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SOZIALES & GESUNDHEIT TITELTHEMA

HOF- UND FAMILIENNAMEN DES PUSTERTALES

Ein echter Meilenstein in der Forschung Der pensionierte Oberschullehrer, Tobias Flatscher, hat sich viele Jahre mit den Namen unserer Gegend beschäftigt und hat im Eigenverlag ein zweibändiges Buch herausgegeben. Der erste Band enthält die Namen der Höfe, die zu Familiennamen wurden. Durch die Erforschung dieser Namen kann ein Bild gezeichnet werden, das einen Einblick in eine faszinierende Welt gibt. Das neue Buch ist ein wertvoller Beitrag zu einem großen Projekt, das Karl Finsterwalder mit seiner „Tiroler Familiennamenkunde“ mit der Rückführung der Familiennamen auf ihre Wurzeln begann. Für das Pustertal hat Flatscher dieses Ziel nun umgesetzt. Mit der „Tiroler Familiennamenkunde“ hat Karl Finsterwalder einen Meilenstein in der Familiennamenforschung gesetzt. Ihm war es ein Anliegen, die Herkunft der einzelnen Familiennamen aufzulisten und die Bedeutung dieser Namen zu erörtern. Sein Untersuchungsgebiet, nämlich das ganze Land Tirol, war riesig, und somit konnte nicht jeder Familienname auf einen bestimmten Hof zurückgeführt werden. Für ein kleineres Gebiet, wie dies der westliche Teil des Pustertales darstellt, ist dies bedeutend leichter zu bewältigen. Ein weiterer Vorteil ist, dass in den letzten fünfzig Jahren viele Dorfbücher erschienen sind, in denen die Höfegeschichte aufgearbeitet wurde. Die Ausgangslage für eine solche Studie hat sich auch insofern verändert, weil in der Zwischenzeit auch die Urkunden verschiedener Pfarrarchive in Form einer so genannten ‚Diplomarbeit‘ herausgegeben wurden. Eine besonders wertvolle Quelle für das untersuchte Gebiet ist ohne Zweifel die Regestensammlung „Die Urkunden des Archivs Künigl-Ehrenburg (1234-1550)“, durch die das umfangreiche Archiv der Grafenfamilie Künigl, das viele urkundliche Belege für das Pustertal enthält, von Erika Kustatscher leicht zugänglich gemacht wurde. Im Vergleich zur Zeit, als Karl Finsterwalder seine Studien zu den Familiennamen machte, liegt jetzt bedeutend mehr Quellenmaterial in gedruckter Form vor.

UNTERSUCHUNGSGEBIET UND AUSWAHL DER HOFNAMEN

Der Titel „Namen im Einzugsgebeit der Rienz“ wurde gewählt, weil die Bezeichnung ‚Pustertal‘ irreführend sein könnte: Bekanntlich gehört ein relativ großer Teil des Pustertales zu Osttirol. Zum Einzugsgebiet der Rienz ge4

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hören hingegen auch die Gemeinden Mühlbach, Rodeneck und Lüsen; diese wurden ins Untersuchungsgebiet mit aufgenommen. Im untersuchten Gebiet gibt es eine Vielzahl an Höfen, die nicht beziffert werden können; aus diesem Grunde wurden nur jene Hofnamen ausgewählt, die auch als Familiennamen weiterleben; insofern mussten diese Hofnamen bereits vor 1600 existieren. Der zeitliche Rahmen der untersuchten Namen hängt mit der Entstehungszeit der Familiennamen zusammen: Es ist mehr oder weniger die Zeit des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit, denn es gibt nur einzelne Hofnamen, die bereits im 11. Jahrhundert urkundlich belegt sind. Einer dieser frühen Namen ist der Hof Happach (Hagabah) in Geiselsberg.

VERÄNDERUNGEN IN DER NAMENLANDSCHAFT

In den früheren Jahrhunderten bildeten Bauernhöfe markante Eckpunkte in der Namenlandschaft. Diese Höfe konnten früher nur über schmale, steile Wege erreicht werden. Nach der Erschließung der Höfe durch Straßen hat sich ein neues Raster herausgebildet, das von Straßen geprägt ist, denn heutzutage ist das Verkehrsnetz von großer Wichtigkeit. Entlang einer Straße wurde den Gebäuden eine Nummer zugeordnet und somit sind Höfenamen von sekundärer Bedeutung, denn jetzt ist es in erster Linie der Name der Zufahrtsstraße und die Gebäudenummer, an der sich Besucher, Postboten oder Lieferanten orientieren. Manche Höfe wurden auch früher umbenannt. Bemerkenswert ist, dass sich die Namen der Höfe in kleineren Weilern viel leichter in der alten Form erhalten haben, während es in größeren Siedlungszentren

Autor Tobias Flatscher.

es einen starken Wechsel gegeben hat. Auch Namen, die auf eine handwerkliche Tätigkeit zurückgehen, konnten wieder rasch verschwinden. Namen von Höfen haben sich hingegen viel leichter über Jahrhunderte erhalten. Namensänderungen können öfters bei Hofteilungen festgestellt werden: Aus dem ‚Untermairhof‘ in Montal gingen die zwei Höfe ‚Urban‘ und ‚Rauchen‘ hervor; bei dieser Aufspaltung in zwei landwirtschaftliche Betriebe verschwand der alte Hofname.

FAMILIENNAMEN ALS SPIEGEL DER LANDSCHAFT UND GESCHICHTE

Als sich die Familiennamen herausbildeten, war das ländliche Gebiet geprägt von den kleineren und größeren Höfen, die der


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