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Mainfranken Theater Würzburg | September 2014

ERK AUF V R O V N E T R A K DER MBER E T P E S . 6 1 M A B E G IN N T

Musiktheater MADAMA BUTTERFLY

Schauspiel K.O. NACH ZWÖLF RUNDEN (STUNDE DER BOXER)

Junges Theater PARA DOX, DER ZAHLENZÜCKER


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September 2014

Liebe Theaterfreunde, als vor 210 Jahren das damalige Würzburger Stadttheater zum ersten Mal seine Pforten öffnete, wurde der Grundstein für eine über zwei Jahrhunderte ungebrochen anhaltende, erfolgreiche Theatertradition in Würzburg gelegt. Heute ist das Mainfranken Theater ein Dreispartenhaus, das mit seinen Produktionen im Musiktheater, Schauspiel und Ballett und den Konzerten des Philharmonischen Orchesters die Kulturlandschaft der Stadt Würzburg entscheidend prägt. Künstlerisch genießt das Theater einen hervorragenden Ruf und hat damit eine Strahlkraft, die weit über die Region hinausgeht und damit auch zahlreiche Besucher nach Würzburg zieht. Es freut mich sehr, dass zwei starke Partner wie das Mainfranken Theater und die Main-Post mit der Theaterzeitung F OY E R  ein ganz neues und eigenständiges Format entwickelt haben, das dieses kulturelle Angebot in die Stadt und die Region tragen wird. Ich wünsche diesem großartigen Projekt viel Erfolg und freue mich auf zahlreiche Ausgaben mit spannenden Themen aus der Theaterwelt.

Liebe Leserinnen und Leser, Liebe Freunde des Mainfranken Theaters, liebe Leserinnen und Leser von F O Y E R  ! Sie halten die erste Ausgabe unserer neuen Theaterzeitung in den Händen – ein Magazin, das ab dieser Spielzeit monatlich als Wochenendbeilage am jeweils letzten Samstag in der Main-Post erscheinen wird. Somit kommt das Theater also direkt mit Ihrer Tageszeitung zu Ihnen nach Hause! Fast 90.000 Leserinnen und Leser erreichen wir so, ein Vielfaches unserer bisherigen Auflage. Natürlich finden Sie unsere neue Theaterzeitung auch unabhängig von der Zeitung selbst in unserem, in Ihrem Foyer. Und so soll sie denn auch heißen: F OY E R  ! Auch bei diesem Namen gibt es, wie bei allem im Theater, einen archaischen Bedeutungshintergrund. „Foyer“, das ist die Feuerstelle, der Herd oder auch der Brennpunkt. Im Brennpunkt des Magazins steht unser Theater mit seinen Produktionen, seinen Menschen – zu denen ja keinesfalls nur unser Ensemble zählen darf, sondern vor allem Sie! Das Willkommen im Foyer als Ort der Begegnung, des Gesprächs vor oder nach der Aufführung – ein transitorischer Ort und doch eben ein Ort der feurigen Begeisterung ganz im Sinne Gustav Mahlers, von dem das schöne Wort stammt: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“ Und dieses Feuer möchten wir Ihnen weitergeben, liebe Freunde des Mainfranken Theaters und Leser von F OY E R  . Ihre

Ihr

wir Mainfranken leben in einer herrlichen und überaus lebenswerten Region – in vielerlei Hinsicht, vor allem aber in kultureller. Das Mainfranken Theater in Würzburg ist ein Leuchtturm in dieser kulturellen Vielfalt. Im krassen Gegensatz zur Beliebigkeit des heutigen Fernseh-Einerleis schaffen die 250 Theater-Mitarbeiter Tag für Tag hautnahe Erlebnisse – emotional, spannend, live, echt und unmittelbar. Die neue Theaterzeitung F OY E R  wird diese grandiose Welt nun noch mehr Menschen nahebringen. Das Mainfranken Theater wagt mit F O Y E R  einen großen Schritt – hin zu noch mehr Präsenz in der Öffentlichkeit. Wir sind stolz und glücklich, dass es diesen Schritt mit uns, der Mediengruppe Main-Post, geht. Liebevoll und mutig in der Gestaltung, informativ und spannend im Inhalt ist F OY E R  ab heute eine Bereicherung der Wochenendausgabe der Main-Post. Konzipiert ist F O Y E R  sowohl für die Freunde und regelmäßigen Gäste des Mainfranken Theaters als auch für alle, die bisher nur wenig oder gar keinen Kontakt mit dem Dreispartenhaus hatten. Ihnen soll F OY E R  Lust auf Theater machen, Neugier wecken und dem einen oder anderen auch ein wenig Schwellenangst nehmen. Ich bin mir absolut sicher, dass dies gelingen wird. Ihr

Christian Schuchardt, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg

Hermann Schneider, Intendant

Dirk Terwey, Kaufmännischer Geschäftsführer

David Brandstätter Geschäftsführer der Mediengruppe Main-Post

Wie funktioniert eigentlich eine Oper? Man nehme ein Werk wie Giacomo Puccinis Madama Butterfly, um zu erkennen, wie das Kunstwerk Oper funktioniert. s Christoph Blitt | X Uli Spitznagel

Oper! Für die einen ist sie der Inbegriff höchster Kunst und Emotion, für die anderen ist sie ein unrealistisches oder absurdes Gesinge, das nur bedingt etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat. Als aufgeklärter Mensch – (und wer möchte das nicht sein?) – müsste man eigentlich der letztgenannten Meinung zustimmen: So trifft man in seinem Alltag höchst selten Personen, die singend und zur Begleitung eines kompletten Orchesters miteinander kommunizieren. Aber vielleicht liegt ja gerade in diesem Moment des Unrealistischen der Reiz der Oper? Hat nicht jeder schon einmal Momente erlebt, in denen man am liebsten vor Wut oder auch vor Freude aus der Haut gefahren wäre? In denen man derart von seinen Gefühlen dominiert wurde, dass man den Eindruck hatte, dass simple Worte kaum das ausdrücken können, was man gerade empfindet? Genau solche emotionalen Grenzsituationen suchen die Komponisten und Textdichter, wenn sie dabei sind, eine neue Oper zu schreiben. Es geht um diese Augenblicke, in denen die Sprache versagt und die Musik diese Lücke ausfüllt. So gesehen ist die Oper immer auf der Suche nach einem Realismus des Gefühls, nach der Wahrheit des Ausdrucks. Das heißt allerdings nicht, dass im Umkehrschluss die alltägliche Wirklichkeit und die emotionalen Ausnahmezustände, die das Musiktheater so liebt, keine Berührungspunkte haben können. Und so ist es letztendlich genau diese paradoxe Mischung aus Alltag und Traum, aus nüchterner Analyse und Gefühl, aus Realistischem und übersteigerter Emotionalität, die die Oper zwar angreifbar macht, von der gleichzeitig aber auch ihre mit nichts zu vergleichende Faszination ausgeht. Man nehme nur ein Werk wie Giacomo Puccinis Madama Butterfly, um zu erkennen, wie das Kunstwerk Oper funktioniert. Zunächst einmal bezieht dieses so beliebte Stück Musiktheater seine Faszination daraus, dass es sein Publikum in exotische Fernen entführt, wenn hier die Geschichte der japanischen Geisha CioCio-San erzählt wird. Doch sich einen ganzen Abend lang darauf zu beschränken, den Zauber und den Reiz einer fernöstlichen Welt zu beschwören, wäre unge-

hat er die Möglichkeit, dem herausgehobenen Augenblick die Bedeutung zu geben, die er aufgrund seines gefühlsmäßigen Ausdruckspotenzials verdient. Da mag jetzt wieder mancher Verächter der Oper seine Stimme erheben, dass genau durch diesen unrealistischen Umgang mit dem Phänomen der Zeit die Situationen provoziert werden, die eine Oper so absurd erscheinen lassen. Doch vielleicht lassen sich Bedenkenträger überzeugen, denn Puccinis Madama Butterfly auf dem Spielplan des Mainfranken Theaters zeigt, dass es gerade dieses scheinbar unlogische Spiel mit der Zeit ist, was die Oper so unverwechselbar und faszinierend macht.

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fähr so, als wenn man einen Tag lang nur Sahnetorte essen würde. Um also den unerwünschten Effekt einer Übersättigung zu verhindern, und um einen dramatischen Knoten zu knüpfen, drängt sich ein realistisches Moment in diesen exotischen Traum. Eben dieses realistische Moment hört auf den Namen Benjamin Franklin Pinkerton und ist ein Leutnant bei der amerikanischen Marine. Er ist für kurze Zeit in Japan. Da sein Vergnügen dort nicht zu kurz kommen soll, heiratet er Cio-Cio-San. Das Problem ist nur, dass sie diese Ehe ernst nimmt, er aber nicht. Als er wieder abkommandiert wird, denkt er nicht mehr daran, zu Cio-Cio-San zurückzukehren. Diese hat inzwischen ein Kind von ihm bekommen und wartet geduldig auf die Rückkehr ihres Gatten. Als er nach drei Jahren wieder nach Japan kommt, bringt er seine amerikanische Ehefrau mit, die er in seiner Heimat geheiratet hat. Cio-Cio-San begeht daraufhin eine Verzweiflungstat.

Im Falle von Puccinis Madama Butterfly sind es eben genau diese Reibepunkte zwischen der Welt des exotischen Paradieses und dem Eindringling aus einer dominant auftretenden fremden Kultur; zwischen den unterschiedlichen Erwartungshaltungen der japanischen Geisha und des amerikanischen Soldaten, aus denen dieser emotionale Überdruck entsteht, der geradezu danach verlangt, seinen Audruck in der Musik zu finden. Und so bietet dieser Stoff Puccini ausreichend Gelegenheit, die unterschiedlichen Facetten, die eine Oper erst spannend und abwechslungsreich machen, zu beleuchten. Man denke nur daran, wie er auch musikalisch die beiden unterschiedlichen Kulturen aufeinanderprallen lässt, wenn er in seiner Komposition die spätere amerikanische Nationalhymne oder originale japanische Tonfolgen verarbeitet. Auch zielt er darauf ab, mit der Kraft der Musik in den emotionalen Ausnahmemomenten die Zeit quasi anzuhalten. Dadurch

Titel Madama Butterfly | Komponist Giacomo Puccini (1858 – 1924) | Textdichter Giuseppe Giacosa (1847 – 1906) und Luigi Illica (1857 – 1919) | Inhalt Amerikanischer Marineleutnant heiratet in Japan „just for fun“ die Geisha Cio-Cio-San. Sie glaubt fest an seine Liebe, doch er ehelicht, nachdem er in die USA zurückgekehrt ist, eine Amerikanerin. Cio-CioSan wartet mit ihrem Sohn, von dessen Geburt der Leutnant jedoch nichts weiß, auf seine Rückkehr. Als er wieder nach Japan kommt und von seinem Sohn erfährt, will er Cio-Cio-San das Kind wegnehmen | Besonderheiten In den Jahren zwischen 1904 und 1906 überarbeitete Puccini seine Oper mehrfach. Normalerweise spielt man das Werk in der Version von 1906. Doch die Inszenierung am Mainfranken Theater Würzburg präsentiert aus inhaltlich-dramaturgischen Gründen auch Passagen aus den früheren Fassungen | Zahl der Toten 1 | Todesart Harakiri | Größte Hits Die Arien der Cio-Cio-San „Un bel dí vedremo“ und „Con onor muore“ | Team Enrico Calesso, Arila Siegert, Hans Dieter Schaal, Götz Lanzelot Fischer, Roger Vanoni, Michael Clark, Christoph Blitt

Para Dox, der Zahlenzücker von Paula Fünfeck | ab 7 Jahren | Team: Lallo, Ulmer, Silva-Klug, Agrafiotis, Neitzke | Mit: Kittel, Kraus, Zeies |

s Nele Neitzke | V Gabriela Knoch Es ist wieder so weit: Ab dem 24. September 2014 erobern in den Kammerspielen zwei fabulöse Schöpfungsmeister die Bühne und wollen eine Welt erschaffen. Poudél, fantastisch und grenzenlos, malt und kleckert über alle Ränder: „Und da sollen wir doch was Schönes machen. So was wie Vogelgezwitscher für die Augen.“ Twart dagegen ist ein höchst geometrischer Schöpfer mit Hang zur Symmetrie: „Das geht so nicht! Das geht ganz und gar nicht! Das sieht ja aus wie aus der Biotonne gefischt! Wo bleibt die klare Linie?“ Die gemeinsamen Weltschöpfungsversuche stecken sofort fest. Es geht weder zusammen noch alleine. Erst der Zahlenzücker Piter Para van Dox, der die beiden in die ersten Geheimnisse der Mathematik blicken lässt, bringt die Kiste zum Fliegen: „Matte mal Trick.“ Darin stecken Orientierung, Zauberkraft und Unendlichkeit. Schwirrende Kometen und parallele Welten. Alles ist möglich. Ein komisches Denk-, Rechen- und Sprachspiel mit Musik für Kinder, die sich ruhig mal verrechnen dürfen.


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Auszeit vom Alltag Ein Ausflug in die Konzertsaison 2014/2015 s Beate Kröhnert | V Katrin Heyer

Lowinski trifft Mollath

Die Würde ist antastbar

Zwischenmenschen

 26. und 27. September 2014 | Julius-Maximilian-Universität Würzburg s Daniela Bell | V Falk von Traubenberg

Autorenlesung von Ferdinand von Schirach

Dauerausstellung von Jaroslav Drazil

 27. September 2014 | 19.30 Uhr | Großes Haus s Daniela Bell | V Paul Schirnhofer

 ab 20. September 2014 | Oberes Foyer Mainfranken Theater s Daniela Bell | X Jaroslav Drazil

Wiegt ein Leben ein anderes auf? Was macht einen Täter zum Täter? Der Schriftsteller und Jurist Ferdinand von Schirach beschäftigt sich in seinen Essays mit den großen Themen unserer Zeit ebenso wie mit ganz persönlichen Gedanken über die Literatur oder das Rauchen. Bestechend, klar und einsichtsvoll. Oft ist es nur der Zufall, der den Einzelnen zum Täter oder Opfer macht. Schuld ist, was einem Menschen persönlich vorgeworfen werden kann. Nicht zuletzt haben von Schirachs Gedanken über Gut und Böse, über die moralischen und ethischen Fragestellungen in unserer Gesellschaft seine Geschichten und Romane zu Welterfolgen gemacht. In seinen Essays widmet er sich brisanten Themen wie den Schauprozessen gegen Prominente, der Sicherheitsverwahrung oder der Folterandrohung gegen Kindermörder. Daneben geht er aber auch der Frage nach, wie es in Zeiten des iPads um unser Lesen bestellt ist oder was der Zwang zu schreiben für einen Schriftsteller bedeutet. Die Würde ist antastbar versammelt erstmals alle von ihm im Kulturmagazin Der Spiegel veröffentlichten Essays in einem Band. Das Buch erschien am 11. August 2014 im Piper Verlag. Am 27. September 2014 kommt Ferdinand von Schirach ins Mainfranken Theater Würzburg und wird aus seinem neuesten Werk lesen. Karten für die Autorenlesung kosten 16 Euro (8 Euro erm.) und sind an der Theaterkasse erhältlich. Reservierungen werden gern telefonisch unter 0931/3908-124 oder auch per E-Mail an karten@theaterwuerzburg.de entgegen genommen.

Ab Mitte September werden im Oberen Foyer des Mainfranken Theaters Würzburg Bilder des jungen Würzburger Künstlers ausgestellt: Jaroslav Drazil hat für die Ausstellung Zwischenmenschen zwölf Bilder zusammengestellt, die Menschen und ihre Beziehungen zueinander in den Mittelpunkt rücken. Der Künstler stammt aus Österreich, lebt aber bereits seit elf Jahren in Würzburg. Hauptberuflich ist er als Maskenbildner am Mainfranken Theater beschäftigt. Seit mehreren Jahren widmet er sich aber auch anderen Kunstformen, insbesondere der Bildenden Kunst, um seiner Kreativität und künstlerischen Schaffenskraft Ausdruck zu verleihen. Vor vier Jahren präsentierte er seine Kunst erstmals einer breiteren Öffentlichkeit und war erfreut über den großen Zuspruch und das hohe Interesse an seiner Arbeit. Seitdem stellt er seine Werke regelmäßig aus. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war die Präsentation seiner Bilder bei der internationalen Ausstellung artpul in Köln, die ebenfalls viel Aufsehen erregte. Daneben werden seine Werke in verschiedenen Ausstellungen in Würzburg, im Restaurant Zweiviertel, und in Speyer gezeigt. Die Ausstellung Zwischenmenschen ist ab dem 20. September vor und nach den Vorstellungen im Großen Haus zugänglich. Eintritt frei.

Fernsehserien, Theaterstücke und Bücher unterhalten das Publikum heutzutage mit Rechtsthemen. Das Phänomen trat zuerst in der Medienlandschaft der USA auf, dann zunehmend auch in Deutschland. Es zeigt sich, dass sich juristische Inhalte enormer Beliebtheit erfreuen. Ob Gerichtsshows mit Barbara Salesch oder Alexander Hold, Serienklassiker wie Danni Lowinski, Law & Order oder neuere Entwicklungen aus der Scripted Reality wie Verklag‘ mich doch: All diese Formate gestalten Inhalte zu Rechtsangelegenheiten und verwischen dabei gezielt die Grenzen zwischen Fakten und Fiktionen. Zu einer ähnlichen Verschmelzung ist es auch im Theater gekommen – etwa bei Inszenierungen über Rechtsfälle wie 2013 in den Zürcher Prozessen im Theater Neumarkt/ Zürich, 2014 die dokumentarische Aufarbeitung des NSU-Prozesses in den Münchner Kammerspielen oder des Gustl Mollath-Falls im Mainfranken Theater. Auch auf dem Buchmarkt haben Bestseller wie Ferdinand von Schirachs Werke Schuld und Verbrechen mit juristischen Themen Erfolg. Die internationale und interdisziplinäre Tagung „Recht populär“ der Universität Würzburg befasst sich mit der Darstellung des Rechtssystems in den Medien. Juristen, Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaftler sowie Psychologen setzen sich mit populären Texten und Medien, die Rechtsthemen aufgreifen, auseinander und hinterfragen dabei deren Präsentationsstrategien und nicht zuletzt auch die Faszination, die Danni Lowinski & Co. auf das Publikum ausüben. Eintritt frei.

Endlich zu Hause angekommen. Ein anstrengender Arbeitstag neigt sich dem Ende entgegen. Ein Tag, an dem sich eine Krise an die andere reihte. Zum Einläuten des wohlverdienten Feierabends ein paar Minuten den Fernseher anschalten und schon breitet sich diese beinahe unverschämt herrliche Aussicht auf dem Breitwandbildschirm aus: Perlenweißer Sandstrand schließt an die glasklare Wasserlinie an, eine leichte Brise schubst sanfte Wellen ans Ufer, die Sonne durchflutet den schier unerträglich azurblauen Himmel, eine ausgewogene Mischung aus Ruhe und Geselligkeit. Ausgelassen und dennoch gesittet wandeln schöne Menschen an diesem perfekten Fleckchen Erde. Welch eine Idylle! Noch bevor man sich der Realität besinnen kann, interveniert eine Stimme, dass jeder diesen perfekten Urlaub nicht nur verdient hat, sondern dieser für jeden greifbar ist und die Erholung schon „morgen“ beginnen könnte. Liegt doch diese traumhafte Welt nur einen Mouse-Click entfernt. Doch Hand aufs Herz: Wer kann tatsächlich schon ausreichend Urlaubsentspannung in den nötigen Rationen realisieren? Um zu verreisen, muss man erst einmal Urlaubstage beantragen, diese müssen genehmigt werden, es sind entsprechende finanzielle Mittel von Nöten! Wahrlich… Es ist nicht so einfach, zu verreisen, wie das die Werbung suggeriert! Aber eine kurze Auszeit vom stressigen Alltag kann man sich recht unkompliziert beschaffen: Der Ausflug ist kurzfristig umzusetzen, kann entspannend und aufregend zugleich sein, ist finanzierbar und man kann abends in seine eigenen vier Wände zurückkehren. Dieser Kurztrip führt in eine besondere Sphäre – nämlich in die Welt der Musik. Zu musikalischen Erholungspausen vom Alltag lädt das Philharmonische Orchester Würzburg wieder in der Saison 2014/2015 ein, wenn es im Rahmen zahlreicher Konzerte klingende Auszeiten für jedermann bereithält. In freier Wildbahn, vollkommen in seinem Element, schnörkellos: So erlebt man das Orchester auf dem Parkett seiner sechs Sinfoniekonzerte, wenn die Par-

tituren großer Werke zu purem Klang, zu spürbarer Vibration, zu leidenschaftlicher Musik werden. Johannes Brahms, Dmitri Schostakowitsch, Peter Tschaikowski, Robert Schumann, Sergei Rachmaninow oder Ludwig van Beethoven sind die großen Namen der Musikgeschichte. Es sind die Komponisten, die mit ihren Schöpfungen Zeitgenossen und nachfolgende Generationen gleichermaßen prägten, die noch nach mehr als 200 Jahren elektrisieren, Geschichten erzählen, einen eigenen Mikrokosmos aus Tönen erschaffen. Doch nicht nur die „Klassiker“ haben ihren Platz im Programm; auch Fundstücke am Rande des üblichen Konzertrepertoires würzen die Mußestunde, wenn etwa Arvo Pärts Trisagion für Streicher die hohen Gemäuer der St.-Johannis-Kirche mit seiner klanglichen Tiefenschärfe und Plastizität belebt. An eben diesem Ort wird im Mai 2015 auch Luciano Berios Rendering erklingen. Berio, der ebenso wie Pärt seine Werke mit einem dezidierten Raumklang konzipierte, legte auch gerne einmal einen experimentellen Ton an den Tag. Mit Rendering aber hat er ein Werk komponiert, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Fragment gebliebene zehnte Sinfonie von Franz Schubert zu restaurieren – nicht zu verbessern, nur zu zitieren oder gar zu modernisieren – sein Anliegen war die Restauration. Und so erhält man mit diesem Berio mehr Schubert als gedacht! Die Saison wartet mit weiteren Highlights auf: Im Rahmen des 2. Sinfoniekonzerts wird die druckfrische Partitur zu And here again aus der Feder von Kunsu Shim uraufgeführt. Shim ist ein international agierender Tonkünstler, der sich mit diesem Werk erstmals dem Publikum der Sinfoniekonzerte vorstellt. Sein Debüt in Würzburg gibt auch der Fagottist Patrick De Ritis, der eine Reihe außergewöhnlicher Werke von Giuseppe Verdi, Gioachino Rossini und Niccolò Paganini für Fagott und Orchester im Gepäck hat. Der Weltklasse-Pianist Bernd Glemser wird beim 5. Sinfoniekonzert mit dem Orchesterverbund des Philharmonischem Orchesters und des

Das Philharmonische Orchester Würzburg mit Generalmusikdirektor Enrico Calesso. Sinfonieorchesters der Hochschule für Musik Würzburg im Vogel-Convention-Center konzertieren. Generalmusikdirektor Enrico Calesso hat sich in die Untiefen des Konzertrepertoires begeben und viele wunderbare Werke geborgen. Und weil es so einen riesigen Spaß macht, Musik für ein Orchester auszuwählen, durfte in der vergangenen Spielzeit unser Publikum einmal Generalmusikdirektor spielen und ein Programm auswählen: Das Ergebnis Ihres fabelhaften Musikgeschmacks präsentiert das Orchester am 6. März 2015 beim Wunschkonzert. Kommen Sie mit uns auf eine Erlebnistour durch die Musikgeschichte und auch auf einen Streifzug durch Würzburg: Wir erkunden unterschiedliche Konzert-

räume in unserer Stadt. Auf ein Wiedersehen im Konzertsaal der Hochschule für Musik, in der St.-Johannis-Kirche, in der Rotationshalle des Vogel-Convention-Centers oder im Mainfranken Theater Würzburg. Wir haben die passende Musik für jeden Ort gefunden. Und wer nun noch Berührungsängste hinsichtlich der Herausforderung beim Hören und Verstehen von klassischer Musik hat, dem sei mit den Worten des amerikanischen Dirigenten Leopold Stokowskis gesagt: „Es ist nicht erforderlich, Musik zu verstehen. Man braucht sie nur zu genießen.“ Auf ein Wiedersehen bei einem kleinen GenießerUrlaub mit Ihrem Philharmonischen Orchester Würzburg!

Theaterfest Festliche Eröffnung der Theatersaison 2014/2015 mit Festkonzert

Bild?

Mittendrin statt nur dabei!

K.o. nach zwölf Runden (Stunde der Boxer)

Theaterkasse ab dem 16. September wieder geöffnet

Das Theaterpädagogische Angebot

Von Vergils Kampfberichten bis zu Arthur Abrahams Kieferbruch

Der Vorverkauf für die Spielzeit 2014/2015 beginnt

s Nele Neitzke | V Nico Manger Es geht wieder los! Das JUNGE THEATER bittet zum Tanz. Wir freuen uns auf Sie und euch und eine fantastische Spielzeit 2014/2015! Für Pädagogen: Am 17. Oktober stellt das Theater um 17.00 Uhr in der Lehrerspielzeitvorschau für Pädagoginnen und Pädagogen den Spielplan und das Angebot für Schulen vor. Zwei Projekte seien hier bereits angekündigt: Die Schultheatertage im Juli 2015 und das Schulprojekt zu The Colour, für die sich Schul(theater)gruppen ab sofort anmelden können. Für Jugendliche und junge Erwachsene: Am 4. Oktober um 15.00 Uhr geht der Jugendclub Enter Stage für alle ab 15 Jahren in die nächste Runde. Im Jugendclub wird eine Spielzeit lang mit den Teilnehmern an einer eigenen Inszenierung gearbeitet. Premiere ist im Juli 2015 in den Kammerspielen. Weitere Informationen zu allen Angeboten sowie dem kompletten Programm und Anmeldung bei Nele Neitzke im JUNGEN THEATER, Telefon: 0931/3908-223, theater.paedagogik@stadt.wuerzburg.de.

s Annika Ahting | V Falk von Traubenberg Vor etwas mehr als einem Jahr beauftragte das Mainfranken Theater Würzburg Lothar Trolle einen dramatischen Text über Boxer zu schreiben. Das war die Geburtsstunde des Stückes K.o. nach zwölf Runden (Stunde der Boxer), das im Juli in der Inszenierung von Sascha Bunge zur Uraufführung gebracht und von den Fränkischen Nachrichten mit einer wunderbar poetischen Exkursion durch die Geschichte des Boxsportes verglichen wurde. Einen solch collagenhaft-lyrischen Text bühnenwirksam umzusetzen ist jedoch eine Herausforderung, die der Berliner Regisseur eindeutig gemeistert hat: Die vielen „unglaublich traurigen und umwerfend komischen“ (Fränkische Nachrichten) Szenen, in denen unter anderem bedeutende Boxgrößen wie Graciano Rocchigiani, Susianna Kentikian, Benny Paret oder Joe Louis ins Scheinwerferlicht des Geschehens treten, hat er so eindrucksvoll einander gegenüber gestellt, dass sich aus dem bunten Szenen-Mix ein überaus „sinnlicher Bilderbogen“ (MainPost) entwickelt hat. Ab Oktober wird auf der Bühne des Großen Hauses eine weitere Inszenierung von Sascha Bunge zu sehen sein: Gerhart Hauptmanns Die Ratten.

s Daniela Bell | V Falk von Traubenberg Das Mainfranken Theater geht mit der Spielzeit 2014/2015 in seine nunmehr 210. Saison. Künstlerisch setzt sich das Würzburger Dreispartenhaus in dieser mit dem Thema KRIEG UND FRIEDEN auseinander. Veranlasst dazu hat das Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 und das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren. Die drei Sparten Musiktheater, Ballett und Schauspiel sowie der Konzertbereich greifen das Motto gleichermaßen auf, befassen sich jedoch in unterschiedlicher Art und Weise mit dem Krieg und dem Frieden. Alle Premieren und Veranstaltungen in der Spielzeit finden Sie im Spielzeitheft des Theaters, in den Leporellos, in der Konzertbroschüre und im Programmheft des Jungen Theaters sowie auf der Website www.theaterwuerzburg.de, die neben einem Terminkalender auch weiterführende Informationen bereit hält. Ab dem 16. September ist nach der Sommerpause die Theaterkasse wieder für Sie geöffnet. Ab diesem Zeitpunkt beginnt der Kartenvorverkauf für die Saison. Bei einzelnen Veranstaltungen gelten individuelle Vorverkaufstermine. Bei Interesse fragen Sie bitte an der Theaterkasse nach.

s Daniela Bell | X Uli Spitznagel Am 20. September öffnet das Mainfranken Theater Würzburg wieder seine Pforten und lädt zum Saisonauftakt alle Theaterfreunde und all jene, die es werden wollen, herzlich ein. Nach der Sommerpause erwartet die Besucher ein vielseitiges und buntes Programm für Groß und Klein. Eine einmalige Gelegenheit in den „Theaterkosmos“ tiefer einzutauchen bietet ein Besuch des Theaterlabyrinths, bei dem man einen Blick hinter die Kulissen werfen kann. Das lohnt sich allemal, denn auf verschlungenen Wegen sind spannende Orte zu entdecken und neue Perspektiven zu finden. Das Mainfranken Theater gewährt dabei ungewöhnliche Einblicke in nahezu sämtliche Räume des Hauses. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf und hinter der Bühne möchten mit den unterschiedlichsten Aktionen und Programmen dem Publikum Lust auf Theater und auf die neue Saison 2014/2015 machen. Es wird also spannend, musikalisch, fantastisch, spielerisch und überraschend zugleich. Bei den verschiedenen Tanzworkshops, Kreativmalaktionen oder beim gemeinsamen Musizieren haben die Besucher selbst Gelegenheit, unter Anleitung der Profis ihre künstlerischen Fähigkeiten auszuprobieren. In jedem Jahr heiß begehrt ist auch die Bastelecke, in der die Damenschneider des Theaters vor allem die kleinen Besucher herzlich einladen, sich kreativ zu betätigen. Auch auf den Bühnen und im Foyer wird einiges geboten: Für gute Stimmung sorgen die musikalischen Leckerbissen, die die Sängerinnen und Sänger des Musiktheaterensembles präsentieren. Vielstimmig wird es, wenn der Opernchor auf die Bühne kommt und Repertoirestücke zum Besten gibt. Die Musikerinnen und Musiker des Philharmonischen Orchesters gewähren ebenfalls Kostproben ihres Könnens. Den krönenden Abschluss bildet am Abend das Festkonzert im Großen Haus. In Ausschnitten werden die kommenden Produktionen im Musiktheater, Schauspiel und Ballett vorgestellt. Dieser Konzertabend bildet zudem den feierlichen Rahmen für die Übergabe der Spende durch den Theater- und Orchesterförderverein.

PROGRAMM: Theatervorplatz ab 12.00 Uhr Den Auftakt auf der Außenbühne gibt die Ballbearing Jazzband mit populärer Jazzmusik. Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Intendant Hermann Schneider eröffnen das Theaterfest. Weiter geht es mit Künstlern aus dem Ensemble, dem Opernchor und dem Philharmonischen Orchester, die ein vielseitiges und buntes musikalisches Programm präsentieren. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt, denn der Theatergastronom La Rosa hält Getränke und Grillgerichte und vieles mehr bereit. Foyers ab 12.00 Uhr Im Foyer-Café (Oberes Foyer, Mitte) können Sie ab 15 Uhr zu Kaffee und Kuchen Kaffeehausmusik vom Feinsten genießen. Des Weiteren können in der Bastelecke bunte Handpuppen gestaltet werden. Zu leckeren Cocktails kann man an der Bar ausruhen und sich von den Talkrunden mit unseren Theaterleuten bestens unterhalten lassen. Großes Haus ab 12.00 Uhr Die Kinder der Ballettschulen Ratiu und Nölke präsentieren um 12 Uhr und um 15.30 Uhr ihr Können. Von 13.30 bis ca. 15 Uhr findet für die Ballettproduktion Schneewittchen ein öffentliches Casting von Breakdancern statt. Das Publikum darf gern anfeuern. Um 19.30 Uhr beginnt das Theaterfestkonzert. Karten gibt es an der Theaterkasse oder im Falkenhaus. Labyrinthgang von 14.00 – 17.30 Uhr Wie sieht es hinter der Bühne aus? Was ist ein Magazin? Welche Werkstätten gibt es? Darüber können Sie sich bei der Besichtigung des Theaterlabyrinths selbst ein Bild machen. Verschiedene Performances an den einzelnen Stationen sorgen für gute Unterhaltung und jede Menge Spaß. Anmeldung am Infostand im Unteren Foyer. Eintritt kostenfrei.


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Zehn Fragen – zehn Antworten Das Schauspielensemble erhält Zuwachs Das Schauspielensemble des Mainfranken Theaters freut sich über die neuen Kollegen Tobias Roth und Uwe Fischer. Wir möchten Ihnen die Beiden gern vorstellen und haben ihnen zehn Fragen gestellt: Verantwortung übernehmen konnte. Und ich konnte eine wunderbare Geschichte erzählen, aber auch etwas über mich, über die Welt, wie ich sie sehe, und die Fragen, die ich habe. Was wünschst du dir für deine Zeit am Mainfranken Theater? Ich freue mich auf eine Zeit, in der ich genau solche Verantwortung übernehmen darf. Auf eine Zeit, in der ich in Kontakt stehe: Mit den Kollegen und eben auch mit dem Publikum. Und ich freue mich auf eine schöne Stadt, die ich schon ein paar Tage kennenlernen durfte und auf die ich sehr gespannt bin. Häufige Ortswechsel gehören zum Leben eines Schauspielers dazu. Was brauchst du, um in einer neuen Stadt anzukommen? Ich weiß gar nicht, ob ich je in einer anderen Stadt angekommen bin. Aber helfen kann eine Stammkneipe, in der man mit Namen begrüßt wird und einen Zettel machen darf. Oder die eine Wiese im Park, auf der man sich immer wieder trifft. Tobias Roth | V Janina Schauer

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Septembertermine 20 SA

Ab 12.00 | Gesamtes Haus THEATERFEST

19.30 | Großes Haus THEATERFESTKONZERT

21 SO

11.00 | Foyer-Café Matinee zu MADAMA BUTTERFLY 19.30 – 21.15 (EF 19.00) | Großes Haus WA–Premiere: K.O. NACH ZWÖLF RUNDEN von Lothar Trolle

24 MI

11.00 – 12.00 | Kammerspiele PARA DOX, DER ZAHLENZÜCKER

27 SA

15.00 | Bühneneingang | Spaziergang hinter den Kulissen 19.30 | Großes Haus Ferdinand von Schirach DIE WÜRDE IST ANTASTBAR Autorenlesung 20.00 – 21.20 | Kammerspiele WA–Premiere: TSCHICK von Wolfgang Herrndorf

28 SO

15.00 | Kammerspiele PARA DOX, DER ZAHLENZÜCKER 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus Premiere: MADAMA BUTTERFLY Oper von Giacomo Puccini

KARTEN / INFORMATIONEN: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstr. 21, 97070 Würzburg Tel.: 0931/3908-124 | Fax: 0931/3908-100 karten@theaterwuerzburg.de | www.theaterwuerzburg.de Vorverkauf auch im Falkenhaus, Oberer Markt, 97070 Würzburg Tel.: 0931/372398

ÖFFNUNGSZEITEN DER THEATERKASSE: Di. – Fr.: 10.00 – 19.00 Uhr Sa.: 10.00 – 14.00 Uhr und 17.00 – 19.00 Uhr Sonn- und Feiertage: eine Stunde vor jeder Vorstellung.

Welche Rolle willst du unbedingt mal spielen? Macbeth. Und zwar noch vor 35. Welches Buch hast du zuletzt gelesen?

Warum bist du Schauspieler geworden? Das Theater ist die Kunstform, in der ich mich am besten mit der Welt auseinandersetzen, über Dinge reden und Fragen stellen kann.

Die Zauberkraft des Mainfranken Theaters, eingefangen in Fotos: Ballett Medea, Schauspiel Jud Süß, Oper La Bohème und das Philharmonische Orchester Würzburg.

Hast du – fürs Leben, für deine Arbeit – Vorbilder? Ich habe eher Lehrer, die mich beeindruckt haben und von denen ich vieles, was heute für mich selbstverständlich ist, gelernt habe.

Magie im Mikrokosmos

Welche Rolle/Inszenierung hat dich in deiner bisherigen Laufbahn am stärksten herausgefordert? Sicherlich Tschick am Schauspiel Essen, wo ich den Maik spiele. Sie war wichtig für mich, weil ich viel

Eine ganz persönliche Theatergeschichte

Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf und ein Kinderbuch: Das Schwein beim Friseur von Erich Kästner. Hast du ein halbwegs wirksames Mittel gegen Lampenfieber? NEIN. In welcher Inszenierung wird man dich zum ersten Mal auf der Bühne des Mainfranken Theaters erleben können? In Die Ratten. Zu guter Letzt: Bier oder Wein? Entweder Bier oder Wein. Oder beides.

Auf welche Stationen kannst du zurückblicken?

s Ursula Düring | V Silvio Galvagni, Georg Heußner und Nico Manger

Berlin – Cottbus – Gera – Baden Baden – Berlin – Magdeburg – Dessau – Berlin ... Es war ein Provisorium – und an manchen Ecken sicher schäbig. Ich, Backfisch um die 14 oder 15 Jahre alt, bemerkte davon nichts, spürte schlagartig: Dieser Ort ist magisch. Was mich damals so intensiv berührte, war die Turnhalle hinter der Lehrerbildungsanstalt am Wittelsbacher Platz, umgebaut zum Theatersaal, dank Kunst, Kreativität und Fantasienreichtum auf Stand gebracht und getragen von Leidenschaft und Lust aufs Spiel. Für meinen ersten Theaterbesuch stand Die lustige Witwe auf dem Programmzettel. Um mich herum Stimmengewirr, freudig gestimmte Menschen, Herren im dunklen Anzug, frisch gelockte Damen am Arm, denen sie galant den Vortritt ließen. Murmeln, Lichterglanz, dann Dunkelheit. Nach Öffnen des Vorhangs war ich mitten drin in der Traumwelt, die sich vor mir entfaltete. So schöne Sängerinnen, so schöne Glitzerkleider! Dass die später weltberühmte Edda Moser mitten zwischen den Chorsängerinnen stand, habe ich erst viel später erfahren. Damals schwelgte ich im traurig-schaurig-schönen Viljalied, schwärmte für den feschen Grafen Danilo, der sich aufmacht ins Maxim, verschmolz im Happy End der schweigenden Lippen. Wochen-, monatelang danach träumte ich mich hinein in die Zauberwelt, die mich von der Bühne aus gefangen genommen hatte – und wohlig wühlte ich mich in prickelnde Gänsehaut-Gedanken. Die Teenager-Schwärmerei ist längst vorbei. Aber die Faszination ist geblieben, der Virus Theater hat sich eingenistet. Spannung, Neugierde, Vorfreude befallen mich, sobald ich heute das Foyer des Mainfranken Theaters betrete. So heißt das 1966 eingeweihte Drei-Sparten-Haus am Kardinal-Faulhaber-Platz, das ehemalige Stadttheater, seit zehn Jahren. Und immer wieder nehme ich am Ende der Vorstellung Gänsehaut pur mit nach Hause. Begeisterung für Inszenierungen, Bühnenbilder, Kostüme und Musik – manchmal aber auch Irritationen, Zweifel, bisweilen Enttäuschung, Empörung. Erste Diskussionen über das Geschehen auf der Bühne finden in der Pause statt, Denkanstöße begleiten meinen Heimweg – der Nachhall eines Theaterabends kann gewaltig sein.

Tatsächlich tauchen berühmte Namen in der TheaDie Würzburger Theatertradition beginnt lange vor meinem ersten Theaterbesuch, kann mittlerweile auf tergeschichte auf. Als Gäste dirigieren Richard Strauss 210 Jahre zurückblicken. „Churfürstlich privilegirte und Bruno Walter das Würzburger Orchester. Heute fränkische Nationalbühne“ nennt Julius Reichsgraf sorgen 56 Musiker unter dem Namen Philharmonisches von Soden im August 1804 das von ihm gegründete Orchester Würzburg und angeführt von GeneralmuHaus, das mit dem Salonstück Stille Wasser sind tief sikdirektor Enrico Calesso für die klingende Grundlage im einstigen Damenstift St. Anna in der Theaterstra- von Oper, Operette, Musical und Ballett, 21 Chorisße eröffnet und in den kommenden Jahren dem Pub- ten bezaubern mit vielstimmigem Gesang, schmettern likum Schauspiel und Oper, gelegentlich Ballett, bie- klassische Ohrwürmer, die der eine oder die andere tet. In den Pausen kann man sich am Kalten Büfett aus dem Publikum pfeifend mit nach Hause nimmt. Durch ihre Musik unsterblich gewordene Komponisbedienen, vor und nach den Vorstellungen werden „Kleine Soupers“ angeboten. Ab 1837 geht das The- ten wie Norbert Glanzberg und Richard Wagner agierater in den Besitz der Stadt über, nennt sich Stadtthe- ten am Würzburger Haus. Die Urenkelin des Komponisater Würzburg. Aus den Erzählungen von Eltern und ten, Katharina Wagner, schnappte in Zigarettenpausen Großeltern weiß ich von einem Zuschauerraum, der während der Probephasen zum Fliegenden Holländer mit feudalen Logen und drei geschwungenen Rängen regelmäßig Luft am Bühneneingang. In Würzburg setzein Schmuckstück gewesen sein muss, bevor das Tradi- te sie den ersten Akzent ihrer Regie-Laufbahn. Sängerinnen und Sänger wie Edda Moser, Waltraud tionshaus an Würzburgs Schicksalstag, dem 16. März 1945, vollkommen zerstört wurde. Der schreckliche Meier, Clemens Bieber, Christian Gerhaher und Diana Damrau starteten ihre Angriff hat Ruinen hinterlasKarrieren auf der Würzburger sen, die Theatergeister aber „Für mich ist Theater ein Bühne. Gemeinsam mit „Frauennicht aus Würzburg vertreimagischer Ort geblieben, einer, schwarm“ und jetzigem Stadtrat ben können. Hans Scherer Ingo Klünder berlinerte sich die (ab 1950 ist das Theater der die Tradition wahrt und Blonde von der Straßenwieder unter städtischer gleichzeitig in die Zukunft weist.“ kleine göre zur Fair Lady, begeisterte Regie), später Intendant, als Papagena auf Rollschuhen erhält bereits 1945 von der Ursula Düring und später als überragende Köamerikanischen Militärregienigin der Nacht. Bei der Verleihung des Würzburger rung eine Lizenz zur Gründung eines Theaters. Gespielt wird vorübergehend in einer Behelfsunterkunft in Hei- Kulturpreises im Jahr 2010 bedankte sich die mittlerdingsfeld, bevor die Würzburger ihre „Kulturscheune“ weile zum Weltstar avancierte Damrau – hochschwanim Backsteinbau am Wittelsbacher Platz bekommen. ger und voller Herz und Temperament – bei „ihrem“ Und nicht nur ich war begeistert vom Provisorium. ehemaligen Würzburger Intendanten Tebbe Harms Theaterselig schwärmte mein Vater von der Schauspie- Kleen für die Sorgfalt, mit der er ihr die Rollen zugelerin Ellen Knür als Maria Stuart, erinnerte sich meine wiesen hat. Heute ist es Intendant Hermann SchneiMutter an später zu Berühmtheit gelangte Schauspie- der, der die Verantwortung für die Künstler trägt und lertypen wie Helmut Fischer oder Michael Heltau. sich mit Spielplan, Finanzen und Politik auseinanderImmer wieder erzählten meine Altvorderen voller Stolz setzen darf. 1993 brillierte Hans-Günter Butzko, heute bekannt vom „Sprungbrett“, das das Würzburger Theater für viele Künstlerinnen und Künstler sei und dass sogar als Polit-Kabarettist und Comedian, in dem Drama Jud Süß in der Rolle des skrupellosen Lakais Rollmann. Die die Wagner-Diva Astrid Varnay einmal als Walküre auf im Fernsehen allgegenwärtigen Aglaia Szyszkowitz „unseren Bühnenbrettern“ stand.

spielte sich mit Erfolg durch das selbe Stück und durch weitere Würzburger Rollen. Aktuell besteht das Schauspielensemble, geführt von Schauspieldirektor Stephan Suschke, aus 13 Mitgliedern, denen ebenso wie ihren berühmten Vorgängern die Würzburger Bühnenbretter die Welt bedeuten. Highlights gab es und gibt es immer wieder auf den Bühnen des Hauses am Kardinal-Faulhaber-Platz. 250 Mitarbeiter auf, vor und hinter der Bühne sorgen zur Zeit für den reibungslosen Ablauf eines Vorstellungsabends im Großen Haus, in der Kammer, im Konzertsaal. Sie bereiten die Bedingungen dazu, einen Abend lang aus dem eigenen Alltag aus- und ins pralle, ins ersehnte, ins sinnliche Leben einsteigen zu können. Verzaubert, angeregt einen neuen Blick auf das Weltgeschehen zu bekommen. So auch damals, als alle Schwellenangst verflog und nicht nur Musik-, Theater- und Tanzfans die Mauern des Kunsttempels stürmten, um Mario Schröders Erfolgschoreografie The Wall nach der Musik von Pink Floyd zu bejubeln. Auch die derzeitige Compagnie, die mit einer gesunden Mischung aus klassischen und modernen Choreografien von sich reden macht, setzt sich zusammen aus elf Tänzerinnen und Tänzern plus drei Elevinnen und Eleven. Unter Ballettdirektorin Anna Vita zeigt die internationale Truppe abendfüllende Programme voller Poesie und Power. Kinder, Jugendliche, Senioren erleben ebenso Ästhetik, Schönheit und Sinnlichkeit wie die Abonnenten aus der Stadt und dem Umkreis. Für mich ist Theater ein magischer Ort geblieben, einer, der die Tradition wahrt und gleichzeitig in die Zukunft weist, der Identifikationsfiguren schafft und durch Brechungen Spannung bringt. Magisch nicht nur, weil Theater ein Zentrum der Kommunikation ist, nicht nur, weil sich hier – neben der alles beherrschenden digitalen Welt – etwas direkt und unmittelbar vor meinen Augen abspielt. Auch, weil ich bei schönen Worten, klingender Musik, getanzten Geschichten abheben kann. Die Bühne als Projektionsfläche, das Leben in komprimierter Form – wo ist es mehr zu spüren als im Mikrokosmos Theater?

Welche Rolle/Inszenierung hat dich in deiner bisherigen Laufbahn am stärksten herausgefordert? Na, immer die, an der ich gerade arbeite. Was wünschst du dir für deine Zeit am Mainfranken Theater? Worauf freust du dich am meisten? Volles Haus. Häufige Ortswechsel gehören zum Leben eines Schauspielers dazu. Was brauchst du, um in einer neuen Stadt anzukommen? Eine Wohnung. Welche Rolle willst du unbedingt einmal spielen? Hamlet. Welches Buch hast du zuletzt gelesen? / Wer ist dein Lieblingsdramatiker? Uwe Fischer | V Dominique Willnauer

Freiheit von Jonathan Franzen. Elfriede Jelinek. Weil die ein weiblicher Dramatiker ist. Hast du ein halbwegs wirksames Mittel gegen Lampenfieber?

Wie bist du zum Theater gekommen? Auf zwei Beinen. Warum bist du Schauspieler geworden? Wenn ich das noch wüsste. Hast du – für das Leben, für deine Arbeit – Vorbilder?

Hmm? (Klopapier.) In welcher Inszenierung wird man dich zum ersten Mal auf der Bühne des Mainfranken Theater erleben können? In Die Ratten. Zu guter Letzt: Bier oder Wein?

Leben: Gandhi. Arbeit: Ist Schauspiel Arbeit? Chaplin, vielleicht.

Schnaps!

IMPRESSUM: Herausgeber: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstraße 21, 97070 Würzburg Intendant: Hermann Schneider, Kaufmännischer Geschäftsführer: Dirk Terwey, Registergericht: AG Würzburg Projektentwicklung: Ingolf Stöcker Redaktionsleitung: Daniela Bell Fotos: Mainfranken Theater, Falk von Traubenberg, bzw. Einzelnachweise

Verlag und Druck: Main-Post GmbH & Co. KG, Berner Str. 2, 97084 Würzburg, Telefon: 0931/6001-452 Persönlich haftende Gesellschafterin: Main-Post Verwaltungs GmbH Registergericht: AG Würzburg HRB 109977 Geschäftsführer: David Brandstätter Produktmanagement: Stefan Dietzer, Rainer Greubel Gestaltung: Julia Haser, Julia Geisler Anzeigenberatung: Bianca Roth, bianca.roth@mainpost.de s = Autor, V = Fotograf, X = Grafik

Am 24. und 26. April 2015 wartet auf die Besucher des Mainfranken Theaters Würzburg eine ganz besondere Aufführung, wenn dort Gerhard Stäblers Oper The Colour ihre Uraufführung erleben wird. Das Libretto zu diesem Werk verfasste Hermann Schneider nach der Erzählung Die Farbe aus dem All des amerikanischen Schriftstellers H. P. Lovecraft (1890 – 1937). Um das Publikum auf diese außergewöhnliche Produktion einzustimmen, wird Lovecrafts Novelle als Fortsetzungsgeschichte in den nächsten Ausgaben von F OY E R  erscheinen.

H. P. Lovecraft Die Farbe aus dem All Folge 1 s H.P. Lovecraft | X Uli Spitznagel Westlich von Arkham steigen wild die Berge auf. Dort gibt es Täler mit tiefen Wäldern, an die nie die Axt gelegt wurde. Es gibt dunkle, enge Schluchten, wo Bäume fantastisch überhängen und dünne Rinnsale plätschern, die nie ein Sonnenstrahl erreicht hat. Auf den sanfteren Hängen stehen Bauernhöfe, uralt und klobig, mit geduckten, moosbewachsenen Hütten, die seit Ewigkeiten unter dem Schutz riesiger Felswände die Geheimnisse des alten Neu-England hüten; aber sie stehen jetzt alle leer; die großen Kamine zerbröckeln und die Schindelwände neigen sich bedenklich unter den niedrigen Walmdächern. Die alteingesessenen Bewohner sind fortgezogen, und Ausländer werden dort nicht heimisch. Franko-Kanadier haben es versucht, Italiener haben es versucht, und die Polen kamen und gingen. Es ist nichts, was man sehen oder hören oder anfassen könnte, es ist etwas, das man sich nur vorstellen kann. Der Ort ist nicht gut für die Fantasie und bringt in der Nacht keine erholsamen Träume. Das muss es sein, was die Ausländer fernhält, denn der alte Ammi Pierce hat ihnen nie von den Dingen aus vergangenen Tagen erzählt, an die er sich erinnert. Ammi, der seit Jahren ein bisschen wirr im Kopf ist, ist der einzige, der nicht

fortgezogen ist, der einzige, der jemals von den seltsamen Tagen spricht; er hat nur deshalb den Mut dazu, weil sein Haus so nahe an den offenen Feldern und belebten Straßen rings um Arkham steht. Früher einmal gab es eine Straße über die Berge und durch die Täler, die dort verlief, wo heute die verfluchte Heide ist; aber die Leute hörten auf, sie zu benützen, und eine neue Straße wurde gebaut, die einen weiten Bogen nach Süden macht. Spuren der alten Straße sind noch immer zu sehen inmitten des wuchernden Unkrauts einer zurückkehrenden Wildnis, und manche von ihnen werden zweifellos auch dann noch nicht verschwinden, wenn das halbe Tal mit dem Wasser des neuen Stausees überflutet sein wird. Dann werden die dunklen Wälder abgeholzt werden und die verfluchte Heide wird tief unter blauen Wassern schlummern, deren Oberfläche den Himmel widerspiegeln und sich im Sonnenlicht kräuseln wird. Und die Geheimnisse der seltsamen Tage werden eins sein mit den Geheimnissen des tiefen Wassers; eins mit den geheimen Sagen vom alten Ozean und allen Mysterien der urzeitlichen Erde. Fortsetzung folgt


www.gut-fuer-mainfranken.de

Wann ist ein Geldinstitut gut für die Mainfranken? Wenn sein Erfolg ein Gewinn für alle ist. Die Sparkasse Mainfranken Würzburg ist dem Gemeinwohl der Region und den dort lebenden Menschen verpflichtet. Ihr Geschäftserfolg kommt allen Bürgerinnen und Bürgern zugute. So fördert sie jährlich rund 1000 kulturelle, sportliche, soziale, wissenschaftliche und Umwelt-Projekte in der Region. Das ist gut für die Menschen und gut für Mainfranken. www.gut-fuer-mainfranken.de


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