, würden sie allein schon mit der Ausbeute im Eishockey (25mal Gold bei den Männern und 23mal Bronze bei den Frauen) die gesamte Bandbreite aller an den Spielen beteiligten Nationen beschämend tief in den Schatten stellen. // wp