Radtouren Magazin 5/13

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RAD touren

RADtouren

5/13 Sep./Okt.

D: E 4,90 A: E 5,60 BEL/NL/LUX: E 5,60 CH: CHF 9,60

2.2To8ur0 en km

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Das Radreise-Magazin

radtouren-magazin.com

Radreisen & Touren

Transalp mit Retoure Alpe Adria Radweg Via Claudia Augusta

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Tour de France-Gefühl Französische Alpen

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Flach nach Norden Elberadweg, Teil 2

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Vorschau & Messereport

Trends 2014

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Berg- & Talfahrten Reisen für Ambitionierte & Genießer

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Test: 8 Sattelstützen-Träger

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Fahrbericht: Bulls Cross Rider

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E-Biken: in den Alpen


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Inhalt

Fest montierte Gepäckträger sind nicht jedermanns Sache. Wer dennoch gelegentlich etwas transportieren möchte, kann auf SattelstützenTräger zurückgreifen. Wir haben sechs Träger und zwei Modul-Systeme ausprobiert. Gelegenheits-Träger Modelle im Test

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Unsere Autorin hat sich mit Mann und Kind im Anhänger auf den Weg über die Gebirgsmassive Chartreuse und Vercors in den franzöischen Alpen gemacht. Ihr Ziel: eine Eselfarm in Bourdeaux.

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Der zweite Teil des Elbe-Radwegs führt von Magdeburg nach Cuxhaven – mal links, mal rechts, mal auf der Elbe.

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S. 36

Auf dem Alpe Adria Radweg kann man den Spuren der alten Römer von Italien über Österreich nach Deutschland folgen. Zwischen Venedig und Füssen warten tolle Ausblicke.


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Teile, Test und Technik Test: 8 Sattelstützen-Gepäcksysteme

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Fahrberichte: Bulls Cross Rider 8 VDV Premium S800

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E-Bike-Fahrbericht: KTM Itero Power

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Ausprobiert: Helm Casco Speed Airo

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Neuheiten 2014 Die Trends der großen Messen

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Service Reisenews: Tipps und Termine

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Reisen Titelreise: Stefan Stiener über Bergtouren Touren durch die Berge

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E-Bike-Reisen: Top 10 der Alpenregionen

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Radreise: Französische Alpen Mit der Familie unterwegs

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Radreise: Alpe Adria Radweg Kulturelle Höhepunkte und grandiose Natur

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Radreise: Via Claudia Augusta Auf der Route der Römer

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Radreise: Elberadweg Teil 2

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Radreise: Bauhaustour in Dessau

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Rubriken

Fotos: Katja Gleis, Georg Bleicher, Natascha Thoma/Isa Ducke, Clemens Carle

News

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Marktplatz

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Vorschau/Impressum

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Alle Produkte in Ausgabe 5 /13 Sattelstützen-Gepäcksysteme Messingschlager Screw-on SP Ortlieb Seatpost-Bag Rixen & Kaul Klickfix Freerack Plus Rose Xtreme SPR III Topeak Beam-Rack MTX Tout Terrain Sherpa 2/Sherpa 22 Tubus Pick-Up Zefal Rodeo Neuheiten 2014 Derby Cycle Endeavour S11 Giant Revolt 1 Hase Bikes Pino Porter Hercules Roberta 8 Pro HP Velotechnik Scorpion FS Enduro

Kalkhoff GT 20-G Via GT Mores Petitpierre Kinderlaufrad Pegasus Estremo Riese und Müller Delite Schwalbe Almotion Tern Eclipse S8 Faltrad Velogical Compact Dynamo Zemo ZE 10 Sport E-Bike Fahrberichte Bulls Cross Rider 8 KTM Itero Power Velo De Ville VDV Premium S800 Ausprobiert Casco Speed Airo Sporthelm

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Foto: Paul Jeurissen nl; Illustration: Dorina Volkhausen

10 Titelreise

Abenteuer mit

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Touren durch die Berge

Aussicht Des Radlers angestammtes Revier ist der Fluss. Viele scheuen den kraftraubenden Anstieg ins Gebirge, dabei ist er die Mühe wert: Wer oben ankommt, wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Bequemer lässt sich die imposante Berglandschaft mit dem Pedelec erkunden. Doch man muss sich nicht unbedingt in die Höhe schrauben, um die imposante Berglandschaft zu genießen. Auch im Flachland davor warten tolle Wege. RADtouren stellt eine Auswahl von Bergtouren vor und lässt einen begeisterten Berge-Fahrer erklären, warum es ihn immer wieder hinaufzieht. RADtouren 5 | 13

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Titelreise

Routeninfos An-/Abreise: Mit dem Auto auf der A10, Tauernautobahn, bis St. Michael. Mit der Bahn nach Bischofshofen oder Radstadt, von dort mit dem Postbus nach Lungau. Entspannung angesagt: Der Murradweg verläuft durch sanfte Berge und Almen und meist bergab.

Murradweg

Bergab von der Quelle bis zur Mündung In den österreichischen Lungau entspringt die Mur, nach der Donau der zweitlängste Fluss Österreichs. Durch die Steiermark können Sie bis zur slowenischen Grenze nach Bad Radkersburg fahren, der Radweg führt zum größten Teil bergab. Ausgangspunkt der Tour ist der Nationalpark Hohe Tauern, das größte Schutzgebiet der Alpen. Ziel ist der südlichste Punkt der Steiermark in Bad Radkersburg. Wer möchte, fährt den Radweg weiter nach Slowe-

nien bis zur Murmündung bei Legrad (weitere 125 Kilometer durch Slowenien und Kroatien). Sanfte Berge, Almen, Seen und schließlich Weinberge, heißen Quellen und Obstplantagen säumen den Weg entlang der Mur. In Bad Radkersburg gibt es von Mai bis Oktober einen organisierten Rückbringdienst nach St. Michael im Lungau (montags, mittwochs, freitags, samstags und sonntags) sowie nach Salzburg (samstags). Nach St. Michael können Sie entlang des

Strecke: 457 km Streckenführung: Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittelschwer, Wegbeschaffenheit: asphaltiert, befestigt. Die Strecke ist durchgehend mit grünen Schildern „Murradweg“ und „R2“-Murradweg-Hinweisen versehen. In Slowenien und Kroatien sind die Schilder blau. Planung: Bikeline Radreiseführer Murradweg, S&F Radführer Murradweg GPS-Daten: auf gps-tour.info (Tour #22719: Übern Murradweg zu Ludvik oder R2 vom Anfang bis Ende)

gesamten Murradwegs zu- und aussteigen, allerdings ist eine Anmeldung erforderlich (Bacher Reisen, bacher-reisen.com) Der Murradweg befindet sich streckenweise auf beiden Seiten der Mur. Unser Tipp: Fahren Sie von Frohnleiten auf der Route Judendorf weiter, sie ist schöner als die Route Gratkorn. Der Weg gilt als einer der schönsten Flussradwege Österreichs. Einmal im Jahr findet die „Tour de Mur“ statt, Infos unter tour-de-mur.at.

Aare-Radweg

So weit der Auge reicht: Berge In der Schweiz fast ohne nennenswerte Steigungen Fahrrad fahren? Das geht auf dem Aare-Radweg. Die Strecke beginnt offiziell im Hochgebirge in Gletsch, und auf den ersten sieben Kilometer geht es zum Grimselpass auf 2.165 Meter hoch. Der Ort, gelegen am Fuße des Rhonegletschers, ist jedoch erst ab Juli mit dem Postauto zu erreichen. Alternativ können Sie in Oberwald starten. Der Start beginnt mit einem Anstieg auf den Grimselpass und einer 22 Kilometer langen Abfahrt. Dieser erste Abschnitt ist daher knackig in der Auf- und Abfahrt und sollte nur von geübten Radlern gefahren werden. Alle anderen sollten den Grimselpass (1.650 Höhenmeter) und damit auch die Aareschlucht zwischen Innertkirchen und Meirigen außen vorlassen und erst ab Meiringen in die Route einsteigen. Sie radeln durch das Haslital und das Berner Oberland mit seinem Bergpanorama sowie durch die Hügellandschaft des Schweizer MitRADtouren 5 | 13

tellandes. Die Aare ist 280 Kilometer lang und der längste Fluss der Schweiz. Auf der Strecke verfolgen Sie den Weg des Flusses von dem Gletschersee auf dem Grimselpass bis nach Koblenz, wo die Aare in den Rhein fließt. Der Aare-Radweg ist in das Schweizer-Radtouren-Netz angegliedert, daher ergeben sich etliche Anschlussbeziehungsweise auch Variationsmöglichkeiten.

Tolle Aussicht vom AareRadweg aus.

Routeninfos An-/Abreise: Per Auto von Basel aus: Über die Autobahnen A2, A1 und A8 über Luzern nach Oberwald oder Meiringen. Mit der Bahn bis nach Basel und weiter nach Meiringen. Strecken: 305 km Streckenführung: Schwierigkeitsgrad: schwer bis Meiringen, dann leicht bis mittel, Wegbeschaffenheit: Asphalt, Forstwege, der Radweg ist die Nationale Veloroute Nummer 8 in der Schweiz und durchgängig ausgeschildert (weiße 8 auf blauen Hintergrund) Planung: aare-radweg.info, Karten: veloland.ch. Veranstalter: Radreiseanbieter bieten organisierte (Teil-)Touren mit Gepäcktransport an. GPS-Daten: auf biroto.eu (Radweg Aare-Route Oberwald (Gletsch)–Koblenz)

Illustrationen: Dorina Volkhausen

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Touren durch die Berge

Zeit für eine Weinprobe sollte unbedingt sein.

Midi-Pyrenäen

Fotos: Steiermark Tourismus ikarus; swiss-image.ch/Jost von Allmen; Atout France/Philippe Imbault

Auf alten Eisenbahnlinien unterwegs Im Süden der französischen Region MidiPyrenäen erhebt sich die Gebirgskette der Pyrenäen, die bis zu 3.000 Meter hoch sind. Auch wer nicht hoch hinaus möchte, hat die Möglichkeit, auf verschiedenen Routen die Landschaft mit ihren Seen und Flüssen zu entdecken. Unterteilen lässt sich die Region in drei Zonen: Hochgebirge, Mittelgebirge, Ebene. Täler, Schluchten, Karsthöhen und Hochflächen sowie sanfte Hügellandschaften laden zu ausgedehnten Touren mit dem Rad ein – gemütlich oder sportlich. Die Gebirgskette an der französisch-spanischen Grenze verteilt sich in den Midi-Pyrenäen auf drei Departements: Haute-Garonne, Ariège-Pyrénées und Hautes-Pyrénées. Noch heute zeugen Überreste von der bewegten Kartharer-Geschichte, die sich in Ariège-Pyrénées abgespielt hat. Beispiele sind die Festung Montségur und die Burg von Foix. Auch die Vorgeschichtshöhlen Mas d’Azil und Niaux finden Sie hier. Die Radwege „Voies Vertes“ umfassen 20 ausgewiesene Radwege, die allesamt als leicht einzustufen sind. Die längste Tour ist 145 Kilometer lang. Die Wege sind ausschließlich für Radfahrer, Wanderer und Jogger sowie Reiter und Skater vorgesehen. Die Wege sind befestigt: Asphalt, Schotter oder fester Sandboden.

Viele Strecken führen auf ehemaligen Eisenbahnlinien oder am Flussufer entlang. Wenige Steigungen erwarten Sie. Die „Véloroutes“ sind leicht bis mittelschwer und kennzeichnen längere Radrouten, von denen die meisten mehr als 100 Kilometer lang sind. Diese Routen befinden sich überwiegend in großen Flusstälern, die Höhenunterschiede sind stärker als bei den Voies Vertes, dennoch gut zu bewältigen. Geeignet sind die Strecken für Rennräder, Trekkingräder und Mountainbikes. In den acht Departements der MidiPyrenäen finden Sie darüber hinaus auch rund 100 Themen-Rundfahrten. Die „Véloroute de la Vallée du Lot“ folgt auf 160 Kilometern den Mäandern des Flusses Lot durch Midi-Pyrenäen und Aquitanien. Von Cahors fahren Sie auf der Strecke bis nach Aiguillon durch das Lot-Tal mit seinen zahlreichen Weingütern. Hier produzieren die Winzer den AOC-Wein Cahors – eine Weinprobe sollten Sie daher einplanen. Fahrradfreundliche Unterkünfte erkennen Sie übrigens an dem Zeichen „Accueil vélo“. Das bedeutet spezielle Mahlzeiten für Fahrradfahrer im Angebot, abschließbarer Abstellraum, Trockenraum oder Wäschetrockner, Waschplatz für Fahrräder sowie Reparaturset und diverse Zusatzleistungen für Radtouristen.

Routeninfos An-/Abreise: Direkter Flug nach Toulouse von Hamburg mit Air France und von Frankfurt am Main und München mit Lufthansa. Mit der Bahn mit dem TGV oder dem ICE bis Paris Est, weiter nach Paris-Montparnasse und mit dem TGV bis Toulouse-Matabiau. Von Toulouse mit der regionalen Bahn weiter nach Cahors. mi Strecke: 160 km Streckenführung: verkehrsarme Straßen, Landwirtschaftswege, ehemalige Bahntrasse Planung: Vereinigung Association Française des Véloroutes et Voies Vertes: af3v.org, tourismelot.com (Rubrik: Activités, Cyclo VVT); Pau, Tarbes (Frankreich, Midi-Pyrénées, Pyrenäen) 1:100.000 topographische Wander-, Rad-und Tourenkarte Nr. 167 IGN Infos: tourismus-midi-pyrenees.de

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Titelreise

Hundert Jahre alt und noch in der urspr端nglichen Form erhalten: die Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen Kotten.

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Abendstimmung in Ess

en Werden.


Bergisches Land

Mit dem E-Bike durchs Bergische Land

Treten auf alten Trassen So bergig, wie es sein Name vermuten lässt, ist das „Bergische Land“ längst nicht. Der höchste Punkt auf dem Unnenberg bei Gummersbach misst gerade einmal 506 Meter. Mit dem E-Bike lässt sich diese wunderschöne Region bequem erkunden. Text: Andreas Worm

Fotos: Andreas Worm; Shutterstock (4)

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Regen macht erfinderisch. Zumindest im Bergischen Land, denn hier, genauer gesagt in Solingen, wurde der Knirps-Schirm entwickelt. Aber auch diverse Klingen und Werkzeuge haben ihren Ursprung im Bergischen und Wilhelm Conrad Röntgen, der Entdecker der Röntgen-Strahlen, stammt aus Lennep. Das „Bergische“ hat übrigens nicht viel mit den geographischen Gegebenheiten zu tun, sondern erhielt seinen Namen von Adolf von Berg, der die Region um 1101 zur Grafschaft erhob. Wer hätte das gedacht? In Solingen wurde der bekannte Knirps erfunden.

Der Aufschwung des Bergischen Landes begann schließlich mit seiner Erschließung durch die Eisenbahn. So wie diese einst den Transport von Gütern ermöglichte, sorgen die stillgelegten Gleisanlagen heute als moderne Radwege für neuen Aufschwung und Bewegung. Bahntrassen und E-Bikes, beide haben der Region neues Leben eingehaucht. Sind die Grenzen des Bergischen Landes heute nicht mehr genau zu definieren, so geben die neuen Radwege klare Anhaltspunkte: Von Olpe im Südosten führt der Bergische Panoramaradweg aus dem Sauerland ins Bergische Land. Im Norden ist der Ruhrtalweg immer wieder an andere Radwege angebunden und im Westen begrenzt der Rheinradweg das Gebiet. Das gesamte Netz besteht aus verschiedenen Bahntrassenabschnitten, die bereits teilweise, spätestens aber 2014, miteinander verbunden sind.

Ausblick vom Burghof Mein Weg durch das Bergische Land beginnt in Wermelskirchen. Ich starte am Zweirad-Center Lambeck, das E-Bikes zum Verleih anbietet, und folge dem Bergischen Panoramaweg zunächst über die Bundesstraße in Richtung Solingen. Dieses Teilstück, obwohl nicht gerade gut befahrbar, bietet die ersten Aussichten auf die typisch bergische Landschaft: In der Ferne sehe ich Remscheid. Solingen Burg ist in wenigen Minuten erreicht. Ein Besuch der „Burg an der Wupper“, der ehemaligen Residenz der Grafen von Berg, lohnt Wilhelm Conrad Röntgen, der Entdecker der Röntgen-Strahlen, stammt aus Lennep.

sich immer, denn die Burganlage wurde restauriert und beherbergt einen Teil der bergischen Adelsgeschichte. Die Aussicht ist auch hier wunderbar. Von Oberburg aus fahre ich auf der Rückseite des Herzogensitzes über Serpentinen nach Unterburg und genieße die alte Fachwerkkunst, die sich in den vorbeifliegenden Gebäuden widerspiegelt. Wer die Strecke in entgegengesetzter Richtung fahren möchte oder die steile, aber leichte Abfahrt scheut, kann den Höhenunterschied auch bequem samt Rad über die Seilbahn von Unterburg nach Oberburg bewältigen. Immer entlang der Wupper erreiche ich nach wenigen Minuten eine Schwebefähre, die mich samt Rad in Handbetrieb zum anderen Ufer bringt. Bereits während der kurzen Fahrt bietet sich ein grandioser Blick auf die Müngstener Brücke, die sich hoch über dem Tal erstreckt. Irgendwo hier soll laut einer alten Überlieferung ein goldener Niet verarbeitet worden sein. Gefunden hat ihn bisher noch niemand – zumindest ist nichts bekannt geworden. Der „Müngstener Brückenpark“ lädt dazu ein, die Füße in der Wupper zu kühlen. Ein Spaß für Kinder und Erwachsene sind die in den Boden eingelassenen „Rätselplatten“: Stellt man sich darauf, erzählen sie eine Geschichte. Gerne würde ich heute noch Essen erreichen, und so mache ich mich wieder auf den Weg und verlasse den Brückenpark in nördlicher Richtung. Er ist über die Bergbahntrasse mit der Korkenziehertrasse verbunden, die bereits im Süden Solingens beginnt und sich in einem grünen Band durch die Stadt bis nach Haan schlängelt. Wer mehr über Solingens Geschichte und Kultur erfahren möchte, kommt zum Beispiel im Deutschen Klingenmuseum oder in der historischen Gesenkschmiede „Hendrichs“ auf seine Kosten.

Zeitreise auf der Radreise Mein Weg führt mich in Haan auf den Niederbergbahn-Panoramaradweg, vorbei an der Abzweigung zum Neanderthal-Museum, das RADtouren 5 | 13

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Vorschau

Trends 2014

Frisch ausgepackt Mehr Fokus auf Rad- und Rahmendesign, mehr Robustheit und Wartungsfreiheit und ganz viel Neues mit „E-“ vorne dran – das sind die Haupttrends auf den großen Messen. Das kommt 2014. Text: Georg Bleicher

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Zwei der großen Hallen füllte die Münchner ISPO Bike 2014. Fast alle großen Stände hatten mit dem deutschen Fahrrad-Einkaufsverband ZEG zu tun, der die Veranstaltung als Händlermesse nutzte. Aber drum herum gab es viele kleine, innovative und junge Firmen, sodass die Messe durchaus als kleine, bunte Mischung mit Schwerpunkt Lifestyle, Mobilität und vor allem E-Bike gelten konnte. Zum Beispiel mit einer Sammel-Sonderausstellung Lastenrad und dem Sahnehäubchen Urban- und Retrorädern auf dem ISPO brandnew-Stand. Auf dem großen E-Bike-Testparcours konnte man Nachmittage lang der elektrischen Fahrpraxis frönen. Nur bei einigen Herstellern war das Tourenrad ohne Unterstützung im Fokus – der lag hauptsächlich im E-Sektor. Ursache dafür waren unter anderem einige Hersteller, die ihre neuen Modelle mit dem brandneuen Bosch-System zeigten – das eigentlich erst auf der Eurobike präsentiert werden sollte. Toll für die Münchner Besucher.

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Bosch legt nach Pünktlich zur Vorstellung der neuen E-Bikes auf der ISPO Bike war sie da, die neue Mittelmotor-Generation von Bosch. Das Auffälligste: die Optik. Das Motormodul wirkt kompakter, ist glattflächiger und lässt sich so sehr harmonisch in den Fahrradrahmen integrieren. Außerdem eignet sich der neue Motor durch diese Formgebung mehr für den Einbau in Offroadern, da er mehr Bodenfreiheit zulässt. Sportlichkeit drückt die anthrazitfarbene Variante Performance aus, die es sowohl für das 25-km/h-Pedelec als auch für das 45er-S-Pedelec gibt. Die platinfarbige Version Active Line ist eher für den Genuss-E-Radler gedacht und mit Rücktrittbremsfunktion lieferbar. Der Unterschied in der Motorcharakteristik: Performance unterstützt bis zu eiBosch: frisch designt und ner Trittfrequenz von noch mehr Power. 120 Umdrehungen pro Minute, ist also auch für den sportlichen Mountainbiker geeignet, und liefert mit bis zu 60 Newtonmeter 12 Nm mehr Drehmoment als die Active Line. 275 Watt Unterstützung stehen 225 der Active Line gegenüber.


Trends 2014

Marathon Almotion So schnell wie pannensicher: Almotion heißt der neue Reifen aus der Marathon-Familie von Schwalbe. Unter anderem durch seine ganz spezielle Karkassen-AnordSchwalbe nung – also der Struktur des NetzgeAlmotion: webes, das dem Reifen die Form gibt 30 Prozent – soll dieser Reifen satte 30 Prozent mehr Leichtweniger Rollwiderstand als der klassilauf. sche Marathon bieten – ein Trick, der aus der Motorrad-Ecke kommt. Die Gummimischung hat es auch in sich: Sie stammt vom Profi-Rennradreifen Schwalbe One, der auf der diesjährigen Tour de France erfolgreich Premiere feierte. Auf der Schwalbe Pannenschutz-Skala ist der Marathon Almotion bei Level 4 von 6 einzuordnen, also nur eine Stufe schwächer als etwa Marathon Racer oder Supreme. Er wird 2014 in einer breiten 26-Zoll- und vier verschiedenen 28-Zoll-Versionen erhältlich sein.

Zemo ZE 10 Sport

Fotos: Messe München, Bosch, Georg Bleicher (4); Hintergrund: Shutterstock

„Unser Fokus liegt auf Integration und Design – man sieht dem Rad sein ‚E‘ gar nicht an.“ Sören Mühle, Product Manager E-Bike der ZEG.

Pegasus Estremo. „Einfach ein richtiges Fahrrad“ meint Perfektionist Gerrit Gaastra lakonisch zu seiner neuen Entwicklung für die ZEG.

Pegasus Estremo Edle Optik, feine Teile. Gerrit Gaastra, IdworxGründer und Entwickler mit vielen Spezialgebieten ist der geistige Vater des neuen Pegasus RundumSorglos-Rads. Die ZEG-eigene Marke bietet damit – Premiere – erstmals ein Fahrrad der Highend-Klasse an. Und was für eines: Rohloff-Nabe, Maguras HS11-Bremsen und Busch-&-Müller-Luxos-Scheinwerfer sind unter anderem am 1.999 Euro teuren Top-Pegasus verbaut. Die Kette läuft in einem Rundum-Schutz, den Gaastra von seiner Nobelmarke Idworx übernommen hat. Gespannt wird sie über ein Exzenter-Tretlager im hochwertigen Alu-7005erRahmen, der auch durch sehr fein verschliffene Schweißnähte und innen liegende Kabelführungen glänzt. Für den Komfort des Pendlers oder Globetrotters sorgt eine hochwertige, für glatten Asphalt auch blockierbare Suntour-Federgabel. Und mit dem Schwalbe Almotion läuft das Estremo auf dem neuesten Reifen der Marathon-Familie – natürlich auch von Altmeister Gaastra entwickelt (s.o.)

Die neuen schlanken Bosch-Motoren machen’s möglich: Flächiges Design zeichnet die neue Zemo-Modelle aus. Die gesamte Premium-E-Bike-Linie der ZEG wurde überarbeitet. Eine kantige Verschalung, die auch den Kettenschutz integriert, lässt das Design vom Unterrohr bis zur Hinterradnabe wie aus einem Guss erscheinen. Dieser Form ist auch der Alu-Rahmen angepasst; die Rohre haben Querschnitte mit abgeflachten Seiten. Das Zemo ZE 10 Sport ist entsprechend seinem Namen mit der PerformanceVariante des Antriebs ausgestattet. Dank des 400-WattstundenAkkus soll das ZE 10 Sport eine maximale Reichweite von satten 190 Kilometern erreichen. Die Gänge wechselt der Sportler mit Rückenwind per Shimano-Zee-Schaltung mit zehn Gängen, die bisher Einsteigern bei den Extrem-Mountainbikern vorenthalten war. Gebremst wird per Shimano-Scheibenbremse, und für den Komfort sorgen eine Suntour-Federgabel und eine Federstütze aus eigenem (ZEG-)Hause. Wer mit dem Sportler auf Touren gehen will: Der Träger ist vom Spezialisten Tubus.

Den Kleinen Mores lehren Der Name führt auf die falsche Fährte: Mores heißt tatsächlich der Entwickler des vielleicht feinsten Kinder-Laufrads auf dem Markt. Das Besondere daran: der formschöne Vollcarbon-Rahmen des Petitpierre. Das beste aus Ergonomie- und Carbon-Kompetenz soll der 3,4 Kilogramm leichte Flitzer von Sebastian Mores in sich vereinen. Bei Kaufwunsch heißt’s zugreifen: nur 2012 Stück wurden gebaut. Kaufhindernis könnte der Preis sein: 1.499 Euro.

Für 1.499 Euro Carbon und Gummi im KidsFormat: Kinderlaufrad Mores Petitpierre. RADtouren 5 | 13

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Test

Praktisch und elegant: Tubus-Träger.

Im Test: 8 Sattelstützen-Gepäcksysteme

Schwebendes Verfahren Sportlichkeit, Look, Gewichtstuning: Viele Biker verzichten auf einen fest montierten Gepäckträger. Gut, dass es für gelegentliche Transport-Situationen Sattelstützen-Träger gibt. Wir haben sechs Träger-Modelle und zwei Modul-Systeme ausprobiert. Text / Fotos: Georg Bleicher

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Es gibt diverse Gründe, sich den klassischen Gepäckträger zu sparen. Auf Gepäck ganz zu verzichten ist dagegen oft schwierig. Wer nicht mit schwerem Rucksack auf dem Rad sitzen will, braucht eine andere Lösung, zum Beispiel den Träger für die Sattelstütze. Gleich vorneweg: Er kann den klassischen, an Sitzstrebe und Ausfallende befestigten Träger nicht voll ersetzen, dagegen spricht schon die wesentlich geringere Belastbarkeit. Außerdem kann die Befestigung an nur einem Punkt beziehungsweise einer Fläche nicht die gleiche Verwindungs- und Seitensteifigkeit bieten wie beim normalen Träger. Auch wenn sich der Träger, wie etwa der Pick-Up von Tubus, sehr sicher befestigen lässt, wird er beladen bei Richtungswechseln minimal ausschwenken. Ist er voll beladen, was bei den meisten Trägern mit neun oder zehn

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Kilogramm bedeutet, bemerkt man das zusätzliche Gewicht stärker als beim Standard-Träger – auch weil Stützenträger etwas höher ansetzen, der Schwerpunkt also nach oben wandert. Je nach Rahmengröße und Fahrradtyp sollten Sie also einen der Träger mit beziehungsweise ohne Knick im Hauptrohr wählen: So sorgen Sie dafür, dass der Schwerpunkt möglichst tief sitzt.

Varianten für unterschiedlichen Einsatz Wofür wollen Sie den Träger nutzen? Geht es um Gepäcktaschen zum Einhängen, sind Seitenbügel wie etwa beim Klickfix Freerack Plus, dem Rose Xtreme SPR III oder demontierbare wie beim Screw-on SP oder dem Topeak-Träger Beam Rack nötig. Wollen Sie den Träger flexibel im Alltag einsetzen, kann die Trägerplatte mit dünnen Spanngummis wie beim Zefal Rodeo

oder dem Topeak-Modell sinnvoller sein. Kleine Taschen, das dicke Badehandtuch und ähnliches lassen sich hiermit gut zu befestigen. Die klassische Federklappe wie etwa beim Screw-on SP erfüllt seinen Zweck bei gut klemmbarem, also eher weichem, sich anpassendem Gepäck. Zusätzliche Spanngummis, die nicht fest mit dem Trägerrahmen verbunden sind, können auf den glatten Oberflächen der Trägerstreben verrutschen; außerdem hinterlassen sie nach und nach Spuren auf den lackierten Oberflächen. Neben diesen Nachteilen haben sie aber auch den Vorteil der höheren Flexibilität als dünne, bereits am Träger integrierte Spanngurte, die nur begrenzt dehnbar (und haltbar) sind. Auch zwei ungewöhnliche Transportsysteme sind im Vergleichstest: Das Seatpost-Bag von Ortlieb ist Träger und Tasche in einem – es ist quasi ein großes Satteltäschchen nebst Halterung mit Gurt-Schnellspanner. Vorteil: wasserdichter Transport, einfache Handhabung. Nachteil: Im Gegensatz zu Taschen, die auf einem Träger befestigt werden, kann man das Seatpost-Bag nicht als einfache Tragetasche verwenden, Transportvolumen und -Gewicht sind eingeschränkt. Für die sportliche Tour ist das schicke Seatpost Bag aber genau richtig. Die zweite Sonderlösung kommt von Expedi-


Sattelstützen-Gepäcksysteme

(3,5 Kilogramm). Außerdem zählt hier cleveres Packen: schweres unbedingt unten, leichtes oben.

Verdrehsicherheit Wichtig war uns beim Test die breite Anpassbarkeit – alle unsere Träger sind an die gängiT

tions-Experte Tout Terrain: Das Sherpa-System ist ein Rucksack mit spezieller Halterung für die Befestigung an Sattelstütze und -Rahmen. Sein Flexibilitäts-Vorteil: Geht’s zu Fuß weiter, wird aus dem Rad-Gepäck einfach ein RückenGepäck. Auch hier gilt: begrenzte Zuladung

gen Sattelstütz-Maße anpassbar und so an fast jedem Rad einsetzbar. Die Modelle mit Schraubbefestigung sind dabei fast grundsätzlich verdrehsicherer (Ausnahme: der sehr stabil zu befestigende Tubus Pick-Up). Die Montage mit Schraubbolzen ist

-Produkt op

Tipp

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kt

To p -Produ

Daten

Topeak

Rixen & Kaul

Tubus

Modell / Preis

Beam-Rack MTX / 74,90 Euro, ohne Seitenbügel 49,95 Euro

Klickfix Freerack Plus / 52,95 Euro, Tasche 84,95 Euro

Pick-Up / 79,90 Euro

Maße / Gewicht

303 x 120 mm, 720 g/1.077 g mit Seitenrahmen

340 x 120 mm, 742 g

37 x 115 mm, 605 g

Farben

Schwarz/Silber

Schwarz

Schwarz/Silber

Material

Alu

Alu

CroMo-Stahl

Befestigung

Schnellspanner, einpassbare Ausgleichshülsen

4 Schraubbolzen, Gummiunterlage

Schnellspanner, gummierte Unterlagen

Geeignet für Stützen-Durchmesser

25,4 – 31,8 mm

25 – 34 mm

26,6 – 32,2 mm

Belastbarkeit

9 kg

9 kg

10 kg

Garantie

2 Jahre

2 Jahre

30 Jahre, 3 Jahre NachsendeGarantie an jeden Ort der Welt

Integrierte Gepäckbefestigung

ja, Spanngurt

nein

nein

Montage

einfach

dritte Hand sinnvoll

sehr einfach

Besonderheiten

Gummispanngurte, Reflektor, zusätzliche Halterung für Anstecklicht, integriertes Befestigungs­ system für Topeak Quick Track-Taschen, zusätzlich seitenversteifte Seitenbügel, Trägerplatte kann spezielle Topeak Track-Tasche aufnehmen.

Integrierte Seitenbügel für kleine Packtaschen, kombinierbar mit Bodenkupplung Klickfix Rackpack für Schnellbefestigung von Klickfix-Taschen wie Rackpack 2 Plus.

Einziger Schnellspann-Träger im Test mit zwei Schenkeln, dadurch gute Passform und guter Halt. Gummi-Unterlagen mit Nut, verrutschsicher. Schraubösen unter dem Träger für Luftpumpe etc.

Funktion

Nur begrenzte Verdrehsteifigkeit auf Stütze. Gummispanngurte mit Ösen einfach verstellbar, aber mäßiger Halt bei großem Gepäck

Sichere Taschenmontage (Low­ rider- oder Klickfix-Tasche) per Schnellspanner, hohe Verdreh­ sicherheit, sichere Montage an der Stütze.

Hohe Verdrehsicherheit, schnelle und sichere Montage, robust.

Fazit

Flexibles System für schnelle Montage und unkomplizierten Einsatz. Gute Ausstattung mit einfachen integrierten Spanngurten. Bei Packtaschenverwendung auf Gewicht achten. (Verdrehgefahr!)

Mit Klickfix-Tasche sehr komfortable, pfiffige Lösung; auch für Lowrider-Taschen oder Losegepäck (mit zusätzlichen Spanngurten) geeignet. Sehr saubere Verarbeitung, alltagstauglich.

Schick, stark, hochqualitativ und einfach zu handhaben: Mit Spanngurten ist der Pick-Up ein robuster und sicherer Träger für Crosser oder Rennrad. Alltagstauglich, wenn zusätzlich angeschlossen!

Bewertung

Testurteil: sehr gut

Testurteil: sehr gut +

Testurteil: sehr gut –

Handhabung Ausstattung Verarbeitung Preis-Leistung

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Ausprobiert

Für Schnelle Keine Frage, der Casco Speed Airo sieht gewöhnungsbedürftig aus, beinahe wie ein Pilotenhelm. Er ist aber ein besonders aerodynamischer Rennradhelm. Dazu macht ihn vor allem sein (nicht hochklappbares, aber abnehmbares) Visier, wie man es auch an neueren E-BikeHelmen findet. Doch während E-Bike-Helme meist schwer und wenig belüftet sind, wiegt der Speed Airo als High-Tech-Sporthelm kaum mehr als 270 Gramm und hat ein ausgeklügeltes Belüftungssystem: Der Helm liegt nicht mit der Helmschale auf dem Kopf auf, sondern mit einem Netz, die Luft strömt durch wenige Einlässe an der Front ein. Wir haben den Speed Airo als luftige Alternative zum E-Bike-Helm getestet. Positiv fiel sofort das Visier auf, das eine Art „Panorama-Perspektive“ bietet: Man sieht mehr als mit jeder Sonnenbrille, weil kein Rahmen die Sicht behindert. Gleichzeitig sind die Augen vor Licht und Insekten geschützt. Die Tönung bietet auch unter dichtem Blätterdach noch recht gute Kontraste. Vorteil für Brillenträger: In unserem Test passten schmale Modelle noch unters Visier. Nicht zuletzt erzeugte das Visier auch bei über dreistündiger Fahrt keine Druckpunkte auf der Nase. Auch das Anpassungs-

Casco Speed Airo, 249,95 Euro: Aero-Helm mit Visier; Gewicht: ca. 276 g; Größen: 54 – 59, 59 – 63 cm; Besonderheiten: Aero-Form, Luftführung unter Helmschale.

und Schließsystem des Helmes ist hervorragend. Neben der Weite ist auch der Ansatzpunkt des Nackenbandes einstellbar. Statt einer Ratsche gibt es einen Hakenverschluss: Einmal eingestellt, glänzt der durch druckfreien Sitz und ist sehr einfach zu bedienen. Überhaupt fiel der Speed Airo durch hohen Tragekomfort auf und bot selbst an heißen Tagen und auf anstrengenden Strecken noch ein vergleichsweise kühles Kopfklima. Fazit: Für engagierte E-Biker und heiße Tage ein echter Komfortgewinn gegenüber Standard-E-Bike-Helmen. Die sehr gute integrierte „Radbrille“ relativiert den hohen Preis zusätzlich. casco-helme.de

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Das elegante Kraftpaket unter den Heckträgern Das Fahrrad bleibt des Deutschen liebster Reisebegleiter. Atera sorgt mit seinen Heckträgersystemen für Anhängerkupplungen dafür, dass Autoreisen mit bis zu vier Fahrrädern im Gepäck ein sicheres Vergnügen werden. Mehrfach konnte die STRADA-Linie von Atera in Tests

Atera STRADA EVO 2 • Transportabmessung unmontierter Träger: 1.080 x 330 x 590 mm • Maximale Zuladung: 60 kg • Verstaubar im Kofferraum • Per Adapter Transportmöglichkeit von bis zu 3 Fahrrädern (max. 60 kg) • Eigengewicht: 16,3 kg • Für Fahrräder mit 25-80 mm Rahmendurchmesser, alle Reifengrößen • E-Bike geeignet • Rollenauszug für bessere Erreichbarkeit des Kofferraums • W heel Protection, Pump-Rastbänder, abklappbarer Alu-Haltebügel • Diebstahlsicherung (für Träger und Fahrräder) • Drei Jahre Herstellergarantie • Träger (EVO 2): ab 498,- Euro inkl. MwSt. im Fachhandel • Adapterpaket für drittes Fahrrad: ab 98,- Euro inkl. MwSt. Im Fachhandel RADtouren 5 | 13

führender Kfz-Magazine wie ADAC motorwelt, Auto Bild, Gute Fahrt oder Auto Straßenverkehr in puncto Verarbeitung, Handling und Leistung überzeugen. Hier reihen sich auch die STRADA EVO-Modelle ein. In nur zehn Sekunden wird der 16,3 Kilogramm leichte und mit 1,08 Metern extrem kompakte EVO 2 auf der Anhängerkupplung montiert. Die in Deutschland entwickelte EinGriff-Mechanik hält garantiert bombenfest. Das Spitzenmodell EVO 3 packt damit bis zu 66 Kilogramm Zuladung. Die neuen „Pump fix“-Ratschenverschlüsse zurren die Räder auf maximalem Halt fest und verhindern gleichzeitig, dass die Rastbandspannung zu groß wird. Vom Kinderrad mit 16-Zoll-Reifen bis zu Pedelecs und modernen Mountainbikes mit 29-Zoll-Stollenpneus – der Atera STRADA EVO bringt bis zu vier Fahrräder diebstahlgeschützt und unfallsicher ans Reiseziel. Die Drei-Punkt-Ratschenbefestigung an Reifen und Rahmen verhindert jegliches Verrutschen der Zweiräder. Eine hochwertige Absperrvorrichtung legt Dieben das Handwerk. Sogar an den Schutz der Räder untereinander wurde

gedacht: Der Abstandhalter „Frame Protection“ und die Reifenhaltevorrichtung „Wheel Protection“ schützen jedes Fahrrad optimal vor Kratzern und Rahmenschäden. Um bei einem Stopp problemlos an Proviant und Gepäck im Kofferraum zu gelangen, nutzen Atera-Kunden den leichtgängigen Rollenauszug. So kommen selbst Van-Fahrer in Sekundenschnelle an den Kofferrauminhalt. Dabei orientiert sich das Design der Aluminium-StahlKonstruktionen an modernen Kfz-Formen und der Aerodynamik. So wirken die Atera-Heckträger so, als wären sie ein Teil des Autos.

atera.de

Fotos: Atera, Shutterstock, Frank Gleitsmann

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Fahrbericht

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Rad verzögert solange im gleichen Geschwindigkeitsbereich, bis man wieder eingreift.

Lange Fahrfreude Die ausgewogene Geometrie bringt ein harmonisches Handling. Der saubere, aber nicht sture Geradeauslauf lässt für den Shopping-Trip in der Altstadt genug Wendigkeit, die blockierbare Suntour-Gabel schluckt grobe Schlaglöcher und sorgt für Komfort. Der Rahmen selbst ist sehr hochwertig verarbeitet, Details wie der mattgraue Lack oder das hintere Ausfallende eine Augenweide. Fast der komplette 27-GangAntrieb ist Shimano XT-Niveau – exakte und robuste Technik. Die hydraulischen TektroScheiben verzögern kraftvoll. Unglücklich die lichttechnische Ausstattung: Zwar bringen Nabendynamo und FuxonSchweinwerfer mit Tagfahrlicht gute Sicht und Sichtbarkeit. Doch das im Sattelrahmen sitzende Knopfzellen-Notrücklicht ist StVZO-widrig und ließ sich auch nach wenigen Tagen nicht mehr ein- und ausschalten. Neben der fehlenden Flaschenhalter-Möglichkeit aber der einzige Kritikpunkt am schönen Langstrecken-Sprinter.

KTM Itero Power

Schön, schwarz, stark Das KTM-Sondermodell Itero Power ist ein sportliches Freizeit-Pedelec mit Panasonic-Nabenmotor, die Power dazu liefert ein Akku mit enormer Kapazität. Das verspricht langen Fahrspaß. Text / Fotos: Georg Bleicher

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„Was ist in der schicken Tasche? “ der Passant zeigt auf das Dreieck im Rahmen des KTM. „412 Wattstunden!“ Der Akku sieht aus wie ein Gepäckfach, der Heckmotor geht als Schaltnabe durch. Das Itero Power ist ein E-Crosser-Sondermodell der Einkaufsgenossenschaft ZEG. Neben der Schwalbe MondialBereifung bekam das Rad einfach demontierbare SKS-Schützer. Ein ergonomischer Lenker steckt im verstellbaren Vorbau, an seinen En-

den Griffe mit Ballenauflage. Eine WohlfühlSitzposition.

Mehr Modi – viel Power

Fazit

Der neue Motor von Panasonic geht flott zur Sache, schiebt ab dem ersten Pedaldruck an und leistet bis 40 Newtonmeter Drehmoment (HighModus). Im neuen, angenehmen Auto-Modus wählt die Steuerung den Unterstützungsmodus situationsbedingt selbst. Das Duo aus Akku und starkem Motor ist ausdauernd: Eine Akkuladung im Modus Standard reichte 105 Kilometer weit (flaches Gelände). Beim Stopp-and-Go in der Kölner Innenstadt war nach 66 Kilometern Schluss, in sehr bergigem Terrain (bis 15 Prozent) waren bei einem Mix aus High und Auto 40 Kilometer drin – sehr gute Werte! Durch Zug am Bremshebel wird der Motor zum Generator, er lädt Strom in den Akku und bremst dabei das Rad. Das klappt sehr harmonisch. Beim schnellen Bergabfahren fungiert diese Rekuperation im „Auto“-Modus außerdem als komfortable Motorbremse mit Tempomat-Funktion. Das

Technische Daten KTM Itero Power, 2699 Euro, 28-Zoll-Cross-Pedelec, Rahmen: Aluminium 6061, Gabel: Suntour SF11-NCX-D LO Lite, 63 mm FW, Lockout, Rahmenhöhe: He: 46, 51, 56, 60, Da: 46, 51 (Test), Radstand: 1090 mm, Gewicht: 23,5 kg, zul. Ges. Gew: 118 kg, Antrieb: 250 Watt Panasonic Heckmotor, Akku: 46,8 Volt/8,8 Ah, 412 Wh Kap., Entfaltung: 1,8 – 9,69 m/Pedalumdr., Schaltung: Shimano Kettenschaltung Deore XT, Kettenblatt: 48/36/26 Z, Zahnkranz: 11-32 Z, Lenker: KTM Line MTB Alu, 62 cm, Bremsen: hydr. Diskbr. Tektro Auriga Comp 180/160 mm, Laufräder: 28-Zoll, Ambrosio Pulse Disc, 700C/ 32-622 Schwalbe Marathon Mondial, Vorbau: Alu, winkelverstellbar, Licht: Shimano Nabendyn. 3D30, Fuxon DHL F10 DL, Batterie-Stecklicht, Sattel: Selle Royal Frecchia, Besonderheiten: Winkelverst. Vorbau, Tagfahrlicht, Rekuperation

Das KTM Itero Power überzeugt mit guter Verarbeitung, harmonischem Handling sowie sehr guten Motoreigenschaften und Reichweiten. Menschlicher und maschineller Antrieb harmonieren zum Wohlfühlen. Der Preis ist angesichts der Ausstattung und Verarbeitung sehr fair – Versprechen eingelöst.

Alles im Blick: Display mit Bedien-Panel.

Bewertung Einsatzbereich

Bewertung

Radreise City / Alltag Fitness Gelände

Fahrleistungen Komfort Ausstattung Preis / Leistung

Sitzposition

komfortabel

ausgewogen

sportlich

Fahrverhalten

spurstabil

ausgewogen

wendig

Testurteil: sehr gut RADtouren 5 | 13


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E-Bike-Reisen

Top 10

B E m e d it m g in p p o Alpen-H enregionen zusammengestellt: Alp r de 10 Top e ser un Sie für t ha RADtouren Texte: Karin Bünnagel ghts erfahren. hli Hig ine alp ike E-B m de t mi b au Hier können Sie im Url

>

Die Alpen sind die größte Naturregion in den Rädern in den Urlaubsregionen zirka drei Sie zeigt alle E-Bike-Touren, Verleih-, AkkuEuropa und ein beliebtes Urlaubsziel. Die Millionen Fahrten – dabei gab es keinen einziwechsel- und Ladestat ionen in Deutsch land, Natur ist hier unglaublich vielfältig, die Landgen Rahmenbruch am Ausfallende“, sagt HauÖsterreich an, Sie können auch selbst Routen schaft abwechslungsreich. Das Angebot an ke. Laut Bericht der Stiftung Warentest kam es zusammenstellen. Freizeitmöglichkeiten reicht vom Bergsteigen bei deren Test zu diesem Bruch, sodass das Rad Wenn Sie an Ihrem Urlaubsort ein Pedelec übers Radfahren bis zum Wandern. Die hügemit der Note „mangelhaft“ beurteilt wurde. leihen, um damit stunden- oder tagelang eine lige und bergige Landschaft legt es nahe, dass Das Unternehmen Biketec nimmt auf seiner Tour zu unternehmen, erhalten Sie vor Ort sich Pedelec-Angebote gut durchsetzen. Homepage Stellung dazu. Dem Unternehmen eine kleines Heftchen mit den Stationen und Biketec, der Hersteller des Pedeles „Flyer“, ist nicht bekannt, dass es in der Praxis jemals Touren. Viele Tourismusorganisationen bieten startete im Jahr 2003 damit, in der Schweiz zu einem Bruch der Ausfallenden gekommen auf ihren Homepages Karten-Apps für iOs und ein f lächend eckende s Netzwe rk von Verist. Es wird betont, dass „die Marke Flyer für Android an, mit denen Sie E-Bike-Touren filmiet- und Akkuwechselstationen für E-Bikes Sicherheit und Kompetenz im Bereich Konsttern, sich auf der Strecke navigieren lassen oder aufzubauen. Movelo, Exklusi vpartne r von ruktion, Produkt ion und Service von Elektroeigene Touren erstellen können. Biketec, übernim mt diese Aufgabe seit 2005 fahrrädern steht.“ Eine detaillierte technische Bei der Planung ist zu beachten, dass Sie mit in Deutsch land und Österreich und erschließt Stellung nahme könne Biketec erst dann geben, einem vollen Akku im Durchschnitt 80 Kilovor allem beliebte Urlaubsregionen . „5.000 nachdem die Stiftung Warentest ihre Testanmeter weit fahren können – auf ebener Strecke. E-Bikes stehen inzwischen in 80 Regionen, ordnung offengelegt hat. Wenn es stark bergauf geht, verkürz t sich die dazu kommen 1.500 Verleiher und 1.200 AkReichweite, da Sie die Unterstützung stärker in Viele E-Bike-Regionen in den Alpen kuwechselstationen“, berichtet Maren Hauke, Anspruch nehmen. Sie sollten daher die StandMitarbeiterin der Abteilung Marketi ng und Ein Blick auf die Homepage von Movelo, moanzeige Ihres Akkus immer im Blick haben: Ist Projektmanagement bei Movelo. velo.com, lässt erkennen, wie dicht das E-Bikeder Akku leer, dann müssen Sie richtig kräftig „Seit sechs Jahren verwenden wir Produkte Netz in den Alpen ist. Dort können Sie nach in die Pedale treten. Fahren Sie also rechtzeitig der Firma Biketec, zum Einsatz kommen die Regionen und nach Verleih- sowie Wechselstaeine Akkuwechselstation an. Modelle C8, C9 und S. Das von der Stiftung tionen suchen. Im August ist geplant, eine neue Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen Warentest getestete Flyer-Modell C5 verwenDatenba nk online zur Verfügu ng zu stellen. unsere Top 10 der E-Bike-Regionen in den Alden wir nicht. In den letzten Jahren gab es mit Praktisch für unterwegs ist die Movelo-App: pen vorstellen.

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Alpen

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Bayern: Ammergauer Alpen

Ein Bad im Moor

ike

Das Berg kiefern-Hochmoor der Ammergauer Alpen ist 10.000 bis 15.0 00 Jahre alt – und wärmt herrlich, wen n Sie in ein Moorbad steigen, bei dem die breiige Masse auf eine Temperatur von 40 bis 43 Grad Celsius erwärmt wird . So ein Bad fördert Ihre körperliche Gesundheit, aber es verschaff t Ihnen auch Entspannung und tut der Seele gut. Moor-Wellness-A ngebote finden Sie vielerorts in den Ammergauer Alpe n, Kur und Mooranwendu ngen habe n hier eine lange Tradition. Die Ammergauer Alpe n sind das größte zusa mmenhä ngende Natu rschutzgebiet Bayerns. Naturbelasse ne Wiesen und Wälder kenn zeichnen die Landschaft. Die Radwege sind gut ausgebaut und fern von den Hauptve rkeh rsstr aßen . Alle Stre cken für Rad fahrer kön nen auch von Pedelec-Fahrern genutzt

werden. Es wird allerdings davon abgeraten, auf Mou ntai nbike-St reck en zu fahren. Alle Fahr radstrecken finden Sie auf der Internetseite ammergaue r-alp en.d e/Ak tivz eit/S omm er/ Rad fahr en-u nd-Mountain bike n/E Bike unter Tourenplaner Radfahren. Das Gebiet der Ammergauer Alpe n hat acht Verleihstationen, von dene n sech s Hotels sind , die ihre E-Bi kes zun ächs t den eige nen Gäs ten zur Verf ügu ng stellen. Auf Anf rage können die E-Bi kes auch an fremde Häu ser verl iehen werden. Des Weitere n gibt es sech s Akk uwechselstat ione n. Movelo präs entiert die Ammerga uer Alpen zusa mmen mit Kar wendel Alpenland, Ammersee Lech, Pfaf fenwin kel, Das Blaue Land, Star nberger Fün f-Se en-L and und Zug spit zlan d als E-Bi ke-Region Obe rbayerisc hes Alpenvorland.

Fotos: Shutterstock (4), movelo GmbH, Ötztal Tourismus

Wos ischt denn? (Was ist los?)

Oetz, Sautens und Haiming/ Ochsengarten.

Strecken: 14 Strecken direk t im Amm ergau Länge: 9 bis 87 km Schwierigkeitsgrad: leicht bis mitte

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Verleih- und Akkuwechselstationen: 8 Verleihstationen, 6 Akkuwechsel­ stationen Routenplanung: ammergauer-alpen .de/ Media/Touren (Radfahren), Sie könn en dort auch die GPS -Daten herunterl aden

Unser Tourentipp

Tirol: Ötztal

Hören Sie ganz genau hin, wenn im Ötztal die Einheim ischen im Dialekt miteina nder sprechen. Selbst wenn Sie nichts verstehen, so klingt Kulturerbe. Der Ötztaler Dialekt ist so spezifisch ausgeprägt, dass er auf der Liste der UNESCO als immaterielles Kulturerbe aufgeführt ist. Das Tal umfasst die Orte Vent, Obergurgl/Hochgurgl, Längenfeld/Huben/Gries, Umhausen/Niederthai,

Routeninfos

Im Ötztal gibt es kombin ierte Bike-&-HikeTouren: mit dem Rad zur Hütte, und dann geht die Wander ung los. Die Möglich keit haben Sie auch mit dem E-Bike. Auf der Seite oetztal.com/ main/DE/SO/bi ke_rad/ebike_bike_und _hike/ index.ht ml finden Sie die E-Bike- sowie E-Bike&-Hike-Touren und können dort die jeweiligen GPS-Tracks runterladen. Ein Naturdenkmal im Ötztal stellen die Zirbenk iefern im Obergu rgler Zirbenwald dar, der sich in einer Höhe von 1.950 bis 2.100 Meter befindet : Die Kiefern sind zum Teil mehr als 300 Jahre alt. Kultur-Tipp: Besuchen Sie den den idyllischen Oetzer Dorfkern: Die Fassaden vieler Häuser sind kunstvoll bunt bemalt, wie beispiel sweise das Haus Tscholl, dessen „Lüftlmalerei“ bis in das Jahr 1795 zurückreicht.

Umhausen – Niederthai – Schweinfurter Hütte Die Tour führt zum Stuibenfall, dem höchsten Wasserfall in Tirol, der sich 150 Meter in die Tiefe stürzt. Weiter geht’s zu dem wildromantischen Horchlachtal. Strecke: 13,5 km Höhenmeter: 1.200 Hm Streckenführung: Asphalt und Schotter GPS: .gpx-Track zum Download unter radtouren-magazin.com, Webcode ebo513

Routeninfos Strecken: 23 E-Bike-Touren Länge: 5 bis 80 km Schwierigkeitsgrad: leicht bis schwer Verleih- und Ladestationen: 18 Verleihund Akkuwechselstationen Routenplanung: E-Bike-Folder zum Download: oetztal.com/main/files/ ebike_folder.pdf

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Radreise

Mit der Familie durch die französischen Alpen

Über die Berge zum Eselwandern

Malerisch: das Dorf Entremont-le-Vieux in der Chatreuse (oben) und die Landschaft der provenzalischen Drôme bei Saoul (rechts).

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Das Ziel der Reise: die Eselfarm in Bourdeaux.


Französische Alpen

Im äußersten Westen der französischen Alpen erheben sich die Gebirgsmassive Chartreuse und Vercors. Dort findet man spektakuläre Pass- und Bergstraßen in grandioser Natur – eine Einladung zum Radfahren. Text / Fotos: Katja Goll

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Radreisen verändern sich, wenn man als Familie unterwegs ist. Jeden Tag weiterzuziehen, den ganzen Tag im Sattel zu sitzen und den Weg das Ziel sein lassen, gefällt unserer Tochter nur dann, wenn auf der Strecke schöne Spielpausen warten. Noch besser gefällt es ihr, wenn wir ein Ziel haben, an dem wir dann ein paar Tage verweilen. Unser Ziel ist eine Eselfarm in der provenzalischen Drôme im Südosten Frankreichs. Auf der Fahrt dorthin sind zwei Gebirgsstöcke zu überwinden, das wiederum gefällt den Eltern. Der Elefantenbrunnen von Chambéry ragt massig in den blauen Frühsommerhimmel. Die Fontänen sprudeln, ansonsten ist es ruhig in der Stadt. Es ist Feiertag und das wird in Frankreich ernst genommen. So wird uns, als wir zum Abendessen in das einzige geöffnete Restaurant am Platz gehen, gesagt: Zu Essen gibt es heute nichts, nur Getränke werden ausgeschenkt. Dann eben ohne Abendessen ins Bett. Dafür stimmt das Frühstück. Gut so, denn unsere erste Etappe ist zwar kurz, aber es gilt eine Passhöhe zu erklimmen, die 850 Meter über Chambéry liegt.

Illustration/Hintergrund: Shutterstock (2)

Bergfahrt in die Chartreuse Die Straße steigt aus dem Ort heraus in Serpentinen zügig, aber gut fahrbar an. In einiger Höhe passieren wir zunächst Wohnblocks und noch weiter oben Anwesen, aus welchen wüstes Gebell tönt. Bald aber haben wir die Hunde hinter uns gelassen und kurbeln in Ruhe durch das Grün, die Berge bereits im Blick. Der Blick zurück dagegen gewährt eine wunderbare Sicht auf Chambéry und den Lac du Bourget. Der Col du Granier liegt auf 1.134 Metern. Auf der Passhöhe gibt es ein Ausflugslokal, auf dessen Terrasse wir in der Sonne einen Kaffee genießen. Zwischen den Bäumen erhascht man einen Blick auf die großen weiß leuchtenden vergletscherten Berge der französischen Alpen. Um uns herum aber ist das Hügelland schon grün. Aus dem Grün erheben sich schroff und nahezu senkrecht die Kalkfelsen der Chartreuse, deren Gipfel an die 2.000 Meter erreichen. Dass in den Felsen zahlreiche Höhlen sind, die einst von Bären bewohnt wurden, erfahren wir im Museum der Höhlenbären in Entremont-le-Vieux, das wir auf einer langen Abfahrt erreichen. Der kleine Weiler liegt auf rund 800 Metern Höhe wunderschön eingebettet in die Gebirgslandschaft. Wir schlagen unser Zelt auf einem einfachen Platz mitten im Ort auf und erkunden die Gegend. Im Dorf gibt es eine Landwirtschaftskooperative, bei welcher man sich mit regional erzeugten Produkten eindecken kann. Das berühmteste Produkt der Chartreuse ist wohl der von den Mönchen des Kartäuserordens hergestellte Kräuterlikör. Das Mutterkloster der Kartäuser „La Grande Chartreuse“ befindet sich in einem abgelegenen Seitental bei St.-Pierre-de-Chartreuse. Die lange Geschichte des im Jahr RADtouren 5 | 13

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Radreise

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Alpe Adria Radweg

Von Mozarts

Illustrationen: Shutterstock (2)

zum

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Alpe Adria Radweg

Wiege Dogenpalast

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Radreise

Elberadweg, Teil 2

Gegen den Wind und mit dem Strom Auf dem Elberadweg von Magdeburg bis Cuxhaven gibt es viel Natur und deutschdeutsche Geschichte zu entdecken. Mal am linken, mal am rechten Ufer – und manchmal auch recht weit vom Fluss entfernt – führt er durch idyllische Storchendörfer, aber auch an Mahnmalen der Vergangenheit entlang. RADtouren 5 | 13

Text / Fotos: Natascha Thoma und Isa Ducke


Elberadweg, Teil 2

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„Und wo geht’s bei Ihnen heute noch hin? Bis nördlich von Tangermünde?“ Der Magdeburger Ausflügler pfeift anerkennend. „Na da haben Sie ja noch was vor!“ Noch sind wir im vage klassizistischen Herrenkrug-Park im Stadtgebiet von Magdeburg und selbst ein bisschen besorgt, ob 70 Kilometer am ersten Nachmittag so leicht zu bewältigen sind. Überhaupt hatten wir länger hin und her überlegt: Magdeburg–Cuxhaven oder Cuxhaven– Magdeburg? Einige kommerzielle Anbieter fahren wegen der vorherrschenden Windrichtung gar nicht stromabwärts nach Cuxhaven, und auch in den einschlägigen Radfahrerforen bestätigen Radler den starken Gegenwind bei dieser Fahrtrichtung. Andererseits waren wir letztes Jahr von Prag nach Magdeburg geradelt, insofern wäre es nur schlüssig, von dort weiterzufahren. Wir wagen es und bleiben bei der einmal eingeschlagenen Richtung von der Quelle zur Mündung. Immerhin haben wir die ersten zwei Tage Rückenwind und damit sogar Muße, uns ausgiebig das Wasserstraßenkreuz Hohenwarthe anzusehen. Von Weitem sieht es aus, als würde eine profane Autobahnbrücke über die Elbe führen. Doch bei der Auffahrt zeigt sich, dass da nicht Autos, sondern Schiffe kreuzen. Der gesamte Mittellandkanal wird hier in fast 20 Metern Höhe über die Elbe geleitet, ein Kanal, der einen Fluss überquert. Hohenwarthe ist Europas längste Kanalbrücke, und nur einige Kilometer weiter wird der Mittellandkanal dann mit gleich noch einem technischen Wunderwerk, der Hohenwarthe-Schleuse, in den Elbe-Havel-Kanal übergeleitet. Dank eines ausgefeilten Systems kann in der Doppelsparschleuse ein Großteil des Schleusenwassers wiederverwendet werden.

Illustration: Shutterstock

Ein Schluck Kuhschwanzbier „Camper bitte an der Rezeption melden“, steht auf dem kleinen Schild am Tor des Wassersportvereins in Tangermünde. Diese Campingmöglichkeit war in unserem Reiseführer nicht vermerkt, doch wir beschließen spontan zu bleiben. Der Abend ist frühlingshaft warm und genau richtig für eine Erkundung der mittelalterlichen Stadt: schön restaurierte Häuser, alte Stadttore, eine Burg und ein historischer Speicher an der Elbe. In der Zecherei, einer zur Gaststätte umgebauten Kirche, genehmigen wir uns einen großen Humpen Tangermünder Kuhschwanzbier. Wir müssen ja nicht mehr fahren. Das Kuhschwanzbier heißt so, weil das Wasser der Tanger, die hier in die Elbe mündet, auch zum Brauen benutzt wurde, gleichzeitig RADtouren 5 | 13

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