7 minute read
Die neue Gadertaler Einfahrt: Ein wichtiger verkehrstechnischer Meilenstein
Am achten April 2022 wurde die neue Einfahrt vom Pustertal in das Gadertal feierlich eröffnet. Damit fand ein langes Kapital einen Abschluss, das zum Teil harte Diskussionen zum Inhalt hatte. Von höchster Stelle ist man über die Sinnhaftigkeit dieser verkehrstechnischen Lösung überzeugt. Arno Kompatscher, Daniel Alfreider und Bürgermeister Martin Ausserdorfer sprachen allesamt von einem besseren, sichereren und für die Anrainer auch angenehmerem Verkehrsfluss. Sie erteilten auch einer Schnellstraße, einer Art Mebo, durch das Pustertal eine klare Absage. Damit werden auch derartige Gelüste im Keim erstickt. Nicht weggewischt werden konnten hingegen die vielen kritischen und erzürnten Kommentare im Internet, welche durch die große Tunnel-Fete am Vorabend der Eröffnung hervorgerufen wurden.
von Reinhard Weger
Der große Festakt begann standesgemäß mit dem Sternenmarsch der verschiedenen Musikkapellen aus St. Lorenzen. Im Rahmen einer Feierstunde haben Gouverneur Arno Kompatscher, Mobilitätslandesreferent Daniel Alfreider, der Lorenzner Bürgermeister Martin Ausserdorfer, der Bürgermeister von St. Martin in Thurn Giorgio Costabiei als Vertreter der Gadertaler Gemeinden und Projektsteurer Umberto Simone den neuen Verkehrsweg mit der Banddurchschneidung offiziell eröffnet. Zuvor hatte Pfarrer Franz Künig in bewährter Manier den himmlischen Segen für die Infrastruktur erfleht. Dabei gab es eine ordentliche Portion Weihwasser auch für den Ersten Bürger der Gemeinde. Er wird schon wissen, warum… Der Gouverneur selbst wurde zuvor übrigens vom Stau auf der Pustertaler Hauptstraße eingebremst. Im Osten nichts Neues, also?
Vor kurzem wurde die neue Tunnelverbindung durch Pflaurenz in St. Lorenzen eröffnet. wpz
Mitnichten! Der Gouverneur lief rhetorisch zur Höchstform auf. Er ist nach den turbulenten Wochen im edelweißen Sturm offenbar an sich gewachsen und befindet sich bereits voll im Wahlkampfmodus. Das lässt für die Zukunft nur den Schluss zu, dass es Kompatscher noch einmal wissen will und seine parteiinternen Feinde – pardon: Parteifreunde – in die Schranken weisen will.
LANG ERSEHNTES INFRASTRUKTURPROJEKT
Die Bühne dafür wurde durch die Einweihung des neuen Erschließungstunnels in St. Lorenzen geboten. Nach rund drei Jahren Bauzeit wurde die neue direkte Anbindung von der Pustertaler Staatsstraße ins Gadertal mit Kreisverkehr, Brücke über die Rienz
Gruppenfoto mit den Bürgermeistern der Umgebung, den Firmenverantwortlichen und den politischen sowie verwaltungspolitischen Akteuren. rewe
Gouverneur Arno Kompatscher rewe Bürgermeister Martin Ausserdorfer rewe
und Tunnel in St. Lorenzen noch am selben Tag um 18.00 Uhr für den Verkehr geöffnet. „Mit der neuen Gadertaler Einfahrt ist uns die Realisierung eines jahrelang geplanten und ersehnten Infrastrukturprojektes gelungen. Es ist dies ein wichtiger Baustein, um die Straßensicherheit auf der Pustertaler Straße signifikant zu erhöhen“, unterstrich Kompatscher. Er dankte dem ehemaligen Landesrat Florian Mussner für die wertvolle Vorarbeit bis hin zum Start der Bauarbeiten sowie dem aktuellen Landesminister und stellvertretendem Gouverneur Alfreider für die reibungslose Umsetzung der Arbeiten mit allen beteiligten Baufirmen. Sowohl Kompatscher als auch Alfreider bezeichneten die Straßen als nachhaltig und begründeten dies mit ihrer „verbindenden Funktion“. Straßen würden dazu beitragen, den „ländlichen Raum zu stärken und die Erreichbarkeit zu sichern“, so Alfreider. Die neue Einfahrt ins Gadertal beginnt auf der Pustertaler Staatsstraße etwa 400 Meter vor dem Tunnel unter der Sonnenburg, und zwar mit Ein- und Ausfahrtsrampen und einem planfreien Knoten. Dann überquert sie auf einer 140 Meter langen Brücke die Rienz und den Klosterwald bis hinter die Eisenbahnlinie. In einem fast einen Kilometer langen Tunnel unterquert der neue Verkehrsweg dann den Pflaurenzer Kopf und die Staatsstraße und schließt bei Aue mit einer T-Kreuzung an die bestehende Gadertaler Staatsstraße und die Zufahrt an die Kläranlage an.
EIN MEHR AN SICHERHEIT
Durch die neuen Infrastrukturen werden die Verkehrsströme in und aus dem Gadertal besser gelenkt und die Pustertaler Straße soll entlastet werden. Auch sollen die lästigen Verkehrsregelungen, mit denen sich die Ordnungshüter vor allem an den Wochenenden und in den Hochsaisonzeiten herumschlagen mussten, der Vergangenheit angehören. „Die Anrainer gewinnen ebenfalls an Lebensqualität“, ist sich Alfreider sicher. Der Verkehr soll generell flüssiger gestaltet werden. Er betonte aber auch, dass nicht nur das Straßennetz erhalten, sondern auch in den Ausbau des Zug- und Busangebots investiert werden solle. Zudem soll die Rad- und Fußmobilität weiter potenziert werden. Bürgermeister Ausserdorfer freute sich ebenfalls über die neue Verkehrsverbindung. „Das ist ein Freudentag für die ganze Gemeinde. Wir haben lange darauf gewartet“, so der Bürgermeister. Nun ergebe sich eine bessere Verkehrssituation für St. Lorenzen, aber auch für Pflaurenz, St. Martin und die Gewerbezone in der Aue. Zusätzlich könne ein neuer Radweg von Tobl bis St. Lorenzen angelegt werden. Er verwies darüber hinaus auf die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Land sowie mit den beteiligten Baufirmen. In dieselbe Kerbe schlug auch der Bürgermeister von St. Martin in Thurn, Giorgio Costabiei. „Für die Pendler, Schüler, Urlaubsgäste, Wirtschaftstreibenden und alle, die ins und aus dem Gadertal unterwegs sind, macht diese Infrastruktur die Fahrten sicherer, einfacher und auch ein bisschen zeitsparender“, meinte er. >>
Der Bau des neuen Verkehrsweges habe sich nicht immer einfach gestaltet: Trotz Unwetter und Pandemie und letzthin Rohstoffknappheit habe man stets gemeinsam nach vorn geschaut und habe auch den Mut gehabt, das Projekt sogar weiter zu verbessern, berichtete der Verfahrensverantwortliche Umberto Simone. Etwas ganz Besonders sei die Montage der neuen 144 Meter langen und 1.040 Tonnen schweren Brücke über die Rienz gewesen. Sie ist nun die zweitlängste Brücke in Südtirol, aber sogar die längste im Lande, wenn man sie als bauliches Einzelelement wertet, was sie auch ist.
Für den Tunnelbau wurden rund 100.000 Kubikmeter Material aus dem Berg ausgebrochen, wie Andrea Marzi, der Vertreter der Baufirmen aufzeigte. Gebaut wurde der neue Verkehrsweg von der Bietergemeinschaft Strabag AG, Alpenbau GmbH, Moser & CO. GmbH und Geobau GmbH unter tatkräftiger Mithilfe diverser Subunternehmen. // Reinhard Weger
Das große Bauwerk (im Hintergrund das Ensemble unterhalb der Sonnenburg) wurde in enger Absprache zwischen den Gemeinden- und Landesvertretern im Laufe der Jahre noch wesentlich verbessert. wpz
MARTIN’S GROSSE TUNNEL-FETE IM TUNNELBLICK
Am Vorabend der Veranstaltung wurde eine große Tunnel-Party im neuen Straßentunnel in Pflaurenz organisiert. Über 4.000 Menschen aus nah und fern haben sich eingefunden und erfreuten sich am Konzert der Erfolgsband „Volxrock“. Im Vorfeld wurden sicherheitstechnische Maßnahmen umgesetzt. Die freiwillige Feuerwehr von St. Lorenzen sorgte hingegen für Speis und Trank. Es herrschte eine freudige und ausgelassene Stimmung – sehr zur Freude von Bürgermeister Martin Ausserdorfer, der die Genehmigung erteilte. Am nächsten Tag folgte ein schönes Familien- und Kinderfest samt Eröffnungszeremonie. Die Freude wurde am nächsten Tag jedoch durch viele Kommentare in den sozialen Netzwerken eingetrübt, wo die Feier für großen Wirbel sorgte. Vor allem die Sicherheits- und Gesundheitsbedenken wurden ins Feld geführt. Entsprechend waren die Kommentare vor allem unter dem Facebook-Account von Bürgermeister Ausserdorfer: „Und wos isch mit insra kindo??? 15 kindo mit maske, 1meto obstond und getestn 6 stunden in do Schule und nua 4.000 leit af uan haufe ohne maske und Obstond!! Des konns decht net sein...!!!!! Wenn OLLA und sischt Niemand!“,
Über 4.000 Menschen kamen zur großen Tunnel-Fete. Es gab viel Lob, aber auch Kritik. rewe
schreibt ein User. Ein weiterer: „Wasser predigen und Wein saufen! Schön, dass in St. Lorenzen und im Gadertal Corona bereits Geschichte ist….“. Obschon auch einige positive Meldungen zu lesen waren wie zum Beispiel „Des wor a suppo Fete a lob an die Organisation und do Feirwehr “, oder „Lassen wir doch die Menschen endlich wieder feiern. Toll!“, so überwogen die negativen doch bei Weitem. Von bloßem Hohn, einer bodenlosen Frechheit und weiterem Versagen der Politik ist die Rede. Der Lorenzner Bürgermeister hat sich dann auch erklärt. Er schreibt u.a.: „Im Vorfeld der Veranstaltung wurde alles mit den Sicherheits-Behörden abgeklärt. Es ist eine Veranstaltung im Freien. Zudem wurde der Tunnel laufend durchlüftet. In Absprache mit dem Sanitätsbetrieb entsprach der Zutritt der 2G-Bestimmung. Und dies wurde beim Eintritt auch rigoros kontrolliert.“ Der ehemalige leitende Notarzt in Bruneck, Werner Beikircher, kritisierte in einem Interview mit der Tageszeitung dennoch das fehlende Gefahrenbewusstsein. Diese Kritik weis der Bürgermeister vehement zurück. Wer ihn kennt, weiß auch, dass er potentielle Gefahrenstellen durchaus energisch angeht… // rewe