„ G ott! B e s c hü tzer der Un s c hu l di gen , s t ä r ke m ei n e K r a f t u n d l en ke m ei n e S c h r i t te in s einen Ker ker“ Do., 25.06.2015 und Sa., 04.07.2015 | 20.00 Uhr Kammerspiele des Mainfranken Theaters Würzburg JOHANN SIMON MAYR (1763 – 1845)
L’AMOR CONIUGALE (DIE EHELICHE LIEBE) Farsa sentimentale in einem Akt Text von Gaetano Rossi nach dem gleichnamigen Libretto von Jean Nicolas Bouilly Johann Simon Mayr wurde 1763 in der Nähe von Ingolstadt geboren. Von dort startete er eine beachtliche internationale Karriere als Komponist. Zwischen 1794 und 1824 entstanden für die führenden Theater in Italien rund sechzig Musiktheaterwerke. Hier kämpfte Mayr an vorderster Front dafür, dass die in erhabener Klassizität erstarrte Oper seiner Zeit neues dramatisches Feuer und eine expressiv-virtuose Ausdruckskraft zu entfachen vermochte. Gleichzeitig war Mayr auch ein glühender Pädagoge, dessen bekanntester Schüler Gaetano Donizetti war. Hochgeehrt starb Mayr 1845 in Bergamo. 1804 hatte er mit L‘amor coniugale den gleichen Stoff vertont, den ein Jahr später auch Ludwig van Beethoven zum Sujet seiner einzigen Oper wählen sollte. Somit hat man am Mainfranken Theater mit L‘amor coniugale in den Kammerspielen und mit Fidelio im Großen Haus nun die Gelegenheit zu erfahren, wo Beethoven ganz bewusst Traditionen seiner Epoche übernahm und wo er eigene Wege ging.
OPER AM KLAVIER In der Reihe „Oper am Klavier“ werden dem Publikum Spezialitäten und Raritäten der Musiktheaterliteratur in Ausschnitten, zu Klavierbegleitung und in konzertanter Form vorgestellt. Eine kurze Einführung zu Beginn der Veranstaltung möchte zusätzlich dazu beitragen, die Zuhörerinnen und Zuhörer mit dem jeweiligen Werk ein wenig näher vertraut zu machen. Die in dieser Reihe in den Kammerspielen präsentierten Opern oder Operetten stehen dabei in Zusammenhang mit den Produktionen, die das Mainfranken Theater Würzburg in seinem Großen Haus anbietet. So kann man anlässlich der Premiere von Giacomo Puccinis Madama Butterfly mit Le Villi in den Kammerspielen jenes Werk erleben, mit dem Puccini sein Debüt als Opernkomponist gegeben hat. Ab dem 6. Dezember 2014 steht mit Der Zigeunerbaron von Johann Strauss eine Operette auf dem Spielplan, die unter anderem davon erzählt, auf welch unterschiedliche Art und Weise sich typische Operettencharaktere wie der strahlende Held oder der polternde Komiker in einem Krieg durchschlagen. Ganz ähnliche Fragen stellt auch Oscar Straus’ frech-fröhliche Operette Der tapfere Soldat. Obwohl beide Werke auf den ersten Blick sehr unterschiedlich wirken, war Ambroise Thomas’ Oper Mignon eine wichtige Anregung für Georges Bizet, als dieser an seiner Carmen arbeitete. Diesen gattungsgeschichtlichen Beziehungen kann man nun auch am Mainfranken Theater nachspüren. In Anbetracht der Popularität von Ludwig van Beethovens Fidelio gerät leicht in Vergessenheit, dass es noch weitere Vertonungen des gleichen Stoffes gibt. Mit Johann Simon Mayrs L’amor coniugale freut sich die Reihe „Oper am Klavier“, eines dieser Vorgängerwerke dem Publikum nahe zu bringen. Kartentelefon: 0931/3908124 www.theaterwuerzburg.de Karten: 16 € (ermäßigt 9 €) Impressum: Mainfranken Theater Würzburg | Spielzeit 2014/2015 Theaterstraße 21 | 97070 Würzburg | www.theaterwuerzburg.de Intendant: Hermann Schneider | Kaufm. Geschäftsführer: Dirk Terwey Redaktion und Projektleitung: Christoph Blitt | Gestaltung: Uli Spitznagel
OPER AM KLAVIER
SPIELZEIT 2014/2015 | KAMMERSPIELE
„ I ch b in n i c h t m eh r die L i ebe! I ch bin di e Rac h e!“
„ G ott s ei Dank , das s es vor üb er , uns er Leb en is t uns lieb er, ja s o ein K r ieg , der is t inf a m! “
„ Ken n s t d u da s L a n d , wo d i e Zi t ro n en b l ühn? “
Do., 23.10.2014 und Sa., 15.11.2014 | 20.00 Uhr Kammerspiele des Mainfranken Theaters Würzburg
Fr., 06.02.2015 und So., 08.03.2015 | 20.00 Uhr Kammerspiele des Mainfranken Theaters Würzburg
So., 19.04.2015 und Fr., 08.05.2015 | 20.00 Uhr Kammerspiele des Mainfranken Theaters Würzburg
GIACOMO PUCCINI (1858 – 1924)
OSCAR STRAUS (1870 – 1954)
AMBROISE THOMAS (1811 – 1896)
LE VILLI
DER TAPFERE SOLDAT
MIGNON
Operette in drei Akten
Opéra-comique in drei Akten
Text von Rudolf Bernauer und Leopold Jacobson nach der Komödie Helden von George Bernard Shaw
Text von Michel Florentin Carré und Jules Paul Barbier nach dem Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre von Johann Wolfgang von Goethe
(DIE WILLIS) Opera ballo in zwei Akten Text von Ferdinando Fontana nach der gleichnamigen Erzählung von Jean Baptiste Alphonse Karr In seinem Buch Elementargeister erzählt der Dichter Heinrich Heine von den so genannten Willis. Bei diesen handelt es sich um Bräute, die vor ihrer Hochzeit gestorben sind, und die nun als Geister die Tanzlust befriedigen, die sie im Leben nicht stillen konnten. Bei Heine heißt es: „Um Mitternacht steigen sie hervor, versammeln sich truppenweis an den Heerstraßen, und wehe dem jungen Menschen, der ihnen da begegnet! Er muss mit ihnen tanzen, ohne Ruh und Rast, bis er tot niederfällt.“ In seiner ersten Oper konkretisiert Giacomo Puccini diese alte Sage, die auch dem bekannten Ballett Giselle zugrunde liegt, am Beispiel der beiden jungen Verlobten Roberto und Anna. Diese leben glücklich im Schwarzwald, bis Roberto wegen einer Erbschaftsangelegenheit nach Mainz reisen muss. Dort wird er von einer anderen Frau verführt. Anna stirbt darüber aus Gram, mutiert zur Willis und tanzt mit ihren wilden geisterhaften Gefährtinnen den Treulosen bei seiner Rückkehr zu Tode. Dazu schrieb der damals 25-jährige Komponist eine Musik voller Emotion und Sinnlichkeit. Echter Puccini eben!
Mit dem frechen Charme seiner geschliffenen Dialoge nahm der spätere Literaturnobelpreisträger und Oscargewinner George Bernard Shaw 1894 in seiner Komödie Helden die militaristische Grundhaltung, die zu seiner Zeit immer mehr um sich griff, gehörig aufs Korn. Das war genau der richtige Stoff für den damals gefeierten Operettenkomponisten Oscar Straus, dem ebenfalls gerne einmal der Schalk der Satire im Nacken saß. Und so brachte er 1908 mit Der tapfere Soldat seine musikalische Version von Shaws Komödie in Wien zur Uraufführung. Doch reaktionären Kreisen stieß diese mal schmissigheitere, mal melodiös-gefühlvolle Geschichte des charmanten Schweizer Söldners Bumerli, der während des SerbischBulgarischen Krieges von 1885 eher im Schlafzimmer schöner Frauen denn auf dem Schlachtfeld Siege einfährt, sauer auf. Mit anderen Worten: Straus hatte genau den richtigen Ton getroffen, um das damalige militaristische Säbelrasseln mit Nummern wie „Komm, komm, Held meiner Träume“ oder „Der kleine Praliné-Soldat“ zu konterkarieren.
Es gab Zeiten, da gehörte Am broise Thomas‘ Oper Mignon zu den beliebtesten und meist gespielten Titeln des Repertoires. Es war vor allem der seelenvoll-sensible Ton von Thomas’ Musik, der ganze Generationen von Opernbesuchern verzauberte. In deutschen Landen mag zwar die eine oder andere intellektuelle Nase gerümpft worden sein über die auf den ersten Blick ein wenig unbedarft anmutende Adap tion von Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre. Gleichwohl ist es dem Komponisten Thomas gelungen, ein äußerst anrührendes Porträt der Titelfigur seiner Oper zu zeichnen. Kontrastierend stellt er diesem Mädchen, das bis zur Selbstverleugnung in ihrer Liebe zu dem jungen Studenten Wilhelm Meister aufgeht, die schillernde Figur der Schauspielerin Philine gegenüber. Erst am Ende wird sich Wilhelm für Mignon entscheiden, doch da ist es schon zu spät: Die zahlreichen Schicksalsschläge, die Mignon im Laufe ihres kurzen Lebens ertragen musste, raffen das arme Wesen dahin.