Radtouren Magazin 3/16

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Mai Juni

D: 4,90 Euro A: 5,60 Euro, CH: CHF 9,60 BeNeLux: 5,60 Euro

radtouren-magazin.com GPS-Daten zu den Touren

2.5To7ur4en m k

m Heft in diese

Von Sylt Zur Zugspitze Deutschlandreise

S. 28

Vom Strand in die Gärten Radweg R1, Teil 2

S. 10

Am Untersee E-Biken im Westen des Bodensees S. 52

Test mit Pinion, Bosch, Yamaha

8 E-Bikes für Reisen

r u o T auf Familie s S. 58 der & Tipp , Rä Anhänger

Peak-District Englands ältester Naturpark per Rad S. 84

Biketransport: So geht‘s – in Bahn, Flugzeug und Auto

S. 42


Inhalt

EXTRA FAMILY Nur das Beste für die Kleinen. Von perfekter Tourenplanung mit Familie bis zur Kaufberatung für Kinderrad, Anhänger oder Lastenräder.

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Dem R1 folgend gelangt unser Autor vom Fahrradmekka Niederlande in die Fahrradstadt Münster.

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Produkte in dieser Ausgabe E-Bike-Test: Batavus Stream, Corratec E-Power LifeBike, Idworx oPinion e urban spec, Radon Sunset Hybrid, Riese & Müller Charger GS, Stevens E-Triton Luxe, Velotraum VK 12E, Victoria eTrekking 7.9; Kinderräder: Felt Cruncher 24, Green’s Fulham, Puky ZLX 16 Alu, Scool XX-Lite Pro 20-3S, Stevens Sport SL Disc 24, Velotraum KR-1; Kinderanhänger: Burley D’Lite, Sainre Fox 2, Thule Chariot Cougar 2, Qeridoo Sportrex 2; Fahrradtransporttaschen: B&W International Bike Case, Evoc Bike Travel Bag pro, Thule RoundTrip Traveler, Tranzbag pro; Fahrradheckträger: Alutrans E-Bike, Atera Strada EBike ML, Eufab Bike Lift, Thule Velospace 917, Uebler X21 S, Westfalia BC 70; Fahrbericht: Rennstahl 853 Pinion 28, Stevens Courier Luxe; Ausprobiert: Magura HS22, Vittoria Revolution.

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Im Test: 8 Touren-E-Bikes

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84 Klaus Herzmann stellt Rundtouren durch die grüne Hügellandschaft der englischen Midlands vor.


Inhalt

RADtouren

Fotos: Shutterstock, Kothe, Partzsch, Herzmann, Bärbel & Johan, Dillenberger

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E-Bike

58 Touren für Familien

52 E-Bike-Region: Untersee

70 Kaufberatung: Kinderräder

Mit dem Rad durch exotische Länder: Bärbel und Johan berichten von ihrer Reise durch den Iran.

Radtaschen für Bahn und Flugzeug

EXTRA FAMILY 66 Lastenräder

88 Kaufberatung:

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73 Kaufberatung: Kinderanhänger

Service

75 Test Kinderanhänger: Qeridoo

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76 Test Kinderanhänger: Sainre

78 GPS: Falk Outdoor-Navigator App

Spezial

Reisen

34 Genießertouren in Deutschland

10 Radreise: Radweg R1, Teil 2

Reise-Tipps: Termine und Medien

28 Radreise: Zipfelortetour – von Sylt nach Oberstdorf

Teile, Test und Technik

84 Radregion: Peak District England

18 Im Test: Touren-E-Bikes

88 Radreise: Iran

42 Kaufberatung: So transportieren Sie Ihr Fahrrad 44 Kaufberatung: Radtaschen für Bahn und Flugzeug 48 Kaufberatung: Radträger fürs Auto

Rubriken 3

Editorial

6 News: Nachrichten aus

77 Ausprobiert: Magura HS22, Vittoria

der Fahrradwelt 56

Marktplatz

82 Fahrbericht: Rennstahl Pinion

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Kolumne

83 Fahrbericht: Stevens Courier

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Vorschau/Impressum

Revolution

Fitness 80 Schmerzen begegnen: Was tun, wenn Nacken, Schultern oder Knie auf Tour schmerzen

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Radreise

Radweg R1, Teil 2: Den Haag – Münster

Eine einzige Gartenund Parklandschaft

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icht weit von der bekannten Seebrücke in Scheveningen zweigt der R1 von der Nordseeroute auf die Midden Nederland route (LF 4) ab und ist gleichzeitig auch Teil der Hauptstadtroute EuroVelo 2. Vom Zentralbahnhof starten wir durch den Haagse Bos Park vorbei am Wohnsitz der Ex-

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Königin Beatrix. Pompöse Landhäuser hinter riesigen Gärten versteckt, säumen den Weg bis nach Wassenaar. Hier beginnt das „Grone Hart“ – das Grüne Herz, jener Landstrich zwischen Den Haag und Utrecht, der einst morastig und sumpfig war und durch Entwässerung trockengelegt worden ist. Entstanden ist dadurch eine abwechslungsreiche mit Kanälen und Dei-

chen durchzogene sehr fruchtbare Landschaft, in der Obst- und Gartenbau dominieren. Da wundert es nicht, dass um Boskoop das größte Baumschulgebiet der Welt entstanden ist. Die Vorgärten der durch Entwässerungsgräben umgebenen Anwesen der Baumschulbetriebe übertreffen sich mit exotischen Bepflanzungen. Ab Bodegraven folgt der Radweg mit weiten


Radweg R1, Teil 2

Schlosspark in Rozendaal.

Der R1, einer der längsten Radfernwege Europas, führt von Boulogne-sur-mer in Nordfrankreich nach St. Petersburg in Russland. Im 2. Teil des Reiseberichtes beschreibt unser Autor den knapp 380 Kilometer langen Abschnitt quer durch die Niederlande vom holländischen Den Haag bis zum westfälischen Münster durch eine einzigartige zusammenhängende Garten- und Parklandschaft. Text & Fotos: Hans Kothe

Bögen dem alten Treidelpfad des Oude Rhijns bis nach Breeveld. Wie an einer Perlenschnur aufgezogen, reihen sich an den Uferseiten beschauliche Häuschen aneinander, oft auch mit Bänken, die zum Pausieren einladen. Hin und wieder tuckert ein Bötchen an uns vorbei. Alles sieht sehr aufgeräumt aus. Es macht Spaß, hier entlangzufahren. Kurze Unterbrechung in

Nieuwerbrug: Eine typisch niederländische Postkartenidylle mit Kirche und Hubbrücke wirkt auf uns ein. Wunderschön! Wieder auf den Rädern nähern wir uns der Stadt Woerden und sehen schon von weitem das Wahrzeichen der Stadt, die prächtige Getreidemühle „De Windhond“, und wenige hundert Meter weiter die Burg und die mar-

kante Kirche mit den unterschiedlich großen Türmen. Einst errichteten die Römer hier ein Kastell zur Absicherung der Nordgrenze ihres Imperiums.

bäume statt häuser Im Stadtmuseum – untergebracht im mittelalterlichen Rathaus – betrachten wir RADtouren 3 | 16

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Test

Test: 8 Touren-Pedelecs

„E“ wie erwachsen Sie helfen beim Fitwerden, führen über schöne Strecken und der Akku ist auch nach 80 Reisekilometern meist noch nicht leer – moderne Touren-Pedelecs können viel. Im Test erwiesen sich 8 Modelle von Mittelklasse bis Premiumklasse als richtig ausgereift.

Text: Jan Gathmann, Fotos: Lisa Partzsch

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eih-Pedelecs auf touristischen Rad­ routen wie der Herzroute in der Schweiz brachten vor rund 13 Jahren das Geschäft mit dem E-Bike ins Rollen. Und nach wie vor trifft man landauf landab gefühlt die meisten Pedelecfahrer auf einem Radweg fern des Verkehrs, mit Packtaschen am Gepäckträger. Als ein besonders interessantes Ergebnis unseres Tests von 8 Touren-Pedelecs erscheint uns deshalb, dass mit dem Modelljahr 2016 erstmals ausnahmslos richtig gut für den Einsatzbereich ausgelegte Modelle vertreten sind – in den Jahren zuvor gab es immer an einer Stelle etwas Wichtiges zu kritisieren. Dabei deckt das große Preisspektrum von knapp 2.600 bis fast 7.000 Euro das Angebot gut ab. Wegen dieser Preisspanne haben wir das Feld aber in zwei Hälften geteilt und separat bewertet (siehe Kasten „So haben wir getestet“). Was empfiehlt die Touren-Pedelecs im Test für das Unterwegssein mit Gepäck? Ein paar Beispiele: 1) Das zulässige Gesamtgewicht. Es liegt durchweg über 130 kg – für ein Pedelec der sinnvolle Minimalwert. Bei einem Fahrergewicht von 85 kg und einem Radgewicht von 25 kg bleiben dann noch 20 kg fürs Gepäck. Das Erfreuliche: Viele Räder wie Idworx, Velotraum oder Corratec haben eine Zulassung von 160 kg und mehr. Damit bürgt der Hersteller für die Eignung (und die Technik), auch mit großen oder schweren Menschen auf Tour zu gehen. 2) Die Fahrsicherheit mit Gepäck. Offenbar verstehen es inzwischen alle Hersteller, die Rahmen und Komponenten der Pedelecs so auszulegen, dass sie auch bei höheren Geschwindigkeiten mit Gepäck einfach kontrollierbar bleiben. Alle zeigten sich auf der

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Teststrecke bergab mindestens ausreichend fahrstabil, was den Tiefeinsteiger von Corratec besonders auszeichnet, denn diese EinrohrBauform neigt aufgrund der Kräfteverteilung eher zum Verwinden. Dennoch lassen sich Unterschiede durchaus erfahren. So spurtreu und unbeirrt von Bodenwellen, Spurrillen oder Kanaldeckeln wie das Velotraum, das Riese und Müller und das Idworx fährt kaum ein anderes Tourenpedelec schnell bergab. Allenfalls das Stevens kommt in Sachen Fahrsicherheit nah an diese Fahrsouveränität heran. 3) Die Fahrsicherheit allgemein. So besitzen alle Räder wartungsarme Bremsen, die den höheren Geschwindigkeiten und Gewichten bei Tourenpedelecs gewachsen sind. Seien es Scheibenbremsen mit mindestens 180 mm vorne (bis zu 200 mm bei Velotraum) oder starke Hydraulik-Felgenbremsen (Batavus). Federgabeln in Kombination mit dicken und/ oder besonders pannensicheren Reifen sind die Regel. Auch das eine Anpassung an den Einsatz auf Tour, der in der Vergangenheit nicht selbstverständlich war. 4) Die Reichweiten. Im Test schafften alle Systeme unter widrigen Bedingungen mit Temperaturen um die 6 Grad Celsius, hunderten Höhenmetern und Gepäck eine Strecke um die 80 km, manche sogar mehr. Möglich machen das gewachsene Akkukapazitäten. Energiepakete mit 500 Wattstunden oder mehr sind inzwischen die Regel. Bei konsequenter Nutzung der untersten Fahrstufe, die in der Ebene für angenehmes Tourentempo (21 km/h) bei geringer Anstrengung reicht, sind Reichweiten über 100 km möglich. Mehr dürften nur die wenigsten Radler an einem Tag fahren wollen. Die Frage, wie weit ein Pedelec mit einer Akkuladung fährt, wird un-

serer Meinung nach ohnehin überbewertet. Schließlich gibt es auf Tour eigentlich immer irgendwo eine Möglichkeit nachzuladen. 5) Die Antriebe und Schaltungen. Bei allen Systemen spielen sie sehr gut zusammen. Hakeliges Schalten am Berg oder schwergängige Hebel unter Last, wie wir sie in der Vergangenheit kritisierten, fanden wir nicht. Die Idealbesetzung für energieeffizientes Reisen mit dem Pedelec ist nach unserer Meinung dabei die (teure) Kombination des Pinion P1.18Getriebes mit Hinterradmotor. Ihre Vorteile wie das konkurrenzlos breite Übersetzungsspektrum und das kaum wahrnehmbare Motorgeräusch zahlen sich auf Tour besonders aus. Prinzipiell mindert der Hinterradmotor zudem den Verschleiß, da seine hohen Kräfte nicht an der Kette und den Zahnkränzen zerren. Sie fließen nur über die Speichen und die Reifen auf die Straße. Hinzu kommt das vor Dreck und Wasser geschützte Pinion-Getriebe im Rahmen. Die größte Harmonie bei der Kraftentfaltung und den kräftigsten Schub in allen Fahrsituationen liefert laut unseren Testfahrern der Bosch-Performance-Antrieb. Der wartungsarme und sehr benutzerfreundliche Partner für den Antrieb ist die neue Nuvinci N380-Nabe. Ihr gewachsenes Übersetzungsspektrum reicht locker für den Tourenbetrieb, und das stufenlose Schalten klappt in jeder Fahrsituation. Noch etwas sportlicher, sprich schneller, gestaltet sich der Gangwechsel mit der Kettenschaltung. Hier findet Radon mit der neuen XT M8000 einen guten Weg, auch ein breites Übersetzungsspektrum für Bergfahrten mit Gepäck zu bieten. Bequemes, schmerzfreies Fahren, auch wenn man mehrere Stunden im Sattel sitzt, steht für viele Pedelec-Käufer ganz oben


Touren-E-Bikes

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Radreise

Mit dem Pedelec von List auf Sylt nach Oberstdorf

Zwischen zwei Zipfelorten

Karin vor dem Monte Kali bei Heringen.

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Zipfelortetour

Auf die Zipfelorte wurden wir vor einiger Zeit durch einen Prospekt bei einem unserer Oberstdorfurlaube aufmerksam. List auf Sylt ist nördlichster Zipfel, Oberstdorf südlichster. Wie wäre es, dachten wir, wenn wir uns von Nord nach Süd mit unseren Flyer-Pedelecs den Zipfelortepass erfahren würden? Text: Fred Nitsche, Fotos: Karin und Fred Nitsche

Ü

ber manche Radreisen denkt man kurz nach und macht sie dann auch bald, so wie ein Spritz-Aperol schnell zubereitet und auch schnell getrunken ist. Andere wiederum erinnern an guten Wein, der Zeit für seine Entwicklung braucht und den man keines­falls in raschen Zügen trinkt. So wie beim guten Wein reifte langsam unsere Idee, Deutschland vom nördlichsten deut­schen Ort List auf Sylt zum südlichsten Ort Oberstdorf zu durchfahren.

Im hohen Norden Schnell bringt uns der IC von Darmstadt ohne Umsteigen nach Westerland. Dann rollen mei­ne Frau Karin und ich am frühen Abend durch die von der tiefstehenden Sonne herrlich be­leuchteten Dünen an Sylts Westküste entlang auf List zu. Gleich am Anfang erwartet uns einer der schönsten Abschnitte der Reise, die am nächsten Morgen auf der Fähre nach Röm so richtig beginnt. Von Röm geht es über den rund 10 km langen Verbindungsdamm zum dänischen Festland und über Tondern nach Niebüll zur bemerkenswerten, von Sabrina Kosinska geführten Jugendherberge. Eine weitere erwähnens­werte Unterkunft erwartet uns schon am nächsten Abend in Uelvesbüll. Sigrun Musielak bietet im abgelegenen Smerkrog eine kleine Suite und rät uns zum Abendessen im Handelskrug in Oldenswort, einem feinen und wirklich preiswerten Restaurant. Nach einer für uns nostalgischen Fahrt rund um die Halbinsel Eiderstadt mit den Hö­hepunkten Roter Haubarg und Leuchtturm Westerhever Sand geht es dann am nächs­t en Tag über das formidable Eidersperrwerk durch Dithmarschen nach Brunsbüttel am westlichen Ende des NordOstsee-Kanals. Dort trifft die größte künstliche Wasserstraße der Welt auf die größten Schleusen. Im Fahrtenbuch notiere ich einen Tag später: „Laue Luft, Rückenwind, ab und zu Sonne“. Wir fahren entlang der Elbe auf

Hamburg zu mit umwerfenden Blicken auf die großen Pöt­te, die über die Marschwiesen zu gleiten schei­nen. Die Einfahrt nach Hamburg verkürzen und verschönern wir uns auf dem Wasserweg mit den Hafenfähren Nr. 64 und 62.

Der Feine Sand Macht Probleme Statt beim Verlassen Hamburgs über die Elb­brücken gleich in Veddel auf den HeideLei­ne-Radweg (HLR) zu stoßen, finden wir ihn am Ortsende von Buchholz dann eher aus Zufall und folgen ihm an diesem Tag bis Schneverdingen. In der Heide er­ wartet uns zunächst das sehenswerte Undeloh mit Museum und Kaffeestube, dann kommt Heide pur. Trotz unserer gar nicht so schma­len Reifen haben wir beträchtliche Probleme mit dem immer feiner werdenden Heidesand und den Hügeln – die hatten wir hier gar nicht erwartet. Nach über 15 km im Sand und nicht immer klarer Ausschilderung erreichen wir etwas erschöpft Schneverdingen. Wir besich­t igen noch den Heidegarten, in dem 150 ver­schiedene Heidesorten zu sehen sind. Am nächsten Morgen statten wir nach dem Heidschnuckenaustrieb der EineWelt-Kirche einen Besuch ab, in der zurzeit 5.000 Sandproben aus der ganzen Welt aufbewahrt werden, die auf über 7.000 Proben erhöht werden sollen. Nach Schneverdingen folgt die Zeit der gemütlichen norddeutschen Landgasthöfe in Schwarmstadt, Hemmingen bei Hannover und Alfeld an der Leine. Bei Fallingbostel folgen wir der Ausschilderung zum Grab des Heidedichters Hermann Löns und nehmen danach eine Abkürzung nach Walsrode, wo das hübsch gelegene Heidemuseum mit der Löns-Stube leider schon geschlossen hat. Von Schwarmstedt bis einige Kilometer vor Hannover ist der HLR in ei­nem schlechten Zustand. Das wundert uns nicht, da sich der Zu­sammenschluss von Tourismusverbänden und Landkreisen, der sich um den Fernrad­ weg kümmern sollte, aufgelöst haben soll.

Der Leuchtturm Westerhever Sand auf Eiderstedt.

Kurz vor Hannover ändert sich die Situation: Auf guten und hervorragend ausgeschilderten Wegen rollen wir ruhig immer zwischen Kanal und Leine an der spektakulären Ju­ gendherberge vorbei auf den traumhaften Maschsee zu. Und so angenehm geht der Fernradweg dann weiter bis zum früheren Grenzdurchgangslager Friedland. Endlich finden sich entlang der Strecke auch touris­ tische Hinweise auf Sehenswürdigkeiten so­ wie Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten. Zwischen Hannover und Friedland ist der HLR auch für Familien mit Kindern zu empfehlen. Vor Alfeld passieren wir noch die Marienburg, den Stammsitz der Welfen. Die Etappe nach Göttingen ist geprägt von Fachwerkidylle, Bierhistorie und mediterra­ nem Flair. Beeindruckt habe uns die über 400 Fachwerkhäuser von Einbeck, wo angeblich das Bockbier erfunden wurde. Mediterranes Flair genau zur Mittagszeit dann an der Northeimer Seenplatte mit Sandstrand, Liegestühlen und einer origi­nal Northeimer Curry-Wurst. So gestärkt rollen wir auf Göttingen zu, wo uns die beeindruckende Jacobi-Kirche und der Gänselieselbrunnen willkommen heißen. Nach Göttingen heißt es bei Friedland Abschiednehmen von der Leine. Der HLR folgt ihrem Verlauf noch bis zur gut 30 km entfernten Quelle. Der Wechsel von der Leine an die Werra voll­zieht sich problemloser als angenommen. Wir folgen den zu der RADtouren 3 | 16

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Spezial

Genusstouren

Auf dem Rad die Seele baumeln lassen Radreiseveranstalter, Tourismus- oder Gastronomiebetriebe, sie alle verbinden zwei der

O

b Radtouren auf den Spuren regionaler Spezialitäten, Wein, Bier oder Obst, ein Picknick zwischendurch oder entspannende Massagen und Bäder nach einer langen Tour: Viele

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Text: Lisa Partzsch

Gastronomie- und Hotelbetriebe bieten einen kombinierten Genuss- und Aktivurlaub an. So auch der Ortner Eschenhof im Biosphärenreservat Nockberge, dessen Umgebung zu zahlreichen Unternehmungen wie

Wandern oder Golf einlädt. 1.000 Kilometer Rad- und Mountainbikewege können dort zu Touren ganz nach eigenem Geschmack oder Ausdauer kombiniert werden. Besondere Highlights wie die sogenannten nock/art-

Foto: Shutterstock

schönsten Dinge auf der Welt: Radfahren und Genuss.


Genusstouren

Routen verbinden Kultur und Natur der Region – Werke internationaler Künstler werden mitten in der Natur präsentiert. Die biozertifizierte Küche des Eschenhofs lockt mit kulinarischem Genuss regionaler Spezialitäten, und Wellnessangebote wie Massagen oder Bäder sorgen für die übrige Entspannung. Das E-Bike ermöglicht es, auch in bewegten Landschaften, Genuss und Kultur mit dem Radfahren zu verbinden. Geradezu ein Paradebeispiel dafür bilden die Weinregio-

nen im Mittel- bis Hochgebirge. Groß ist die Verlockung, sich nach einer langen Radtour mit leckerem Essen und einem Glas Wein verwöhnen zu lassen. Radler im nördlichen Schwarzwald können nun über eine Genuss-App Gastronomien finden, die aus regionalen Zutaten schmackhafte Kreationen kredenzen. Unter dem Motto „Landschaftspflege mit Messer und Gabel“ entstammt die Idee dem Nachhaltigkeitsgedanken. Für ihr Engagement wurde

die Region kürzlich mit dem NachhaltigkeitsPrüfsiegel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Die App ist erhältlich über naturparkschwarzwald.de oder im Google Play Store unter „Naturpark-Genuss-App“. Viele Kurorte bieten Genuss und Entspannung an wie das Thermenradeln in Bad Füssingen, bei dem anregende Radtouren mit wohltuenden Bädern im Heilwasser kombiniert werden. Mehr Informationen beim Kurund Gästeservice Bad Füssingen. RADtouren 3 | 16

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Family

Ausgiebiges Spielen und Steinesammeln am Strand.

Radreisen mit Kindern

Auf die Bedürfnisse des Kindes hören Mit der Familie auf den Rädern unterwegs zu sein, ist etwas Wunderbares. Einige Dinge sollte man bei der Planung von Fahrradreisen mit Kindern allerdings beachten. Text & Fotos: Katja Goll

R

adfahren bringt Freude mit sich, weil wir in Bewegung sind, weil es uns unsere Umgebung unmittelbar und mit allen Sinnen erleben lässt. Man hört, ob ein Vogel ruft oder ein Bach plätschert, sieht, wie sich die Landschaft verändert oder ein Hase übers Feld hoppelt, riecht den feuchten würzigen Waldboden und spürt mitunter auch einmal, wie einem der Regen ins Gesicht peitscht. Ob ein Tier über den Weg huscht oder eine schöne Stelle zum Spiel am Wasser einlädt, man kann sich jederzeit darauf einlassen. Und bei all dem legt man beträchtliche Strecken

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zurück und lernt „die Welt“ kennen. Ideale Voraussetzungen also für eine entspannte und zugleich erlebnisreiche Familienzeit. Neben der passenden Streckenwahl und der richtigen Etappenlänge für die jeweilige Familie sind interessante Ziele und Pausenplätze wichtig und auch die Wahl der Unterkunft kann für spannende Momente sorgen.

Auswahl der Strecke Es mag nahe liegen, mit Kindern eine ebene Strecke zu wählen und für Fahranfänger ist es sicher richtig. Andererseits kann eine sol-

che Strecke auch schnell langweilig werden. Flusstalradwege etwa führen oftmals über lange Strecken zwischen Wasser und Grün. Das Wasser selbst ist dabei meist nicht zugänglich. So ein Weg kann für Kinder zäh werden. Bei Strecken entlang von Flüssen sollten also schöne Pausenorte locken und auch das Wasser sollte hier und da zugänglich sein. Dies findet man etwa im Taubertal oder auch entlang der Altmühl. Etwas Auf und Ab dagegen wird belohnt mit Perspektivwechseln, dem Gefühl etwas geschafft zu haben und dem lockeren Abwärtsrollen nach bewäl-


Radregion

Touren im Peak District

Durchs grüne Herz der Insel

Tourenrad-Traum: Endlos durch grüne Weidelandschaften pedalieren.

Auf nach England: Denn im Herzen der Insel warten die sanften immergrünen Hügellandschaften des Peak Districts mit einem reichen Angebot an Radwegen und Kulturschätzen. Text & Fotos: Klaus Herzmann

D

er Peak District ist seit 1951 als Nationalpark ausgewiesen und damit der erste des Landes. Stolze 1.400 km2 umfasst die Region der Grafschaft Derbyshire. Das Naturschutzgebiet markiert den Übergang vom südlichen Flachland und den sanften Midlands hin zum nordenglischen Berggebiet. Die Gipfel gehören zu den ersten 60 km der insgesamt 240 km langen von Süden nach Norden laufenden „Pennines“. Die werden seit jeher aufgrund ihrer Lage auch als „Backbone of England“ (also englisches Rückgrad) bezeichnet. Bis heute sind sie die Perle Mittelenglands,

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Naherholungsgebiet des ehemaligen Industriegürtels Manchester, Birmingham und Liverpool. Als Wander- und Reitparadies schon lange kein Geheimtipp mehr, wurden in jüngster Zeit auch die Radfahrer bedacht und 9 interessante Radrouten-Rundkurse installiert.

Visit Britain Wir haben über Ostern in der Nähe von Longcliff auf der Farm Hoe Grange Quartier bezogen, ein idealer Ort für unsere Erkundungstouren ins Umland. Mit leichtem Tagesgepäck auf den Rädern öffnen wir das

Viehgatter direkt hinter unserem Ferienhaus, schieben die Räder über eine Weide und stehen nach wenigen Minuten auf dem High Peak Trail und damit mitten auf Tour 4. Wo einst die Eisenbahn ihren Dienst verrichtete, rollen wir heute auf fein gekiesten Wegen dahin. In Middleton mit der St. Marys Kirche stoppen wir für eine Besichtigung. Parwich nebenan posiert mit seinem hübschen Dorfbild. Im Wellenritt sausen wir durch Täler, die von schier endlosen Steinmauern durchzogen die Weideflächen für Schafe abgrenzen. So erreichen wir Carsington, das sich mit seiner Seenlandschaft und


Fernreise

Durch den Iran

Über Pässe und durch Wüsten

Einsame Moschee vor der Bergwelt des Iran – Radreisen dort bedeutet immer wieder auf- und abzufahren.

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iran

Zumindest als Reiseland öffnet sich der Iran zunehmend für Fremde. Auf ihrer langen Radreise gen Osten haben Bärbel und Johan das große Land, das viermal größer ist als Deutschland, durchquert – und gastfreundliche Menschen in atemberaubenden Berg- und Wüstenlandschaften angetroffen. Text & Fotos: Bärbel und Johan

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