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November Dezember

D: 4,90 Euro A: 5,60 Euro, CH: CHF 9,60 BeNeLux: 5,60 Euro

radtouren-magazin.com

2.5To1ur5en m

GPS-Daten zu den Touren

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m Heft in diese

Licht-Test:

15 Akku-Scheinwerfer ab 35 Euro S. 28

Berlin – Hamburg

Stadt, Land, Stadt S. 64

BurgenstraSSe, Teil 2 Von Coburg nach Prag

S. 34

sse ä P e m a s 16 ein

wegen n e b e N f u A hweiz c S e i d h c dur Neuseeland Traumtour Alps to Ocean

S. 74

S. 10

Natur

vor der Tür 14 Städtetouren für Alltagsfluchten

Radpflege: Tipps für die Wartung unterwegs und im Winter

S. 70


Inhalt

Spezial Von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit oder raus aus der Stadt in die Natur: Wir stellen schöne Touren in sieben deutschen Großstädten vor.

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Die schönsten Seiten des Burgenradweges beginnen mit „B“: Burgen, Bier und Böhmische Knödel – 2. Teil.

74 Der Alps2Ocean-Radweg in Neuseeland ist eine der Traumrouten der Welt. Luzia Pesch hat den Traum gelebt.

Touchdisplay und neue Karten – wie gut ist das neue Garmin Oregon 750t?

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Inhalt

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Auf dem Weg von Hamburg nach Berlin findet Stefan Jacobs zwischen den Metro­ polen viel ländliche Idylle.

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Spezial

Reisen

18 Die schönsten Städtetouren:

10 Radreise: 16 abwegige Pässe

Berlin, München, Hamburg, Köln,

34 Radreise: Burgenstraße, Teil 2

Stuttgart, Frankfurt (Main), Bremen

64 Radreise: Radfernweg Hamburg– Berlin

Teile, Test und Technik 28 Lichttest 2017: Akku-Scheinwerfer 44 Trends 2017: Nachbericht zur

Im Test: Scheinwerfer

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Fotos: Abus, Luzia Pesch, Hans Kothe, Stefan Jacobs, Lisa Partzsch, Thomas Froitzheim

Eurobike 60 Fahrbericht: Qeridoo Kidgoo1

74 Radreise: Neuseeland

Rubriken 3

Editorial

6 News: Nachrichten aus der Fahrradwelt

Service 8

Reise-Tipps: Termine und Touren

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GPS: Test: Garmin Oregon 750t

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Service: Fahrradpflege unterwegs

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Marktplatz

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Vorschau/Impressum

und im Winter

Produkte in dieser Ausgabe Lichttest: Axa Greenline 35/Greenline 50, B+m Ixon Space, Cateye GVolt 25/GVolt 80, Garmin Varia, Knog Blinder Mob, Kryolights LED-Fahrradleuchte FL-211, Lunivo Vegas F30-RSL, Sigma Roadster USB, Smart Touring 30, Supernova Airstream 2, Trelock LS 460 I-Go Power/LS 560 I-Go Control, XLC LED Front Beamer Francisco 1W; GPS: Garmin Oregon 750t; Fahrbericht: Qeridoo Kidgoo 1 Fahrrad-Kinderanhänger RADtouren 6 | 16

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RADreise

e g s zu r Unter w Höhi. e d Vor r

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16 abwegige Pässe

Quer durch die Schweiz

Auf Abwegen Am Beatenb

erg.

Wer die Schweiz über einsame voralpine Straßen vom Boden- zum Genfersee durchquert, erlebt das Land in seiner außergewöhnlich landschaftlichen Pracht, dringt aber auch in die Seele der Landesteile vor.

Text & Fotos: Walter Aeschimann

Blick a

uf S aan

en.

Thunersee mit Blick in die Berneralpen.

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Spezial

Schöne Radwege in Städten liegen oft an Flüssen.

Städtetouren in Deutschland

Stadtlich radeln Ob Sightseeing-Tour oder Picknick-Tour ins Grüne – deutsche Großstädte sind für Radfahrer so attraktiv wie niemals zuvor. Aber welche Städte eignen sich besonders für die Erkundung per Velo? Und welche Touren sollte man dort auf keinen Fall verpassen?

Texte: Lisa Partzsch

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ren oder geführten Radtouren innerstädtisch wächst. Denn auf dem Rad schafft man mehr als zu Fuß, sieht aber gleichzeitig andere Ecken und mehr Details als mit dem Bus oder Auto. Außerdem werden die Städte immer grüner und bieten auch im Umland reizvolle Touren. Wir haben sieben

radelbare Großstädte in Deutschland ausgewählt und schlagen bis zu drei Touren vor, die stadt- wie naturnah verlaufen. Online bieten wir noch mehr Informationen zu den Touren, mehr Städte, Links und Interviews zu interessanten Wegen.

Foto: Abus

E

s ist noch gar nicht so lange her, da war es keine schöne Vorstellung, durch deutsche Städte mit dem Fahrrad zu fahren. Schön, dass sich die Zeiten ändern und nicht nur immer mehr Radwege gebaut werden, sondern auch das Angebot an Themenradtou-

radtourenmagazin.com Städtetouren


StädteTOUREN

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Picknicktour nach Babelsberg

Zwischen Berlin und Potsdam erstreckt sich eine Schlösser- und Parklandschaft. Auf einer 20 Kilometer langen Rundtour passiert man dabei ganz nebenbei historische Orte aus zwei Jahrhunderten. Kurz nach Verlassen des S-Bahnhofes Wannsee liegt erst das Grab von Heinrich von Kleist, dann folgt die Villa des Malers Max Liebermann, in der Ausstellungen seine Werke zeigen und das Haus der Wannseekonferenz , wo 1942 der Holocaust beschlossen wurde. Rund um die Insel Wannsee grüßt zur rechten das Wasser, zur linken die Parklandschaft, bis die Pfaueninsel erscheint. Ein Abstecher sollte nicht fehlen. Die Insel wirkt ein wenig wie ein verwunschener Ort mit einer Burg-

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Wasserfall im Viktoria-Park auf dem Kreuzberg. Fotos: visitBerlin/Wolfgang Scholvien, visitBerlin/Philip Koschel, visitBerlin

Städtetouren sind besonders im Herbst schön.

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ruinenattrappe, der Orangerie und englischem Landschaftsgarten. Wieder auf dem Rad geht es zur Glienicker Brücke, wo Agenten zwischen DDR und BRD ausgetauscht wurden. Auf dem letzten Wegstück kann man im Babelsberger Villenviertel einen Hauch von Hollywood schnuppern. Dann führt die Route ganz bodenständig durch den Düppeler Forst wieder zurück zur S-Bahnstation. (aus Zitty – dem Stadtmagazin Berlin/Brandenburg, GPS-Track bei komoot zu finden)

Fahrradtour durch Tempelhof-Schöneberg

Rund 16 Kilometer zeigen das Auf und Ab der Hauptstadt. Im „Intellektuellenviertel“ Bayerischer Platz lebten einst Einstein und Gottfried Benn; heute befindet sich hier auch das Denkmal „Orte des Erinnerns“: etwa 80 Schilder mit Gesetzestexten aus der NS-Zeit, die die langsame Entrechtung und Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung zeigen. An der Ecke Löwenhardtdamm/General-

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m 9 0 0 kg e -

Pape-Straße steht ein weiteres Mahnmal des NaziGrößenwahns. Der sogenannte Schwerbelastungskörper ist ein riesiger 12.650 Tonnen schwerer Zylinder aus Beton und Stahlbeton. Mit ihm wurde damals die Tragfähigkeit des Berliner Untergrundes getestet. Die Hauptstraße 135 ist dagegen eine Gedenkstätte jüngeren Datums: Hier lebten in den 70er Jahren David Bowie und Iggy Pop. Vom Viktoriapark auf dem Kreuzberg hat man nicht nur einen tollen Blick über die Stadt, sondern kann auch den 1891 gebauten künstlichen Wasserfall bestaunen. Eines der Highlights der Strecke und für jeden Radfahrer in Berlin ein Muss ist ein Besuch des Tempelhofer Feldes. Der Flugverkehr ist seit 2008 eingestellt, das Gebäude gehört mit einer Länge von 1.230 m zu den längsten Gebäuden Europas. Einmalig ist die Fahrt über das ehemalige Rollfeld. (Tour 14 der Kieztouren von visitberlin.de)

Fahrradtour Marzahn-Hellersdorf

Ungewöhnlich grün zeigt sich der Stadtteil Marzahn und präsentiert ein Naturerlebnis am Stadtrand. Malerisch startet die Tour im Park von Schloss Biesdorf mit Fontäne, Eiskeller und Teepavillon. Ein großer Teil der Radtour führt über den Wuhleweg, dieser ist Rad- und Wanderweg und spannt sich von Köpenick bis Ahrensfelde. Auf der linken Uferseite erwarten den Radler die Parkanlage Gärten der Welt sowie der Kienberg. In dieser grünen Auen- und Wiesenlandschaft wird 2017 die Internationale Gartenausstellung (IGA) stattfinden. Die Gärten der Welt sind eine große Erholungsparkanlage, in der man Tee im Chinesischen Pavillon trinken kann oder Wasserspielen im orientalischen Garten lauscht. Nach Überque-

rung der Straße mit dem schönen Namen „Allee der Kosmonauten“ ist man im alten Dorfkern von Alt-Marzahn angekommen. Hier ist nichts mehr von der Hektik der Hauptstadt zu spüren. Ländliches Feeling versprüht die Bockwindmühle, in der man beim Erlebnismahlen den Holzrädern der Mühle zuschauen kann. Anschließend können traditionelle Mühlenprodukte im Mühlenladen gekauft werden. Abschließend geht es hoch hinauf in die Ahrensfelder Berge, die dritthöchste Erhebung im sonst flachen Berlin, die einen Blick über die gesamte Stadt bieten. (Tour 54 der Kieztouren von visitberlin.de, GPSTrack bei komoot.de)

BERLIN

INFOS Fernradwege in und um Berlin Mauerradweg Spreeradweg Havel-Radweg Europaradweg R1 Berlin – Usedom Berlin – Kopenhagen Veranstaltungen in Berlin Kieztouren für Neuberliner und Berliner mit dem ADFC (adfc-berlin.de) Fahrradsternfahrt am 11. Juni 2017, Radtour über gesperrte Straßen bis vor das Brandenburger Tor

EMPFEHLUNG Christian Tänzler, Pressesprecher von visitberlin.de empfiehlt 3 besondere Radtouren in Berlin: 1. Mauerradweg: Die Kombination von urbanem Leben, einmaliger Geschichte und einer abwechslungsreichen Strecke: Vereinfacht gesagt fährt man im Norden durch Dünen und im Süden durch eine wasserreiche Schlösser-Landschaft. Diese Vielfalt gibt es so nirgendwo. 2. Das Tempelhofer Feld ist die weltweit einzige Radstrecke, die über ein (ehemaliges) Flugfeld führt. Diese Weite zu erleben – obwohl man sich zugleich so zentral in der Stadt befindet – ist ein unvergleichliches Erlebnis. Das erzeugt ein Gänsehautgefühl und ist sehr speziell. 3. Der Berlin Tourismus bietet in Zusammenarbeit mit fahrradfreundlichen Hotels die sogenannten Kieztouren an. Das Angebot gibt es seit 2 Jahren. So kann man gezielt die einzelnen Berliner Viertel kennenlernen.

Internationale Gartenkunst in den Gärten der Welt RADtouren 6 | 16

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Test

Test: 15 Akku-Scheinwerfer

Die Lichttechnik ist einer der

Licht to go

wenigen Bereiche am Fahrrad, in dem es noch Quantensprünge gibt. Auch bei den Akkuscheinwerfern hat sich einiges getan, wie unser Test von 15 Modellen mit StVO-Zulassung zwischen 30 und 199 Euro zeigt.

Text & Test: Jan Gathmann / Lisa Partzsch

F

ahrradscheinwerfer können heute Autoscheinwerfern durchaus das Wasser reichen. Für Pedelecs gibt es StVZO konforme Modelle wie den Supernova M99 (Test auf radtouren-magazin.com), die genauso hell und weit leuchten wie ihre KfzPendants. Der M99 erzeugt mit LED-Lichterketten ein weithin sichtbares Tagfahrlicht und passt sich sogar automatisch an die Fahrgeschwindigkeit an. Auch manches Top-Modell von Velo-Scheinwerfern für den Dynamobetrieb kommt dem Autolicht schon recht nah, wie unser Test 2015 bewies. So hell wie die Pedelec-Scheinwerfer, die auf einen großen „Energietank“ zurückgreifen können, strahlen StVZO konforme Akkuscheinwerfer für Treträder zum Nachrüsten noch nicht. Aber auch hier hat sich viel getan, seit sie 2013 in Deutschland als Beleuchtung für alle Fahrradtypen gesetzlich

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zugelassen wurden. Erkennbar ist die Zulassung für den Straßenverkehr in Deutschland an der sogenannten „K-Nummer“, dem Buchstaben „K“, gefolgt von einem Wellenzeichen und einer Ziffer.

Mehr Licht und Zusatzfunktion Wie viel sich in Sachen Fahrrad-Akkubeleuchtung getan hat, das zeigt auch unser Test. So gibt es bei den Premium-Modellen ab 100 Euro in Sachen Helligkeit und Gleichmäßigkeit des Lichtbildes erneut einen großen Fortschritt. Zudem warten einige Modelle mit intelligenten Zusatzfunktionen auf. Der b+m Ixon Space kann zum Beispiel als „Powerbank“ zum Nachladen genutzt werden. Austauschbare Akkus, die wie ein „Magazin“ in den Scheinwerfer geschoben werden, machen kompakte Bauformen und lange Leuchtzeiten möglich (Cateye, Lunivo). Sogar

einen Lichtkegel, der sich der Geschwindigkeit anpasst, bietet der Garmin Varia-Scheinwerfer. Allerdings benötigt er dazu noch die Informationen eines gekoppelten Garmin GPS-Gerätes. Interessante Entwicklungsfortschritte gibt es auch bei den Rücklichtern. Besonders neue LED-Leuchten, die einen deutlich sichtbaren Sicherheitsbereich auf die Straße projezieren, (mehr auf radtourenmagazin.com), bedeuten in der Praxis einen großen Sicherheitsgewinn. Unabhängig vom technischen Fortschritt, gibt es gute praktische Gründe zur Akkubeleuchtung fürs Fahrrad zu greifen: • Akku-Beleuchtung kostet weniger. Eine Lichtanlage mit Nabendynamo, passablem Scheinwerfer der 30 Lux-Klasse und passendem Rücklicht ist kaum unter 100 Euro nachzurüsten. • Wer mehrere (sportliche) Fahrräder besitzt,


Akkuscheinwerfer

wird nicht für jedes einzelne eine Nabendynamo Beleuchtung anbauen. • Akku-Scheinwerfer dienen auf Reisen auch als Taschenlampe abends im Zelt. • Fahrrad-Berufspendler, die im Winter zwangsläufig im Dunkeln unterwegs sind, haben im Defektfall eine gute „Werkstattleuchte“ zur Hand. Natürlich hat Licht aus dem Energiespeicher auch Nachteile, vor allem im Alltagsgebrauch. Ein Klassiker: Der Abend wird doch länger als gedacht – aber das Akku-Licht liegt Zuhause. Auch das ständige An- und Abmontieren wegen der Diebstahlgefahr kann nerven. Und natürlich das Nachladen – als wären nicht ohnehin schon ständig die Steckdosen mit Ladegeräten verstopft. Vor allem im täglichen Gebrauch in der Stadt ist eine zuverlässige Nabendynamo-Lichtanlage deshalb der klare Redaktions-Favorit.

das Lichtbild entscheidet Als Indikator für die Lichtleistung eines Scheinwerfers drucken viele Hersteller Luxund Lumen-Werte auf die Verpackungen. Beide sind ein Maß für die Lichtausbeute mit unterschiedlicher Aussagekraft. Ein Lichtbild sagt aber mehr als tausend Werte. Es zeigt, ob ein Akku-Scheinwerfer tatsächlich dem eigenen Fahrradeinsatz genügt. Das Bild haben wir deshalb aufgenommen und detailliert beurteilt. Unterschiedliche Eigenschaften sind bei verschiedenen Fahrstilen gefragt. Langsame Geschwindigkeiten verlangen nach einer guten Ausleuchtung direkt vor dem Vorderrad. Für schnelles Radeln (Richtwert: ab 25 km/h) sollte der Scheinwerfer betont weit leuchten. Stehen viele Kurven und verschlungene Wege auf dem Tourenplan, sollte das Lichtbild möglichst breit sein, was im Test aber nur bei Cateye und dem Ixon Space der Fall ist. Starke Unterschiede zwischen hellen und dunklen Zonen sind ebenfalls ein Nachteil. Dann fällt dem Auge das Erkennen von Unebenheiten schwerer – ein klarer Nachteil auf unbefestigten Wegen. Ein Scheinwerfer, der in unserer Lichtbewertung viele Punkte hat, kann alles sehr gut. Dennoch können auch schlechtere Modelle für die anstehenden Radfahrten ausreichen. Wie lange ein Akku-Scheinwerfer leuchten sollte, hängt ebenfalls vom persönlichen Gebrauch ab. Natürlich freut sich jeder über längere Leuchtzeiten ohne Nachladen. Aber wer einfach nur lange gesehen werden will, braucht kein Lichtwunder. Wer lange und sicher über schmale Wege im Wald kurven

will, darf andererseits von Lichtwundern mit Mini-Abmessungen keine ausgedehnten Leuchtzeiten erwarten. Technisch schließen sich maximale Lichtdauer, kompakte Bauform mit geringem Gewicht und maximale Lichtleistung tendenziell gegenseitig aus. Insofern ist der Ansatz von Cateye und Lunivo eine clevere Lösung: Beide statten einen kompakten, starken Scheinwerfer mit einem ebenfalls kompakten Schnellwechsel-Akku aus. In jedem Fall ein Vorteil ist auch eine genaue Information über die verbleibende Leuchtzeit. Der Ixon Space zeigt sie sogar minutengenau an. Aber auch die Trelockmodelle erlauben eine bessere Abschätzung der verbleibenden Leuchtzeit über eine LED-Leiste. Manche Modelle bieten bis zu 8 Leuchtstufen (Ixon Space). In der Praxis reichen zwei: ein normales Fahrlicht zum Gesehenwerden, das Energie spart und ein besonders helles Licht für dunkle Wege. Wichtiger als viele Leuchtstufen ist dagegen ein Notlicht, das sich einschaltet, wenn der Akku fast leer ist. Nicht mehr gesehen zu werden, ist noch gefährlicher, als nichts mehr zu sehen. Das Notlicht vermissten wir beim b+m und Kryolights.

Energieversorgung Zur Energieversorgung ist eine Kombi aus USB-Ladebuchse plus wechselbaren Akkus (wie beim XLC) für Reiseradler optimal. So kann man das Licht unterwegs laden, aber in fernen Regionen auch mal auf Batterien zurückgreifen. Natürlich lassen sich alle Modelle mit USB-Anschluss (siehe Daten) auf Reise auch in den Packtaschen über einen Nabendynamo mit USB-Lader nachtanken. Besonders praktisch: Der Ixon Space kann sogar selbst als Powerbank dienen.

einfache Montage? Die meisten Scheinwerfer kommen über einen Halter an den Lenker, in den sie bei Bedarf ein- oder ausgeklickt werden (Ausnahmen: Knog, Sigma). Geprüft haben wir die Montage der Halterung, die an dünnen Lenkern mit 25,4 mm Durchmesser und dicken mit 31,8 mm gleichermaßen sicher und leicht montierbar sein sollte. Gelöst wird das über Spanngummis, Klemmschellen mit Schnellspanner oder Plastikschellen mit Schraube. Spanngummis sind schnell montiert, saßen aber im Test teils nicht ganz fest oder mussten mit so hoher Kraft gespannt werden, dass die Dauerhaltbarkeit in Frage gestellt war. Sehr gut gefiel uns die Halterung des CateyeSchweinwerfers, die leicht anzubringen ist

Plus und Minus Die LED-Anzeige beim b+m Ixon Space gibt minutengenau an, wie lange das Licht noch leuchtet.

Die Halterung der Trelock-Scheinwerfer eignen sich nicht zum häufigen An- und Abbau, da sich die Plastikschraube schnell abnutzt.

Praktisch sind die Schnellwechselakkus bei Cateye GVolt 80 und Lunivo Vegas. Sie können abgeschraubt/gewechselt werden, während der Lampenkörper auf dem Halter montiert ist.

Kombination des Varia-Frontscheinwerfers und des Edge-Radcomputers an der GarminHalterung.

und fest sitzt. Für eine optimale Positionierung des Lichtbildes sollte der Scheinwerfer im Halter noch nach der Montage schwenkbar sein, aber dennoch fest sitzen.

Bedienung Da Scheinwerfer verstärkt in der kalten Jahreszeit gebraucht werden, muss die Bedienung auch mit Handschuhen problemlos funktionieren. Die Taste sollte also eine Rückmeldung an den Finger geben. Die Bedienung der getesteten Modelle erfüllt dieses Kriterium. Nur die sehr kleine Taste des Knog fiel in dieser Hinsicht negativ auf. RADtouren 6 | 16

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RADreise

Burgenstraßen-Radweg, Teil 2: Von Coburg nach Prag

Uneinnehmbare Festungen

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Burgenstrasse

und Lustschlösser Renaissanceschloss Nižbor am Fluss Berounka.

Im zweiten Teil unserer Radtour setzen wir unsere mittelalterliche Zeitreise auf der Burgenstraße fort. Wir starten in Coburg und streifen im Oberfränkischen gleich drei mächtige Festungen, bevor wir die tschechische Grenze überqueren. Wehrhafte Burgen und prachtvolle Schlösser reihen sich entlang der Route aneinander. Über die böhmischen Städte Eger und Pilsen gelangen wir schließlich zur einzigartigen goldenen Stadt Prag.

Text & Fotos: Hans Kothe

V

om Bahnhof aus durchqueren wir Coburg, streifen die Stadtschlossanlage Ehrenburg und beginnen gleich mit dem ersten Aufstieg zur Veste Coburg. Hier regierten einst die Herzöge von Sachsen-Coburg, die durch geschickte Heiratspolitik Verbindungen zu vielen bedeutenden Königshäusern aufbauten. Die „Wiege des europäischen Hochadels“ brachte als bekannteste Verbindung die der britischen Queen Viktoria mit Prinz Albert hervor. Aber auch eine andere sehr bedeutsame historische Persönlichkeit, nämlich Martin Luther, fand auf der Coburger Veste im Jahr 1530 für mehrere Monate Zuflucht. In dieser Zeit übersetzte er unter anderem Teile der Bibel. Schon die ersten Kilometer sind

bergig und geben uns einen kleinen Vorgeschmack auf die größeren Anstiege, die noch kommen werden. In Kronach angekommen, fahren wir über den Markt, und dann zur wehrhaften Festung Rosenberg hinauf. Von oben haben wir einen phantastischen Überblick über die gesamte Altstadt. Die Festungsanlage wurde in ihrer gesamten Geschichte niemals eingenommen. Selbst zwanzig Tausend Schweden hatten während des Dreißigjährigen Krieges keine Chance, Herr über die Festung zu werden. Etwas Besonderes und daher sehr zu empfehlen ist eine „Kasemattenführung“ durch das unterirdische Gangsystem. Wir freuen uns schon auf unser erstes Etappenziel Kulmbach. Am NachmitRADtouren 6 | 16

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EUROBIKE

Eurobike-Nachbericht

Neue Wege fahren Keine Neuheiten können gute Neuigkeiten sein. Zumindest auf der Eurobike, wo sich das Premierenkarussel in den letzen Jahren immer schneller drehte. So hat die Vsf Fahrradmanufaktur ihren Modellwechsel-Rhythmus auf zwei Jahre angepasst. Das gibt Verbrauchern und Händlern Sicherheit. Andererseits ist mit den Gravelbikes in diesem Jahr eine besonders spannende neuen Radgattung für Reiseradler im Aufwind: gepäcktaugliche Rennräder für alle Wege. Passend dazu wächst das Bikepacking-Sortiment exponential. Ebenfalls erfreulich sind die Fortschritte in der Sicherheitstechnik: angefangen bei kommunizierenden Helmen mit Licht und Blinker bis hin zur Weltpremiere des ersten E-BikeABS. E-Bikes bleiben wie erwartet der Motor der Fahrradindustrie. Die neuen Marktzahlen belegen, was sich in den Messehallen spiegelt: Im 1. Halbjahr 2016 wurden zwar insgesamt weniger Fahrräder verkauft als in den Vorjahren, die Prognose für den Verkauf von E-Bikes im kompletten Jahr aber zeigt eine Tendenz nach oben und liegt bei 560.000. Text: Lisa Partzsch / Jan Gathmann

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TRENDS

Reiseräder Schon gefahren

Contoura Pollino Pinion

2 017

C

ontouras Reiseräder stehen für hohen Fahrkomfort. Dies zeigt sich einmal mehr bei Contouras neuem Mitglied in der PollinoFamilie: dem Pollino Pinion. Es kommt mit dem 18gängigen Piniongetriebe oder mit der – auf der Eurobike frisch vorgestellten – C-Linie mit 9 oder 12 Gängen und ist mit Riemen ausgestattet. Dadurch wird das Pollino einerseits zum Traum-Reiserad aber auch zum bestens ausgestatteten City- und Freizeitrad mit einer sehr ausgewogenen und leichtgängigen Fahrweise. Das auffällige und zugleich formschöne 3D-Ausfallende, das man schon von anderen Contoura-Rädern kennt, erleichtern ein leichtes Einstellen des Hinterrades und Nachspannen des Riemens. Pollino Pinion 18-Gang, 3.399,00 Euro | contoura.de

Tout Terrain

Cinq5

Panamericana Xplore mit Riemen

STI-ShiftR für Rohloff

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E

out Terrain hat mit dem Panamericana unseres Wissens das einzige vollgefederte Reiserad ohne Antrieb im Programm. 2017 gibt es die Reisesänfte in einer neuen Variante mit Piniongetriebe und Riemenantrieb. Dabei ermöglicht ein neuer „Rapid Belt Tensioner“ das einfache Einstellen der korrekten Riemenspannung trotz Vollfederung. 26-Zoll-Laufräder und Steckachsen bürgen für die nötige Laufradstabilität. Tout Terrain gibt ein Gewicht ab 17 kg für die puristische Variante ohne Licht an. Dazu gesellt sich eine E-Bike-Variante „E-Explore“, bei der ein Heckmotor für Vortrieb sorgt.

in Schaltbremshebel für hydraulische Scheibenbremsen und Rohloff-Nabe macht Cinq5 aus dem ShiftR. Der bereits bewährte ShiftR der Tout Terrain Eigenmarke ist dazu kombiniert mit hydraulischen TRP Hylex-Bremshebeln. So lassen sich die Gänge auch aus Bremsgriffposition nutzen – bei Rennradfahrern sicher die meistgenutzte Handhaltung. Damit gibt es erstmals eine Alternative zur Rohbox von Rahmenbauer.

MTB Cycletech

Fotos: Hersteller, Gielen, Messe Friedrichshafen

Klassiker Papalagi überarbeitet

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ines der raren Highlights für passionierte Radreisende auf der Eurobike war das überarbeitete MTB Cycletech Papalagi. 2017 kommt der Klassiker erstmals in seiner 32jährigen Geschichte mit einem rahmenintegrierten Gepäckträger hinten. Der Träger besitzt einen besonders tiefen Schwerpunkt, was der Fahrstabilität zugute kommt. Er kann bis zu 40 kg tragen. Außerdem lässt sich ein maßgeschneideter Racktime Aufsatz aufstecken, der die Ladekapazität noch einmal erhöht und als Auflieger für Packcsäcke dienen kann. Wahlweise ist das Papalagi mit Pinion-Getriebe und Gates-Riemen-Antrieb oder als reine Gates-Variante erhältlich. Die Riemenspannung stellen neu entwickelte verschiebbare Ausfallenden her, die auch Steckachsen aufnehmen können. Außerdem passen erstmals auch breite 27,5-Zoll-Räder in den Stahlrahmen, der nach wir vor aus legendärem Reynolds 853-Stahlrohren gemacht ist. Als Custom-Schmiede baut MTB Cycletech das Rad ansonsten nach Kundenwunsch auf.

Papalagi mit Rohloff Speedhub und 27,5-Zoll-Rädern. RADtouren 6 | 16

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RADreise

Hamburg – Berlin

Groß rausgekommen, um Hamburg und Berlin sind Deutschlands größte Städte – und durch eine Radroute verbunden, die drei gut ausgebaute Fernradwege kombiniert. Die Tour entlang von Elbe und Havel ist nicht nur gut zu fahren, sondern dank ihrer Weite und Stille auch besonders entspannend. Wenn nicht gerade der Wind durcheinanderkommt. Text & Fotos: Stefan Jacobs

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n Berlin sind wir ja die Größten: die meisten Einwohner, der fetteste Bauskandal, Hauptstadt von Deutschland, Nabel der Welt. Und Hamburg? Tut ziemlich überzeugend so, als wäre es am Ozean, das muss man der Nummer Zwei wirklich lassen, wenn man von Blankenese auf die Elbe schaut. Breit wie ein Meeresarm liegt sie diesem steilen Hang zu Füßen, den man hier nicht vermutet hätte. Das Treppenviertel von Blankenese muss man gesehen haben, hatte eine Freundin gesagt. Also sind wir am Abend vor der eigentlichen Tour


Hamburg – Berlin

Hamburg

Die backsteinerne Nachbarschaft von Hamburgs berühmten Chilehaus ist eine Pracht.

Die Speicherstadt liegt zwischen altem Zentrum und neuem Hafenviertel.

Der Wasserturm im Hamburger Schanzenpark war einst der größte Europas.

An der Außenalster trifft sich nicht nur die Hamburger Jugend an lauen Sommerabenden.

Die 1.050 Meter lange Elbbrücke bei Dömitz von 1873 fiel dem Krieg zum Opfer – und wurde danach wegen der deutschen Teilung nicht wieder aufgebaut.

groß reinzukommen noch ein Stück flussabwärts gefahren, haben am Wasser geparkt, wo die Cabrios auf ihren eigenen Traumgrundstücken in Carports dösen und hoch auf den Hügel nur Treppen führen. Grün bewachsen schlängeln sie sich zwischen Mäuerlein durchs mondäne Wohngebiet, das sagt: Geld kann doch glücklich machen. Sowas haben wir in Berlin nicht. Keine drei Stunden Zugfahrt waren es bis hierher; fünf Radeltage sollen es zurück sein. Morgen früh geht’s los. Aber bis dahin ist noch ein Abend in Hamburg zu genießen. Immer am Elbufer

entlang geht’s zurück in die Stadt: durch Parks und Wäldchen, Vorgärten, Promenaden und schließlich über die berühmte Hafenstraße mitten ins Zentrum. Mit Airbus-Blick, Hafenblick, Riesenkreuzfahrtschiffblick, Elbphilharmonieblick. Die Philharmonie markiert zwischen Hafencity und Elbe quasi das Tor zur Welt – und sieht dabei mit ihren Wellen in der Fassade und auf dem Dach sehr überzeugend aus. Wie überhaupt die ganze Hafencity, wo in Nachbarschaft der schon immer beeindruckenden backsteinernen Speicherstadt viel

Interessantes hinzugebaut wurde. Warum geht sowas hier, während in Berlin seit der Wende die immergleichen Investorenklötze abgeladen werden? Mit diesem Gedanken geht’s im Dämmerlicht noch eine Runde um die Außenalster, wo es aussieht wie im Schöner-Wohnen-Katalog, sobald man die brausenden Hauptstraßen ringsum mal kurz loswird. Die Radelbedingungen im Hamburger Stadtverkehr sind nicht die besten, aber die Stadt – oha! Kannste nicht meckern, würde der Berliner in der ihm eigenen Euphorie sagen. RADtouren 6 | 16

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RADreise

Mit dem Touren-MTB von den neuseeländischen Alpen bis zum Pazifik

Entschleunigung am Neuseeland – das Land der unbegrenzten Urlaubsmöglichkeiten. Jetboot, Bungee und Fallschirm an jeder Ecke. Doch es geht auch ruhiger. Auf einer Radtour auf dem spektakulären Alps to Ocean Trail kommt man den Menschen und der Natur sehr nah.

Text & Fotos: Luzia Pesch

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Neuseeland

schönsten Ende der Welt

Die ersten 40 Kilometer radeln wir am Lake Pukaki entlang.

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