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DATA EX MACHINA

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VORWORT

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Wenn Maschinen, Werkzeuge, Geräte und Produkte online miteinander kommunizieren, verwandeln sich Werkshallen zum „Industrial Internet of Things“. Das Meganetzwerk gilt als innovativer Technologie-Turbo für geschäftliche Höhenflüge.

Text: Christian Prenger • Foto: Shutterstock.com

Ganz alltägliche Gegenstände zeigen jetzt verborgene Talente. Türen, Küchengeräte, Fenster oder Lampen können kommunizieren, interagieren und ihren Besitzern dadurch das Leben erleichtern. Das reicht von der Heizung, die sich selbst einschaltet und reguliert, bis zum Haus, das auf die Sicherheit seiner Insassen achtet. Alle Helfer erledigen ihre Aufgaben im Internet of Things (IoT), ausgestattet mit Chips, Antennen und Sensoren. Längst umweht diese Version von Konnektivität der Hauch eines Wundermittels für Job und Alltag. Auf schlaue Dinge wartet eine Weltkarriere: 2023 werden 29,3 Milliarden Objekte vernetzt sein, prognostiziert das Technologieunternehmen Cisco. Aber nicht nur das traute Heim avanciert zum Smart Home. In der Industrie ist das Konzept ebenfalls längst angekommen. Digitalkollektive von Geräten, Maschinen, Werkzeugen und Produkten gelten als innovativer Technologie-Turbo für geschäftliche Höhenflüge. Wirklich enorm sind daher die Erwartungen an das Industrial Internet of Things (IIoT): Das Meganetzwerk soll als Gamechanger eine neue Ära einläuten und das kommerzielle Immunsystem von Betrieben nachhaltig stärken – und zwar in allen Abteilungen, von der Produktion über die Kommunikation bis hin zur Organisation. Wer digital abstinent bleibt, so IIoT-Experten, sieht von der Konkurrenz bald nur mehr die Rücklichter. Also wird fleißig in die neue Wunderwaffe investiert, wie ein Blick nach Deutschland bestätigt. Dort bremst Corona zwar momentan noch diverse IIoT-Vorhaben, von Stillstand kann aber keine Rede sein. Laut der Studie des IT-Beratungsunternehmens IDC wollen fast 40 Prozent der befragten Firmen alleine wegen Covid-19 ihre Investitionen erhöhen, nur 18 Prozent planen eine Senkung. Viele Entscheider hoffen sich mit dem eingesetzten Geld zentrale Vorteile für die Bewältigung kurzfristiger Herausforderungen zu verschaffen. 53 Prozent der Befragten wollen Prozesse optimieren sowie Kosten sparen, 47 Prozent erwarten sich treffsichere und schnellere Entscheidungen durch exakte Daten. Insgesamt haben 59 Prozent der Befragten Projekte in der Pipeline – auch um den Herausforderungen der Pandemie besser begegnen zu können.

Kontrolle und Effizienz

Für Experten sind diese Umfrageergebnisse wenig überraschend. „Die Nachfrage nach neuen Technologien wächst stetig. IIoT ermöglicht ein höheres Maß an Effizienz, Kontrolle sowie Datenzugriff in Echtzeit. Das intelligente Verarbeiten von Informationen wandert stärker in die Produktionsstätten. Verlässliche Lösungen sind dort in der Lage, Abläufe zu überwachen. Probleme werden dadurch identifiziert, ehe negative Folgen für den digitalen Arbeitsplatz entstehen. Eine derart vorausschauende Wartung von Komponenten, gekoppelt mit automatischen abgestimmten Einsatzplänen, fördert innovative Geschäftsmodelle“, unterstreicht Hannes Niederhauser, Vorstandsvorsitzender der S&T Gruppe. Der Technologiekonzern mit Hauptsitz in Linz hat für Manager, die den digitalen Expresszug Richtung Zukunft buchen möchten, das „SUSiEtec IoT-Toolset“ entwickelt. Durch die ganzheitliche Lösung SUSiEtec lassen sich verschiedene Infrastrukturen des Internet of Things zusammenführen. So können Industriebetriebe auf die oft sehr komplexen Herausforderungen der Transformation besser reagieren. Zusammen mit durch künstliche Intelligenz gestützten Analytics besteht die Chance, trotz imposanter Datenberge den Überblick über relevante Informationen zu wahren. Eine fundiertere Auswertung liefert außerdem Basismaterial für richtige strategische Entscheidungen. Ein frischer technologischer Wind weht auch durch die Werkshallen von Engel Austria. Das Unternehmen mit Stammsitz in Schwertberg verfolgt ebenfalls das Ziel, durch das Internet der Dinge Abläufe zu verbessern und die interne Flexibilität stark zu steigern. Der weltweit tätige Hersteller von Spritzgießmaschinen hat mit „iQ flow control“ ein Assistenzsystem entwickelt, das die Temperierung der Spritzgießformen dynamisch und selbstständig den jeweiligen Bedingungen anpasst und damit die Effizienz der Maschinen entscheidend beeinflusst. Ziel ist eine konstant hohe Güte der Erzeugnisse, während der Energiebedarf der Anlagen sinkt.

Produktivität und Qualität

Das schlaue System findet Anklang. So rüstet etwa ein großer Vorarlberger Kunde von Engel seine Maschinen mit der iQ flow control nach. Damit sollen die jährlichen Energiekosten um einen sechsstelligen Eurobetrag sinken. „Die Digitalisierung hilft, das volle Potenzial der Spritzgießmaschinen auszuschöpfen und mittels gewonnener Daten Fertigungsprozesse zu optimieren. Schon bald werden sich die Anlagen von selbst perfektionieren. Als Folge wachsen die Produktivität und die Qualität, was beides in höherer Wirtschaftlichkeit resultiert“, erklärt Stefan Engleder, CEO von Engel Austria.

Laut einer Studie wollen 40 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Investitionen erhöhen. Ganz oben stehen Projekte zur Prozessoptimierung.

ALS FOLGE WACHSEN DIE PRODUKTIVITÄT UND DIE QUALITÄT, WAS BEIDES IN HÖHERER WIRTSCHAFTLICHKEIT RESULTIERT.

STEFAN ENGLEDER, CEO ENGEL AUSTRIA

DAS INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS ERMÖGLICHT EIN HÖHERES MASS AN KONTROLLE, EFFIZIENZ UND DATENZUGRIFFE IN ECHTZEIT.

HANNES NIEDERHAUSER, VORSTANDSVORSITZENDER DER S&T GRUPPE

WIR BEGLEITEN ENTSCHEIDUNGSTRÄGER IN UNTERNEHMEN STEP BY STEP BEI DER DIGITALISIERUNG UND AUF DEM WEG ZU INDUSTRIE 4.0.

EKKEHARD REUSS, VORSTAND DER HEITEC AG

Innovationen wie Edge Computing sollen den IIoT-Aufwind prolongieren. Damit sollen die Daten dort verarbeitet werden, wo sie entstehen. Ein zentrales Data Warehouse ist nicht mehr nötig. Die Vorteile: direkte Reaktionen auf veränderte Datenlagen, schnellere Analysen und raschere Antworten. Die Befragten der ICD-Studie denken sichtlich positiv über diesen Ansatz. Rund 42 Prozent sind schon mit IIoT-Projekten aktiv, 29 Prozent planen Pilotversuche in naher Zukunft. Beliebte Anwendungen der neuen Technologie sind in Fertigungsbetrieben vor allem Tracking und Monitoring zur Optimierung des Asset-Einsatzes. Oder die Kommunikation zwischen Fahrzeugen im Bereich Automotive. Autonome Roboter als Ersatz für Menschen bei gefährlichen Tätigkeiten gelten ebenfalls als Option. Die vierte industrielle Revolution nimmt Fahrt auf. Dennoch zögern manche Entscheider beim Betreten des IIoT-Parketts. Die Ursachen sind häufig mangelndes Budget, geringes Know-how im Betrieb oder Sicherheitsbedenken. Auch latente Sorgen vor komplizierter Hard- und Software verhindern Digitalisierung. Abhilfe bieten Projekte wie jenes der HEITEC AG aus Erlangen. Der Spezialist für Systemlösungen in der industriellen Automatisierung und Digitalisierung kreiert jetzt mit dem Industrial-IoT-Softwarespezialisten Cybus ein gemeinsames Portfolio. Dieses Kompetenzzentrum in Sachen Datenvernetzung arrangiert für Kunden den Start einer modernen Produktion – schrittweise und nutzenorientiert, lautet das Versprechen. Ein Programm, das den kompletten Datenfluss zwischen IT und Shopfloor sichert, ebnet den Weg zur intelligenten Fabrik. Damit soll nicht nur die Premiere der Kunden in der New Economy gelingen; eine höhere Gesamtanlagen-Effektivität und Maschinentransparenz gelten als durchaus willkommene Nebenwirkungen. Die Industrial-IIoT-Edge-Plattform von Cybus dient damit der Mission, Interessenten aus den verschiedensten Branchen Zukunftsfitness zu verleihen. „Wir begleiten die Entscheidungsträger in Unternehmen step by step bei der Digitalisierung und auf dem Weg zu Industrie 4.0. Branchenwissen und Lösungsportfolio sind als Bindeglieder zwischen Feldebene und IT gedacht. Cybus ist mit seiner Software von der Konnektivität bis hin zur zentralen Fabrikdatendrehscheibe komplementär zu unserem Angebot. So lassen sich Betriebe ganzheitlich unterstützen und man kann Mehrwert schaffen“, erklärt Ekkehard Reuss, Vorstand der HEITEC AG. Das Netz wird immer engmaschiger. ••

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