FOYER April 2016

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MAINFRANKEN THE ATER WÜRZBURG | April 2016

Turbulent, heiter, anarchisch

DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR von Otto Nicolai

BALLETT-DOPPELABEND VON CAN ARSLAN UND IVAN ALBORESI

LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE SELTSAMER MORD AN EINEM HUND

SUPERGUTE TAGE

AUF DER SUCHE NACH DEM KLANG EINES BUCHES

DER STEPPENWOLF

JAZZ VERSUS KLASSIK IM KINDERKAMMERKONZERT

CAESAR UND KLEOPATRA ANGST ESSEN SEELE AUF

Silke Evers, Daniel Fiolka

ANGSTFREI – KONTROVERS


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April 2016

Über einen seltsamen Mordfall an einem Hund

Editorial

In den Kammerspielen steht die Premiere eines Weltbestsellers an s Roland Marzinowski | X Uli Spitznagel

Liebe Theaterfreunde, die laufende Spielzeit hält bis zum Sommer noch zahlreiche Höhepunkte für Sie bereit, zum Beispiel unsere Wagner-Gala am 6. April im Congress Centrum Würzburg. Mit einer großen Orchesterbesetzung, darunter allein 54 Streicher, und internationalen Sängerstars des Wagner-Fachs gehört sie zu den herausragenden Ereignissen des hiesigen Konzertkalenders. Mit unserer Italienischen Nacht am 13. und 14. Mai im Kaisersaal der Residenz folgt das nächste Konzert-Highlight, für das Sie mit etwas Glück noch Karten ergattern können. Oder möchten Sie sich schon jetzt Ihre Plätze für unsere Uraufführung sichern, die wir anlässlich des 700-jährigen Jubiläums des Bürgerspitals Würzburg am 2. Juli in dessen Kelterhalle präsentieren? Auf Ihren vielfach geäußerten Wunsch kehrt eine Erfolgsproduktion der Ballettsparte ab dem 26. Juli auf den Spielplan zurück (S. 8): Schneewittchen – Breaking Out gehört wie die nur noch am 28. März und 16. Mai zu erlebende Scheherazade zu den umjubelten Produktionen von Anna Vita. Der Vorverkauf hat soeben begonnen. Freunde des Tanzes dürfen sich außerdem auf den Ballett-Doppelabend Linchpin / Die Glasmenagerie von Can Arslan und Ivan Alboresi freuen, der am 9. April im Großen Haus uraufgeführt wird (S. 2). In den Kammerspielen erwartet Sie am 7. April die Schauspiel-Premiere Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone über einen 15-jährigen Jungen mit Asperger-Syndrom, der den gewaltsamen Tod eines Hundes aufklären will (S. 2). Und mit der deutschsprachigen Erstaufführung von Mandel und Seepferdchen folgt am 12. April ein berührendes, zugleich befreiend komisches Stück über ein Leben ohne Erinnerungen (S. 5). Wir laden Sie herzlich zu diesen und vielen weiteren Entdeckungen in Ihrem Mainfranken Theater ein. Ihr

Dirk Terwey Kaufmännischer Geschäftsführer

Ihre

Britta Grigull Leiterin Marketing, Vertrieb und Kommunikation

Im Jahr 2003 erschien in Großbritannien ein Buch, das gleichermaßen von Publikum und Kritik geschätzt wurde. Zwei Jahre später begeisterte die deutsche Übersetzung von Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone auch hierzulande die Leser. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis der Roman für die Bühne e n td e c k t wurde. Seitdem läuft

die hoch gelobte Theateradaption im Londoner West End, am Broadway in New York, und auch zahlreiche Bühnen in Deutschland setzten das Stück auf den Spielplan. Was ist das Faszinierende an der Geschichte, die Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen in ihren Bann zieht? Es ist eine „Coming of Age“-Erzählung, und es ist eine Detektivstory, denn am Anfang steht ein Verbrechen. Das Opfer ist ein Hund, der von einer Forke durchbohrt wurde. Diesen ominösen Fall will Christopher, ein fünfzehnjähriger Junge aus einer mittelenglischen Kleinstadt, lösen, denn der Pudel Wellington war ihm ans Herz gewachsen. Christopher lebt in einer anderen Welt, seine Sinne registrieren jedes Detail und jeden Impuls von der Außenwelt. Er verfügt gewissermaßen über keine Filter, unwichtige Dinge von wichtigen zu unterscheiden. Der Junge lebt mit einem Asperger-Syndrom, einer leichten Form von Autismus. Seine Wahrnehmung, seine Erlebniswelt und auch die Beziehungen zu anderen Menschen sind

davon bestimmt. Der Mathematik und dem Universum gilt hauptsächlich sein Interesse. Er kennt alle Primzahlen bis 7507 auswendig und verfügt über glänzende astronomische Kenntnisse. Seine Welt besteht aus Zahlen und Naturgesetzen. Mit Menschen und ihren Gefühlswelten kennt er sich nicht so gut aus. Diese verwirren ihn oft mit ihrer unklaren Sprache. Ihre Gesichtsausdrücke bleiben ihm verschlossen. Doch nun will er herausfinden, wer Wellington auf dem Gewissen hat, und dazu muss er Nachforschungen anstellen, die ihn vor ganz neue Herausforderungen stellen. Er muss seine gewohnte Umgebung verlassen und mit fremden Menschen in Kontakt treten. Um in neue Welten vorzupreschen, ist es nötig, seine Angst zu überwinden. Die Reise, die er antritt, um an den Mörder von Wellington zu gelangen, führt ihn nicht nur durch seine bislang unbekannte Nachbarschaft, sondern weit über die Grenzen seiner Stadt hinaus. Mit größter Selbstüberwindung trotzt er dem chaotischen Treiben der Metropole Londons. Auf seiner unermüdlichen Suche findet er schließlich den Täter und entdeckt dabei ein viel größeres Geheimnis.

Info

 Titel Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone Autor Mark Haddon Bühnenfassung Simon Stephens Team Nele Neitzke, Anika Wieners, Veronica Silva-Klug, Roland Marzinowski Mit Sven Mattke, Christina Theresa Motsch, Theresa Palfi, Daniel Ratthei, Maik Rogge, Timo Ben Schöfer Premiere Do., 7. April 2016| 20.00 Uhr | Kammerspiele Im April wieder am 15.04. | 19.04. | 21.04. | 26.04. | Weitere Termine bis Juli 2016

Doppelt hält besser! Die Ballettcompagnie präsentiert Linchpin und Die Glasmenagerie s Christoph Blitt | X Uli Spitznagel

Info

Erste Eindrücke von dem Ballett-Doppelabend gibt es bereits am Montag, dem 4. April, um 19.30 Uhr im Rahmen einer öffentlichen Probe zu Linchpin und Die Glasmenagerie. Zugegen sind dabei auch die beiden Choreografen Can Arslan und Ivan Alboresi, die über die inhaltliche Konzeption ihrer Kreationen Auskunft geben. Aktuelle Probenfotos aus dem Ballettsaal gibt es darüber hinaus unter theaterwuerzburg.de/blog.

Ein bekanntes Sprichwor t besagt, dass die Würze in der Kürze liege. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Wer folgt nicht lieber einem pointiert-knackigen, zeitlich knapp gehaltenen Vortrag, statt einem sich endlos ziehenden, ausufernden Referat? Wer wählt nicht lieber, wenn er von A nach B gelangen will, den direkten Weg, statt unnötigerweise längere Umwege auf öden Autobahnen zu fahren? Für die Relevanz der oben angeführten Volksweisheit findet jeder sicherlich noch zahlreiche weitere Belege. Wen wundert es also, wenn sich auch Autoren, Komponisten oder Choreografen diesem Motto von der würzigen Kürze verschrieben und Werke geschaffen haben, die nicht von abendfüllender Dauer sind? Die Frage ist in einem solchen Fall allerdings: Womit kombiniert man dann solch ein kurzes Opus, wenn man es auf den Spielplan setzt? Freilich scheint es heutzutage schon eher das Übliche zu sein, dass man pro Spielstätte und Abend nur ein Werk präsentiert. Dementsprechend wundert sich vielleicht die Eine oder der Andere aus dem Publikum, wenn sie oder er sich auf einmal auf zwei (oder gar noch mehr) Stücke pro Theaterbesuch einlassen soll. Unter rein ökonomischen Gesichtspunkten kann die Entscheidung für einen Doppelabend allerdings so falsch nicht sein, bekommt man da doch zwei Stücke zum Preis von einem geboten. Gleichzeitig sollte man sich von der heute gängigen Regel, nur einen Titel pro Vorstellung anzubieten, nicht darüber hin-

weg täuschen lassen, dass Doppelabende früher sehr viel häufiger als heute auf den Spielplänen zu finden waren. Oder haben Sie sich nicht auch schon einmal gefragt, warum Opernhits von Giuseppe Verdi wie La traviata oder Rigoletto mit knapp 100 bis 120 Minuten Spieldauer so erfrischend knapp ausgefallen sind? Die Antwort darauf ist, dass es im 19. Jahrhundert an manchen italienischen Theatern üblich war, eine Oper und ein Ballett am selben Abend zu präsentieren. Diese Tradition rührte noch aus der Barockzeit her. Damals gab es auch andernorts die Gepflogenheit, zwischen den einzelnen Akten einer ernsten Oper ein komisches Intermezzo für zwei Personen zum Gaudium des Publikums einzuschieben. Richard Wagner waren solche Traditionen ein Graus. Dementsprechend beschritt er den entgegengesetzten Weg, wenn er in seinem Ring des Nibelungen eine Geschichte auf vier Abende ausdehnte. Dies provozierte dann wiederum den Protest nachfolgender Generationen, die sich im bewussten Gegensatz zu Wagner wieder auf die Knappheit der Form besannen. Bekannteste Frucht derartiger Bestrebungen ist das Operndoppel Cavalleria rusticana von Pietro Mascagni und I Pagliacci (Der Bajazzo) von Ruggero Leoncavallo – zwei Werke, die oftmals an einem Abend gezeigt werden, auch wenn sie unabhängig voneinander konzipiert worden waren. Im Ballett waren im 19. Jahrhundert große, abendfüllende Kreationen fast die Ausnahme. Man denke etwa an Peter Tschaikowskis berühmten Nussknacker, dessen szenische und musikalische Opulenz mit einer relativ knappen Spieldauer von 70 Minuten auskommt. Der besondere Reiz von Doppelabenden liegt darin,

dass hier zwei Werke, die oftmals ursprünglich nichts miteinander zu tun hatten, quasi als Einheit präsentiert werden. Und so kann man sich als Publikum auf eine spannende Reise begeben, wenn man nach Gemeinsamkeiten zwischen beiden Stücken sucht oder sich von kontrastierenden Unterschieden inspirieren lässt. Vielleicht offenbaren sich ja gerade durch die Kombination mit einem anderen Werk in einer Oper oder einem Ballett ganz neue Einsichten, auf die man erst durch die gemeinsame Präsentation gestoßen wird. Ein derart kreatives Theatererleben beschert das Mainfranken Theater seinem Publikum nun auch mit seiner nächsten Ballettpremiere, wenn hier Can Arslans assoziativ-abstrakte Kreation Linchpin auf Ivan Alboresis tänzerische Auseinandersetzung mit Tennessee Williams‘ berühmtem Schauspiel Die Glasmenagerie trifft. Viel Spaß also beim Herstellen von spannenden Querverbindungen! Info

 Ballett-Doppelabend 1. Kreation Can Arslan: Linchpin Ein Ballett über die inneren Kämpfe des Menschen um seinen Platz in einer zunehmend automatisierten Welt. 2. Kreation Ivan Alboresi: Die Glasmenagerie Ein Ballett nach Tennessee Williams gleichnamigem Schauspiel über das Aufeinandertreffen von Traum und Wirklichkeit, Erinnerung und Realität in der Familie Wingfield. Uraufführung Sa., 9. April 2016 | Großes Haus | 19.30 Uhr | Einführung 19.00 Uhr | Weitere Termine bis Juli 2016


Christina Theresa Motsch (li.), Theresa Palfi

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Wer ist hier die Drei-Groschen-Existenz? Tod eines Handlungsreisenden noch bis April auf dem Spielplan „Eine Inszenierung, die durch starke und expressive Bilder überzeugt“, schrieb Manfred Kunz über die Premiere in der Main-Post. „Eine in sich runde, stimmige Regiearbeit“, befand Michaela Schneider im Main-Echo. Und Renate Freyeisen unterstrich in der Bayerischen Staatszeitung die „überzeugende Darstellerleistung“. Noch bis zum 16. April besteht die Möglichkeit, die eindrückliche Inszenierung Tod eines Handlungsreisenden der jungen Regisseurin Katrin Plötner im Großen Haus des Mainfranken Theaters zu erleben.   Nächste Vorstellungen 31.03. | 03.04. | 06.04. | 10.04. | Letztmals am 16.04.


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Von der Notlösung zum Allrounder

Coup für Würzburg: Große Wagner-Gala

Das 5. Kammerkonzert nimmt sich die Klarinette vor

Konzert mit Starbesetzung im CCW

s Stephan Drehmann

s Beate Kröhnert

In Jazz-Combos ist sie ein ebenso fester Bestandteil wie in Blaskapellen und Sinfonieorchestern – die Klarinette lässt sich aus unserer Musiklandschaft nicht wegdenken. Der einstige Lückenbüßer des Orchesters gehört heute zu den am weitesten verbreiteten Holzbläsern. Dem vielseitigen Instrument widmet sich das 5. Kammerkonzert am Sonntag, dem 10. April, um 11 Uhr im Toscanasaal der Residenz. Unter dem Titel Clarinettissimo erkundet das Ensemble den Zauber der Klarinette. Eingeführt wurde die Klarinette Mitte des 18. Jahrhunderts zunächst als Ersatzinstrument für die hohe Lage der Barocktrompete, die man auch als Clarino-Lage bezeichnet. Daher der Name: Clarinetto bedeutet auf Italienisch „kleines Clarino“. Nach anfänglichen Klangexperimenten in der Blas- und Kammermusik fand das junge Instrument schnell Liebhaber unter den großen Komponisten jener Zeit, und schon bald hatte es sich im Sinfonieorchester etabliert. Auch in anderen Instrumentalensembles fasste es schnell Fuß. So gehörte die Klarinette neben Trompete und Posaune von Anfang an zur klassischen Jazz-Besetzung, und auch in der traditionellen Volksmusik hat sie ihren festen Platz.

Dieser klanglichen Vielfalt sind die Klarinettisten des Philharmonischen Orchesters Würzburg auf der Spur: Thomas Lampert, Claudia Mendel und Uwe Ellies erhalten dabei Verstärkung von Amelie Bertlwieser, Studentin an der Würzburger Musikhochschule. Auf dem Programm stehen neben Kammermusik-Werken von Eugène Bozza und Joseph Friedrich Hummel auch Jazz-Klänge von Alec Templeton und Bill Dobbins sowie schwungvolle Kompositionen aus der Klezmer-Tradition. Zu hören sind außerdem Arrangements berühmter Klavierstücke wie das Solfeggio in c-moll von Carl Philipp Emanuel Bach und Le petit Nègre von Claude Debussy, die für vier Klarinetten eingerichtet sind und eine völlig neue Klangfarbe entfalten. Eine weitere Besonderheit des Programms ist die Uraufführung des Stücks Cuts and Stripes Forever, das Yannik Helm, Student an der Würzburger Musikhochschule, eigens für dieses Kammerkonzert komponiert hat.   Termin So., 10. April 2016 | 11.00 Uhr | Toscanasaal der Residenz

Für alle Freunde der Musik von Richard Wagner wartet am 6. April 2016 eine Gala der Extraklasse. Neben der Ouvertüre zu Rienzi, dem Fliedermonolog aus Die Meistersinger von Nürnberg, dem Vorspiel und Liebestod aus Tristan und Isolde sowie der Gralserzählung aus Lohengrin wird im zweiten Teil des Konzertes der erste Aufzug aus Die Walküre erklingen. Im Franconia-Saal des Congress Centrums Würzburg sind bei diesem Konzert hochkarätige Gesangssolisten zu erleben: Mit dem international sowie regelmäßig in Bayreuth gefeierten Wagner-Interpreten und ECHO-Klassik-Preisträger Klaus Florian Vogt darf sich das Würzburger Publikum auf einen der weltweit bedeutendsten Tenöre seines Fachs freuen. Als weiterer Gast wurde Günther Groissböck für die Wagner-Gala gewonnen. Der gebürtige Österreicher zählt zu den international gefragtesten Bässen seiner Generation und singt von der Scala bis zur Met an den

Ab sofort an der Theaterkasse erhältlich: Werke von Gioachino Rossini, Niccolò Paganini, Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini

wichtigsten Opern- und Konzerthäusern der Welt. Die Sopranistin Karen Leiber, Mitglied des Musiktheaterensembles am Mainfranken Theater seit der Spielzeit 2010/2011, reüssierte auf der hiesigen Bühne sowie bei Gastspielen im In- und Ausland ebenfalls unter anderem im anspruchsvollen Wagner-Fach. In Kooperation mit dem Maritim Hotel Würzburg kann der geneigte Gast sich bei einem exklusiven Dinner mit Einführungsvortrag durch den leitenden Musikdramaturgen Christoph Blitt und die Konzertdramaturgin Beate Kröhnert auf den Konzertabend einstimmen.   Termin Mi., 6. April 2016 | 19.30 Uhr Congress Centrum Würzburg (CCW) | Mit freundlicher Unterstützung des Richard-Wagner-Verbands Würzburg-Unterfranken e.V. Mehr Infos Generalmusikdirektor Enrico Calesso im Interview zur Wagner-Gala unter theaterwuerzburg. de/blog.

Interpretiert vom Philharmonischen Orchester Würzburg unter der Leitung von Enrico Calesso Eine CD-Produktion in Zusammenarbeit mit dem internationalen Klassik-Label Naxos Vorzugspreis 8,00 Euro | So lange der Vorrat reicht

Caesar und Kleopatra Eine zuckersüße Geschichte über den Musikgeschmack großer Regenten im Kinderkammerkonzert s Beate Kröhnert | V Anne Ida Helmer, Till Haarmann

Liebt klassische Musik: Corinna Mühle als Kleopatra Schon seit den frühen Morgenstunden hatten sich ein Gartenrotschwanz und eine Lerche ein musikalisches Duell auf den Palastmauern geliefert. Nur mit äußerster Mühe war es dem immerwährend-fabelhaften, stets siegreichen, höchst heldenhaften Feldherrn Gaius Iulius Caesar gelungen, bei diesem permanenten Geschrei der Vögel weiterzuschlafen. Doch nun schien die goldene Mittagssonne so wunderbar durchs Fenster und kitzelte das Oberhaupt des römischen Imperiums unerbittlich in der Nase, dass er sich doch langsam anschickte, den Tag zu beginnen. Mit zerzaustem Haar und leicht derangiertem Blick schlurfte er also durch die Flure in sein Ankleidezimmer, wo er verschlafen im Kleiderschrank nach seinem Lorbeerkranz kramte. Plötzlich beendete ein durchdringendes Trompetensignal, das vom Innenhof des Palais herauf schallte, den wohligen Dämmerzustand Caesars. Ach du grüne Neune! Das hätte er beinahe vergessen. Die Königin der Ägypter hatte sich angekündigt. Der ganze

Vorplatz des römischen Prachtbaus war voller edler Rösser, Elefanten, Kamele, Papageien, und auch der legendäre Tiger der Kleopatra war eingetroffen. Jetzt musste alles schnell gehen, denn die Königin war ein anspruchsvoller Gast. Sie hatte bereits brieflich angeordnet, was sie bei ihrem Besuch an Annehmlichkeiten erwartete. „Man lasse das Bad für den Tiger der Kleopatra ein!“, schrie der Feldherr, während er hektisch in Richtung seines Geschäftszimmers lief. „Wo ist mein Hofcompositeur, wenn man ihn braucht!“ Natürlich war der direkt zur Stelle und wusste, dass der aufgeregte Regent das Willkommensständchen für die Königin schnell noch einmal spielen wollte. Eine ganz besondere Begrüßungsmusik, die eigens für ihren Besuch komponiert und einstudiert worden war, hatte Caesar von seinem Hofmusikus erbeten. Also setzten sich beide Männer an den Flügel und zockten in feinster Jazzmanier die schmissige Nummer. Doch nur wenige Takte hielt es Caesar auf seinem Platz vor den Tasten aus, bis ihn die pure Jazz-Ekstase – bei aller gebotenen Eile – zu einem ausgelassenen Tänzchen provozierte. Da durchfuhr es ihn plötzlich wie ein Blitz! Panisch wühlte er in seinem Aktenschrank und fand einen Brief von Kleopatra! „Auf Geheiß der Königin Kleopatra ist beim Feste im Palast des Feldherrn Gaius Iulius Caesar strikt darauf zu achten, dass kein – deutlicher – KEIN Jazz erklingt. Kleopatra liebt klassische Musik und wird mit ihrer Konzertmeisterin anreisen. Ihr Gefolge umfasst eine Reiterschar von 1000 Pferden, Elefanten und Kamelen. Der Tiger der Kleopatra wünscht, sich nach seiner Ankunft in einem Bad aus lauwarmer Milch von den Strapazen der Reise erholen zu können.“ Wutentbrannt zerknüllte Caesar das Schreiben. Kein Jazz darf gespielt werden. KEIN Jazz! Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein. Es soll die Freundschaft zwischen den Ägyptern und Römern in einem rauschenden Fest besiegelt werden, und dabei soll kein Jazz erklingen! Wer, bitte, kann denn zu einer Sinfonie tanzen? Na, die Dame soll es wagen, dem großen Feldherrn unter die Augen zu treten! Der würde ihr etwas erzählen! Während sich Caesar so richtig in Rage brachte, räusperte sich ein zartes Persönchen

Will Kleopatra für den Jazz begeistern: Timo Ben Schöfer schlüpft in die Rolle von Gaius Iulius Caesar im Glitzerkleid hinter ihm. Als sich Caesar umdrehte, um dem Geräusch nachzuspüren, traf es ihn wie ein Blitz! Der zweite Blitz an diesem Tag, der den großen Kämpfer aus der Fassung brachte. Kleopatra stand hinter Caesar und blickte ihn erwartungsvoll an. Der wiederum konnte in diesem Moment gar nicht mehr zürnen, denn er war voll des Entzückens. Selten hatte er eine schönere Nase als die ihre gesehen. Eine Erscheinung wie ein Filmstar war diese Dame. Wie sollte er einem solchen ätherischen Wesen einen Wunsch absprechen? Nein! Es ging um den guten Zweck, nämlich um eine ausgelassene Feier, und die war mit Klassik beim besten Willen nicht zu bewerkstelligen. Das war eine heikle Situation – zugegeben! Doch das abendliche Gelage sollte die Freundschaft der beiden Länder unterstreichen und keine kriegerische Auseinandersetzung heraufbeschwören … Kann es Caesar gelingen, die klassikverrückte Königin vom Jazz zu begeistern?

Der uralte Konflikt: Jazz versus Klassik! In der neusten Ausgabe der Kinderkammerkonzertreihe geht er in die nächste Runde. Bei einem launigen und abwechslungsreichen Musikprogramm mit Werken des klassischen Repertoires und neu komponierten Stücken für Klavier und Violine von Joachim Werner sind Kinder, Eltern, Tanten und Onkels sowie Omas und Opas zum Mitfiebern und Mitmachen eingeladen.

Info

 Titel Caesar und Kleopatra Mit Timo Ben Schöfer, Corinna Mühle, Yana Luzman, Joachim Werner Musik Joachim Werner Text und Idee Beate Kröhnert Uraufführung So., 17. April 2016 | 15.00 Uhr Foyer-Café | Weitere Termine bis Mai 2016


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Wie hart darf es sein?

Angst essen Seele auf

Backstage-Führungen

Die Kultreihe Freitag Nacht kennt keine Tabus

Wenn Angst zur Krankheit wird

Spaziergang hinter den Kulissen

Mittlerweile scheint BDSM-Sex im Mainstream angekommen zu sein. Oder etwa nicht? Für diejenigen, die gerade nicht wissen, wofür die Abkürzung steht, sei hier kurz erklärt: Der Begriff setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der englischen Wörter „Bondage, Dominance, Sadism & Masochism“ zusammen. Gemeint sind sexuelle Verhaltensweisen, die mit Dominanz und Unterwerfung, spielerischer Bestrafung sowie Lustschmerz und Fesselungsspielen in Zusammenhang stehen. Nicht zuletzt die überraschende Karriere von Sado-Maso in der Belletristik hinterlässt den Eindruck, fast jede(r) müsse eine komplette Gummi-, Lack- oder Lederausstattung sowie einen vollfunktionstüchtigen SM-Kellerraum besitzen. Aber wie ist es wirklich um das Wissen über diese sexuellen Praktiken bestellt? Trashig und geistreich, satirisch und rotzig, lässig und streitbar – wie gewohnt ist Freitag Nacht die kreative Spielwiese am Mainfranken Theater.

Über 60 Millionen Menschen in Europa leiden an Angsterkrankungen. Dazu gehören Panikattacken, soziale Phobien oder generalisierte Angststörungen, die das alltägliche, berufliche und persönliche Leben stark einschränken. Dabei gehört Angst zu den ganz normalen, überlebensnotwendigen Grundemotionen, die uns die Evolution mitgegeben hat. Wie kommt es zu Angsterkrankungen? Und was kann man dagegen tun? In einem Vortrag werden Antworten aus der psychiatrisch-psychotherapeutischen Perspektive gegeben. In der Vortrags- und Diskussionsreihe ANGSTfrei – kontrovers setzen sich hochkarätige Referentinnen und Referenten aus Soziologie, Philosophie, Theologie und Medizin mit dem Spielzeitmotto auseinander. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Domschule Würzburg statt.

Regelmäßig am letzten Samstag im Monat gibt es in dieser Spielzeit die Gelegenheit, das Theatergebäude von einer ganz neuen Seite zu entdecken: mit dem Spaziergang hinter den Kulissen. Die Führung vermittelt Wissenswertes über die verschiedenen Abläufe im Haus und über den Aufwand, der geleistet werden muss, bevor es am Abend heißt: „Vorhang auf!“ Ermöglicht wird dabei ein Persepektivwechsel der besonderen Art. Denn wenn der Weg auf die Bühne im Großen Haus führt, ist es schon ein außergewöhnliches Erlebnis, den Blick in den Zuschauerraum werfen zu dürfen und so ein Gefühl dafür zu erhalten, was die Künstler während einer Vorstellung alles überblicken können. Zudem steht auf der Liste der geplanten Stationen auch der Besuch in den Werkstätten, denn im Malersaal, in der Schneiderei und der Schreinerei sowie in der Maske gibt es viel zu entdecken. Und so lautet das Motto bei jedem Termin auch: Ergründen Sie das Theatergebäude und erfahren Sie ganz nebenbei, was die Bühnenarbeit täglich ausmacht.

 Termin Freitag Nacht | SEX 4 – Der harte Kern | Fr., 29. April 2016 | 22.00 Uhr | Kammerspiele

 Termin „Angst essen Seele auf“ – Wenn Angst zur Krankheit wird | Vortrag von Prof. Dr. Dr. Katharina Domschke (Universitätsklinikum Würzburg) | Mo., 11. April 2016 | 19.30 Uhr | Foyer-Café

  Nächste Termine 30.04. | 28.05. | 15.00 Uhr | Treffpunkt Bühneneingang Ludwigstraße | Karten erhältlich im Vorverkauf | Gruppenbuchungen möglich

Mandel und Seepferdchen

Die Geschichte zum Titelbild

Kultroman als Musiktheater

Deutsche Erstaufführung

Die lustigen Weiber von Windsor

Matinee zur Uraufführung von Der Steppenwolf

„Schleudern Sie Ihr Gehirn bei 60 km/h durch eine Windschutzscheibe, Der Umgang mit dem lieben Geld ist nicht jedermanns Sache und will – und das Leben wird zur Lotterie. Vielleicht erinnern Sie sich an bestimmte so empfiehlt es der Volksmund – gelernt sein. Wenn allerdings allein das Dinge, vielleicht auch nicht.“ Dr. Ife Falmer muss es wissen. Als Neuropsy- Geräusch von klingelnden Münzen ausreicht, um nicht länger bei klarem chologin hat sie täglich mit Menschen zu tun, deren Leben seit einem Verstand zu sein, dann ist bereits Hopfen und Malz verloren. Und wer an Schädel-Hirn-Trauma nicht mehr das alte ist. Etwa mit Joe, Anfang 30, der einer chronischen Pleite leidet, der kommt bisweilen auf die obskursten nach einem Gehirntumor sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat. Oder mit Ideen, um dieser zu entkommen. Sir John Falstaff, der männliche ProtaGwennan, für die die Zeit bereits vor über 20 Jahren, nach ihrem schweren gonist in Otto Nicolais komisch-fantastischer Oper Die lustigen Weiber Autounfall, stehen geblieben ist. Was bleibt von einer Persönlichkeit, wenn von Windsor, vertraut darauf, mit einer Taktik seine Brieftasche wieder sie nicht mehr auf abgesicherten Erinnerungen aufbauen kann? auffüllen zu können: Er hat gleichlautende Liebesbriefe an zwei reiche BürMandel und Seepferdchen ist ein berührendes, aber zugleich befreiend gersfrauen geschrieben. Schließlich heißt es doch: „Doppelt hält besser!“ komisches Stück über ein Leben ohne Erinnerungen, das 2009 mit dem Und bei der Aussicht auf bevorstehenden Reichtum ist es immer ein Vorteil, International Susan Smith Blackburn Award ausgezeichnet wurde. Die eine weitere Karte in der Hinterhand parat zu haben. Dummerweise hat deutschsprachige Erstaufführung findet am 12. April in einer Inszenierung der unverschämte Trunkenbold dabei völlig außer Acht gelassen, dass die von Schauspieldirektor Stephan Suschke in den Kammerspielen des Main- beiden Damen miteinander bekannt sind. Kaum haben diese das falsche franken Theaters statt. Spiel des abgehalfterten Schwerenöters durchschaut, schmieden sie auch Am 17. April wird im Anschluss an die Vorstellung ein Publikumsgespräch schon Pläne, wie sie dem dicken Ritter eine Lehre erteilen können. mit Dr. med. Horst Fröhlich vom Würzburger Zentrum für ambulante Diese charmant unterhaltende Shakespeare-Vertonung aus der Feder Neuro-Rehabilitation, der Dramaturgin Wiebke Melle und Mitgliedern des von Otto Nicolai veranschaulicht überaus amüsant, was dem vermeintlich Schauspielensembles angeboten. starken Geschlecht blüht, wenn es die Frauen unterschätzt.   Premiere Di., 12. April 2016 | Publikumsgespräch So., 17. April 2016 Kammerspiele

  Wieder am 01.04. | 15.04. | 17.04. | 24.04. | 28.04. | Weitere Termine bis Juli 2016 | Großes Haus

Im Mai erwartet das Würzburger Publikum ein besonderer Höhepunkt der Spielzeit, ist es doch dem Mainfranken Theater gelungen, sich die Uraufführung einer Oper nach Hermann Hesses Klassiker Der Steppenwolf zu sichern. Dieser Roman über die antibürgerliche Selbstfindung von Hesses Alter Ego Harry Haller erlangte gerade in der Aufbruchstimmung um 1968 einen wahren Kultstatus. Das verwundert nicht, denn Hesse, der Vielgelesene und der Literaturnobelpreisträger, präsentiert sich hier als ein wortgewaltiger Kritiker der satten Bürgerlichkeit und als ein Meister im Erfahren und Analysieren von existentiellen Lebenskrisen. Nun endlich kommt diese Geschichte also auch auf die Opernbühne, wenn das Mainfranken Theater Viktor Åslunds Vertonung eines Librettos von Rainer Lewandowski inszeniert. Dieses Werk mit seiner ebenso intelligenten wie packenden Musik ist dabei weder Musical noch Oper, weder Schauspiel mit Musik noch Singspiel, sondern einfach pralles Musiktheater! Bereits vor der Uraufführung am 7. Mai können interessierte Theaterbesucher in der traditionellen Einführungsmatinee am 24. April etwas über dieses Werk und dessen Realisierung erfahren. Zu erleben gibt es dann auch erste musikalische Kostproben. Und das Team um Ballettdirektorin Anna Vita, die mit dieser Produktion ihr Debüt als Opernregisseurin gibt, wird selbstverständlich auch bereitwillig Auskunft über seine Arbeit geben.   Termin So., 24. April 2016 | 11.00 Uhr | Foyer-Café | Eintritt frei


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Auf der Suche nach dem Klang eines Buches Viktor Åslund über seine Vertonung des Kultromans Der Steppenwolf s Ursula Düring | V Waldemar Salesski

„Der Steppenwolf gehört zu den besonderen Büchern, die ich mehrmals gelesen habe. Seit meiner Schulzeit hat mich dieser Text begleitet“. Der Musiker und Komponist Viktor Åslund ist Hermann Hesses Erzählung erstmals als Schüler begegnet – und seitdem immer wieder. Nun hat der Schwede Musik zu dem Hesse-Text komponiert. Am 7. Mai geht die Uraufführung der Vertonung des Steppenwolfs über die Würzburger Theaterbühne. Die Idee zu diesem Projekt mag Hermann Schneider, damaliger Intendant des Mainfranken Theaters, während der Gespräche gekommen sein, die er während Åslunds Würzburger Zeit als Erster Kapellmeister von 2007 bis 2010 über Musik und Literatur geführt hat. Außerdem war ihm das zur Vertonung vorliegende Libretto des ehemaligen Bamberger Theaterchefs Rainer Lewandowski bekannt. Ein Treffen von Intendant, Musiker und Librettist verlief offensichtlich erfolgreich. „Das war sozusagen die Genesis zum Projekt Steppenwolf“, erinnert sich Åslund. Vor gut zwei Jahren erteilte Schneider ihm den Auftrag zur Vertonung. „Das war bei solch einem Roman-Klassiker sehr mutig von ihm“, betont der Musiker im Telefon-Interview, und ein Lächeln scheint seine Worte zu begleiten. Entstanden ist weder eine Oper noch ein Schauspiel mit Musik oder ein Musical, sondern ein „pralles Stück Musiktheater“ – so klassifiziert das Mainfranken Theater den Steppenwolf in seinen Programmankündigungen. „Das Projekt bedient sich aus vielen unterschiedlichen Klangquellen, da passt der Begriff Musiktheater besser als Oper“, erläutert Åslund. „Zum Beispiel, weil ich auch mit synthetischen Sounds gearbeitet habe. Und neben Orchester, Chor und Ballett wirkt auch eine Jazz-Combo mit.“ Dieser Stilmix ist folgerichtig für einen Komponisten, der sich als „musikalischen Allesfresser“ bezeichnet und fast jede Art von Musik hört oder selbst erklingen lässt („Schlager mag ich nicht so gern“). Und der von sich berichtet, dass er sich sein ganzes Leben lang mit einem sehr breiten Spektrum an Musik, mit vielen verschiedenen Musikrichtungen beschäftigt hat. Für die Vertonung des Steppenwolf-Stoffes bietet es sich Åslunds Meinung nach an, ein breites Spektrum an Stilrichtungen einzusetzen. Sein klingender Steppenwolf beginnt im spätromantischen Stil, also in der Zeit, in der Harry Hallers Selbstverständnis verortet ist. Haller ist der Protagonist der 1927 entstandenen, in drei Teile aufgeteilten Geschichte. Jener Haller leidet als Alter Ego von Hermann Hesse unter den Nachwirkungen des Krieges und der Aussicht auf eine womöglich schwammige Zukunft. Er verliert jegliche Orientierung und stürzt darüber in eine vehemente Existenzkrise. Der erste Teil der Hesseschen Erzählung besteht aus einem Vorwort eines fiktiven Herausgebers, dem sich Harry Hallers in Ich-Form geschriebene Aufzeichnungen anschließen, und dem Traktat vom Steppenwolf, das mit „Nur für Verrückte“ untertitelt ist. Im Laufe der 60er Jahre zum Kultbuch avanciert, ist der Steppenwolf ein Roman der Lebenskrisen, in den Hesse – wie in allen seinen Werken – autobiografische

Erfahrungen eingearbeitet hat. Er behandelt Sinnsuche, Orientierungslosigkeit und Materialismus, kritisiert den bedingungslosen Glauben an Fortschritt, die Flucht in Nebensächlichkeiten und die Sehnsucht nach wahren Gefühlen. Zugleich thematisiert er intensive, intellektuelle Begegnungen und ihre Bedeutung. Es sind die unterschiedlichen Phasen des Lebens, die der 1946 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Autor in seinem literarischen Werk anspricht und der dadurch Menschen jeglichen Alters eine Identifikationsplattform bietet. „Auf der einen Seite ist Hesse sehr direkt, das schätzt man in jungen Jahren“, so Åslund, „andererseits findet sich in der Erzählung eine faszinierende Tiefe“. Beides wollte der Musiker, der heute mit Frau und der im vergangenen November geborenen Tochter Rebekka in Berlin lebt, in seiner Tonsprache einfangen. „Die von Hesse angesprochenen Themen sind schließlich bis heute aktuell. “ Natürlich sei es schwierig, räumt Åslund ein, einen allgemein bekannten Roman mit Musik auf die Bühne zu bringen. „Wie bei allen berühmten Büchern hat jeder eine Idee vom Protagonisten, wie er aussieht, wie er spricht.“ Für Åslund ist er eine Person, die sich auf einer Art Pilgerreise ins Leben befindet, weg vom einsamen Gelehrten; der langsam seine Perspektive ändert, Ohren und Sinne für Tanzmusik und andere Klang- und Lebensüberraschungen öffnet. „Das sind für mich Anhaltspunkte, sich diesem Stück musikalisch zu nähern“, erläutert Viktor Åslund, der als freiberuflicher Pianist, Komponist und Dirigent viele Arrangements für deutsche und schwedische Orchester geschrieben hat. Für die Vertonung des Steppenwolfs hat er sich überlegt, wie Hesses Text klingt. Das herauszufinden, braucht natürlich Zeit, ist ein langer Prozess, in dem sich Visionen entwickeln und letztlich eine Essenz entsteht, mit der man arbeiten kann. In der erzählenden Beschreibung der Stadt Zürich beispielsweise entdeckt der Komponist fast so etwas wie Farben, alles ist dunkel, voller Nebel und Schatten. Viktor Åslund arbeitet, meist am Klavier sitzend, mit Stift und Papier. Dort versucht er, die in Bewegung – beispielsweise auf einem Spaziergang – entstandenen und gespeicherten Ideen aufzuzeichnen, auszuprobieren, dann eine Orchestrierung zu entwickeln, die „Psychosphäre“ der Erzählung in Tönen einzufangen. Die eigentliche Partitur, den Klavierauszug und das Stimmmaterial erstellt er anschließend mit Notationsprogrammen am Computer. Für die Umsetzung freut sich der Komponist auf ein Wiedersehen mit dem Philharmonischen Orchester Würzburg, das er aus seiner Zeit am Mainfranken Theater bestens kennt. Gespannt ist er außerdem auf Anna Vitas Regiearbeit, bei der auch ihre Ballettcompagnie und ein „Dreamteam“ an Sängerinnen und Sängern aus der Stammbesetzung des Würzburger Hauses und Gästen aus dem Musicalbereich zum Einsatz kommen. Åslund: „Ich hoffe, dass mir eine kurzweilige, bunte Arbeit gelungen ist, die einem breiten Publikum einen kontrastreichen, qualitätsvollen Abend beschert.“

Artefakte aus der kompositorischen Arbeit am Steppenwolf

Ist gespannt auf die szenische Umsetzung seiner Musik: Viktor Åslund

April 2016


Seite 7

F OY E R  – MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG

Termine MÄRZ 26 SA

19.30 – 21.50 (EF 19.00) | Großes Haus | O | TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN von Arthur Miller

20.00 | Kammerspiele | FV | OPER AM KLAVIER III – MEINE SCHWESTER UND ICH von Ralph Benatzky

23 SA

April 2016

17.00 – ca. 18.00 | Kammerspiele | FV | CHAOS IM ZAUBERWALD | Kinderoper

19.30 – 21.45 (EF 19.00) | Großes Haus | O | LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi 24 SO

11.00 | Foyer-Café | Eintritt frei | Matinee zu DER STEPPENWOLF Musiktheater nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Hesse

19.30 – 22.30 | Großes Haus | U | DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Komisch-fantastische Oper von Otto Nicolai

26 DI

20.00 – 21.40 | Kammerspiele | JU1c | SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

27 MI

20.00 – 21.30 | Kammerspiele | Ya | MANDEL UND SEEPFERDCHEN von Kaite O‘Reilly

27 SO

19.30 – 22.30 | Großes Haus | FV | JEKYLL & HYDE Musical von Frank Wildhorn und Leslie Bricusse

28 DO

19.30 – 22.30 | Großes Haus | B/VB | DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Komisch-fantastische Oper von Otto Nicolai

MO 28

19.30 – 21.10 (EF 19.00) | Großes Haus | FV | SCHEHERAZADE Ballett von Anna Vita mit Musik von Nikolai Rimski-Korsakow und Fazil Say

29 FR

19.30 – 22.30 | Großes Haus | FV | JEKYLL & HYDE | Musical von Frank Wildhorn und Leslie Bricusse

22.00 | Kammerspiele | FV | FREITAG NACHT | Sex 4 – Der harte Kern

30 MI

20.00 – 21.20 | Kammerspiele | Ya | KAFKA 2.0 nach Motiven von Franz Kafka

30 SA

15.00 | Bühneneingang | SPAZIERGANG HINTER DIE KULISSEN

31 DO

19.30 – 21.50 (EF 19.00) | Großes Haus | B/VB | TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN von Arthur Miller

19.30 – 21.45 (EF 19.00) | Großes Haus | V| LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi

APRIL

20.00 – 21.20 | Kammerspiele | FV| KAFKA 2.0 nach Motiven von Franz Kafka

01 FR

19.30 – 22.30 | Großes Haus | F/VB | DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Komisch-fantastische Oper von Otto Nicolai

02 SA

19.30 – 22.30 | Großes Haus | FV | JEKYLL & HYDE Musical von Frank Wildhorn und Leslie Bricusse

03 SO 15.00 – 17.20 (EF 14.30) | Großes Haus | SB | TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN von Arthur Miller

KARTEN / INFORMATIONEN: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstr. 21, 97070 Würzburg, Tel.: 09 31/39 08-124 | Fax: 09 31/39 08-100 karten@theaterwuerzburg.de | www.theaterwuerzburg.de Vorverkauf auch in der Tourist Information im Falkenhaus, Oberer Markt, 97070 Würzburg Tel.: 0931/372398

ÖFFNUNGSZEITEN DER THEATERKASSE: Di. – Fr.: 10.00 – 19.00 Uhr Sa.: 10.00 – 14.00 Uhr und 17.00 – 19.00 Uhr Sonn- und Feiertage: eine Stunde vor jeder Vorstellung

04 MO 19.30 | Großes Haus | Eintritt frei | Öffentliche Probe: LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi 05 DI

Lehrervorschau zu: SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

06 MI

19.30 – 21.50 (EF 19.00) | Großes Haus | C | TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN von Arthur Miller

19.30 | Congress Centrum Würzburg| FV | WAGNER-GALA mit Karen Leiber,

Klaus Florian Vogt und Günther Groissböck 20.00 – 21.20 | Kammerspiele | Yb | KAFKA 2.0 nach Motiven von Franz Kafka

07 DO

20.00 – 21.40 | Kammerspiele | PK | Premiere: SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

08 FR

19.30 – 22.30 | Großes Haus | FV | JEKYLL & HYDE |Musical von Frank Wildhorn und Leslie Bricusse

09 SA

19.30 – 21.45 (EF 19.00) | Großes Haus | P | Uraufführung: LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi

10 SO

11.00 | Toscanasaal | FV | 5. KAMMERKONZERT | Clarinettissimo

15.00 – 17.20 (EF 14.30) | Großes Haus | S | TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN von Arthur Miller

15.00 – ca. 16.00 | Kammerspiele | Fabo C | CHAOS IM ZAUBERWALD | Kinderoper

17.00 – ca. 18.00 | Kammerspiele | FV | CHAOS IM ZAUBERWALD | Kinderoper

11 MO

19.30 | Foyer-Café | FV | ANGSTFREI – KONTROVERS | Vortrags- und Diskussionsreihe „Angst essen Seele auf“ – Wenn Angst zur Krankheit wird

Ökologisch online drucken und das aus Prin(t)zip.

12 DI 20.00 – 21.30 | Kammerspiele | PK | Premiere: MANDEL UND SEEPFERDCHEN von Kaite O‘Reilly 13 MI

19.30 – 21.45 (EF 19.00) | Großes Haus | E | LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi

20.00 – 21.20 | Kammerspiele | Yc | KAFKA 2.0 nach Motiven von Franz Kafka Im Anschluss Publikumsgespräch

14 DO

20.00 | Kammerspiele | FV | OPER AM KLAVIER III – MEINE SCHWESTER UND ICH von Ralph Benatzky

15 FR

19.30 – 22.30 | Großes Haus | H | DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Komisch-fantastische Oper von Otto Nicolai

20.00 – 21.40 | Kammerspiele | FV| SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

16 SA

14.30 und 16.00 | Foyer-Café | FV | BABYKONZERT für Kinder zwischen 0 und 3 Jahren und den Rest der Familie

Printzipia, die wirklich ökologisch arbeitende Onlinedruckerei: ausschließlich umweltfreundliche Papiersorten | alkoholfreie Druckprozesse | mineralölfreie Druckfarben | Lacke auf Basis nachwachsender Rohstoffe | durchgängige Produktionskette zur Vermeidung transportbedingter Emissionen | Nutzung der Abwärme der Druckmaschinen sowie der Druckluftversorgung | Druckmaschinentechnik mit geringer Anlaufmakulatur | Strom aus 100 % erneuerbarer Energie | hauseigene Photovoltaik-Anlage | Fahrzeuge mit Erdgas | uvam.

19.30 – 21.50 (EF 19.00) | Großes Haus | R | Letztmals: TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN von Arthur Miller 17 SO

15.00 | Foyer-Café | FV | Uraufführung: CAESAR & KLEOPATRA | Kinderkammerkonzert

19.30 – 22.30 | Großes Haus | L | DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR Komisch-fantastische Oper von Otto Nicolai

20.00 – 21.30 | Kammerspiele | FV | MANDEL UND SEEPFERDCHEN von Kaite O‘Reilly Im Anschluss Publikumsgespräch

19 DI

19.30 – 21.45 (EF 19.00) | Großes Haus | A + JU2 | LINCHPIN / DIE GLASMENAGERIE Ballette von Can Arslan / Ivan Alboresi

20.00 – 21.40 | Kammerspiele | JU1a | SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

20 MI

20.00 – 21.30 | Kammerspiele | Yd | KAFKA 2.0 nach Motiven von Franz Kafka

21 DO

11.15 | Großes Haus | FV | 4. Jugendkonzert | Wasser-Musik

20.00 – 21.40| Kammerspiele | JU1b | SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE von Mark Haddon / Simon Stephens

22 FR 19.30 – 22.30 | Großes Haus | FV | JEKYLL & HYDE | Musical von Frank Wildhorn und Leslie Bricusse 20.00 – 21.05| Kammerspiele | FV | JUNGER KLASSIKER – ODYSSEE SHORT CUTS von Homer

Printzipia® eine Marke der bonitasprint gmbh Max-von-Laue-Straße 31 . 97080 Würzburg Telefon +49 (0) 931 3543870 . info@printzipia.de

IMPRESSUM: Herausgeber: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstraße 21, 97070 Würzburg Kaufmännischer Geschäftsführer: Dirk Terwey Registergericht: AG Würzburg Redaktionsleitung: Britta Grigull Redaktion: Annika Ahting, Christoph Blitt, Stephan Drehmann, Britta Grigull, Beate Kröhnert, Roland Marzinowski, Wiebke Melle, Nele Neitzke, Daniel Peetz Redaktionsschluss: 18.03.2016 Erscheinungstermin: 26.03.2016

Fotos: Nico Manger, Falk von Traubenberg, Lioba Schöneck, Anika Wieners bzw. Einzelnachweise Illustration: Uli Spitznagel (S. 5 bzw. Einzelnachweise) Konzept und Umsetzung: MainKonzept, Berner Str. 2, 97084 Würzburg, Telefon: 09 31/60 01-452, www.mainkonzept.de Produktmanagement: Stefan Dietzer (Ltg.), Rainer Greubel Gestaltung: Stefanie Rielicke Anzeigenberatung: Bianca Roth, bianca.roth@mainpost.de Druck: Main-Post GmbH & Co. KG, Berner Str. 2, 97084 Würzburg s = Autor, V = Fotograf, X = Grafik


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F OY E R  – MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG

April 2016

Ballettaufführung der Extraklasse“ Opernnetz

„eine

„grandiose Kombination aus klassischem Tanz und Breakdance“ Theaterkompass außergewöhnlich amüsantes, perfekt getanztes und mit leichter Hand inszeniertes Stück“ Main-Post „ein

Kommt zurück auf die Bühne: Schneewittchen – Breaking Out von Anna Vita und Sebastian Schick mit Musik von Antonio Vivaldi und Arvo Pärt Termine: 26.07. | 27.07. | 28.07. | 29.07. | 30.07.2016 | 19.30 Uhr | Großes Haus Karten ab sofort an der Theaterkasse erhältlich Tel.: (0931) 39 08-124 | karten@theaterwuerzburg.de | www.theaterwuerzburg.de/webshop

ES IST KEIN BAD – ES IST EINE WELLNESS-OASE Willkommen im R+F HOME Standort in Würzburg. Entdecken Sie einzigartige Badkonzepte. Vom perfekten Bad mit DAMPFDUSCHE, SAUNA, WHIRLBAD und KAMINOFEN. Für ein Rundum Verwöhnprogramm für Körper & Seele. Wir begeistern Sie. Lassen Sie sich von uns beraten. Richter+Frenzel Würzburg GmbH R+F HOME Leitenäckerweg 6 · 97084 Würzburg-Heidingsfeld Telefon 09 31 / 6108 -140 Deubacher Straße 10 · 97922 Lauda-Königshofen Telefon 0 93 43 / 6219-31

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