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Wähle behutsam, denn du bist, mit wem du bist

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Portraitiert

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Warum besteht dein Freundeskreis aus genau den Menschen, aus denen er nun mal besteht?

Warum hast du dich für diese Menschen entschieden? Welche Art von Mensch bist du überhaupt? Und wärst du anders, wenn du dich für andere zwischenmenschliche Beziehungen entschieden hättest?

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Text: Jelena Bosiokovic | Illustration: Sabrina Fehr

Ein Ex-Kommilitone, Simon Heiniger, schrieb einmal in einer älteren Ausgabe der RePHlex, dass jede Entscheidung vorhersehbar ist. Er beschrieb es wie folgt: Wenn man jedes Detail des eigenen Lebens in eine Maschine eingeben würde, könnte diese Maschine unsere Entscheidungen vielleicht genau berechnen.. Jedoch… Beeinflussen unsere Mitmenschen unsere Entscheidungen? Und wenn ja, wie fest?

...und du bist, mit wem du isst

Im Serbischen gibt es eine Redewendung: «S kim si takav si», was übersetzt so viel heisst wie: «Du bist so, wie der, mit dem du bist.»

S kim si takav si.

Dein Umkreis widerspiegelt also eigentlich dich selber. Wir müssen uns unsere Mitmenschen sehr behutsam aussuchen, denn sie beeinflussen und formen uns. Wenn alle in deinem Umfeld ständig über Mode, Makeup und Frisuren sprechen, wirst du diese Dinge ebenfalls als wichtig erachten.

Vielleicht wird nicht zwingend dein Interesse geweckt, aber deine Aufmerksamkeit ganz bestimmt. Die Meinungen deiner Mitmenschen formen gleichzeitig auch deine Meinung und dein Weltbild. Du verdrängst gewisse Themen oder siehst sie gar nicht erst, da sie in deinem Umkreis nie angesprochen werden und ordnest kleinen Dingen eine grosse Priorität zu.

Sind deine Mitmenschen eher pessimistisch und negativ eingestellt, wirst du es automatisch auch sein. Genauso beeinflusst es deine tägliche Laune, wenn deine Freunde dich ständig in allem bestärken und das Beste in dir sehen.

Suchen wir uns wirklich aus, wen wir werden? Nicht nur unsere Freunde beeinflussen uns. Das wäre ja auch zu einfach, denn diese können wir nach Belieben wechseln und uns neu orientieren. Es spielen so viel mehr Faktoren eine entscheidende Rolle. Spürst du den Einfluss der PHZH bereits?

Wie auf dem Campusplatz eine Meinung als die Richtige zählt und dich zwingt, sie zu verinnerlichen? Wie sich die kleine Blase um die Institution schliesst und den Rest der Welt abschottet? Wie du plötzlich das Gefühl hast, dich rechtfertigen zu müssen, wenn du Frontalunterricht eigentlich okay findest, und Fleisch und Milch halt eigentlich «scho no fein» sind? Schämst du dich schon?

Du hast dich selber für diesen Weg und die PHZH entschieden. Deine Schüler*innen haben diesen Luxus (noch) nicht. Sie haben sich nicht ausgesucht, von dir unterrichtet zu werden, mit diesen anderen Kindern zusammen in die Klasse zu gehen oder an diesem Ort zu wohnen. Trotzdem beeinflusst jeder einzelne dieser Faktoren das Kind wie auch dich als Lehrperson entscheidend. Bist du dir bewusst, wie gross dein Einfluss auf die Entwicklung deiner Schüler*innen ist?

Deine Denkweise, deine Einstellung, dein Verhalten und sogar deine Kleidung werden die Kinder prägen und sie auf ihre weiteren Weg ins Leben vorbereiten. Du bist ein Vorbild. Nicht nur für die Kinder, sondern zum Teil auch für die Eltern. Sie richten sich nach deinen Empfehlungen – vielleicht nicht immer, aber doch sehr oft.

Wen willst du wie werden lassen?

Ich will meine Schülerinnen und Schüler in den drei Jahren zur besten Version ihrer selbst machen. Sie sollen lernen, dass sie die grössten Fans von sich selbst sein sollen und gleichzeitig auch ihre Mitmenschen unterstützen können – auch die, die anders denken und vielleicht nicht unbedingt ihre Ansichten teilen. Nicht nur Lehrerin, sondern auch Bezugsperson will ich sein.

Der Mensch, der an diese beste Version von ihnen glaubt – nicht nur daran glaubt, sondern diese auch sieht. Um das Beste aus ihnen herausholen zu können, muss ich aber zunächst einmal das Beste aus mir machen und diese Einstellung auch für mich verinnerlichen. Auf diesem Weg ist es sicherlich nicht besonders unterstützend, wenn ich in meinem Umkreis Freunde habe, die nicht an mich und meine Vision glauben.

Ich brauche Menschen, die Balsam für meine Seele sind; eine Bereicherung, und keine Last. Menschen die mein Ziel unterstützen und mich wieder auf den richtigen Weg leiten, wenn ich mal davon abkomme. Menschen, die genauso ein klares Ziel vor Augen haben und darum die Wichtigkeit eines gesunden Verstandes und einer ebenso gesunden Beziehung verstehen. Indirekt beeinflusst sogar unser Umfeld die Entwicklung der Kinder in unserer Klasse.

Darum: Wähle behutsam, denn du bist, mit wem du bist. Du formst die nächste Generation. Welche Art von Lehrperson willst du sein?

Du formst die nächste Generation. Welche Art von Lehrperson willst du sein?

Die Lehrperson, die ihre Schülerinnen und Schüler in ihrer Individualität fördert und sie zu selbstständig denkenden Persönlichkeiten formt?

Vielleicht spricht dich doch eher eine Klasse an, die auf dich hört, dich nicht hinterfragt und deine Aufträge ausführt, wie du es wünscht?

Welches Verhältnis willst du zu deinen Schülerinnen und Schülern? Offen? Distanziert? Persönlich?Welches zu den Eltern?Wie willst du die Kinder nach drei Jahren Formen und Beeinflussen an die neue Lehrperson übergeben?Was genau ist dein Ziel? Wie erfüllst du es?

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