300. Genossenschaftsbrief

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Nr. 300

April 2016

70. OÖ. Landesgenossenschaftstag – ein Grund zum Feiern

Ein „merkwürdiger“ Tag war der 30. März 2016: Zum einen wurde der Gründer der Raiffeisen-Idee Friedrich Wilhelm Raiffeisen am 30. März 1818 in Hamm an der Sieg geboren und zum anderen wurde der 70. OÖ. Landesgenossenschaftstag des Raiffeisenverbandes OÖ. im Palais Kaufmännischer Verein abgehalten. Grund genug, nicht nur einen Rückblick auf das abgelaufene, und in vielen Bereichen des oö. Genossenschaftswesens sehr erfolgreich verlaufene Jahr 2015 zu machen, sondern sich auch wieder einmal der Grundwerte einer Genossenschaft zu besinnen. Verbandsdirektor Dr. Rudolf Binder erwähnte in seinen Ausführungen, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt. Die Chancen, aus den herausfordernden Rahmenbedingungen Lerneffekte,

Weiterentwicklung und Dynamik zu generieren, sind in den Genossenschaften zu nützen bzw. werden von den Genossenschaften immer besser genützt. Genossenschaftsanwalt ÖR Ing. Franz Reisecker, der im Rahmen der turnusmäßigen Neuwahlen einstimmig wieder zum Genossenschaftsanwalt gewählt wurde, hob hervor, dass die oö. Raiffeisen-Genossenschaften in einem schwierigen Umfeld ihren Eigentümern und Kunden hohe Sicherheit geben. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern es gilt unverändert das Motto von Friedrich Wilhelm Raiffeisen: „Genossenschaften sind immer das, was menschliche Einsicht, geistige Kraft und persönlicher Mut aus ihnen machen.“


Genossenschaftsbrief 300 / April 2016

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Gute Zeiten – schlechte Zeiten Ob Zeiten gut oder schlecht sind bzw. waren, stellt sich üblicherweise erst im Rückblick heraus. Und selbst da können sich historische Fehleinschätzungen hartnäckig halten, auch wenn die Realität eine völlig andere war.

banken sind zur größten Bankengruppe des Landes geworden, die Molkereiwirtschaft liegt zum überwiegenden Teil in der genossenschaftlichen Eigenverantwortung der Milchbauern und die Warengruppe wurde zum unverzichtbaren Nahversorger des ländlichen Raumes. Viele neue Geschäftsideen sind genossenschaftlich aufgegriffen und zum Erfolg geführt worden. Harte Arbeit, neue Ideen und eine initiative Gesellschaft: Gute Zeiten!

Der 100. Todestag des Kaisers Franz Josef Verbandsdirektor Dr. Rudolf Binder lässt viele wieder an die gute alte Zeit zurückdenken, als alles noch so viel besser war und der alte Kaiser über Generationen hinweg für Wohlstand, Ausgleich unter seinen Völkerschaften und Frieden sorgte. In Wirklichkeit herrschte in weiten Teilen der Monarchie bittere Armut, der aufkeimende Nationalismus vergiftete jede sinnvolle Zusammenarbeit unter den Ländern der Monarchie und dass Franz Josef seit seiner Thronbesteigung 1848 bis zu seinem Tod 1916 immer wieder Kriege führte, die Österreich letztendlich alle verloren hat, müsste das Friedensimage wohl einigermaßen beschädigt haben.

Und wie sieht es heute aus? Brummt der Konjunkturmotor oder ruckelt er nur lustlos vor sich hin? Haben wir die Krisen unserer Zeit, von der Finanzüber die Schulden- und Konjunkturkrise bis zur Flüchtlingskrise erkannt und haben wir die richtigen Antworten darauf? Wie werden die späteren Generationen urteilen, gute Zeiten oder schlechte Zeiten?

Das Jahr 2016 ist auch für Raiffeisen OÖ. ein Jubiläumsjahr: Es ist das Jahr des 70. OÖ. Landesgenossenschaftstages. Vor 70 Jahren hat der Wiederaufbau der Genossenschaftsorganisation und der genossenschaftlichen Unternehmen aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs begonnen. Und dieser Wiederaufbau geriet zu einer eindrucksvollen Erfolgsgeschichte. Die Raiffeisen-

Genossenschaften haben seit 1848, dem Jahr in dem Friedrich Wilhelm Raiffeisen erstmals wirtschaftlich aktiv wurde, so manche harte Zeit erlebt und sind aus vielen Krisen gestärkt hervorgegangen. Wenn wir unsere genossenschaftliche Basis ernst nehmen und nicht auf dem Altar beliebiger Kapitalgesellschaften opfern, können wir sicher sein, dass wir auch wieder guten Zeiten entgegengehen. Apropos Jubiläum: Sie halten die 300. Ausgabe des Genossenschaftsbriefes in Händen, dessen Nr. 1 am 1. Juli 1945 erschienen ist. Verbandsdirektor Dr. Rudolf Binder – DW 29100

INHALT Gute Zeiten – schlechte Zeiten......................... 2

Genossenschaften: Heute noch sinnvoll? ........ 5

„Wirtschaftspolitik unter geänderten Rahmenbedingungen: Welche Auswirkungen hat der Flüchtlingsstrom auf Österreich und Europa?“ .................................. 3

Turnusmäßige Neuwahlen bei Raiffeisenbanken .............................................. 6 Molkereifunktionäre blickten über die Grenze .. 7

Frauen behaupten ihre Position Neuwahlen beim Raiffeisenverband OÖ. ......... 4

Veranstaltungen bis Ende September 2016 ..... 8


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Genossenschaftsbrief 300 / April 2016

„Wirtschaftspolitik unter geänderten Rahmenbedingungen: Welche Auswirkungen hat der Flüchtlingsstrom auf Österreich und Europa?“

Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber

U n i v. - P r o f . MMag. Dr. Gottfried Haber von der Donau-UniversitätKrems durchleuchtete beim diesjährigen Genossenschaftstag im Festreferat die wirtschaftspolitischen Herausforderungen unter dem Blickwinkel der aktuellen Flüchtlingsströme.

Schwachstellen werden deutlicher Die Herausforderungen sind nicht viel anders geworden, als jene, die bereits bestanden haben. Allerdings sind viele Schwachstellen deutlicher und drängender geworden als bisher vielleicht bewusst war. Das Wirtschaftswachstum in Österreich wurde in der letzten Zeit laufend nach unten revidiert, sodass der Eindruck des ständigen Bergab‘s entstand. Österreich konnte jedoch in den letzten Jahren ein ständiges Wirtschaftswachstum verzeichnen, wenngleich der Wettbewerbsvorsprung verloren ging. Die Arbeitslosigkeit ist auf ihrem Höchststand angekommen und wird – auch nach Anspringen der Konjunktur – nach Einschätzung von Prof. Haber noch weiter steigen.

Qualifikation ist Schlüsselfaktor Unabhängig von den Flüchtlingsströmen sieht Prof. Haber die Qualifikation der Menschen am Arbeitsmarkt als große Herausforderung. Langfristige Effekte entstehen durch Produktionspotenzial. Die Idee ist daher immer die Erhöhung der Leistung durch die steigende Anzahl an Menschen und Produktionsfaktoren. Dabei spielt auch das Qualifikationsniveau eine bedeutende Rolle, wo-

bei die Herausforderung darin gesehen wird, ob Qualifikation und Bildung schon mitgebracht werden oder erst erworben werden müssen. Ausbildung, Qualifikation und Spracherwerb stellen in der aktuellen Situation der Migrationswelle eine enorme Herausforderung dar.

Versicherungsprinzip fehlt Als weitere wirtschaftspolitische Herausforderung nennt Prof. Haber das Budget und den steigenden Druck auf die finanzierenden Gebietskörperschaften. Als Beispiel führt der Referent die Mindestsicherung an. Prof. Haber durchleuchtet kritisch eine der aus seiner Sicht größten wirtschaftspolitischen Herausforderungen Europas, das Fehlen einer klaren Versicherungsleistung bzw. eines klaren Versicherungsprinzips, bei dem alle sozialen Absicherungen an der Person anstelle von Ort oder Berufsgruppe hängen. Dabei darf auch eine weitere Herausforderung – das Pensionsantrittsalter – nicht außer Acht gelassen werden In seinem Resümee zu den wirtschaftspolitischen Herausforderungen – auch im Lichte der Migrationsbewegung – zieht Prof. Haber den Rückschluss, dass alte Strukturen zu überdenken sind. Der Referent plädiert für eine umfangreiche vertrauensfördernde Reform der bestehenden Systeme. Es sollen die in die Gemeinschaft eingebrachten Leistungen – ähnlich einem Versicherungsprinzip – berücksichtigt werden.

Genossenschaftsgedanke ist Eckpfeiler Der Festreferent sieht den genossenschaftlichen Gedanken als wichtigen Eckpfeiler dieser zukünftigen Entwicklung. Auch bei den wirtschaftspolitischen Herausforderungen der Migration gilt, dass Lösungen, die im Kleinen gefunden werden, in der Regel auch erfolgreich auf das Große übertragen werden können.

Mag. Sandra Kriechbaum-Gruber – DW 29350


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Frauen behaupten ihre Position Neuwahlen beim Raiffeisenverband OÖ. Im Rahmen des OÖ. Landesgenossenschaftstages fanden Neuwahlen der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder statt. Zwei Frauen sind aus den Funktionärsgremien ausgeschieden: Klara Pell – die erste Obfrau einer oö. Raiffeisenbank überhaupt – und Dr. Alexandra Kaar.

Mag. Dr. Regina Gattringer

Dafür wurden drei Frauen neu in die Funktionärsgremien gewählt: Mag. Dr. Regina Gattringer (Obmann-Stellvertreterin RB Feldkirchen-Goldwörth), Susanne Kreinecker (Obfrau Energiegenossenschaft Region Eferding) und Margareta Teufl (Aufsichtsratsvorsitzende RB Attergau). Die Anzahl der Frauen in den Funktionärsgremien des Raiffeisenverbandes OÖ. hat sich auf insgesamt acht, davon zwei im Vorstand und sechs im Aufsichtsrat, erhöht.

Besonders erfreulich ist, dass die Vorstandsmitglieder Anneliese Margareta Teufl Holly und LKR Anita Straßmayr auch dem Funktionärinnen-Beirat des Österreichischen Raiffeisenverbandes angehören.

Veränderungen im Vorstand Der langjährige 1. Genossenschaftsanwalt-Stv. ÖR Hannes Herndl ist im Zuge der Neuwahlen ausgeschieden; der bisher 2. Genossenschaftsanwalt-Stv. Johann Schneeberger (Sparte Milch) rückt in die Position des 1. Stellvertreters nach. Die Funktion des 2. Stellvertreters übernimmt der bisherige 3. Genossenschaftsanwalt-Stv. ÖR Ludwig Hubauer (Sparte Ware). Ing. Volkmar Angermeier (Sparte Geld) als bisheriges Vorstandsmitglied ist neuer 3. Genossenschaftsanwalt-Stv. Neu in den Vorstand wurden Ing. Roman Braun (RB Region Schwanenstadt), Karl Eschlböck (LG Eferding-Grieskirchen), Anneliese Holly (RB Atter-

see Süd) und Josef Pfoser (RB Region Rohrbach) gewählt. Als Vorstandsmitglieder ausgeschieden sind Kammerdirektor Ing. Friedrich Pernkopf und ÖR DI Karl Zittmayr.

Aufsichtsrat neu aufgestellt Gravierende Änderungen hat es im Aufsichtsrat gegeben. Sieben Mitglieder sind aus dem Kontrollgremium ausgeschieden – acht Personen wurden neu gewählt. Auch die Spitze des Gremiums stellt sich in einer neuen Zusammensetzung dar: ÖR Walter Lederhilger, Aufsichtsratsvorsitzender der RB Kremsmünster und Aufsichtsratsmitglied der Raiffeisenlandesbank OÖ AG, folgt dem langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden ÖR Josef Hammer nach. Alois Buchberger übergibt seine Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender-Stellvertreter an Susanne Kreinecker, Obfrau der unter ihrer tatkräftigen Mitwirkung neu gegründeten Energiegenossenschaft Region Eferding. Somit übt erstmals in der Geschichte des Raiffeisenverbandes OÖ. eine Frau eine Susanne Kreinecker Spitzenfunktion im Aufsichtsrat aus.

Diversität Der Raiffeisenverband OÖ. hat mit dieser neuen Zusammensetzung seiner Funktionärsgremien auch das angestrebte Ziel einer umfassenden Diversität nach Genossenschaftssparten, regionalen Gesichtspunkten, Berufsgruppen, aber auch Alter und Geschlecht möglichst klar berücksichtigt und dabei auch den Bestimmungen der Satzung des Raiffeisenverbandes OÖ. entsprochen.

Dank Der Raiffeisenverband OÖ. bedankt sich bei allen ausgeschiedenen Funktionärinnen und Funktionären für die gute Zusammenarbeit und freut sich auf die künftige Arbeit mit den Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern in der neuen Zusammensetzung. Verbandsdirektor Dr. Rudolf Binder – DW 29100


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Genossenschaftsbrief 300 / April 2016

Genossenschaften: Heute noch sinnvoll? Gemeinsam die Ziele besser als im Alleingang erreichen zu können, das ist der Grundgedanke jeder Genossenschaft. Friedrich Wilhelm Raiffeisen hat dies in seiner Zeit so formuliert: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“ Dieser Grundgedanke ist gerade in der heutigen Zeit moderner denn je.

Deren Entscheidungen haben sich aber an den Interessen aller Mitglieder zu orientieren und können frei von regionsfremden Eigentümerinteressen (wie z. B. Börsenkursen, Kapitalgebern) getroffen werden.

Wertschöpfung bleibt im Unternehmen Ein wesentlicher Unterschied zwischen Genossenschaften und kapitalmarktorientierten Unternehmen besteht auch darin, dass erwirtschaftete Gewinne in aller Regel nicht ausgeschüttet werden, sondern die gesamte Wertschöpfung in der Genossenschaft verbleibt. Es erfolgt keine Schwächung des Unternehmens durch Gewinnabflüsse an Investoren.

Unabhängigkeit der Prüfung

Österreichische Bergkräutergenossenschaft

Marktkonformes Verhalten notwendig Die Erzielung höchstmöglicher Renditen oder das Pushen von Kurswerten sind keinesfalls Ziele von Genossenschaften. Die Gewinnmaximierung im Sinne des „Shareholder Value“ steht nicht im Vordergrund. Eine Genossenschaft muss nachhaltig für die Eigentümer einen Nutzen stiften und für deren Erfolg mit einen Beitrag liefern. Obwohl die Erzielung höchstmöglicher Renditen nicht im Vordergrund steht, bedeutet dies aber nicht, dass Genossenschaften keine Gewinne erwirtschaften dürfen. Nur erfolgreiche Genossenschaften können auch langfristig den Förderungsauftrag erfüllen. Genossenschaften können und dürfen sich auch nicht dem Markttrend entziehen. Sie stehen im Wettbewerb wie jedes andere Unternehmen auch.

Identität von Eigentümern und Kunden In den Gremien von Genossenschaften sind im Regelfall Personen vertreten, die sowohl Mitglieder und damit auch Miteigentümer der Genossenschaft sind.

Bei einem nicht genossenschaftlichen Unternehmen erfolgt die Bestellung eines Abschlussprüfers auf Vorschlag des Aufsichtsrates durch die Hauptversammlung. In einer Genossenschaft wird der Prüfungsauftrag vom jeweiligen Revisionsverband an einen unabhängigen Prüfer vergeben. Diese Praxis wird von vielen als „Vorzeigemodell“ bezeichnet, das sich entsprechend bewährt hat. Als weiterer Faktor für eine gedeihliche Entwicklung einer Genossenschaft ist auch die von den Revisionsverbänden durchzuführende Gebarungsprüfung zu nennen. Diese Prüfung wird im Eigentümerinteresse zusätzlich zur Abschlussprüfung durchgeführt. Jede Genossenschaft hat einem Revisionsverband anzugehören. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen erfolgt auch die Betreuung der Genossenschaften in rechtlichen, steuerlichen bzw. betriebswirtschaftlichen Themen. Weiters werden neben den Mitarbeitern auch die ehrenamtlichen Funktionäre durch ein breites Schulungsangebot unterstützt.

Genossenschaften sind sinnvoll Die Genossenschaften sind die mit Abstand insolvenzsicherste Rechtsform in Österreich. Stabilität und Verantwortung für die jeweilige Region zeichnen Genossenschaften aus. Genossenschaften sind daher sinnvoller denn je! Gerhard Steinkress – DW 29330


Genossenschaftsbrief 300 / April 2016

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Turnusmäßige Neuwahlen bei Raiffeisenbanken Die anstehenden turnusmäßigen Neuwahlen bei den oö. Raiffeisenbanken werden zum Anlass genommen, das Thema „Wahlen“ grundsätzlich näher zu beleuchten. Wahlen sind der Regelung durch die Satzung vorbehalten, gesetzliche Bestimmungen gibt es dazu nur spärlich. In Mag. Michael Bruckmayer der Regel ist für jedes zu besetzende Mandat vom ehrenamtlichen Vorstand nach Anhörung der gewählten Aufsichtsratsmitglieder ein Wahlvorschlag einzubringen. Die Mitglieder haben je nach Regelung der Satzung ebenfalls das Recht, Wahlvorschläge einzubringen. Wählbar in den ehrenamtlichen Vorstand oder Aufsichtsrat sind jedenfalls nur Personen, für die schriftliche Wahlvorschläge zu den einzelnen zu besetzenden Mandaten bei der Genossenschaft eingebracht wurden.

d) für den Vorsitzenden des Aufsichtsrates, e) für dessen Stellvertreter, f) für die übrigen Mitglieder des Aufsichtsrates.

Bekanntgabe Wahlergebnis und Annahme der Wahl Nach jedem Wahlgang ist das Ergebnis sofort durch die Stimmenzähler festzustellen. Die Abstimmung über die Wahlvorschläge erfolgt in der Reihenfolge der Antragstellung. Bei Abstimmung mit Stimmzettel kann über mehrere verschiedene Anträge zugleich abgestimmt werden. Wird bei der ersten Abstimmung für keinen Wahlvorschlag die absolute Stimmenmehrheit erreicht, so kommt es zu einer Stichwahl über jene beiden Wahlvorschläge, die bei der ersten Abstimmung die meisten Stimmen erhielten. Als gewählt gilt, wer bei der Stichwahl die meisten Stimmen erreicht. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los. Die Wahl ist mit der Annahmeerklärung durch den Gewählten rechtswirksam.

Exkurs: Fit & Proper Wahlvorschlag Der Zeitraum zwischen der Einbringung eines schriftlichen Wahlvorschlages durch die Mitglieder bzw. durch die Delegierten bei Vorhandensein eines Delegiertensystems und dem Generalversammlungstermin muss grundsätzlich mindestens fünf Tage betragen. Der Wahlvorschlag kann erst nach Aushang der Einladung zu der betreffenden Generalversammlung eingebracht werden. Dem Antragsteller ist über die Einbringung des Wahlvorschlages eine Empfangsbestätigung auszustellen. Die Wahlvorschläge sind in der Generalversammlung vom Vorsitzenden zur Abstimmung zu bringen. Bei der Generalversammlung erfolgen die Wahlen grundsätzlich in sechs getrennten Wahlgängen, und zwar: a) für den Obmann bzw. die Obfrau, b) für dessen Stellvertreter, c) für die übrigen Mitglieder des ehrenamtlichen Vorstandes,

Im Zusammenhang mit Neuwahlen bei den Raiffeisenbanken ist auf das Thema „Fit & Proper“ hinzuweisen. Auf Basis der aufsichtsrechtlichen Vorgaben zu „Fit & Proper“ hat jedes Kreditinstitut Maßnahmen für die Auswahl und Beurteilung der Eignung von Geschäftsleitern, Aufsichtsrats- und Vorstandsmitgliedern und Inhabern von Schlüsselfunktionen (das sind im Wesentlichen leitende Mitarbeiter mit starkem Einfluss auf das Risiko) zu erstellen, diese Eignung regelmäßig zu überprüfen und zu dokumentieren. Dabei gilt der Grundsatz der Proportionalität, sodass Art, Umfang und Komplexität der Geschäfte sowie die Risikostruktur des Kreditinstituts, in welchem die Funktion als Funktionär, Geschäftsleiter oder Inhaber einer Schlüsselfunktion ausgeübt wird, Berücksichtigung finden.


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Bildungsrichtlinie beachten Für Aufsichtsrat, ehrenamtlichen Vorstand, Geschäftsleitung und Inhaber von Schlüsselfunktionen gelten aufgrund ihrer Verantwortung für die Leitung und Überwachung des Kreditinstituts spezifische Anforderungen in Bezug auf ihre fachlichen und persönlichen Kompetenzen. Die geforderten Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen jeder einzelnen Person im Hinblick auf die kollektiven Anforderungen an die Zusammensetzung der Gremien stellen sicher, dass auf Basis eines guten Verständnisses für die Geschäftstätigkeit, die Risiken und die Governance Struktur der Raiffeisenbank sowie die regulatorischen Rahmenbedingungen gut informierte und kompetente Entscheidungen für die Führung der Raiffeisenbank getroffen werden. Diese Voraussetzungen müssen grundsätzlich schon im Zeitpunkt der Wahl vorliegen. Aus diesem

Genossenschaftsbrief 300 / April 2016

Grund wird auf die sektorweit gültige Bildungsrichtlinie hingewiesen und ausdrücklich festgehalten, dass alle Funktionäre im Rahmen der jeweils geltenden Geschäftsordnungen verpflichtet sind, entsprechende Ausbildungen zu absolvieren. Dies ist auch Voraussetzung für eine Wiederwahl der Funktionäre. Im Besonderen ist bei den Raiffeisenbanken auch darauf zu achten, dass den zu wählenden Funktionären bereits vor der Generalversammlung, in der die Wahl stattfindet, entsprechende Grundinformationen zur Verfügung gestellt werden („Einschulungsprozess“).

Mag. Michael Bruckmayer – DW 29200

Molkereifunktionäre blickten über die Grenze Jährlich lädt der Raiffeisenverband OÖ. im Sinne der Bildungsrichtlinie die Funktionäre der oö. Molkereigenossenschaften zu einer Fortbildungsveranstaltung in das Bildungshaus Sankt Magdalena ein. Im Mittelpunkt der heurigen Veranstaltung standen neben den betriebswirtschaftlichen Kennziffern, die von Spartenleiter Gerhard Steinkress vorgebracht wurden, die Auswirkungen der mit 1. April 2015 abgeschafften Milchquote sowie der marktbedingte Milchpreisrückgang.

Emotionen beim Konsumenten wecken Einen Höhepunkt dieser Veranstaltungsreihe stellt immer der Blick über die Grenzen dar. Dieses Jahr referierte Dr. Johannes Simons von der Universität Bonn zum Thema „Die Landwirtschaft im Spiegel von Konsument und Gesellschaft: Bessere Kommunikation steigert die Akzeptanz“. Dabei kam zum Ausdruck, dass die Konsumenten zunehmend weniger über die Landwirtschaft wissen und unterschiedliche Bilder über Landwirt-

v. l.: Verbandsdirektor Dr. Rudolf Binder, Dr. Johannes Simons von der Universität Bonn, Genossenschaftsanwalt ÖR Ing. Franz Reisecker

schaft haben. Zum „Ankommen“ beim Konsument genügen heute längst nicht mehr nur sachliche Informationen. Es ist vor allem auch zu berücksichtigen, dass die Wirkung der Kommunikation über die Landwirtschaft stark durch Emotionen beeinflusst wird. Franz Gessl – DW 29500


Genossenschaftsbrief 300 / April 2016

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Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt

Erscheinungsort Linz Verlagspostamt 4020 Linz

Veranstaltungen bis Ende September 2016 Dienstag, 03.05.2016

Fachlich fit – Volkswirtschaft für den Funktionär, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Schloss Puchberg

Montag, 09.05.2016

Fachlich fit – Risikobeurteilung durch den Funktionär, Raiffeisenbanken

Raiffeisenbank in Grieskirchen

Mittwoch, 11.05.2016

Fachlich fit – Bank-Betriebswirtschaft für den Funktionär, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Schloss Puchberg

Dienstag, 17.05.2016

Fachlich fit – Volkswirtschaft für den Funktionär, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Schloss Puchberg

Samstag, 21.05.2016

Fachlich fit – Risikobeurteilung durch den Funktionär, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Sankt Magdalena

Dienstag, 24.05.2016

Fachlich fit – Basel III – Vertiefung, Raiffeisenbanken

Raiffeisenbank in Schärding

Dienstag, 31.05.2016

Fachlich fit – Kreditgeschäft für den Funktionär, Raiffeisenbanken Raiffeisenbank in Grieskirchen

Donnerstag, 09.06.2016

Arbeitsrecht für Führungskräfte, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Sankt Magdalena

Montag, 20.06.2016

Raiffeisen für Quereinsteiger, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Sankt Magdalena

Dienstag, 13.09.2016

1. Tagung für Geschäftsleiter, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Sankt Magdalena

Montag, 19.09.2016

2. Tagung für Geschäftsleiter, Raiffeisenbanken

Raiffeisenbank in Ried i.I.

Montag, 19.09.2016

Erfahrungsaustausch Kreditcontrolling, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Sankt Magdalena

Dienstag, 20.09.2016

Fachlich fit – Neu bei Raiffeisen: Aufgaben und Rolle des Funktionärs, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Sankt Magdalena

Montag, 26.09.2016

3. Tagung für Geschäftsleiter, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Schloss Puchberg

Dienstag, 27.09.2016

Fachlich fit – Bank-Betriebswirtschaft für den Funktionär, Raiffeisenbanken

Raiffeisenbank in Ried i.I.

Dienstag, 27.09.2016

Erfahrungsaustausch Kreditcontrolling, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Schloss Puchberg

Donnerstag, 29.09.2016

4. Tagung für Geschäftsleiter, Raiffeisenbanken

Raiffeisenbank in Vöcklabruck

Freitag, 30.09.2016

Seminar „Überzeugend auftreten und reden“, Raiffeisenbanken und Lagerhausgenossenschaften

Bildungshaus Schloss Puchberg

Impressum

Medieninhaber und Herausgeber: Raiffeisenverband OÖ., 4021 Linz, Starhembergstraße 49. Redaktion: Franz Gessl. Hersteller: Moserbauer Druck & Verlags-GmbH & Co KG., 4910 Ried i. I.

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Medieninhaber: Raiffeisenverband OÖ., 4020 Linz, Starhembergstraße 49 (100 %) Grundlegende Richtung: Information der dem Raiffeisenverband OÖ. angeschlossenen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften über grundsätzliche Fragen und über Themen aus den Fachabteilungen des Raiffeisenverbandes OÖ. Genderhinweis: Der Genossenschaftsbrief richtet sich an Frauen und Männer gleichermaßen. Zur besseren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Doppelnennungen verzichtet.


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