A M S O N N TA G 16. JULI 2017
* Preis 1,90 Euro Redaktionsschluss: 23.05 Uhr | H | Nr. 191 / 28. W.
GEBÜRTIGE UND ZUGEZOGENE
BERLIN – Nach der Absage eines geneh-
migten Besuchs von Bundestagsabgeordneten auf dem Nato-Stützpunkt im türkischen Konya durch die Regierung in Ankara streiten Union und SPD über Konsequenzen. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagte am Sonnabend: „Ohne Besuchsrecht können die deutschen Soldaten nicht in Konya bleiben.“ Der außenpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Jürgen Hardt, und der Verteidigungspolitiker Henning Otte bezeichneten solche Forderungen hingegen als „kurzsichtig und gefährlich“. In Konya sind die deutschen Soldaten als Teil der Nato eingesetzt, Konya selbst ist ein Stützpunkt der Allianz. Die Türkei ist ebenso wie Deutschland Nato-Mitglied. Sie hat den Besuch deutscher Soldaten durch Abgeordnete des Bundestages auf unbestimmte Zeit verschoben. Dies stellt eine weitere neue Belastung der ohnehin angespannten bilateralen Beziehungen dar. Seiten 2 und 5
Viele Schulsporthallen auch zum kommenden Schuljahr nicht nutzbar
GETTY IMAGES/NIKADA, GRAFIK BM
Neuer Leistungsvertrag mit dem Land Berlin für ein Zentrum zur Erforschung und Anwendung neuer Methoden BERLIN – Die Zahl der Tierversuche in
der medizinischen Forschung soll in den kommenden Jahren deutlich reduziert werden. Die Charité will gemeinsam mit der Freien Universität Berlin und weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen verstärkt Alternativmethoden entwickeln und die Initiative für ein Umdenken in der biomedizinischen Forschung übernehmen. Dafür soll ein überregional bedeutendes Zentrum geschaffen werden, in dem medizinische Kompetenzen gebündelt und ausgebaut werden. So sieht es der neue Finanzierungs- und Leistungsvertrag zwischen dem Land Berlin und der Charité für die Jahre 2018 bis 2022 vor, der in Kürze unterzeichnet werden soll. Der Vertragsentwurf liegt der Berliner Morgenpost vor. Im Vertrag mit dem Land Berlin sind bereits Zuschüsse von insgesamt 8,6 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren für das wissenschaftliche Zentrum enthalten. Ein Gesamtfinanzierungskonzept soll nun zusammen
mit der Einstein-Stiftung und weiteren Partnern und Geldgebern erarbeitet werden. „Ziel ist, Berlin zur Hauptstadt der Erforschung von Alternativen zu Tierversuchen zu machen“, heißt es im Vertrag. „Tierversuche sind notwendig, wenn wir die Medizin nach vorne bringen und Menschen heilen wollen“ erklärte der Charité-Vorstandsvorsitzende Karl Max Einhäupl. Er räumte aber ein, dass es auch unnötige Versuche gebe. Wichtig sei ein bewussterer und strikterer Umgang damit. Alternativen könnten etwa durch die Nutzung von Zellkulturen entwickelt werden. Einhäupl will „eine neue Kultur des Umgangs mit Tierversuchen“ an der gesamten Charité etablieren. Diesen Prozess soll das geplante Institut führen, sagte er der Berliner Morgenpost. In Berlin wurden 2015 insgesamt rund 188.000 Tiere in Tierversuchen eingesetzt. Das Charité-Labor in Buch hat eine Kapazität für 40.000 Tiere. In dem Vertrag verpflichtet sich das Universitätsklinikum auch, einen zusätzlichen Studiengang einzurichten. Dort sollen Pflegeexperten ausge-
bildet werden. Der Studiengang wird voraussichtlich zum Wintersemester 2019/2020 mit einer jährlichen Kapazität von 60 Studenten eröffnet. Damit erhöht sich die Anzahl der Studienplätze an der Charité deutlich. Die Zahl der Studienplätze in den grundständigen medizinischen Studiengängen bleibt mit mindestens 840 allerdings gleich. Weitere Neuerungen, die der Vertrag vorsieht, sind eine Einrichtung für Palliativmedizin mit einer zusätzlichen Professur sowie die Weiterentwicklung der „Berlin School of Public Health“, die die Charité in Kooperation mit Universitäten und Hochschulen betreibt. Die bereits existierenden Studiengänge und die Kooperation mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst in Berlin sollen ausgebaut werden. Der neue Finanzierungsvertrag stellt die Charité finanziell besser als bisher. Der Zuschuss des Landes beträgt im kommenden Jahr 203,7 Millionen Euro und wird analog zu der Regelung in den Hochschulverträgen jedes Jahr um 3,5 Prozent erhöht. 2022 beträgt er dann bereits 235,5 Millionen
Euro. Zudem erhält die Charité jährlich 11,4 Millionen Euro Bundesmittel aus dem Hochschulpakt. Aus diesen Zuschüssen muss die Charité allerdings auch die beschriebenen Leistungen finanzieren. Wichtig sind für das Universitätsklinikum auch Investitionszuschüsse, mit denen Neubauten und Sanierungen finanziert werden. Der Vertrag sieht auch bei den allgemeinen investiven Zuschüssen eine jährliche Steigerung von 3,5 Prozent vor. Sie liegen 2018 bei 33,7 Millionen Euro und 2022 bei 38,6 Millionen Euro. Da weitere Einzel-Bauvorhaben über den Landeshaushalt finanziert werden, kann die Charité in den kommenden fünf Jahren mit Investitionszuschüssen von 90 bis 100 Millionen Euro pro Jahr rechnen. Ein hohes finanzielles Risiko stellt für die Charité aber die von der rot-rotgrünen Regierungskoalition geplante Überführung der Dienstleistungstochter CFM in das Klinikum dar. Dies kann das Universitätsklinikum mit bis zu 29 Millionen Euro pro Jahr belasten und würde ein Defizit bedeuten. Seite 13
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Fremde Flotten im Visier
In jeder Zeile, in jeder Spalte und in jedem 3x3-Block kommen die Ziffern von 1 bis 9 genau einmal vor. Die kleinen Zahlen geben die Summen der jeweils in den umpunkteten Bereichen stehenden Ziffern an. Innerhalb eines umpunkteten Bereiches darf sich keine Ziffer wiederholen.
Es sind die Ziffern 1 und 0 in das Gitter einzutragen. In jeder Zeile und Spalte müssen beide Ziffern je fünfmal eingetragen werden. Senkrecht und waagerecht dürfen nicht mehr als zwei gleiche Ziffern nebeneinander stehen.
Die unter dem Rätsel gezeigten Schiffe sind aufzuspüren. Alle Schiffe liegen senkrecht oder waagerecht im Wasser. Kein Schiff berührt ein anderes, auch nicht diagonal. Die Zahlen am Rand bezeichnen die Anzahl der Schiffsteile pro Spalte oder Zeile.
Brückenrätsel
Logical
Schiffe versenken
7
Gesucht ist das Wort in der Mitte
6
3
3
4
Geheime Träume
5 5
6 4
2
Während in Deutschland klirrende Kälte herrscht, warten vier deutsche Wissenschaftler an Bord eines Schiffes vor der Küste Australiens darauf, an Land gehen zu können. Während sie vorgeben, in Arbeit vertieft zu sein, träumen sie alle in der Hitze des Tages von ganz anderen Dingen. Welcher Wissenschaftler ist wie alt, was gibt er vor zu tun und wovon träumt er? 1. Der 37-jährige Wissenschaftler stellt Berechnungen an, während er in seinen Gedanken ganz woanders ist. 2. Prof. Magold ist genau 2 Jahre jünger als der Wissenschaftler, der sich auf seine heimatliche Terrasse wünscht. Der Professor liest nicht in einem Fachbuch. 3. Der Wissenschaftler, der das Werkzeug reinigen wollte, würde jetzt lieber im Biergarten sitzen, während Dr. Taler sich einen großen Eisbecher wünscht. 4. Der Traum vom Biergarten wird von einem 34-jährigen geträumt. Es ist nicht Dr. Arnold. Beim Brückenrätsel müssen Wörter gefunden werden, die die Begriffe in der linken Spalte sinnvoll ergänzen, gleichzeitig den Begriffen der rechten Spalte vorangestellt werden und diese ebenfalls zu sinnvollen Begriffen machen. Unter dem Pfeil in der Mitte ergibt sich ein Lösungswort.
Liebe Morgenpostleserinnen und -leser, Sie erreichen uns für Anregungen und Feedback unter sonntagsraetsel@morgenpost.de
Heute acht Seiten Rätsel-Beilage
Familiäre Beziehungen zwischen britischem und deutschem Adel gibt es seit 333 Jahren. Bestseller-Autor Leonhard Horowski hat sich mit der Geschichte der Royals beschäftigt. BIZ
morgenpost.de Nachrichten rund um die Uhr EHE FÜR ALLE
Zahl der Anfragen in den Standesämtern steigt Der Bundestagsbeschluss zur „Ehe für alle“ führt in den Standesämtern vieler deutscher Großstädte bereits jetzt zu vielen Anfragen. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes unter den zuständigen Behörden ergab, haben sich bundesweit bereits homosexuelle Paare, die eine Ehe eingehen wollen oder ihre eingetragene Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln wollen, gemeldet, um Informationen zu erhalten. Der Bundestag hatte am 30. Juni ein Gesetz beschlossen, nach dem die Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet wird. Den Bundesrat passierte das Gesetz eine Woche später. Noch fehlt die Unterschrift des Bundespräsidenten unter dem Gesetz.
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GLÜCKSZAHLEN AM SONNABEND
BERLIN – Die Schulsporthallen, die in
den letzten Monaten von Flüchtlingen belegt waren, sind zwar geräumt, viele werden dennoch so bald nicht nutzbar sein. In einigen Fällen müssen die Schulen offenbar sogar ein weiteres Schuljahr auf Sportunterricht in der Halle verzichten. Zwar sind die Geflüchteten wie angekündigt seit Ende März alle ausgezogen, doch die Reparaturen an den Hallen ziehen sich länger hin als geplant. Das ursprüngliche Ziel, dass die Gebäude alle ab September wieder nutzbar sind, ist nicht mehr zu erreichen. Die Gründe für die Verzögerung sind vielfältig. Größtes Hemmnis ist offenbar der Mangel an Planungsfachkräften und Handwerkern. „Bei einigen Hallen führen wir im Zuge der Sanierungsarbeiten zusätzliche Maßnahmen aus, die nicht im Zusammenhang mit der Zwischennutzung stehen. Hier gab es auch schon vorher Mängel, die nun behoben werden“, sagt Johanna Steinke von der BIM. Seite 11
0 und 1 führen zur Lösung
Unterwegs mit William und Kate
Mehr Geld: Charité entwickelt Alternativen zu Tierversuchen ANDREAS ABEL
Binero
Der Stadtträumer Franco Stella ist der Architekt des neuen Stadtschlosses. Auf dem MorgenpostSpaziergang erklärt er, wie er sich die intakte Mitte Berlins erträumt. Seite 3
1
Killer-Sudoku
Die Summen weisen den Weg
HARTZ-IVQUOTE
Wer mit Bus, Bahn oder Tram durch Berlin fährt, entdeckt viele Universen: das neue Projekt des Interaktiv-Teams der Berliner Morgenpost. Seiten 16–17
Streit über Absage von Truppenbesuch im türkischen Konya
Es sind Wörter mit mindestens vier Buchstaben zu finden, die sich aus den vorgegebenen neun Buchstaben bilden lassen und dabei immer den mittleren Buchstaben enthalten. Zugelassen sind Vornamen, Orte und alle deutschen Wörter in der Einzahl, Zeit- und Eigenschaftswörter in der Grundform. Die Punktzahl errechnet sich aus der Anzahl der Buchstaben aller gefunden Wörter, wobei Wörter mit allen neun Buchstaben doppelt, also mit 18 Punkten berechnet werden.
RETO KLAR
FAHRRADDIEBSTÄHLE
BERLINER MORGENPOST |
R F A E B G G U N
Neun Buchstaben – viele Wörter
CLUBS
MIETE Kleine Welten an JUNG UND Bus und Bahn ALT
Buchstabenrätsel
RETO KLAR
EINKOMMEN
MIGRATIONSHINTERGRUND
RÄTSEL
DENKSPORT • KN O B E L N • KO M B I N I E R E N
SONNTAG, 16. JULI 2017
Lotto:
Sehr geehrter Wolfgang Bosbach, Sie sind eine Ikone deutscher Bürgerlichkeit. Obwohl oder weil Sie nie ein hohes Regierungsamt bekleideten, genießen Sie Respekt und Glaubwürdigkeit wie kaum ein anderer Volksvertreter. Millionen Bürger orientieren sich an Ihren Argumenten, gerade im Gefecht mit politisch Andersdenkenden. Sie sind Vorbild und Orientierungshelfer, der bei allem Zoff bislang die Form wahrte. Keine Frage, Frau Ditfurth ist dogmatisch, hartleibig, eine mediale Autonome, die am Mittwochabend im TV-Talk bei Sandra Maischberger die Schlacht im Hamburger Schanzenviertel noch einmal ungestört nachspielen durfte und dabei eiskalt die Taktiken des Schwarzen Blocks anwendete: hier ein verbales Störfeuer, dort ein rhetori-
Schumachers Woche
Bitte nicht so empfindlich, werter Herr Bosbach Der CDU-Politiker verlässt empört TV-Talkshow scher Pflasterstein, und immer wieder stören. Die Erika Steinbach der Linken will nicht erklären, sondern provozieren, um die Machtlosigkeit des Staates vorzuführen, seit mehr als 40 Jahren übrigens. Dieses Land befindet sich in einem aufreibenden Kampf gegen selbstgerechte Zündler, die unsere Demokratie brennen sehen wollen. Da sind sich die
INHALT Meinung / Leserbriefe Börse Berlin Reinickendorf Kultur
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Horoskop TV-Programm Sport Wissen / Rätsel Leute
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Extremen von links und rechts auf gespenstische Weise einig. Deswegen war Bosbach versus Ditfurth kein schlichter Alltags-Talk, sondern eine epische Schlacht um Werte und Weltbild. Sie, Herr Bosbach, waren in dieser Runde der Verteidiger der bürgerliche Mitte. Eltern, Lehrer, Verunsicherte wollten wissen: Wie verteidigt ein so schlachterprobter
Parlamentarier Recht, Ordnung und Anstand gegen den Furor einer Ideologin? Wann wird er laut, wo bleibt er gelassen, wie schlau, listig und beharrlich bekämpft der Profi Bosbach die bittere Verbohrtheit? Es ging um die Frage aller Fragen: Wie wollen wir miteinander leben und umgehen? Und wie nicht? Die Aufrechten hätten zu gern einen Triumph der Vernunft erlebt. Werter Herr Bosbach: Würde Jérôme Boateng beleidigt den Fußballplatz verlassen, auch wenn er noch so oft gefoult worden wäre? Auch auf dem Feld der Demokratie gilt: Wer kämpft, kann verlieren. Aber wer den Platz verlässt, der hat schon verloren. Schumachers Woche erscheint jeden Sonntag in der Berliner Morgenpost
WETTER Erst freundlich, dann Regen, 23 Grad
KONTAKT
Ein Tief über Südskandinavien bestimmt in weiten Teilen Mitteleuropas das Wetter. Am Vormittag ist es zunächst noch freundlich, und die Sonne scheint zeitweise. Später werden die Wolken aber immer dichter, und es kann gebietsweise regnen. Die Höchsttemperaturen bewegen sich bei Werten um 23 Grad. Seite 28
Anschrift: Kurfürstendamm 22, 10719 Berlin E-Mail: redaktion@morgenpost.de Aboservice: 030-8872 77677 Redaktion: 030-8872 77887 Anzeigen: 030-8872 77660
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Spiel 77:
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Super 6:
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Superzahl:
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Alle Angaben ohne Gewähr
Kasupke sagt ... ... wie es ist Langsam kommt mir die Jalle hoch. An allen Ecken und Enden der Stadt vasuchen Investoren mit Dollarzeichen inne Oogen, uff Deibel komm raus, Kohle zu vadienen. Ob se dabei die Stadt kaputtmachen, scheint denen völlich Latte zu sein. Jetz’ woll’n se den herrlichen Riehmers Hofjarten uffbohr’n und det YorckKino abreißen. Dafür soll da ‘n Neubau hinjeklotzt wer’n. Det Kino darf denn da rin zieh’n. Also ick will det nich. Ick hab schon als Stippi im „Yorck“ Winnetou und James Bond jekiekt. Det Kino is ne Institution, nich nur für Kreuzberch. So wat kann man doch nich abreißen. Riehmers Hofjarten steht übrijens unter Denkmalschutz. Zählt det denn jar nich mehr?