GOSSENSASS · PFLERSCHTAL · STERZING · FREIENFELD · WIESEN-PFITSCH · RIDNAUNTAL · RATSCHINGSTAL · JAUFENTAL
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EISACKTAL STERZING-RATSCHINGS – TAL DER WEGE
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xxxxx xxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Prächtige Gewänder xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Historische Trachten im Wipptal
Die „haarige“ Heilige Kirchenpatronin Maria Magdalena in bemerkenswerter Haarpracht
Hier darf xxxxxx Kuh Xxxxxxxxxxxxx ganz Kuh sein Ursprüngliche Milchprodukte auf der Alm xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Schloss | Castel Wolfsthurn
Südtiroler Landesmuseum für Jagd und Fischerei Museo provinciale della caccia e della pesca South Tyrolean Museum of Hunting and Fishing
Öffnungszeiten 1 . April –1 5. November Dienstag –Samstag: 1 0–1 7 Uhr Sonn- und Feiertage: 1 3–1 7 Uhr 1 . November geschlossen
Orario d’apertura 1 ° aprile–1 5 novembre martedì–sabato: ore 1 0–1 7 domenica e festivi: ore 1 3–1 7 chiuso il 1 ° novembre
Opening Hours 1 st April –1 5 th November Tuesday–Saturday: 1 0–1 7 Sunday and Holidays: 1 3–1 7 closed on 1 st November
Tel. (+39) 0472 758 1 21 | 39040 Ratschings/Mareit | Racines/Mareta jagdmuseum@landesmuseen.it | museo-della-caccia@museiprovinciali.it www.wolfsthurn.it
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Die Tiroler Tracht – eine Pracht!
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Von der Kuh in den Becher
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Inhalt
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04 Die Tiroler Tracht – eine Pracht! Kulturelle Schätze, die noch heute gepflegt werden
Immer bereit zu helfen
10 Immer bereit zu helfen Südtiroler Bergretter im Einsatz 14 Die Natur auf dem Brettl Hausgemachte Produkte auf der Rinneralm-Hütte 18 Vergängliche Kunst Die faszinierende Arbeit von Bodypainter Johannes Stötter 20 „Das Beste aus Ost und West“ Spitzenkoch Burkhard Bacher erzählt von seiner einzigartigen Italo-Thai-Küche 24 Die „haarige“ Heilige Das ungewöhnliche Altarmotiv in der St.-Magdalena-Kirche in Ridnaun
36 Die tödliche Flucht Wenn Skitouren durch die Habitate der Wildtiere führen … 40 Der weiße Alleskönner Abenteuer für aktive Wintergenießer
26 Glückliche Tiere, glückliche Menschen Im Gespräch mit Schafbauer Peter Wieser
42 Pistenspaß3 Drei Ski-Hotspots: Rosskopf, Ratschings-Jaufen und Ladurns
28 Vom Kurort zum Niemandsland Brennerbad – eine wehmütige Erinnerung
45 Schon erlebt? Attraktionen in Sterzing, Ratschings und Umgebung
32 Von der Kuh in den Becher Auf Tour mit dem Milchsammelwagen
46 Info Wissenswertes über Anreise, Klima und Verkehr
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Text: Oskar Zingerle
Fotos: Stefano Orsini
Die Tiroler Tracht eine Pracht !
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TRADITION
Der Begriff „Tracht“ ist eine Ableitung von „tragen“ (einer Kleidung). Hinter dieser recht weitläufigen Bezeichnung verbergen sich aber – insbesondere auf Tirol bezogen – wahre kulturelle Schätze, die heute nach allen Regeln der Handwerkskunst gepflegt werden.
ten – nein, Jahrhunderten! – gewachsen sind und heute noch nach diesen Mustern in aufwändiger Handarbeit hergestellt werden. Dazu haben wir uns mit Helmut Rizzolli unterhalten, einem anerkannten Fachmann zu diesem Thema, der sich in den vergangenen Jahren für die tragbare Wiederbelebung zahlreicher in Vergessenheit geratener Trachten erfolgreich eingesetzt hat. Wie es der Name schon sagt, liegt der Ursprung „historischer Trachten“ in der Vergangenheit. Landesherrscher ließen für ihre Obrigkeitsgebiete ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Kleiderordnungen festschreiben, um Bauern, Bürgerliche, Adelige und Geistliche auch äußerlich klar unterscheidbar zu machen. Dabei wurden den Bauern lediglich hausgemachte Textilien wie Loden und Leinen erlaubt, während man den gehobenen Schichten auch teure Importware zugestand. „Rund 200 Jahre später ließ Kaiserin Maria Theresia diese Kleiderordnung nicht mehr erneuern, und so entwickelten sich insbesondere in Tirol zahlreiche kleinräumige Verschiedenheiten der ländlichen Trachten“, sagt Rizzolli. Bilder, Votivtafeln, Verlassenschaftsinventare sowie Museen und Sammlungen dokumentieren die Entwicklung der Trachten samt örtlicher Unterschiede und sind somit wertvolle Belege für deren Wiederbelebung.
Wer trägt heute Tracht?
Im Alpenraum hat sich in den vergangenen Jahren wieder eine Vorliebe für Trachten entwickelt. Wer aufs Fest geht, zieht sich gerne eine Tracht an: die Damen ein Trachtenkleid, die Männer eine Lederhose und ein Hemd oder T-Shirt. Haben Sie das Bild schön vor Augen? Dann nehmen
Sie Ihren inneren Rotstift und machen Sie ein großes X drüber. Denn wovon wir in dieser nun folgenden Geschichte reden werden, hat mit Trachtenmode gar nichts zu tun. Trachtenmode ist wie jede Modeerscheinung sehr flexibel und kann im Grunde von jedem Modedesigner beliebig interpretiert werden. In diesem Text erzählen wir von „historischen Trachten“, also solchen Gewändern, die im Zuge von Jahrzehn-
Während Trachten früher, wie angesprochen, Standes unterschiede markierten, werden sie heute vorwiegend von Musikkapellen, Schützen und Volkstanzgruppen getragen. Immer weniger Privatpersonen leisten sich den Luxus einer eigenen Tracht, die noch dazu fast ausschließlich zu kirchlichen Anlässen getragen wird. Der Begriff Luxus trifft bei einer Tracht in jedem Fall zu: Man bekommt sie nämlich nicht im Kleidungsgeschäft nebenan, sondern sie wird ausschließlich maßgefertigt. Dabei sind Handwerkstechniken gefragt, die zum Teil immer mehr in Vergessenheit geraten oder gar vom Aussterben bedroht sind. Das beginnt bei den handgestrickten Kniestrümpfen mit ihren kunstvollen Mustern, geht über das Kleid mit aufviae 2019 | 5
Die Frauentracht Hut: nicht überall bei Frauentrachten üblich
Flor: aus weicher Seide, sorgfältig um den Hals ge schlungen, in der Mitte ver knotet oder von einem Ring zusammengehalten
Schnürmiedertracht: Ein kur zes Mieder hält den gefältelten Kittel, wobei der Ausschnitt des Leibchens durch einen Brust latz verdeckt und das Mieder darüber geschnürt wird.
Schuhe: Schlichter Glatt lederschuh mit einem 2,5 bis 5 cm hohen Absatz
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Trachtenbluse (früher im Dialekt „Pfoat“): aus Leinenstoff mit Spitzen an den Ärmeln und manchmal am Hals („Spitzengoller“). Die Ärmel werden bis über die Ellbogen ge schoben. Am Unterarm trägt man mancherorts so genannte „Tatzlen“. Jacke („Tscheapl“ oder „Jöppl“): für die kälteren Monate, meist braun oder schwarz gehalten, mancherorts mit andersfarbigen Bändern am Halsausschnitt oder an den Ärmelblenden „Tatzlen“: fingerlose Handschuhe, meist schwarz, gehäkelt Schürze („Schurz“): aus Baum wolle, Wolle oder Seide; je nach Verbreitungsgegend in verschie denen Farben und Mustern. Die Schürzenbänder werden vorne auf der linken (ledig) oder rech ten (verheiratet) zu einer schö nen Masche gebunden.
Musikkapellen in Reih‘ und Glied und in klingendem Spiel sind jedes Mal ein Erlebnis für Augen und Ohren
Die Knappenkapelle Ridnaun mit ihrer typischen Bergmannsuniform
wändigen Faltungen, besonders gemusterten Stoffen, Bändern und von Hand eingenähten Ornamenten bis hin zu den Hüten in verschiedensten Formen. Bei der Männertracht ist es die hochwertige Hirschlederhose mit ihren aufgestickten Mustern, die nur noch von wenigen Meistern ihres Fachs hergestellt wird. Etwas leichter ist es mit den mancherorts getragenen federkielbestickten Gurten, zumal sich dieses Handwerk recht gut vor allem im Sarntal erhalten hat. Bei so viel notwendiger Handarbeit ist es kein Wunder, dass man für eine komplette Tracht gut und gerne zwischen 2.000 und 4.000 Euro hinblättert. Das Einkleiden einer 30 bis 60 Mann und Frau starken Trachtenformation kostet also ein kleines Vermögen. Dem Land Südtirol sind Erhaltung und Pflege des Trachtenwesens jedoch wichtig, und so werden Vereine in dieser Hinsicht finanziell großzügig unterstützt. Zahlreiche Spesen – etwa für Reparaturen – bleiben trotzdem an den Vereinen hängen, und so freuen sie sich, wenn
ihre Veranstaltungen, Feste und Konzerte gut besucht werden, sodass am Ende genügend Geld zur Finanzierung ihrer Kosten übrigbleibt.
Besonderheiten im Wipptal Von den über 200 Musikkapellen in Südtirol sind 13 im Wipptal beheimatet. Zum Teil sind sich die entsprechenden Trachten auf den ersten Blick ziemlich ähnlich. Einige aber unterscheiden sich deutlich vom Rest, wie etwa jene der Knappenkapelle Ridnaun, auch wenn diese nicht direkt etwas mit den historischen Tiroler Bauerntrachten zu tun hat. Wie der Name schon verrät, geht der Ursprung der Knappenkapelle auf die Bergbautradition des Ortes zurück, und dem entsprechend tragen die Ridnauner Musikanten eine schwarze Bergmannsuniform mit goldenen Knöpfen. Eine Besonderheit stellt dabei der Männerhut dar. Der Federbusch (früher ein Federwisch) wurde von den Knappen für die Reinigung der Sprenglöcher benutzt. viae 2019 | 7
Die Männertracht Hut: Er wurde früher als Symbol freien Bauerntums in der Kirche, am Friedhof, beim Segen oder beim Gruß geistlicher Herren abgenommen. Einseitig aufgeschlagene Hüte oder Federn sind bei Schützenhüten gebräuchlich, während sie mancherorts mit Blumen geschmückt werden.
Hosenträger: selten aus Leder (Sarntal), meist aus grünen Bor tenbändern.
Bauchgurt: meist aus schwarzem oder braunem Leder, häufig mit verschiedenen Ornamenten aus Pfauenkielen bestickt, mancherorts mit Verzierungen aus Mes sing- oder Zinnnägeln.
Hose: je nach Tracht entweder aus Leder (knielang) oder aus Trachtenloden. Zur Le derhose werden Stutzen getragen.
Stutzen (=Strümpfe, je nach Gegend gelblich, weiß oder blau). Handgestrickte, gut sitzende Stutzen mit alten Mustern sind eine besondere Zier.
Schuhe: Trachtenschuhe sind zu Lederhosen unerlässlich, während bei langen Hosen ein fache, schwarze Schuhe mit flachem Absatz getragen werden. Zierschnallen sind bei Bür gertrachten angebracht.
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Trachtenhemd („Pfoat“): aus Leinen, Halblei nen oder Baumwolle mit gereihten Armkugeln und Bündchen. Flor: schwarzes Stoffband, sorgfältig um den Hals gelegt, vorne verknotet; die Enden ver schwinden unter dem „Leibl“. „Leibl“ (Leibchen) oder Brustfleck: ähnlich dem Gilet, häufig vorne in rot gehalten, wäh rend der Rücken aus einem andersfarbigen, gemusterten oder bestickten Stoff besteht. „Joppe“ (Jacke): aus schwerem Loden, viel fach mit farbigem Aufschlag oder Einfassung. An der Joppenfarbe konnte man seinerzeit den Ehestand erkennen, ebenso wie bei Farbe oder Schnüre vom Hut.
Die Tracht der Musikkapelle Mauls wurde vom Schlossherrn zu Welfenstein entworfen und gestiftet
Bei der Wiederbelebung der Tracht der Musikkapelle Mareit diente ein Kupfer stich aus dem Jahr 1799 als Grundlage
Eine Seltenheit findet man bei der Tracht der Musikkapelle Mareit. Um genau zu sein, handelt es sich dabei um einen gebietstypisch verzierten Aufschlag der Männerjoppe („Joppe“ = Dialektbezeichnung für die Jacke). Hier diente ein Kupferstich aus dem Jahr 1799 als Grundlage für die Wiederbelebung dieses Details in der neuen Tracht. Weniger bäuerlich geprägt war und ist die Bezirkshauptstadt Sterzing: Wie in mehreren Städten und Marktgemeinden Südtirols, gibt es hier eine sogenannte Bürgerkapelle. De facto besteht kein Unterschied zur Musikkapelle; historisch wird diese feine Differenzierung in der Bezeichnung durch das hier vorwiegend ansässige Bürgertum begründet. Auf den ersten Blick deutet der Zylinder der Sommertracht auf diese Eigenheit hin.
Lange Männerjoppen hingegen, wie man sie beispielsweise in Bozen und Brixen findet, tragen die Sterzinger Musikanten nicht. Ihre Joppe ist sehr kurz geschnitten und in diesem Detail somit dem ländlichen Stil ähnlich. Ins Auge sticht die farbenfrohe Tracht der Musikkapelle Mauls, die 1908 vom Schlossherrn zu Welfenstein, Professor Edgar Meyer, entworfen und gestiftet worden ist. Sie wird hauptsächlich in den Sommermonaten bei feierlichen Anlässen und Ausrückungen getragen. Bei kleineren Anlässen und besonders im Winter wird die „Schützentracht“ getragen. Dabei handelt es sich um die Tracht der ehemaligen Schützenkompanie.
MUSIKKAPELLEN IM SÜDTIROLER WIPPTAL Vereinskapelle Gossensass Musikkapelle Innerpfitsch Musikkapelle Jaufental Musikkapelle Mareit Musikkapelle Mauls Musikkapelle Pflersch Musikkapelle Ratschings
Knappenkapelle Ridnaun Bürgerkapelle Sterzing Musikkapelle Stilfes Musikkapelle Telfes Musikkapelle Trens Musikkapelle Wiesen
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Text: Astrid Tötsch
Fotos: Bergrettung Sterzing, Oswald Trenkwalder
Die raue Südtiroler Bergwelt übt eine hohe Faszination aus und zieht dementsprechend viele Menschen an. Manchmal geraten sie in eine Notsituation. Da ist es gut, wenn eine effiziente Struktur für rasche Hilfe sorgt: Es sind an die tausend Freiwillige, die in den verschiedenen Südtiroler Bergrettungsorganisationen tätig sind. Auch in Sterzing gibt es eine Niederlassung.
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AKTIV viae 2019 | 11
Ein deutscher Urlauber war von Stein/Pfitsch in Richtung Hochfeilerhütte und Edelrauthütte aufgebrochen – zu spät, wie es sich herausstellte, denn die Dunkelheit brach überraschend schnell ein. Der besorgte Gastwirt des Hotels, wo der Gast untergebracht war, informierte die Berg rettung. Die Mannschaft um Peter Payrer, Rettungsstellenleiter der Bergrettung Sterzing, machte sich schnell auf den Weg in das Pfitscher Hochtal und schritt jene Pfade ab, die der Urlauber genommen haben könnte. Nach längerer Suche bemerkte ein Bergretter in einem Graben eine Bewegung. Tatsächlich war es der vermisste Urlauber: „Was machen Sie denn hier?“, fragte dieser überrascht – die Bergretter hatten ihn wohl in seinem Schlaf gestört. „Ich glaube, wir suchen Sie!“, war Peter Payrers ebenso überraschte Antwort. Der Urlauber hatte eingesehen, dass er in der Dunkelheit den Weg nicht zum Gasthaus zurückfinden würde und wollte im Graben auf den nächsten Morgen warten. Diese Suche hatte einen glücklichen Ausgang genommen, auch dank der raschen Meldung des Gastwirtes. „Der Zusammenhalt und das ‚Aufeinander schauen‘ wird bei uns eben groß geschrieben“, erzählt Payrer. Gast- und Hüttenwirte kümmern sich sehr um die Sicherheit ihrer Gäste. Unfallprävention passiere bereits hier, weshalb man Ratschläge der Hüttenwirte und Hinweise auf die Wetterlage immer beherzigen sollte. Beim leisesten Verdacht, es könnte etwas passiert sein, wird die Bergrettung verständigt. Diese geht jedem Hinweis nach, und so hat die Sorge um das Wohlergehen der Gäste schon manches Leben gerettet.
Achtung, Einsatz! Wenn in den Südtiroler Bergen jemand in Not gerät, dann wird der Bergrettungsdienst verständigt. Die Ursprünge des Rettungsdienstes im Alpenverein 12 | viae 2019
reichen zurück bis ans Ende der Kaiserzeit. Durch den zunehmenden Alpintourismus wurde die Einrichtung dieses Dienstes notwendig. Südtirolweit verfügt er zurzeit über beinahe 1.000 Mitglieder, die in 35 Bergrettungsstellen gegliedert sind. Eine davon ist die Bergrettung Sterzing, deren Wachbereich sich auf die Gemeindegebiete Sterzing, Pfitsch und Freienfeld erstreckt. Peter Payrer, seit 33 Jahren bei der Bergrettung und seit zwölf Jahren Rettungsstellenleiter in Sterzing, ist selbst begeisterter Bergsteiger und Skitourengeher und übt wie jeder andere Berg retter diese Berufung freiwillig
und neben seiner eigentlichen Arbeit aus. Die Bergretter tragen ständig einen Pager mit sich, mit dem sie zu den Einsätzen gerufen werden. Sobald ein Alarm ausgelöst wird, findet sich die Mannschaft in der Bergrettungszentrale in Sterzing ein. Gleichzeitig mit der Alarmmeldung werden die wichtigsten Informationen geliefert: Einsatzort, Art der Verletzung und bereits eingeleitete Hilfsmaßnahmen. Der Einsatz wird bestätigt und anschließend die Verunfallten oder deren Begleiter kontaktiert, auch um zu klären, ob ein Hubschraubereinsatz sinnvoll wäre. Die Bergretter versu-
chen, so schnell wie möglich den Einsatzort zu erreichen, leisten Erste Hilfe, bergen die verletzte Person und bringen sie je nach Schwere der Verletzung in das dafür zuständige Krankenhaus. War vor einigen Jahren die Betreuung der Begleiter der Verunfallten noch eher nebensächlich, habe sich in diesem Bereich in den vergangenen Jahren sehr viel getan, erzählt Payrer. „Besonders Urlaubsgäste, die sich hier nicht auskennen und zu ihren Angehörigen oder Freunden möchten, brauchen Hilfe“, so der Rettungsstellenleiter. Einer der Bergretter bleibt dann üblicherweise bei ihnen und begleitet sie
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BRD IM WIPPTAL Derzeit hat die Bergrettung Sterzing über 26 Mitglieder, davon sechs Anwärter. Bei Einsätzen arbeitet sie mit der nationalen Berg- und Höhlenrettung CNSAS (CAI) zusammen. Neben Sterzing versieht die Bergrettung Ridnaun-Ratschings den Dienst im Gemeindegebiet Ratschings und die Bergrettung Gossensass-Pflersch im Gemeindegebegiet Brenner.
zurück ins Tal, gibt Auskunft zu verschiedenen Fragen und leistet auch psychologische Betreuung, die aufgrund des Schocks dankend angenommen wird. Auch Jahre später verspüren Gerettete oder deren Angehörige immer noch eine tiefe Dankbarkeit und schicken jährlich Weihnachtskarten. „Wenn ein Einsatz gut ausgeht, dann ist das für einen Bergretter die größte Befriedigung“, erzählt Payrer. Das oberste Ziel sei es zu helfen – und manchmal überwinde man sich dabei selbst und gehe Risiken ein, die man auf einer privaten Tour vielleicht nicht eingehen würde.
Die eigene Spur „Die Faszination des Berges lockt viele Touristen und Einheimische in die raue Südtiroler Landschaft“, erzählt Payrer. Der Reiz liege vor allem darin, nicht vorgegebene Wege zu beschreiten, nicht der Spur zu folgen, sondern eine eigene zu finden. Dies stelle den Menschen und seine Persönlichkeit vor eine große Herausforderung: „Sie zu bewältigen heißt, einen persönlichen Erfolg zu verbuchen“. Eine imposante Erhebung in der Wipptaler Bergwelt ist der Tribulaun in Pflersch. „Wenn man
von Süden kommend in Richtung Sterzing fährt und die Spitze des Tribulaun sieht, ist das einfach ein majestätischer Anblick“, beschreibt Payrer. Zu seinen Lieblingsgegenden zählt jedoch das Pfitscher Hochtal, das noch relativ wenig touristisch erschlossen und eher etwas für Eingeweihte ist: „Die Berge sind hier bizarrer.“ Viele Berg- und Skitouren seien anspruchsvoller als in den anderen Wipptaler Gegenden und etwas für geübtere Sportler. Für Familien mit kleinen Kindern bieten die vielen Almwege in Ratschings ein besonderes Erlebnis. Gefragt
sei aber immer der verantwortungsbewusste Umgang mit der Natur – und mit sich selbst.
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Text: Astrid Tรถtsch
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Fotos: Oskar Zingerle
GENUSS
Freundliche Kühe grasen auf saftigen grünen Wiesen, Hühner und Truthähne scharren am Boden, Hasen knabbern an frischen Bergkräutern. Dieses Luxusleben dürfen die Tiere auf der Rinneralm in Ratschings führen. Die Rinneralm-Hütte liegt auf 1.892 m Meereshöhe und wird von Walter Schölzhorn betrieben. Seine Familie bewirtschaftet sie bereits seit 1990. Nach einem unerwarteten Schicksalsschlag – Walters bis dahin sehr rüstige Mutter war plötzlich an den Rollstuhl gefesselt – kümmert er sich neben seinem Bauernhof und Hotelbetrieb in Ratschings auch um diese Almhütte. Eine große Unterstützung damals wie heute sind seine treuen und fleißigen Mitarbeiter und seine Frau Karin.
Leben mit der Natur 95 Rinder verbringen den Sommer auf der Rinneralm, zwölf davon werden täglich gemolken. Die entsprechenden Milchprodukte werden auf der Almhütte zum Verzehr und Verkauf angeboten. Was Einheimische und Gäste hier besonders schätzen, sind nicht nur die typischen Gerichte wie Knödel, Gulaschsuppe und Kaiserschmarrn, sondern auch das Marendebrettl mit den hausgemachten Produkten. Zum Beispiel Graukäse, gewürzt mit Essig, Öl und Zwiebel, dazu frische Butter und hausgemachtes Nussbrot. „Das ist schon was Feines – man hat ja sozusagen die Natur auf dem Brettl“, schwärmt Walter. Als gelernter Koch begeisterte er sich von Beginn an für die Milchverarbeitung. „Es dauert viel länger, ein guter Senner zu werden als ein guter Doktor“ – diesen Spruch, der in vielen Almhütten hängt, kann Walter nur bestätigen. In zahlreichen Kursen eignete er sich das notwendige Wissen an, um unverfälschte und naturbelassene Produkte wie Käse, Joghurt und Butter herzustellen. Dafür werden täglich rund 180 Liter frisch gemolkene Milch weiterverarbeitet. Zum überwiegenden Teil stellt Walter den vorhin genannten würzigen und gereiften Graukäse her, den man hauptsächlich im Ahrntal und Passeiertal findet. viae 2019 | 15
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Graukäse Gleich frühmorgens wird Magermilch einem natürlichen Säuerungsprozess ausgesetzt, indem etwas saurer Topfen hinzugefügt wird. Nach eineinhalb Tagen erreicht der Topfen den richtigen pH-Wert. Er soll „gut“ säuerlich sein, wie Walter erklärt – „nicht zu viel und nicht zu wenig“. In einem alten Kupferkessel wird die gestockte saure Milch über eine offene Feuerstelle langsam auf 48 bis 52 Grad erhitzt, bis sie sich zusammenzieht. Die Masse wird ein bis zweimal gewendet und dann zum Abtropfen aufgehängt. Der Käseklumpen wird mit den Händen zerrieben, mit Salz und Pfeffer gewürzt und in Formen gepresst. Sieben bis acht Laibe Graukäse stellt Walter jeden Tag auf diese Weise her.
Butter Dem frischen Rahm werden spezielle Milchkulturen zugesetzt. Nach einer bestimmten Reifezeit wird der Sauerrahm mit einem elektrisch betriebenen Kübel zu Butter verarbeitet. Rund sechs bis sieben Kilo Butter können so pro Tag hergestellt werden. Nach dem Waschen und Klopfen portioniert Walter die Butter mit speziellen Modeln, verpackt sie und stellt sie kühl. Lange muss sie allerdings nicht im Kühlraum bleiben, denn die Butter ist sehr gefragt: Was produziert wird, wird innerhalb kurzer Zeit verkauft.
Joghurt Das Rezept für die Herstellung des Rinneralm-Joghurts bleibt ein Geheimnis; es sei nur so viel verraten: Unter Kennern ist Walters Joghurt ein echter Geheimtipp. Es wird täglich frisch hergestellt, und dazu gibt es herrlich süße Erdbeeren aus dem Tal. Lecker!
Weich- und Schnittkäse Für Frischkäse kann sich Walter ebenfalls begeistern. Allerdings wird er nicht verkauft, sondern dient ausschließlich dem Verzehr auf der Hütte. Bei den weiteren Zutaten experimentiert Walter gerne; neben Pfeffer finden auch verschiedene Bergkräuter ihren Weg in den Käse.
Fleisch von glücklichen Schweinen Bei der Herstellung von Käse entsteht als Nebenprodukt Molke. Diese wird nicht etwa weggeschüttet, sondern an die Schweine verfüttert. Rund 15 davon hält Walter auf der Alm, und sie dürfen wie alle anderen Tiere ein artgerechtes Leben führen: Den ganzen Tag verbringen sie im Freien, wälzen sich genüsslich in der Erde und trinken frische Molke. Vermarktet wird das Fleisch dieser offensichtlich glücklichen Schweine über die Erzeugergenossenschaft Wippland.
WEGBESCHREIBUNG Mit der Kabinenbahn Ratschings-Jaufen von der Tal- auf die Bergstation. Dem ausgeschilderten Ratschinger Almenweg folgt man bis zur Rinneralm. Gehzeit: ca. 15–20 Min. Vom ersten Parkplatz der Kalcheralm (Jaufenpassstraße) wandert man auf ebenem Weg den Ratschinger Almenweg entlang. Gehzeit: ca. 30–40 Min. Auf der Route der „Bergerlebnis-Welt“ ist die Rinneralmhütte die 4. Station.
SPASS UND FESTE Anfang Juli findet das jährliche Almenfest in Ratschings statt, an dem sich auch die Rinneralm beteiligt. Zu den typischen Speisen spielen Volksmusikanten auf und sorgen für Stimmung. Ein weiteres Highlight ist das „BergMusikFestival“: Drei Wochen lang spielt jeweils am Samstag und Sonntag eine bekannte Musikgruppe auf einer der Ratschinger Almen. viae 2019 | 17
Text: Barbara Felizetti Sorg
Fotos: Johannes Stötter, Daniel Stötter
Vergängliche Kunst
Ein Hingucker nach dem anderen! Und gucken muss man durchaus öfter, bis man das Geheimnis der Bilder zu lüften imstande ist. Ein Blick in die faszinierende Arbeit von Bodypainter Johannes Stötter aus Sterzing.
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Ein Frosch. Ein Papagei. Ein Stöckelschuh. Oder doch nicht? Optische Täuschungen, die besser nicht sein könnten. Haben Sie die menschlichen Körper in den Bildern schon entdeckt? Riskieren Sie ruhig mehrere Blicke! Vier Stunden benötigt Bodypainter Johannes Stötter aus Ster zing, um sein Model in einen farbenprächtigen Papagei zu verwandeln, und eine weitere Stunde braucht er, um es in die richtige Position zu bringen.
KULTUR
t
Weltbekannter Bodypainter Seit Jahren geht der erfolgreiche Körperkünstler in seiner Arbeit auf. 2012 holte er in Pörtschach am Wörthersee sogar den begehrten Weltmeister-Titel. Beim US-Contest „Living Art America“ und beim „International Fine Art Bodypainting Award“ belegt er 2013 jeweils den ersten Platz. Shows, TV-Auftritte und Aufträge führten ihn unter anderem nach Deutschland, in die Türkei, nach Südafrika, in die USA, nach Kanada, Brasilien und Spanien, Russland und Korea. Seine Tierillusion „The frog“ geht um die Welt. Mit seinen Live-Performances löst er wahre Begeisterungsstürme aus. Mittlerweile zählt Stötter weltweit zu den besten Bodypaintern. In seinen Werken lässt er den menschlichen Körper kunstvoll verschwinden und vor einer stimmigen Kulisse zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen. Seine Botschaft? Respekt. „Wir alle sind Teil derselben Erde. Die Welt ist wie ein Baum, und wir sind die Blätter. Schaden wir anderen Blättern, schaden wir dem ganzen Baum, dessen Teil wir sind.“
Loslassen! Seine Motive findet der 41-jährige Künstler vorwiegend in der Natur, wo er deren Beseeltheit nachspürt. Doch seine Kunst ist nicht für die Ewigkeit gedacht, allein filmisch oder fotografisch kann sie festgehalten werden. „Loslassen gehört zu den wichtigsten Fähigkeiten im Leben. Ich muss hier etwas sehr Wertvolles loslassen, weil es aus meinen Gefühlen entsteht. Das macht mir bewusst, dass dies früher oder später mit allen Dingen passieren wird, sogar mit meinem eigenen Körper oder mit dem Planeten Erde. Das motiviert mich aber auch dazu, die Dinge intensiver wahrzunehmen, die Kunst, aber auch das Leben voll und ganz zu erleben und offen zu werden dafür, dass nach einem Abschied immer wieder neue Dinge kommen.“ Mit seinen Werken führt Stötter dem Betrachter wie kaum ein anderer die Vergänglichkeit vor Augen: Nach einem kurzen Gang unter die Dusche sind seine Kunstwerke wieder weg.
Werfen Sie auch einen Blick auf www.johannesstoetterart.com! Haben Sie die Frau im Bild entdeckt? Stötters Kunstwerke sind nichts für den flüchtigen Blick.
Etwas Wertvolles loslassen: Johannes Stötters Kunst ist nicht für die Ewigkeit gedacht
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GENUSS
Text: Astrid Tötsch
Fotos: Andreas Nestl
Burkhard Bacher, unter anderem durch einen Michelin-Stern und zwei Gault-Millau-Hauben ausgezeichneter Spitzenkoch aus Wiesen bei Sterzing, erfüllte sich mit dem Restaurant „Kleine Flamme“ in Sterzings Altstadt seinen Lebenstraum: Ein eigenes Restaurant mit Spezialisierung auf mediterrane Küche mit asiatischem Einfluss. Damit begeistert er Gäste aus aller Welt.
„Dieses kleine Restaurant in Sterzing ist einen Umweg wert“, lautet nur eine der zahlreichen positiven Bewertungen, die die spezielle Küche des Restaurants „Kleine Flamme“ loben. Burkhard Bacher, Spitzenkoch aus Wiesen, hat sich hier seinen Lebenstraum erfüllt und begeistert mit seiner einzigartigen Italo-Thai-Küche Genießer aus aller Welt. Sein Handwerk hat er in den besten Hotels gelernt, wo er bereits für gekrönte Häupter wie Juan Carlos von Spanien, Königin Margarethe von Dänemark und Königin Sirikit von Thailand kochte. Herr Bacher, wann haben Sie Ihre Leidenschaft für das Kochen entdeckt? Burkhard Bacher: Ich habe immer schon gerne gut gegessen. Als Kind hat mir meine Oma frische Butter auf selbst gebackenes Brot gestrichen und darauf ein wenig Zucker gestreut – an dieses Geschmackserlebnis kann ich mich bis heute erinnern. Als Jugendlicher habe ich mich dazu entschlossen, die Berufsschule für Gast- und Nahrungsmittelgewerbe in Bozen zu besuchen, und anschließend habe ich in den besten Häusern Südtirols gekocht.
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Sie haben danach auf der ganzen Welt gearbeitet. Wohin hat es Sie als erstes gezogen?
vor 20 Jahren das Restaurant „Kleine Flamme“ übernommen haben?
Eines Tages habe ich von Heinz Winkler und seinem weltberühmten Münchner Restaurant „Tantris“ erfahren. Die Warteliste derer, die bei ihm lernen wollten, war sehr lang – und trotzdem habe ich einen Versuch gewagt, mich beworben und es auch tatsächlich geschafft. Ich bin einer von wenigen Südtirolern, die bei Winkler zwei volle Jahre lernen durften. Es war eine sehr harte Schule, die mich aber geprägt hat und letzten Endes zum Sprungbrett meiner Karriere wurde.
Ich habe mich damals mit meiner Frau sehr lange beraten. Für die thailändische Küche sprach vor allem, dass es eine sehr leichte und gesunde Küche ist. Sahne und Butter werden gemieden, und vor allem wird immer frisch gekocht. Salz wird sehr sparsam verwendet, dafür aber viele Kräuter und Gewürze.
Wie ist Ihre Liebe zur thailändischen Küche entstanden?
Wie würden Sie heute Ihre Küche beschreiben?
Anfang der 90er Jahre hörte ich vom besten Hotel der Welt, vom „Oriental“ in Bangkok, und natürlich wollte ich auch dort arbeiten. Bei meiner ersten Anfrage hieß es: „Sorry, no chance“. Als der Generalmanager des Hotels Kurt Wachtveitl aber gehört hatte, dass ich zwei Jahre im „Tantris“ gearbeitet habe, hat er sofort zugesagt. Mit Unterbrechungen habe ich rund drei Jahre in Bangkok gekocht und dort vor allem die thailändische, aber auch japanische und chinesische Küche kennen gelernt.
Ich würde sie als eine personalisierte mediterrane Küche bezeichnen. Ja, mediterrane Gerichte mit asiatischem Einfluss – oder anders ausgedrückt: eine globale Küche, in der ich das Beste aus Ost und West unter einen Hut bringe.
Sie haben nicht nur Thailand nach Südtirol geholt, sondern auch Italien nach Bangkok. Wie kam das?
Primär sind es die Gewürze und dann natürlich auch die schonende Art der Zubereitung, nämlich dämpfen oder frittieren. Darin sind die asiatischen Köche echte Weltmeister. Ich verwende dafür einen Wok. Convenience-Waren – also Fertiggerichte – sind ein Tabu.
Was ist speziell asiatisch an Ihren Gerichten?
Wie organisieren Sie die asiatischen Kräuter und speziellen Zutaten für Ihre Küche? Heute ist das recht einfach, aber früher war das unheimlich schwierig. Als ich in meinem Restaurant mit dieser Küche angefangen habe, musste ich eigens nach München zum einzigen Händler fahren, der Waren aus Thailand importierte. Viele asiatische Kräuter und Gewürze hat es damals bei uns noch gar nicht gegeben. Zum Glück hatte ich zudem einige Bekannte, die mir immer wieder kofferweise asiatische Zutaten von ihrem Urlaub mitgebracht haben. Seit kurzem erlaubt eine EU-Verordnung auch die Zubereitung und den Verzehr von essbaren Insekten; in Teilen Asiens ist das völlig normal. Was halten Sie davon? Angesichts unseres Umgangs mit den natürlichen Ressourcen ist das eine interessante und vielleicht auch unumgängliche Option. In Bangkok habe ich selbst Käfer probiert. Würden Sie so ein Gericht auch in Ihrem Restaurant ausprobieren wollen? Ich denke, man muss nicht alles machen, aber wenn mich jemand darum bitten würde – vielleicht! Ich experimentiere lieber mit heimischen Zutaten wie beispielsweise für mein alpines Curry. Können Sie uns das Rezept verraten?
Die besten Hotels von Thailand, Singapur, Macao und Hongkong wollten ihren Gästen die italienische Küche präsentieren und haben dafür eigene Gourmetfestivals organisiert. Ich hatte mir in Bangkok einen sehr guten Ruf erarbeitet, und so fiel die Wahl auf mich. Für rund 14 Tage war ich Küchenchef einer 35 Mann starken Crew. Ich habe im Voraus die Menüs geplant und die Rezepte und Fotos der einzelnen Gänge an die Küchenleitung geschickt. Ungefähr drei Tage vor Beginn des Festivals bin ich dann in die jeweilige Metropole geflogen, um die Crew zu instruieren. Wie schafft man das innerhalb so kurzer Zeit? Auch in dieser Hinsicht war das „Tantris“ eine gute Schule, bei der ich Perfektion lernte. Auf diesem Niveau darf man sich nicht den allerkleinsten Fehler erlauben. Das „Oriental“ in Bangkok war 13 Jahre lang das beste Hotel der Welt – das sagt eigentlich alles. Warum haben Sie sich für diesen besonderen „Italo-Thai-Stil“ entschieden, als Sie
Gibt es eine eigene asiatische Esskultur? In der Tat, und die muss man auch leben! Im Vergleich zu uns Europäern hat Essen bei den Asiaten einen höheren Stellenwert. Essen ist dort nicht nur reine Nahrungsaufnahme, sondern es hat auch eine hohe soziale Komponente: Gegessen wird gemeinsam. Und natürlich spielt der Genuss eine sehr große Rolle. Meine asiatischen Kollegen haben mich oft in einheimische Restaurants mitgenommen, in denen sich sonst kein Europäer verirrte. Ich habe noch nie zuvor in meinem Leben so gut gegessen.
Das ist geheim (lacht). Aber ich habe sehr viel am Geschmack und an der Textur herumexperimentiert – und ich glaube, da ist mir etwas wirklich Einzigartiges gelungen. Waren die asiatischen Kollegen auch daran interessiert, die europäische Küche kennenzulernen? Definitiv – speziell Nudelgerichte und Risotti stießen auf großen Anklang. Ich hatte keine Schwierigkeiten, ihnen die italienische Küche beizubringen. Sie sind äußerst lernwillig und ehrgeizig. Auch wenn es mal etwas später geworden ist, hieß es einfach nur „No problem, Chef! Take it easy“. Die Liebe zu Nudeln und Reis haben die Europäer und Asiaten wohl gemein, auch wenn in Asien die Nudeln anders hergestellt werden, wie beispielsweise Mun-Nudeln ohne Ei oder Nudeln aus Reismehl. Was ist das Wichtigste an einer guten Küche? Die Zutaten! Sie müssen eine sehr hohe Qualität haben. Aus schlechten Zutaten kann man nichts Gutes kochen. Deshalb verwende ich in meinem Restaurant auch nur die frischesten Waren mit Top-Qualität. Was ist eigentlich Ihr Lieblingsgericht? Ich liebe klassische Knödel. Wenn ich mal einen freien Tag habe, werde ich sicher Knödel essen gehen. viae 2019 | 23
Text: Barbara Felizetti Sorg
Fotos: Oskar Zingerle
Die haarige“ Hei “ Ein ungewöhnliches Altarmotiv ist in der St.-Magdalena-Kirche in Ridnaun zu sehen: Der Körper der Kirchenpatronin wird nicht von Kleidern, sondern von einem dichten Haarkleid bedeckt. Maria Magdalena – ihren Beinamen hat sie von ihrem Geburtsort Magdala am See Genezareth in Israel – ist eine Heilige mit vielen Fragezeichen. Nicht erst als Zeugin der Osterbotschaft zählte sie zu den wichtigsten Jüngerinnen Jesu. Über ihre besondere Beziehung zu ihm wird bereits seit 2.000 Jahren heftig diskutiert; das Thema hat mittlerweile auch Eingang in zahlreiche Romane und Spielfilme gefunden.
Im Schiff ausgesetzt Die Legende erzählt, dass Maria Magdalena mit ihren Geschwistern Lazarus und Martha sowie Cedonius und Maximinus, dem späteren Bischof von Aix-en-Provence, von Feinden in ein Schiff ohne Segel und ohne Steuer gesetzt wurde und den Gefahren des Meeres überlassen worden sei. Das Schiff erreichte jedoch völlig unbeschadet Marseille, wo Maria Magdalena dann 30 Jahre lang in der Einöde verbrachte und auf jede Form von Kleidung und Nahrung verzichtete. „Jeden Tag aber wurde sie zu den sieben Gebetsstunden von Engeln in die Lüfte gehoben und hörte mit
INFO Die St.-Magdalena-Kirche in Ridnaun kann nur bei einer Führung besichtigt werden: von Mai bis Oktober montags um 16 Uhr, im Juli und August auch freitags um 10.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Infos bei Ratschings Tourismus, Tel. 0472 760608 24 | viae 2019
ihren leiblichen Ohren den Gesang der himmlischen Heerscharen“, berichtet Jacobus de Voragine um 1264 in der „Legenda Aurea“. Ihr Körper wurde – als Zeichen größter Buße – von einem dichten Haarkleid bedeckt. So ist sie auch in der St.-Magdalena-Kirche in Ridnaun dargestellt, die sich auf einem Hügel mit prächtigem Ausblick befindet. Auf einem Bild des spätgotischen Flügelaltars aus der Werkstatt des Sterzinger Künstlers Matheis Stöberl (1509) empfängt die Heilige aus den Händen von Bischof Maximinus kurz vor ihrem Tod die letzte hl. Kommunion. Im Schrein, in Holz geschnitzt, erhebt sie sich im goldenen Fell in die Lüfte; die sie stützenden Engelsfiguren sind allerdings 1974 einem dreisten Diebstahl zum Opfer gefallen. Die Kirche selbst, in den Jahren 1480/81 von den Knappen im nahegelegenen Bergwerk Schneeberg an der Stelle einer älteren Kirche erbaut, gilt als Juwel spätgotischer Baukunst. Der kurze Aufstieg lohnt sich nicht nur für Kunstfreunde. Ein stilles Gebet, ein guter Gedanke, ein tiefer Atemzug – nicht umsonst gilt der Platz als wahrer Kraftort, der Entspannung und Erholung schenkt.
KULTUR
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Das St.-Magdalena-Kirchlein thront einsam am Eingang von Ridnaun. Der kurze Aufstieg lohnt sich nicht nur fĂźr Kunstfreunde.
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Text: Barbara Felizetti Sorg
Fotos: Trivani Giulio
Glückliche Tiere, glückliche Menschen Nach diesem Grundsatz bringt die landwirtschaftliche Genossenschaft Wippland seit 2011 hochwertige Frischfleischprodukte auf den Markt. Viae im Gespräch mit Schafbauer Peter Wieser aus Stilfes, der die Genossenschaft mitbegründet hat. Herr Wieser, wie machen Sie Ihre Tiere glücklich? Peter Wieser: Nun, der Ansatz von Wippland ist eigentlich so einfach wie natürlich: Bei unseren Mitgliedern
stehen die Tiere im Mittelpunkt einer ganzheitlichen Betrachtungsweise. Sie dürfen sich auf Weiden und Almwiesen frei bewegen, werden ausschließlich mit frischem Gras und Heu gefüttert und erhalten im Winter eine eigene Kraftfuttermischung. Damit können wir bei unseren Frischfleischprodukten sehr hohe Qualitätsstandards erreichen.
Ist Ihr Konzept für den einzelnen Bauern nicht sehr arbeitsintensiv? Sicher, die Umstellung von der herkömmlichen Landwirtschaft auf die Vorgaben von Wippland wirken auf den ersten Blick oft restriktiv, sie kann auch nicht von heute auf morgen passieren. Unsere Auflagen sehen neben einer natürlichen Viehhaltung, einem gesunden Nahrungsangebot und einer stressfreien Schlachtung auch eine Anliefer- und Einkaufsverpflichtung vor. Zudem darf auf den Feldern ausschließlich zur richtigen Zeit und in begrenzter Menge Gülle ausgebracht werden. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren vor allem Überzeugungsarbeit geleistet. Wir sind 2011 mit 16 Mitgliedern gestartet, und bis heute ist unsere Genossenschaft auf über 30 Mitglieder angewachsen. Wir sind auf einem guten Weg, aber das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Welche Tiere werden auf den Höfen der Wippland-Mitglieder gehalten? Unsere Mitglieder sind ausschließlich Nebenerwerbsbauern, die vor allem Schafe und Rinder, aber auch Schweine und Geflügel halten. Die Schafbauern unter uns züchten drei Bergschafrassen, die mit den klimatischen Bedingungen in unserem Gebiet gut zurechtkommen. Wer Rinder hält, konzentriert sich vorwiegend auf traditionelle alte Rassen wie dem Tiroler Grauvieh und dem Original Braunvieh.
Warum haben Sie sich für eine Mitgliedschaft bei Wippland entschieden? Mein kleiner Hof in Stilfes, auf dem ich etwa 30 Mutterschafe sowie 20 Jung- und ältere Schafe halte, umfasst rund drei Hektar Wiesen. Die Landwirtschaft, die ich seit 30 Jahren im Nebenerwerb betreibe, ist mein Hobby, in das ich viel investiere. Wippland bietet mir die Möglichkeit, das Optimum aus dem Betrieb herauszuholen. 26 | viae 2019
GENUSS
Wie schaut ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus? Die Haltung von Schafen ist zum Glück wenig arbeitsintensiv. In der Früh besorgt meine Frau Marianne die Stallarbeit und füttert die Tiere, und am Abend bin ich dafür zuständig. Zudem bietet meine Frau „Schule am Bauernhof“ an, in der Kindern der große Wert der landwirtschaftlichen Produkte vermittelt wird. Außerdem kümmert sie sich um die Verarbeitung der Schafwolle. Im Sommer sind unsere Schafe auf der Alm, dafür fällt dort die Heuarbeit an (lacht). Zu tun gibt es also das ganze Jahr genug.
Wer sind Ihre Kunden? Wir beliefern vorwiegend die gehobene Gastronomie. Wir sind auch Mitglied der Einkaufsorganisation Hogast, die südtirolweit die Hotellerie und Gastronomie beliefert. Zudem führen wir in Sprechenstein bei Freienfeld eine eigene Metzgerei mit Geschäft, in dem wir Frischfleisch und verarbeitete Produkte zum Verkauf anbieten, und beliefern auch Privatkunden direkt nach Hause.
Wo möchte Wippland in zehn Jahren stehen? Unser großes Ziel sind kurze Wege und kleine Kreisläufe. Das ist in unseren Augen echte Nachhaltigkeit. Deshalb steht Wippland nicht nur Bauern mit Tierhaltung offen: Getreide, Obst, Gemüse – unser Konzept lässt sich auf alle Sparten der Landwirtschaft ausdehnen. Vor allem möchten wir die Wert schätzung für die Landwirtschaft steigern und damit auch die Wertschöpfung für den einzelnen Landwirt. Peter Wieser: „Nachhaltigkeit besteht für uns in kurzen Wegen und kleinen Kreisläufen“
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Text: Veronika Kerschbaumer
Vom Kurort zum Niemandsland Zeit heilt Wunden, aber Thermalwasser kuriert Leiden. Wenn es um das Örtchen Brennerbad südlich des Brennerpasses geht, lohnt es sich dennoch, die Zeit zurückzudrehen: Wo wir heute einen Durchzugsort im Talkessel finden, war früher ein lebendiger Kurort. Übrig geblieben ist davon eine wehmütige Erinnerung – und als Wermutstropfen ausgezeichnetes prickelndes Mineralwasser.
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KULTUR viae 2019 | 29
Das Terme-Hotel zur Faschistenzeit um das Jahr 1930
Schließen Sie Ihre Augen. Was hören Sie? Wind, der sanft die Fichtenwipfel zerzaust, Vogelgezwitscher und ein stetes Murmeln und Glucksen zu Ihren Füßen. Und jetzt die Mutprobe: Schuhe und Socken ausziehen und die bloßen Füße ins eiskalte Bergwasser stecken! Statt der erwarteten Erfrischung folgt prompt eine Überraschung: So kalt ist das Wasser gar nicht, das hier in einem Bassin gesammelt wird. Das Bassin befindet sich neben dem noch bestehenden Thermalbad, das eingekeilt zwischen Autobahn und Schnellstraße liegt; übers Jahr hält das Wasser hier konstant die Temperatur von 22°C. Eigentlich ist es auch viel zu schade, um in ihm nur (vergeblich) Abkühlung für die Füße zu suchen, denn wie der Name „Brennerbad“ schon andeutet, erhofften sich hier bereits vor hunderten Jahren von Rheuma und Katharren geplagte Menschen Linderung ihrer Beschwerden. Genau hier, an diesem im Grunde wenig idyllischen Örtchen rund drei Kilometer südlich der Brennergrenze, startet unsere Zeitreise: Lassen wir mit den Jahren auch die Autobahngeräusche hinter uns, vorbei am Kohlenstaub 30 | viae 2019
von Eisenbahn und dem Geratter von Pferdewägen – und ab ins 14. Jahrhundert!
Sprudelnder Quell Obwohl das heilende Wasser, das beim Örtchen Brennerbad aus dem Berg sprudelt, bereits in der Antike bekannt war, fand es erst um 1338 schriftlichen Niederschlag in einer Urkunde. Ebenfalls belegt ist, dass Landesfürst Sigismund der Münzreiche zusammen mit seiner Gemahlin Eleonore von Schottland um 1460 hier Erholung suchte. Beinahe hätten jedoch vom Berg donnernde Erdrutsche und Schuttmassen die glänzende Zukunft des noch jungen Brennerbades unter sich begraben. Verhindert wurde dies durch den Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler. 1606 ließ dieser die beschädigten Quellen von Grund auf sanieren und verhinderte dadurch die Vermischung des Thermalwassers mit externem Kaltwasser. Ein Jahr später wurde das Bad am Brenner mit einer Stiftung für arme Badegäste versehen. Nach dem Aussterben des Geizkofler-Geschlechtes 1730 ging das Bad an die Stadt Sterzing über, und heute noch erinnert eine Gedenktafel an den Wohltäter. Zudem wird die Hauptquelle „Sanct Zacharias“ genannt.
Reißender Triumph Der weitere Erfolg des Brennerbades ist eng mit dem Bau der Brennerbahn verbandelt. Diese Eisenbahnlinie wurde von 1864 bis 1867 gebaut und ermöglichte den Gästen, relativ rasch von Innsbruck bis nach Bozen zu gelangen. Der erste Zug, der sich 1867 schnaubend auf den Weg von Innsbruck zum Brenner machte, benötigte für die rund 44 Kilometer lange Strecke drei Stunden und fünf Minuten. 1869 begannen mit dem Halt von Schnellzügen am Bahnhof Brennerbad die Glanzzeiten des Kurortes: Henrik Ibsen, Richard Strauss, Franz Lehár und Leo Faller
gehörten zu den berühmten Gästen, die sich durch das Thermalwasser Linderung von ihren Leiden verhofften. Durch Bäder und Trinkkuren mit dem alkalisch-eisenhaltigen sowie kohlensäure-, schwefelsäure-, und kalkreichen Wasser wurde angestrebt, unter anderem rheumatische Beschwerden, Keuchhusten und Katarrhe zu heilen.
Prickelnder Luxus Diese Glanzzeit des Thermalbades gipfelte im jungen 20. Jahrhundert, genauer gesagt 1902, in den Bau eines Grandhotels. Ganz wie es die Bezeichnung „Belle Epoque“ verheißt, die den Übergang des 19. in das 20. Jahrhundert beschreibt, war die Architektur: Alleine der mehrstöckige Prachtbau mit seinen Seitenflügeln, den Holzbalkonen, Türmchen und den Krüppelwalmdächern versprach einen luxuriösen Kuraufenthalt. Nicht minder exquisit musste das Interieur gewesen sein, mit Holzvertäfelungen und Stuckdecken. Vom Feinsten war auch die Gestaltung der Parkanlage mit den eigens angelegten Spazier- und Flanierwegen. All dieser verschwenderische Luxus stand in einem schroffen Gegensatz zur kargen felsi-
DIE BESONDERHEITEN DES BRENNERBAD-WASSERS Jedes Quellwasser fällt irgendwann als Regen vom Himmel und versickert, um später wieder aus dem Erdboden zu sprudeln. Was macht also das Quellwasser vom Brennerbad so besonders? Einerseits ist es die Tiefe, denn das Wasser entspringt rund 1.000 Meter unter der Erdoberfläche. Bemerkenswert ist auch die Zusammensetzung seiner Inhaltsstoffe (Calcium und Magnesium, Natrium und Kalium, Bikarbonat, Sulfate, Kohlensäure und Spurenelemente) bei einem neutralen pH-Wert von 7,00 und bakteriologischer Reinheit. Zudem ist die Quelle die wärmste in Südtirol: Die Temperatur, mit der das Wasser übers Jahr aus dem Berg sprudelt, liegt nahezu konstant bei 22°C. Dank der gleichbleibenden Temperatur verändern sich auch die Mengen der wertvollen Inhaltsstoffe nicht – egal, ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter.
Das Grand Hotel Brennerbad wurde in seinen Glanzzei ten von berühmten Gästen besucht, unter anderem von Richard Strauss, Henrik Ibsen und vielen mehr
gen Bergwelt, in der das Grandhotel seinen Platz fand. Und was ist heute übriggeblieben von all dem Luxus? Nichts außer Rauch und Asche – und das leider im wahrsten Sinne des Wortes; doch dazu etwas später, denn das feine Kurleben im Grandhotel fand bereits nach nur 12 Jahren ein jähes Ende: 1914 begann nämlich der Erste Weltkrieg, seine giftigen Bahnen durch die Kontinente zu ziehen und das bisherige Leben, den Alltag der Menschen umzuwälzen. Angesichts der Kriegserklärungen, der Angriffe, Gegenangriffe und der herrschenden Not schrumpften die kleinen Leiden und Wehwehchen der gehobenen Gesellschaft und Kurgäste zu Nichtigkeiten. Man hatte schlichtweg gravierendere Probleme. Und so verschwand das luxuriöse Leben aus dem
Grandhotel. Endgültig besiegelt wurde das Schicksal des Palastbaus 1922, und zwar durch einen Kaminbrand, der den ganzen Luxus verglühen und verpuffen ließ.
Verebbter Erfolg Zurückgeblieben von Glanz und Gloria ist heute nicht mehr viel. Der Bahnhof, später zur Station heruntergestuft, fiel mit dem Bau der neuen Eisenbahnstrecke dem Pflerschtunnel zum Opfer; auf der damaligen Eisenbahntrasse verläuft heute noch der Radweg. Spätestens mit dem Bau der Autobahn wurde das Schicksal der restlichen Gebäude aus der Belle Epoque besiegelt. Einzig übrig an historischer Bausubstanz sind heute noch zwei kleine Bahnwärterhäuschen, der Gasthof Silbergasser, der leider nur Hausgäste willkommen heißt, und die 1886 an der orografisch linken Hangseite erbaute Kapelle „Maria Heimsuchung“. In den 1960er Jahren versuchte man, die Heilwirkung des Wassers in einem Thermalbad mit Abfüllanlage und Café erneut aufleben zu lassen. Dieses Vorhaben war jedoch nicht von Erfolg gekrönt, und heute führt just vor den Panoramafenstern des Gebäudes die unlängst sanierte Brücke der Staatsstraße vorbei.
Voreilig die Geschichte des Heilwassers aus den Brennerbergen für endgültig beendet zu erachten wäre jedoch falsch, denn immerhin sprudelt das Thermalwasser auch heute noch unermüdlich aus dem Berg. Die erneute Nutzung für Thermal- und Heilanwendungen ist wieder angedacht, und man munkelt über ein bereits vorliegendes Projekt für ein Thermalbad im Gebiet Brennerbad–Gossensass. Bis man jedoch die Heilwirkung des Brennerbad-Thermalwassers wieder am eigenen Leib erleben können wird, wird wohl noch eine ganze Menge Wasser aus dem Berg sprudeln. Da ist es gut, ein Trostpflaster zu haben: Zumindest der Gaumen kommt bereits in den Genuss des erfrischenden, glasklaren und edlen Tröpfchens. Seit 2005 wird das Wasser unter dem Namen „San Zaccaria“ in der Abfüllanlage in Brennerbad in Flaschen gefüllt. Ob nun natürlich, sanft oder prickelnd: Je nach Geschmack kann man so zumindest seinen Durst mit dem Wasser stillen, an dem sich schon Geizkofler, Ibsen und Co. gelabt hatten. viae 2019 | 31
Tank sam melwag enf ahr er: 365 Tage unt erw egs im Auf tra g der Text: Renate Breitenberger
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Fotos: Oskar Zingerle
Von der Kuh in den Becher Die Milch von den Bauernhöfen sicher und rasch in den Milchhof bringen – das ist ihr täglicher Auftrag, ohne Pause, 365 Tage im Jahr. Wir waren frühmorgens unterwegs mit dem Milchsammelwagenfahrer Luis Braunhofer. 32 | viae 2019
GENUSS
Luis Braunhofer überlässt nichts dem Zufall. Kurz vor 6 Uhr öffnet er die Edelstahlabdeckung des Tanklasters, prüft Schläuche, Pumpen und Ventile und schaltet den Bordcomputer ein. „Passt!“, sagt er halblaut, schwingt sich in Jeans und Bergschuhen auf den Fahrersitz und lenkt den 450 PS starken IVECO-Tanklaster rückwärts aus der Garage. Seit 20 Jahren fährt Luis von Bauernhof zu Bauernhof, sammelt die Milch von 90 Ställen ein und lädt sie beim Milchhof Sterzing an der Jaufenstraße ab. Als Luis in den späten Neunziger Jahren zum ersten Mal Tankwagen gefahren war, leerte er bei jedem Bauernhof mehrere 30- bis 50-Liter-Kannen. Heute stehen am Straßenrand oder an Sammelstellen mobile hochmoderne Kleintanks, die zwischen 100 und 500 Liter Milch fassen und diese auf vier bis acht Grad herunterkühlen, um sie vor dem Verderb zu schützen. Viele Bauern liefern die Tanks im Kofferraum ihres PKW zum vereinbarten Abholplatz, auf Anhängern, Traktoren oder Gabelstaplern, ein Bauer drahtet ihn mit einer Seilbahn ins Tal. Luis hält an, greift zum sechs Zentimeter dicken Schlauch und steckt ihn in einen der Milchtanks. Bis zu 400 Liter Milch pro Minute saugt der Schlauch in den Sammelbehälter des Tanklasters, der aus drei Kammern besteht. Zuerst wird die mittlere gefüllt, dann die vordere, zuletzt die hintere. Verteilt sich die Ladung nicht in dieser Reihenfolge, schaukelt die Milch, und das Fahrzeug wird instabil. Ein geeichtes System registriert, wie viel Liter Milch jeder Hof beisteuert. Ebenso rinnen bei jedem Aufladen einige Milliliter in eine Plastikflasche, in die Luis am Ende ein Teststäbchen tauchen wird, um Hemmstoffe festzustellen. Auch Molkerei und Sennereiverband messen Eiweiß, Fett, Keime, Wasser- und Zellgehalt.
Bei jedem Wetter Über dem Ridnauner Höhenweg ziehen Wolken. Luis studiert das Wetter genau, denn er weiß: Kühe machen keine Ferien. Das bedeutet, dass der Tanklaster auch bei Sturm und Regen über die teils steilen Straßen, Forstwege und Brücken gelenkt werden muss, rauf und runter, vorwärts, seitlich, rückwärts. „Beim Fahren
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auf diesen Wegen“, sagt Luis, „braucht es höchste Konzentration.“ Im Winter erschweren Schnee und Glatteis die Arbeit: „Manchmal gibt es kein Weiterkommen mehr.“ Wenn es in Ridnaun und Ster zing dicke Flocken schneit, montiert er meist noch in der Garage die Schneeketten, oft auch erst unterwegs. Der Tanklaster kann aber trotz der Ketten ins Rutschen geraten. Einige Bergstraßen sind für den LKW so gefährlich, dass Luis sie ausschließlich im Sommer anfahren kann – diese Bauern müssen dann ihre Milch selbst ins Tal bringen. Im Winter, wo es schon mal minus 20 Grad kalt sein kann, lässt Luis ständig die Heizung laufen und verdeckt den Kühler mit einem Karton, sonst friert die Technik zum Aufladen ab. Meistens schafft er es, pünktlich zu sein. Verspätet er sich, ruft er die Bauern an oder schickt ihnen eine SMS. Die meisten kennt Luis persönlich, er war selbst auf einem Bauernhof in Ridnaun aufgewachsen. Nicht immer trifft er beim Aufladen jemanden an. Wenn doch, bleibt oft Zeit für ein „Servus“, ein Plausch, ein Scherz. Wenn er an seinem Heimathaus vorbeifährt, grüßt er seine winkende Mutter mit den Aufblendlichtern. Ridnaun, Pulvererhof und Nederseite hat der Tanklaster inzwischen hinter sich gelassen; es geht nun talauswärts. In Mareit trifft sich Luis mit seinem Kollegen Paul auf einen Macchiato. Paul ist Bauer und einer der acht Milchfahrer, die im Milchhof angestellt sind. Mit ihm wechselt sich Luis ab. Eine Woche lang fährt Paul, eine Woche Luis, sieben Tage, egal, ob Sonn- oder Feiertag.
haushohen Silos, die sich bis zum Nachmittag mit rund 150.000 Liter Rohmilch von 600 Ställen im Wipptal, Pustertal, Nordtirol und Stubaital füllen werden.
Von Rohmilch zu Joghurt In der Produktionshalle nebenan bedienen rund 100 Mitarbeiter in weißen Kitteln und Kopfhauben rund um die Uhr Maschinen, um die Milch in Rahm und Magermilch zu trennen, zu pasteurisieren, zu Frischmilch, Butter, Joghurt und Sahne weiterzuverarbeiten, abzufüllen, abzupacken und auf Paletten zu stapeln. Luis beißt ins Schinkenbrot, das er sich vorher im Dorfladen gekauft hatte. Nach einer halben Stunde Fahrerpause peilt er mit leergepumptem Tank Thuins, Matzes und Flans an. Wenn er um halb drei wieder zurückkommt, wird er insgesamt 60 Mal ein- und ausgestiegen sein, 100 Kilometer zurückgelegt und ein zweites Mal 16.500 Liter Milch in den Silo gepumpt haben. Kurz vor Dienstschluss reinigt er den Laster, desinfiziert Pumpe und Tank, prüft den Dieselstand oder ruft den Mechaniker, sollte eine Kontrolllampe aufleuchten. Morgen um sechs muss der Tanklaster wieder einsatzbereit sein – egal, wie das Wetter ist.
150.000 Liter Rohmilch von 600 Ställen Kurz vor neun ist die Milch von zwei Bauernhöfen in Gasteig aufgeladen. Luis parkt den Tanklaster vorwärts in die Milchhof-Garage und bringt eine Probe der eingesammelten Milch zur Milchannahmestelle, wo sie sofort überprüft wird. Der Test ist negativ, die Milch einwandfrei. Also greift Luis zum Schlauch an der Wand, schraubt ihn am Tank fest und pumpt die Milch in einen der fünf
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Gespräch mit den Ba en ker loc im is Lu elt mm sa ilch M r de ben Ne Informationen für den Milchhof
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Hof-Hopping: Auf seiner Tagestour sammelt Luis insgesamt über 30.000 Liter Rohmilch
WOHER KOMMT MEIN JOGHURT? Führungen im Milchhof Sterzing Teilnehmer: mind. 10. Eintritt: 4 Euro pro Person inkl. Verkostung. Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren frei. Anmeldung & Infos: Tel. 0472 978818 oder E-Mail: fuehrungen@milchhof-sterzing.it Seltenes Erlebnis: Sogar unbehandelte frische Rohmilch kann hier verkostet werden.
STERZINGER JOGHURTTAGE Anfang Juli stellen der Milchhof und die Tourismusvereine der Ferienregion Sterzing-Ratschings eine Woche lang die Heimat des Joghurts vor: Joghurtvariationen in Restaurants, Verkostungen auf den Laternenpartys und auf dem Bauernmarkt in Sterzing, Butterund Käseverkostungen auf Almen, Lange Nacht des Milchhofes, Führungen durch den Milchhof, Erlebnistage am Bauernhof, Besichtigungen, Familienfeste, u. a. in Wiesen
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Text: Renate Breitenberger
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AKTIV
Der Traum von einsamen Abfahrten treibt immer mehr Skitourengeher auch in die entlegenen Habitate der Wildtiere. Den wenigsten ist bewusst, welchen Ăœberlebenskampf sie durch ihr Verhalten in Gang setzen.
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Pflersch hat schon viele schneereiche Winter erlebt: fette Schneisen, üppige Wiesenhänge, meterhohes Weiß oberhalb der Waldgrenze. Berg und Tal in Watte gepackt. Pulver ohne Ende. Den wissen auch Skitourengeher jedes Jahr für sich zu nutzen. Es ist der Drang nach Neuem, der sie nicht nur in die schneereichsten, sondern auch in die einsamsten Winkel der Bergwelt treibt. Was viele nicht wissen: Einige ihrer selbsterkundeten Touren führen direkt durch die Habitate der Wildtiere – Ruhezonen, in denen sie den Winter möglichst ungestört verbringen möchten. Ihr dichtes Fell und Federkleid reichen oft nicht aus, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Mit gedrosselter Körpertemperatur, reduziertem Herzschlag und verkleinertem Magen suchen sie in der Morgen- oder Abenddämmerung übrige Gräser, Kräuter und Flechten. Die restliche Zeit verbringen sie fast regungslos liegend im Halbschlaf - Überwintern auf Sparflamme, weil jede Bewegung wertvolle Energie kostet. Manche Tiere verbringen jeden Winter am selben Ort – sofern sie nicht ein paarmal hintereinander gestört werden. Dann raffen sie ihre letzten Kräfte auf, um eine neue Bleibe zu suchen. Eine Flucht, die nicht selten mit dem Tod endet.
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Hetzjagd durch den Wald Thomas Windisch, 38, ist begeisterter Tourengeher. Der Vorstand des örtlichen Alpenvereins und Bergretter kennt fast jede Route in Pflersch. Als Förster, Jäger und Jagdaufseher kennt er auch fast jedes Habitat der Wildtiere. „Ein aufsteigender Skitourengeher auf einem vielbegangenen Weg bringt sie nicht so schnell aus der Fassung“, sagt Windisch. Das Knirschen der Skischuhe, das Ziehen der Felle – Geräusche im Schritttempo lassen ihnen genügend Zeit zu verschwinden. Panik kommt hingegen auf, wenn Tourengeher urplötzlich mit hohem Tempo an ihnen vorbeipreschen oder auf sie zurasen. Rotwild überwintert meist in sonnigen Südhängen. Steinböcke und Gämsen liegen auf windgeschützten Berghängen oberhalb der Waldgrenze. Auerhühner verstecken sich im lichten Wald, Birkhühner lieben Geländerücken mit Latschen und Grünerlen, die aus der Schneedecke schauen und an Pulverschnee grenzen. Schneehühner graben sich in den Schnee abgewehter Rücken und Grate. Fühlen sie sich in ihren Höhlen bedroht, fliegen sie bis zu 400 Meter hangabwärts, die sie danach zu Fuß wieder aufsteigen müssen. Ein bis zwei Fluchtversuche beim Fressen führen nicht selten zum Tod. Am schlimmsten ist es in den frühen Morgenstunden.
Skitouren lenken und umlenken
Niedriger Puls bei Baum und Wild
2017 wurden im Jagdrevier Brenner rund 50 Wildtiere aufgefunden, die den Winter nicht überlebt haben. „Die Dunkelziffer wird weit höher sein“, sagt Windisch. „Hauptgrund war sicherlich der schneereiche Winter, der sie an ihre Grenze trieb, aber vielleicht waren es auch Störungen, die dazu beigetragen haben.“ Um die Winterruhe der Wildtiere so gut wie möglich vor Menschen zu schützen, wollen die Alpenvereine Gossensass und Pflersch zusammen mit den Tourismusorganisationen im kommenden Jahr Faltkarten herausgeben und dadurch die Skitouren lenken und umlenken. „Wir möchten den Wald nicht zum Sperrgebiet erklären, aber wir weisen die Skitourengeher darauf hin, wo die Tiere den Winter verbringen.“ Durch die Lenkung sollen auch Jungwuchsflächen in den Wäldern geschützt werden. Fährt jemand nämlich mit Skiern über kaum zugeschneite Wipfel, schält er die dünnen Rinden der Bäume ab, die dann von Pilzen befallen und in einigen Jahrzehnten geschwächt in sich zusammenbrechen werden.
Wie also kann ein Skitourengeher respektvoll seine Spuren durch den Schnee ziehen? Thomas Windisch rät, sich bei der Tourenplanung nicht nur über die Lawinenlage, sondern auch über Ruhezonen des Wildes zu informieren. Zudem gibt es einige Regeln, die jeder, der sich im Wald aufhält, beachten sollte: „Im Hochwinter sollte man Touren in der Dämmerung meiden und in der Nacht ausschließlich vielbegangene Routen wählen, denen das Wild bereits aus dem Weg geht. Wenn schon Nachtskitouren, dann ausschließlich auf stark frequentierten Forststraßen und Skipisten. In Fütterungszonen, an Waldrändern, Baumgruppen und schneefreien Flächen halten sich oft Tiere auf. Es ist also wichtig, Abstand zu halten, die Waldgrenze in direkter Linie zu durchqueren, das Wild nur aus der Distanz zu beobachten und auch keiner Wildspur zu folgen.“ Hunde sollten beim Aufstieg sicherheitshalber an der Leine oder bei Fuß gehalten werden, damit sie in ihrer instinktiven Jagdlust kein Wild aufscheuchen oder beißen. Nicht selten werden Tiere aufgefunden, die von Hunden gerissen wurden. Wer in Aufforstungen und Jungwuchs fährt, verletzt zudem die Vegetation; deshalb sollten nur bei ausreichendem Schnee Skitouren unternommen werden. So haben Wild und Baum gute Chancen, den Winter heil zu überstehen.
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Text: Barbara Felizetti Sorg
Was wären die Berge ohne ihr weißes Wintergold? Die kalte Jahreszeit hält im Feriengebiet Sterzing-Ratschings auch abseits der Skipisten zahlreiche Abenteuer für aktive Wintergenießer bereit. Raus aus der warmen Stube – und nichts wie rein in die kristallklare Winterluft der Ferienregion Sterzing-Ratschings! Hier einige Tipps, wie Sie kalten Wintertagen ein Schnippchen schlagen können.
Langlaufen Wenn Sie auf der Loipe genüsslich Ihre Runden ziehen, steigen Puls und gute Laune gleichermaßen. Ob im Biathlon-Mekka Ridnaun, in Ratschings, Pfitsch oder Pflersch – das Langlaufen ist gut fürs Herz und fürs Gemüt. Und ein herrliches Bergpanorama gibt es kostenlos dazu.
Schneeschuhwandern Rhythmisch knirscht der Schnee unter den übergroßen Sohlen, wenn Sie mit Schneeschuhen durch den verschlafenen Winterwald stapfen. Frische Luft und unendliche Ruhe sorgen für klare Gedanken und ein zufriedenes Lächeln.
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AKTIV
Rodeln Hinsetzen, dreimal kräftig anschieben, und mit einem lauten „Juhui!!!“ geht die rasante Fahrt los – auf den abwechslungsreichen Rodelbahnen ein Abenteuer für die ganze Familie. Und wer gar nicht genug bekommen kann, genießt auf dem Rosskopf auch in den Nachtstunden die längste beleuchtete und beschneite Rodelbahn Italiens.
Skitouren Die Berge des Feriengebiets Sterzing-Ratschings haben im Winter ihren ganz besonderen Reiz und belohnen den schweißtreibenden Aufstieg mit einer herrlichen Aussicht und einer schwungvollen Abfahrt durch watteweichen Pulverschnee. Verlieren Sie dabei die Lawinenwarnungen nicht aus dem Blick!
Winterwandern Kalte Winterluft im Gesicht, wärmende Sonnenstrahlen im Rücken – und unter den Füßen kilometerlange Winterwanderwege, die durch die tief verschneite Landschaft führen. Und wenn sich der kleine Hunger bemerkbar macht, zaubern urige Hütten und einladende Gaststätten feine Spezialitäten auf den Tisch.
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Text: Veronika Kerschbaumer
Foto: Manuel Kottersteger
PISTEN3 SPASS
Die drei Ski-Hotspots Rosskopf, Ratschings-Jaufen und Ladurns bieten in den Wintermonaten im Wipptal abwechslungsreichen Pistenspaß für Familienmenschen, Speedjunkies und Genussskifahrer.
Klitzekleine Diamanten aus Eis funkeln mit der Sonne um die Wette, die Natur ist dick in Watte verpackt, und jeder Atemhauch steigt als kleines Wölkchen in Richtung Himmel: Das Wipptal verdreht im Winter Skisportfans wahrlich den Kopf. Wenn dann noch die Skischuhe in die Bindung klicken, sich die Spitzen der Skistöcke und die Kanten der Skier in den Schnee fressen, steht einem glorreichen Tag auf der Piste in den drei Skigebieten Rosskopf in Sterzing, Ratschings-Jaufen in Ratschings und Ladurns in Pflersch nichts mehr im Wege! 42 | viae 2019
Swischhh, swischhh, swischhhh – mit jedem Schwung steigt eine Fontäne glitzernder Schneekristalle in die Luft. Fahrvergnügen pur! Wer rasant über weiße Pisten carven will, genüsslich seine Parallelschwünge ins Weiß zaubern möchte oder sich mit den Kleinen an die ersten Schneepflugtestversuche macht, ist in den drei Skigebieten im Wipptal bestens aufgehoben.
PISTENNAME
SCHWIERIGKEIT
LÄNGE
Ramingeralm Sonne Training International I International II Slalom Gringesboden Favorit Favorit – Variante Anfängergelände Talabfahrt
rot blau schwarz rot rot blau rot rot blau blau rot
3.000 m 2.000 m 1.000 m 1.600 m 1.500 m 1.300 m 2.200 m 2.000 m 2.000 m 70 m 5.100 m
LIFTNAME
LIFTART
LÄNGE
Rosskopf
6er-Gondelbahn Kombibahn: 8er-Gondel & 6er-Sessellift 4er-Sessellift
2.756 m
International Stock
AKTIV
PISTE GUT, ALLES GUT!
Rosskopf Sonnenverwöhnt sind die Hänge des Sterzinger Hausbergs Rosskopf, auf denen sich im Winter Skisportfans tummeln. Eine komfortable Reise in die Höhe bietet seit kurzem die neue Kombibahn „International“, während die Umlauf-Kabinenbahn von der Tal- bis zur Bergstation einen gewissen 80er-Jahre-Flair versprüht. Neuerdings kann sogar vom Rosskopf-Gipfel genüsslich ins Tal gewedelt werden, und zwar fast bis in die Sterzinger Fußgängerzone hinein. Möglich macht dies die Talabfahrt, die ab der Wintersaison 2018/19 das absolute Highlight der insgesamt 20 Pistenkilometer ist.
890 m 1.487 m
PISTENNAME
SCHWIERIGKEIT
LÄNGE
Blosegg Rinneralm I Rinneralm II Verbindung Jaufen Verbindung Jaufen - Ratschings Kalcheralm I Kalcheralm II Kalcheralm III Enzian I Enzian II Wasserfalleralm Wasserfalleralm –Enzian Waldabfahrt Saxner I Saxner II Saxner II – Variante Abrahamwiese
rot rot rot blau
2.500 m 1.600 m 1.550 m 1.000 m
blau
1.200 m
rot rot rot rot rot rot
1.000 m 1.050 m 1.050 m 1.030 m 1.050 m 1.200 m
blau
350 m
rot rot rot rot blau
2.500 m 1.500 m 1.500 m 1.000 m 350 m
Ratschings-Jaufen Über 8,7 Kilometer Liftanlagen bringen im Skigebiet Ratschings-Jaufen Wintersportler ganz nah an den Himmel. Wer ganz nach oben will, muss auch wieder nach unten – in diesem Fall in den Ratschinger Talboden. Dafür lockt das Skigebiet Ratschings-Jaufen mit 25 Kilometern Pistenvergnügen!
LIFTNAME
LIFTART
LÄNGE
Ratschings-Jaufen Blosegg Wasserfalleralm Saxner Enzian Rinneralm Abrahamwiese Kalcheralm
8er-Kabinenbahn 2er-Sessellift 4er-Sessellift 6er-Sessellift 8er-Sessellift 6er-Sessellift 1er-Schlepplift 4er-Sessellift
1.920 m 610 m 1.800 m 1.200 m 900 m 1.120 m 290 m 920 m viae 2019 | 43
Ladurns Mit nur zwei Aufstiegsanlagen ist Ladurns zwar ein relativ kleines Skigebiet, was dem Pistenspaß jedoch keinen Abbruch tut! Ganz die Kleinen können ihre ersten Skiversuche am Kleinskilift St. Anton im Talinneren von Pflersch versuchen. Von Schwarz über Rot bis Blau – in Ladurns ist für jede Könnerstufe die richtige Piste dabei. Der Clou: Die 15 Pistenkilometer sind dank der hohen Lage des Pflerschtales schneesicher und garantiert bestens präpariert! Kein Wunder also, dass die Karriere des Super-G-Weltmeisters Patrick Staudacher hier ihren Anfang nahm. PISTENNAME
SCHWIERIGKEIT
LÄNGE
Ladurner Alm Ladurner Alm - Variante Ladurns IV Ladurns V Panorama Patrick Staudacher Talabfahrt Training
blau
2.500 m
blau
1.900 m
schwarz rot blau rot rot rot
1.200 m 1.200 m 1.500 m 1.200 m 4.500 m 1.400 m
LIFTNAME
LIFTART
LÄNGE
Ladurns Ladurns II / Wastenegg Skilift St. Anton
4er-Sessellift
1.690 m
4er-Sessellift
1.220 m
1er-Schlepplift
1.800 m
EINE FRAGE DES BLICKWINKELS Urlaubsprospekte und Werbefotos verheißen einen Urlaub im Postkartenidyll. Umso schöner, wenn es dann wirklich so ist! Der Winter im Wipptal geizt nämlich nicht mit seinen Reizen. Schön wird es vor allem, wenn zum wattig-weiß verpackten Drumherum auch der Ausblick passt – und das ist in den drei Ski-Hotspots Rosskopf, Ratschings-Jaufen und Ladurns der Fall.
44 | viae 2019
Ratschings-Jaufen
Rosskopf
Ladurns
Wer sich im Skigebiet Ratschings-Jaufen ganz nach oben wagt, und zwar mit dem Enzian-Lift, wird mit einem eindrucksvollen Bergpanorama belohnt. Nicht nur das Ratschinger Tal liegt einem von diesen luftigen Höhen aus zu Füßen, sondern auch das Passeiertal, das sich auf der anderen Seite des Bergrückens bis zur Ebene rund um Meran hin ausbreitet.
Im Vergleich zu den anderen Felsspitzen mag der runde Bergrücken des Ster zinger Hausbergs Rosskopf zwar wenig spektakulär wirken. Beeindruckend ist aber die Aussicht, die sich von dort oben über den breiten Talkessel und die weißverschneiten Gipfel der umliegenden Bergwelt bietet.
Im Skigebiet Ladurns im Pflerschtal zieht der majestätische Pflerscher Tribulaun alle Aufmerksamkeit auf sich. Dieser Bergriese thront mit seinen senkrechten, abweisenden Felswänden auf der gegenüberliegenden Talseite oberhalb der tiefverschneiten Wälder und ist Rückzugsort für einen Teil der in Südtirol lebenden Steinbockpopulation.
Schon erlebt? Gilfenklamm Unaufhaltsam hat sich am Eingang des Ratschingstales der Ratschinger Bach über Jahre seinen Weg durch Marmorgestein gebahnt, bis die Gilfen klamm entstanden ist. Über Stege und Hängebrücken zieht sich ein Wanderweg am tosenden Wasser entlang durch die einzige Marmorschlucht Europas. www.ratschings.info
Schloss Wolfsthurn Die Anfänge des Schlosses Wolfsthurn, das in Mareit in Ratschings auf einem Hügel thront, liegen im Dunkeln. Im 18. Jahrhundert wurde die Burg zum einzigen Barockschloss Südtirols umgebaut, und heute befinden sich hinter den 365 Fenstern des Hauses original eingerichtete Prunk räume und das Landesmuseum für Jagd und Fischerei. www.wolfsthurn.it
Kräutergärten Wipptal
Sterzing Die Fuggerstadt Sterzing wurde verdient als eine der „Borghi più belli d’Italia“ – eine der schönsten Altstädte Italiens – ausgezeichnet. Durch die Alt- und Neustadt, die vom Zwölferturm als Sterzinger Wahrzeichen getrennt wird, zieht sich eine von prächtigen Bürgerhäusern mit Erkerfassaden und Zinnendächern flankierte Einkaufsstraße. www.sterzing.com
Bergbaumuseum Unter welchen Bedingungen haben die Knappen einst gearbeitet? Wie wurden die Erze gewonnen? In die Welt des Bergbaus eintauchen kann man in der BergbauWelt Schneeberg in Ridnaun, einem der höchstgelegenen Bergwerke Europas. In spannenden Exkursio nen erlebt der Besucher die gesamte Produktionskette – vom Erzabbau über den mühsamen Transport bis hin zur Erzaufbereitung. www.bergbaumuseum.it
Wer Körper und Geist Gutes tun will, gönnt sich eine Auszeit – und tankt Energie, zum Beispiel in Form natürlicher Kräuter. Gabi und Sepp Holzer vom Steirerhof in Wiesen sowie Bernhard Auckenthaler vom Botenhof in Pflersch haben gemeinsam die „Kräutergärten Wipptal“ ins Leben gerufen. Ein Landwirt, ein gelernter Gärtner und eine diplomierte Biologin – die drei vereinen Kompetenz und Leidenschaft für die Pflanzen, die sie bei Hofbesichtigungen, Verkostungen, Kräuterwanderungen und Märkten gerne mit ihren Besuchern teilen. www.biowipptal.it
Multschermuseum Hans Multscher wurde um 1400 im Allgäu geboren und galt als einer der besten Altarbauer seiner Zeit. Neben gut erhaltenen Altarbildern mit Szenen aus der Passion Christi und dem Leben der Gottesmutter Maria zeichnet das Multschermuseum im Deutschhaus die Geschichte des Deutschen Ordens im europäischen Kontext nach. Einblicke in das Sterzinger Zunftwesen sind ebenso möglich wie in das Archiv des Universalgelehrten Vigil Raber. www.sterzing.eu/Stadt-_und_Multschermuseum
Info
Über 300 Sonnentage im Jahr Mit dem Flugzeug Die nächstgelegensten Flughäfen befinden sich in Innsbruck (ca. 60 km) und Verona Villafranca (ca.220 km). Mit verschiedenen Bustransfers von München, Innsbruck, Mailand Malpensa, Bergamo, Verona und Venedig ist Südtirol problemlos und kostengünstig zu erreichen. www.suedtirol.info
Anreise mit dem Auto Von Norden kommend gelangen Sie auf der Brennerautobahn über Innsbruck und den Brennerpass (Autobahnausfahrten Brenner, Sterzing) direkt in das Südtiroler Wipptal. Mit dem Zug Haltepunkte für sämtliche IC- und EC-Züge sind die Bahnhöfe Brenner, Franzensfeste und Brixen, die Regionalzüge halten zusätzlich am Bahnhof von Sterzing www.bahn.de, www.rail.ch, www.oebb.at und www.trenitalia.it Von den Bahnhöfen bringen Sie – je nach Zielort – stündlich oder mehrmals am Tag verkehrende Zubringerdienste an Ihren Urlaubsort. www.sii.bz.it
Temperaturen* MONAT MIN. Januar -3,8 Februar -1,4 März 2,9 April 7,0 Mai 10,8 Juni 14,0 Juli 15,9 August 15,4 September 12,2 Oktober 6,7 November 1,1 Dezember -2,9
Mobilcard Mit der Mobilcard Südtirol besteht die Möglichkeit, mit den Verkehrsmitteln des Verkehrsverbundes sowie einigen Seilbahnen ganz Südtirol zu durchreisen und zu entdecken. Die Mobilcard ist in den Tourismusvereinen erhältlich. www.mobilcard.info
Zeitangaben für Bahnreisende bis/ab Sterzing » Innsbruck ca. 1,5 h » Salzburg ca. 4,5 h » Wien ca. 6,5 h » München ca. 3,5 h » Stuttgart ca. 6,0 h » Dresden ca. 11,0 h » Brüssel ca. 13,0 h » Zürich ca. 9,0 h
* Angaben in °C HAMBURG BERLIN FRANKFURT MÜNCHEN KUFSTEIN INNSBRUCK
STUTTGART
KEMPTEN ZÜRICH BREGENZ LANDECK
SALZBURG WIEN
Brennerpass
Timmelsjoch
Reschenpass
STERZING SS12
BRUNECK
SS40
CH
Taufers i. M.
KLAUSEN
Kreuzbergpass
MEBO
BOZEN
A22
Stilfserjoch
Herausgeber Tourismusvereine Sterzing und Gossensass sowie Ratschings Tourismus
TRIENT VERONA MAILAND VENEDIG MODENA ROM
CORTINA VENEZIA
Sellajoch
SS12
Kontakt Tourismusverein Sterzing Stadtplatz 3, I-39049 Sterzing (BZ) - SÜDTIROL Tel.+39 0472 765 325 - Fax +39 0472 765 441 info@infosterzing.com - www.sterzing.com
LIENZ
SS51
SS244
SS38
SS38
Ratschings Tourismus Gasteig, Jaufenstr. 1, I-39040 Ratschings (BZ) - SÜDTIROL Tel. +39 0472 760 608 - Fax +39 0472 760 616 info@ratschings.info - www.ratschings.info
SS49
BRIXEN SCHLANDERS
Für den Inhalt verantwortlich Willy Vontavon (willy.vontavon@brixmedia.it)
A
SS621
Jaufenpass
MERAN
Impressum viae Eintragung am Landesgericht Bozen Nr. 02/2002 vom 30.01.2002
MAX. 5,5 9,1 14,5 18,6 23,0 26,7 29,0 28,4 24,4 18,2 10,8 5,9
Karerpass
N Autobahnausfahrt
km 0
10
20
Tourismusverein Gossensass Ibsenplatz 2, I-39041 Gossensass (BZ) - SÜDTIROL Tel. +39 0472 632 372 - Fax +39 0472 632 580 info@gossensass.org - www.gossensass.org
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Titelbild Oskar Zingerle
Übersetzungen Uta Radakovich
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