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LAUREN LEIDERMAN
Eine Biografie in Interviewform
In Ihrem früheren Leben war Lauren Leiderman eine professionelle Opernsängerin, die nach dem Erhalt des Bachelor of Music am Bostoner Conservatory of Music in vielen Opernhäusern der Vereinigten Staaten aufgetreten ist Sie zog 2014 nach Deutschland und lebt seit 2019 in Görlitz. Hier ist die zweifache Mutter als zertifizierte Lehrerin für Englisch als Zweitsprache tätig und wurde vor allem als Historikerin mit besonderem Interesse an jüdischer Geschichte über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Durch diese Tätigkeit hat sie mehr als hundert Nachkommen von Opfern und Überlebenden aus der Zeit des Holocaust miteinander verbunden und ein einzigartiges Nachkommens-Netzwerk geschaffen. Daneben ist sie als Verwalterin des Stolperstein-Führers Görlitz/Zgorzelec und als Gründerin und Co-Direktorin der „Jewish Remembrance Week“ tätig. Ich hatte kürzlich die große Freude mich mit Lauren Leiderman über ihr früheres Leben in den Vereinigten Staaten sowie ihre unermüdliche Arbeit als Bewahrerin der jüdischen Geschichte in Görlitz und Umgebung zu unterhalten
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Lassen Sie uns mit Ihrer Jugendzeit beginnen. Können Sie mir bitte etwas über Ihren familiären Hintergrund im Allgemeinen erzählen: Wo wurden Sie geboren, wie sind Sie aufgewachsen und wo haben Sie Ihre Kindheit verbracht?
Ich wurde in Memphis, Tenesee, am letzten Tag im August 1989 geboren Mein Vater arbeitete während der ersten vier Jahre meines Lebens als Arzt bei der Luftwaffe, so dass wir ein paar Mal umgezogen sind, bis wir uns schließlich in ZentralLouisiana niederließen Meine Eltern stammen beide aus NordLouisiana, und sie wollten, dass wir näher bei der Familie aufwachsen
Was für eine Schule haben Sie als Kind besucht?
Ich ging auf eine öffentliche Schule (Public school) Ich hatte das Glück, eine High School mit einem tollen Kunstprogramm zu besuchen, an dem ich mich sehr gerne und aktiv beteiligte
Wann haben Sie angefangen, sich für die darstellenden Künste zu interessieren, und wann wussten Sie, dass Sie Opernsängerin werden wollten?
Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Klavierunterricht zu nehmen Für ein Kind konnte ich Lieder mit meiner Stimme in der korrekten Tonlage nachsingen und ich vermute, dass meine Eltern diese Begabung bemerkten Mein Gesang entwickelte sich in der Mittelstufe weiter, als ich zum ersten Mal in einem Chor sang, aber die Musik war schon vorher ein Teil meines Lebens Eigentlich strebte ich nach dem Abschluss der High School in der zehnten Klasse eine Ausbildung in klassischem Gesang an
Oper ist nicht gerade das, was viele in der High School interessiert. Als Sie merkten, dass Sie das Zeug zur professionellen Sängerin hatten, was hat Sie dann zur Oper gebracht und nicht zum Musical Theater oder zur Popmusik?
Ich wurde stimmlich immer als Mezzosopran eingestuft, da meine Stimme ein eher dunkles Timbre besitzt, was im Chorgesang recht krass heraussticht. Aber letztlich war diese Stimme für die Arbeit als Solistin ziemlich gut geeignet. Nach meiner Teilnahme zwischen der 10. und 11. Klasse an einem zweiwöchigen Sommer-Intensivprogramm für High-SchoolSchüler wurde ich zum ersten Mal von einem Direktor an der Bostoner Oper darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich mehr mit klassischer Vokalmusik beschäftigen sollte.
Sie haben Ihr Studium am Bostoner Konservatorium abgeschlossen und anschließend am Boston University Opera Institut studiert. Wenn Sie zurückblicken, was sind Ihre schönsten Erinnerungen und Errungenschaften während Ihrer Opernjahre?
Wissen Sie, meine Zeit am Konservatorium und an der BUOI waren sehr einschneidende Jahre in meinem Leben. Es gab viele extreme Hochs und ebenso extreme Tiefs. Ich würde sagen, meine schönsten Erinnerungen an das professionelle Singen, vor allem an der BUOI, hatte ich im Zusammenhang mit dem ersten Mal, als ich eine neue Rolle mit dem Orchester singen durfte. Während der gesamten Probenzeit wird man von einem Klavier begleitet. Aber wenn man mit 60 anderen Musikern auftritt, mit ihnen gemeinsam atmet, synchron ist, wenn man buchstäblich die Vibration der Musik unter den Füßen spürt... das ist ein sehr starkes Gefühl, das nicht jeder auf der Welt erlebt.
Was war der Grund für Ihren Umzug nach Dresden im Jahr 2014?
Ich kam 2014 nach Dresden, weil ich eine Veränderung suchte Damals sang ich als Teil des Opernstudios (Junges Ensemble) der Knoxville Opera Ich hatte einen Burnout, denn es ist sehr anstregend in Vollzeit aufzutreten und zu singen, selbst bei bester Gesundheit, und zu dieser Zeit kämpfte ich besonders um mein mentales Wohlbefinden Ich hatte einige Freunde, die zu dieser Zeit in Dresden an der Semperoper arbeiteten, und sie ermutigten mich, es in Europa zu versuchen Also kündigte ich meinen Vertrag, packte meine Koffer und wagte den Sprung ins kalte Wasser - ein bisschen verrückt, wenn ich heute darüber nachdenke Aber ich habe es nicht bereut!
Ursprünglich wollten Sie weiter als Künstler arbeiten, aber das schnelllebige Showgeschäft schien Sie schnell gelangweilt zu haben. Wie haben Sie dann (beruflich) weitergemacht?
Ich würde nicht sagen, dass ich mich gelangweilt habe Ich hatte eigentlich eher eine Krise Ich begann zu erkennen, dass die meisten Leute, die in der Opernbranche wirklich erfolgreich waren (vor allem Frauen), einem bestimmten Muster folgten: Sie haben keine Kinder, erleben oft gescheiterte Beziehungen, die in Scheidung endeten, und haben eine gewisse Neigung zum Alkoholismus. Wenn Opernsänger auftreten oder sich auf eine Aufführung vorbereiten, müssen sie bei bester Gesundheit sein: ihre Stimme, ihr Körper... in der Oper gibt es keine Mikrofone. Es geht nur um dich! Opern zu singen ist einer der wenigen Berufe, bei denen ein, sagen wir mal, 75 % guter Tag ein absoluter Scheißtag ist. Alles unter 99% ist nicht gut genug. Das ist ein enormer Druck, und sehr oft können sich Sänger, nachdem sie eine Produktion erfolgreich hinter sich gebracht haben, auf eine wirklich große und oft ungesunde Weise gehen lassen. Ich spürte, wie ich in diese Welt abrutschte, und so fragte ich mich eines Tages ernsthaft: Was erwarte ich von dem einen Leben, das mir geschenkt wurde? Ich beschloss, eine Pause zu machen, um heraus zu finden, was ich erwarte. Zum Durchatmen. Ich hatte hart gearbeitet, um mein Visum für Freiberufler zu bekommen, also beschloss ich, ein Jahr zu bleiben, um an einer Sprachschule Englisch zu unterrichten... was konnte ein Jahr im Ausland schaden? Um es kurz zu machen: Ich fand heraus, was mir im Leben wichtig war: Ich wollte eine Familie. Ich wollte gesunde Beziehungen. Ich wollte gesund sein. Und seit diesem Tag habe ich es absolut nicht bereut, die Oper als Beruf hinter mir gelassen zu haben. Ich liebe es sogar, die Karrieren meiner Freunde zu verfolgen - viele von ihnen singen heute in der ganzen Welt (und wie der Trend zeigt - ohne Kinder und einige ohne Lebenspartner).
Wie kamen Sie 2019 nach Görlitz?
Ich bin wegen der Arbeit meines Mannes nach Görlitz gekommen Mark arbeitet hier als Orthopädischer Chirurg, und er ist der Grund, warum ich letztendlich länger als das erste Jahr geblieben bin
Im März 2020 nahm ich an Ihrer Führung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Görlitz teil, bei der Sie alle Teilnehmer mit Ihrem Wissen und Ihrer Leidenschaft für die jüdische Geschichte unserer Stadt beeindruckten. Am Ende der Führung wurde deutlich, dass Sie nicht nur versuchen, eine verdrängte Vergangenheit aufzudecken, sondern sich aktiv dafür einsetzen, jüdisches Leben wieder zurück in die Stadt zu bringen. Aber schon ein paar Tage später kam die Pandemie. Wie ging es für Sie in dieser schwierigen Zeit weiter - und wie kamen Sie mit dem Projekt "Görlitzer Stolpersteine" in Kontakt?
Oh nein! Ich hatte ganz vergessen, dass Sie dabei waren! Danke für die Unterstützung Das war ein wirklich erfrischender erster Schritt, die jüdische Geschichte von Görlitz zu erzählen Ehrlich gesagt, hat mich die Pandemie dazu motiviert, noch intensiver nach Antworten auf die Fragen zu suchen, die mir eh unter den Nägeln brannten... Ich hatte viel Zeit und ich denke, ich habe sie gut genutzt. Damals begann ich, Zoom-Telefonate zwischen den jüdischen Nachkommen von Görlitz zu organisieren. Ursprünglich waren wir eine Gruppe von 5 Personen, die sich alle paar Wochen trafen. Eines Tages fragte ich nach, wer in Görlitz für die Stolpersteine zuständig ist, aber niemand konnte meine Frage beantworten. Der brillante Mann (Bernd Bloß), der das gemacht hatte, war verstorben und niemand wusste, wer die Nachfolge antreten würde. Damals ahnte ich noch nicht, dass ich schon bald einer derjenigen sein würde, die das übernehmen. einen Ozean voneinander entfernt waren, eine wunderbare Freundschaft. Wir haben beide voneinander gelernt – und das dauert bis zum heutigen Tag an. Und es war Judis Frage, die eines Tages den Anstoß zu unserer Nachkommengruppe gab. Sie fragte einfach: „Lauren, glaubst du, dass es irgendwo noch andere Nachkommen wie mich gibt?“
Und ich antwortete: „Lass es uns herausfinden.“ Drei Jahre später habe ich mehr als 130 von ihnen miteinander verbunden.
Wie sind Sie auf das Poesiealbum von Eva Judd geb. Goldberg gestoßen, das auf Seite 23 eine Widmung ihrer Freundin Anne Frank enthielt und Sie zu Ihrem Buch "Das Poesiealbum
Während des ersten Lockdowns der Pandemie hatten Sie bald die Idee, mit überlebenden jüdischen Flüchtlingen und Nachkommen jüdischer Menschen, die Görlitz verlassen mussten, in Kontakt zu treten. Was hat Sie zu dieser umfangreichen Recherche motiviert und hatten Sie schon einen Plan, was Sie damit erreichen wollten?
Die erste jüdische Nachfahrin, die ich fand, war Judi Hannes Mendelsohn Jemand (damals noch ein Geheimnis) hatte für ihre Urgroßmutter einen Stolperstein bestellt Die Familie Hannes hatte absolut keine Ahnung, dass jemand für Amanda einen Stolperstein bestellt hatte, und als ich sie kontaktierte, war es das erste Mal, dass sie etwas davon erfuhren Das war für mich etwas seltsam, denn wenn man normalerweise einen Stolperstein bestellt, sollte man dies mit dem Segen der Familie tun Dieser Schritt war unterlassen worden Nichtsdestotrotz entwickelten Judi und ich während dieser Zeit, in der wir beide von Eva Goldberg" inspirierte?
Während Corona habe ich unter anderem in den OnlineArchiven jüdischer Museen nach Personen gesucht Oft gibt es dort eine Menge zum Durchsehen Ich suchte nach Namennach allem, was mir helfen könnte, einen Weg zu finden, der zu einem aktuellen Aufenthaltsort dieser Familien führen könnte Es war in den späten Nachtstunden, als ich im OnlineArchiv des United States Holocaust Memorial Museum nach "Görlitz" suchte und aufgrund dieser Suche ein Suchergebnis "Poesie Book" fand Ich war begeistert zu sehen, dass es sich um etwas Authentisches aus Görlitz handelte (und nicht aus Gorlice, Polen, das von Museen oft fälschlicherweise als Görlitz kategorisiert wird) und dass es aus dem Zeitraum stammte, der mir half (Görlitz vor 1941) Nachdem ich das vollständig hochgeladene Buch durchgeblättert hatte, war ich schockiert, als ich Annes Seite fand, und noch seltsamer war, dass mich alle an der Görlitzer Geschichte Interessierten für verrückt hielten, als ich danach fragte. Keiner hier wusste etwas darüber.
Ihr Buch wurde am 1. November 2021 in drei Sprachen (Polnisch, Englisch und Deutsch) unter großem Beifall der Kritik und der Öffentlichkeit veröffentlicht. Noch im selben Monat haben Sie die erste jüdische Gedenkwoche organisiert, was rückblickend als die logische Konsequenz Ihrer umfangreichen Recherchen und der vielen Kontakte, die Sie ermöglicht haben, gesehen werden kann. Bitte erzählen Sie uns etwas darüber. Wie ist es gelaufen, und wie war die Resonanz?
Das waren ziemlich aufregende Zeiten. Zudem war ich damals im 8. Monat mit meiner Tochter Abital schwanger. Für mich ging es bei der Jüdischen Gedenkwoche ursprünglich nur um die Nachkommen. Die anderen Faktoren waren für mich nicht so wichtig. Ich wollte, dass sie hierher kommen und eine positive Erfahrung erleben, indem sie sich wieder mit ihren Wurzeln verbinden. Was mich überrascht hat, war die Wirkung, die sie auf die Görlitzer von heute hatte. Es war eine wirklich unerwartete Überraschung, die ich in Demut erfahren habe. Ich denke, meine schönste Erinnerung an die Woche ist die Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht, als Jodi Wallach in der Synagoge vor den Nachkommen sprach. Es war die Verbindung einer alten Tradition (das Gedenken der Stadt) mit einer neuen Tradition (die zurückkehrenden Familien). Noch heute sprechen mich Görlitzer an und sagen mir, wie bedeutungsvoll das war und ich kann nicht widersprechen. Es war ein Moment, der mir für immer in Erinnerung bleiben wird.
Nächsten Monat findet vom 19. bis 25. Juni 2023 die zweite Jüdische Gedenkwoche in Görlitz statt. Bitte verraten Sie uns etwas über den Ablauf - was können wir erwarten? Das stimmt - ich bin auch schon ganz aufgeregt! Wir haben ein fantastisches Programm: Als ich letzten Sommer in Jerusalem war, um Marks Familie zu besuchen, habe ich einige wirklich erstaunliche Artefakte aus Görlitz gefunden Eines davon war ein Original-Konzertprogramm vom 14 Februar 1928, das von der Jüdischen Jugendgruppe Görlitz aufgeführt wurde Viele der ursprünglichen Künstler sind die Eltern/Großeltern von Nachkommen in unserer Gruppe Am 22 Juni werden wir dieses Konzert in Anwesenheit der Familienangehörigen der Originalkünstler nachspielen Am 21 Juni findet im Garten der Alten Synagoge ein Open-Air-Kino statt, bei dem ein faszinierender Dokumentarfilm von Dr Jeffrey Peck mit dem Titel „Sojourners“ (Gäste) gezeigt wird, in dem es um deutsche Juden geht, die nach dem Holocaust nach Deutschland zurückkehren, und warum sie dies tun Dr Peck kommt zu dieser Vorführung nach Görlitz Am 22 Juni werden wir 21 neue Stolpersteine verlegen Wir veranstalten einen Schabbat Gottesdienst in der Görlitzer Synagoge Wir stellen die Ergebnisse des Schmetterlingsprojekts vor: Das ist ein umfangreiches regionales Schulprojekt, bei dem wir über jüdische Jugendliche und Kinder, die vor dem Holocaust in unserer Region lebten, sprechen werden. Am 25. Juni wird es ein Fest in der Synagoge geben, und vieles mehr. Wir haben mehr als 50 Nachfahren, die aus allen Kontinenten. außer der Antarktis, nach Görlitz kommen, um mit uns zu feiern.
Das vollständige Programm finden Sie auf unserer Website www.jrwgoerlitz.com.
Nun zu einigen eher privaten Themen und Fragen:
Wie unterscheiden sich die Stadt Görlitz und ihre Umgebung für Sie von anderen Regionen in Deutschland, die Sie bisher besucht haben? Was macht das Leben hier für Sie besonders lebenswert?
Ich bin einer dieser seltsamen Auswanderer, die eigentlich nur in Sachsen gelebt haben! Ich muss sagen, dass ich überrascht war, wie sehr sich Görlitz regional von Dresden unterscheidet. Bevor ich hierher zog, hatte ich keine Ahnung, was "Schlesien" ist, geschweige denn Niederschlesien. Ich habe schnell gelernt, dass es wirklich ein starker und schöner Bestandteil des Charakters von Görlitz ist. Für mich ist es ein anderes Gefühl als in Städten, die historisch gesehen zu Sachsen gehören, wie Zittau. Ich lebe gerne hier. Ich liebe, dass wir weniger als eine Stunde von herrlichen Bergen entfernt sind. Ich liebe unsere polnischen Nachbarn, habe viele polnische Freunde und habe viel von ihnen gelernt. Und natürlich mag ich es sehr, dass das Leben in Görlitz ein bisschen wie das Leben in einem Freilichtmuseum ist. Die Geschichte ist hier so leicht zu visualisieren, und das hilft mir bei meiner Arbeit, anderen dabei zu helfen, etwas über die jüdische Geschichte der Stadt zu lernen.
Was gefällt Ihnen an Görlitz und der Umgebung besonders gut - welche Sehenswürdigkeiten würden Sie Besuchern empfehlen?
In der Stadt selbst gibt es unzählige Kleinode, die man besuchen kann. Natürlich mag ich den Jüdischen Friedhof in unserer Stadt sehr. Er liegt etwas abseits der üblichen Touristenorte in Görlitz, aber er ist ein erstaunlicher, heiliger Ort, der einen Besuch wert ist - vor allem wegen der regionalen jüdischen Geschichte. Hinsichtlich der Umgebung würde ich empfehlen, ein Auto zu mieten und das wunderschöne Riesengebirge zu erkunden! Sklarska Poreba ist ein Lieblingsort meiner Familie, aber wir lieben auch die Lavendelfelder von Lawenda Na Uboczu in Gryfow Slaski im Juni könnte man meinen, man sei in der Provence
Ich will versuchen, es zusammenzufassen: Ihr Mann Mark arbeitet als Chirurg im Städtischen Krankenhaus Görlitz; Sie haben mit Ihrem Sohn Aidan und Ihrer Tochter Abital zwei entzückende Kinder; Sie arbeiten als Englischlehrerin; Sie sind außerdem Gründerin und Leiterin der Jüdischen Gedenkwoche sowie eine der Verwalterinnen des Stolperstein-Führers Görlitz/Zgorzelec; nebenbei auch Schriftstellerin und Mitarbeiterin der Hillerschen Villa gGmbH in Zittau. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich etwas vergessen habe.
Wie schaffen Sie das alles - und außerdem: Haben Sie noch Zeit für Hobbys, Freizeitaktivitäten oder Sport?
Gut gemacht! Das hört sich alles richtig an... und das ist eine gute Frage, über die ich selbst versuche mir klar zu werden. Ich liebe es zu kochen, und im Herbst kann man mich in den Wäldern rund um unsere Stadt beim eifrigen Pilzesuchen beobachten. Ich behaupte mal, das ist meine Lieblingszeit im Jahr! Mark beschwert sich oft, dass ich zu viel arbeite, und er hat nicht Unrecht. Er hilft mir, das Gleichgewicht zu halten, wenn ich mich wirklich aufrege und es übertreibe, was durchaus vorkommen kann. Ich liebe es, mit meinem Sohn mit Legosteinen zu bauen, und Abital hat mich in meiner Liebe zum Kochen unterstützt. Und eines Tages möchte ich mir ein Klavier kaufen (kein Keyboard, sondern ein richtiges), weil ich immer noch gerne darauf spiele. Ich treibe auch gerne Sport, und zwar zweimal pro Woche.
Was tun Sie selbst, um fit zu bleiben?
Ich bin ein stolzes Mitglied der "Super Girls" in Zgorzelec. Diese Frauen sind erstaunlich, und diese Momente in meiner Woche lassen mein Gehirn wirklich für eine Stunde "anhalten".
Ich glaube nicht, dass Sie solche Situationen erleben werden, aber... wenn Sie einen Moment haben, in dem Sie etwas nicht tun wollen, was bringt Sie in Bewegung? Wie motivieren Sie sich?
Oh, ich habe manchmal Flauten... wir sind alle Menschen. Und das Leben ist eine Mischung aus Hochs und Tiefs. Wenn ich niedergeschlagen bin, versuche ich, meine Schritte kleiner zu machen. Einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich konzentriere mich auf die kleinen Schritte und versuche einfach, den nächsten richtigen Schritt zu tun. Normalerweise hilft es mir, das Leben in kleineren Schritten anzugehen, wenn ich niedergeschlagen bin.
Der Song "Music" von John Miles dürfte Ihnen bekannt sein. Die ersten beiden Zeilen lauten: "Music was my first love and it will be my last...".
Ich habe Sie vor ein paar Wochen am Holocaust-Gedenktag in Rothenburg singen hören. Es ging mir unter die Haut und ich kann mir kaum vorstellen, dass wir Sie in Zukunft nicht mehr auf der Bühne sehen werden. Wie ist das mit Ihnenwas bedeutet Musik für Sie heute?
Wissen Sie, das Gute daran ist, dass ich es nicht bereue und ein gesundes Verhältnis zu meiner Entscheidung habe, den professionellen Gesang aufzugeben, das bedeutet: Ich kann es immer noch genießen. Kein Groll. Kein Bedauern. Ich fühle mich geehrt, wenn jüdische Nachkommen mich bitten, bei Veranstaltungen wie der Jüdischen Gedenkwoche zu singen, und ich liebe diese kleinen Gelegenheiten, aufzustehen und etwas vorzutragen. Aber das Beste ist, selbst wenn es am Ende nur 75 % sind, ist das gut genug für mich. Und diese Freiheit zu haben, das ist so befreiend!
Und wer weiß - vielleicht singe ich ja bei einem unserer Konzerte in der Jüdischen Gedenkwoche. Kommt und findet es heraus.
Das Poesiealbum von Eva Goldberg (Deutsche Version)
Lauren Leiderman | 1. November 2021
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Album przyjaźni Evy Goldberg (Wersja polska)
Lauren Leiderman | 1. November 2021
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The Poesie Book of Eva Goldberg (English edition)
Lauren Leiderman | 1. November 2021
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Über die Woche..
Die ersten Juden kamen vor fast tausend Jahren nach Görlitz, wurden aber in zwei Siedlungsperioden verfolgt, ermordet oder zur Flucht gezwungen. Nachdem sie 1396 aus Görlitz vertrieben worden waren, durften die Juden bis 1847 nicht mehr in der Stadt leben. Zwischen 1847 und den 1930er Jahren blühte die jüdische Gemeinde in Görlitz auf und gedieh. Im Jahr 1933 wurde das Leben der Juden in Görlitz dann gefährlich. 1940 gab es diese jüdische Gemeinde nicht mehr; alle waren entweder geflohen oder wurden durch die Grausamkeiten der Nazis ermordet.
Die Jüdische Gedenkwoche Görlitz/Zgorzelec würdigt die lebendige ehemalige jüdische Gemeinde Görlitz und erinnert an die Leistungen ihrer Mitglieder, ihre Unternehmen, ihre Familien und ihre Synagoge, aber auch an die schreckliche Verfolgung während der Nazizeit. Nachkommen dieser ehemaligen jüdischen Gemeinde werden in Görlitz und Zgorzelec aus der ganzen Welt zusammenkommen, um diesen Anlass zu feiern.
Die Jüdische Gedenkwoche Görlitz/Zgorzelec umfasst Vorträge von Überlebenden und ihren Kindern, Vorlesungen renommierter Historiker, Filme, Fotoausstellungen und Diskussionen, die alle darauf abzielen, die Lehren aus diesem Erbe weiterzugeben, um den vielen humanitären Krisen, denen wir heute gegenüberstehen, Hoffnung und Menschlichkeit zu verleihen.
Mehr
Temperamentvoll und attraktiv: Das Mutter-Tochter-Duo Anita Strittmatter und Martika Tomaszewska betreibt das „Fräulein M.“
Alles neu macht der Mai: Fräulein M.
Man fühlt sich einfach wohl und herzlich willkommen im „Fräulein M “, dem neuen Café und Deli Fräulein M ist da, wo das Leben ist: mittendrin, im Herzen der Altstadt von Görlitz. Wo man sich trifft, wo etwas los ist, wo man gerne Zeit verbringt. Das Fräulein M. begrüßt seine Gäste in stylishem Ambiente – hell, einladend und freundlich. Genauso einladend und freundlich wie das Team unter Leitung von Martika Tomaszewska und Ihrer Mutter Anita Strittmatter, das seine Gäste gerne verwöhnt. Man kann dort ganz hervorragend einen Kaffee, etwas Süßes, ein Frühstück, Lunch oder einen Drink genießen – ganz wie man mag. Mit der Familie, mit Freunden oder solo: Freuen Sie sich einfach auf eine gute Zeit im neuen Görlitzer Treffpunkt!
Wir haben uns im Fräulein M. einmal umgesehen und sich mit Annita Strittmatter und Martika Tomaszewska unterhalten.
Hallo Anita, hallo Fräulein M. oder wie darf ich Sie anreden?
Martika Tomaszewska: Fräulein M. natürlich. Aber mein vollständiger Name ist Martika Tomaszewska
Zunächst meinen herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung von Ihrem Café & Deli „Fräulein M.“ hier mitten in der Altstadt von Görlitz.
Anita, wenn ich Sie ansehe mag ich kaum glauben, dass inzwischen mehr als drei Jahre vergangen sind, seit wir Sie für „GÖRLITZ – Stadt & Land“ interviewt und über Ihre ‚Casa Nova Pizza Pasta Manufactura‘ berichtet haben.
In der Zwischenzeit ist offensichtlich auch einiges Positives geschehen, aber ich vermute, dass die Coronapandemie das Casanova und Ihr Team genauso erschüttert hat, wie die Gastronomiebranche ganz allgemein. Daher bitte ich um ein kleines Update, was sich in der Zwischenzeit bei Ihnen ereignet hat.
Anita Strittmatter: Das kam ja für uns alle sehr überraschend; wie überall in der Welt Ich habe zunächst versucht, weiterhin möglichst positiv zu denken und mein Team zusammenzuhalten Das ist geglückt: alle sind geblieben, alle sind immer noch im Casanova tätig wir haben diese schwierige Zeit überlebt Ich weiß, dass zahlreiche Beschäftigte in der Gastronomie vor- übergehend in anderen Berufen gearbeitet haben oder sogar ausgestiegen und seit damals nicht mehr in der Gastronomie tätig sind. Aber wir konnten – zum Teil auch dank Kurzarbeit –zusammenbleiben und haben in den Sommermonaten , wann immer es erlaubt war, unser Restaurant geöffnet. Ich denke, das hat uns motiviert und stark gemacht, diese schwierige Zeit zu überstehen.
Wenn ich mich richtig erinnere, war Ihre Tochter vor drei Jahren noch nicht im Casanova tätig und lebte noch nicht oder nicht mehr in Görlitz oder Zgorzelec. Was hat Martika wieder in unsere schöne Europastadt gebracht?
AS : Der Grund war natürlich auch die Pandemie. Es musste damals eine sehr schnelle Entscheidung getroffen werden, die zu einer Flucht aus ihrem damaligen Wohnort Berlin-Mitte führte. Man mag sich heute vielleicht nicht mehr daran erinnern, aber damals ging es zum Teil um Stunden. Mehr Zeit blieb nicht, um das Nötigste zusammenzupacken, die Wohnung abzuschließen und zum Hauptbahnhof zu fahren, um noch einen Zug zu erreichen
MT : Das war das Problem, denn die Züge sind zum Teil nicht mehr gefahren Es herrschte damals eine regelrechte Panikstimmung
AS : Dann ist sie das erste Mal nach Hause gekommen Wir dachten ja zunächst, es würde sich im Höchstfall um einige Wochen handeln Aber daraus wurden drei Monate Erst danach konnte sie wieder zurück nach Berlin fahren Vorher brauchte es zum Beispiel wichtige Gründe, um mit dem PKW nach Berlin zu fahren Einfach mal in der Wohnung nachsehen, ob noch alles in Ordnung ist, wäre vermutlich als wichtiger Grund nicht akzeptiert worden Es wurde ja alles sehr streng kontrolliert
Und nach den drei Monaten war ja auch noch völlig unklar, wie es weitergeht…
AS : Sie hatte ja zuvor eine Tanzschule besucht und sollte als
Tänzerin neben ihrem Studium bei Veranstaltungen auftreten, aber das brach ja auf einmal alles für eine unbestimmte Dauer weg. Konzerte und kulturelle Veranstaltungen, aber auch Stadtfeste wurden abgesagt und es war zu dem Zeitpunkt kein Licht im Tunnel zu sehen, ab wann wieder Veranstaltungen möglich sein würden. Die Situation war reichlich unklar und unstabil. Martika studiert in Breslau Psychologie im Rahmen eines Fernstudiums, aber das Studium wird angesichts ihres Berufswunsches noch mindestens 5 Jahre dauern
MT : Das Studium der forensischen und klinischen Psychologie erfordert viel Zeit
AS : Daher wollte sie natürlich zusätzlich auch arbeiten und Geld verdienen Und aus dem Grund hat sie bei mir immer dann im Casanova gearbeitet, wenn wir öffnen durften Im Sommer 2021 hatte sich die Situation anscheinend wieder normalisiert und sie hatte sich in Berlin wieder eine Wohnung genommen, sie besuchte auch wieder die Tanzschule aber dann ab September/Oktober 2021 ging wieder nichts mehr
Wegen des erneuten Lockdowns!
MT : Ich musste erneut meine Wohnung abgeben das war es dann für mich Da habe ich mich dann aus Berlin verabschiedet und mich entschieden, in Görlitz zu bleiben
Ich gehe davon aus, dass es sich beim „Fräulein M.“ um ein Herzensprojekt von Ihnen beiden handelt. Wie und wann kam es dazu und wer hatte die Idee zu diesem Café und Deli?
MT : Eigentlich war das meine Idee. Ich wohnte ja einige Zeit in Berlin und dort gab es solche Lokale und die haben mir hier, wenn ich in Görlitz war, immer gefehlt. Und deshalb lag es nahe, etwas Ähnliches in einer geeigneten Location in Görlitz einzurichten.
In Amerika sind Delis Feinkostgeschäfte mit integriertem Imbiss. Delis in Deutschland sind überwiegend tagesgastronomische Betriebe, die neben dem Speisen- und Getränkeverzehr, Feinkostprodukte im Außerhausverkauf anbieten. Woran orientiert sich das gastronomische Konzept von „Fräulein M.“ – was bietet Ihr an?
AS : Wir legen großen Wert auf Biozutaten von lokalen Zulieferern Sehr wichtig ist auch das Gaue’s Sylter Brot, das wir aus Hamburg geliefert bekommen und das eine spezielle schweizer Mehlmischung enthält Das schmeckt so fantastisch, dass wir es für unsere Brot- und Sandwichangebote verwenden Gewundert hat uns, dass dieses Brot bei vielen Görlitzern beliebt und auch bei uns sehr gefragt ist, denn man kann es hier in Görlitz im Handel gar nicht kaufen
MT : Wir bieten natürlich zu den Speisen und Getränken vegane Optionen und Alternativen an.
AS : Eistee und Limonaden gibt es auch in schwach gesüßten Varianten und zu unserem Kaffee bieten wir verschieden Milchsorten an: Soja-, Mandel- , Hafer- und lactosefreie Milch.
Hervorheben möchte ich noch, dass alle Kuchen hier bei uns in zwei Backöfen von einer Konditorin auf traditionelle Weise zubereitet werden. Das schmeckt man natürlich auch….
Hmm, das stimmt, der besondere Kuchenduft macht tatsächlich Appetit… Vielleicht noch ein paar Sätze zu Ihrem Team: Wer ist alles dabei ?
AS : Neben der bereits erwähnten Konditorin unterstützt uns noch eine Tante von mir, die hier einen speziellen Lieblingskuchen backt Außerdem hilft uns noch eine Frau aus Kassel, die für uns Stachelbeer-Baiser-Torte, Eierlikörkuchen sowie einen Rüblikuchen, nach eigenem Rezept, zubereitet Den nennen wir dann auch „Gundis Kuchen“, nach ihrem Vornamen Gudrun und zeichnen ihre Kuchen auch in unserer Vitrine entsprechend aus
Vielen Dank für das nette Gespräch. Bleibt mir nur noch, Ihnen beiden weiterhin viel Glück und Erfolg mit „Fräulein M.“ zu wünschen!
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