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Was Krabbeldecke, Ballermann und BabySchwimmkurs gemeinsam haben

Sandkastenkollegin, Bro, Buddy, Kollegin, Kumpel, Freundschaft mit Vorzügen oder doch Freund*in – in unserem Sprachgebrauch gibt es für das Wort Freund die unterschiedlichsten Bezeichnungen mit diversen und teilweise auch denselben Bedeutungen.

Diese beziehen sich oftmals auf den Lebensabschnitt, in wessen wir uns gerade befinden – das soll jedoch nicht heissen, dass daraus nicht auch eine enge oder gar beste Freundschaft entstehen kann.

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Text: Marcel Freuler | Illustration: Vera Kobler

Verflixtes 7. Jahr Begegnungen an Orten, an denen wir uns aufgrund unserer Biografie aufhalten, beeinflussen unsere Wahl nach Freundschaften massgeblich. Laut einer niederländischen Studie, die vom Soziologen Gerald Mollenhorst durchgeführt wurde, tauschen wir zirka alle sieben Jahre die Hälfte unseres Freundeskreises aus.

Es hätte also unter Umständen auch eine ganz andere Begegnung werden können: beispielsweise im Tambourenverein statt des Unihockeyclubs. Sieben Jahre später ist unser Interesse vielleicht auch wieder anders. Überdauert eine Lebensabschnitts-Freundschaft verschiedene Phasen, so kann man von einer engen Freundschaft sprechen.

Anlässlich des Internationalen Tages der Freundschaft ergab eine repräsentative Studie 2020, dass Deutsche im Schnitt 2,9 ziemlich beste Freunde haben. Die Studie wurde bereits in anderen Jahren durchgeführt und die Ergebnisse variieren jeweils.

Man kann also davon ausgehen, dass ein Mensch durchschnittlich zwischen 3 bis 4 enge Freundschaften pflegt. Dies soll jedoch unter keinen Umständen den Wert einer Lebenschabschnitts-Freundschaft schmälern.

1988, Krabbeldecken-Freund: Alessandra ist gerade mal sechs Monate alt und lernt ihren ersten Freund Simon auf der Krabbeldecke kennen. Die Freundschaft ist vor allem für die Eltern ein grosses Highlight. Für Alessandra ist das natürlich alles interessant, aber sie kann sich an diese erste Begegnung nicht mehr erinnern.

1992, Sandkastenkollegen: Nach der Spielgruppe kommen Alessandra und Simon zusammen in den Kindergarten. Sie spielen gerne zusammen Verstecken, «Fangis» und sind nun auch Sandkastenkollegen.

1994, beste Freundin: Alessandra hat ihren ersten Schultag hinter sich. Sie ist nicht mehr mit Simon in der Klasse und interessiert sich nun kaum mehr für ihn. Viel wichtiger wird ihre beste Freundin Jacqueline.

2003, Ex-Freund: In der Badi ist Alessandra gerade ihrem Ex-Freund Kevin über den Weg gelaufen. Es war eine schöne Zeit, aber nun will sie ihn nie wieder sehen. 2000, Schulkolleg*innen: Inzwischen ist Alessandra mit ihrer Familie von der Stadt in die Agglo umgezogen und hat schon neue Freund*innen gefunden. Von Jacqueline hört sie nicht mehr so viel wie früher. Sie findet das zwar schade, aber so ist das Leben nun mal. Und damals gab es noch kein WhatsApp und Co.

2016, BF: Samanta und Alessandra sind bereits seit mehr als 10 Jahren befreundet. Nun hat Alessandra vor allem viel Stress als Trauzeugin und braucht bald einen kurzen Urlaub. 2007, BFF: Alessandra hat ihre Lehre als Mediamatikerin abgeschlossen und fährt mit ihrer besten Freundin Samanta nach Mallorca an den Ballermann. Dort trifft sie Dominik.

2018, Lebensabschnittspartner: Alessandra ist mit ihrem Lebensabschnitts-Partner Dominik in eine neue Wohnung gezogen. Dort besucht sie ein neues Yoga-Studio und lernt Amanda kennen. 2020, Eltern-Freundschaft: Zusammen mit Amanda besucht Alessandra einen Baby-Schwimmkurs und sie unternehmen mit ihren Kindern viel zusammen. In diesem Abschnitt passt einfach alles perfekt zusammen, gerade auch, weil sich beide Freundinnen in der gleichen Lebensphase befinden.

2020, Eltern-Freundschaft: Zusammen mit Amanda besucht Alessandra einen Baby-Schwimmkurs und sie unternehmen mit ihren Kindern viel zusammen. In diesem Abschnitt passt einfach alles perfekt zusammen, gerade auch, weil sich beide Freundinnen in der gleichen Lebensphase befinden.

2074, Freund fürs Leben: Alessandra hat schon viele Lebensabschnitte erlebt und wohnt in einer Alterssiedlung. Sie schaut sich im Park Fotos an, als sie von ihrem ersten Freund Simon mit grossem Enthusiasmus begrüsst wird.

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