Literatur in den Häusern der Stadt 2013

Was ist „Literatur in den Häusern der Stadt“? Öffentliche Lesungen in häuslicher Atmosphäre. Das Publikum kommt nicht ins Theater, sondern das Theater kommt zum Publikum. Schauspielerinnen und Schauspieler des Mainfranken Theaters Würzburg lesen in Privatwohnungen von Würzburger Bürgerinnen und Bürgern.

Wo findet „Literatur in den Häusern der Stadt“ statt?

Freundliche Gastgeberinnen und Gastgeber öffnen ihr Zuhause und heißen das Publikum und die Künstlerinnen und Künstler herzlich willkommen. Der Ort zur Lesung wird erst bei Kauf des Lesungs-Tickets an der Theaterkasse bekannt gegeben.

Selbstverständlich mit ausführlicher Wegbeschreibung.

Was erwartet Sie bei „Literatur in den Häusern der Stadt“?

Zu jedem Ort gibt es ein Lesungsprogramm. Alle Lesungen finden zur gleichen Zeit statt, es werden also 12 Lesungen parallel an 12 unterschiedlichen Orten durchgeführt. Die Interessenten entscheiden sich für eine Lesung und erwerben hierfür an der Theaterkasse ein Ticket. Mit dem Erwerb des Tickets erfahren Sie auch die Adresse und Wegbeschreibung für den Lesungsort.

Ab 19.00 Uhr begrüßen die Gastgeberinnen und Gastgeber Sie in ihrer Wohnung. Um 19.30 Uhr beginnt die ca. einstündige Lesung.

Karten und Preise: Die Karten kosten einheitlich 9,50 Euro und sind nur im Vorverkauf ab dem 29. Oktober 2013 an der Theaterkasse erhältlich.

Impressum: Mainfranken Theater Würzburg | Spielzeit 2013/2014 Theaterstraße 21 | 97070 Würzburg | Karten: 0931/3908-124 | www.theaterwuerzburg.de Intendant: Hermann Schneider | Kaufm. Geschäftsführer: Dirk Terwey Redaktion: Daniela Bell, Wiebke Melle | Titelfoto: Falk von Traubenberg Gestaltung: Uli Spitznagel

Literatur in den Häusern der Stadt 29. November 2013, 19.30 Uhr Schauspielerinnen und Schauspieler des Mainfranken Theaters Würzburg lesen literarische Texte in Würzburger Privatwohnungen und -häusern

Literatur in den Häusern der Stadt Yann Martel Schiffbruch mit Tiger

Lev Nikolajewitsch Tolstoi Der gefälschte Coupon

gelesen von Robin Bohn

gelesen von Sven Mattke

Yann Martel erzählt in seinem Roman, der 2002 mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichnet wurde, die unerhörte Geschichte von Pi Patel. Der Sohn eines indischen Zoobesitzers – praktizierender Hindu, Christ und Muslim – erleidet Schiffbruch.

Mit an Bord des Rettungsboots sind eine Hyäne, ein Orang-Utan, ein Zebra und der bengalische Tiger Richard Parker. Dieser lässt von seinen Mitreisenden nur Pi übrig. Und so treiben sie gemeinsam über den Ozean.

Dass es dem großen Erzähler Tolstoi gelang Gesellschaftspanoramen, anders als etwas in Krieg und Frieden oder Anna Karenina, auch im Kleinen zu entwerfen, beweist diese Novelle aus seinem Nachlass. Publizist und Schriftsteller Harry Graf Kessler vermerkte 1922 in seinem Tagebuch: „Grandiose Konzeption. Die ganze russische Welt von einer kleinen Lumperei aus aufgerollt. Hätte ein Gegenstück zu den Karamasows werden können.“

Ernst-Wilhelm Händler Wenn wir sterben

gelesen von Theresa Palfi

gelesen von Maria Brendel In seinem vierten Roman schreibt Händler nichts Geringeres als eine „Genealogie des ökonomischen Subjekts“. Verkörpert wird dieses von den Unternehmerinnen Charlotte, Bär und Stine, die sich auf ihrem Weg der kontinuierlichen Selbstoptimierung in Maßlosigkeit und Machtgier verlieren. Und doch beweisen sie mit ihren Intrigen, ihren Verlusten und ihrem Scheitern nur das reibungslose Funktionieren des kapitalistischen Systems.

Jean Ziegler Der Hass auf den Westen gelesen von Petra Hartung Der Politiker und Soziologe Ziegler begibt sich in seinem 2008 mit dem Literaturpreis für Menschenrechte ausgezeichneten Sachbuch auf eine unbequeme Reise. Um den Hass der so genannten Verlierer der Globalisierung auf den Westen nachzuvollziehen, sucht er unterschiedliche Orte auf, wie internationale Konferenzen in New York und Genf, aber auch Dörfer in Nigeria und Bolivien und hält der westlichen Welt dabei gekonnt den Spiegel vor.

Walter Kempowski Haben Sie Hitler gesehen? gelesen von Timo Ben Schöfer Kempowskis politische Befragungsbücher Haben Sie Hitler gesehen? und Haben Sie davon gewusst? gehören zweifelsohne zum Kanon der deutschen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Für den 1973 erschienenen Band hatte Kempowski zwölf Jahre lang Nachbarn, Bekannte und Passanten zu ihren persönlichen Erfahrungen mit Hitler befragt. Die versammelten Stimmen gewähren einen einmaligen Einblick in die Mentalitätslage der jungen Bundesrepublik.

Judith Hermann Nichts als Gespenster Dieser Erzählungsband von 2003 ist voller melancholischer, süchtig machender Geschichten, die vom Lebensgefühl junger Erwachsener gespeist werden. Judith Hermanns Figuren sind ständig auf der Suche, ohne zu wissen, wonach. Sie lieben und träumen, sind verzweifelt und voller Sehnsucht, flüchten vor sich und allen anderen. Aber wir folgen ihnen und gelangen so an Orte wie die Wüste von Nevada, nach Island oder Prag.

Jonathan Littell Die Wohlgesinnten gelesen von Marianne Kittel Der ehemalige SS-Offizier Max Aue steht im Zentrum dieses kontrovers diskutierten Romans, der fiktive und reale Ereignisse und Personen des Nationalsozialismus miteinander verschränkt und 2006 u. a. mit dem renommierten Prix Goncourt prämiert wurde. Schonungslos und verstörend führt der Täter Aue den Leser in seinen fiktiven Lebenserinnerungen an die Schauplätze des Zweiten Weltkriegs und der Shoa. Und es gibt Begegnungen mit Hitler, Himmler, Heydrich und Eichmann.

Wolfgang Herrndorf In Plüschgewittern gelesen von Kai Christian Moritz Keine Arbeit, keine Ahnung, nur für Alkoholkonsum und AltbauPartys reicht der Tatendrang: So bestreitet der namenlose Protagonist sein Dasein, das ihn aus der westdeutschen Provinz nach – natürlich – Berlin führt. Bereits in seinem Debütroman von 2002 bewies der jüngst verstorbene Herrndorf, der in den vergangenen Jahren u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis und den Leipziger Buchpreis erhielt, seine Kunstfertigkeit des lakonischen Witzes.

Sherwood Anderson Winesburg, Ohio / Denis Johnson Jesus’ Sohn gelesen von Georg Zeies Andersons Klassiker versammelt die Träumer, Betrogenen, Alten und Lebensenttäuschten einer Kleinstadt kurz vor Beginn der Industrialisierung. In Johnsons Geschichten stehen die Junkies, Alkoholiker und ‚lonesome rider‘ der amerikanischen Ödnis im Mittelpunkt. Doch auch wenn Jahrzehnte zwischen den beiden Erzählungsbänden liegen, scheinen sie im Stil geeint. Ihre Reduktion und ihre Nüchternheit machen sie zu zeitlosen Kleinodien der amerikanischen Literatur.

George Tabori Meine Kämpfe gelesen von Alexander Hetterle In einer Kombination aus Taboris berühmtestem Bühnenstück Mein Kampf und seiner Prosafassung Meine Kämpfe begegnet der jüdische Buchhändler Schlomo Herzl in einem Wiener Obdachlosenheim einem minder talentierten Maler aus Oberösterreich. Als dessen Bewerbung bei der Kunstakademie abgelehnt wird, steht der gutmütige Herzl dem Erfolglosen zur Seite. Mehr noch: Er rät ihm zu einer politischen Laufbahn und überlässt ihm gar den Titel seines Buches Mein Kampf.

Frédéric Beigbeder 39,90 gelesen von Claudia Kraus Im Zentrum dieses skandalumwitterten Romans steht der Werbetexter Octave, der mit seinen Slogans beständig dafür sorgt, die Grenzen des Wachstums auszuweiten. Dabei ist er Täter und Opfer zugleich, leidet er doch selbst an der Gier, die er am Lodern hält. Mit beißender Ironie und voller Zynismus steigert der Franzose Beigbeder die Mechanismen des allgegenwärtigen Marketings ins Absurde und zeigt, wie die Verführung von Massen funktioniert.

Don DeLillo Cosmopolis gelesen von Kai Markus Brecklinghaus Ein Apriltag in New York. Eric Packer, 28 Jahre alt, ist in seiner Limousine unterwegs zum Friseur. Es ist die letzte Fahrt seines Lebens. Aber bis dieses Leben endet, fachsimpelt er noch mit seinen Beratern, betrügt seine Gattin und verliert sein gesamtes Vermögen an der Börse. In Cosmopolis sind Unternehmen wichtiger als Regierungen, Menschen gebannt von den Bewegungen ihrer Aktien und Wirtschaftsmogule größer als Popstars.