HOMEOFFICE
FÜHRUNGSKRÄFTE MÜSSEN AUF ERGEBNISSE STATT ANWESENHEIT ACHTEN. BARBARA KELLNER, DELOITTE HUMAN CAPITAL
Barbara Kellner berät bei Deloitte Österreich Kunden zu Personal management-Themen.
08 business
Inga Höltmann, Journalistin, Keynote- Speakerin, Expertin für New Work und Digital Leadership.
80 % der österreichischen Unternehmen erwarten laut einer Studie von D eloitte, Universität Wien und Universität Graz einen steigenden Einsatz von Homeoffice.
sation anstatt mehr Gehalt gefordert. Flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice passen gut zusammen, wenn Unternehmen das Potenzial der Flexibilität voll ausnutzen möchten, bestätigt Kellner. Ein Trend, der übrigens nicht unbedingt auf jüngere Generationen beschränkt ist – inzwischen wird flexibles Arbeiten auch von älteren Mitarbeitern eingefordert. Dazu kommt: Bei der Suche nach Mitarbeitern spielen Angebote zum flexiblen Arbeiten eine größere Rolle; das gilt vor allem in Bereichen, in denen eine Ausweitung des Bewerbermarkts – Stichwort Fachkräftemangel – gewünscht ist. Neue Raumkonzepte Auch auf die Büros selbst hat das Auswirkungen. „Büros werden stärker zu Begegnungsräumen, aber Mitarbeiter sollten autonom entscheiden können, was sie möchten“, meint Inga Höltmann. Generell ist ihrer Ansicht nach das Schaffen von Begegnungs- und Austauschräumen für Unternehmen ein zentraler Punkt, aber auch auf virtueller Ebene. In Städten wie London, Paris oder auch Wien wird indes bereits mit gravierenden Auswirkungen der neuen Arbeitswelten auf den Immobilienmarkt gerechnet: Einerseits werden weiter entfernt liegende Wohngegenden für Pendler interessanter, wenn sie nur ein- oder zweimal wöchentlich ins Büro kommen müssen. Andererseits könnten Büromärkte unter Druck geraten, wenn kleinere Flächen benötigt werden. Büros, die individuell und rasch adaptiert werden können, werden stärker nachgefragt.
WIR HABEN JETZT EINEN AUSBLICK, WIE WIR IN ZUKUNFT ARBEITEN WERDEN. INGA HÖLTMANN, NEW-WORK-EXPERTIN
© Deloitte, Axel Kuhlmann, Blende11 FOtografen, Newsadoo , adobe.stock.com / sira anamwong
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ogginghose statt Zweireiher, T-Shirt statt Bluse, Schlabberlook statt Krawatte: Im Homeoffice spielt die Kleidung eine untergeordnete Rolle – und selbst bei einer Videokonferenz muss man nur bis zur Körpermitte einigermaßen geschäftlich gekleidet sein. Lockere Kleidungsvorschriften sind aber nur ein Effekt der steigenden Popularität des Arbeitens zu Hause. „Bisher waren die Vorbehalte gegenüber Homeoffice hoch: Viele Unternehmen hatten es prinzipiell angeboten, aber nutzen durften es nur wenige“, sagt Barbara Kellner vom Beratungsunternehmen Deloitte. Oder es war erlaubt, wurde aber von Mitarbeitern wenig genutzt – aus technischen Gründen oder weil Nachteile im Job befürchtet wurden. Das hat sich drastisch geändert: Laut einer Studie von Deloitte, die gemeinsam mit den Universitäten Wien und Graz durchgeführt wurde, wird Homeoffice auch in Zukunft populär bleiben. Die große Mehrheit erwartet sogar, dass Arbeiten außerhalb des Büros stark ausgeweitet wird. Die deutsche New-Work-Expertin Inga Höltmann ist sicher: „Wir haben jetzt einen Ausblick darauf, wie wir in Zukunft arbeiten werden – nämlich flexibler und nicht mehr jeden Tag im Büro.“ Welche Auswirkungen hat das auf die Strukturen im Unternehmen? „Homeoffice bewegt sich stets im Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Kontrolle“, sagt Barbara Kellner. In dieser Hinsicht müssten Unternehmen klar definieren, wo sie stehen und welche Spielregeln es gibt. Vertrauen wird überhaupt zum zentralen Schlagwort. „Führungskräfte werden mehr auf Ergebnisse statt auf reine Anwesenheit achten müssen.“ Auch Inga Höltmann meint, dass sich gerade ein neues Führungsverständnis herauskristallisiert, bei dem das Ergebnis im Vordergrund steht. Die Popularität von Homeoffice ist das Startsignal für einen grundlegenden Wandel der Arbeitswelten. Flexibles Arbeiten wird zur Norm, ein Mehr an Freiheit zur Selbstverständlichkeit, die richtige Balance zwischen Job und Freizeit noch wichtiger. Höltmann: „Neben der räumlichen Flexibilität ist auch eine zeitliche gefordert, dabei muss auf die Wünsche der Mitarbeiter Rücksicht genommen werden.“ So könne es sein, dass Vollzeitjobs nicht mehr im Mittelpunkt stehen, oder es wird Zeitkompen-