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Juli August
D: 4,90 Euro A: 5,60 Euro, CH: CHF 9,60 BeNeLux: 5,60 Euro
radtouren-magazin.com
2.7To1ur7en m
GPS-Daten zu den Touren
k
m Heft in diese
TraumReiseräder Großer Test: Premiumbikes mit Pinion & Rohloff
Paris – London Grüne Wege im Westen
S. 22
Im Absatz Italiens Baden und Radeln
S. 88
eg w n e b e Mal
dtouren n e n e h c o Top-W S. 34 d n a l h c s t in Deu
BurgenstraSSe Teil 1: von Mannheim S. 72 nach Coburg
28 Radhosen: Shorts und Tights für Frauen & Männer im Test
S. 80
Inhalt
Spezial Eine kurze Wochenendtour ist eine willkommene Auszeit. Wir zeigen Ziele in ganz Deutschland, die schnell erreichbar sind.
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Von Paris aus ging es für Thorsten Brönner auf dem neuen grünen Radweg bis nach London.
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Im Test: 9 Reiseräder
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Produkte in dieser Ausgabe Reiseräder: Falkenjagd Hoplit Pi, Idworx All Rohler travel spec, Koga World Traveller-S, KTM Life Lontano P18, Poison Phenol Tour Plus, Rotor Bikes Komet Rohloff Canti, Tout Terrain Tanami Rohloff Gold CDX, Velotraum Finder FD2, VSF TV 1200; Fahrradhosen: Adidas Trail Race Shorts/Plura/Pluro ½ Tight, Craft X-Over Shorts, Endura Hyperon II Short, Gonso Mogan V2/Arico V2, Gore Bike Wear Element Lady 2in1/Element 2in1 Shorts+/Lady Tights/Oxygen, Löffler Montina/Montano/Hotbond, Pearl Izumi Women’s Attack Short/Pursuit Attack Short, Rose Radhose, Shimano Explorer Shorts, Vaude Tamaro Shorts/Advanced Pants II; Fahrbericht: Bergamont Vitess Ltd., Green's Dartmoor, Pegasus Opero Wave; Ausprobiert: b+m Cycle Star, Crankbrothers Double Shot, Löffler 1beats2-Trikot und mehr.
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60 Mit dem Mountainbike auf den Spuren der Geschichte: unterwegs auf dem Ortesweg durch die Rhön.
Inhalt
RADtouren
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Spezial
Service
34 Die schönsten Wochenend-Trips:
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Reise-Tipps: Termine und Touren
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GPS: Teasi One
Stromberg-Murrtal-Radweg, Rheinhessen, Salzstraße, Radfernweg Hamburg-Bremen, Dahme-Rad-
Im Test:
weg, Emscher-Radweg, Radregion
Reisen
Niederrhein
22 Radreise: Paris – London
80 Die Burgenstraße macht ihrem Namen alle Ehre – das zeigt der Autor auf dem ersten Teil bis Coburg.
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Fotos: Shutterstock, Volkhausen (2), Brönner, Hinterländer Mountainbiker, Kothe
48 Radregion: Allgäu
Radhosen für Frauen und Männer
Teile, Test und Technik
52 Radregion: MTB-Touren 60 Sporttour: Ortesweg per MTB
12 Im Test: Reiseräder
72 Radreise: Burgenstraße, Teil 1
30 Fahrbericht: Bergamont Vitess Ltd.
88 Radreise: Süditalien
31 Fahrbericht: Green's Dartmoor 50 Ausprobiert: Löffler 1beats2, b+m Cycle Star 80 80 Zubehör-Test: Radhosen für Frauen und Männer
Rubriken 3
Editorial
6 News: Nachrichten aus der Fahrradwelt
E-Bike 32 Fahrbericht: Pegasus Opero Wave
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Marktplatz
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Kolumne
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Vorschau/Impressum
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Test
w e z t i p S r e d n
er iseräd e R m u t: 9 Tra Im Tes
A
g n e s ’ d r i
Reiseräder
Der Traum von der großen weiten Welt auf zwei Rädern zieht oft einen anderen Traum nach sich: den vom perfekten Reiserad. Wir haben 9 aktuelle Modelle getestet, die nicht nur wegen ihrer Luxuspreise ab 3.500 Euro das Zeug zum Traum-Reiserad haben.
Text: Jan Gathmann, Fotos: Dorina Volkhausen
T
itan – das ist ein Wort, das bei Reiseradlern eine Sehnsucht wecken kann, die sich mit klingenden Namen von Reiserouten wie „Seidenstraße“ oder „Trans-Americana“ messen kann. Kann! Denn bei Manchen befördert eher der Nordseeküsten-Radweg die Reiselust. Und genauso führt eben manchmal der Weg zum persönlichen Traum-Reiserad nicht am klassischen Werkstoff Stahl vorbei, aus dem 4 Testräder gebaut sind. Oder es muss ein Riemenantrieb sein, weil dreckige Ketten so gar nicht zur Idee vom komfortablen Touren passen. Scheinbar eine häufige Meinung: Immerhin setzen 7 von 9 Reiserädern im Test auf den Gates CDX Riemen. Auch das Gefährt als Gefährte ist Teil des Traums vom Reisen mit dem Rad: Auf einem Velo zu sitzen, bei dem man mit jeder Schraube vertraut ist, bei dessen Entstehung man vielleicht selbst einige Worte mitgeredet hat, das gibt ein gutes Gefühl unterwegs. Bei den Rädern, die in der Übersicht mit „Baukasten“ gekennzeichnet sind, genießt der Kunde ein weitgehendes Mitspracherecht. Sinnvoll ist es aber die eigenen Träume mit dem Wissen der Experten direkt bei den Herstellern oder im Fachhandel abzugleichen. Gleich 6 von 9 Herstellern bieten den Kunden solche unterstützten Wahlmöglichkeiten. Sie wissen, das Rad muss passen, nicht nur körperlich, auch seelisch, oder zeitgemäß ausgedrückt: stilistisch. So ein Rad, im Test wohl am meisten verkörpert durch das Rotor oder Tout Terrain, hat das Potential an die Kindheitserinnerungen vom Radfahren zu rühren. Wenn dann an einem sonnigen Tag, das Licht in den Speichen flirrt und die Komponenten um die Wette glänzen, dann ist das ein nicht zu unterschätzender Zufriedenheitsfaktor. Alles eine Frage der Vorstellung und Vorlieben? Oder auch eine Frage der messbaren Leistung eines Rades? Dem geht unser Test nach. Weil man Träume schlecht messen
kann, haben wir „keine Preisobergrenze“ als Maß für die Begehrenswertheit gesetzt: Das teuerste Rad im Test, das Falkenjagd Hoplit Pi aus Titan, hat mit über 7.000 Euro einen entsprechend stolzen Preis. Aber auch das Einstiegsniveau liegt mit rund 3.500 Euro für das Fahrradmanufaktur TX1200 in der Oberklasse. Überraschend handelt es sich beim günstigsten Modell um ein Reiserad mit Pinion P 1.18-Getriebe. Das 18-Gang-Getriebe im Rahmen ist als Komponente an sich teurer als die ebenfalls häufig im Test vertretene 14-Gang-Rohloff-Nabe. Bei gleichwertig ausgestatteten Rädern ist das Rohloff-Modell in der Regel um die 800 Euro günstiger.
Rohloff oder Pinion-Traum? Die Frage, ob an das persönliche Traumreiserad ein 18-Gang-Pinion-Getriebe gehört oder eine 14-Gang-Rohloff-Schaltung lässt sich ganz nüchtern anhand weniger Punkte entscheiden – es muss längst keine Grundsatzfrage sein. 1) Am Preis: Mit dem KTM und dem Rad der Fahrradmanufaktur stellen zwar zwei Pinion-Reiseräder aus der Serie die günstigsten Räder in diesem Test. Aber dafür verzichtet man bei ihnen auf jede Art von Individualisierung oder besonderen Luxus in der Ausstattung – sei es in Form gezielter Anpassung an den Geschmack oder an das Einsatzgebiet oder beides. Ein ähnlich teures Rohloff-Rad kann also individueller sein. Ein Serien Rohloff-Reiserad kann wiederum günstiger sein. 2) Am persönlichen Fahrstil: Wer eher „vom Rennrad kommt“ und eine eingeschliffene Wohlfühlfrequenz der Pedaltritte hat, dem bietet das Pinion P 1.18 das Optimum. Der Sprung von einem Gang zum anderen ist spürbar kleiner – dafür muss man für größere Sprünge aber auch länger am Hebel drehen. Zudem lässt sich das Pinion-Getriebe auch mit etwas Druck auf dem Pedal noch schalten. Wie leicht sich der Hebel betätigen lässt, erwies sich
im Test mehr als eine Frage der Zugverlegung. Mit anderen Worten: Rohloff an Idworx und Velotraum schaltet genauso leicht wie Pinion an Falkenjagd oder Tout Terrain. 3) An der Fahrgeräuschempfindlichkeit. Die Rohloff Speedhub hat in zwei Gängen konstruktionsbedingt ein lauteres Getriebegeräusch. Pinion nicht. 4) An der benötigten Übersetzungsbreite. Einfach gesagt: Wer bergab gerne feste mittritt, ist mit dem 18-Gang-Getriebe besser beraten. Ein leichter Berggang für schweres Gepäck liegt etwa bei einer Entfaltung von 1,45 m pro Pedalumdrehung. Den bietet Idworx mit Rohloff oder Poison mit Pinion. Mit dem Poison kann man aber bei 90 Pedalumdrehungen pro Minute – eine Frequenz, die wohl viele Tourenradler als schnelles Treten empfinden – etwa 45 km/h erreichen. Mit dem Idworx stoppt die Tachonadel bei 41 km/h. 5) In Sachen Laufleistung und Robustheit dürften sich die beiden gekapselten Getriebe in der Praxis nicht so stark unterscheiden, dass diese Frage den Ausschlag über den Kaufentscheid geben sollte.
Wichtige GröSSe: die Laufräder Es wird mit jedem Test deutlicher: Zeitgemäße Traum-Reiseräder sind sozusagen um Räder und Reifen herum gebaut. Die Winkel des Rahmens, die Sitzposition und die Höhe des Tretlagers, all das will auf die Reifenmaße abgestimmt sein. Immerhin liegen gut 30 mm zwischen den schmalsten Pneus (47 mm) und den breitesten (70 mm) am 650B+ Bike von Velotraum. Die Abstimmung lohnt sich, denn die Testfahrten zeigen klar, dass an dieser Stelle auch die größten Unterschiede erfahrbar werden. Vertreten sind nahezu alle aktuell gängigen Laufradgrößen: 26-, 27,5-, 27,5+, 28- und 29-Zoll. Erstaunlich: Rotor stellt das einzige klassische 26-Zoll-Reiserad. Wer auf Reise um die Welt gehen will und auch RADtouren 4 | 16
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Radreise
Paris – London
Vom Eiffelturm
Der Eiffelturm ist 324 Meter hoch und wurde 1889 eingeweiht.
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Paris – London
zur Tower Bridge
Fragt man Städtereisende, wo es am schönsten ist, fallen oft die Namen Paris und London. Doch kann man dort gut Rad fahren? Und wie kommt man hin? Am besten per Muskelkraft! Seit dem Jahr 2012 sind beide Metropolen durch einen Radweg verbunden. Thorsten Brönner hat ihn bereist und ist begeistert. Die Tower Bridge überspannt die Themse und lässt sich hochklappen.
Text & Fotos: Thorsten Brönner
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Spezial
Wochenendtrips in Deutschland
Ich bin dann mal weg ... aber nur kurz. Wochenendtrips erlauben die schnelle Auszeit vom Alltag. Wir stellen die
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s muss ja nicht immer gleich der komplette Donauradweg sein. Manchmal genügt es auch, sich an einem (verlängerten) Wochenende eine Auszeit zu gönnen. Eine kurze Anreise und lockere Radetappen sorgen für Erholung. Kurze Anfahrtszeiten bedeuten aber auch, dass ein Wochenendtrip für Münchener anders aussieht als für Kölner, Berliner oder Hamburger. Aus diesem Grund haben wir Ziele in unterschiedlichen Re-
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gionen Deutschlands ausgesucht, die mit Zügen (Regional und IC) in einer maximalen Fahrzeit von 4 Stunden erreichbar sind. Auf der Karte (S. 36) sehen Sie, wo die ausgesuchten Regionen liegen und welche größeren Städte in der Nähe sind. In den Infokästen der Touren sind die jeweiligen Fahrzeiten nachzulesen. Der perfekte Wochenendtrip ist drei Tage lang, also ein verlängertes Wochenende. So fallen zwei halbe Tage für An- und Abreise
an, bleiben zwei wunderbare Tage für die schönste Beschäftigung der Welt: Radfahren. Eine Tour mit 150 km Länge lässt sich also locker schaffen. Es gibt viele Radwege, besonders Themenradwege, die bis zu 200 Kilometer lang sind und sich für einen (verlängerten) Wochenendtrip eignen. Auch ein Fernradweg kann Ziel für einen Kurztrip werden, wenn man sich zwei oder drei besonders schöne, zusammenhängende Etappen raussucht.
Foto: Shutterstock
schönsten Atempausen für Radler in allen Ecken Deutschlands vor.
Kolumne
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MTB-Tour
Geschichtsunterricht per Rad
Auf einer Autobahn
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Schöne Aussichten belohnen immer wieder für das Auf und Ab auf dem Ortesweg. RADtouren 4 | 16
Ortesweg
des Mittelalters Man kann eine Fünf-Sterne-Radroute fahren und mit dem Reiseführer in die Geschichte am Wegrand eintauchen. Die Hinterländer Mountainbiker machen es umgekehrt. Sie graben erst tief in der Historie einer Gegend. Dann suchen sie sich entlang der Funde eine Reiseroute. 2015 führten die Ausgrabungen auf den Ortesweg – eine Handelsstraße aus dem Mittelalter. Eine Geschichte vom Nachforschen und Nachfahren.
Text & Fotos: Hinterländer Mountainbiker
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hön-Hotel Grabenhöfchen, Beginn unserer Reise auf den Spuren des Mittelalters. Nachdem wir am Vorabend in dem für Biker aller Couleur eingerichteten Haus einen sehr guten Pfeffersack aus der heimischen Küche genossen haben, sind wir leiblich und geistig bestens auf unser Vorhaben eingestimmt: Ein verlängertes Wochenende wollen wir auf den Spuren des 8. Jahrhunderts radeln. Wir werden dem Ortesweg folgen, oder vielmehr einem GPS-Track, den wir nach monatelanger Recherche als Verlauf des ehemaligen Ortesweges ausgemacht haben. Der Alte Weg aus der Wedereiba (heute: Wetterau) führt zunächst durch die Rhön und später auf dem Rennweg durch die wenig bekannten Haßberge. Der Ortesveca, so der lateinische Name für Ortesweg, wurde später Teil der Verbindung von Fulda nach Bamberg, deren zweiter Abschnitt von der damaligen Pfalz Salz, einer Gründung Karls des Großen, auf dem sogenannten Haßberge-Rennweg bis nach Hallstadt führte. Die größtenteils in Vergessenheit geratene Verkehrsader wurde in der Vita Sturmi vom vierten Abt Fuldas namens Eigil erstmals nachweislich erwähnt, als im Jahre 743 der Hersfelder Einsiedler und Mönch Sturmius nach einem geeigneten Ort für das Kloster suchte. Ausgrabungen belegen, dass dieser Weg schon von den Kelten genutzt wurde. Heute bietet diese historische Route eine für Trekkingräder gut und mit Mountain-
bikes hervorragend fahrbare Dreitagestour. Zunächst leiten uns die Navis entgegen der Zielrichtung auf sehr guten Radwegen entlang von Holzskulpturen, die noch aus den Poppenhausener Bildhauertagen von 2009 stammen. Dann fädeln wir zum Naturdenkmal Steinwand ein. Hier bietet ein großartiger Singletrail die erste fahrtechnische Herausforderung. Auf die Originalroute treffen wir aber erst nach etwa 10 km, in der Nähe von Dipperz. Von hier an wird uns die historische Route durch das naturbelassene und windkraftanlagenfreie Mittelgebirge mit seinem urwüchsigen Charakter, geprägt von kahlen Basaltkuppen, weiten Hochfläche und ausgedehnten Mooren führen. Vielfältige Aussichten auf Fulda, die 950 m hohe Wasserkuppe und später den Kreuzberg begleiten uns fast den ganzen Tag. Ein steiler und langer 400 m hoher Anstieg auf Hessens höchsten Berg, die Wasserkuppe, beendet jedoch das idyllische Vorsich-hin-Pedalieren. Wir sind dort um 13 Uhr mit Jochen Heinke verabredet. Jochen ist MTB-Routen-Pionier und Initiator des 1.000 km langen Radwegenetzes durch das seit 1991 bestehende UNESCO-Biosphärenreservat in der Rhön. Jochen erzählt von dem „steinigen“ Weg durch die Instanzen, endlosen Diskussionen mit Forstämtern und Naturschützern, bis er endlich die Erlaubnis zur flächendeckenden Beschilderung des Radwegenetzes erlangen konnte – jetzt können sich Radtouren-Fahrer dafür über ein vielseitiges Wegenetz freuen, das auch touristisch we-
Das Kloster Kreuzberg liegt an der Route.
Treffen mit Experten wie Martin Buchta gehören fest zum Tourenprogramm der „Hinterländer“.
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Radreise
Die ehemalige Ritterburg Hornberg in Neckarzimmern.
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BurgenstraSSe
Burgenstraßen-Radweg, Teil 1: von Mannheim nach Coburg
Von Rittern, Kaisern und Kurfürsten Entlang des Burgenstraßen-Radwegs laden mehr als 90 Burgen, Schlösser, Ruinen und Klöster auf eine mittelalterliche Zeitreise ein. Wie eine Perlenschnur verknüpft diese Radroute sehenswerte Landschaften mit historischen Reichsstädten. Der erste Teil der Radreise verbindet die ehemaligen Residenzstädte Mannheim und Coburg.
Text & Fotos: Hans Kothe
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Zubehör-Test
Test: 28 Shorts und Tights für Frauen und Männer
Geschmackssache Bei der richtigen Hose kommt es auf ein Zusammenspiel vieler Faktoren an: guter Sitz, das passende Polster, praktische Extras und eine gute Belüftung. Bei unseren 28 Testmodellen ist von allem etwas dabei.
Text: Lisa Partzsch
Die Hose muss passgenau sitzen Damit das Polster voll seine Funktion entfalten kann, muss die Hose passgenau sitzen, das gilt sowohl für die Tights als auch für die Innenhosen der Shorts. Ist die Hose zu groß, kommt es zum sogenannten Schwimmen in der Hose, das Polster verrutscht, und es kann unangenehm scheuern. Auch muss das Polster in Form und Größe der Sitzposition angepasst sein. Wer eher sportlich sitzt, benötigt im vorderen Bereich zum Beispiel in der Regel ein schmaleres Polster. Wer dagegen aufrecht
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sitzt, profitiert stärker von einer dickeren Schaumstoffschicht hinten. Die Hersteller ordnen ihre Modelle in der Regel schon in die passenden Kategorien ein. Im Test befinden sich überwiegend Hosen, die ausdrücklich für gemäßigt aufrechte Sitzpositionen geeignet sind.
Dick oder dünn? Dass sowohl dicke wie dünne Polster als angenehm wahrgenommen werden, zeigt sich an den Eindrücken der Tester. Die sehr dünnen Adidas-Polster kamen gleichermaßen gut an wie die eher voluminösen Löffler-Polster. Dass auch identische Polster unterschiedlich wahrgenommen werden, belegen die Testereindrücke bei der Vaude-Tights. Das sehr große, mittelfeste Polster wurde von weiblichen Testern als angenehm und gut tragbar charakterisiert, es läuft an den Rändern dünner aus; männliche Tester dagegen fanden das Polster des Herrenmodells zu voluminös und breit. Die Frage, ob eine Shorts oder die enge Tights die bessere Radhose ist, dürfte in etwa so stark diskutiert sein, wie die Frage, welche die bessere Eissorte ist. Ob Shorts oder Tights, Schoko oder Vanille, letztendlich ist es Geschmackssache. Deshalb haben wir das Testfeld dieses Mal auch besonders weit gehalten und sowohl Tights als auch Shorts miteinbezogen. Der erste Eindruck der Hose sollte nach Möglichkeit auf dem Rad oder zumindest in Radhaltung gewonnen werden. Das geht in der Praxis nur zuhause. Unsere Empfehlung: Etiketten an der Ware lassen und eine dünne Unterhose für die „Sitzprobe“ tragen. So kann man schlecht sitzende Hosen auch retournieren. Der wichtigste Bewertungspunkt
für beide Hosensorten im Test ist ebenfalls der Tragekomfort. Bei Tights sind die sensibelsten Bereiche Bund und Beinabschlüsse. Der Bund sollte auch in sitzender Haltung nirgendwo drücken. Die Hersteller lösen dies mit einem breiteren Bund bei den Frauenmodellen (Löffler, Rose, Adidas, Endura, Pearl Izumi), bei Gore und Vaude verfügen beide Modelle über einen breiten und besonders elastischen Einsatz am Bauchbereich – sehr bequem. Beim Bund geht der Trend außerdem klar vom früher teils bis über die Nieren geschnittenen Bund, zu niedriger geschnittenen. Etwas höher sitzen die Bünde der meisten Modelle zum Glück trotzdem noch, positiv fiel hier zum Beispiel Endura (Frauenmodell) auf. Allerdings saß der Bund am Rücken nicht nur etwas höher, sondern leider auch etwas weiter, weshalb auf langer Tour öfter mal nachgezogen werden musste. Deutlich kürzer als bei anderen Testmodellen fällt der Bund im Rückenbereich dagegen bei Adidas aus.
Gummi verhindert Rutschen Die Beinabschlüsse sollten weder zu eng noch zu weit sein und nicht nach oben rutschen. Dies wird vom Anti-Rutsch-Gummi oder -Silikon verhindert, mit dem die meisten Beinabschlüsse ausgestattet sind. Auch bei den Beinabschlüssen zeichnet sich eine Entwicklung ab: Sie werden breiter und sitzen dadurch angenehmer. Besonders breite Beinabschlüsse finden sich bei beiden Modellen von Endura, Löffler und Vaude – letztere lassen aber leider ein Anti-RutschGummi vermissen. Die Innenhosen der Shorts sitzen eng und körperbetont. Positiv fiel die Innenhose von Craft auf, die aus sehr dünnem
Foto: Dorina Volkhausen
E
ines sollte eine Radhose auf jeden Fall leisten: den Sitzkomfort erhöhen. Dazu dient der Teil, den viele auch am meisten mit dem Stichwort Radhose verbinden, obwohl der Schnitt ebenfalls eine sehr wichtige Rolle spielt: das Polster. Weil es hier die meisten feinen Unterschiede gibt, und der Sitzkomfort nicht nur vom Polster sondern unter anderem auch von Sattel und Sitzhaltung abhängt, haben wir dies zwar nicht im Test. Wir geben aber unseren Eindruck vom Polster wieder. Denn einige Anhaltspunkte für das passende „Sitzkissen“ gibt es schon. Da das Polster direkt auf der Haut getragen wird, darf es keine scheuernden Stellen, etwa durch auftragende Nähte, besitzen. Solche Störfaktoren merkt man leider erst nach vielen Kilometern im Sattel – im Test fiel keine Hose in diesem Punkt negativ auf. Generell gilt: Beim PassformTest in Radhaltung sollte das Polster an den Oberschenkeln nicht einschneiden. Bei Tights: Kombiniert mit harten Sätteln nutzt man eher ein stark konturiertes Polster. Weiche Sättel passen besser zu weichen, dünnen Polstern.
Radhosen
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Radreise
Der Monti Alburni, eine der höchsten Erhebungen im Cliento-Gebirge.
Süditalien
Das Meer sehen und
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Süditalien
die Wälder riechen Baden in drei Meeren, radfahren durch die vier Regionen Apulien, Basilikata, Kalabrien und Kampanien und fünf Orte besuchen, die im UNESCO-Verzeichnis der Weltkulturerbestätten stehen. Eine Reise durch den Süden Italiens.
Text & Fotos: Walter Aeschimann
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