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DAS PHILOSOPHEN-INTERVIEW
EPIKUR SAGT:
„So lernst du die Kunst der Freude“
Glücklich sein ist der Sinn des Lebens. Aber wie ist wirkliche Freude zu finden? Der alte Grieche Epikur meint in unserem fiktiven Interview mit Christoph Quarch: nur, indem man nicht krampfhaft nach ihr sucht.
the red bulletin: Herr Epikur, Sie haben behauptet, der Sinn des menschlichen Lebens bestehe darin, Lust und Freude zu empfnden. In der Welt von heute gibt es viele Menschen, die viel Zeit und Geld dafür aufwenden, extreme Erfahrungen zu machen, um extrem viel Spaß zu haben. Etwa, indem sie mit einem Seil am Fuß von einer Brücke springen. Was halten Sie davon?
epikur: Keine Ahnung, ich habe so etwas noch nie ausprobiert. Wer sich zu meiner Zeit selbst erproben wollte, konnte das bei einem unserer vielen Kriege tun. Aber das war nie so mein Ding. Ich habe es vorgezogen, in meinem Garten zu lustwandeln, gute Gespräche zu führen und mich am Licht der Sonne zu erfreuen.
Aber Sie haben doch gesagt, wir Menschen täten gut daran, ein Leben der Freude zu führen. Wenn jemand Freude daran hat, extreme Herausforderungen zu bestehen, dann ist das doch etwas Gutes, oder?
Jaja, ich weiß, was Sie meinen, aber so einfach ist es nicht. Nicht überall, wo Freude draufsteht, ist auch Freude drin. Vorderhand sieht es doch so aus: Sie nehmen sich etwas vor, artikulieren einen Wunsch. Und siehe da, es kommt so, wie Sie es wollten, und dann freuen Sie sich. Das war’s. Und was dann?
Freude verpufft so schnell, wie sie kam. Und noch während sie verpufft, wirst du immer abhängiger von deinen kleinen Kicks der erfüllten Wünsche. Bis du auf die glorreiche Idee kommst, deine Ziele immer größer und extremer werden zu lassen – in der Hoffnung, dass dann auch die Freude extremer wird. Was aber nicht passiert. Stattdessen kannst du dich irgendwann gar nicht mehr freuen: Fünfzig Kilometer gelaufen? Okay, dann sechzig. Sechzig Kilometer gelaufen? Okay, dann siebzig. Das nimmt kein Ende, außer du fällst vorher tot um.
Hm, aber dann wäre Freude ja so etwas wie eine Droge, die einen irgendwann in den Abgrund stürzt. Und die Lust an Extremerfahrungen wäre das Symptom einer gesteigerten Abhängigkeit.
Könnte sein, ja. Und deshalb ist „Das Geheimnis es so wichtig, beizeiten die Kunst liegt darin, so zu leben, dass man sich der Freude zu lernen. Darum ging es in meinen Büchern. an allem freut, was ist, Und worin besteht diese Kunst und nicht an dem, der Freude? was man will.“ Vor allem darin, sich an den Dingen zu erfreuen, die wirklich zu einem passen – die irgendwie naturgemäß und unbegrenzt vorhanden sind. Wie gesagt: Ich habe immer die größte Freude, wenn ich mit guten Freunden durch meinen Garten schlendere. Denn ich bin dann völlig frei davon, irgendetwas Tolles oder Extremes erfahren zu müssen. Ich bin dann auch frei von Angst und Sorge. Ich glaube, das ganze Geheimnis der Freude liegt darin, so zu leben, dass man sich an allem freut, was ist, und nicht an dem, was man will. Du möchtest dich freuen? Dann hör auf, dich freuen zu wollen!
Na ja, man freut sich, und wenn die Freude nachlässt, gibt es bestimmt ein nächstes Ziel, das man sich setzt. Und wenn man auch das erreicht hat, dann ist die Freude doppelt so groß.
Im Gegenteil, mein Freund, die Freude wird schwächer. Erst unmerklich, aber dann umso mehr. Und wissen Sie, warum? Weil deine Freude nicht mehr frei ist. Besser: weil du nicht mehr frei bist. Du verhedderst dich im Hamsterrad, brauchst immer neue Anreize, immer neue Wünsche, immer neue Ziele. Klar, du freust dich, wenn du wieder einmal etwas erreicht hast, aber diese
EPIKUR (um 341–271/270 v. Chr.) gilt als Philosoph der Freude. Damit hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Im Gegenteil: Zu allen Zeiten war er die Hassfigur von Moralpredigern, die ihn als Ahnherrn eines zügellosen Hedonismus verdammten. Tatsächlich ging es Epikur aber nicht um ein Maximum an Spaß, sondern um Selbstgenügsamkeit, die das Leben so nimmt, wie es ist. CHRISTOPH QUARCH, 57, ist deutscher Philosoph, Gründer der Neuen Platonischen Akademie (akademie-3.org) und Autor zahlreicher philosophischer Bücher. Zuletzt erschienen: „Kann ich? Darf ich? Soll ich? Philosophische Antworten auf alltägliche Fragen“, legenda Q, 2021.
König der Wellen
Der französische Fotograf Ben Thouard macht unglaubliche Bilder von riesigen Wellen an der Küste von Tahiti. Und von Menschen, die mutig genug sind, sie zu reiten. Hier erzählt er, wie seine Kunstfotos entstehen.
Protokoll PIERRE HENRY CAMY
Wisch und weg
Teahupo‘o, Juni 2016
„Das Foto von Matahi Drollet, den man den Prinz von Teahupo‘o nennt, habe ich mit einer langen Verschlusszeit gemacht. Das ist ästhetisch, aber kompliziert, denn irgendwas im Bild sollte scharf sein. Man braucht für solche Bilder Glück, aber mehr noch Entschlossenheit. Ich bin tausendmal gescheitert, bevor mir dieses Foto gelang.“
Brecher aus Glas
Nordküste Tahitis, Dezember 2015
„Sonnenaufgang. Im Hintergrund ist eine Klippe, deshalb wirkt der Strand schwarz. Die ersten Sonnenstrahlen fallen über die Klippe und bringen den Wellenkamm zum Leuchten, als wäre er aus Glas. Dass dich so eine Welle erwischt, willst du wirklich nicht. Sie kann dich zerquetschen.“
Warten auf die Welle
Teahupo‘o, Mai 2019
„Diese beiden Fotos sind unmittelbar nacheinander entstanden: Sechs Uhr früh, die Morgenbrise bläst den Schaum vom Wellenkamm, davor wartende Surfer, flaches Licht erleuchtet die Szene. So wie hier arbeite ich viel vom Jet-Ski aus, das macht mich flexibler.“
Der unbekannte Surfer
Teahupo‘o, Mai 2019
„Man muss auf die Welle warten, im richtigen Moment tauchen, sich umdrehen, Einstellungen und Bildausschnitt wählen und abdrücken. Ich weiß bis heute nicht, wer der Surfer auf dem Bild ist – von unten sieht es jedenfalls aus, als würde er fliegen.“
Notausgang
Adrian Buchan, Teahupo‘o, August 2017
„Viele halten die Teahupo‘o-Welle für die gefährlichste der Welt – wegen ihrer Größe, ihrer Kraft und weil sie über einem scharfen Korallenriff bricht. Eigentlich wollte ich den Australier Adrian Buchan in der Tube fotografieren, doch dann nahm er den Notausgang durch die brechende Welle. So entstand dieses ungewöhnliche Foto: Adrian steht zwar noch auf dem Brett, aber unter Wasser.“
Im Bauch des Ungeheuers
Matahi Drollet, Teahupo‘o, Juli 2015
„Diese Wellen waren so groß, dass die Surfer mit dem Jet-Ski hineingebracht wurden. Trotzdem surft der Tahitianer Drollet nur mit der Kraft seiner Arme, er schafft es mit Müh und Not über dieses Monster. Ich befinde mich auf einem Boot ganz nah dran. Mein Erfolg hängt vom Kapitän ab. Aber die Fischer kennen die Teahupo‘o-Welle wirklich gut.“
Im Blindflug
William Aliotti, Teahupo‘o, April 2016
„Ganz nah an der Action: Ich bin genau unter dem Kamm der Welle, die kurz davor ist, auf meine Kamera zu krachen. Ich bin schon vollständig unter Wasser, aber mein Arm mit der Kamera ist noch oben, um die Aufnahme zu machen. Ich schieße blind, nur so bekomme ich das Foto – Sekundenbruchteile bevor alles explodiert.“
Majestätische Kurve
Südküste Tahitis, April 2020
„Neben meiner Arbeit als Surf-Fotograf begann ich mich für Orte zu interessieren, wo die Wellen unglaubliche Formen annehmen. Ein 300-Millimeter-Teleobjektiv ist zwar zum Schwimmen nicht sehr praktisch, erlaubt es mir aber, die Welle mit all ihren Details abzubilden.“
Die große Waschmaschine
Teahupo‘o, September 2017
„Das ist eine Teahupo‘o-Welle von unten. Wenn der Wellenkamm bricht und auf die Wasseroberfläche donnert, nimmt er Luft mit. Unter Wasser entstehen dann diese turbinenartigen Strukturen. Es ist hypnotisierend, ich bin regelrecht besessen von diesem Phänomen – es ist auch Thema meines nächsten Buches.“
Die perfekte Welle
Tahiti, Mai 2019
„Man hat mich gefragt, ob ich dieses Foto bearbeitet habe. Nein, überhaupt nicht! Das ist eine Stunde vor Sonnenaufgang, hinter uns ein Berg, wir schauen Richtung Sonne, der ablandige Wind bläst Gischt von der Welle. Das erzeugt ein Lichtspiel aus Wasser und Wind.“
DER FOTOGRAF „Was mich an Wellen fasziniert? Sie erlauben es, auf einem einzigen Bild Ästhetik, Kraft oder einfach nur Schönheit festzuhalten“, sagt Ben Thouard, 35, 2019 Gesamtsieger des Fotowettbewerbs Red Bull Illume. Thouard, geboren in Südfrankreich, entdeckte seine Leidenschaft fürs Fotograferen über das Windsurfen und ein Praktikum bei Bernard Biancotto, einem Pionier der Windsurf-Fotografe. Mit neunzehn verwirklichte er seinen Traum und ging nach Hawaii, um dort mit einem selbst gebauten, wasserdichten Kameragehäuse Windsurf-Fotos zu machen. Drei Jahre später, 2008, fuhr er weiter in die Südsee – nach Tahiti. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Thouard, „die Kultur, die Menschen, die Qualität der Wellen, die Klarheit des Wassers und das häufg wechselnde Licht.“ Er blieb und konzentrierte sich auf Fotos von Surfern auf Big Waves. In den letzten Jahren lässt er immer öfter die Surfer weg und widmet sich der puren Schönheit der Welle.
Ben Thouards erster Bildband („Surface“) ist 2018 erschienen. Sein neues Buch wird im November erwartet. benthouard.com
Sam Bloom
wurde von einem Vogel aus ihrer schwersten Krise gerettet. Heute ist die Rollstuhlfahrerin Weltmeisterin im Parasurfen. Und Hollywood verflmt ihr Leben.
Interview RACHAEL SIGEE Foto CAMERON BLOOM
Die Krankenschwester war 41, als ihr gewohntes Leben von einer Sekunde zur anderen für immer zusammenbrach: Sie fel 2013 im Thailand-Urlaub von einem morschen Hotelbalkon sechs Meter in die Tiefe und schlug auf einem Betonboden auf. Diagnose: Schädelbruch und Zertrümmerung der Rückenwirbel T6 und T7. Folge: Die Australierin war von der Brust abwärts gelähmt.
Anfangs stürzte Sam Bloom in eine schwere Lebenskrise. Doch dann kam 2017 Hilfe von unerwarteter Seite: In der Nähe ihres Hauses fand die Familie am Strand ein Vogeljunges mit einem verletzten Flügel. Sie nannten den Vogel „Penguin“, weil er mit seinem schwarz-weißen Gefeder und den großen Füßen an einen Pinguin erinnerte. Sam beschloss, Penguin gesund zu pfegen – und hatte damit einen neuen Lebenszweck gefunden.
In der Folge gewann sie derart an Selbstvertrauen, dass sie begann, Para-Kanu-Wettkämpfe zu bestreiten, auch mit dem Surfen fng sie wieder an. Inzwischen ist Bloom zweifache Weltmeisterin im Parasurfen.
Gemeinsam mit dem Schriftsteller Bradley Trevor Greive verfasste sie zudem ein Buch über ihre Erlebnisse mit ihrer gefederten Freundin – „Penguin Bloom“ wurde zum Bestseller. Heute ist Sam Bloom Wings for Life-Botschafterin, und 2020 feierte der Kinoflm „Penguin Bloom“ über ihr Leben Premiere. Bloom wird darin von HollywoodStar Naomi Watts gespielt.
the red bulletin: Hätten Sie sich je träumen lassen, dass Sie von Naomi Watts verkörpert werden?
sam bloom: Nie im Leben! Es war eine surreale Erfahrung.
Haben Sie Naomi Watts beraten?
Ich wollte nicht, dass es ein Hollywood-Happy-End gibt, wo „alles super ist“. Ja, das Leben wird leichter, aber so gut wie früher wird es nie wieder sein. Das Tolle war, dass Naomi mich sehr oft am Set dabeihaben wollte. Es sollte authentisch aussehen, wie sie zum Beispiel vom Bett in den Rollstuhl wechselt.
Im Film stimmen Sie zuerst nur widerwillig zu, dass Penguin bleibt. War das tatsächlich so?
Nein, der Film nimmt sich ein paar künstlerische Freiheiten. Ich war ganz verliebt in Penguin – sie war so süß! Als wir sie fanden, verlagerte sich die ganze Aufmerksamkeit von mir auf sie. Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen, und als ich nach meinem Unfall nach Hause kam, konzentrierten sich alle auf mich.
Ein großer Moment im Film ist der, als Sie zum ersten Mal in ein Kanu steigen. Wie wichtig war es Ihnen, aufs Meer zu können?
Enorm wichtig. Das Kajakfahren habe ich nur vorgeschlagen, weil zu diesem Zeitpunkt nichts von den Dingen, die ich am liebsten gemacht hätte, infrage kam. Ich hatte alles abgeschrieben. Zunächst war ich immer am Samstagmorgen paddeln, das wurde dann mein Lieblingstag. Es war so schön, wieder aus dem Rollstuhl draußen zu sein, auf dem Wasser und in der Natur.
Hat Ihnen das nicht auch Angst gemacht?
Fürchterliche. Da ich von der Brust abwärts gelähmt bin, habe ich keine Bauchmuskeln und somit ein katastrophales Gleichgewicht. Ein paar Mal bin ich ins Wasser gefallen, aber ich war immer schon ein Sturkopf und habe beharrlich weitergemacht.
Wie fallen die Reaktionen auf den Film bisher aus?
Die Leute schreiben mir, dass sie sich weniger allein fühlen. Auf WhatsApp tausche ich mich mit einer jungen Frau in Spanien aus, sie hat auch ein Rückenmarkstrauma. Ich habe ihr vorgeschlagen, sie könnte es mit Surfen versuchen. Inzwischen hat sie mir schon ein paar Videos geschickt. Es ist großartig, das Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen.
Wie sind Sie zu Wings for Life gekommen?
In Australien und Neuseeland gehen zehn Prozent aus dem Verkauf von „Penguin Bloom“ an SpinalCure Australia, in Europa spenden wir diesen Anteil an Wings for Life. Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich wäre, wenn die Forschung Erfolg hätte. Wenn ich junge Leute mit Rückenmarkstrauma sehe, bricht es mir das Herz.
Mehr von Sam Bloom: sambloom.com.au; „Penguin Bloom“ (oben: Naomi Watts als Sam Bloom): auf Netflix. Forschung zum Thema Rückenmarksverletzungen: wingsforlife.com
„Ich fand Penguin und war sofort verliebt in sie.“
Sam Bloom, 49, über ihre gefiederte Freundin, einen Flötenvogel
David Schalko
meint, dass fröhliche Wunschlosigkeit der ideale Lebenszustand ist. Deshalb wünscht sich der österreichische Filmemacher das Leben einer Kuh.
Interview RÜDIGER STURM Foto KLAUS PICHLER
In seiner absurd-komischen TV-Serie „Ich und die anderen“ beschreibt Autor David Schalko allerhand (Irr-)Wege auf der Suche nach dem Glück. Hier erklärt der 48-Jährige, warum das Ego einem guten Leben oft im Weg steht, warum er Müdigkeit gut fndet und ein Leben als Wiederkäuer für erfreulich hielte.
the red bulletin: Ihre Serie „Ich und die anderen“ handelt von einem Mann, dessen Wünsche einer nach dem anderen erfüllt werden. Ist das eine Voraussetzung dafür, um glücklich zu werden?
david schalko: Nicht unbedingt. Man muss sich dabei bewusst machen, dass man in Wünsche etwas hineinprojiziert. Zum Beispiel glaubt man, dass man mit einem großen Haus automatisch glücklicher ist. Das stimmt nicht. Am besten geht es mir, wenn ich gar nichts will. Die fröhliche Wunschlosigkeit ist der Idealzustand.
Wie erreicht man den?
Dazu gehört die Auflösung des Egos. Man muss erkennen, dass das Ego nicht ein Freund ist, den man füttern soll, sondern dass es vielen Dingen im Weg steht. Eigentlich ist es nur eine Illusion, wenn man buddhistisch argumentiert.
Und Sie haben kein Ego mehr?
Doch, schon. Mein Ego ist hartnäckig. Aber ich habe gelernt, es zu hinterfragen. Sobald ein Mensch denken kann, fängt er an, sich mit den großen Fragen auseinanderzusetzen: Wer ist man? Ist man das Ego? In welcher Situation befndet man sich in diesem Universum?
Der Buddhismus meint ja, dass wir uns von unseren Begierden lösen sollen. Wollen Sie das auch?
Ich glaube nicht, dass die Begierden das Problem sind, sondern das Anhaften daran. Wenn man das zu seinem Lebensinhalt macht und daran festhält, dann ist das die Ursache von sehr viel Leid. Und weil wir so am Leben hängen und ein obsessives Verhältnis zu unserem Eigentum haben, tun wir uns auch mit dem Sterben so schwer.
Hinter Ihnen sehen wir eine prachtvolle Bücherwand. Das heißt, die könnten Sie so einfach aufgeben?
So buddhistisch eingestellt bin ich dann doch wieder nicht.
Sie schreiben immer wieder über Menschen, die sich nach oberfächlicher Wunscherfüllung sehnen. Eines Ihrer nächsten Projekte ist ein Film über die Ibiza-Affäre. Woher kommen die Begierden Ihrer Charaktere eigentlich?
Das sind oft Menschen, die nach Liebe suchen, um weniger einsam zu sein. Natürlich hat jede Figur auch andere Facetten, aber im Prinzip steht dieser Antrieb im Mittelpunkt.
Was ist für Sie wahre Liebe?
Es gibt viele unterschiedliche Arten. Die allumfassendste Liebe ist die, bei der man jemand anderen mehr liebt als sich. Das heißt, man gibt sein eigenes Ego auf.
Wo erleben Sie die?
Am nächsten komme ich diesem Zustand bei meinen Kindern. Man stellt seine eigenen Interessen gegenüber ihren zurück. Denn die Aufgabe als Elternteil ist, sie zu unterstützen, dass sie diejenigen werden können, die sie werden wollen, und zwar in aller Freiheit, mit Selbstbewusstsein, aber auch mit der Umsicht anderen gegenüber.
Allerdings scheint dieses Leben recht anstrengend. Sie wirken ein bisschen müde …
Ich bin schon mein ganzes Leben lang müde. Für mich ist Müdigkeit kein negativer Zustand. Dabei entwickelt man eine komische Gelassenheit, weil man für zu viele Dinge zu müde ist. Man zieht sich dadurch automatisch in sich zurück, und das ist gar nicht so schlecht.
Und wenn jemand Sie unbedingt antreiben will?
Dann werde ich noch müder.
Sie wirken ja sehr genügsam. Nehmen wir an, Sie würden wiedergeboren, wie die Buddhisten glauben. Wäre Ihnen ein Dasein als Tier lieber?
Ich muss anmerken, dass ich nicht an Wiedergeburt glaube. Aber der Philosoph Friedrich Nietzsche sagte: „Alle guten Dinge haben etwas Lässiges und liegen wie Kühe auf der Wiese.“ Und die wiederkäuende Kuh auf der Wiese ist schon ein gutes Bild für Zufriedenheit.
„Ich und die anderen“ läuft seit diesem Sommer auf Sky.
„Ich bin schon mein ganzes Leben lang müde.“
Regisseur Schalko, 48, hier beim Foto‑Shoot in Wien, empfindet das nicht unbedingt als negativ.
Laura Stigger
hat mit zwanzig bereits drei Weltmeister- und fünf Europameistertitel vorzuweisen. Mögliche Erklärung: Die Mountainbikerin aus Tirol mag ganz besondere Herausforderungen, um daran zu wachsen.
Text WERNER JESSNER Foto OLIVER SOULAS
Laura Stigger aus dem Tiroler Ötztal in Österreich gehört zu den besten Radsportlerinnen der Welt – und zu den vielseitigsten. Ihre Kerndisziplin ist Cross Country – Rundstreckenrennen in schwierigem Gelände –, die neben Ausdauer auch Fahrtechnik voraussetzt. Doch sich einzig auf diese olympische Disziplin zu konzentrieren kommt ihr nicht in den Sinn. Ob Ski-Touren im hochalpinen Gelände, Langlauf-Wettbewerbe im Winter oder Straßenradrennen im Sommer – Stigger lebt ihre Vielseitigkeit. Im Herbst wird sie bei Red Bull Radical an den Start gehen, einem Rennen in einem Steinbruch bei Wuppertal, das verschiedene Mountainbike-Disziplinen mischt. Ein Contest genau nach Lauras Geschmack, weil es ein Wettbewerb voller Überraschungen wird. Aber angehen wird sie ihn wie jedes Rennen: „Olm volle!“ – das ist Tirolerisch und heißt: immer Vollgas.
Warnung: Wer im Tiroler Ötztal mit dem E-Bike unterwegs ist, sollte sich ab und zu umschauen. Es gibt da eine junge Frau, die es sich zum Sport gemacht hat, E-Biker zu jagen. Meter um Meter arbeitet sie sich dann an die Hobby-Fahrer mit elektrischer Unterstützung heran, um sie schließlich freundlich grüßend zu überholen. Die Einheimischen kennen Laura Stigger natürlich, aber ab und zu wird noch ein Tourist Beute ihres kleinen Scherzes. Mit mehr als 25 km/h (so schnell fahren E-Bikes mit Unterstützung) mit eigener Muskelkraft den Berg hochtreten: Das zeigt, wie ft Weltklasse-Athleten vom Schlag einer Laura Stigger sind. „Auch in den Rennen mag ich es am liebsten knackig: steile Auffahrten, technisch schwierige Abfahrten“, sagt sie.
Ihre Furchtlosigkeit liegt in den Genen, sagt sie: „Die Mama fiegt bei Kunstfiegern mit, wenn sie Loopings machen, und geht bungeejumpen. Vom Papa, der Fußballer war, hab ich meinen Ehrgeiz.“ Pause, Nachsatz: „Und ich bin brutal ehrgeizig.“ Dazu kommt, „dass ich immer schon gern draußen war“. „Gern draußen zu sein“ bedeutet in ihrem Fall, das erste Radrennen mit nicht einmal sieben Jahren gefahren zu sein. Mit vierzehn Jahren wurde sie zum ersten Mal Jugend-Europameisterin im olympischen Cross Country. Mit siebzehn räumte sie bei den Juniorinnen ab und holte einen „Grand Slam“: Sie wurde Weltmeisterin, Europameisterin und zusätzlich Weltcup-Gesamtsiegerin.
Für 2018 hatte sie eine Idee: Die Straßen-WM fand in Tirol statt, und da wäre es doch schön, wenn sie als Mountainbikerin mitten unter den Straßen-Profs mitmischen könnte. Der Rest ist Geschichte: 20 Kilometer vor dem Ziel setzte sie einen Angriff, den bloß drei ihrer Gegnerinnen parieren konnten. Es kam zum Zielsprint, den Laura gewann. StraßenWeltmeisterin im erst zweiten Straßenrennen ihrer Karriere!
„Mir ist eigentlich nie fad“, grinst Laura, wenn man sie auf ihre Trainingsroutine anspricht, die keine ist: Natürlich hat sie Trainingspläne, aber wenn sie etwas machen will, dann macht sie es einfach. Einmal schnell eine Bergtour einstreuen. Oder sich auf Langlaufskier stellen, eine Startnummer holen und schauen, wie der Rennbetrieb im nordischen Ski-Bereich funktioniert. Während andere im Winter auf ihren Ergometern an der Form feilen, geht sie Skitouren auf Dreitausender. Hauptsache anders, Hauptsache hart. Aus diesen Mosaiksteinchen ist eine perfekte Athletin gebaut.
Doch gleichgültig, wo sie startet, eine Sache ist immer gleich, sagt sie: „Sobald ich an der Startlinie stehe, geht es darum, als Erste ins Ziel zu kommen. Da ist mir egal, ob ich ein Vereinsrennen fahre, eine Weltmeisterschaft oder im Herbst das Red Bull Radical. Mein Trainer und ich schauen uns an und sagen: Olm volle. Und dann geht’s los.“
Je steiler, desto besser: Laura Stigger in Aktion – hier in Stellenbosch, Südafrika
Mit Laura durch den Steinbruch brettern
Am 2. Oktober steigt im Ruhrpott das Red Bull Radical Bike-Rennen.
Es wird der härteste Mountainbike-Contest des Jahres: Im Steinbruch Oetelshofen bei Wuppertal fahren 1200 Teilnehmende um den Sieg. Auf 25 Kilometern und 600 Höhenmetern müssen sie etwa Kies-Anstiege und Kletterstellen meistern.
Jetzt anmelden unter: redbull.com/radical
Laura Stigger, 20, ist außerhalb der Komfortzone zu Hause.
KOOL SAVAS: „Schweigen ist das stärkste Statement“
Er ist einer der Urväter des Deutschrap. Jetzt hat der 46-jährige „King of Rap“ einen Karriere-Ratgeber geschrieben. Hier erklärt er, warum man Angriffe am besten ignoriert, ein Seegrundstück seine beste Anschaffung war und er Blumenverkäuferinnen gern nach ihrem Leben ausfragt.
Interview SVEN MICHAELSEN Fotos CHRISTOPH VOY
Ist Kool Savas auf seine alten Tage etwa spießig geworden? Natürlich nicht. Die Kleingartenparzelle gehört dem Fotografen, der die Idee hatte, das RapperDasein ironisch zu brechen.
„Ein Song mit Grönemeyer ist ein großer Traum von mir.“
VITAMIN KOOL
„Das Künstlerische“, sagt Kool Savas, „ist mir nie schwergefallen. Mein Kampf war der Alltag.“
E
in schwül-heißer Tag in einem Villenviertel in Westberlin. Kool Savas, vor 46 Jahren als Savaş Yurderi geboren, hat in seinem unterirdischen Tonstudio Platz genommen. Er trägt ein nassgeschwitztes weißes Lacoste-T-Shirt, eine schwarze Trainingshose von Nike und transparente Brudiletten von Haftbefehl. Wie man seine am 1. September erschienene Autobiografe fnde, will er mit ebenso viel freundlicher Bestimmtheit wie Misstrauen wissen. Wenn er spricht, mischen sich drei Idiome: Kreuzberger Straßenjargon, Rapper-Sprech und Manager-Vokabeln wie „Branding“ und „USP“, die davon künden, dass er sich als Marke versteht, die es zu bewahren und weiterzuentwickeln gilt. „Ich mache es wie Porsche“, sagt er, „ich erweitere mein Portfolio, so wie Porsche es mit dem SUV Cayenne gemacht hat, weil sich die Zielgruppe geändert hatte.“
the red bulletin: Im Prolog Ihres Buchs schreiben Sie: „Ich will mehr als das Narrativ vom Kreuzberger Hinterhofkind zum strahlenden ‚King of Rap‘, dem die Sonne aus dem Arsch scheint.“ Was war Ihr Motiv, 368 Seiten über Ihr Leben zu schreiben?
kool savas: Ich habe anhand meiner Biografe einen Ratgeber geschrieben, was Künstler zu beachten haben, die dauerhaft erfolgreich sein wollen, statt als One-Hit-Wonder zu enden. Beim Lesen des Manuskripts ist mir aufgefallen, dass mir das Künstlerische nie schwergefallen ist. Mein Kampf war das alltägliche Leben: Wieso habe ich lange nicht die Hauptrolle in meinem Leben gespielt? Warum zweifle ich so oft an mir? Warum höre ich nicht immer auf mich selbst? Wie lebt man im Einklang mit sich und den eigenen Überzeugungen? Wie gelangt man zu Freiheit und Selbstbestimmung, statt sich nur als Komparse zu sehen und im Strom mitzuschwimmen?
Der Untertitel Ihres Buchs lautet „24 Gesetze“. Welche halten Sie für die wichtigsten?
Der Sinn des Lebens ist, deinem Leben einen Sinn zu geben. Mach deinen persönlichen Tiefpunkt zum Anfang von etwas Neuem. Sei die Veränderung, die du dir für dein Leben wünschst. Erfülle keine Erwartungen, folge dir selbst. Wähle deine Schlachten weise. Wenn du ein kleines Problem in ein großes verwandeln willst, dann verschieb es auf morgen. Nichts ist so wichtig wie jene, die immer an deiner Seite sind. Für mich stehen mein Sohn und meine Frau an erster Stelle.
„Man muss anerkennen“, schreiben Sie, „dass es außerhalb der Familie niemanden gibt, auf den man sich verlassen kann.“ Das ist niederschmetternder Pessimismus.
Mein Menschenbild ist, dass jeder von uns erst mal allein auf der Welt ist und nur sich selbst vertrauen sollte. Wer ist schon absolut loyal und wirklich für einen da? Ich könnte jeden meiner Freunde verstehen, der mich für seine Familie im Stich lässt, wenn es hart auf hart kommt. Ich würde es ja genauso machen. Nicht jede Freundschaft muss sich so anfühlen, dass man sich für den anderen von einer Klippe stürzen würde. Ich habe Freunde, die noch nie bei mir zu Hause waren.
„Ich würde jederzeit ein vegetarisches Produkt herausbringen.“
Haben Sie einen besten Freund?
Ja, wir sind in vielem extrem unterschiedlich, aber wir spielen uns nichts vor, haben tiefes Vertrauen zueinander und wissen viel über die Seele und Probleme des anderen. Trotzdem ist es zwischen uns nicht wie im Kinderflm, wo zwei Kumpels gegen den Rest der Welt stehen. So eine Freundschaft hatte ich nie.
In Ihrem Buch entzaubern Sie den Mythos, auf der Straße gäbe es eine gerechtere Gegenwelt mit Solidarität und Gleichheit.
Auf verklärende Ghetto-Storys reagiere ich allergisch. Ich habe früh gespürt, dass auf der Straße um Macht und Unterwerfung gekämpft wird. Die Werkzeuge heißen Angst, Einschüchterung und Gewalt. Die Unterdrückten lassen sich das gefallen, weil viele von ihnen selbst Unterdrücker werden wollen. Oft ist das gar kein bewusster Vorsatz, so wie Kinder, die von ihren Eltern geschlagen werden, später ihre eigenen Kinder schlagen. Meine Eltern sind gebildet und waren lange Zeit hundertprozentige Kommunisten. Mein Vater saß wegen seiner Überzeugungen fünf Jahre lang in einem Folterknast in der Türkei. Er hat mir früh vermittelt, Unterdrückung sei etwas, das es zu bekämpfen gilt. In der Subkultur spiegeln sich die Hierarchien unserer Gesellschaft. Von utopischem Geist habe ich nie etwas gespürt.
Warum sind Sie 2004 aus Kreuzberg ins beschauliche Touristenmekka Heidelberg gezogen?
Ich habe meine damalige Freundin auf einer Autobahnraststätte in der Nähe von Heidelberg kennengelernt, wo sie studierte. Für mich war das eine schicksalhafte Begegnung. In Berlin gab es außer meiner Familie nichts, was mich hielt oder gar glücklich machte. Ich hatte von der Stadt schlicht und ergreifend die Schnauze voll und habe durch meinen Umzug eine wichtige Lektion gelernt: Du kannst vor deinen Problemen weglaufen!
Sie hatten 13 Jahre lang einen Berater, vor dem Sie vermutlich besser weggelaufen wären.
Ich habe dieser Person erlaubt, so viel Macht über mich zu erlangen, wie niemand über einen anderen Menschen haben sollte. Ich wollte blind vertrauen, aber das war ein kapitaler Fehler, denn dieser Mensch kannte jeden meiner Schwachpunkte genau. Man muss dem eigenen Gespür folgen, ob man sich wirklich gern mit einer Person trifft oder sich das nur vorspielt. Bei den ersten Warnsignalen muss man in die Konfrontation gehen. Weil ich stattdessen die Augen verschlossen habe und konfiktscheu war, trifft mich genauso viel Schuld wie ihn.
„Mein Rat ist: Lass dich nicht so einfach triggern.“ „Auf verklärende Ghetto-Storys reagiere ich allergisch.“
Sie haben den BattleRap in Deutschland populär gemacht. In Ihrem Buch schreiben Sie: „Heute macht es fast niemand mehr unter der Behauptung, dass die Mutter des Gegners auf dem Strich arbeitet. Alles, was man sich aus den Fingern saugen kann, wird benutzt. Und der Zirkus außenrum spielt fröhlich die Begleitmusik. Schlagzeilen, ReactionVideos, YouTube Analysen: Vom Beef im deutschen Rap leben mehr Künstler als vom tatsächlichen Beef auf ihren Tellern.“
Was Kampfsport dem Battle-Rap voraushat, sind eine Arena, klare Regeln und ein Schiedsrichter. Kein Boxer zieht im Ring auf einmal ein Messer und sticht auf dich ein. Werde ich angegriffen, frage ich mich zunächst, ob man das sportlich sehen sollte. Wenn beide cool damit sind, fnde ich es okay, den anderen ein bisschen zu ärgern und daraus Entertainment zu machen. Die rote Linie ist, Menschen zu degradieren oder zerstören zu wollen, indem man dazu auffordert, sie zu ächten. Meine persönliche Strategie bei neun von zehn Angriffen ist: ignorieren! Abperlen lassen! Der Angegriffene lässt schneller die Hüllen fallen als der Angreifer. Die wenigsten kommen damit klar, wenn ihre Angriffe auch nicht die winzigste Reaktion auslösen. Schweigen kann das stärkste Statement sein, weil die Leute denken: Der ignoriert diesen Vogel, weil der unter seiner Würde ist. Warum sollte ich mit gekränkten Reaktionen Leuten Relevanz verschaffen, die in meinen Augen keine haben?
Ein Strategieberater könnte einwenden: Wer auf Angriffe in den sozialen Medien nicht rechtzeitig reagiert, riskiert, aus einem Schneeball eine Lawine zu machen.
Das Schlimme ist, dass die Leute immer noch nicht begriffen haben, dass dieses ganze Social-Media-Ding nicht echt ist. Dort werden Schauspiele inszeniert, die nach 48 Stunden niemanden mehr interessieren. Zwei Tage sind die magische Zeitspanne, danach muss der Angreifer einen riesigen Aufwand betreiben, um die Sache künstlich zu strecken. Mein Ratschlag ist: Lass dich nicht so einfach triggern.
So wie Udo Lindenberg den Deutschrock begründet hat, sind Sie der Pionier des deutschsprachigen Rap. Was ließ Sie 1996 von englischen Texten auf deutsche umsteigen?
In dem Jahr besuchte ich mit meiner damaligen Freundin die Band Living Legends in Oakland in Kalifornien. Wir chillten zwei, drei Wochen zusammen, und weil die Jungs gerade ihr neues Album bewarben, nahmen sie mich zu Radiostationen mit. Um ihre Coolness und Weltläufgkeit zu demonstrieren, baten sie mich, auf Deutsch zu rappen. Wenn ich englisch rappte, hieß es jedes Mal: „Das beeindruckt uns nicht. Jeder von uns kann Englisch, und wir rappen alle besser als du.“ Das war für mich ein Aha-Moment. Ich begriff, dass ich nur auf Deutsch die Leute beeindrucken kann, zu denen ich musikalisch oder textlich aufschaue.
In Ihrem 1999 veröffentlichten Lied „Ihr müsst noch üben“ heißt es: „Nutte, blas zu Ende, meine Zeit ist knapp bemessen. Deine Mutter wartet draußen und will Penis in die Fresse.“ In welchem Gemütszustand ist Ihnen dieser Text eingefallen?
Ich war damals absolut tiefenentspannt und fand das superwitzig, aber das ist
SPRITZIG
Kools Strategie bei persönlichen Angriffen: „Einfach abperlen lassen.“
22 Jahre her. Es wäre traurig, wenn mein damaliger Humor mein Humor von heute wäre.
Herabsetzende Begriffe wie „Schwuchtel“ waren in Rap und Hip‑Hop lange gang und gäbe.
Ich habe das Wort bestimmt schon mal in Texten verwendet, aber im Jahr 2021 rede ich nicht mehr so – schon gar nicht, wenn mein siebenjähriger Sohn neben mir steht.
Rappen Frauen eigentlich mit, wenn Sie bei Auftritten „Ihr müsst noch üben“ anstimmen?
Ja, sie kennen den Künstler Kool Savas und wissen, dass der Text nur unterhaltsamer Blödsinn ist, der emotionalisieren soll. Meine Mutter ist Pädagogin und Feministin und müsste den Text eigentlich inakzeptabel fnden, aber auch sie sagt: „Na ja, ist ja nur Quatsch.“ Wenn Frauen nichts von mir kennen und zum ersten Mal ein Konzert von mir besuchen, kassiere ich bei derberen Songs allerdings schon mal einen Mittelfnger. Das ist für mich auch völlig in Ordnung. Wer so etwas rappt, sollte bei einem Mittelfnger nicht anfangen zu heulen.
Ihre Frau stammt aus dem Iran. Ist sie die schärfste Kritikerin Ihrer Texte?
Nein, sie empfndet meine derberen Texte als lustigen Stumpfsinn und sagt: „Wie gut, dass meine Eltern Deutsch nicht so gut verstehen und du so schnell rappst. Es wäre mir unangenehm, wenn sie jedes Wort verstehen würden.“ Meine Frau ist auch deshalb super, weil sie mich nicht auf Biegen und Brechen ändern will.
Werden Sie bei Streitigkeiten mit Ihrer Frau zum Battle‑Rapper?
Nein, ich mag keine langen emotionalen Aussprachen. Selbst in Filmen fnde ich sie unangenehm und unnötig. Wenn meine Frau und ich ein Problem haben, lösen wir es mit ein paar klaren, einfachen Sätzen. Wer weiß, was Sache ist, muss nicht viele Worte machen oder Dinge dramatisieren. Oft sage ich zweieinhalb Sätze, und das war es dann für mich.
Kennen Sie die Moderatorin und Rap‑Journalistin Visa Vie?
Ja, sie ist eine Freundin von mir.
Sie sagt, sie würde Monate brauchen, die Fälle von sexualisierter Gewalt in der deutschen Rap‑Szene auf‑ ZUHÖRER
„Ich höre mittlerweile lieber zu, als dauernd selbst zu quasseln“, sagt der King of Rap.
zuzählen, von denen sie weiß. Auch sie selbst sei ein Opfer.
Meiner Erfahrung nach ist sexualisierte Gewalt kein Rap-typisches Problem, sondern ein gesellschaftliches. In der High Society gibt es wahrscheinlich nicht weniger Vergewaltigungen. Da gibt es Typen, die um einiges krasser drauf sind. Ich kenne wenig Rapper mit einem Geisteszustand, der mich vermuten lassen könnte, sie wüssten nicht, wo beim Umgang mit einer Frau die roten Linien verlaufen.
Gendern Sie in Ihrem privaten Leben?
Ich habe gehört, dass man eine Frau, die irgendwo zu Gast ist, nicht als Gast bezeichnet, sondern als Gästin. Vielleicht schaffe ich es, mir das in ein paar Jahren anzugewöhnen. Noch würde ich mir als Heuchler vorkommen, das Wort Gästin in den Mund zu nehmen. Die Frage ist doch, ob eine Unterscheidung einen konstruktiven Zweck erfüllt oder nicht. Wer von Astronauten spricht, sollte im selben Atemzug von Astronautinnen sprechen. Sonst könnte ein Mädchen denken, nur Jungs haben das Zeug, ins Weltall zu fiegen.
Warum beten so viele Rapper Geld und Reichtum an?
Weil man es ihnen vorgelebt hat. Und weil sie noch nicht an dem Punkt waren, Geld zu haben und dann zu begreifen, dass Geld nicht glücklich macht. Wer ein tolles Auto und eine tolle Uhr hat, wird erst mal respektiert. Aber wenn das abgehakt ist, muss etwas anderes dazukommen, sonst bleibt dein Leben leer und oberfächlich. Ich kann jeden verstehen, der aus einfachsten Verhältnissen kommt und Geld für ein großes Ziel hält. Es wäre arrogant, dem zu sagen, Geld sei nicht erstrebenswert. Rap ist mittlerweile ultrakommerzialisiert und Materialismus extrem verbreitet – so wie in der ganzen Gesellschaft. Rap ist heute keine superpolitische Sache mehr wie zu Zeiten von Public Enemy in den Achtzigern.
Fühlen Sie sich reich?
Mein Verstand sagt, ich habe ausgesorgt. Mein Gefühl sagt, ich werde noch lange hart arbeiten müssen.
Was machen Sie mit Ihrem Geld?
Ich habe Freunde, die Uhren für 300.000 Euro tragen. Das würde mir keine Sicherheit geben. Mein emotional bester Kauf war ein Seegrundstück in Brandenburg, das ungefähr so viel gekostet hat wie eine dieser Uhren. Als ich den Kaufvertrag unterschrieb, hatte ich das großartige Gefühl, etwas für die Zukunft meines Sohnes getan zu haben.
Ihr Kollege Capital Bra, bürgerlich Vladislav Balovatsky, hat mit dem „BraTee“ einen Eistee und mit der „Gangstarella“ eine Tiefkühlpizza in mehreren Geschmacksrichtungen in den Supermarktregalen. Würden Sie so was auch machen?
Natürlich. Ich bin seit dreißig Jahren Vegetarier. Ein vegetarisches Produkt rauszubringen, das zu mir passt, würde ich jederzeit machen.
Sie haben Ihrem Vater zum 60. Geburtstag eine Rolex geschenkt. Wie hat er reagiert?
Er hat sich schon gefreut, aber nicht wegen des Geldwerts. Meine Eltern sind Menschen, die von heute auf morgen auf all ihren Besitz verzichten würden, wenn dadurch die Welt besser werden würde. Sie halten den Kommunismus immer noch für das einzige Prinzip, das die Menschheit retten kann. Aber sie haben auch gelernt, cool damit zu sein, dass ihr Sohn ihnen einen gewissen Komfort verschafft.
Sie hatten mal einen Porsche, einen Lamborghini und einen türkisen McLaren 570S mit Flügeltüren.
Den McLaren habe ich nach zwei Monaten zurückgegeben, weil er unmenschlich laut war. Den konnte man im Alltag nicht nutzen. Der war zu radikal.
Wie groß ist Ihr Fuhrpark heute?
Ich fahre einen 911erPorsche, meine Frau hat einen Mercedes G 63 AMG, einen Geländewagen.
Fürchten Sie manchmal, wegen Ihres gehobenen Lebensstils könnten Ihnen beim Texten Themen ausgehen, die Menschen berühren, weil sie ihr Leben gespiegelt sehen?
Überhaupt nicht. Beim Texten beziehe ich meine Gedanken von überallher: Müll, den ich gucke, Scheiß, den ich höre, Alltagssituationen, die ich mitmache. Ich lebe ja nicht wie die Prinzessin auf der Erbse und werde den ganzen Tag rumgetragen. Ich bin deutlich wortkarger als früher, weil ich mittlerweile lieber zuhöre, als selbst dauernd zu quasseln. Ich habe große Freude daran, eine Blumenverkäuferin nach ihrem Leben auszufragen. Meine Frau verfucht mich manchmal dafür und dreht mir den Rücken zu.
Als Ihr Sohn noch in die Kita ging, hat er an Kinder Probefahrten in Ihrem Lamborghini verschenkt. Wie verhindern Sie, dass aus ihm ein Angeber und Großkotz wird?
Wir versuchen ihn in vielen Gesprächen immer wieder, so gut es geht, zu erden. Irgendwann wird er in den Sommerferien einen Job annehmen müssen, der ihm zeigt, wie schwer Geld zu verdienen ist. In seinem Alter gibt es die Tendenz zu sagen: „20 Euro? Das ist doch überhaupt nicht viel Geld!“ Da muss ich ihn dann sehr bremsen und ihm irgendwie begreiflich machen, wie lange man für 20 Euro netto an der Kasse von McDonald’s arbeiten muss.
Sie sind jetzt 46. Wollen Sie weitermachen, bis man Sie als meckernden RapOpa mit den Füßen voran von einer Bühne trägt?
Mick Jagger ist Milliardär und steht immer noch auf der Bühne. Das ist doch das Geilste, was es gibt. Ich bin schon ewig ein riesiger Fan von Herbert Grönemeyer. Mit ihm einen Song zu machen ist ein großer Traum von mir. Er ist 65 und gibt nächstes Jahr 20Jahre„Mensch“Jubiläumskonzerte. Das fnde ich bewundernswert. Wie ich mich kenne, komme ich nicht drum herum, mit 65 immer noch Musik zu machen. Allerdings nicht mehr als Frontman. Ich bin nicht der UltraStarTyp, der auf Fame und Glamour aus ist und die ganze Zeit Applaus für sein Ego braucht. Eine Künstlerschmiede gründen und junge Talente produzieren: Das wäre es!
Gibt es einen Satz, der Sie im Leben begleitet und den Sie am liebsten ins Gehirn Ihres Sohnes einbrennen möchten?
Es gibt zwei davon. Der eine lautet: „Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg auch keinem anderen zu.“ Der andere stammt aus dem Film „Unbroken“ über den amerikanischen Leichtathleten und Weltkriegshelden Louis Zamperini: „Ein kurzer Moment des Schmerzes für ein Leben voller Ruhm.“ Man kann manchmal nicht garantieren, dass etwas nicht wehtun wird, aber wenn man es trotzdem macht, wird man sich hinterher besser fühlen und ein Leben lang was davon haben.
K I N G O F R A P KOOL SAVAS
D I E 2 4 G E S E T Z E
Kool Savas: „King of Rap – Die 24 Gesetze“, 368 Seiten, Verlag Droemer
BORN IN THE USA
Jesse Marsch, hier in den Katakomben der Red Bull Arena in Leipzig, stammt aus Wisconsin und begann seine Karriere in Nordamerika.
„Erst im Chaos entstehen neue
Lösungen“
Menschen sind ihm wichtiger als Strategien, aus Chaos schöpft er Kreativität, Verletzlichkeit sieht er als Führungsstärke: JESSE MARSCH, 47, Trainer von Fußball-Bundesligist RB Leipzig, erzählt, warum er Lernen als Schlüssel zum Leben sieht.
Text CHRISTIAN SEILER Fotos JULIAN BAUMANN
Jauch das Thema dieses Gesprächs. Jesse Marsch ist bekannt dafür, bei nahezu jeder Gelegenheit seine Komfortzone zu verlassen, um aus dem entstehenden Chaos seine Lehren zu ziehen. Ein Gespräch darüber, was der Fußball über das Leben lehren kann – und umgekehrt. THE RED BULLETIN: Sie sind bekannt dafür, dass Sie sich erst wohlfühlen, wenn Sie Ihre Komfortzone verlassen. Was macht diese besondere Art der Anspannung mit Ihnen? ganzen Umfeld. Wir müssen eine Balance fnden, die für alle richtig ist – nicht nur für mich. Auf jeden Fall müssen wir in der Gruppe das Gefühl verankern, dass wir permanent dazulernen, dass wir permanent neue Dinge verstehen müssen. Warum braucht es im Training Chaos? Jedes Spiel, das wir spielen, hat hektische, unübersichtliche Anteile. Die Spieler müssen lernen, jede Situation im Kopf zu verstehen, aber gleichzeitig körperlich mit voller Geschwindigkeit und Power esse Marsch ist ein hellwacher Gesprächs JESSE MARSCH: Wenn die Lage hektisch reagieren zu können. Das ist meine Art, partner. Er doziert nicht, sondern ver und unübersichtlich ist, sind die Heraus wie ich als Trainer eine Strategie für sucht, sämtliche Fragen klar, deutlich forderungen besonders groß. Im Chaos unsere Mannschaft entwickle. und offen zu beantworten. Auf Deutsch, entstehen zwangsläufig neue Gedanken nur ausnahmsweise, wenn ein Wort und Lösungen. Nie arbeitet mein Kopf Taugt die Theorie nur für den Sport? nicht sofort kommen will, auf Englisch. auf höheren Touren als im Chaos. Im Gegenteil, es geht um den LernMarsch, 47, ist ein durch und durch prozess an und für sich: Wie wir lernen, ungewöhnlicher Fußballtrainer, und das Ihre Formel lautet also: Sie brauchen Situationen zu verstehen. Wie wir uns danicht nur, weil er aus Wisconsin stammt, Chaos, um kreativ zu sein? durch weiterentwickeln. Jeden Tag einen wo Fußball – also Soccer, wie er in den Ja, ich glaube schon. Aber ich verstehe neuen Schritt zu machen ist ein großer USA genannt wird – deutlich weniger auch, dass hier in Deutschland viele Leute Teil unseres Erfolgs. Ich habe immer geTradition hat als andere Sportarten wie das Gefühl mögen, alles im Griff zu haben lernt: Der Erfolg kommt von allein, wenn Basketball oder Eishockey. – die Agenda perfekt durchorganisiert, wir ein Klima ständiger Lernprozesse
Vor seiner Laufbahn als Fußballer alle Aufgaben klar zugeteilt. und Herausforderungen schaffen. in der USamerikanischen ProfLiga holte er sich einen Abschluss in amerika Wie lösen Sie diesen Widerspruch? Wie geht das? Sie arbeiten mit einer nischer Zeitgeschichte an der Elite Wir haben das in den ersten Wochen großen Gruppe. Wie kann man universität Princeton. Nach vierzehn innerhalb des Vereins thematisiert, mit diese Gruppe so fordern, dass sowohl Saisonen in der Major League Soccer dem Trainerstab, der Mannschaft, dem die einzelnen Spieler als auch die wechselte Marsch den Job und wurde Co Gruppe als Gemeinschaft die HerausTrainer der USamerikanischen National forderung spürt – und annimmt? mannschaft. Über Stationen in Montreal Die Idee unseres Fußballs, unsere Prinund Princeton kam Jesse Marsch 2015 als zipien und auch die Art, wie wir kommuCheftrainer zu den New York Red Bulls, nizieren und Beziehungen pfegen, sind wo er eine unvergleichlich erfolgreiche klar. Von diesem Fundament gehen wir Periode einleitete, die meisten Siege in aus und testen neue Möglichkeiten. der Geschichte des Franchise (wie die Die Ergebnisse hängen davon ab, wie LigaTeilnehmer in den USA genannt schnell die Gruppe lernt. werden) einfuhr und als „Trainer der Saison“ ausgezeichnet wurde. Nach dreieinhalb Jahren wagte er den großen Schritt nach Europa und wurde an der Seite von Ralf Rangnick CoTrainer bei RB Leipzig. Jesse Marsch liebt es, ins kalte Wasser zu springen: Schon seine ersten Interviews gab er auf Deutsch. Von Leipzig führte ihn sein Weg nach Salzburg, wo er zwei österreichische „Wir genießen die Vielfalt. Im Team Meisterschaften gewann und mit den Salzburger Red Bulls in der Champions League für Furore und attraktive Auf müssen nicht tritte sorgte. Im Juni 2021 kehrte Jesse Marsch als Cheftrainer nach Leipzig zurück und stellt sich seiner bisher größ alle gleich sein.“ ten Herausforderung: der Deutschen Bundesliga. Herausforderungen sind
Unterschiedliche Menschen lernen unterschiedlich schnell.
Das stimmt. Manchmal lernt ein Spieler, indem man mit ihm ein Video analysiert, manchmal zeigt man einem Spieler etwas direkt am Platz. Manche Spieler brauchen ein ausführliches Gespräch, manchen erklären wir ihre Aufgaben auf der Taktiktafel, manche verstehen mich blind.
Welche Methode favorisieren Sie?
Ich muss mit allen diesen Situationen gut zurechtkommen. Was ist als Trainer, als Anführer wichtig für mich? Nicht das einzelne Detail, sondern die Summe aller Details. Je mehr wir in der Gruppe das Gefühl haben, dass alle Puzzlesteine zusammenpassen, desto mehr Klarheit gewinnen wir. Und das ist immer das Ziel: Klarheit.
War das auch in Ihrer eigenen Karriere so? Zuerst Chaos, dann Klarheit?
Ja. Ich habe immer viel gelernt, wenn die Situation schwierig war. In Salzburg musste unsere Gruppe zum Beispiel verstehen, dass Gewinnen nicht immer Fortschritt bedeutet. Alle mussten verstehen, dass schwierige Situationen mehr Gelegenheiten bieten, etwas zu lernen und sich weiterzuentwickeln.
Meinen Sie: Spiele zu verlieren?
Im Februar 2020 stand in den Medien, dass wir in einer Krise sind. Wir hatten von sechs Spielen nur eines gewonnen. Waren aus der UEFA Europa League gefogen. Hatten in der Liga ein paar Spiele verloren. Aber diese Niederlagen haben für mich einen Prozess gestartet. Ich begann zu lernen, wie in Österreich Fußball im Winter funktioniert. Welche Ideen es braucht, bei schlechtem Wetter auf schlechten Plätzen Spiele zu gewinnen. Ich fühle mich sehr gut. Ich bin vertraut mit Leipzig. Ich war ja nicht nur als CoTrainer bei Ralf Rangnick ein Jahr hier, sondern auch als Trainer von New York oft in Leipzig. Ich bin mit der Konstellation des Klubs und seinen Menschen vertraut. Ich habe ein Bild in meinem Kopf, wie ich mit dem Verein den nächsten Schritt machen kann.
Diese Auseinandersetzung startete den Prozess?
Genau. Und der Prozess war mein Ziel. Zuerst musste ich klären, was ich besser machen kann. Dann, was diese Ideen für die Gruppe bedeuten. Gemeinsam arbeiteten wir an Lösungen. Mit dem Resultat, dass wir für die nächsten 18 Monate fast unschlagbar waren. Dieser Erfolg wäre aber nicht möglich gewesen, wären wir nicht in Schwierigkeiten gekommen – und hätten aus der Situation nicht die richtigen Lehren gezogen.
Wie nehmen Sie diese Erfahrung mit, zum Beispiel von Salzburg nach Leipzig?
Ich nehme mit, wie wichtig es für mich war, in Schwierigkeiten zu sein. Die Lösungen, die in Salzburg funktioniert haben, kann ich hier nicht brauchen. Aber die Erfahrung, wie wir den Lernprozess aufgesetzt und durchgezogen haben, schon. Wir haben eine gute Mannschaft hier in Leipzig, wir sind in einer super Ausgangslage. Aber entscheidend wird sein, dass wir in jeder Situation lernbereit bleiben und die richtigen Prozesse in Gang setzen. Dann werden wir erfolgreich sein. Sehr erfolgreich sein.
Wie fühlt sich der Schritt nach Leipzig für Sie persönlich an? Es ist einerseits eine Rückkehr, andererseits eine neue Aufgabe. Es gibt keinen anderen Fußballtrainer auf der Welt, der ein Ivy League Degree hat, oder?
Pellegrino Matarazzo (vom VfB Stuttgart; Anm.) hat an der Columbia studiert.
Sie kamen als Fußballer nach Princeton, aber einen Abschluss bekommt man davon nicht. Sie haben in Geschichte abgeschlossen. Mit welchen Themen haben Sie sich da beschäftigt?
Mit USGeschichte des 21. Jahrhunderts. Aber das Wichtigste für mich war in Princeton die ständige Gegenwart herausragender Studenten, von denen ich Reife und Denken gelernt habe. Wo immer man hingeschaut hat – überall war Talent.
Fiel Ihnen das Lernen leicht?
Nein. Es war extrem schwer, Studium und Prüfungen zu schaffen und gleichzeitig die Zeitpläne als Sportler und Student einzuhalten. Es war Stress, sicher außerhalb meiner Komfortzone. Aber ich habe gelernt, dass außerhalb der Komfortzone die wichtigsten Dinge entstehen. Ich bekam viel mehr Selbstvertrauen und Persönlichkeit.
Sie lernten sich selbst besser kennen?
Und wie! Vor Princeton dachte ich, dass ich talentiert bin. In meiner Heimatstadt war ich ein guter Student und ein guter Sportler. Alles fel mir leicht. Plötzlich war über Nacht alles schwierig. Es war wie Tag und Nacht. Erst kam ich damit nicht zurecht. Aber dann lernte ich, dass ich kämpfen muss. Wenn ich nicht kämpfe, habe ich keine Chance. Weniger reden, mehr zuhören, mehr arbeiten, weniger Spaß – das war damals die einzige Chance für mich, Erfolg zu haben.
Wie hat sich diese Erkenntnis auf Ihre Arbeit als Trainer ausgewirkt?
Ich habe gelernt, für den Erfolg zu kämpfen. Deutsch lernen, mehr Fußball lernen, Französisch lernen, Spanisch lernen, von anderen Trainern lernen. Die
kompromisslose Bereitschaft zu lernen ist für mich ein Schlüssel zum Menschsein.
Fußball als Lebensschule?
Für mich ist Fußball die Plattform, auf der ich meine Lebensphilosophie umsetzen kann. Aber ich glaube, dass die besten Trainer in jedem Sport Erfolg haben könnten.
Wie das?
Ein guter Trainer kennt die Antwort auf die Frage „Was ist wichtig und was nicht?“. Ich habe eine klare Vorstellung davon, wie der beste Fußball funktioniert. Ich mag unsere Idee von Fußball hier bei Red Bull. Aber ich hoffe, dass auch meine Philosophie von Leben und Lernen funktioniert, egal in welchem Sport oder Lebensbereich. Es geht dabei um Menschlichkeit, Zusammenhalt und Beziehungen – und darum, wie man klug in diese Themen investiert.
Sie sind nach den ersten Trainerjobs für ein halbes Jahr auf Weltreise gegangen. Was hat das für Ihr Leben gebracht?
Ich erzähle Ihnen eine Geschichte. Bevor ich Deutsch konnte, habe ich mir gemeinsam mit Jochen Schneider (damals Leiter Sport bei RB Leipzig; Anm.) ein Spiel in Wolfsburg angeschaut. Vor dem Spiel sah ich im VIPRoom ein Interview mit einem Spieler auf dem Bildschirm. Der Spieler verwendete etwa fünfzehnmal das Wort „Druck“. Dann kam der Trainer und verwendete auch fünfzehnmal das Wort „Druck“. Also fragte ich Jochen, was dieses Wort bedeutet. Er sagte: „Pressure!“ Ich fragte zurück: „Pressure wie beim AufdenMannGehen im Fußball?“ Er sagte: „Nein, Pressure wie sozialer Druck in der Öffentlichkeit!“ „Wieso?“, fragte ich. „Weil alle das Gefühl haben, Erfolg haben zu müssen“, sagte Jochen. Dabei ist Druck nur, was man aus Druck macht. Druck ist relativ. Wenn man zum Stadion kommt und nur über Druck redet, dann kann man nicht mit freiem Kopf Fußball spielen oder Trainer sein.
Was hat das mit der Weltreise zu tun?
Ich habe auf meiner Weltreise gelernt, dass mehr als 99 Prozent der Menschen null Interesse daran haben, was etwa in der Major League Soccer passiert. Es ist diesen Menschen egal. Interessiert sie nicht. Viele haben einen ganz anderen Druck – Lebensdruck, nicht Fußballdruck. Auf dieser Reise habe ich gelernt, die Idee von Druck und Erfolg beiseitezulassen. Es ist viel wichtiger, einen Prozess in Gang zu bringen, dem Prozess treu zu bleiben und die Beziehungen mit den Menschen innerhalb dieses Prozesses zu vertiefen. Je besser wir das zusammen schaffen, desto besser können wir auch den Erfolg und die Ergebnisse kontrollieren.
Wie vermitteln Sie das Ihren Spielern?
Sie müssen verstehen wollen, was unser Plan ist. Aber sie dürfen niemals den Druck spüren, dass sie einen Erfolgspass spielen oder andere Erfolgsmomente herstellen müssen. Sie sollen im Moment bleiben, die Energie der Mannschaft und der Mitspieler spüren. Klar, es braucht Konzentration und Klarheit, aber Freiheit muss auch dabei sein.
Wie schaffen Sie diese Freiheit?
Über die Mentalität der Gruppe auf dem Platz. Wenn einer einen Fehler macht oder etwas Schwieriges passiert, müssen alle zusammenhalten. Unsere Stärke ist der Zusammenhalt. Die Spieler sollen verstehen, dass sie als Gruppe alles erreichen können. Sie stärken sich gegenseitig und entwickeln miteinander die Power.
Das stelle ich mir gar nicht so einfach vor. Viele Spieler sind Individualisten, die unterschiedliche Ideen davon haben, was dieser Job für sie bedeutet. Wie lassen Sie die Spieler spüren, dass sie ein Team sein müssen?
Es ist mein Job, die Jungs zu verstehen und zu lernen, wie sie ticken. Das Verständnis für den Einzelnen ist eine wichtige Botschaft an alle. Aber darüber stehen die Ansprüche der Gruppe. Und diese Ansprüche sind sehr, sehr hoch.
Das heißt, Respekt ist der Schlüssel?
Respekt füreinander entsteht, indem man einander versteht. Ich mache viele Dinge für den Teamspirit, damit die Jungs einander kennenlernen, die Kultur der einzelnen Spieler begreifen. Ich lasse sie zum Beispiel vor der Gruppe darüber reden, was in ihrem Leben zählt. Was bedeutet eine Fußballsituation? Was bedeutet eine Lebenssituation?
Die Spieler präsentieren sich einander in all ihrer Unterschiedlichkeit?
Ja. Wir genießen die Vielfalt. Wir müssen nicht alle gleich sein. Im Fußball ist das nicht möglich. Hier bei RB Leipzig haben wir ganz viele Spieler aus verschiedenen Ländern, Herkünften und Kulturen.
Und wie vermitteln Sie die Gemeinsamkeit, die für die Mannschaft entscheidend ist?
Zum Beispiel, indem ich deutsch mit der Gruppe rede. Auch wenn es einfacher wäre, wenn ich englisch redete – die Mehrheit versteht Englisch besser als Deutsch. Aber wir sind eine deutsche Mannschaft, deshalb müssen sich alle ein bisschen anpassen und aus dieser Anpassung lernen. Mein Deutsch ist simpel genug, dass mich alle verstehen. Es reicht für eine gute Kommunikation und gutes Verständnis. So kommen die Dinge zusammen und werden, Stück für Stück, ein Ganzes.
„Weniger reden, mehr zuhören, mehr arbeiten, das war meine Chance.“
SCHLAUER KOPF
Marsch studierte amerikanische Geschichte an der US-Eliteuniversität Princeton.
Was leben Sie als Anführer der Gruppe vor?
Das Wichtigste ist Selbstlosigkeit. Meine Bedürfnisse kommen zuletzt, nicht zuerst. Und es muss ein Gefühl für alle da sein. Ich habe eine Phrase, sie lautet: „All in“. Für mich bedeutet „All in“, dass man alles für die Gruppe gibt, besonders wenn es schwierig ist. Ich akzeptiere kein anderes Bedürfnis als das der Gruppe. Ich bin mit vielen Dingen sehr fexibel, außer damit. Auf Englisch heißt das „non-negotiable“, nicht verhandelbar. Ich habe keine Flexibilität für egoistisches Verhalten.
Es gibt ein deutsches Wort, das heißt „Fehlerkultur“. Wie gehen Sie mit Fehlern um, auch mit den eigenen?
Ich bin nicht zufrieden, wenn Fehler passieren. Aber ich bin der Erste, der einen Fehler zugibt – vor der Gruppe, kein Problem. Verletzlichkeit ist für mich als Anführer wichtig. Aber was ist überhaupt ein Fehler? Ein Ballverlust? Ein Gegentor? Solche Fehler berühren nicht unsere Idee von Fußball, unsere Idee vom Leben. Es wäre ein Fehler, wenn wir nicht alles geben – und wenn wir nichts dazulernen. Das verstehe ich als Fehler.
Woher beziehen Sie Ihre Inspiration? Woher kommt Ihre Kreativität als Trainer?
Meistens aus anderen Sportarten. Schon als ich noch auf der Universität war, habe ich in meiner Freizeit immer zugeschaut, was in anderen Sportarten im Training gemacht wurde, und mit Trainern gesprochen. Ich habe viel vom Rudern gelernt, Wahnsinn.
Was lernt man von Ruderern für den Fußball?
Ruderer sind um fünf Uhr früh auf dem See und arbeiten. Sie gehen im Wettkampf bis an ihre Grenze und darüber hinaus. Nach einem Rennen im Achter fahren sie über die Ziellinie, und alle acht Athleten fallen buchstäblich tot um. Mein Ziel wäre eine Fußballmannschaft, die diese Mentalität hat.
Bringen Sie auch Erfahrungen aus ganz anderem Kontext ins Training ein?
Ich versuche es. Ich war zum Beispiel am Google Campus – eine überragende Erfahrung!
MARSCHSTATIONEN
Vom Rekordspieler der Major League Soccer an die Seitenlinie von RB Leipzig: eine Karriere im Schnelldurchlauf
VERLÄSSLICHE KRAFT Schon als Profi nahm Marsch stets Einfluss auf das Spiel. Als verlängerter Arm seines Trainers oder als Torschütze (hier 2005 beim Jubel für Chicago Fire). Mit 200 Regular Season Games stellte er einen Vereinsrekord auf.
EMOTIONEN AN DER SEITENLINIE Als Coach von Montreal Impact (2012) lernte Jesse Marsch das große Einmaleins des Trainerberufs – und Französisch. Er mutete sich zu, den Job in der Heimatsprache seines Teams zu bewältigen. Was ihm auch gelang. SCHRITT ZURÜCK NACH VORN Als Cheftrainer der New York Red Bulls feierte Marsch rekordverdächtige Erfolge. Als ihn Ralf Rangnick (li.) 2018 nach Leipzig rief, zögerte er nicht, als Co-Trainer in die Bundesliga einzusteigen. Marsch lernte Deutsch und machte sich bereit für den nächsten Schritt.
ERFOLGE NACH MASS Mit Red Bull Salzburg gewann Jesse Marsch zweimal das Double (2019/20 und 2020/21) und lieferte in der UEFA Champions League attraktive Spiele ab. Aber die wichtigsten Erfahrungen machte er nicht mit Siegen, sondern mit dem Bewältigen von Krisen.
HEIMKEHR NACH LEIPZIG Im Juli 2021 übernimmt Jesse Marsch den deutschen Vizemeister RB Leipzig. Ziel: gemeinsam den nächsten Schritt zu gehen, Titel zu gewinnen – vor allem aber: einander als Menschen kennenzulernen und zu verbessern.
Inwiefern?
Weil diese Menschen eine total andere Idee vom Leben haben. Alles ist anders als sonst. Überall Farben und Ideen. Die Leute chaotisch. Die Türen sind immer offen, nicht geschlossen. Das ist für mich Inspiration, das bringt Innovation.
Auch Trainer wie Jürgen Klinsmann haben kulturelle Anreize gesetzt, Buddhafguren aufgestellt oder mit den Spielern Yoga gemacht. Klingt das für Sie vertraut?
Ich habe mit vielen Mannschaften Yoga gemacht, aber ich ändere Dinge nicht, um etwas zu ändern. Veränderungen müssen tiefer greifen. Eine Kernfrage lautet: Wie können wir unsere Lebenserfahrung nutzen, um ein stimmiges Umfeld aufzubauen? Meine Kreativität zielt darauf ab, die Bedürfnisse der Gruppe zu erkennen und zu stützen. Mein Finger befndet sich am Puls der Gruppe, um zu erkennen, was sie für den nächsten Schritt braucht.
Fallen Ihnen unkonventionelle Maßnahmen als Amerikaner leichter? Hat Ihre Herkunft eine Auswirkung auf die Arbeit – oder auch nur auf die Wahrnehmung dieser Arbeit?
Ich bin nach Europa gekommen, um meine Lebensphilosophie in der Arbeit mit einer Mannschaft umzusetzen. In Salzburg habe ich gesehen, dass ich das dafür nötige Umfeld aufbauen kann und den Jungs das gebe, was sie brauchen. Gemeinsam wurden wir zu einer richtig starken Mannschaft.
Bauen Sie dabei auf Vorhandenes auf, oder gehen Sie neue Wege?
Ich nehme alles, was gut zu mir und meiner Idee einer richtig guten Mannschaft passt. Aber dann will ich wissen, welchen nächsten Schritt die Gruppe braucht. Welcher Prozess es uns ermöglicht, echt, ehrlich und klar zu sein. Ich glaube, das ist der Grund, dass ich – auch als Nachfolger erfolgreicher Trainer – an neuen Stationen Erfolg habe.
Sie sind optimistisch, dass das auch in Leipzig funktioniert?
Ich bin mir sicher. Ich hoffe, dass wir mehr Persönlichkeit aus unseren talentierten Spielern herausholen, weil wir umfassender denken. Nicht nur die Qualität auf dem Platz entscheidet, sondern die Qualität und der Charakter der ganzen Gruppe. Wenn wir die Menschen stärken, werden wir auch mehr von ihrem Talent sehen.
Das klingt fast wie die Handlungsweise eines Gurus.
Ein bisschen. Das kann sein. Ich bin kein Guru, aber ich achte immer auf die Menschlichkeit in der Gruppe.
Es interessieren Sie die Menschen, nicht die Spieler?
Sicher. Wenn wir die Menschen entwickeln, dann sind im Fußball die Botschaften relativ einfach. Wenn die Jungs im schwierigsten Moment die beste Leistung bringen können, weil sie mit sich selbst klar sind und unseren Plan, unsere Gemeinschaft und unsere Mentalität vor Augen haben, dann ist alles viel einfacher. Klarheit gibt Sicherheit auf dem Platz.
Gibt nicht die Taktik Sicherheit?
Klar, Strategie und Taktik sind wichtig. Taktik bedeutet, wie man die Strategie umsetzt. Aber dafür braucht es Menschen. Die Spieler auf dem Platz sind Menschen, das muss im Plan vorgesehen sein. Und weil sie Menschen sind, brauchen sie ihre Freiheiten.
Wenn man Sie an der Seitenlinie sieht, ist da vor allem eines: Emotion.
Manchmal bin ich auch sauer, aber jede Emotion ist echt. Was Sie sehen, ist die Wahrheit.
Sie sind kein Schauspieler.
Nein, sicher nicht. Mir ist wichtig, dass die Spieler nicht mich anschauen, wenn sie auf dem Platz sind. Sie müssen auf die anderen Spieler schauen, nicht auf mich. Vor einem wichtigen Spiel sage ich in der Kabine oft: „Ich wünschte mir, ich wäre mit euch auf dem Platz. Aber ich bin auf der Bank. Mental und emotional bin ich bei euch.“
Was war bis jetzt der emotionalste Moment im Fußball für Sie?
Ich glaube, es waren die Abschiede in New York und in Salzburg. Da hatte ich ein gebrochenes Herz. Ich bin so stolz auf alles, was wir zusammen erreicht haben. Aber ich bin innerlich leer, weil ich Mannschaften verlassen habe, die mir ans Herz gewachsen sind.
Letzte Frage: Braucht ein guter Leader Humor? Muss man eine Gruppe zum Lachen bringen können?
Ich glaube, Verletzlichkeit bedeutet, dass man über sich selbst lachen kann. Die Jungs müssen verstehen, dass ich nicht so ernst bin. Es gibt Momente, in denen wir konzentriert arbeiten. Aber wir müssen die Situation immer genießen, Spaß haben und miteinander und übereinander lachen. Ja, Humor ist sicher eine Hilfe.
Alle Spiele und Termine: rbleipzig.com
„Ich sehe mich als Entwicklungshelfer“
Fordernd, überzeugend, mitreißend: Eine neue Generation erfolgreicher Trainer kommt aus der Schule von FußballVordenker RALF RANGNICK, 63. Hier erzählt er in eigenen Worten, warum nichts mehr motiviert als ein Chef, der dich besser macht.
„M an muss ein Stück weit zum Cheftrainer geboren sein, schon als Sechsjähriger wollte ich beim Kicken mit Neunjährigen die Mannschaften einteilen, das Spiel organisieren und anderen zeigen, wie sie sich verbessern können. Ein Journalist hat kürzlich von der ‚Glaubensgemeinschaft der Rangnickianer‘ geschrieben, weil es inzwischen doch einige erfolgreiche Trainer gibt, die von mir geholt oder gefördert wurden – wie Julian Nagelsmann, Marco Rose, Oliver Glasner, Adi Hütter oder Jesse Marsch. Mir war das gar nicht so bewusst. Aber es stimmt wohl. Ich sehe meinen Job inzwischen vor allem als ‚Entwicklungshelfer‘: Wenn die Ausbildung von Fußballprofs wie ein Puzzle aus 500 Teilen ist, dann haben wir dafür gesorgt, dass in Salzburg wie in Leipzig alle 500 Teile verbessert werden. Es ist zu einem Gütesiegel geworden, wenn jemand zwei, drei Jahre bei Red Bull gearbeitet hat – ob Trainer, Videoanalysten oder Scouts. Selbst die Köche sind uns schon abgeworben worden. Fürs ganzheitliche Konzept ist wichtig, jeden kleinsten Bereich seines Berufs auf Verbesserungspotenzial zu untersuchen. Der größte Motivator für Menschen ist nicht Geld, sondern einen Chef, Trainer oder Professor zu haben, der oder die dich besser macht. Dann werden dir die Spieler oder Mitarbeiter immer folgen. Ich hab vor der Geburt meines ersten Kindes ein Elternseminar besucht, das unter dem Motto stand: ‚Erziehung mit Liebe und Konsequenz‘. Genau darum geht es im Beruf, als Führungsperson. Die Spieler müssen das Gefühl haben, dass sie dir am Herzen liegen, aber auch,
PHILIPP HORAK, GETTY IMAGES dass du in gewissen Bereichen trotzdem konsequente Entscheidungen triffst. Ein gemeinsamer Weg geht aber auch mal zu Ende, dann kann man als Chef einfach sagen ‚Alles Gute und tschüs!‘ – aber ich fnde, als guter Vorgesetzter kümmerst du dich auch um die Zeit danach und hilfst, die bestmögliche Lösung für deren weiteren Lebensweg zu fnden.“
ENGLAND
WEG EINES VISIONÄRS
Ralf Rangnick führte als Trainer Hoffenheim und RB Leipzig in die Bundesliga. Er war Sportdirektor in Leipzig und beim FC Red Bull Salzburg und ist einer der Väter des modernen Pressing-Fußballs.
SEITENLINIEN-STRATEGE Für die Saison 2018/19 übernahm Ralf Rangnick das Leipziger Traineramt. Hier gibt er den Spielern Kevin Kampl und Tyler Adams Anweisungen. NIEDERLANDE
„RANGNICKIANER“ AUF REISEN Die aktuellen Klubs ehemaliger Rangnick-Trainer in England, Deutschland und den Niederlanden
DEUTSCHLAND
DIE RANGNICKSCHULE IN EUROPA
Diese Spitzenklubs vertrauen auf Trainer aus dem System Rangnick. Ein Überblick:
Borussia Dortmund Marco Rose, 45
Erreichte mit Borussia Mönchengladbach 2020 die Champions League, visiert nun mit dem BVB die Meisterschaft an.
Borussia Mönchengladbach Adi Hütter, 51
Wurde mit Bern Schweizer Meister, erreichte mit Frankfurt 2019 das Halbfinale der UEFA Europa League.
Eintracht Frankfurt Oliver Glasner, 47
Stieß mit Wolfsburg 2020 ins Europa-League-Achtelfinale vor und qualifizierte sich 2021 für die Champions League.
FC Bayern München Julian Nagelsmann, 34
Unterschrieb im Juli Vierjahresvertrag beim Rekordmeister, gewann im August den Supercup im Finale gegen Dortmund.
PSV Eindhoven Roger Schmidt, 54
Kam mit Bayer Leverkusen zweimal ins UEFA-ChampionsLeague-Achtelfinale, holte mit dem PSV den Supercup.
FC Southampton Ralph Hasenhüttl, 54
Bewahrte den englischen Traditionsklub 2019 vor dem Abstieg, eroberte 2020 kurzzeitig Platz eins.
Die Bessermacher
Sechs Top-Trainer und was sie als Leader auszeichnet. Erklärt von ihrem früheren Mentor Ralf Rangnick.
Adi Hütter
Borussia Mönchengladbach
RANGNICKS BEOBACHTUNG
„2013 wurde Adi mit dem Dorfklub SV Grödig Dritter in der Bundesliga. Das war erkennbar gute Arbeit.“ „Eine Kabinenansprache war nicht möglich, weil der U16-Trainer Nagelsmann nebenan so laut war.“ „Als Erwachsenentrainer ging Marco zur U16. Und holte einen europäischen Titel.“
„Als Roger Schmidt 2014 von Red Bull Salzburg zu Leverkusen ging, haben wir einen Nachfolger gesucht. Damals war Adi Hütter als Trainer des Aufsteigers aus Grödig, einem Dorf mit 7300 Einwohnern, überraschend Dritter in Österreichs Bundesliga geworden. Ich hab gleich gemerkt, was für ein besonderer Mensch er war. Mit Grödig hat er ein brutales Pressing spielen lassen. Er hat auf seinen Stil vertraut und häufiger als ich auf erfahrene Spieler statt auf Talente gesetzt. Aus wenig sehr viel machen, das kann man von Adi Hütter lernen.“
2013: Grödigs Spieler feiern Hütter.
RANGNICKS FAZIT
„Hütter steht zu seinem Stil, holt das Optimum auch aus geringen Ressourcen.“ „Nagelsmann bringt seine Ideen mit Überzeugungskraft in die Herzen und Köpfe des Teams.“ „Rose ist bereit, für den langfristigen Erfolg auch einen Schritt zurück zu gehen.“
Julian Nagelsmann
FC Bayern München
Marco Rose
Borussia Dortmund
„Ich sah Julian das erste Mal 2011, als er U16Trainer war und mein Sohn gegen seine Mannschaft spielte. Zwei Dinge sprachen gleich für Julian: Er hat mir direkt eine EMail geschrieben und gefragt, wie ich seine Taktik fand und ihn selbst am Spielfeldrand. Und mein Sohn meinte, sein Trainer habe fast keine Kabinenansprache halten können, weil Nagelsmann nebenan so laut gewesen sei.
Was nicht nur junge Chefs von Julian lernen können: Er ist von seiner Arbeitsweise total überzeugt und bringt seine Ideen in die Herzen und Köpfe des Teams. Für mich ist Motivation nicht nur Inspiration, sondern vor allem Überzeugungstransfer, das muss eine Führungskraft schaffen. Julian hatte früh ein gesundes Selbstbewusstsein, mitunter auch sehr gesund. Dass er sich zutraut, den FC Bayern als direkter Nachfolger des irre erfolgreichen Hansi Flick zu übernehmen, sagt einiges.“
Wieder vereint: Dortmunds Erling Haaland spielte schon in Salzburg unter Rose.
„In seiner ersten Saison als Cheftrainer von FC Lok Leipzig überzeugte Marco 2012/13 in den Derbys gegen RB Leipzig. Wir haben ihn dann zum FC Red Bull Salzburg geholt – als Trainer der U16. Der Schritt von den Herren in die Jugend sah wie ein Rückschritt aus, war aber genau richtig. Man muss mehr als nur eine Entwicklungsstufe vorausdenken. Marco hatte in Salzburg ein perfektes Umfeld. Er gewann später mit der U18 sensationell die UEFA Youth League (2:1 im Finale gegen Benfica). Folglich wurde er Cheftrainer der Profis. Diese Art der Karriereplanung – notfalls auch einen Umweg zu gehen – hat Marco geradezu lehrbuchhaft vorgelebt.“
Oliver Glasner
Eintracht Frankfurt
Ralph Hasenhüttl
FC Southampton
„Oliver fragte mich beim Joggen nach einem Trainerjob. Diese Initiative hat mich beeindruckt.“ „Ralph verkörpert Glaubwürdigkeit. Und das ist die wichtigste Eigenschaft als Leiter eines Teams.“ „Rogers Übungen wirkten wie Reizüberfutung. Spieler sollten das Match als leichter empfnden als das Training.“
„Als ich 2012 Sportdirektor bei Red Bull Salzburg war, arbeitete Oliver dort im Büro. Wir sind frühmorgens joggen gegangen, und bald fragte er, ob der Co-Trainer-Posten noch frei sei, er traue sich den Wechsel auf den Platz zu. Diese Initiative hat mich beeindruckt. Wenn er später als WolfsburgCoach mal zu Unrecht kritisiert wurde, blieb er professionell. Nach außen ist er ruhig, aber intern gar nicht zurückhaltend. So hat er mit Wolfsburg die UEFA Champions League erreicht. Das geht nur, wenn man sein Ego nicht über die Sache stellt.“ „Ralph war in seinen ersten Wochen bei RB Leipzig von dem Know-how der ihm zuarbeitenden Abteilungen sehr beeindruckt. Ich hab dann gesagt: ,Ralph, es ehrt dich, dass du alle hier so lobst, aber jetzt musst du das Steuer übernehmen.‘ Mit Ralph ist Leipzig dann direkt Zweiter hinter dem FC Bayern geworden. Ralph will sich weiterentwickeln und ist sehr offen für Neues, das kann sich jeder Vorgesetzte von ihm absehen. Er ist ein gefühlsbetonter Mensch und zeigt das auch authentisch als Chef, darum mag man ihn so. Glaubwürdigkeit ist mit die wichtigste Eigenschaft als Leiter eines Teams.
Ralph achtet bei Niederlagen darauf, die Analyse nicht von Gefühlen bestimmen zu lassen. Die Nachbesprechung eines Spiels oder Events oder Projekts sollte auf Verbesserung abzielen und nicht darauf, Sündenböcke zu suchen.“ „Roger hat bereits als Salzburg-Trainer oft Übungseinheiten ausgewählt, die wie eine Reizüberflutung und Überforderung wirkten. Die Spieler sollten das Match am Wochenende fast als leichter empfinden. Moderner Fußball bedeutet ,train the brain‘, also unter beengten Verhältnissen und Zeitdruck schnell Entscheidungen zu treffen. Man sollte als Vorgesetzter neue Mitarbeiter kognitiv und emotional weiterbringen. Da geht es um Stressresistenz, schnelles Erkennen der Schwierigkeiten und einen permanenten Willen zum Erfolg.“
2020: Glasners Wolfsburger jubeln.
Roger Schmidt
PSV Eindhoven
Schmidt als Coach in Eindhoven
„Glasner stellt sein Ego hinter die gemeinsame Sache zurück.“ „Hasenhüttl gibt sich als Chef gefühlsbetont und authentisch.“ „Schmidt fordert seine Spieler kognitiv heraus und steigert ihre Stressresistenz.“
HIER KOMME ICH
Bike-Athletin Khothalang Leuta auf der PumptrackRennstrecke in ihrer Heimat Lesotho
Das Rennen ihres Lebens
Die 18-jährige KHOTHALANG LEUTA ist auf dem Weg in die Weltspitze der PumptrackSzene. Und kämpft auf ihrem Bike erfolgreich gegen Vorurteile. Porträt einer jungen Frau, die das Denken in ihrer Heimat verändert.
Text LEE NXUMALO Bilder TYRONE BRADLEY
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uf den ersten Blick wirkt Khothalang Leuta wie ein schüchternes 18-jähriges Mädchen. Doch sobald sie den Pumptrack in ihrer Heimatstadt Roma betritt, ändert sich das: Ihre Schritte werden schwungvoller, ihre Augen beginnen zu glänzen. Khothalang steht da und blickt selbstbewusst auf ihre Lieblingsstrecke.
Pumptracks sind Bike-Parcours mit Wellen und Steilwänden, auf denen sich alles um die perfekte Körperspannung dreht. Speed erzeugt man hier nicht durch reine Muskelkraft, sondern durch Pumpbewegungen auf dem Rad – daher der Name. Bei Pumptrack-Rennen geht es vor allem um die Harmonie mit der Strecke. In der BMX-Community spricht man dann vom „ultimativen Flow“.
Khothalangs Heimatstadt Roma liegt im Nordwesten von Lesotho – jenem bergigen Königreich, das gänzlich von Südafrika umschlossen ist – in einem Talkessel auf 1700 Meter Höhe. Grüne Kiefernwälder, 8000 Einwohner. Und eine junge Frau, die es von hier in die Weltspitze ihres Sports geschafft hat. Khothalangs Geschichte beweist, wie weit dich der Flow der Pumptrack-Strecke im Leben tragen kann. Denn wenn du weißt, wo du hinwillst, ist es egal, woher du kommst.
Khothalang ist sieben, als sie mit dem BMX-Fahren beginnt. Zunächst als reine Spielerei. Doch eines Tages beobachtet sie in der Nähe ihrer Schule einen Kipplaster, Lieferwagen und verschwitzte Männer, die Erde schaufeln und Schubkarren durch die Gegend schieben. Sie legen das Fundament für jenen Pumptrack, der Khothalangs Leben verändern
Khothalang Leuta beim Fotoshoot für The Red Bulletin in Bocheletsane, Lesotho
wird: 157 Meter Streckenlänge, sieben Steilwandkurven, drei Plattformen. „Der Pumptrack war mir zunächst unheimlich, trotzdem wollte ich ihn unbedingt ausprobieren“, sagt Khothalang Ende Juli, beim Interview in Roma. „Außerdem hat es meinen Ehrgeiz angestachelt, dass außer mir nur Jungs auf der Strecke waren.“
Wie schwer es ist, in Lesotho Mädchen für den BikeSport zu begeistern, erzählt auch Maryke Zietsman, Kommunikationsmanagerin beim Schweizer PumptrackHersteller Velosolutions: „Anfangs hatten wir wirklich Mühe, die Mädchen aus der Umgebung auf die Bahn zu bekommen. Es war kulturell einfach nicht üblich. Wir mussten gegen das große Vorurteil kämpfen, dass die Rennstrecke nur etwas für Buben ist.“
Bald schon ist Khothalang ein Teil dieser kulturellen Veränderung. Sie räumt bei Turnieren in der Umgebung ab, sorgt international für Aufsehen. 2020 gewinnt sie die Damenklasse der Red Bull Pumptrack ChampionshipQualifkation in Roma. Das TopErgebnis bedeutet die Qualifkation für die Red Bull UCI PumptrackWeltmeisterschaft, die Mitte Oktober in Portugal stattfndet. Es ist der größte Erfolg ihrer bisherigen Karriere. Und ebenfalls ein großer Erfolg für die Menschen hinter dem PumptrackProjekt.
Eine Idee aus Kambodscha verändert das Leben in Lesotho
Der Pumptrack in Roma ist Teil der „Pump for Peace“Initiative des ehemaligen Schweizer DownhillProfs Claudio Caluori. Seine Firma Velosolutions baut ProfStrecken für internationale Wettbewerbe ebenso, wie kleinere Bahnen in ärmeren Gegenden oder sogar in Kriegsgebieten. Ziel von „Pump for Peace“ ist es, den Sport vor allem für Kinder zugänglicher zu machen.
Die Idee dafür hatte Caluori, als Velosolutions den Auftrag für einen Track im verarmten Grenzgebiet zwischen Thailand und Kambodscha bekam. „Als wir in Kambodscha fertig waren, standen sofort diese Kinder da, die mit allem, was sie
Lesothos Pump‑ track‑Szene wächst. Hier eine Strecke in Bocheletsane
Als Khothalang erste Erfolge feiert, trauen sich auch die Mädchen auf die Rennstrecke.
hatten, auf dem Pumptrack gefahren sind“, erinnert er sich. „Manche hatten alte, rostige Bikes, andere nicht einmal Pedale, aber sie sind trotzdem stundenlang rumgefitzt. Ich hatte Tränen in den Augen. Und dachte mir: Das müssen wir überall auf der Welt möglich machen.“ Das erste Projekt unter dem Titel „Pump for Peace“ ist die Anlage in Roma. Die Bauarbeiten dauern knapp vier Wochen. Eine Herausforderung für Caluori und sein Team. Bagger und Geräte sind in der abgelegenen Gegend schwer aufzutreiben. Schließlich bekommt das Team Hilfe von Menschen aus der Stadt, die Material besorgen oder mit bloßen Händen anpacken – der Pumptrack wird so zu einem Gemeinschaftsprojekt.
Um die Instandhaltung kümmern sich seither die Leute aus Roma. „Sobald die Strecke fertig war, wurde die Gemeinde aktiv“, erinnert sich Caluori. „Die Leute organisierten ein Fahrrad-Leihsystem für Kinder, hielten die Strecke in Schuss und
BIKER-SZENE Khothalang (oben) ist das Vorbild für die Jungen und Mädchen in Roma. Ihr Kollege Karabelo Mohapi (unten) gehört ebenfalls zur Pumptrack-Clique der Stadt.
Weil Bagger und Geräte fehlen, packt die ganze Stadt mit an.
veranstalteten jede Woche kleine Events. Das Ganze ist mittlerweile weit mehr als eine Sportstätte.“
Tumelo Makhetha koordinierte damals die Freiwilligen. „Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem wir asphaltierten“, erzählt er. „Wir mussten den Boden in die richtige Form bringen. Das war stundenlang harte Arbeit.“ Neben seinem Job als Eventmanager betreibt Makhetha ein Fahrradgeschäft in Roma. Er verleiht und repariert Fahrräder zu einem günstigen Preis. Jeder soll Rad fahren können, wie arm er auch sein mag. Khothalang Leuta, die junge Spitzenathletin, trifft man regelmäßig in seinem Laden. Denn sie fährt ein Bike, das sie sich hier ausleiht.
Rund um die Rennstrecke entstehen auch Freundschaften
„Khothalang war das erste Mädchen, das sich für den Pumptrack interessiert hat“, sagt Makhetha. „Ich kenne sie, seit sie mit dem Radfahren angefangen hat. Ich hätte damals nicht gedacht, dass sie dranbleibt. Weil sich die meisten Mädchen einfach nicht so für Sport interessieren wie Jungs. Wenn ich ehrlich bin, ich habe nicht daran geglaubt, dass sie auf das Level kommen würde, auf dem sie jetzt ist.“
Je mehr Zeit Khothalang auf dem Pumptrack verbringt, desto besessener wird sie. Die Achtzehnjährige studiert YouTubeVideos von BMXFahrern aus der ganzen Welt. Probiert deren Tricks auf der Bahn. Khothalang ist zwar als „Geschwindigkeitsmonster“ bekannt, hat aber auch einige Überraschungen auf Lager. Hin und wieder kann man sie bei Sprüngen über Rampen beobachten, die sie mit kreativer Streckenführung oder ihrem Spezialtrick kombiniert, dem Mega Manual.
Da sie so viel Zeit auf dem Track verbringt, fndet sie Freunde unter den anderen Fahrern. Am besten versteht sie sich mit Kopano Matobo, Mosito Mohapi und dessen Cousin Karabelo Mohapi. Leuta kennt die drei schon seit sie ein kleines Mädchen war, echte Freundschaft wurde daraus aber erst auf der Rennstrecke.
Von Leutas Ehrgeiz verschont bleibt freilich keiner der Jungs. Die vier diskutieren ständig, wer von ihnen am schnellsten ist. Leuta hat Kopano Matobo schon einmal besiegt und behauptet, auch Mosito Mohapi geschlagen zu haben. Spricht man ihn darauf an, streitet er alles ab, lächelt dabei aber. „Khothalang arbeitet hart“, sagt er, „sie motiviert uns und hat auch andere Mädchen inspiriert.“
DER TREFFPUNKT Im Bikeshop von Tumelo Makhetha in Roma können die Einwohner ihre Räder kostengünstig reparieren lassen. Sportler der Pumptrack-Szene versorgen sich mit neuen Modellen. Hier im Bild prüft Khothalang ein Bike.
„Ich habe jeden Tag für diese Chance trainiert“, sagt Khothalang. Nun fliegt sie erstmals zu einer WM.
Mosito wird gemeinsam mit Khothalang nach Portugal fahren. Für ihn ist es bereits die zweite Weltmeisterschaft.
Bei der letzten im Jahr 2019 in der Schweiz schaffte er es unter die Top 30. Leuta war auch damals schon mit im Rennen, verpasste aber knapp die Qualifkation. Eine bittere Erfahrung, von der sie sich aber nicht entmutigen ließ. Im Gegenteil, sie bezog daraus die Motivation, noch besser zu werden: „Ich habe danach fast jeden Tag für die nächste Qualifkation trainiert, auch am Wochenende.“
Ihre Karriere widmet sie ihrem verstorbenen Vater
Ihr Selbstvertrauen, ihre Entschlossenheit und ihren Willen führt Leuta auf ihren Vater zurück, der eine äußerst prägende Figur in ihrem Leben war. „Er hatte ein gutes Herz und kümmerte sich sehr um mich“, sagt sie. „Er brachte mir bei, niemals aufzugeben. Und er brachte mir bei, wie man ein Rad repariert.“ Khothalangs Vater stirbt 2010 bei einem Autounfall. Sie ist damals gerade in der ersten Klasse. Sie vermisst ihn, aber seine Werte sind ihr noch immer eine Orientierung im Leben. „Er wäre stolz gewesen, wenn er gesehen hätte, wo ich jetzt bin“, sagt Leuta. „Er hat mir immer gesagt, ich soll das machen, was ich will. Und mich durch nichts und niemanden davon abhalten lassen.“ Die Red Bull UCI Pump Track Weltmeisterschaft hat für sie daher eine besondere Bedeutung – sie ist eine Erinnerung an ihren Vater und eine Möglichkeit, ihre Familie stolz zu machen.
Khothalang freut sich auf die Reise nach Portugal. Es wird das erste Mal sein, dass sie in einem Flugzeug sitzt. Sie weiß, dass sie nicht nur sich selbst repräsentiert, sondern eine komplette Stadt, die hinter ihr steht. „Viele Leute sind stolz auf mich“, sagt Leuta. „Ich glaube, ich kann eine Inspiration für die Mädchen sein. Ich wollte immer schon ins Ausland. Und ich hoffe, ich kann alle zum Staunen bringen, wozu ein Mädchen aus Roma imstande ist.“
EIN TRAUM WIRD WAHR
Star-Freerunner Pasha Petkuns, 28, im weltgrößten Flipper in London
DER MANN IM RIESENFLIPPER
„Mir doch egal, was die anderen von mir denken“: Mit diesem Mantra katapultierte sich PAVEL „PASHA“ PETKUNS in den Olymp der Freerunner und in eine glückliche Ehe – mit einem Pornostar. Sein jüngster Coup: Er verwandelt sich in die Kugel eines 20 Meter hohen Flippers.
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ls Kind, erinnert sich Pavel Petkuns, wollte er so sein wie die Ninja Turtles, diese grünen ComicSuperhelden in Form von mutierten Schildkröten, die im Fernsehen der 1990er-Jahre das New Yorker Kanalsystem unsicher machten. „Meine Freunde und ich“, erzählt er, „haben alle ihre Bewegungen nachgemacht. Und um vier Uhr nachmittags sind wir dann nach Hause gelaufen, um die Sendung nicht zu verpassen.“ Nachsatz: „Ich war immer Raphael – das war mein Liebling.“
Heute ist Pasha Petkuns Draufgänger von Beruf: Der 28-Jährige ist einer der besten Freerunner der Welt. Mit einer Mischung aus Bodenturnen, Breakdance-Moves und KampfsportElementen verwandeln Sportler wie er jede urbane Umgebung in einen Spielplatz.
Bereits 2009, da war er gerade einmal sechzehn, machte er mit einem selbst gedrehten Video erstmals in der Szene von sich reden. Dann gewann der Mann aus Daugavpils dreimal hintereinander den globalen Freerunning-Wettbewerb Red Bull Art of Motion, zwei Parkour-Weltmeistertitel folgten. All das brachte ihm den ehrfurchtgebietenden Spitznamen „The Boss“ ein. Mittlerweile zogen seine akrobatischen Tricks auf TikTok 5,2 Millionen Follower an, auf Instagram folgen ihm 1,3 Millionen Menschen.
Trotz all seiner Erfolge ist Pasha Petkuns ein Träumer geblieben. Ein Traum beginnt zum Beispiel damit, dass er sich plötzlich in einem Flipperautomaten wiederfndet. Der „Plunger“, wie der Kolben mit Aufziehfeder im Fachjargon heißt, schießt ihn als menschliche Flipperkugel in die Maschine. Und dann kommt, was kommen muss: Die Kugel wird zwischen den verschiedenen Attraktionen des Automaten hin und her
BITTE FESTHALTEN
Petkuns klammert sich im vertikal aufgebauten, 20 Meter hohen Flipper fest.
SPIELPLATZ
Eine Fotomontage zeigt die menschliche Flipperkugel in Action.
geschleudert. Wie die meisten Flipper hat auch der aus Petkuns’ Traum ein Thema: berühmte Sehenswürdigkeiten aus aller Welt – von der Spitze des Pariser Eiffelturms fiegt Pasha zur Chinesischen Mauer, und von dort zu einer Maya-Pyramide. „Cut!“, ruft Regisseur Mike Christie, und ein erschöpfter Pavel Petkuns fällt vorbei an zwei kräftigen Männern, die die Flipperfnger mit Hebeln bedienen, und landet sicher auf einer Matte. „Davon träume ich schon lang“, kommentiert Petkuns später das absurde Schauspiel. Wir befnden uns in einem gigantischen Hangar im Nordwesten Londons, hier hat Pasha Petkuns’ verrückter Traum Gestalt angenommen: Die in Flutlicht getauchte Kulisse ist mit Worten kaum angemessen zu beschreiben; nicht einmal Fotos geben auch nur ansatzweise den Wahnsinn wieder, der hier tatsächlich stattfndet. Eine Wand, fünf Stockwerke hoch, erhebt sich in einem Winkel von 45 Grad bis zur Decke. An der Vorderseite sieht man alles, was einen Flipper so ausmacht – von hinten beleuchtete Bumper, riesige Flipperfnger, Slingshots und Kicker. An der Rückseite: ein gitterartiges Gerüst, der der 23 Tonnen schweren Konstruktion Stabilität verleiht. Auf einer Hebebühne sitzt ein Kameramann, über ihm schwebt eine Drohne.
Die Anfänge des Projekts liegen bereits über ein Jahrzehnt zurück. „Die Konstruktion war die größte Herausforderung“, erklärt Regisseur Christie, der 2013 auch schon den reichlich surrealen Film „Imaginate“ mit der Bike-Trial-Legende Danny MacAskill drehte. „Es hat allein acht Monate gedauert, um auszutüfteln, wie wir es bauen sollen.“ Über zwei Jahre dauerten dann die Ausführung und die Testphase. „Die meisten Unternehmen, an die wir uns deswegen wandten, fanden die Idee zwar lustig, hielten uns aber für völlig geistesgestört.“
Die Fortbewegung in der Flipperwand ist am ehesten mit einer Fahrt in einem Wildwasserkanal zu vergleichen. Man fühle sich, versucht es Pasha Petkuns in Worte zu fassen, als würde man gleichzeitig stehen und liegen. „Ich spiele mit der Schwerkraft“, sagt er.
Insgesamt sei das eine gewöhnungsbedürftige Übung: „Am ersten Tag dachte ich: Was hab ich nur getan?! Die Baumeister sagten zuerst: ‚Sieht aus wie ein lustiges Spielzeug.‘ Doch dann, als sie die Wand bis zur Decke hochgezogen hatten, meinten sie: ‚Das ist kein Spielzeug, das ist ein Mordinstrument!‘“
Wie hat Pasha Petkuns dann diese Mutprobe bestanden? „Ich musste mich selbst daran erinnern, dass ich für so etwas bereit war“, sagt er, „dass ich trainiert hatte und dass es mir sicher gefallen würde.“
Heute, vier Wochen nach dem Start, wisse er genau, was er tue. „Ich kann jetzt meine Geschwindigkeit kontrollieren – man springt nicht auf dieser Wand, man reitet darauf.“
EIN SEHR SCHRÄGER SPASS
Allein die Konstruktion des Mega-Flippers nahm drei Jahre in Anspruch.
Petkuns schaut sich die Filmaufnahmen mit Sportdirektor Michael „Frosti“ Snow an.
SCHWERARBEIT FÜR DAS PERFEKTE FREERUNNING-VIDEO
Ein Kameramann auf seiner voll ausgefahrenen Hebebühne macht sich auf den Weg zur Arbeit.
Die Leidenschaft fürs Freerunning entwickelte sich bei Pasha Petkuns in seinen Teenagerjahren: Die Ninja Turtles wurden da als Vorbilder von den Martial-Arts-Meistern Jackie Chan und Jean-Claude Van Damme abgelöst. Dazu faszinierten den Halbwüchsigen die Stars der Stummflm-Ära der 1920er-Jahre – etwa Charlie Chaplin oder Buster Keaton. „Ich versuchte, ihre Sprünge und Bewegungen nachzuahmen“, erinnert sich Petkuns. „Später habe ich dann erkannt, dass ich noch viel von ihnen lernen kann – waren sie doch die Ersten, die mit Bewegung experimentiert haben. Wenn ich mir heute ihre Filme anschaue, fühle ich mich wie ein Archäologe: Ich analysiere ihre Bewegungen und probiere herauszufnden, wie sie das hingekriegt haben könnten.“
Auch den komischen Aspekt der Filme hat Pasha Petkuns in seine Kunst übernommen. Neben seinen akrobatischen Fähigkeiten ist das humoristische Element vermutlich verantwortlich für die hohe Zahl seiner Follower in den sozialen Medien. „Bewegung ist mehr als nur reine Bewegung“, erklärt der Meister. „Bewegung ist auch Kommunikation. Aber im Gegensatz zur Sprache wird Bewegung überall auf der Welt verstanden. Also erzählen wir Geschichten über Bewegung.“
Aber so philosophisch sieht es Petkuns erst heute. Zunächst war er einfach gefasht von den Tricks in den YouTube-Videos: Den Clip „The Russian Jumper“ von seinem Landsmann und Parkour-Pionier Oleg Vorslav von 2006 hat er „vielleicht tausendmal gesehen“. Da war etwa der „Gainer“, ein Rückwärtssalto in der Vorwärtsbewegung, den der junge Pavel unbedingt lernen wollte. „Tricks waren meine Währung“, erzählt er. „Ich wollte kein normaler Freerunner werden, ich wollte immer anders sein.“
Wobei der Hang zum Risiko bei ihm in der Familie liege. Seine Mutter sei einmal aus dem zweiten Stock gesprungen, weil sie sich versehentlich aus der Wohnung ausgesperrt hatte. „Bei der Landung hat sie sich dann die Knie an den Kopf geschlagen“, sagt er und lacht. „Mama versteht, was ich mache. Wenn sie jünger wäre, sagt sie, würde sie dabei sein.“
Schon früh begann Petkuns, an Wettkämpfen teilzunehmen. Aber wahrgenommen wurde er erst, als er aufhörte, sich an Regeln zu halten. „Mir wurde beigebracht, dass ich die Dinge auf eine ganz bestimmte Art machen muss“, sagt Pasha. „Aber wenn
AUF EINEN SPRUNG NACH ARGENTINIEN
Freerunner Pavel Petkuns schaut in Südamerika vorbei.
ich beschließe, dass ich, sagen wir, auf dem Gesicht rutschen will, dann mache ich das. Wer sagt, dass das nicht geht? Wenn du dir vorschreibst, ausschließlich mit den Beinen aufzukommen, dann schränkst du dich damit nur ein. Der Körper ist ein Instrument, und du spielst darauf.“
Ein Zugang, der ihm bald nicht nur Siege bei Wettbewerben brachte. Auch Hollywood rief bald an. Petkuns übersiedelte nach Los Angeles und arbeitete als Stuntman – etwa in dem Actionstreifen „6 Underground“ von Regisseur Michael Bay (2019) oder in „Wonder Woman 1984“ (2020).
Zurück am überlebensgroßen Flipper. Pasha Petkuns steht schon wieder ganz oben. Die Crew nimmt ihre Plätze ein für die nächste Einstellung, Sanitäter Chris Hewitt hält die Eisbeutel bereit. „Das sieht immer so leicht aus“, sagt er, „aber das ist es nicht. Er setzt seinen Körper enormem Druck aus, da kann immer was passieren.“ Petkuns kennt das. 2013 renkte er sich nach einem vierfachen Salto bei der Landung auf einem Trampolin den Ellbogen aus. Ein InstagramClip hat den grausigen Moment festgehalten – obwohl das Video schon beim Anschauen wehtut, wurde es doch mehr als eine halbe Million Mal angeklickt.
Auch heute wird es brenzlig. Bei einem auf den ersten Blick harmlosen Griff spürt Pasha einen leichten Schmerz in der Hand. Tilt. Kein unnötiges Risiko, ab zur Überprüfung im Spital.
Acht Stunden später tritt der Athlet aus einer orthopädischchirurgischen Praxis im Norden Londons. „Nicht gebrochen!“, sagt er strahlend und hält den verletzten Daumen hoch. Der Arzt hinter ihm korrigiert: „Ein kleiner Bruch ist es schon.“ „Nur nicht dramatisch werden“, feixt Petkuns. Aber, ganz im Ernst: „Ich bin immer froh, eine Verletzung durchlebt zu haben. Das bedeutet, dass ich weiß, was passieren kann und wie ich damit umgehen muss.“
Mit Dramen kennt sich Pavel Petkuns auch in seinem Privatleben aus: Ende 2020 postete er ein InstagramVideo, in dem er vom Rücken der USErwachsenenflmdarstellerin Riley Reid einen Salto macht. BegleitText: „So hat der Pimp Flip (wörtliche Übersetzung: Zuhälter-Salto; Anm.) seinen Namen bekommen.“ Der Shitstorm war nur eine Frage von Minuten.
Weder Petkuns noch Reid (die mit bürgerlichem Namen Ashley Matthews heißt) beteiligten sich an der zuweilen hitzigen Debatte zum Thema Sexismus in der ParkourSzene.
Pasha Petkuns hat sich noch nie darum gekümmert, was die Leute sagten oder von ihm hielten. Sechs Monate nach dem umstrittenen Video feierten die beiden Hochzeit. „Ich habe mich ziemlich schnell in sie verliebt, weil sie so eine wunderbare Persönlichkeit hat“, sagt er. „Sie ist die liebste Frau, die ich je getroffen habe.“ Jetzt freut er sich darauf, Papa zu werden – und „mit meinem Kind lustige Sachen zu machen und überall runter oder entlangzurutschen.“
So ist denn auch der Stunt im Flipperautomaten als Metapher für die Fliehkraft zu sehen, die die Herausforderungen im Kosmos des Pasha Petkuns mitunter entwickeln. Dennoch hat sich der Lette eine simple Sicht auf das Leben bewahrt. „Hab keine Angst, über deine Träume zu sprechen“, rät er. „Wenn du ein Kind sein willst, sei kindisch. Wenn du dir eine zwanzig Meter hohe Flipperwand einbildest, dann kannst du das schaffen. Tu einfach, was dich glücklich macht. Ich muss auf niemanden hören, ich muss nur tun, was zu tun ist. Und wenn dieser Moment da ist, dann genieß ihn.“
Pasha Petkuns’ Video „Human Pinball“ ist ab 24. September abrufbar. QR Code links einscannen oder bei Red Bull TV vorbeischauen: redbull.com
SOUL,
ELECTRIFIED
Außergewöhnliche Abenteuer verlangen nach einer eingeschworenen Gemeinschaft – davon sind die Red BullAthleten Petra Klingler, Dominik Gührs und Corinna Schwiegershausen überzeugt. Sie haben mit ihrem TaycanModell aus der vollelektrischen Baureihe von Porsche ihren Seelenverwandten gefunden: Unverkennbare Porsche DesignDNA, gepaart mit großzügigem Stauraum und innovativen Ladelösungen, stillt ihre Sehnsucht nach Freiheit auf jeder Fahrt.
* Ladezeit für Gleichstrom (DC) mit maximaler Ladeleistung für bis zu 100 km (WLTP) unter optimalen Bedingungen.
Optimale Bedingungen: CCS-Schnellladesäule mit > 270 kW, > 850 V,
Batterietemperatur 30°C bis 35°C und Ausgangsladezustand 5%. PETRA KLINGLER 29 Jahre, Disziplinen: Klettern, Bouldern, Eisklettern
Porsche Taycan Turbo
Petra Klingler
An steilen Felswänden ist die Boulder-Weltmeisterin und erfolgreichste Sportkletterin der Schweiz Petra Klingler in ihrem Element. Im Taycan Turbo – dem ersten vollelektrischen Sportwagen mit der Seele eines Porsche – macht sie sich auf den Weg, sich einen ihrer ganz großen Träume zu erfüllen: den genialen Boulderfelsen „Les yeux rouges“ zu klettern. Und auch im Bereich Ladedauer und Reichweite ist der Taycan wie für sie geschaffen: Dank seiner 800-Volt-Architektur genügen fünf Minuten*, um bis zu 100 Kilometer (WLTP) neue Reichweite zu bekommen. Das gibt Petra den unermüdlichen Antrieb, aus dem Alltag auszubrechen und raus in die Natur zu fahren, um ihre sportlichen Ziele zu erreichen.
Taycan Turbo: Stromverbrauch kombiniert in kWh/100km: 28,0 (NEFZ); 26,6–22,9 (WLTP); CO²-Emissionen kombiniert in g/km: 0 (NEFZ); 0 (WLTP); elektrische Reichweite in km: 383–452 (WLTP), 432–498 (WLTP innerorts); Stand 8/2021
Porsche Taycan 4S Cross Turismo
Dominik Gührs
Eigentlich wollte sich Dominik Gührs mit zehn Jahren ein Skateboard kaufen – am Ende kam er mit einem Wakeboard aus dem Laden. Weise Entscheidung: Heute ist der Münchner zweifacher Weltmeister und einer der erfolgreichsten Wakeboarder Deutschlands. Abseits des Alltäglichen überzeugt auch sein Gefährte, der Taycan 4S Cross Turismo. Hinter dem Steuer dieses sportlichen Allrounders kann Dominik dem Drang nach Freiheit ungezügelt nachgehen. Denn im Vergleich zur den anderen elektrischen PorscheModellen ist der Cross Turismo ein ESportler mit mehr Laderaum, mehr Bodenfreiheit – und einem „Gravel“Fahrmodus, der auch auf unwegsamen Pfaden souveränen Fahrspaß bietet. Perfekt, um Dominiks waghalsigen Traum zu verwirklichen: Snowboarden und Wakeboarden mit einer Line zu verbinden.
Taycan 4S Cross Turismo: Stromverbrauch kombiniert in kWh/100km: 28,1 (NEFZ); 26,4–22,6 (WLTP); CO²-Emissionen kombiniert in g/km: 0 (NEFZ); 0 (WLTP); elektrische Reichweite in km: 388–452 (WLTP), 462–532 (WLTP innerorts); Stand: 8/2021 CORINNA SCHWIEGERSHAUSEN 49 Jahre, Disziplin: Drachenfliegen
DOMINIK GÜHRS 31 Jahre, Disziplin: Wakeboarding
Porsche Taycan Turbo S Cross Turismo
Corinna Schwiegershausen
„Ich flog schon mit Drachen, bevor ich Auto fahren konnte!“, erzählt Corinna Schwiegershausen, amtierende Europameisterin, vierfache Weltmeisterin und Deutsche Meisterin im Drachenfliegen. Die Bodenhaftung hat die gebürtige Bremerin allerdings nie verloren. Dafür sorgt auch der allradgetriebene Taycan Turbo S Cross Turismo. Die optionale Dachreling ermöglicht außerdem die Montage eines Dachträgers – perfekt zur Mitnahme von Corinnas Fluggerät. Und wenn sie ausnahmsweise nicht selbst durch die Lüfte segelt, lädt das optionale PanoramaFestglasdach dazu ein, in den vorbeiziehenden Himmel zu blicken – mit ihrem großen Ziel vor Augen: Gold bei der Weltmeisterschaft 2022!
Taycan Turbo S Cross Turismo: Stromverbrauch kombiniert in kWh/100 km: 29,4 (NEFZ); 26,4–24,4 (WLTP); CO2-Emissionen kombiniert in g/km: 0 (NEFZ); 0 (WLTP); elektrische Reichweite in km: 388–419 (WLTP), 460–495 (WLTP innerorts); Stand 8/21
Erlebe jetzt die Abenteuer der Red Bull Athleten mit dem Taycan unter: porsche.de/redbullathleten