FOYER 09/10 2018 by Mainfranken Theater Würzburg

FOYER 9/10

CHANSONS LIEBLINGSSTÜCKE

Highlights und neue Formate des Konzertspielplans

AUFTAKT! Einblicke in die Spielzeit 18/19

GÜLLEN IST HIER!

Friedrich Dürrenmatts Erfolgsstück Der Besuch der alten Dame

MAINFRANKENTHEATER.DE

SEPTEMBER / OKTOBER

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MAINFRANKENTHEATER

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ÜRZBURG

EDITORIAL G

riechenland ist 2018 als Reiseziel der Deutschen nochmals in der Beliebtheit gestiegen. Auch bei den Künstlerinnen und Künstlern des Mainfranken Theaters war das in diesem Sommer so. Warum soll der Intendant da eine Ausnahme machen. So stehe ich nun wieder einmal in dem vermutlich bedeutungsvollsten Theater Europas, dem Dionysos-Theater in Athen. Im fünften Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung erbaut, hat es schon zahlreiche Sanierungen überstanden. Aber auf der Bühne stehend glaube ich, ein Stück der ehemaligen Bedeutung erfahren zu können. Die zentrale Lage in direkter Nähe zu den beiden anderen wichtigen Zentren der Gesellschaft, der Akropolis als religiösem Bezirk und dem Areopag als der politischen Versammlungsstätte, lässt erahnen, wie wichtig der ersten und noch jungen Demokratie das Theater gewesen sein muss, gleichsam als dritte Säule der Versammlungsorte der Gesellschaft. Die Athener hatten in diesem Jahrhundert tatsächlich viel zu verarbeiten: Die Welt um sie herum änderte sich rasant – und das nicht nur im abstrakten Sinn. Ganz Athen bestand für Jahrzehnte nur aus Baustellen. Weil man nach der Zerstörung der Stadt durch die Perser so viel neu errichten wollte und musste – und dabei so viel verbessern wollte. Die Bürger klagten, dass sie ihre eigene Stadt kaum noch erkennen würden, weil sich so viel so schnell veränderte. Aber der Aufbruchsgeist und optimistische Mut dieser Zeit sind bemerkenswert und lassen uns heute noch staunen. Ein Stück dieses Geistes hat sich offenbar nach Würzburg übertragen: Das Mainfranken Theater bekommt gerade einen Neubau vor dem bestehenden Gebäude, die Baustelle ist schon

D i r k Te r w e y

M a r k u s Tr a b u s c h

weithin sichtbar. Die Innenstadt hat sich bereits verändert, die Spiegelstraße als Fußgängerzone ist fertig, der Kardinal-Faulhaber-Platz wird umgestaltet, das Mozart-Areal wird neuen Nutzungen zugeführt. Aber auch die Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Wir Theatermacher wollen in dieser herausfordernden Zeit an die Tradition aus Athen anknüpfen: auf der Bühne Dinge verhandeln, die uns alle angehen!

Ihr

Markus Trabusch Intendant

erzlich willkommen zur Spielzeit 18/19. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit und blättern Sie durch unsere brandneue FOYER-Ausgabe. Viele spannende Premieren und Angebote warten zum Spielzeitauftakt auf Sie. Der Start in die neue Theatersaison fällt bereits mitten in die bauliche Umsetzung der Sanierung und Erweiterung unseres Hauses. Nach langen Jahren der Planung und Vorbereitung ist es nun losgegangen. Seit August laufen bauvorbereitende Maßnahmen: So ist die Baustelle um das Theater eingerichtet, das eingeschossige Atrium abgerissen, und im Bestandsfoyer wurden neue Standorte für die Theaterkasse, die Garderoben und die Gastronomie für Sie geschaffen. Eine neue Trennwand grenzt Baustelle und Theaterbau im Erdgeschoss ab. Mit schwerem Gerät wird auf der Baustelle eine Bohrpfahlwand eingebracht, die die künftige Baugrube

umschließt. Hier entsteht ab dem kommenden Frühjahr der neue Kopfbau des Theaters. In den ersten beiden Jahren der Sanierung werden wir im Großen Haus und in der Kammer an für Sie bekannten und gewohnten Orten spielen. Die Bauarbeiten laufen parallel. Im Frühjahr 2020 soll dann das Kopfgebäude mit dem neuen Kleinen Haus, Eingangsfoyer und der Gastronomie eröffnet werden. Daran anschließend sanieren wir in der zweiten Bauphase das Ihnen vertraute Bestandsgebäude bis zum Herbst 2022 – bei dann im neuen Kleinen Haus laufendem Spielbetrieb. Während der gesamten Sanierungsphase bieten wir Ihnen also durchgehend ein spannendes Theater- und Konzertangebot am jetzigen Standort. Wir laden Sie ein, uns in den kommenden Jahren auf unserer spannenden Reise durch die Sanierung zu begleiten. Diese wird uns dabei immer wieder die Gelegenheit bieten, Theater in einem interessanten und sich wandelnden Umfeld zu erleben. Gemeinsam freuen wir uns auf diesen Aufbruch.

Ihr

Dirk Terwey Kaufmännischer Geschäftsführer

AUFTAKT! Das Theater feiert mit seinem Publikum – Einblicke in die Spielzeit 18/19 von Marlies Hagelauer

uftakt zur Spielzeit 18/19! Das Theater öffnet nach der Sommerpause wieder seine Türen. Einen Tag lang wird das Theaterfest im ganzen Haus gefeiert. Am Sonntag, 23. September, um 12 Uhr, fällt der Startschuss zur neuen Saison 18/19. Im Foyer, Großen Haus, in der Kammer und im Nachbargebäude des Mainfranken Theaters in der Oeggstraße dreht sich alles um die kommenden Premieren, die den Saisonauftakt der neuen Spielzeit bilden. In Matineen zu den Eröffnungsproduktionen La Bohème und Der Besuch der alten Dame im Großen Haus geben Regisseure, Dramaturgen und Darsteller vor der Premiere Auskunft über ihre Inszenierungsideen. In der Kammer präsentieren sich die Produktionen Patricks Trick und Unsere blauen Augen. Erste Einblicke in den Tanzabend Chansons der Ballettdirektorin Dominique Dumais bietet die neue Compagnie auf der Bühne des Großen Hauses. Die jüngsten Theaterbesucher werden in einer Leseecke auf das Kinder- und Familienstück Ronja Räubertochter eingestimmt. Ein Workshop lädt zur Vorschau auf die Kinderoper Siegfried, der kleine Drachentöter ein. Außerdem spielt das Philharmonische Orchester für alle jungen Ohren Auszüge aus dem Kinder- und Familienkonzert Peter und der Wolf. Die Mitarbeiter der Maske und des Kostüms stöbern in ihrem Fundus und bieten an diesem

D a n i e l F i o l k a , R o b e r t o O r t i z u n d M a r z i a M a r z o b e i m A u f t a k t 1 7/ 1 8 | F o t o : G a b r i e l a K n o c h

Nachmittag zahlreiche Kostüm- und Maskenteile zum Verkauf an. Für Kinder gibt es die Möglichkeit, an Kreativ-Tischen Theaterkostüme zu entwerfen oder sich „echte“ Theater-

wunden und Tiergesichter schminken zu lassen. Musikalisch begleitet wird das Programm auf einer Extra-Bühne in der Oeggstraße durch den Opernchor und Ensemblemitglieder aller

Sparten. Der Spielclub zeigt ein interaktives Theaterstück, bei dem das Publikum miträtseln darf. Neben diesen vielfältigen musikalischen, künstlerischen und aktiven Angeboten ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Wie gewohnt findet bereits am Mittag die Präsentation der Kinder- und Jugendtanzgruppen der Ballettschulen statt. Am Abend führt Intendant Markus Trabusch durch ein buntes Programm aller Sparten: Die Tanzcompagnie zeigt Passagen aus Ludwigs Leidenschaften, Ensemblemitglieder des Musiktheaters singen Auszüge aus den Opern Ariadne auf Naxos und La Bohème sowie aus der Operette Die schöne Helena und Purcells King Arthur. Das Schauspielensemble zeigt Szenen aus dem Besuch der alten Dame, Patricks Trick und Unsere blauen Augen. Begleitet wird die Revue am Abend vom Philharmonischen Orchester, das außerdem Auszüge aus Bedrich Smetanas Sinfonischer Dichtung Die Moldau zum Besten gibt. Künstler aus allen Sparten stehen an diesem Abend gemeinsam auf der Bühne, um die kommende Spielzeit 18/19 mit dem Publikum zu feiern. Im Rahmen des Abendprogramms übergibt der Theater- und Orchesterförderverein traditionell seinen Spendenscheck für die neue Saison an das Mainfranken Theater. AUFTAKT! Sonntag, 23.9. | Tagesprogramm | ab 12:00 Uhr Revue | 19:30 Uhr | Großes Haus

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Außergewöhnliches Kostümbild für „Der Besuch der alten Dame“

Umgarnt in der Schneiderei

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Im Malersaal ensteht das Bühnenbild für „La Bohème“

Figurine für „Unsere blauen Augen“

Regisseur Tim Egloff mit Cedric von Borries und Hannes Berg bei einer Probe zu „Patricks Trick“

Ein Bühnenbildelement für „Ronja Räubertochter“ wird bemalt

SPIELZEIT 18/19

AUFTAKT! Plastiken für den Tanzabend „Chansons“

Roberto Ortiz bei der Anprobe für „La Bohème“

HINTER DEN KULISSEN

Dominic Harrison und Katharina Nakui bei einer Probe zu „Chansons“

Opernchormitglied Herbert Brand bei der Anprobe für „La Bohème“

Ein Teil des Bühnenbildes für „Der Besuch der alten Dame“ bekommt seinen Feinschliff

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DAS LEBEN EIN CHANSON Ballettdirektorin Dominique Dumais über Chansons aufgezeichnet von Eva Wagner Pas de deux, denn natürlich handeln Chansons von der Liebe, aber es geht auch um viele andere Beziehungen, spannungsreiche und leichtherzige, nachdenkliche und ausgelassene. Manchmal folge ich ein Stück dem Text, manchmal aber auch der Musik. Fabienne Thibeault singt in Les uns et contre les autres, wie man zwar mitund gegeneinander durchs Lebens geht, aber doch letztendlich alleine bleibt. Wenn dieser Refrain aber am Schluss wiederholt wird, kommen andere Gesangsstimmen dazu. Ist das nun ein Widerspruch? Ich denke, wir sind letztlich allein, aber wir sind nicht isoliert. Deswegen habe ich kleine Soli zu einer Gruppenchoreografie verwebt, in der sich das Ensemble auch zum Publikum wendet. In vielen Chansons wird das Erzählen, das Singen, das Träumen besungen, wie es unser Erleben berührt und unsere Sicht der Dinge prägt. In den Chansons, die ich ausgesucht habe, finde ich ein tiefes Verständnis vom Leben, in dem Trauer, Verlust und Verzweiflung ihren Platz haben. Das Chanson verkörpert die Liebe zum Leben, das durch seine Flüchtigkeit noch wertvoller und schöner wird.

ch bin Frankokanadierin, und im französischsprachigen Kulturkreis wächst man natürlich mit Chansons auf. Wobei „Chanson“ auf Französisch einfach Lied heißt und wir ganz selbstverständlich auch Songs anderer Sprachen darunter fassen. Chansons haben eine ganz besondere Poesie, die das Alltägliche mit dem Lyrischen, Pathetischen, Philosophischen und Mythischen verbindet. Große Gefühle und kleine Gesten, ein altbekanntes Klischee und eine unerhörte Metapher werden wie selbstverständlich verbunden. Bei Jacques Brel steht das Mondäne neben dem Privaten, sogar Intimen. Leonard Cohen greift die biblische Geschichte über König David auf, und Carla Bruni verknüpft nonchalant die unterschiedlichsten Dinge, mit denen die letzte Minute eines Lebens gefüllt werden kann. Und neben den vielen intensiven Liebesgeschichten und Liebesleidgeschichten steht ein Chanson wie Les cornichons, das in nur drei kurzen Strophen ein Picknick beschreibt, um uns dann mit einer rhythmischen Aufzählung all der leckeren Dinge in die Ausgelassenheit dieses Ausflugs mitzureißen. Die Liebe zu den Dingen, echte Solidarität und unmittelbare Menschlichkeit kommen in den Chansons zum Ausdruck. Das selbstverständliche Nebeneinander von Detail und Draufsicht hat etwas von Kino: die Totale mit einer Landschaft oder einer Gruppe Menschen

Kampagnenmotiv: Marc Bausback

verknüpft mit der Nahaufnahme einer Geste oder der kleinen Dinge, an denen Erinnerungen hängen. Immer wieder werden Blicke eingefangen, wie sie sich treffen – oder verfehlen.

DIE LIEBE ZUM LEBEN Chansons ist ein Ballett, in dem ich narrativer gearbeitet habe, als ich es sonst tue. Es gibt viele

ZWEI IN ZWÖLF ROLLEN Patricks Trick in der Kammer von Susanne Bettels

um Saisonauftakt bringt das Schauspiel am 2. Oktober mit Patricks Trick ein gleichermaßen unterhaltsames wie ernsthaftes Stück auf die Bühne, das sich durch blitzschnelle Rollenwechsel humorvoll und philosophisch einem ernsten Thema widmet. Cedric von Borries und Hannes Berg spielen nicht nur Patrick und seinen Bruder, sondern schlüpfen außerdem in zehn weitere Rollen. Nach Mojo Mickybo kommt damit wieder ein Stück in die Kammer, das mit nur zwei Schauspielern ein regelrechtes Figuren-Feuerwerk entzündet. Regisseur Tim Egloff stellt sich mit dieser Inszenierung erstmals dem Würzburger Publikum vor. Das Thema Pränataldiagnostik und damit verbundene Konsequenzen für betroffene Familien und das ungeborene Kind werden in den letzten Jahren aufgrund des medizinischen Fortschritts immer wieder öffentlich und kontrovers diskutiert. Im Vordergrund steht dabei die Frage nach der Balance zwischen Möglichkeiten der Wissenschaft und Ethik, ebenso wie Berührungsängste mit Behinderungen. Gerade für Eltern, die eine entsprechende Diagnose in der Schwangerschaft erhalten, kann der bevorstehende Weg belastend sein. Aber wie gehen Kinder mit dem Wissen um, dass der kleine Bruder oder die kleine Schwester möglicherweise mit Handicap zur Welt kommt? Patricks Trick erzählt von der Reise eines 11-Jährigen, die durch ein zufällig belauschtes Ge-

Kampagnenmotiv: Marc Bausback

spräch zwischen seinen Eltern initiiert und zu einem Abenteuer wird. Patrick hat sich immer einen Bruder gewünscht und erfährt, dass er bald selbst einer sein wird. Aber mit dem ungeborenen Kind scheint etwas nicht in Ordnung zu sein. Es wird vielleicht nie richtig lernen zu sprechen. Mit dem Willen, seinem Bruder zu helfen, macht sich Patrick auf den Weg. Aber wen fragt man um Rat, wenn man nicht zugeben möchte, die eigenen Eltern belauscht zu haben? Patrick

sucht Hilfe bei seinem besten Freund, seinen Lehrern, dem Schulhofschläger, einem Boxlehrer, der Gemüsefrau und sogar einem Professor. Begleitet wird er dabei von seinem ungeborenen Bruder selbst, der eine ganz eigene Sicht auf die Dinge hat. Noch während die beiden ihre Umwelt nach möglichen Kommunikationsformen jenseits von Sprache absuchen und nachts heimlich auf der Lauer liegen, um mehr über die Krankheit des Bruders zu erfahren,

werden die Gespräche der Eltern immer verzweifelter. Plötzlich steht die Diagnose „Trisomie“ im Raum. Die Reise der Brüder führt nun in eine ganz andere Richtung. Und während sie versuchen, Gegensätze wie „normal“ und „unnormal“ oder „behindert“ und „nicht behindert“ zu definieren, wird ihnen klar: Die Übergänge vom einen ins andere sind nicht nur schwer zu begreifen, sondern möglicherweise gar nicht so wichtig. Autor Kristo Šagor richtet sich mit seinen Texten vornehmlich an Teenager und Erwachsene und gewann damit unter anderem 2013 den Förderpreis beim Berliner Kindertheaterpreis und den Baden-Württembergischen Jugendtheaterpreis 2014. Neben den regulären Vorstellungsbesuchen haben Kinder und Jugendliche in den Herbstferien die Möglichkeit, an zwei Tagen mehr über das Stück Patricks Trick zu erfahren. Beim Theaterspielen wird ausprobiert, wie es ist, in mehrere Rollen zu schlüpfen. Gemeinsam besucht die Gruppe zum Abschluss Patricks Trick in der Kammer. Anmeldung unter: plattformX@mainfrankentheater.de PATRICKS TRICK Premiere 2.10. | 20:00 Uhr | Kammer DIE NÄCHSTEN VORSTELLUNGEN Sonntag, 7.10. | 15:00 Uhr Sonntag, 21.10. | 15:00 Uhr Dienstag, 30.10. | 18:00 Uhr

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GÜLLEN IST HIER! Friedrich Dürrenmatts Erfolgsstück Der Besuch der alten Dame von Antonia Tretter

n der tragischen Komödie des Schweizer Dramatikers Dürrenmatt kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian in ihre Heimatstadt Güllen zurück, um das Unrecht zu rächen, das ihr dort als junge Frau angetan wurde. Güllen ist mittlerweile bankrott. Auf dem Besuch der Dame ruhen alle Hoffnungen, der Stadt wieder zu Aufschwung zu verhelfen. Doch die Güllener müssten dafür auf ein unmoralisches Angebot eingehen, nämlich einen Mitbürger zu töten. Für die FOYER unterhielt sich die Produktionsdramaturgin mit Regisseur Martin Kindervater und Ausstatterin Sina Barbra Gentsch über die Arbeit. ANTONIA TRETTER: Der Besuch der alten Dame zählt zum Kanon der Schullektüre. Gab es für euch vor der Arbeit am Mainfranken Theater Berührungspunkte mit diesem Stoff, oder was war euer erster Eindruck? SINA BARBRA GENTSCH: Ich habe dieses Stück 2006 zum 50-jährigen Jubiläum der Uraufführung in Zürich zusammen mit Rimini Protokoll gemacht. Das war ein originalgetreues Reenactment ohne Schauspieler, aber dafür mit Originaltoneinspielungen von 1956. MARTIN KINDERVATER: Die Form des Textes mit seinen vielen ausführlichen Regieanweisungen wirkte für mich auf den ersten Blick etwas ange-

Kampagnenmotiv: Marc Bausback

staubt. Wenn man das aber beiseite lässt, sind das Thema und der Witz zeitlos. Die Intensität der Konstellation fasziniert noch heute. ANTONIA TRETTER: Der im Stück sehr konkret beschriebene Ort Güllen existiert jedoch in der Realität gar nicht. Was bedeutete das für das Bühnenbild? SINA BARBRA GENTSCH: Wir haben uns an dieser Konkretheit abgearbeitet und Varianten im Modell ausprobiert. Nun sind wir bei dem klaren Substrat eines Ortes angekommen. Es

ist heruntergebrochen auf das Essenzielle. Wir verzichten auf historische Zitate, unser Güllen ist im Hier und Jetzt. MARTIN KINDERVATER: Deshalb die bewusste Entscheidung gegen Kulissen und überbordende Requisiten, um so eine maximale Konzentration auf die spannenden Qualitäten des Stücks zu lenken: den Thriller und die Absurdität, den die Ausgangssituation und die Handlung mitbestimmen. ANTONIA TRETTER: Als besonderes Element der

Inszenierung wird Live-Musik eine wichtige Rolle spielen. Warum? MARTIN KINDERVATER: In enger Zusammenarbeit mit unserem Musiker, dem Percussionisten Tobias Schirmer, erweitern wir das Bühnengeschehen um eine spannende, vor allem die Atmosphäre unterstützende Ebene. Seine Schlagwerkkompositionen können Stimmungen andeuten, aufgreifen oder weiterführen. ANTONIA TRETTER: Die Hauptfigur Claire Zachanassian polarisiert und provoziert. Was fasziniert euch an dieser Protagonistin? SINA BARBRA GENTSCH: Die Dame ist meine absolute Lieblingsfigur in diesem Stück, die ich in den Kostümen sehr charakteristisch ausformuliert habe. Sie definiert sich für mich durch ihre Mondänität, sie ist eine weitgereiste, steinreiche Frau von Welt, die unter ihrem exklusiven Panzer jedoch tiefe Wunden offenbart. MARTIN KINDERVATER: Für mich ist sie nicht nur eine konkrete Figur, sondern auch Katalysator, der sichtbar macht, wie diese Gesellschaft beschaffen ist. Sie bringt durch ihr Handeln die wahren Eigenschaften von Menschen zum Vorschein. PREMIERE Freitag, 5.10. | 19:30 Uhr | Großes Haus DIE NÄCHSTEN VORSTELLUNGEN Freitag, 12.10. | 19:30 Uhr Sonntag, 14.10. | 19:30 Uhr Dienstag, 16.10. | 19:30 Uhr

LIEBLINGSSTÜCKE Highlights und neue Formate des Konzertspielplans von und mit Beate Kröhnert und Tara Hansen

ie Konzertprogramme des Philharmonischen Orchesters sind finalisiert, Solisten und Gastdirigenten engagiert: Nun kann die neue Saison beginnen. Welche Projekte fortgesetzt werden, was neu hinzukommt und welche musikalischen Herausforderungen warten, verraten Orchestermanagerin Tara Hansen und Konzertdramaturgin Beate Kröhnert. BEATE KRÖHNERT: Nach der Sommerpause in eine neue Spielzeit zu starten, ist etwas sehr Besonderes. Am ersten Arbeitstag treffen sich alle Mitarbeiter zur Begrüßung im Großen Haus. Man spürt die Aufbruchsstimmung bei allen, denn spätestens mit diesem Startschuss ist klar, dass all jenes, was zuvor geplant wurde, nun zeitnah Wirklichkeit wird. TARA HANSEN: Das Haus befindet sich in den ersten Wochen in einem absoluten Ausnahmezustand. Die ersten Premieren stehen vor der Tür: Alle Musiker, Sänger, Tänzer und Schauspieler geraten ins Premierenfieber, und auch die ersten Konzertprojekte gilt es zu verwirklichen. Das Programm zum ersten Sinfoniekonzert ist für mich persönlich eine große Freude, denn ich mag das zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms sehr gerne. Dieses pianistisch anspruchsvolle Werk an der Seite eines so versierten Künstlers wie Bernd Glemser aufzuführen, beschert uns gewiss einen fulminanten Start in die Saison.

Ta r a H a n s e n u n d B e a t e K r ö h n e r t b e i d e r P l a n u n g d e r k o m m e n d e n K o n z e r t s a i s o n | F o t o : L e e H i n k e l m a n n

BEATE KRÖHNERT: Der Konzertspielplan bietet etwas für jeden Geschmack, aber bei welchem Programm schlägt dein Herz höher? TARA HANSEN: Eindeutig Bruckner. Beim fünften Sinfoniekonzert wird das Philharmonische Orchester im Frankonia Saal im Congress Centrum Würzburg Anton Bruckners achte Sinfonie

aufführen. 2008 habe ich dieses Werk kennengelernt – nicht als Zuhörerin, sondern als Oboistin im Albert Schweitzer Jugendorchester in Hamburg. Zugegebenermaßen wird es mir ein wenig in den Fingern kribbeln. Auf was freust du dich? BEATE KRÖHNERT: Mein Herz schlägt besonders

für die Kinderkonzerte. Wir haben im vergangenen Jahr wirklich fabelhafte Aufführungen und Workshops auf die Beine gestellt. Als Moderatorin darf ich mich da immer richtig austoben. Unser Froschkomplott im letzten Jahr war mein Highlight. Solche Konzerte, bei denen alle im Publikum wie auf der Bühne ihren Spaß haben, erlebe ich als ein großes Geschenk. In dieser Spielzeit werden wir mit einem Familienkonzert am 11. November starten: Passend zum Beginn der närrischen Zeit gibt es den Karneval der Tiere und eine ordentliche Fete nach dem Konzert mit Live-Musik im Foyer. Auch dieses Jahr sind wieder viele Zusatzaktionen geplant. TARA HANSEN: Unsere Babykonzerte gehen mit einem neuen Programm in die nächste Runde. Außerdem haben wir noch ein neues Format, das ab Dezember startet: Das Orchesterkarussell. Für Kinder ab vier Jahren bietet sich hier die Möglichkeit, die unterschiedlichen Orchesterinstrumente aus einer neuen Perspektive kennenzulernen. BEATE KRÖHNERT: Ein Ereignis für Jung und Alt wird unser Konzert zum Jahreswechsel unter der musikalischen Leitung unserer Ersten Kapellmeisterin Marie Jacquot werden. In diesem Jahr gibt es kein klassisches Wiener-WalzerProgramm, sondern einen vollmundigen Filmmusikabend mit Soundtracks aus den 1940er Jahren bis heute. Es gibt viel zu erleben in der nächsten Saison. TARA HANSEN: Eine ereignisreiche Spielzeit wartet…

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LA BOHÈME

30. WÜRZBURGER STADTFEST

99 – Die öffentliche Probe

Das Mainfranken Theater feiert mit

m 14. und 15. September lockt das 30. Würzburger Stadtfest mit einem bunten Programm und tollen Angeboten wieder Besucher aus nah und fern in die Mainfrankenmetropole. Mit mehr als 200 Stunden Live-Musik, Showprogramm und über 500 beteiligten Händlern, Gastronomen und Dienstleistern ist das Event eines der Highlights im Veranstaltungskalender der Stadt. Selbstverständlich feiert auch das Mainfranken Theater bei der Jubiläumsausgabe mit und ist am Samstag, dem 15. September, mit einem

Informationsstand vor Ort. In der Nähe des Kiliansdoms (Ecke Plattnerstraße / Domstraße) werden zwischen 10 und 18 Uhr alle theaterinteressierten Besucher aus erster Hand mit den neuesten Infos und kostenfreien Broschüren rund um die Spielzeit 18/19 versorgt. Das Theaterteam beantwortet gerne alle Fragen – ob zu den anstehenden Premieren der neuen Saison, dem Ablauf der Sanierung oder den Vorteilen der Abonnements – und freut sich auf zahlreiche Begegnungen sowie viele nette Gespräche bei hoffentlich bestem Festtagswetter. (dap)

Kampagnenmotiv: Marc Bausback

it Giacomo Puccinis La Bohème steht eine der erfolgreichsten Opern aller Zeiten auf dem Spielplan des Mainfranken Theaters. Basierend auf Henri Murgers Künstlerroman Szenen aus dem Pariser Leben (1847–49) erzählt Puccinis Oper von Rodolfo, Marcello, Schaunard und Colline, die gemeinsam in einer mittellosen Künstlergemeinschaft leben. Mit Mimì tritt unerwartet eine Frau hinzu, die den Alltag der Protagonisten radikal verändern wird. Regisseurin Martina Veh, die nach ihrer gefeierten Inszenierung von Mozarts Così fan tutte erneut am Mainfranken Theater zu Gast ist, hinterfragt am Beispiel von Puccinis Oper die Tragfähigkeit von Lebensentwürfen. Sie wirft einen kritischen Blick auf das Selbstverständnis der Figuren und begleitet die „Bohème“ – in

Anlehnung an Murgers Roman – im Gang durch die vier Bilder der Oper über einen längeren Zeitraum ihres Lebens. Das Format „99 – Die öffentliche Probe“ gewährt einen ersten Einblick in die Neuinszenierung von Puccinis La Bohème, die am 13. Oktober ihre Premiere im Großen Haus des Mainfranken Theaters erleben wird. Das Platzangebot ist wie immer auf 99 Zählkarten beschränkt, die am Tag der Probe eine halbe Stunde vor Beginn an der Abendkasse bereitgestellt werden. Die öffentliche Probe beginnt mit einer Einführung durch die Dramaturgie im Foyer, anschließend folgt der Besuch der BühnenOrchesterprobe. (bwa) 99 – DIE ÖFFENTLICHE PROBE Montag, 8.10. | 18:30 Uhr | Foyer

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SCHNULLER AHOI! Neues Programm beim Babykonzert

ntspannen, kuscheln, staunen, brabbeln, strampeln und vor allem: das erste Mal ein ganzes Orchester beim Musizieren erleben. Die Reihe der Babykonzerte, die seit Januar 2016 zahlreiche Familien mit Neugeborenen und Kleinkindern ins Mainfranken Theater geführt hat, erfährt in der Saison 18/19 eine Neuauflage. Nach der Geschichte aus dem Land der Farben begleiten die Musiker ab dem 3. Oktober ihr Publikum auf eine Reise in das Land der Musik. Mit dem Hummelflug von Nikolai RimskiKorsakow, der Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauss, dem Intermezzo sinfonico vom Pietro Mascagni, dem zauberischen Scherzo aus Felix

Mendelssohn Bartholdys Ein Sommernachtstraum, der bekannten Humoreske von Antonín Dvorák, Robert Schumanns Träumerei und natürlich Musik von Wolfgang Amadeus Mozart lädt das Orchester in der vierten Auflage der Reihe zu einem abwechslungsreichen Konzert ein. Die Musikstücke erklingen unter der musikalischen Leitung von Marie Jacquot in Arrangements für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Waldhorn und Streichorchester. Es gibt viel zu entdecken. (bek) BABYKONZERT Mittwoch, 3.10. | 14:00 & 16:00 Uhr | Foyer

Planungssicherheit und Flexibilität Ersparnis von bis zu 15% 10% Rabatt auf weitere Eintrittskarten Einladung zu exklusiven Events Aktion „Family & Friends”: Ermäßigungsgutscheine (bis zu 50%) für Ihre Begleitung Freie Übertragbarkeit Kein Anstehen an der Theaterkasse

Das Team der Theaterkasse berät Sie gerne!

M M AA II NN FF RR AA NN KK EE NN TT HH EE AA TT EE RR .. DD EE

IMPRESSUM

Spielen sich ein: Marie Jacquot und Ensemble vor einem Babykonzert

Herausgeber: Mainfranken Theater Würzburg | Theaterstraße 21 | 97070 Würzburg Intendant: Markus Trabusch Geschäftsführender Direktor: Dirk Terwey Registergericht: AG Würzburg Chefredaktion: Britta Grigull (bgr) Redaktion: Susanne Bettels (sbe), Marlies Hagelauer (mha), Maria Karamoutsiou (kar), Dörte Kordzumdieke (dko), Inka Kostan (ink), Beate Kröhnert (bek), Katharina Nay (nay), Antonia Tretter (atr), Berthold Warnecke (bwa) Terminredaktion: Daniel Peetz (dap)

Redaktionsschluss: 22.5.2018 Erscheinungstermin: 26.5.2018 Umsetzung: MainKonzept | Berner Str. 2 | 97084 Würzburg | T 0931 6001-452 | www.mainkonzept.de Produktmanagement: Stefan Dietzer (Ltg.) Corporate Design: Marc Bausback Grafik: Lee Hinkelmann Mediaberatung: Bianca Roth, bianca.roth@mainpost.de Druck: Main-Post GmbH | Berner Str. 2 | 97084 Würzburg

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19:30

DER BESUCH DER ALTEN DAME

Einführung 19:00

GROSSES HAUS

19:30

A | JU

DER BESUCH DER ALTEN DAME

Einführung 19:00

GROSSES HAUS

20:00

UNSERE BLAUEN AUGEN

Einführung 19:30

KAMMER

20:00

1. SINFONIEKONZERT: KLAVIER-SINFONIE

Einführung 19:30

HFM

19:30 20:00

CHANSONS 1. SINFONIEKONZERT: KLAVIER-SINFONIE

Einführung 19:00

Einführung 19:30

GROSSES HAUS HFM

19:30

DER BESUCH DER ALTEN DAME

Einführung 19:00

GROSSES HAUS

15:00 15:00

PATRICKS TRICK LA BOHÈME

Einführung 14:30

KAMMER GROSSES HAUS

DER BARBIER VON SEVILLA UNSERE BLAUEN AUGEN

Einführung 19:30

GROSSES HAUS KAMMER

12:00

EINGANG LUDWIGSTRASSE

KASSENÖFFNUNG SPIELZEIT 18/19

12:00-17:00 19:30

Tagesprogramm Konzert & Revue

AUFTAKT! EIN THEATERFEST

GANZES HAUS GROSSES HAUS

15:00 19:30

Premiere | P

SPAZIERGANG HINTER DEN KULISSEN BÜHNENEINGANG Einführung 19:00 CHANSONS GROSSES HAUS anschl. Premierenfeier

OKTOBER

2 3 5 7 8 10 12 13

20:00

Premiere | PK

PATRICKS TRICK

KAMMER

14:00-14:45 16:00-16:45

BABYKONZERT BABYKONZERT

FOYER FOYER

19:30-22:30 20:00

Wiederaufnahme | C Yb

19:30

Premiere | P

DER BESUCH DER ALTEN DAME

Einführung 19:00 anschl. Premierenfeier

GROSSES HAUS

19:30 20:00

H Gastspiel

LA BOHÈME IMPROTHEATERFESTIVAL

Einführung 19:00

GROSSES HAUS KAMMER

15:00 15:00

CHANSONS PATRICKS TRICK

Einführung 14:30

GROSSES HAUS KAMMER

15:00 19:30 20:00

Gastspiel

SPAZIERGANG HINTER DEN KULISSEN CHANSONS IMPROTHEATERFESTIVAL

1. KAMMERKONZERT MATINEE: LUDWIGS LEIDENSCHAFTEN LA BOHÈME

Einführung 19:00

BÜHNENEINGANG GROSSES HAUS KAMMER

18:30

99 – DIE ÖFFENTLICHE PROBE: LA BOHÈME

GROSSES HAUS

11:00 11:00-12:00 19:30

Einführung 19:00

TOSCANASAAL GROSSES HAUS GROSSES HAUS

19:30

CHANSONS

Einführung 19:00

GROSSES HAUS

19:30 20:00

F | VB Uraufführung | PK

DER BESUCH DER ALTEN DAME UNSERE BLAUEN AUGEN

Einführung 19:00 Einführung 19:30

GROSSES HAUS KAMMER

14:00-18:00

FERIENWORKSHOP: PATRICKS TRICK

PROBEBÜHNE

14:00-18:00 18:00 18:30

FERIENWORKSHOP: PATRICKS TRICK PATRICKS TRICK 99 – DIE ÖFFENTLICHE PROBE: LUDWIGS LEIDENSCHAFTEN

PROBEBÜHNE KAMMER GROSSES HAUS

19:30

Premiere | P

LA BOHÈME

Einführung 19:00 anschl. Premierenfeier

GROSSES HAUS

15:00-18:00 20:00

W-CAFÉ UNSERE BLAUEN AUGEN

Einführung 19:30

FOYER KAMMER

CHANSONS PREMIERE 29.9. | 19:30 UHR | GROSSES HAUS

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MAINFRANKENTHEATER

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MyStyle 2.0 Mein Leben. Mein Bad. Wenn wir ausgehen, gehört für uns das Herausputzen zu einem gelungenen Abend dazu. MyStyle 2.0 bietet dafür nicht nur das ideale Ambiente, sondern auch ausreichend Platz und Komfort. R+F HOME Würzburg Leitenäckerweg 6 ¡ 97084 Würzburg-Heidingsfeld Bad-Center Lauda-Königshofen Deubacher Straße 10 ¡ 97922 Lauda-Königshofen

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