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Pendeln vs. Graz
from JPResse 2020
Pendeln
Mit Beginn ihres Studiums stehen viele junge Menschen vor der Qual der Wahl: nach Graz ziehen oder doch lieber pendeln? Vier JPR-Studierende erzählen von ihren persönlichen Erfahrungen, um euch bei der Entscheidungsfindung zu helfen. Text: Sabrina Unterreiner; Illustration: Petra Schwarz
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Anna Papst aus Bruck an der Mur und Michael Baumgartner aus Gleisdorf
WIE SIEHT DEIN WEG ZUR FH AUS? Anna: Ich fahre mit dem Zug zur FH. Wenn ich mit dem Railjet fahre, brauche ich von meiner Haustür bis in die FH ziemlich genau eine Stunde. Wenn ich mit dem Regionalzug unterwegs bin, brauche ich ca. eine Stunde und zwanzig Minuten, da der Regionalzug langsamer ist. Michael: Erst fahre ich mit dem Zug, am Hauptbahnhof steige ich dann in die Bim ein. Insgesamt bin ich ungefähr eine Stunde unterwegs.
WAS IST DEIN HAUPTGRUND FÜRS PENDELN? Anna: Ich habe schon länger eine eigene Wohnung in Bruck. Ich wollte sie nicht aufgeben, sondern mir erst einmal anschauen, wie das mit dem Pendeln so läuft. Da ich das Pendeln nicht als störend empfinde, bleibe ich jetzt in meiner Wohnung. So kann ich mir Geld sparen, da Wohnungen in Bruck billiger sind als in Graz. Michael: Ich finde es angenehmer, jeden Tag wieder zurück nach Hause zu fahren. Darüber hinaus hilft es meiner Meinung nach, gedanklich Abstand zur FH zu gewinnen. Es ist somit auch eine Art Erholungsfaktor für mich. Bei einer Stunde Reisezeit pro Fahrt zahlt sich ein Umzug nach Graz aus meiner Sicht einfach nicht aus.
WAS EMPFINDEST DU BEIM PENDELN ALS POSITIV? Anna: Die Zeit im Zug kann man gut zum Lernen nutzen. Manchmal ergeben sich auch Gespräche mit interessanten Menschen. Außerdem bietet die Zugfahrt eine gute Gelegenheit, um die ZIB 2 anzuschauen, falls man sie am Abend vor TPK verpasst hat. Auch für die eine oder andere Folge einer Serie bleibt Zeit. Michael: Wie gesagt: Ich finde es schön, immer wieder zu Hause zu sein. Man hat schlichtweg weniger Dinge, um die man sich bezüglich Wohnung etc. kümmern muss. Durch das tägliche Pendeln empfinde ich meinen Alltag als weniger monoton. Der Ortswechsel macht alles abwechslungsreicher.
WAS STÖRT DICH AM PENDELN? Anna: Zum Bahnhof hetzen, um den Zug noch rechtzeitig zu erwischen, nur um ihn dann vor den Augen wegfahren zu sehen. Michael: Das frühe Aufstehen.
WIE VERBRINGST DU DEINE ZEIT IN LÄNGEREN PAUSEN ZWISCHEN DEN LEHRVERANSTALTUNGEN? Anna: Ich versuche, die Zeit so effektiv wie möglich zu nutzen und lerne bzw. arbeite, da mich später zu Hause häufig die Motivation verlässt. Ab und zu bietet es sich auch an, mit Mitstudierenden essen zu gehen, sich mit Freunden zu treffen oder Erledigungen in der Stadt zu machen. Michael: Oft nutze ich die Zeit, um Essen zu gehen oder fahre in die Innenstadt. Manchmal gehe ich Schwimmen, denn die Auster in Eggenberg ist quasi nebenan. Eher selten kann ich mich wirklich zum Lernen in der FH aufraffen.
WIE LAUTET DEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR ANGEHENDE PENDLERINNEN UND PENDLER? Anna: Auf jeden Fall das Top-Ticket für Studierende kaufen und auch in der Heimatgemeinde nachfragen, ob es einen Pendlerzuschuss für Studierende gibt. In Bruck ist das der Fall und man bekommt pro Semester 150 € Pendlerzuschuss. Somit ist das Top-Ticket für mich „gratis”. Michael: Ein handlicher Laptop, sowie gute Köpfhörer sind zwar nicht notwendig, aber sehr komfortabel.
Julia Schuster aus der Südoststeiermark und Sarah Kowatschek aus Niederösterreich
WO IN GRAZ WOHNST DU? WIE SIEHT DEIN WEG ZUR FH AUS? Julia: Ich wohne gemeinsam mit meiner Schwester im Bezirk Jakomini. Von mir daheim bis zur FH benötige ich ungefähr 20 Minuten mit der Bim. Sarah: Ich wohne in der GreenBox gleich neben der FH. Daher brauche ich zu Fuß gerade einmal zwei Minuten.
WÄRE PENDELN ÜBERHAUPT EINE OPTION FÜR DICH GEWESEN? Julia: Ich komme aus der Nähe von Bad Radkersburg und würde deshalb hin und zurück täglich eine Zugfahrt von zwei bis knapp drei Stunden auf mich nehmen. Aus Zeitgründen wäre das Pendeln daher für mich nicht denkbar. Sarah: Ich komme aus einem kleinen Ort in Niederösterreich, Pendeln wäre daher unmöglich. Niemand nimmt täglich jeweils dreieinhalb Stunden Hin- und Rückfahrt in Kauf.
WIE OFT FÄHRST DU IN DEINE HEIMAT? Julia: Prinzipiell fahre ich jedes Wochenende nach Hause. Ich bin schon jahrelang Mitglied beim Musikverein und möchte die Proben nicht versäumen. Außerdem schätzt man das Familienleben viel mehr, wenn man ausgezogen ist. Sarah: Eigentlich jedes Wochenende. Mit wenigen Ausnahmen.
WIE WOHNST DU? Julia: Ich wohne in einer Wohnung gemeinsam mit meiner älteren Schwester. Sarah: Ich wohne wie gesagt in der GreenBox. Das ist ein Studentenheim, welches in WGs aufgeteilt ist.
WIE WAR DEINE EINLEBUNGSPHASE IN GRAZ? Julia: Sehr angenehm. Meine Schwester hat vier Jahre vor mir zu studieren begonnen, deshalb hatte ich schon vor Beginn des Studiums einen guten Einblick ins Studierendenleben. Sarah: Die dauert immer noch an, hab ich das Gefühl. In der ersten WG hat es gar nicht funktioniert, deshalb bin ich mit Semesterwechsel umgezogen. Da fühle ich mich jetzt auch nach kurzer Zeit schon wohler. Am Anfang ist es natürlich ungewohnt in einer neuen Stadt. Man arrangiert sich aber schnell.
WELCHE VORTEILE HAT ES, DIREKT AM STUDIENORT ZU WOHNEN? Julia: Aufgrund der räumlichen Nähe spart man sehr viel Zeit. Da ich jetzt in Graz wohne, habe ich auch enorm an Selbstständigkeit dazugewonnen. Der Umzug verdeutlicht für mich zusätzlich den neuen Lebensabschnitt. Sarah: Egal ob zum Supermarkt, zur FH, zur Party oder ins Stadtzentrum – in wenigen Minuten ist man am Ziel. In längeren Pausen kann ich nach Hause gehen und die Zeit sinnvoll nutzen. JPR - Pendeln vs. Graz
WO SIEHST DU DIE NACHTEILE? Julia: Die neue Selbstständigkeit bedeutet einerseits natürlich Freiheit, beansprucht andererseits aber auch viel Zeit. Sarah: Zuhause ist es halt doch am schönsten. Hin und wieder fühlt man sich auch etwas einsam, wenn man es gewohnt ist, ständig wen um sich zu haben.
WIE LAUTET DEIN PERSÖNLICHER TIPP FÜR ALL JENE, DIE AUS STUDIENGRÜNDEN NACH GRAZ ZIEHEN? Julia: Ich empfehle, sich mit der Umgebung und dem Straßenbahnnetz in Graz vertraut zu machen und lernt das Annenviertel näher kennen. Das hilft auch bei der Themenfindung für euren nächsten Annenpost-Artikel. Sarah: Wenn es in der WG oder dem Studentenheim nicht funktioniert, macht euch nicht fertig. Versucht, etwas zu ändern, vielleicht umzuziehen. Es wird besser, zumindest meiner Erfahrung nach. Das Nicht-mehrzuhause-Leben bietet auch einige Freiheiten. Genießt es einfach.
vs. Graz
Top-Ticket Mit dem Top-Ticket für Studierende kannst du um 150 € pro Semester alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Steiermark nutzen. Weitere Informationen findest du unter: verbundlinie.at
Beihilfen Studieren ist nicht immer preiswert. Beantrage daher rechtzeitig Studienbeihilfe. Die ÖH JOANNEUM liefert dir unter oeh-joanneum.at nützliche Infos und steht dir bei Fragen tatkräftig zur Seite.