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IM BLICKPUNKT
Kapitalsuche wegen Konjunkturknick
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Laut den letzten Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die Weltwirtschaft dieses Jahr stärker schrumpfen als angenommen. Minus 4,9 Prozent lautet die aktuelle Schätzung. Im April war man noch von einem Minus von drei Prozent ausgegangen. Eine kurze, aber heftige Rezession wird auch für Österreich erwartet.
Zu dem gleichen Schluss wie der IWF kommen die Wirtschaftsforscher von WIFO und IHS. Beide sagen voraus, dass die Rezession kurz und schmerzvoll ausfallen wird. Für Österreich prognostiziert das WIFO heuer ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung von rund sieben Prozent, ebenso das IHS. Doch wenn alles gut geht („keine zweite Corona-Welle“), sollte es auch wieder schnell aufwärts gehen. Denn angesichts der Konjunkturpakete, die in Österreich und Europa geschnürt wurden, sind die Chancen intakt, dass die Erholung deutlich rascher ausfällt als in der Finanzkrise vor einem guten Jahrzehnt.
Größer als bisher angenommen wird das Loch sein, das die Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise im Budget verursacht. Einerseits sinken die Steuereinnahmen wegen des fehlenden Konsums und der geringeren Gewinne der Unternehmen, andererseits sind die Kosten für die Finanzierung der erwähnten Konjunkturstimuli immens.
Österreich begibt zweite hundertjährige Staatsanleihe
Österreich ist daher auf Kapitalsuche. Und Investoren suchen für ihr Geld Veranlagungsmöglichkeiten. Ende Juni hat Österreich für seine Finanzierung erneut eine hundertjährige Anleihe begeben. Das Volumen beläuft sich auf zwei Milliarden Euro. Für Österreich ist das kein Novum. Bereits im Jahr 2017 wurde über die Bundesfinanzierungsagentur eine „Jahrhundertanleihe“ begeben – die zog durchaus internationale Aufmerksamkeit auf sich. Der Bedarf nach sicheren Anleihen ist nach wie vor groß und viele Anleger wissen zu schätzen, dass ihr Investment vor größeren Wertschwankungen geschützt ist.
Auf den Staatsanleihenmärkten sind Papiere mit zehnjährigen Laufzeiten häufig zu finden – aufgrund der aktuellen Niedrigzinsphase sind auch 30 bis 50-jährige Laufzeiten im restlichen Europa üblich geworden. Mit Corona kam es in den meisten Ländern zu stark steigenden Ausgaben und somit generell zu einer vermehrten Tätigkeit der Staaten auf dem Bondmarkt. Die Europäische Zentralbank (EZB) wirkt dabei unterstützend. Sie kauft vermehrt Staatsanleihen auf, damit diese erfolgreich platziert werden und die Konjunktur angekurbelt wird.
WOLFGANG SCHÜRZ