FOYER Oktober 2015

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MAINFRANKEN THE ATER WÜRZBURG | Oktober 2015

DER REVISOR feierte Premiere: Wenn Irrwitz auf Dummheit stößt

WENN DAS LEBEN DIE KUNST EINHOLT

OTELLO

Alexander Hetterle, Georg Zeies, Daniel Ratthei

WENN EIFERSUCHT ZUM TANZ WIRD

DER FALL CARMEN

WENN DIE JUGEND DIE BÜHNE EROBERT

ENTER STAGE – PLAY WENN DIE LIEBE DIE KOMPOSITION STOPPT

1. KAMMERKONZERT

WENN NACHWUCHSKRITIKER SCHREIBEN

JUNGE JOURNALISTEN


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Oktober 2015

Literatur in Neuer der Stadt Webshop

Editorial

s Britta Grigull

s Annika Ahting

Liebe Freunde des Mainfranken Theaters, nachdem wir im September mit großem Erfolg in die neue Spielzeit gestartet sind, geht es im Oktober gleich „Schlag auf Schlag“ weiter: Giuseppe Verdis Otello, inszeniert von dem international tätigen Regisseur Guy Montavon, als Koproduktion mit dem Theater Erfurt, stand viele Jahre nicht mehr auf dem Spielplan des Mainfranken Theaters. Das packende Eifersuchtsdrama eröffnet die Musiktheatersaison gemäß dem Spielzeitmotto ANGSTFREI: Verlustangst, Versagensangst und auch die Angst vor dem Fremden breiten die Gefühls- und Themenpalette unseres Spielzeitmottos aus. Freuen Sie sich auf ein großartiges Sängerensemble mit Ray M.Wade jr., der hier vor einigen Jahren in La forza del destino Erfolge feierte, mit Adam Kim, dem Würzburger Publikum bestens vertraut seit L’Africaine und Macbeth, und natürlich mit Karen Leiber als Desdemona. Auch unsere Wiederaufnahmen erhalten durch den Kontext des Spielzeitmottos neue Aspekte: Die Revue Frontgarderobe von Jürgen R. Weber wird so von Zeitkolorit und Kriegsgeschehen geweitet zu einer Tragikomödie, in der die Angst den Überlebenswillen erzeugt. Und im Fall Carmen von Anna Vita wird das Thema Eifersucht ergänzend zu Otello „vertanzt“. Freuen Sie sich auf drei großartige Premieren in Ihrem Mainfranken Theater! Das wünschen Ihnen Ihr

Ihr

Hermann Schneider Intendant

Dirk Terwey Kaufmännischer Direktor

Wenn Irrwitz auf Dummheit stößt s Roland Marzinowski | V Nico Manger

Die Veranstaltungsreihe Literatur in den Häusern der Stadt geht im Oktober nicht allein in die nächste Runde, sondern sie feiert auch ihr zehnjähriges Jubiläum. Bereits seit einer Dekade öffnen Würzburger Bürgerinnen und Bürger ihre Wohnungen und Häuser für ein exklusives Programm und ermöglichen Lesungen im privaten Ambiente. Literatur- und Theaterbegeisterte sollten sich den kommenden 30. Oktober rot im Kalender anstreichen, wenn Schauspielerinnen und Schauspieler des Mainfranken Theaters erneut vielfältige literarische Texte vortragen. Diesmal steht das Spielzeitmotto ANGSTFREI Pate bei der Auswahl. Welche Werke auf dem Programm stehen, zeigt die folgende Übersicht. Die Veranstaltungsorte werden traditionell erst nach dem Kauf der Karte (Vorverkaufsbeginn: 30. September) verraten. Programm Cormac McCarthy: Die Straße gelesen von Maria Brendel David Foster Wallace: Kurze Interviews mit fiesen Männern gelesen von Uwe Fischer Patrick Süskind: Die Taube gelesen von Maik Rogge Edgar Allan Poe: Erzählungen gelesen von Timo Ben Schöfer John Cheever: Der Schwimmer und andere Erzählungen gelesen von Georg Zeies Clemes Meyer: Die Nacht, die Lichter: Stories gelesen von Alexander Hetterle Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil gelesen von Claudia Kraus Leo Tolstoi: Der Tod des Iwan Iljitsch gelesen von Sven Mattke Stefan Zweig: Angst gelesen von Theresa Palfi Moritz von Uslar: Deutschboden gelesen von Daniel Ratthei

Das Mainfranken Theater Würzburg ist mit einem verbesserten Kundenservice in die neue Saison gestartet. Ab sofort können Karten für die Spielzeit 2015/2016 komfortabel im Webshop auf der Internetseite www.theaterwuerzburg.de/webshop erworben werden. Besucher können sich ihren gewünschten Platz nach Verfügbarkeit direkt im Saalplan auswählen und kaufen. Die Eintrittskarten können anschließend zu Hause ausgedruckt, an der Abendkasse abgeholt oder postalisch zugestellt werden, wenn dafür der Vorlauf ausreichend ist. Darüber hinaus steht in bewährter Weise die Theaterkasse des Mainfranken Theaters unter Telefon 0931/3908-124 sowie per E-Mail unter karten@ theaterwuerzburg.de für Beratung und Ticketkäufe zur Verfügung.

(Scannen Sie den Code, um direkt zum Webshop des Mainfranken Theaters zu gelangen.)

Saisonauftakt mit Spendenscheck s Britta Grigull | V Nico Manger

Irrwitzig witzig: Der Revisor (Daniel Ratthei, vom; mit Petra Hartung, li., Heiner Junghans, Theresa Palfi).

Bruno Forster (re.) überreicht Hermann Schneider den Förderscheck des Theater- und Orchesterfördervereins.

Nikolai Gogol hat nur eine einzige Komödie geschrieben und die gehört zum Besten, was die Weltliteratur in diesem Genre kennt: Der Revisor. „Das Stück beginnt mit einem „blendenden Blitz und endet mit einem Donnerschlag.“ Das wusste schon Vladimir Nabokov über Gogols Meisterwerk zu berichten. Denn am Anfang macht ein Gerücht die Runde, das die Beamten in einer kleinen russischen Provinzstadt in Panik versetzt: „Ein Revisor ist eingetroffen – inkognito und mit geheimen Instruktionen!“ Die aberwitzige Verwechslungskomödie nimmt ihren Lauf, als ein junger Fremder in die Stadt kommt, den alle für den Revisor halten. Aber da irren sie sich gewaltig. Eine ganze Stadt geht einem falschen Revisor, der die ihm angetragene Rolle gerne aufnimmt, auf den Leim …

Mit seinem traditionellen Theaterfest hat das Mainfranken Theater am vergangenen 19. September seine Spielzeit 2015/2016 eröffnet. Den Höhepunkt des Tages bildete das Festkonzert des Philharmonischen Orchesters Würzburg. Es präsentierte im ausverkauften Großen Haus einen Querschnitt der bevorstehenden Saison, darunter eine Suite aus Der Steppenwolf nach dem gleichnamigen Kultroman von Hermann Hesse. Die Musiktheater-Komposition aus der Feder des Schweden Viktor Åslund wird im Mai 2016 in Würzburg uraufgeführt. Intendant Hermann Schneider führte durch das Konzertprogramm. Bruno Forster, Erster Vorsitzender des Theater- und Orchesterfördervereins, stellte im Rahmen des Festa-

Nikolai Gogol gibt in seiner Komödie von 1836 die Habgier, Bestechlichkeit und Autoritätsgläubigkeit einer gesellschaftlichen Elite der Lächerlichkeit preis. Info

Titel Der Revisor | Autor Nikolai Gogol | Team Stephan Suschke, Momme Röhrbein, Angelika Rieck, Roland Marzinowski | Mit Petra Hartung, Alexander Hetterle, Heiner Junghans, Theresa Palfi, Daniel Ratthei, Timo Ben Schöfer, Georg Zeies | Nächste Termine 15.00 Uhr: 18.10. | 22.11. 19.30 Uhr: 27.09. | 07.10. | 09.10. | 11.10. | 14.10. | 16.10. | 20.10. | 25.10. | 28.10. | 07.11. 14.11. | 19.11. | 18.12. | 26.12. | 03.01. | 09.01.

bends sein komödiantisches Talent unter Beweis. Im Blaumann unterbrach der vermeintliche Handwerker die Gala und bot seine Unterstützung bei der Theatersanierung an. Anschließend überreichte Forster dem Intendanten Schneider einen Scheck über 260.000 Euro. Mit der Summe unterstützt der Theater- und Orchesterförderverein die künstlerische Arbeit des Mainfranken Theaters in der Spielzeit 2015/2016.


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Oktober 2015

Wenn das Leben die Kunst einholt Oder was Otello mit der aktuellen Wirklichkeit zu tun hat s Christoph Blitt | V Lutz Edelhoff | X Uli Spitznagel

Marc Heller, Juri Batukov, Ilia Papandreou (vorn, v.l.n.r.) Es gibt sie immer wieder: Diese Momente, in denen das Leben die Kunst links überholt; in denen der gewohnte Gang der Dinge gestört wird; in denen sich der Lauf der Geschichte mit Wucht in unser aller Leben drängt. Eben war noch alles in Ordnung, und dann auf einmal bricht der Sturm los. Auf einmal sind die Züge voll mit Menschen, die vor Krieg, Armut und Verfolgung fliehen. Auf einmal dient die Sporthalle, in der man immer trainiert hat, als Flüchtlingsunterkunft. Auf einmal werden an den Stränden, an denen man sonst immer Urlaub machte, die Leichen von ertrunkenen Kindern angespült. Derartige Ereignisse, die einen aus den gewohnten Bahnen werfen, zwingen zum Innehalten und provozieren Fragen. Fragen danach, wie man helfen kann; wie es so weit hat kommen können; wie es weiter gehen soll; warum man bei anderen humanitären Katastrophen, die sich in irgendeinem entfernten Winkel der Welt zutragen, so gut wegschauen kann und immer erst wachgerüttelt wird, wenn das Leid an die eigene Tür klopft? Werte, die dem Leben Sinn verliehen, scheinen auf einmal bedeutungslos. Man zweifelt an sich, an Gott, an der Welt, denn man weiß nicht mehr, was jetzt noch wichtig ist. Verstörung macht sich breit, vielleicht auch Wut, weil das Leben die Richtung verloren hat und man nicht mehr weiß, woran man sich halten soll. Warum greifen die Ideale, an die man glaubte, nicht mehr? Dinge, Werte und Institutionen, die man für selbstverständlich nahm, stehen jetzt auf einmal auf dem Prüfstand. So ist es in solch einer Situation sicher-

lich eine berechtigte Frage, ob die brutal-grausamen politisch-geschichtlichen Ereignisse die Kunst, Literatur oder Theater nicht auf einmal überflüssig machen. Aber vielleicht ist hier auch genau das Gegenteil der Fall. Vielleicht eröffnet die übermächtig erscheinende Realität ja der Kunst neue Perspektiven und Möglichkeiten. Dadurch verlieren zwar die politischen Ereignisse nichts von ihren tragischen Dimensionen, können aber bestenfalls in einen Erkenntnis fördernden Kontext gestellt werden. Man nehme zum Beispiel ein Werk wie Giuseppe Verdis Oper Otello, die auf Williams Shakespeares gleichnamige Tragödie zurückgeht. Erzählt wird hier die Geschichte von dem farbigen Feldherren Otello, dessen überragender militärisch-strategischer Fähigkeiten sich die Republik Venedig im Kampf gegen die Türken bedient. Doch alle Erfolge und Siege im Kriege nützen Otello nichts, als sich sein Fähnrich Jago bei einer Beförderung übergangen fühlt. Jago fädelt eine ausgefeilte Intrige ein mit dem Ergebnis, dass Otello seine unschuldige Gattin Desdemona aus Eifersucht tötet. Die Thematik des fremden Außenseiters, der sich allein schon durch seine Hautfarbe von seiner Umwelt unterscheidet, spielte bei der Interpretation dieses Werkes sicherlich schon immer eine Rolle. Nur jetzt, da die Auswirkungen der Kriege dieser Welt, die in den letzten Jahrzehnten immer so weit entfernt stattfanden, durch die Flüchtlingswelle auch im sonst so friedlichen Land der Dichter und Denker spürbar werden, jetzt verschärfen sich auf einmal die politischen Bedeutungsschichten

der von Shakespeare her bekannten Geschichte über den „Mohren von Venedig“. Jetzt ist man sensibilisiert dafür, dass einem in der Figur des Otello nicht nur ein Farbiger gegenübertritt, sondern auch ein Andersgläubiger. Ein Getriebener, den Krieg und Kampf in das angeblich so hochkultivierte Venedig verschlagen haben. Ein Fremder, der alles daran setzt, sich in seiner neuen Heimat zu integrieren. Und so heiratet er nicht nur eine Venezianerin, sondern die Republik kann alsbald auf seine Feldherrenkünste nicht mehr verzichten. Er scheint also angekommen zu sein in Venedig. Somit wäre Otello ein Beispiel dafür, wie man sich das weitere Schicksal all dieser Flüchtlinge, die jetzt in der Europäischen Union Schutz suchen, eigentlich wünschen würde: Ein Fremder, der sich trotz seiner exotischen Herkunft und trotz seiner anderen Religion bestens in die Gesellschaft seines neuen Landes eingliedert. Doch dann führen Shakespeare und Verdi vor, wie dünn dieses Eis ist, auf dem sich der scheinbar bestens Integrierte bewegt. Ein kleiner Anlass genügt, dass all die altbekannten Vorurteile und der ganze Hass auf alles Fremde Otello vernichten. Ganz im Sinne Friedrich Schillers, der davon spricht, dass das Theater „das Netz, womit uns List und Kabale umstrickten,“ offenbart und dem Publikum somit Gelegenheit gibt, sich im Alltag dagegen zu wappnen, kann

auch ein Werk wie Otello ein Wegweiser innerhalb der momentanen politischen Situation sein. Denn es zeigt, dass das Willkommenheißen und die Integration von Fremden eine Sache sind. Ein dauerhaft-harmonisches Zusammenleben ist hingegen noch einmal eine andere Herausforderung. Die aktuellen Ereignisse geben uns die Chance dazu, diese Aufgabe zu meistern. Nutzen wir sie!

Info

Titel Otello | Komponist Giuseppe Verdi | Libretto Arrigo Boito nach William Shakespeares gleichnamiger Tragödie | Wichtigstes Requisit Ein Taschentuch, das Jago ausreicht, um die Eifersucht Otellos ins Grenzenlose wachsen zu lassen | Bekanntestes Zitat „Hast du schon zur Nacht gebetet, Desdemona?“ | Schönstes Zitat „Schon wollen die Plejaden des Meeres Saum berühren. Venus soll uns führen.“ Team am Mainfranken Theater Enrico Calesso, Guy Montavon, Francesco Calcagnini, Michael Clark, Berthold Warnecke, Christoph Blitt | In Kooperation mit dem Theater Erfurt |  Premiere Sa, 17. Oktober 2015 | 19.30 Uhr | Großes Haus

Ilia Papandreou als Desdemona – Inszenierungsfotos (2) in Kooperation mit dem Theater Erfurt.


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Als Kino noch Theater war Eine Sinfonie des Grauens aus der Zeit des Stummfilms s Stephan Drehmann

Wenn heute ein erfolgreicher Horrorfilm im Kino läuft, dann sehen und hören Tausende von Popcorn knabbernden Zuschauern exakt die gleiche Vorstellung. Eine Live-Atmosphäre wie im Theater kommt nicht auf. Das war 1922 bei Friedrich Wilhelm Murnaus Klassiker Nosferatu noch ganz anders, denn dem Kino fehlte eine entscheidende Komponente: der Ton. Dialoge wurden sparsam verwendet und als Zwischentitel eingeblendet. Das eigentliche akustische Erlebnis eines Kinobesuchs war die live gespielte Filmmusik. Lichtspielhäuser boten, je nach Größe, Platz für einen Pianisten, ein Salon- oder ein Sinfonieorchester. Bei kleineren Ensembles improvisierten die Musiker spontan zu den gezeigten Filmszenen, so dass jede Vorstellung zu einem einmaligen Erlebnis wurde. Eine durchkomponierte Musik, wie sie Hans Erdmann für Nosferatu schuf, war 1922 nicht selbstverständlich. Zwanzig Jahre zuvor waren die ersten Filmprojektoren noch als Attraktion auf Jahrmärkten unterwegs. In Zelten und Buden konnten die Besucher sich ein buntes Programm ansehen, in dem sich Landschaftsaufnahmen, Slapstick-Sketche, abgelichtete Kuriositäten und sogar pornografische Aufnahmen aneinander reihten. Dazu improvisierte ein Pianist die Begleitmusik, ein Geräuschemacher erweiterte mit Hupen, Glöckchen und anderen Instrumenten die Klangkulisse. Und ein so genannter Film-Erklärer führte mit Witzen und Anekdoten durchs Programm. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurden diese Wanderkinos sesshaft und es entstanden die ersten festen Kinosäle. Doch ein Kinoabend ähnelte viel mehr dem bunten Treiben in einem Varieté als unserer heutigen Filmkultur. Die Zuschauer aßen, tranken und rauchten, lachten, unterhielten sich und applaudierten den Musikern und Filmvorführern. Das bunte Kurzfilm-Programm wich nur langsam den abendfüllenden Spielfilmen.

SEHNsucht – Sucht nach dem Sehnen

Während dieser Entwicklung wurde die Kinematografie zunehmend als Kunst wahrgenommen. Es entstanden die ersten Filmpaläste, man sprach von „Filmtheatern“, wo die Besucher in Abendgarderobe zu den Vorstellungen erschienen. Bei der Uraufführung von Nosferatu am 4. März 1922 in Berlin hielten drei Schauspieler einen Prolog, der sich an Goethes Faust-Vorspiel anlehnte, und auf die Filmvorführung folgten eine Balletteinlage und ein Kostümball. Die besondere Atmosphäre einer Stummfilm-Vorführung mit Live-Musik lässt sich am 23. Oktober, um 19.30 Uhr, im Mainfranken Theater nacherleben. Das Philharmonische Orchester Würzburg spielt unter der Leitung von Generalmusikdirektor Enrico Calesso die Nosferatu-Filmmusik des Horror-Spezialisten James Bernhard zu den restaurierten Bewegtbildern von Murnaus Meisterwerk. Bernhard hat sich seit den 50er-Jahren als Drehbuchautor und Film-Komponist des Gruselgenres einen Namen gemacht und vertonte Nosferatu im Jahre 1997. Die Sinfonie des Grauens – so der Untertitel des Films – präsentiert das Theater in Kooperation mit dem Programmkino Central.

info

Filmkonzert Fr, 23. Oktober 2015 | 19.30 Uhr Dirigent Enrico Calesso | Philharmonisches Orchester Würzburg

Kompositionsstopp Oder wie die Liebe alles lahmlegte s Beate Kröhnert | V Falk von Traubenberg

Über die musikalische Analyse eines Gefühls s Beate Kröhnert | V Petra Winkelhardt

der Philosophie. Denker wie Platon, Immanuel Kant, Friedrich Schleiermacher, die Schlegelbrüder oder Georg Wilhelm Friedrich Hegel suchten das Phänomen intellektuell zu fassen. Die Sehnsucht – etwa im Motiv der Unendlichkeit – spielt in der Epoche der Romantik eine herausragende Rolle. Neben der Auseinandersetzung in Literatur und Philosophie gilt dies auch für die Musik. In einem Aufsatz über Beethovens fünfte Sinfonie stellt E.T.A. Hoffmann die „unendliche Sehnsucht“ als das Wesen der Romantik heraus. Eine der schönsten Manifestationen ist etwa das „Sehnsuchtsmotiv“ aus Wagners Tristan und Isolde. Doch auch Komponisten wie Anton Bruckner, Johannes Brahms und Erich Wolfgang Korngold wussten, diesen Topos in die Faktur ihrer Partituren einfließen zu lassen. Musik, die zum Sehnen, Fühlen und Schwelgen einlädt, hält daher das 1. Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters Würzburg unter dem Motto SEHNsucht bereit. Nach der Eröffnung mit Bruckners Sinfonischem Präludium wird Dimiter Ivanov den Musikern des Orchesters als Solist des Violinkonzerts von Korngold zur Seite stehen. Mit der dritten Sinfonie mündet das Konzert in die wohl poetischste, inspirierteste und leidenschaftlichste Sinfonie aus der Feder von Johannes Brahms. Dimiter Ivanov ist Solist im 1. Sinfoniekonzert. Sehnsucht ist das tiefe Verlangen nach einem Menschen, einer Sache, einem Zustand, den oder die man begehrt und deren Nähe man herbeisehnt. Sie ist mit dem schmerzhaften Gefühl verbunden, den geliebten Gegenstand nicht erreichen zu können. Doch die Sehnsucht ist auch ein faszinierender Topos

Info

1. Sinfoniekonzert Do, 1. Oktober und Fr, 2. Oktober 2015 | 20.00 Uhr | Großes Haus Violine Dimiter Ivanov | Dirigent Enrico Calesso

Mannheim im Jahr 1777. Hier ist eines der besten Orchester beheimatet. Hier warten künstlerische Herausforderungen. Hier leben und wirken einige der einflussreichsten Musiker und Komponisten der Zeit. Wo sonst sollte sich also einer wie Wolfgang Amadé Mozart sinnvollerweise aufhalten? Zumal ein lukrativer Kompositionsauftrag just nach seiner Ankunft ins Haus flattert. Der holländische Amateurflötist Ferdinand Dejean will ihm 200 Gulden für „3 kleine, leichte, und kurze Concertln und ein Paar quattro auf die flötte“ zahlen. Das sollte keine allzu schwere Aufgabe für einen Komponisten seines Kalibers darstellen, und so ist das erste Quartett in D-Dur (KV 285) bereits nach kurzer Zeit zu Papier gebracht. Doch plötzlich gerät die Arbeitswut ins Stocken. Was war geschehen? Die Liebe hatte in Mozarts Leben Einzug gehalten. Dieser wundersame Cocktail der Gefühle, der zu Beginn seine Delinquenten vor Glück glühen lässt und herrlich verwirrt und der an seinem Ausgang meist sehr schmerzhaft wird, hatte Mozart befallen. Der Kompositionsauftrag war Nebensache und nicht mehr als ein guter Vorwand, das Verweilen in der Quadratestadt vor seinem Vater Leopold Mozart zu rechtfertigen. In Wahrheit war der berufliche Enthusiasmus vom privaten Engagement in Sachen Familiengründung verdrängt worden. Der 21-jährige Komponist war seiner ersten großen Liebe begegnet. Seine komplette Aufmerksamkeit galt nunmehr der Cousine Carl Maria von Webers Aloisia Weber. Die Liebe aber scheiterte, und so wandte sich Mozart doch wieder seiner Profession – der Tonkunst – zu. Ganz einsam blieb er jedoch nicht. Er fand in Constanze Weber, der Schwester Aloisias, seine Herzdame. Im 1. Kammerkonzert der Saison erwartet Sie neben dem 1777 entstandenen D-Dur-Quartett noch das Quartett in C-Dur. Diesen Kompositionen rund um das Lieblingsinstrument der klassischen Ära, der Flöte, steht die Bearbeitung von Claude

Debussys Six Épigraphes antiques vom Beginn des 20. Jahrhunderts gegenüber. Volkmar Andreaes Flötenquartett op. 43 und die Uraufführung von Rodolphe Schachers Intuitions komplettieren dieses facettenreiche Programm.

Info

1. Kammerkonzert So., 25. Oktober 2015 | 11.00 Uhr | Toscanasaal der Residenz


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Konzentriert auf das Wesentliche

Konzertmatinee unterstützt Kinderklinik

Herzlich willkommen in Würzburg!

Anna Vitas Erfolgsproduktion Der Fall Carmen

Werke von Mozart und Beethoven

Der Tänzer Mihael Belilov

Es ist ein Siegeszug sondergleichen: 1845 veröffentlichte der französische Schriftsteller Prosper Mérimée seine Novelle Carmen. Dreißig Jahre später brachte der junge Komponist Georges Bizet diese Geschichte auch auf die Opernbühne. Seitdem ist die schmuggelnde spanische Zigarettenarbeiterin, die allen Männern den Kopf verdreht, von den Spielplänen dieser Welt nicht mehr wegzudenken. Die größten Bühnen wie die Arena von Verona oder die New Yorker Metropolitan Opera bieten hier von üppig-rauschenden Kostümen über pittoresk-aufwändige Dekorationen bis hin zu lebenden Pferden gerne alles auf, um auf ihren Brettern ein möglichst opulentes BilderbuchSpanien entstehen zu lassen. Doch es geht auch ganz anders: Konzentriert auf das Wesentliche, spricht Anna Vitas tänzerische Fassung Der Fall Carmen in den Kammerspielen direkt das Publikum an und stellt mit sezierender Schärfe die Konflikte der Handlung heraus. Nach dem begeisterten Zuspruch bei Presse und Publikum in der vergangenen Saison nimmt das Mainfranken Theater die Produktion in dieser Spielzeit wieder auf.

Aus Anlass seines 70. Geburtstages hat Würzburgs Bürgermeister Dr. Adolf Bauer die Schirmherrschaft für eine Konzertmatinee im Mainfranken Theater Würzburg übernommen. Der Erlös der Benefizveranstaltung kommt der Forschungsarbeit von Prof. Dr. Speer an der UniversitätsKinderklinik zugute. Das Philharmonische Orchester Würzburg unter der Leitung von Generalmusikdirektor Enrico Calesso eröffnet das Programm mit der Ouvertüre der Oper Le nozze di Figaro, es folgt das Konzert für Klavier und Orchester in G-Dur (KV 453) von Wolfgang Amadé Mozart. Anschließend erklingt das Allegro con brio aus der Sinfonie Nr. 7 in A-Dur von Ludwig van Beethoven. Als Solistin tritt die mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnete Pianistin Katja Huhn auf. Es moderiert Johannes Engels.

Die Ballettcompagnie des Mainfranken Theaters freut sich über ein neues Mitglied. Seit der Spielzeit 2015/2016 gehört Mihael Belilov fest zum Würzburger Ensemble gehören. Mihael stammt aus Bulgarien. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für das Tanzen. Seine Ausbildung begann er in Varna. Nach ersten Wettbewerbserfolgen wechselte er 2012 an die renommierte Staatliche Ballettschule Berlin. Großen Erfolg erntete er in dieser Zeit mit dem anspruchsvollen Pas de deux aus dem Ballett Le Corsaire, den er nicht nur im Rahmen von Johann Kresniks Kreation Villa Verdi an der Berliner Volksbühne tanzte, sondern mit dem er auf Gala-Veranstaltungen in Greifswald, Prag, Riga, Dresden, Wiesbaden, Leipzig und Chemnitz glänzte. Im Juni 2014 gewann Mihael Belilov einen dritten Preis beim Internationalen Baltischen Ballettwettbewerb in Riga. Zudem trat er bereits mit dem Staatsballett Berlin und mit dem Ballett der Oper Leipzig auf und arbeitete mit Choreografinnen und Choreografen wie Eva Lopez, Nacho Duato und Marco Goecke.

Benefizmatinee So, 11. Oktober 2015 | 11.00 Uhr | Großes Haus Moderation Johannes Engels | Klavier Katja Huhn | Dirigent Enrico Calesso, Philharmonisches Orchester Würzburg

Titel Der Fall Carmen | Team Anna Vita, Anika Wieners, Veronica Silva-Klug, Christoph Blitt  Wiederaufnahme-Premiere Do, 15. Oktober 2015 | 20.00 Uhr | Kammerspiele | Weitere Termine 21.10. | 30.10. | 06.11. | 13.11. | 27.11. | 05.12. | 13.12. | 26.12.

Ab auf die Bühne!

Nachwuchskritiker gesucht

Von Kultur bis Kulinarik

Anmeldung für Jugendclub läuft

Workshop für „Junge Journalisten“ startet

Einblicke ins Land Äthiopien im Mainfranken Theater

Wie aktuell und anspruchsvoll Jugendclub-Theater sein kann, haben die Jugendlichen von Enter Stage – Play mit ihrem selbst entwickelten Stück (Zu)Flucht in der vergangenen Spielzeit bewiesen. Nun sucht der Jugendclub des Mainfranken Theaters für seine nächste Produktion Mitstreiter ab 15 Jahren, die sich mit Spaß und Eifer auf der Bühne spielerisch ausprobieren möchten. Dabei leiten Theaterprofis Sprech- und Bewegungsübungen an und helfen bei der Entwicklung von Texten und Choreografien. Während der Spielzeit werden die Jugendlichen gemeinsam eine Inszenierung erarbeiten, die unter professionellen Bedingungen in den Kammerspielen zur Aufführung kommt. Enter Stage – Play beginnt im Oktober mit intensiven Kennenlern-Treffen, bei denen sich herausstellt, wer ab November teilnimmt.

„Die Oper war irgendwie doof und viel zu modern, aber die Kostüme hatten Style.“ Wie aus diesem oder ähnlichen ersten Eindrücken eine respektable Theaterkritik wird, können Jugendliche ab 16 Jahren im neuen Workshop „Junge Journalisten“ lernen, den das Mainfranken Theater in dieser Spielzeit erstmalig anbietet. An mehreren festen Terminen haben interessierte Nachwuchskritiker die Gelegenheit, sich Aufführungen anzusehen und – mal selbstständig, mal unter Anleitung – Rezensionen zu verfassen. Nähere Informationen gibt es bei einem Vorbereitungstreffen im Theater am 14. Oktober, um 18.30 Uhr, zu dem eine Anmeldung erforderlich ist (Kontakt siehe unten). Auskünfte erteilt außerdem Kursleiter Stephan Drehmann. Unabhängig vom Workshop sind Redakteure von Schülerzeitungen jederzeit herzlich eingeladen, über die Produktionen oder das Mainfranken Theater im Allgemeinen zu schreiben. Wer zu diesem Zweck eine Vorstellung besuchen möchte und sich früh genug meldet, erhält bei der Kommunikationsabteilung des Theaters eine Freikarte – wie die Profis.

Am 16. Mai 1981 legte der damalige Schauspieler Karlheinz Böhm mit seiner legendären Wette in der TV-Sendung Wetten, dass ...? den Grundstein für seine Äthiopienhilfe. Am 13. November 1981 gründete er die Stiftung Menschen für Menschen. Seitdem leistet die Organisation Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien. Gemeinsam mit der Stiftung Menschen für Menschen gestaltet das Mainfranken Theater Würzburg den Tag der Deutschen Einheit als Tag der Vielfalt und als Zeichen für Weltoffenheit. Am 3. Oktober findet eine Wohltätigkeitsveranstaltung im Großen Haus statt, bei der die Besucher die Gelegenheit haben, Äthiopien als faszinierendes und auch widersprüchliches Land am Horn von Afrika zu entdecken. Beginn des vielfarbigen kulturellen Benefiz-Abends ist um 17.00 Uhr.

 Premiere Do, 16. Juni 2016 | Kammerspiele Erstes Infotreffen Sa, 10. Oktober 2015 | 15.00 Uhr | Bar Anmeldung bei Nele Neitzke: theater.paedagogik@stadt.wuerzburg.de | 0931/3908-223. Teilnahmebedingung ist der Erwerb eines Schüler- und Studierendenabos (ab 46 Euro).

Vorbereitungstreffen Mi, 14. Oktober 2015 | 18.30 Uhr | Foyer-Café Anmeldung bei Stephan Drehmann: stephan.drehmann@stadt.wuerzburg.de | 0931/3908-145.

Feel Ethiopia Sa, 3. Oktober 2015 | 17.00 Uhr | Großes Haus


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Wenn plötzlich der Tenor erkrankt … Was hinter den Kulissen geschieht, damit die Aufführung doch noch stattfinden kann s Christine Weisner | V Daniel Peter

Chefankleiderin Susanne Frank stattet die Gäste aus und hält, je nach Konfektionsgröße, verschiedene Kostüme bereit.

Pläne machen gehört zum Tagesgeschäft von Annette Radenheimer, die seit 2011 als Künstlerische Betriebsdirektorin und Chefdisponentin am Mainfranken Theater arbeitet. Dass Pläne wieder über den Haufen geworfen werden, ist aber auch nicht außergewöhnlich. Schließlich wird Theater von Menschen gemacht, die bei jeder Aufführung live und leibhaftig auf der Bühne stehen. Und Menschen können krank werden, auch kurzfristig. Radenheimer nimmt es sportlich. Von Krisenmanagement möchte sie in diesem Zusammenhang nicht sprechen, eher vom kreativen Lösen scheinbar aussichtsloser Situationen. Tritt der Ernstfall ein, prüfen Radenheimer und ihre Mitarbeiterin Simone Rupp als Erstes, ob es sich um eine Abonnement-Aufführung handelt, dann können sie möglicherweise Aufführungen tauschen. Dafür müssen jedoch auch alle Mitwirkenden der geplanten Ersatzaufführung zur Verfügung stehen. Das betrifft nicht nur die Künstler auf der Bühne. Manchmal wird auch ein anderer Beleuchtungsmeister oder eine größere Anzahl an Bühnentechnikern benötigt. Wenn ein solcher Tausch nicht möglich ist, geht es darum, einen Gast zu finden, der beispielsweise für einen erkrankten Tenor einspringt. Bereits zu Beginn der Saison haben sich Radenheimer und Rupp einen Überblick darüber verschafft, wo die aktuellen Stücke des Mainfranken Theaters ebenfalls gespielt werden. Denn dort ist die Chance am größten, jemanden zu finden, der die Partie schon in seinem Repertoire hat. Außerdem arbeitet Radenheimer eng mit der ZAV, der Zentralen Künstlervermittlung der Bundesagentur für Arbeit in Leipzig zusammen. Wenn ein geeigneter Tenor ausfindig gemacht ist, muss er am fraglichen Abend Zeit haben und gegebenenfalls von seinem Haus freigestellt werden. Ist das geklärt, geht es darum, ihn möglichst schnell nach Würzburg zu bringen, damit noch Zeit für die Kostümanprobe und vor allen Dingen fürs Proben bleibt. Oft gibt der Sänger schon vorab seine Maße durch. Weichen diese extrem vom Originalkostüm ab, sucht die Chefankleiderin im Fundus nach einem geeigneten Ersatz. Wenn ein Gastsänger oder eine Gastsängerin ankommt, sind es im Extremfall nur Stunden, bis sich der Vorhang zur Aufführung hebt, und Radenheimer ist immer wieder begeistert davon, wie schnell sich Gäste in ihre Rollen hineinfinden. Für die Auf- und Abgänge geleitet manchmal die Regieassistentin den Gast von der Seite der Bühne mit Handzeichen durch die Aufführung. Ist die Zeit für die Einstudierung einer

Inszenierung mit Drehbühne und vielen Wegen auf der Bühne zu kurz, gibt es noch die Sing-Spiel-Form. Das heißt, der erkrankte Sänger oder ein Vertreter, etwa der Regieassistent, spielt die Rolle stumm, während der Gast in Abendgarderobe am Rand der Bühne steht und die Partie einsingt. Selbstverständlich wird das Publikum vorab durch eine Ansage über die Änderung

informiert. Beim Musiktheater besteht die gute Chance, einen Einspringer zu finden, da die Fassungen durch die Vorgaben der Musik nicht so sehr voneinander abweichen. Doch dieses Prinzip hilft auch nicht immer. So hat das Mainfranken Theater Baldassare Galuppis Oper Alessandro nell’Indie erstmals seit 250 Jahren wieder zur Aufführung gebracht. In diesem Fall ist es

Annette Radenheimer ist seit dem Jahr 2011 Künstlerische Betriebsdirektorin und Chefdisponentin am Mainfranken Theater – und Krisenmanagerin, wenn ein Künstler kurzfristig ausfällt.

mehr als unwahrscheinlich, dass andere Sänger und Sängerinnen diese Partien in ihrem Repertoire haben. Beim Schauspiel, wo sich die Textfassungen von Inszenierung zu Inszenierung oft deutlich unterscheiden, ist es schwieriger, einen erkrankten Darsteller zu ersetzen. Erster Ansprechpartner bei der Suche nach einer Lösung ist hier der Schauspieldirektor. Manchmal helfen Umbesetzungen, so dass zum Schluss nur für eine kleine Partie ein Ersatz nötig ist. Eine andere Lösung besteht darin, dass der Einspringer wie bei einer szenischen Lesung seine Rolle abliest. Als bei der Aufführung der Minna von Barnhelm ausgerechnet die Hauptdarstellerin ausfiel, übernahm eine Schauspielabsolventin kurzfristig die Rolle. Sie probte Tag und Nacht und legte eine hervorragende Aufführung hin. Dass sie bei der Vorstellung via Knopf im Ohr mit der Souffleuse verbunden war, fiel dabei niemandem auf. Aber es kommt auch vor, dass eine Aufführung abgesagt werden muss. „Für uns alle ist das das Schlimmste, was passieren kann“, sagt Annette Radenheimer dazu. „Als Erstes versuchen wir, das Publikum zu informieren, dafür erbitten wir an der Kasse vorab die Telefonnummern.“ Informiert werden müssen aber auch alle Beteiligten vor und hinter der Bühne, die Presse, der Feuerwehrmann, der Arzt bzw. Sanitäter vom Roten Kreuz sowie Caterer und andere Beteiligte. Zudem sorgt Radenheimer, wenn irgend möglich, für ein Ersatzprogramm für die Zuschauer, die vergeblich gekommen sind, etwa eine Aufführung von Oper am Klavier im Großen Haus. Zum Glück ist dies aber nur sehr selten nötig. Und wenn sich wieder einmal allen Widrigkeiten zum Trotz der Vorhang hebt, „dann rollt einem ein ganzes Gebirge vom Herzen, nicht nur einzelne Steine.“ Manchmal treten auch ganz spezielle Probleme auf. In der Spielzeit 2013/2014 erkrankte ein BassBariton. Er sollte in der Strauss-Oper Salome den Jochanaan singen, dessen Kopf am Ende auf einem Silbertablett präsentiert wird. Der von der Maske angefertigte Kopf zeigte natürlich die Gesichtszüge des erkrankten Würzburger Sängers und nicht die des Gastes vom Theater Koblenz, der kurzfristig einspringen sollte. Zum Glück ließ sich das Problem noch rechtzeitig mit einem Anruf lösen. Der Gast konnte seinen Kopf aus der Koblenzer Produktion mitbringen, und die Bahnfahrt mit dem makabren Requisit in einer Plastiktüte verlief ohne besondere Vorfälle.


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Oktober 2015

Termine vom 1. bis 31. Oktober 2015

01 DO

20.00 (EF: 19.30) | Großes Haus | K/D | 1. SINFONIEKONZERT „SEHNsucht“

02 FR

20.00 – 21.20 | Kammerspiele | FV | 1. SINFONIEKONZERT „SEHNsucht“

03 SA

14.00 – 18.00 | Mainfranken Messe, Halle 1 | KOSTÜMANPROBE MIT FOTOAKTION 15.00 | Mainfranken Messe, Messebühne Halle 1 FRONTGARDEROBE (AUSSCHNITTE) Eine Revue von Jürgen R. Weber 17.00 | Großes Haus | FV FEEL ETHIOPIA Eine kulturelle Reise ans Horn von Afrika 20.00 – 21.10 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – ODYSSEE SHORT CUTS von Homer

04 SO

15.00 – 18.15 (EF: 14.30) | Großes Haus | S ALESSANDRO NELL’INDIE (ALEXANDER IN INDIEN) Oper von Baldassare Galuppi 11.00 | Foyer-Café | Eintritt frei | Matinee zu OTELLO Oper von Giuseppe Verdi 21.00 – 22.15 | Atrium | FV | QUARTETT von Heiner Müller

05 MO

17.00 | Bar | LEHRERSPIELZEITVORSCHAU

07 MI

19.30 – 21.30 | Großes Haus | E | DER REVISOR von Nikolai Gogol

08 DO

20.00 – 21.20 | Kammerspiele | FV FRONTGARDEROBE Eine Revue von Jürgen R. Weber

09 FR

Fr 19.30 – 21.30 | Großes Haus | F / VB / F DER REVISOR von Nikolai Gogol

10 SA

15.00 | Bar JUGENDCLUB „ENTER STAGE – PLAY“ Auftakttreffen 19.30 – 22.45 (EF: 19.00) | Großes Haus | R ALESSANDRO NELL’INDIE (ALEXANDER IN INDIEN) Oper von Baldassare Galuppi 20.00 – 21.00 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER - ODYSSEE SHORT CUTS von Homer

„Bei jeder Rolle kämpfe ich“ Zehn Jahre Ballettcompagnie Würzburg: Foyer sprach mit Tänzerin Caroline Matthiessen über die Angst Angst ist ein Wort, so deutsch, dass der Begriff ein angloamerikanisches Lehnwort geworden ist: „German angst“ definiert oder ironisiert ein Lebensgefühl, das scheinbar typisch für die Mentalitätsgeschichte unserer Nation, unserer Kultur ist. Unter dem Motto ANGSTFREI greift das Mainfranken Theater Würzburg diesen Topos in der Spielzeit 2015/2016 auf. Es zeigt in allen Genres und Sparten Spielarten der Furcht und versucht dennoch, auch deren Überwindung zu beschreiben. Die FOYER-Redaktion sprach mit Tänzerin Caroline Matthiessen über persönliche Ängste. Gibt es Ängste, die Deinen Werdegang begleitet haben? Zunächst war es meine größte Angst, von einer Ballettschule nicht aufgenommen zu werden. Denn das Problem war, dass ich bei den großen Ballettschulen von der Körperlichkeit her nicht in die Vorstellung einer klassischen Balletttänzerin passte. Das hat mich aber gleich doppelt motiviert, weiter zu machen und es „allen zu zeigen“. Und in Frankfurt an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst hat es dann auch geklappt. Damit war der Weg frei für den Bühnentanz. Und was kam danach? Mindestens ein Dutzend Vortanztermine mit Absagen. Aber ich wusste, dass es oft auch reine Glückssache ist, genau dem Typ zu entsprechen, der gerade gesucht wird. Das bedeutet, dass man manches Mal beim Vortanzen gar nicht die Chance erhalten hat, zu zeigen, was man technisch wirklich drauf hat. Wann und wo hattest Du Dein erstes Engagement? Ich war 19 Jahre alt und fing in der Ballettcompagnie am Stadttheater Bielefeld unter Philip Lansdale an. Die erste Herausforderung kam dann gleich zu Beginn bei meiner ersten Ballettproduktion, wo mich Lansdale direkt in einer Hauptrolle mit einem Riesensolo besetzte. Und wenn man gleich von der ersten Sekunde an voll da sein und technisch höchst anspruchsvollen Tanz zeigen soll, dann muss man schon sehr starke Nerven besitzen. Hat man die Nerven von Anfang an, oder kann man sich das erarbeiten? Ja, teilweise schon. Im Englischen heißt das „Stagecraft“: Wie und wo muss man auf der Bühne stehen? Wie projiziert man in Richtung Publikum? Wie wirkt sich das Zusammenspiel der Kollegen im und auf den Bühnenraum aus? Bei jeder Rolle kämpfe ich immer wieder mit Unsicherheiten im Hinblick auf die Interpretation. Und oft finde ich erst in den Endproben den richtigen Ansatz.

Wie drückt sich diese Aufregung bei Dir aus? Ich habe Bauchflimmern – schlicht und ergreifend Lampenfieber! Das gehört bis heute für mich zu jedem Auftritt dazu. Von 2005 bis 2015 warst Du Mitglied der Würzburger Ballettcompagnie, und Du wirst von Publikum und Kritik gleichermaßen geliebt. Trägt positives Feedback dazu bei, Ängste zu überwinden? Die direkte Rückmeldung durch das Publikum ist mir enorm wichtig und macht mich einfach glücklich. Und natürlich hilft mir diese Bestätigung auch, meine anhaltende innere Unsicherheit zu überwinden. Wie sieht es mit der Angst vor Verletzungen aus? Damit habe ich mich eigentlich wenig beschäftigt, weil ich erstens auf meinen Körper sehr gut aufpasse und zweitens Glück hatte – Unfälle können immer und überall passieren, oftmals in den albernsten Situationen. Im Vergleich zu anderen Berufen haben Tänzer eine recht kurze aktive Zeit auf der Bühne. Kennst Du Zukunftsängste? Ideen, wie es danach weitergeht, hatte ich schon. Aber ich habe die Zeit auf der Bühne so sehr genossen, dass ich mich lange nicht damit beschäftigen wollte. Du bist vor einer Weile Mutter geworden. Für viele Tänzerinnen kommt damit das Ende der Bühnenpräsenz. Für Dich aber nicht, denn bei Schneewittchen – Breaking Out hat man Dich grandios in der Rolle der Stiefmutter erleben können. Die Technik und die Kondition sind wieder da, und es hat auch wahnsinnig Spaß gemacht, diese Rolle zu spielen. Das hätte ich auch nicht missen wollen. Augenblicklich ist für mich jedoch entscheidend, dass ich bei meinem Mann und meiner kleinen Tochter in Graz sein möchte. Ich freue mich aber auch, wenn ich künftig wieder als Gast in Würzburg auftreten darf. Denn die Zeit hier am Mainfranken Theater ist einfach großartig gewesen! Wie sehen Deine weiteren beruflichen Pläne aus? Ich werde mich in Richtung Ballettpädagogik weiterbilden, um dann später vielleicht als Ballettmeisterin für eine Compagnie zu arbeiten oder auch eine eigene Ballettschule aufzumachen. Und wenn es sich ergibt, möchte ich gern weiterhin auf der Bühne auftreten. Caroline, herzlichen Dank für das Gespräch!

11 SO

11.00 | Großes Haus | FV BENEFIZMATINEE Werke von Mozart und Beethoven

14 MI

18.30 | Foyer-Café | JUNGE JOURNALISTEN Auftakttreffen

19.30 – 21.30 | Großes Haus | L | DER REVISOR von Nikolai Gogol 19.30 – 21.30 | Großes Haus | C | DER REVISOR von Nikolai Gogol 15 DO

20.00 – 20.50 | Kammerspiele | FV Wiederaufnahme-Premiere: DER FALL CARMEN Ballett von Anna Vita mit Musik von Rodion Schtschedrin Lehrervorschau zu: OTELLO Oper von Giuseppe Verdi | Infos: 0931/3908-223

16 FR

19.30 – 21.30 | Großes Haus | H DER REVISOR von Nikolai Gogol

17 SA

19.30 – 21.45 | Großes Haus | P Premiere: OTELLO Oper von Giuseppe Verdi

18 SO

15.00 – 17.00 | Großes Haus | SB | DER REVISOR von Nikolai Gogol 20.00 – 21.15 | Atrium | FV | QUARTETT von Heiner Müller

20 DI

19.30 – 21.30 | Großes Haus | A/Ju2 DER REVISOR von Nikolai Gogol

21 MI

20.00 – 20.50 | Kammerspiele | FV DER FALL CARMEN Ballett von Anna Vita mit Musik von Rodion Schtschedrin

22 DO

19.30 – 22.45 (EF: 19.00) | Großes Haus | B/VB ALESSANDRO NELL’INDIE (ALEXANDER IN INDIEN) Oper von Baldassare Galuppi

23 FR

19.30 | Großes Haus | FV FILMKONZERT Nosferatu – Eine Sinfonie des Grauens 20.30 | Kammerspiele | VVK: www.wuetix.de MÖBIUS – THE END IS THE BEGINNING IS THE END Gastspiel im Rahmen des Würzburger Improtheaterfestivals

24 FR

19.30 – 21.45 | Großes Haus | U | OTELLO Oper von Giuseppe Verdi 20.30 | Kammerspiele | VVK: www.wuetix.de THE SHELL GAME Gastspiel im Rahmen des Würzburger Improtheaterfestivals

25 SA

11.00 | Toscanasaal | FV 1. KAMMERKONZERT Werke von Wolfgang Amadé Mozart, Volkmar Andreae, Claude Debussy und Ralophe Schacher 19.30 – 21.30 | Großes Haus | V | DER REVISOR von Nikolai Gogol 20.00 – 21.20 | Kammerspiele | FV FRONTGARDEROBE Eine Revue von Jürgen R. Weber

26 MO

20.00 – 21.15 | Atrium | FV QUARTETT von Heiner Müller

28 MI

19.30 – 21.30 | Großes Haus | Ju1/Y DER REVISOR von Nikolai Gogol

29 DO

20.00 | Großes Haus | FV PSYCHO – FANTASIE ÜBER DAS KALTE ENTSETZEN Inszenierte Lesung mit Musik von Matthias Brandt und Jens Thomas 20.00 – 21.00 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – ODYSSEE SHORT CUTS von Homer

30 FR

19.30 | Würzburger Privatwohnungen | FV LITERATUR IN DEN HÄUSERN DER STADT Lesungen 20.00 – 20.50 | Kammerspiele | FV DER FALL CARMEN Ballett von Anna Vita mit Musik von Rodion Schtschedrin

31 SA

15.00 | Bühneneingang SPAZIERGANG HINTER DEN KULISSEN 19.30 – 21.45 | Großes Haus | O OTELLO Oper von Giuseppe Verdi

KARTEN / INFORMATIONEN: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstr. 21, 97070 Würzburg Tel.: 09 31/39 08-124 | Fax: 09 31/39 08-100 karten@theaterwuerzburg.de | www.theaterwuerzburg.de Vorverkauf auch im Falkenhaus, Oberer Markt, 97070 Würzburg, Tel.: 09 31/37 23 98

IMPRESSUM: Herausgeber: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstraße 21, 97070 Würzburg Intendant: Hermann Schneider Kaufmännischer Geschäftsführer: Dirk Terwey Registergericht: AG Würzburg Redaktionsleitung: Britta Grigull Redaktion: Annika Ahting, Christoph Blitt, Stephan Drehmann, Britta Grigull, Beate Kröhnert, Roland Marzinowski, Wiebke Melle, Nele Neitzke, Hermann Schneider Redaktionsschluss: 21.09.2015 Gestalterische Konzeption: Uli Spitznagel

ÖFFNUNGSZEITEN DER THEATERKASSE: Di. – Fr.: 10.00 – 19.00 Uhr Sa.: 10.00 – 14.00 Uhr und 17.00 – 19.00 Uhr Sonn- und Feiertage: eine Stunde vor jeder Vorstellung

Fotos: Gabriela Knoch, Nico Manger, Falk von Traubenberg, elder / iStockfoto bzw. Einzelnachweise Verlag und Druck: Main-Post GmbH & Co. KG, Berner Str. 2, 97084 Würzburg, Telefon: 09 31/60 01-452 Persönlich haftende Gesellschafterin: Main-Post Verwaltungs GmbH Registergericht: AG Würzburg HRB 109977 Geschäftsführer: David Brandstätter Produktmanagement: Stefan Dietzer, Rainer Greubel Gestaltung: Stefanie Rielicke Anzeigenberatung: Bianca Roth, bianca.roth@mainpost.de



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