RADtouren-Magazin 6/13

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RAD touren

RADtouren

6/13 Nov./Dez.

D: E 4,90 A: E 5,60 BEL/NL/LUX: E 5,60 CH: CHF 9,60

34 2.9 Touren

km

em In d ie st Hef

Das Radreise-Magazin

radtouren-magazin.com

Test Regenkombis

Trocken von Kopf bis Fuß

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Radreisen & Touren

Wunderschöner Osten 6 deutsche Flussradwege 30

Autofrei durch den Pott Bahntrassentour im Ruhrgebiet

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Dichterrunde Fontane-Radweg

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Hochgefühl Schwäbische Alb-Radweg

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Neuheiten 2014

Top-Teile im Test

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Medien: Tipps für Weihnachten

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Sicherheit: Reflex-Offensive

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Fahrbericht: Titan-Reiserad

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Inhalt

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Fotos: Kothe, Brönner, Jacobs, Bleicher

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„Hier herrscht noch die vaterländische Semmel und weiß nichts von Buttertoast und Muffin“, sagte Theodor Fontane einst über Bad Freienwalde. Die Stadt liegt am Fontane-Radweg, dessen Erkundung man vortrefflich mit der Lektüre des Dichters verbinden kann.

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Vier Radwege mit vier Sternen des ADFC finden sich unter den bekannten und weniger bekannten Routen an Ostdeutschlands Flüssen. Wir stellen sechs schöne Flusstouren vor – einige für ein verlängertes Wochenende, andere für eine lange ruhige Reise.


Inhalt

RADtouren

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Teile, Test und Technik Test: Regenkleidung 10 Teile ab 50 Euro im Radtauglichkeits-Check

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Fahrbericht: Van Nicholas Pioneer

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Ausprobiert: Winterwäsche und mehr

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Neuheiten 2014 Messe-Nachlese von der Eurobike Mit neuen Pinion-Rädern und E-Bikes im Kurzcheck

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Service Besser gesehen werden: Kleidung und Zubehör mit Sicherheitsplus

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Reisenews: Tipps und Termine

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Reisen Rundreise: Fontane-Radweg Auf Dichters Spuren

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Zechen- und Werksbahnen waren die Lebensadern des Ruhrgebiets. Heute lässt es sich auf ihnen autofrei von einem Industriedenkmal zum anderen radeln.

Wer den winterlichen Alltag mit dem Fahrrad bestreitet, muss Regenjacke und -hose im Gepäck haben. Unser Test hilft bei der Auswahl und berät für den Kauf. Regenkombis im Test 6 Jacken & 4 Hosen S. 46

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Radreise: Flusstouren im Osten 6 besonders lohnende Reiseziele

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Rundreise: Bahntrassen im Ruhrgebiet Eine große Schleife über stille Strecken

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Radregion: Tannheimer Tal

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Radreise: Schwäbische Alb-Radweg Stetiges Auf und Ab bis zum Bodensee

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Rubriken News

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Marktplatz

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Vorschau/Impressum

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Alle Produkte in Ausgabe 6 /13 Pinion-Räder 2014 Idworx oPinion Gudereit SX P 1.0 Stevens P18 Lite Rennstahl Pinion 650 B E-Bikes 2014 Blue Laber Charger 29er Continental E-Bike-System Giant Prime E+ 1 Victoria E-Urban 5.8 Reiserad-Fahrbericht Van Nicholas Pioneer Gates Regenkleidung Endura Luminite Pant Gore Bike Wear Path Hose Rose Mojaro Hose Vaude Homy Rainpants B'Twin MTB-Jacke 7

Endura Luminite II Jacket Löffler Bike-Jacke GTX Rose Tavio Jacke Vaude Yaki Jacket Reflex-Zubehör Abus Urban-I Signal Helm Gore Bike Wear Countdown Handschuhe Gore Bike Wear Visibility Beinlinge Ortlieb Backroller High-Visibilty Rokstraps Rydesafe Reflex-Sticker Ausprobiert Bremskonverter Eddy Evoc FR Trail Rucksack Odlo L/s Shirt with facemask Sigma Iicon Lade-Adapter RADtouren 6 | 13


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Vorschau

Neues von der Eurobike

Das Rad ganz groß

Die Kanzlerin kam, die Messe wuchs, und bei vielen Fahrradherstellern wuchs sicher auch die durchschnittliche Reifengröße. Mehr Absatz-Volumen verspricht nach wie vor der E-Bike-Markt. Welche großen und kleinen Neuheiten sich noch auf der Eurobike hervortaten, zeigt unser Messe-Nachbericht. Text: Jan Gathmann RADtouren 6 | 13


Trends 2014

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„Das Fahrrad ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ So oder so ähnlich war es vielstimmig auf der größten Fahrradmesse der Welt am Bodensee zu hören. Als Indiz dafür wurde allenthalben gewertet, dass Kanzlerin Angela Merkel die Neuheitenshow am Bodensee eröffnete – und publikumswirksam einer möglichen Helmpflicht eine Absage erteilte. Die Industrie lieferte den mehr als 1.800 angereisten Journalisten aus 45 Nationen ebenfalls Zahlen, die für einen anhaltenden Trend zum Radfahren sprechen. Ganz besonders zum E-BikeFahren: Laut Zweirad Industrieverband sind aktuell 1,3 Millionen E-Bikes auf den Straßen Deutschlands unterwegs. Schon bald soll beinahe jedes sechste verkaufte Rad ein E-Bike sein. Dabei gaben die E-Bike-Käufer im Schnitt 2.000 Euro für ihr neues Rad aus, wie der Verband des deutschen Zweiradhandels (VDZ) mitteilte. Zum Vergleich: Ein gewöhnliches Fahrrad ist den Deutschen im Schnitt etwas über 500 Euro wert. Folglich wächst auch die Zahl der E-Bike-Anbieter. In diesem Jahr hat sich besonders viel bei den Antrieben getan. Yamaha, Continental und TranzX stellten neue Mittelmotoren vor. Wir haben sie alle einem Fahrcheck unterzogen. Die Aussicht auf immer mehr elektrisch beschleunigte Radler auf den Straßen ließ auch die Forderung nach entsprechender Infrastruktur lauter werden. So stellte etwa der ZIV einen Vier-Punkte Plan vor mit den Eckpfeilern bessere Vernetzung mit Öffentlichem Verkehr, sichere Verkehrswege sowie sichere Abstellanlagen und Öffentlichkeitsarbeit.

an den Rändern. So erlebt das Reiserad eine Mini-Renaissance. Sei es als Luxusrad mit Pinion 18-Gang-Getriebe (siehe Fahrberichte) oder als E-Bike: Mit Idworx und Velotraum haben jetzt zwei Hersteller ein E-Bike im Programm, deren Standard-Modelle auf Fahrten mit Gepäck spezialisiert sind, sprich auch mit hoher Zuladung gut zurechtkommen. Velotraum setzt auf einen Hinterradmotor (Alber) mit Rahmenakku, um das Rad leicht zum unterstützungsfreien Reiserad umbauen zu können. Bei Idworx, wo ein ähnliches Konzept vor Jahren wieder eingestellt wurde, baut man nun auf einen Bosch-Mittelmotor der Performance-Linie.

Fotos: Jan Gathmann; Hintergrund: Shutterstock

Wenn etwas zum Mainstream wird, so der Anglizismus für „in der Mitte der Gesellschaft“, dann blüht es in den Nischen in der Regel auf. Auch das ließ sich bei der Eurobike beobachten. Sehr zur Freude der Reise- und Trekkingradler. Für sie gibt es zwar kaum bahnbrechende Neuheiten in der Masse der Fahrräder – sieht man einmal vom Durchreichen der 30-Gang-Technik in Form der neuen Shimano Deore in die untere Mittelklasse ab. Aber es tut sich einiges

1 Besser Bremsen An immer mehr Trekkingrädern und E-Bikes findet man Scheibenbremsen oder die wartungsarmen Magura-HydraulikFelgenbremsen. Selbst Rennradfahrer bekommen dank hydraulischer Schaltbremshebel und entsprechender Scheibenbremse endlich die Sicherheit, auch bei Nässe schnell stoppen zu können – ein Vorteil auch für Renn-Radwanderer mit Gepäck.

Neue alte Laufradgröße 650 B Das Rad dreht sich weiter, was die Laufradgrößen angeht. Nach den 29ern, die sich übrigens auf ganzer Linie durchgesetzt haben, redet die Mountainbikewelt viel vom neuen Standard 650B. Für die Reiseradwelt ist das (erneut) kein Novum. Im GegenteilFür viele anspruchsvolle Langdistanz-Reisen auf den französischen Randonneuren der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war die identische Laufradgröße sogar die Idealbesetzung – allerdings in 42 mm Breite und mit dem Namen 27,5Zoll. Tatsächlich bietet die Zwischengröße den Vorteil eines ruhigeren Laufs bei weniger Einbußen in der Stabilität und Fahrdynamik. Ein Kompromiß, den viele MTB-Hersteller schon für die Zukunft halten. Im Trekking-Segment sind die Anfänge eher zaghaft. Schwalbe hat den neuen Marathon Plus bereits in der Größe aufgelegt, Velotraum stellte einen Randonneur in 650B auf die Räder und bei Rennstahl gibt es ein Pinion-Bike dieser Laufradgröße (siehe Fahrbericht). Im Kommen sind außerdem ganz große Räder: Fat Bikes heißt ein (nicht ganz) neuer Typ Fahrrad, der auf riesigen Schlappen rollt und damit auch auf Sand und im Matsch noch leicht zu fahren ist. Damit liegen die dicken Dinger sicher fernab des urbanen Mainstreams und der touristischen Hauptreiserouten. Aber für den Fall, dass die bessere Infrastruktur noch lange auf sich warten lässt, oder gar im nächsten Winter noch schlechter wird: Die Branche ist bereit.

k Kurzchec

Vielfalt in den Nischen

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2 Mehr mitnehmen Taschen, Taschen, Taschen: Fast jede Stelle am Rad lässt sich inzwischen mit einer passenden Transport-Tasche bestücken und für fast jede Gelegenheit im Alltag gibt es ein passendes Radtaschendesign bis hin zum leuchtenden Vorbild HighViz – für das Ortlieb einen Eurobike Award erhielt. Unisex-Planenlook adé.

3 Grüner kleiden Umweltbewusste und sozialverträgliche Produktion gewinnt bei Kleidung und Zubehör an Stellenwert, vom Sattel aus Baumwolle und Gummi über Hosen mit Kokosfaser-Anteil bis zur schadstofffreien Funktions-Membrane.

4 Pinion im Aufwind 33 Hersteller, die das zentrale 18-Gang-Getriebe einbauen, listet die Pinion-Webseite. Die Eurobike zeigte das ganze Spektrum von Downhill-Bike bis Reiserad. Interessant: Wie bei der Rohloff-Nabe zeichnet sich ein Trend zu alltags- und tourentauglichen Rädern ab. Wir haben einige schon einem Kurzcheck unterzogen. RADtouren 6 | 13


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Licht

Kleines Licht, große Wirkung Neues FahrradBremslicht Trelock bringt mit dem LS 820 Duo Flat Signal ein neues FahrradRücklicht mit Bremslichtfunktion. Die Technik: Eine Elektronik wertet den Stromfluss vom Nabendynamo aus, der sich beim Bremsen stark ändert, und schaltet dann eine zusätzliche Lichtleiste oben im Scheinwerfer an. Die Sichtbarkeit des Rücklichtes wurde vor Kurzem in einem Test der Stiftung Warentest als „sehr gut“ bewertet.

Richtig klein, aber dennoch lichtstark sind zwei neue ScheinwerferModelle von Busch und Müller: der Dynamoscheinwerfer Eyc und der Akkuscheinwerfer Ixon Core. Beide basieren auf der gleichen LED- und Linsentechnik namens IQ2 und liefern damit 50 Lux im hellsten Punkt des Lichtkegels. Der Eyc (ab 49,90 Euro ohne Sensortechnik) ist kleiner als ein Ü-Ei und war schon an vielen 2014erFahrrädern zu sehen. Der Core (112 g) soll besonders robust sein und im hellsten Modus bis zu 3 Stunden leuchten. Im

Lichttunnel auf dem Messestand zeigten beide Modelle ein gleichmäßiges Lichtbild, das nah vor dem Rad beginnt. Neu ist auch die IQ Premium-Technik, die es ab sofort optional im Fly und Cyo gibt, und die 20 bzw. 40 Lux mehr Leichtleistung bietet. Im Lichttunnel überzeugte besonders das sehr homogene Lichtbild, das auch in der Breite deutlich sichtbar zugelegt hat. Die IQ-Pemium-Technik ist zum Preis der alten IQ-Technik zu haben, die Modelle mit alter IQ-Technik sinken dafür um 10 bis 15 Euro im Preis.

Breiter und homogener: das IQ Premium-Lichtbild (unten).

E-Bike

Mit TranzX-System: Victoria E-Urban 5.8

k Kurzchec

Am Victoria E-Urban 5.8 kommt die TranzX AGT Automatik-Schaltung mit dem neuen hauseigenen Mittelmotor und Shimano 8-Gang-Nabe zum Einsatz. Die Kombination gefiel uns schon auf den ersten Metern: Dank der Automatik muss man an nichts denken, immer legt sie selbsttätig den richtigen Gang ein. Besonders gut ist das beim Stopp und anschließendem Start, etwa an der Ampel. Auch am Berg leistet das automatische Runterschalten wertvolle Hilfe – allerdings muss der Fahrer als Eigenleistung wenigstens kurz den Druck vom Pedal zu nehmen, damit die Nabe schalten kann. Das nicht ganz leichte Rad (28,5 kg) setzt sich in den ersten zwei Fahrstufen sanft und leise in Fahrt, was gut zum City-Einsatz passt. Erst in der dritten Stufe wirkt der TranzX-Motor sportlich. Auch die Ausstattung ist perfekt dem Einsatzort angepasst. Ein geschlossener Kettenkasten, wartungsarme HS11Hydraulikbremsen, ein sicherer Ständer und ein komfortabel angewinkelter Lenker, der zu einer aufrechten Sitzposition führt sowie doppeltes Standlicht zeugen von Kenntnis der Wünsche von Stadtradlern. 2.199 Euro ruft Hersteller Hartje für das Rad auf – ein richtig fairer Preis für ein AutomatikRad mit einer passgenauen Ausstattung.

Schaltet schneller als der Mensch: TranzXAutomatik bei Victoria. RADtouren 6 | 13

Bosch-Konkurrenz: Continental E-Bike-System Mit Continental steigt nach Bosch ein zweiter großer Konzern der Autozuliefer-Industrie ins E-Bike-Geschäft ein. Mit ehrgeizigen Zielen: Man will einen zweistelligen Marktanteil als Systemlieferant erreichen, also indem man den Fahrradherstellern ein maßgeschneidertes Bündel aus Antrieb, Steuerung und Akku anbietet. Dabei kann auch der neue, von Contitech entwickelte Riemen zum Einsatz kommen (Bericht in RADtouren 4/13). Auf unserem Eurobike-Testrad lag noch eine Kette auf den Ritzeln. Akkus sind als Gepäckträger- und Rahmenvariante zu haben und werden von BMZ, einem bekannten deutschen Akkuproduzenten, beigesteuert. Sofort erkennbar war auch, dass der Motor von Brose stammt, ebenfalls ein großer Autozulieferer. „Wir wollten das leiseste Mittelmotor-System am Markt anbieten und am Fuß sollte man die Unterstützung nie spüren“, erläutert Dirk Bartsch-Kuszewski, Leiter Anwendungstechnik Industrie bei Contitech, zwei wichtige Entwicklungsziele. Auf unseren Testfahrten klang es so, als sei das gelungen. Das System, eingebaut in einem Trekkingrad, beschleunigte tatsächlich sehr sanft und akustisch kaum

k Kurzchec Kompakt, 3,4 Kilo leicht und leise: BroseMotor für das Continental E-Bike.

vernehmbar. Auffallend war auch wie unmerklich der Motor nach Erreichen der Geschwindigkeitsgrenze abriegelte. Zusammen mit dem bekannt leisen Riemenantrieb steht dem geräuscharmen E-Bike-Fahren damit kaum noch etwas im Weg. Auch der sichtbare Teil der Antriebs-Steuerung konnte überzeugen: das Display ist übersichtlich und die Bedienung intuitiv. Contitech will im Mai erste Serienprodukte auf den Markt bringen, so dass erste Serienräder bei der Eurobike 2014 auf dem Testparcours stehen könnten. Da man das PremiumSegment anpeilt, ist mit Preisen ab 2.000 Euro aufwärts zu rechnen.


Trends 2014

Mit neuem Bosch: Blue Label Charger 29er

k Kurzchec

„Für uns hat der Frontmotor keine Zukunft.“

Das Blue Label Charger (von Riese und Müller) erntete auf der Eurobike einen Gold Award. Interessant ist sein Rahmen: Neben der optisch fließenden Form sind die höher gelegten Kettenstreben ein technischer Leckerbissen. Sie erlauben den Einbau eines Riemenantriebes ohne Rahmenschloss. Das macht auch den Radausbau leichter, wenn es mal einen Defekt gibt. Wir fuhren eine Version mit dicken Balloonreifen und Fedegabel sowie NuVinci-Nabe und Scheibenbremsen – eine urbane Komfortpackung, die hervorragend zu den narrensicheren Fahreigenschaften des Rades passt. Es läuft wie von selbst geradeaus und wirkt enorm fahrstabil. Obwohl das Rad puristisch ausgelegt war, ist es mit der entsprechenden Ausstattung auch uneingeschränkt tourentauglich. Kaum ein Unterschied zum bekannten Bosch-System war bei dem neuen Bosch-Mittelmotor der Performance Cruise-Linie zu spüren: die gewohnt kräftige Unterstützung von Anfang an bei mittlerer Geräuschentwicklung. Ein Fortschritt ist der Lenker-Satellit. Der Preis der NuVinci-Version liegt bei 2.999 Euro.

Heiko Müller, Geschäftsführer Riese und Müller

Fotos: Jan Gathmann (7), Hersteller (3), privat (1); Hintergrund: Shutterstock

Mit neuem Yamaha-Antrieb: Giant Prime E+ 1 Giant setzt als einer der ersten Hersteller auf das neue Mittelmotor-System von Yamaha. Wir haben ihn am Prime E+ 1, einem wendigen Cityrad Probe gefahren. Auffallend war eine besonders sanfte Kraftentfaltung des kompakten Motors, der mit 3,5 kg zu den leichtesten am Markt zählt. Auch das „Abregeln“ beim Erreichen der Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h verläuft weniger auf-

Kompakt: der neue Mittelmotor von Yamaha.

fällig als bei bekannten Mittelmotoren. Allerdings ist der Klang des Antriebs auch etwas sonorer. Die Steuerung der Elektro-Komponenten ist dank Lenker-Satellit intuitiv und das Display über-

sichtlich. Der 400-Wh-Akku dürfte für ausreichende Reichweiten sorgen – und ist im steifen, rahmenintegrierten Träger sehr gut untergebracht. Sehr gut gefallen hat uns die konsequente City-Orientierung des Giant: von der im Steuerrohr integrierten Federung und der 8-Gang-Nabenschaltung über die HS11Hydraulikbremsen bis hin zu Details wie dem geschlossenen Hebie-Kettenschutz. Auch die Fahrstabilität liegt trotz tiefem Einstieg auf einem guten Niveau. Das Rad gibt es auch in einer Version mit NuVinci Harmony als Prime E+ 0. Preis des Prime E+ 1: 2.599 Euro.

Online mehr Mehr Eurobike-Produkte: radtourenmagazin.com

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Radreise

Flussradwege in Deutschlands Osten

Ufer mit Sternen Die Radwege an den Flusslandschaften im deutschen Osten sind vielfach ausgezeichnet. Dass das Wasser an einigen 2013 zu hoch stieg, ist ein Grund mehr, sie n채chstes Jahr zu besuchen.

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Flussradwege im Osten

Sechs Top-Flusstouren im Osten – GPS-Daten gibt's online.

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Gleich vier Radwege mit vier Sternen des ADFC finden sich unter den bekannten und weniger bekannten Routen an Ostdeutschlands Flüssen. Die ausgezeichnete Beschilderung und die Dichte an Service-Angeboten für Radfahrer ist aber nicht alles. Mehr noch ist es eine Mischung aus weitläufigen, oft einsamen Landschaften und einem kulturellen Reichtum in den historischen Städten, gepaart mit einem teils spröden Charme, die einen Radurlaub an den großen und kleinen Wasserströmen im Osten von einem an weiter westlich oder südlich fließenden Gewässern unterscheidet. Zwei lange und vier kürzere Radreiserouten mit besonderem Flair haben unsere Autoren aus den Sternen des Ostens für einen Kurzbericht herausgepickt: an Spree, Oder-Neiße, Havel, Dahme, Ilm und an der Mulde.

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Test

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Test: 6 Regenjacken und 4 Regenhosen

Nässe-Übung

Text/Fotos: Georg Bleicher

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Mal ehrlich: Auch mit einer modernen Regenkombi kommt unterwegs bei Schmuddelwetter nicht die Stimmung auf, wie sie ein warmer Frühlingstag auf dem Rad auslöst. Trotzdem: Sie hält uns trocken, damit auch warm und macht uns bei Regenfahrten zufriedener als eine – schon nach kurzer Fahrt nasse, klamme – Winterjacke. Und wenn die Laune am Radfahren erst einmal da ist, wird aus der Regenfahrt so vielleicht doch noch

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eine Vergnügungstour. Damit das funktioniert, müssen viele Faktoren stimmen: Wasserdichtigkeit ist erste Pflicht. Gemessen wird sie mit der Wassersäule – ab etwa 1.300 mm Höhe der Wassersäule wird ein Stoff als wasserdicht bezeichnet – ein Maß, das alle unsere Testprodukte spielend erreichen. Die Endura Luminite II-Jacke schafft beispielsweise 10.000 mm. Das alleine kann auch der altbekannte gelbe Friesennerz. Gleich auf der zweiten Position der Must-Have-Liste aber steht eine möglichst hohe Atmungsaktivität, meint: Schweiß in Form von Wasserdampf soll das Gewebe durchdringen können, sodass man auch von innen trocken bleibt. Für die Hersteller ist die eigentliche Herausforderung also die Kombi aus Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität. Da gibt es – gefühlt wie in Zahlen – deutliche Unterschiede. Gemessen wird die Menge an Wasserdampf, die pro Tag durch die Textilien verdampfen kann. Der MTVR-Wert der Rose-Jacke etwa beträgt 3.000, die Vaude-Jacke schafft dagegen mit 15.000 das Fünffache. Er-

reicht wird diese Multifunktionalität durch mehrlagige Membranen und/oder Beschichtungen. Bei der Löffler-Jacke, die mit GoreTex-Material ausgestattet ist, steckt diese in einer sogenannten Drei-Lagen-Konstruktion zwischen Obermaterial und Innenfutter. Alle Schichten sind fest miteinander verbunden. Das Hightech-Herzstück, die Membran, sorgt

Unser Testfeld: Jacken: BT’Win MTB-Jacke 7 Endura Luminite II Jacket Gore Path Löffler Rose Tavio Vaude Yaki Jacket

69,90 Euro 119,99 Euro 199,95 Euro 199,95 Euro 49,95 Euro 150,00 Euro

Hosen: Endura Luminite Pants Gore Path Rose Mojaro Vaude Homy Rainpants

94,99 Euro 159,95 Euro 59,95 Euro 100,00 Euro

Aufmacherfoto: Shutterstock

Wer den Alltag mit dem Fahrrad bestreitet, muss Regenjacke und -hose im Gepäck haben. Unser Test hilft bei der Auswahl und sagt Ihnen, worauf Sie beim Kauf achten sollten.


Regenbekleidung

MTVR-Wert von 20.000. Allerdings wird ihre Umweltverträglichkeit weniger gut eingestuft als etwa bei Ceplex Active der Vaude-Jacke Yaki mit dem auch sehr hohen Wert von 15.000 (vgl. RADtouren 2/2013).

Dicht ist Pflicht

Manchmal sieht die Welt bei Regen sogar schöner aus – zumindest solang man trocken bleibt.

dabei für das Wohlfühl-Klima. Die Membran des enorm atmungsaktiven Active Shell ist besonders dünn und direkt mit dem Innenfutter verbunden – im Gegensatz zum klassischen Gore-Tex-Laminat mit drei Lagen. Die hohe Atmungsaktivität liegt im Material ePTFE; diese Membranen sind derzeit die atmungsaktivsten am Markt mit einem angegebenen

Dichtigkeit verlangt verklebte und verschweißte Nähte (neudeutsch: getaped). Damit an den Arm- und Fuß-Abschlüssen kein Wasser eindringt, sollten sie mit Gummizug versehen, per Klett einstellbar oder beides sein, wie zum Beispiel bei der Gore-Tex-Jacke Path. Besonderes Augenmerk verdienen die Front-Reißverschlüsse: Eine doppelte Überlappung verhindert, dass Spritzwasser direkt an die Zähne des Reißverschlusses gelangt. Der Endura-Reißverschluss etwa wird innen und außen überlappt. Eine andere Möglichkeit: am Reißverschluss integrierte Dichtlippen und Überlappung innen, etwa bei der B’Twin-Jacke. Sie hat zusätzlich zu den Klett-Armabschlüssen ausklappbar in den Ärmel eingearbeitete, deutlich verlängerte gummierte Bündchen mit Daumenschlingen. So rutscht der Ärmel garantiert nicht nach hinten und die Handgelenke bleiben warm – allerdings sind diese Bündchen nicht wasserdicht, sodass man sie bei Regen nur parallel mit Handschuhen nutzen sollte. Die Rad-Praxis verlangt viele weitere Eigenschaften: Gute Passform am Rad und – für Allround-Verwendung – möglichst auch zu Fuß. Die Gore- und die Löffler-Jacke sind etwas sportlicher und etwas mehr auf Radhaltung zugeschnitten, was für den reinen Bike-Betrieb Vorteile mit sich bringt, für den Fußgänger aber möglicherweise weniger bequem ist. Wegen des Zuschnitts sollten Sie Regenbeklei-

Regenbekleidung richtig pflegen: „Je sauberer, desto funktionaler“ sollte ein Motto bei der Pflege von Outdoor-Bekleidung lauten. Ihre Regenbekleidung sollten sie drei bis vier Mal im Jahr waschen – am besten mit vom Hersteller empfohlenen Spezialwaschmittel. Dabei wird meist eine Waschtemperatur von 30 bis 40 Grad empfohlen. Nehmen Sie lieber zu wenig als zu viel Waschmittel. Ganz wichtig: Kein Weichspüler! Er kann die Atmungsaktivität vermindern oder sogar aufheben. Beachten Sie auch unbedingt die Angaben zur Pflege in der Textilie oder dem beigefügten Informationsblatt – zum Beispiel darf Outdoor-Bekleidung häufig nicht in den Trockner. Die Imprägnierung des Außenmaterials sollte dann wiederholt werden, wenn Wasser nicht mehr sichtbar abperlt. Auch dazu gibt der Hersteller meist Produkttipps. Mit Rücksicht auf die Umweltverträglichkeit empfehlen sich Imprägnierungen ohne Fluorcarbone, etwa von Fibertec oder Granger's. Wenn die Imprägnierung ohne diese Stoffe auskommt, ist das meist auf der Verpackung vermerkt. Auch das „bluesign“ Siegel ist ein verlässlicher Anhaltspunkt für umweltfreundlichere „Ausrüstung“, wie Imprägnierung in der Fachsprache heißt.

Helmüberzug Passt die Kapuze nicht drüber, ist der atmungsaktive und wasserdichte NeonHelmüberzug von Gore Bike Wear eine gute Option. Praktische Extras: Kordelzug zur Weitenregulierung, verschweißte Nähte und reflektierende Bänder und Logos. Gewicht: 58 Gramm. Kostenpunkt: 39,95 Euro.

Poncho Regenschutz für ruhiges Radeln: der Valero Poncho von Vaude. Für entspanntes Fahren auf kurzen Strecken gibt’s hier einige Vorteile: Er ist sehr schnell überziehbar, die Beine werden durch die weit geschnittene Vorderseite geschützt – eine Regenhose ist also bei gemächlichem Radeln nicht nötig. Unter dem Poncho mit versiegelten Nähten findet auch ein Daypack-Rucksack Platz. Ein Helm passt allerdings nicht unter die einstellbare Kapuze. Farben: Lemon, Blue, Red; Gewicht: ca. 300 Gramm (Größe M). Kostenpunkt: 50,00 Euro.

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Radreise

Bahntrassentour im Ruhrgebiet

Rad statt Kohlewaggon Ehemalige Zechen- und Werksbahnen gibt es im Ruhrgebiet wohl mehr als sonst irgendwo. Auf vielen der einstigen Rohstoff-Adern lässt es sich heute ganz in Ruhe autofrei radeln – und zwar mitten in die Herzen der Eisen- und Stahlwerke hinein, die als Museen oder Veranstaltungsorte ein zweites Leben führen. Unser Autor hat eine individuelle Bahntrassenroute der Industriekultur „zusammen geschweißt“. Text / Fotos: Hans Kothe

Liegt auch an einer Trasse: Zollverein. RADtouren 6 | 13


Bahntrassen im Ruhrgebiet

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Fördertürme, Zechen, Gasometer und Hochöfen sind die Wahrzeichen des Ruhrgebiets und beeindruckende Zeitzeugen einer industriellen Epoche, die eine ganze Region geprägt hat. Heute stehen die Werkstore der Industriedenkmäler aller Welt offen. Als Orte der Kunst, der Kultur und des Freizeitvergnügens – von der Unterwasserwelt im Hochofen bis zum Freibad in der Kokerei – ziehen sie nicht nur die RuhrgebietsBewohner an. Mitten durch den Ballungsraum Ruhr und mitten in die Zentren der Eisen- und Stahlproduktion hinein führt ein dichtes Netz von Werksbahnen. Einige, die stillgelegt wurden (viele sind noch im Einsatz), führen inzwischen keine Schienen mehr, sondern haben feste Wegdecken. In Kombination mit anderen gut ausgebauten Radwegen – in einem ausgesprochen grünem Umfeld – kann man so abseits vom lärmenden Straßenverkehr den dichtbesiedelten Siedlungsraum in relativer Ruhe erkunden, während gleich um die Ecke das Leben tobt. Unsere Radreise führt direkt zu den wichtigsten und imposantesten Industriedenkmälern, die man aus nächster Nähe erleben kann. Die Tour dauert vier Tage und startet in Oberhausen am Hauptbahnhof. Die Tagesetappen sind so gestaltet, dass genügend Zeit für Besichtigungen bleibt. Man kann diese Route jeweils auch in einzelne Tages- oder Wochenendtouren unterteilen. Zahlreiche Optionen ermöglichen auch die Kombination mit anderen gut ausgebauten Radwegen (RuhrtalRadweg, Rhein-Radweg, Emscher-Park Radweg, Rundkurs Ruhrgebiet, Emscher-Radweg, Kaiserroute, Deutsche Fußball Route).

Zu den Stahlgiganten Eine schöne Einstimmung auf unsere Tour bietet das auf der Nordseite des Oberhausener Hauptbahnhofs gelegene Rheinische Industriemuseum in der alten Zinkfabrik Altenberg. Nicht nur die Exponate, sondern auch die vollständig erhaltenen Gebäudeteile der Fabrikanlage aus der Gründerzeit lassen hautnah spüren, wie die Schwerindustrie in wenigen Jahrzehnten die Region vom Ackerland in das größte Industriezentrum Europas verwandelte. Unweit des Museums beginnt bereits die Fahrradtour über Bahntrassen. Schon nach zwei Kilometern finden wir den Einstieg zum HOAG-Radweg, der bis zum Walsumer Hafen führt. Auf der HOAG-Trasse wurde früher Eisenerz vom Rhein zu den Hochöfen der Hütte transportiert. In Gegenrichtung brachten die Züge die Kohle von der Schachtanlage Sterkrade zum Rheinhafen Walsum. Am Wegesrand steht noch das Schachtgerüst mit der Schachthalle der Zeche Sterkrade. Nach gut einer Stunde erreichen wir den ehemaligen Kohlenhafen in Duisburg-Walsum. Unweit des Hafens RADtouren 6 | 13

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Rundreise

Im Krebsgang: Hübscher Brunnen und Straßenpflaster in Buckow.

Der Stobberbach rauscht durch die Märkische Schweiz und mündet in Buckow.

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Theodor-Fontane-Radweg

Theodor-Fontane-Radweg

Der Dichter, da spricht er Mehrere Rundkurse folgen den Spuren von Brandenburgs berühmtestem Schriftsteller. Sie lassen sich zu einer wunderbaren Natur-Kultur-Tour verbinden. Text / Fotos: Stefan Jacobs

Fontane Plastik im Kurort Bad Freienwalde.

Ich habe die Mark durchzogen und habe sie reicher gefunden, als ich zu hoffen gewagt hatte. Theodor Fontane

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Vor 150 Jahren erschien der erste Band von Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Solche Jubiläen lösen oft Großeinsätze von Tourismuswerbern aus. Doch in diesem Fall, am Ende des Sommers 2013, ist weiterhin nur der Dichter berühmt, aber nicht der Radweg, der nach ihm heißt. Selbst in Berlin

kennt kaum jemand die Theodor-Fontane-Tour, die gleich östlich der Hauptstadt beginnt. Vielleicht lassen sich ihre vier teilweise aneinander grenzenden Runden schwerer vermarkten als etwa ein Flussradweg. Die Tourenplanung erinnert an den Versuch, das Haus vom Nikolaus zu zeichnen: Immer bleibt ein Stück, das doppelt gefahren oder weggelassen werden muss. Aber um das Wichtigste vorwegzunehmen: Was als Wirrwarr beginnt, wird am Ende zu einer knapp einwöchigen Tour, die einige von Brandenburgs schönsten Ecken mit einer denkbar amüsanten Reiselektüre verbindet. RADtouren 6 | 13

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Radreise

Über die Alb zum Bodensee

Alb auf und ab Oben grüne Höhen, weite Sicht, unten tiefe Wälder und Flussläufe, gesäumt von geschichtsträchtigen Burgen und Schlössern: So präsentiert sich die Schwäbische Alb vom gleichnamigen Radweg aus. Und am Ende wartet ein Abgleiten zum Bodensee. Text / Fotos: Katja Goll

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„... In allen deutschen Landen möge wohl Herrlicheres nicht viel zu finden sein, als dies Gebirg, zur Sommerzeit, und diese weite gesegnete Gegend.” So schrieb Eduard Mörike über die Schwäbische Alb, während seiner Zeit im Pfarramt Ochsenwang, das er in den Jahren 1832 und 1833 leitete. Ein herrlicher Frühsommertag ist auch heute. Frisches Grün leuchtet in allen Nuancen. Löwenzahnblüten malen gelbe Tupfen in die Wiesen, auf welchen strahlend weiß die Obstbäume blühen. An den Hängen weiden Rinder, die ihre Hörner immer wieder in den blauen Himmel recken. Wir sitzen nur wenige Kilometer

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von Ochsenwang entfernt bei einer Brotzeit auf dem Demeter-Hof Ziegelhütte und verkosten die hofeigenen Produkte. Hier oben scheint die Zeit still zu stehen, und es ist eine wunderbare Ruhe zu spüren.

Eine Vulkanlandschaft Die Brotzeit haben wir uns verdient. Denn während wir gestern von Süßen nach Weilheim noch weitgehend gemütlich am Albrand entlanggefahren sind, haben wir heute bereits den Albtrauf erklommen – oder wie Mörike ihn nannte: die blaue Mauer. Allerdings nicht auf dem Alb-Radweg, denn dieser verläuft teils

unbefestigt an Ochsenwang, Randecker Maar und Schopfloch vorbei. Stattdessen wählten wir die gut fahrbare und – wenn nicht gerade Motorräder vorbeiknattern – auch ruhige Serpentinenstraße über Hepsisau hinauf zum Randecker Maar, dessen Landschaft von Magerrasen mit großen Weidebäumen geprägt und mit zahlreichen Felsbrocken aus der Zeit des Weißen Jura gespickt ist. Gleich bei der Ziegelhütte findet sich ein Aussichtpunkt auf das Randecker Maar, das heute als bedeutendstes Dokument des Schwäbischen Vulkanismus vor etwa 16 bis 20 Millionen Jahren gilt. Am Ende der vulkanischen Aktivität entstand im


Schwäbische Alb

Schöne Aussichten für zwei: unterwegs auf einer ruhigen Panoramastraße bei Hepsisau.

Vulkanschlot ein Maarsee, in dessen Ablagerungen aufschlussreiche Fossilien einer subtropischen Flora und Fauna aus dem Miozän gefunden wurden. Einige Kilometer weiter darf man im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb selbst auf Fossiliensuche gehen. Nach nur kurzem Hämmern und Klopfen finden wir kleine Ammoniten in Ölschieferplatten. In der Ausstellung lernen wir viel über die Entstehungsgeschichte des Mittelgebirges und über die vielfältigen Biotope, die Radwanderer heute auf ihrer Fahrt über die Alb durchstreifen: seien es Wacholderheiden, Magerrasen mit ihrer besonderen Flora, Streuobstwiesen, Vul-

kan- und Karstlandschaften mit ihren Felsen und Höhlen oder üppige Laubwälder an den Berghängen.

Nachhaltig wirtschaften die Älbler Rund 85.000 Hektar der Alb gehören zum UNESCO-Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Ziel dieser Modellregion ist es, zu zeigen, wie sich Wirtschaft, Besiedlung und Tourismus im Einklang mit der Natur weiterentwickeln können. Regionalität und Nachhaltigkeit haben sich hier viele Betriebe auf die Fahnen geschrieben, oft wird ökologisch gewirtschaftet. So pedalieren wir in den kommenden Tagen

nicht nur durch eine einzigartige Landschaft, sondern finden auch einzigartige Gastgeber. Wie das gemütliche Wanderheim Harprechtshaus auf der Schopflocher Alb oder das Hofgut Hopfenburg in Münsingen, wo man im eigenen Zelt, im Schäferwagen oder in der Jurte schläft. Im Biosphärenzentrum Münsingen kann man fair gehandelten Gepa-Kaffee trinken und lernt in einer Ausstellung einige der tätigen Älbler kennen, so einen Bauern, der die Alblinsen rekultiviert hat, oder die Schäferin mit ihrer 900 Tiere zählenden Herde, die wir kurz zuvor auf der Fahrt durch das Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes gesehen haben. Rund RADtouren 6 | 13

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