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Und Ruhe
Nehmen wir an, Sie suchen das beste Wellnesshotel Deutschlands: ein Schloss, das ein Milliardär einem Fürsten abgekauft hat; ein Refugium, das Mick Jagger und Anna Netrebko gewählt haben; ein Hotel, das elfmal mit vier Lilien bewertet wurde.
Es gibt Hotels, wo man bereits bei der Anfahrt ahnt: Es wird alles gut. Das Wald und Schlosshotel Friedrichsruhe, im Hohenloher Land gelegen, der deutschen Toskana, wie manche sagen, ist so eines. Schon das bisschen Grün, das man durchfährt, bis man zum Hauptgebäude kommt, beeindruckt: 44.000 Quadratmeter Park und Wald mit bis zu 300 Jahre alten Bäumen, sorgfältig von vier Gärtnern gepflegt.
Das Fünfsterne-superior-Hotel besteht aus fünf Gebäuden, das älteste ist das 1712 errichtete Jagdschloss. Einen Moment lang fühlt man sich wie ein Fürst. Das Gefühl trügt nicht. Tatsächlich gehörte das Jagdschloss samt Nebengebäuden bis 2005 dem Fürsten zu Hohenlohe-Oehringen. Dann kaufte es ein schwäbischer Selfmade-Milliardär, dessen Aufsteigergeschichte aus einem Roman von Thomas Mann stammen könnte. Reinhold Würth übernahm in den 50er Jahren als 23-Jähriger die von seinen Eltern gegründete Schraubenhandlung und machte daraus einen Konzern mit heute 77.000 Beschäftigten, der zum Weltmarktführer wurde. Würth, dessen Vermögen auf über sieben Milliarden Euro geschätzt wird, sammelte im Laufe seines Lebens auch mehr als 15.000 Kunstwerke, darunter die zweitteuerste Madonna der Welt, ein Gemälde von Hans Holbein um 50 Millionen Euro. Der Schraubenkönig aus Künzelsau leistete sich zudem ein paar Hotels in seiner Heimat Baden-Württemberg, darunter eben auch das schöne Schlossensemble Friedrichsruhe.
Wir erzählen diese Geschichte, weil sie vielleicht erklärt, warum Geld in diesem feinen Grandhotel offenbar nicht so eine Rolle spielte und immer alles besser ist, als man denkt. Gleich nebenan gibt es zum Beispiel einen Golfplatz. Hotels
mit 18-Loch-Golfplätzen findet man viele, diese großzügige Anlage aber hat gleich 27 Löcher und ist Mitglied der Leading Golfclubs Germany. Fine Dining gibt es auch in anderen Hotels, aber ein Gourmetrestaurant – hier unter Leitung des jungen Spitzenkochs Boris Rom-
„Wir verstehen Wellness als Wohlfühlen in allen Bereichen. Unsere größte Stärke ist Großzügigkeit und Authentizität.“
mel – mit gleich zwei Michelin-Sternen haben nur wenige. Mit schönen Spas warten auch andere Häuser auf, vielleicht sogar mit größeren, modischeren, aber in Friedrichsruhe stehen 4.400 Quadratmeter Spa-Fläche nur 66 Zimmern gegenüber. Viel Platz für jeden Gast. Und der Außenpool ist auch im strengsten Winter beheizt. Da wird bei der Konkurrenz die Luft schon dünn.
Die Freundlichkeit des Personals, das perfekte Service, die Liebe zum Detail merkt man in Friedrichsruhe schnell, aber manches fällt nur den Anspruchsvollen auf. Zum Beispiel die hochwertigen Vollholzmöbel in den Zimmern oder dass aus den Wasserleitungen kein Chlorwasser rinnt, sondern frisches Quellwasser aus drei eigenen Brunnen. „Wir verstehen Wellness als Wohlfühlen in allen Bereichen“, sagt Jürgen Wegmann, der seit 2015 Friedrichsruhe führt. „Unsere größte Stärke ist Großzügigkeit und Authentizität. Eine aufgesetzte Freundlichkeit zum Beispiel würden unsere Gäste sofort erkennen.“ Wegmann ist zum Zeitpunkt unseres Gesprächs, im Dezember 2020, wie ein Fürst in einem herrlichen Schloss mit viel Personal, aber ohne Gäste. Die Corona-Lockdowns werden genützt, um einen Teil der Zimmer zu modernisieren und die Technik auf den neuesten Stand zu bringen.
Den Gästen stehen übrigens acht Zimmerkategorien zwischen 28 und 185 Quadratmetern in fünf Gebäuden zur Verfügung. Romantikern empfehlen wir das Jagdschloss mit langen, alten Gängen und edlen Antiquitäten. Laura-Ashley-Fans bevorzugen das Torhaus oder das elegant-moderne Spa-Haus. Die meisten Gäste – 75 Prozent kommen privat, 25 Prozent sind Business-Leute – bevorzugen das Haupthaus, wo man auch die Präsidentensuite (185 Quadratmeter, 1.400 Euro/ Nacht) buchen kann. Unsere Lieblingssuite ist übrigens die mit der Nummer 212: deutlich kleiner (60 Quadratmeter), aber mit Terrasse und herrlichem Blick auf den Schlosspark.
Bleibt noch die Frage zu klären, wo und was man am Abend dinieren sollte. Ein Wiener Schnitzel mit Preiselbeeren in der einfacheren Jägerstube, ein Cordon bleu vom Bauernkalb in der urigen, mit Geweihen geschmückten Waldschenke oder ein fünfgängiges Menü im Sternerestaurant „Le Cerf“ für 164 Euro mit Königskrabbe, Gänseleber, Rochenflügel und so weiter. Ach, immer diese Entscheidungen im Leben. ■
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Spa und Golfplatz im Fünfsterne-Schlosshotel Friedrichsruhe: Klasse statt Masse. 4.400 Quadratmeter Luxus-Spa für nur 66 Zimmer und für ambitionierte Golfer 27 statt wie üblich nur 18 Löcher. Friedrichsruhe ist ein deutscher Klassiker. Die Einrichtung ist hochwertig, aber nichts für Menschen, die Design-Experimente suchen. Unten: Das Feinschmecker-Lokal „Le Cerf“ unter Sternekoch Boris Rommel verwöhnt auf allerhöchstem Niveau. Im diskreten Chef’s Table Room saßen schon viele Vorstände deutscher Top-Unternehmen.
Mehr: Friedrichsruhe Wald & Schlosshotel Fon +49 7941-6087-0, www.schlosshotel-friedrichsruhe.de und www.relax-guide.com
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