Residentenkurier O n lin e ze it u n g f 端 r d e u ts c h s p r a c h i g e Re s id e n te n in S pa n ie n
Jahrgang 3, Ausgabe 25
Winter 2011
Editorial Frohe Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr 2012
Pünktlich zum Fest erscheint unsere Weihnachtsausgabe, wieder mit viel Liebe zusammengestellt. Ich hoffe, Sie finden jetzt zwischen den Feiertagen ein wenig Ruhe und Muße, darin zu stöbern. Wer möchte, kann den Kindern oder Enkeln , Nichten/Neffen... unsere Weihnachtsgeschichte vorlesen. Daneben haben wir wieder einige Ausflugstipps parat sowie einen speziellen Buchtipp für alle Andalusienfreunde.
Inhaltsverzeichnis ● Neujahrsgruss
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● Weihnachtsgeschichte
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● Buchtipp: Farben
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Andalusiens ● Magische Tage und
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Nächte in Valencia ● Sierra Nevada
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● Katalonien: Cap de
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Creus ● Urbanisation in Chiclana
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● Kniffel-Schach
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● Küstenzug zwischen
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Malaga und Algeciras ● Der Junge von der
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In diesem Jahr hatte ich tatkräftige Unterstützung von Kristina und Steffi, auch ihnen gilt mein herzlicher Dank. Und natürlich dem guten Tino, der auch diese Ausgabe wieder gerettet hat, da der publisher mir immer wieder das fast fertige Werk vernichtet hat. Bin sehr froh über meinen „Computer-Feuerwehrmann“. Ich hoffe, dass Sie an Weihnachten keine Feuerwehr brauchen, sondern die Feiertage in Ruhe genießen können, und mit positiven Gedanken in das Neue Jahr 2012 gehen, für das ja vielfach große Veränderungen vorhergesagt werden. Lassen wir uns überraschen und hoffen, dass neue Chancen entstehen
Herzlichst Beatrice Hohler
Und das Team vom Residentenkurier
Hühnerfarm ● Kreuzworträtsel
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● Spanische Ortsnamen
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Bedanken möchte ich mich vor allem bei den Autoren, die uns stets ihre Werke gratis zur Verfügung stellen: Gabriele Hefele, Erwin Penkert, Antonio, Jürgen Braucherhoch, Peter Krystufek, sowie einzelne Gastautoren. Wer immer sich beim Kurier engagieren möchte, ob mit Beiträgen, Fotos, Witzen, oder als Praktikant, wir freuen uns sehr darüber.
Residentenkurier
Neujahrsgruss „Seht euch die Vögel des Himmels an, sie säen nicht und ernten nicht …“
Liebe Leserin, lieber Leser, von unserem Urlaub in Deutschland haben wir im August drei große, reife Sonnenblumen mitgebracht. Drei Monate lang, fast bis Allerheiligen, hing die erste unbehelligt am Gartenzaun. Erst als ich ein paar Körner aus den Reihen herausbrach und auf den Boden warf, entdeckte ein Spatz, dass da etwas Leckeres zu holen ist. Er blieb nicht lange allein. Und für uns war es eine Freude, die quicklebendigen Vögel zu beobachten. Auch die anderen beiden Sonnenblumen waren dann bald leergefuttert. „Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit“ – dieser Satz aus Psalm 145 fiel uns spontan ein, wenn sich die Vögel immer wieder in Reihe und Glied auf dem Z au n n ieder ließ e n u n d geschwätzig piepsend nachsahen, ob es nicht doch noch etwas gibt.
Schließlich stellten wir eine Korkrinde als Futterstelle auf, und seit dieser Zeit stehen wir „unter Beobachtung“, denn immer wieder kommt ein Trupp Spatzen und hält Ausschau. Und wir dürfen uns am Anblick unserer munteren Zaungäste erfreuen. Es sind nur wenige Stellen, wo Spatzen in der Heiligen Schrift erwähnt werden, z.B. bei Matthäus 10.29 ff und Lukas 12,6 f: „Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Jahrgang 3, Ausgabe 25
…Und doch vergisst Gott nicht einen von ihnen. … Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.“ Von den Vögeln des Himmels lässt Matthäus in 6,26 bei der Bergpredigt Jesus sagen: „Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie.“ Der Blick wendet sich von unseren Spatzen zur Jahreswende 2011 / 2012. Unweigerlich schauen wir zurück auf das vergangene Jahr und richten gleichzeitig unseren Blick voraus. Freude und Sorge, Gelassenheit und Bangen – viele Gefühle stellen sich ein, und manche machen uns zu schaffen, viele Gedanken kreisen – im übertragenen Sinn – um säen und ernten und Vorräte anschaffen. „War alles richtig, was ich gemacht und wie ich es gemacht habe?“ „Wie wird es weitergehen mit meiner Arbeit, meiner Familie, meiner Gesundheit?“ „Wie wird es im großen Rahmen weitergehen – Umwelt – Menschenrechte – Energiewirtschaft – Finanzkrise “ Es betrifft ja jeden. Und oft müssen die Kleinen die Zeche bezahlen. Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander – trotz vieler Anstrengungen. Wo führt uns das Jahr 2012 hin? Aber: Gott vergisst keinen dieser kleinen Gesellen – und wir sind viel mehr wert – ein beruhigender Gedanke in unserer unruhigen Zeit. Winter 2011
Gott vergisst auch uns nicht. Er steht auf unserer Seite. Dass ER Mensch geworden ist wie wir, das haben wir erst an Weihnachten gefeiert. Ja, ER hat uns das Tor zu ewigem Leben geöffnet. Er hat große Pläne mit uns. Mit jedem. Er kennt uns und weiß um uns. „Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt“ schreibt Lukas in 12,7. Doch dürfen wir die Hände nicht in den Schoß legen. Wir müssen unseren Teil beitragen. Jeder auf seine Weise, jeder nach seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Sich des anderen annehmen. Miteinander teilen. Füreinander da sein. Nur so kann es gehen.
- Herr, gib mir den Mut, zu ändern, was ich ändern kann. - Herr, gib mir die Geduld, anzunehmen, was ich nicht ändern kann. - Und gib mir die Weisheit, Herr, das eine vom anderen zu unterscheiden. Gehen Sie mit Mut und Geduld, Vertrauen und Weisheit den Schritt in das Neue Jahr. Und mit einer großen Gelassenheit im Wissen, dass wir unter seinem Segen stehen. Diesen Segen Gottes wünschen wir Ihnen für das Jahr 2012 Alfred Scheller,
Pfarrer,
Renate Baumann,
Gemeindereferentin i.R., Deutsche Katholische Gemeinde an der Costa del Sol
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Weihnachtsgeschichte Der gläserne Vogel
Von Eva Marder
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ie Schachtel mit dem Christbaumschmuck war groß und grün und mit Sternen bedruckt. Keine andere Schachtel auf dem Speicher sah von außen so feierlich aus. Schon daran merkte man, dass etwas Besonderes darin lag. Da gab es Eiszapfen und schillernde Kugeln. Es gab Engel aus Wachs und Glitzerpapier. Es gab Sterne aus Strohhalmen und Glocken mit einem hellen Klang. Das Schönste aber war der gläserne Vogel. Er war das Älteste unter all dem Christbaumschmuck. Ja, er war sogar das Älteste in Xanders Familie. Schon der Urgroßvater hatte ihn jedes Jahr an den Christbaum gehängt. Seit dem ersten Advent juckte es Xander in den Fingern – juckte und juckte. Er wollte den Vogel vor Weihnachten sehen und anfassen. Der Nikolaustag ging vorbei, der zweite Advent und der dritte – und eines Tages hielt Xander es nicht mehr aus. Als die Mutter zum Laden an der Ecke gegangen war, nahm er den Speicherschlüssel vom Haken und schlich die Speichertreppe hinauf. Oben war es dunkler als im Treppenhaus und stiller. Xanders leise Schritte schienen zu dröhnen. Kaum bekam er das Schloss auf vor Aufregung. Er holte die Schachtel aus ihrem Winkel und stellte sie dahin, wo mehr Licht war. Dann knüpfte er den Bindfaden auf, hob den Deckel hoch – und sah lauter Seidenpapier. Die Mutter wickelte jedes Stück immer sorgfältig ein. Für die Eiszapfen nahm sie hellblaues Papier, für die Kugeln grünes, für die Engel rotes, für die Glocken gelbes und für die Sterne rosa Papier. Doch all die bunten
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Farben ließen Xander kalt. Seine Augen suchten das weiße Papier, in das der gläserne Vogel eingeschlagen war. Als er es berührte, kribbelten seine Finger – als ob er etwas Elektrisches anfasste. Behutsam wickelte Xander ein weißes Papier ab und noch eins und ein drittes. Und da lag der Vogel – mit Schwanz- und Flügelspitzen aus gesponnenem Glas. Die Dämmerung kroch durch die Speicherfenster, aber der Vogel schimmerte. Ein geheimnisvolles Licht ging von ihm aus. Ein Licht, das die Dämmerung verscheuchte. Doch wer sich so lange nach etwas gesehnt hat, dem ist Anschauen auf die Dauer zu wenig. Und schon hielt Xander den Vogel in beiden Händen. Er war leichter als ein Schmetterling und er sah lebendig aus – und sein Herz klopfte. Aber das war Xanders eigenes Herz. Es klopfte und pochte – und pochte und klopfte. Und seine Hände waren feucht und glitschig.
Und plötzlich gab es keinen gläsernen Vogel mehr – nur noch Splitter. „Oh“, sagte Xander und in seiner Stimme klang solch ein Schrecken, als hätte er eine Scheune angezündet. „Oh!“ Lange saß er da und hielt die Splitter aneinander – ob man sie vielleicht kleben konnte? Doch wie soll jemand winzige Splitter kleben!
Wenn ich den gläsernen Vogel nicht ganz machen kann, muss ich einen neuen finden, dachte Xander. Aber wo fand man einen Vogel, der so alt war, dass er schon am Christbaum des Urgroßvaters gehangen hatte? Womöglich beim Trödler, der mit alten Sachen handelte. Ohne die groß en un d kleinen S plitter wegzuschieben lief er die Treppen hinunter. Der eine Trödelladen lag am Elefantenweg. Als Xander die Tür aufmachte, schepperte die Messingglocke – und beim Zumachen noch einmal. Grell und laut schepperte sie und der dürre, vertrocknete Mann im Laden schaute mürrisch drein. „Ich...“, stotterte Xander. Residentenkurier
Der gläserne Vogel „Ich – wollte – bloß fragen, ob Sie – einen alten gläsernen Vogel haben.“ „Hinten“, brummte der Mann und zeigte mit dem Daumen über die Schulter. Es standen drei gläserne Vögel in der Ecke – große hässliche Viecher mit aufgesperrtem Schnabel. „Nicht solche“, sagte Xander. „Ich möchte einen für den Baum.“ „Ich v erkau fe k ein en C hris tbau mschmuck“, entgegnete der Mann und sah ihn zornig an. „Ich hab‘s nicht bös gemeint“, murmelte Xander und rannte hinaus. Hinter ihm schepperte die Messingglocke. Aus einem Laden fiel Neonlicht auf die Brunnenfigur und malte ihr ein Gespenstergesicht mit dunklen Augenhöhlen. Inzwischen war es dunkler und kälter geworden. Schneesterne tanzten in der Luft – und der Atem stand wie Rauch vor Xanders Mund. Er bog in den Bärengraben ein, wo der andere Trödelladen war. Von außen ähnelte er dem am Elefantenweg – mit den bemalten Schalen und Gläsern, den zinnernen Bechern und Tellern, den Ketten und Ringen aus Korallen und Granaten. Auch innen gab es keinen großen Unterschied. Nur stand hier kein vertrockneter Birnenmann, sondern eine Frau mit einem Gesicht, so weich wie ein Kopfkissen. Und die Glocke an der Tür läutete in lauter verschiedenen Tönen, fast wie ein Glockenspiel. „Haben Sie zufällig einen gläsernen Vogel?“, fragte Xander. „Einen gläsernen Vogel?“, wiederholte die Bärengruberin. „Was für einen meinst du denn?“ „Einen für den Christbaum, einen ganz alten.“ Und er erzählte die Geschichte von dem Vogel, den schon der Urgroßvater an seinen Baum gehängt hatte. „Solche Vögel sind rar“, antwortete die Bärengruberin. „Wie hieß sie nur gleich, die alte Dame, die mir einen angeboten hat? Pawlowski? Kaminski? Wondraschek? Nein, es war ein Jahrgang 3, Ausgabe 25
anderer Name – aber sie wohnt in der Paradiesgasse.“ „Und – haben Sie ihn genommen, den gläsernen Vogel aus der Paradiesgasse?“, fragte Xander atemlos. Die Bärengruberin schüttelte den Kopf. „Dann hat sie ihn vielleicht noch – die alte Dame mit dem schwierigen Namen?“ „Kann sein. Kann auch nicht sein.“ „Danke“, sagte Xander. Er ging hinaus, und das Glockenspiel läutete in lauter verschiedenen Tönen. Die Paradiesgasse war die kleinste von allen Gassen der Stadt. Auf jeder Seite standen sieben Häuser. Doch wer in zweimal sieben Häusern nach einer alten Dame fragen muss, deren Namen er nicht kennt – dem kommt die Paradiesgasse ziemlich groß vor.
Xander fing im ersten Haus auf der linken Seite an. „Wohnt hier eine alte Dame?“, fragte er die junge Frau, die im Erdgeschoss die Tür aufmachte. „Du sollst wohl etwas abgeben und hast den Namen vergessen“, meinte die junge Frau und lachte. Xander nickte. Dass er etwas abholen wollte, war bestimmt nicht weiter wichtig. „Im zweiten Stock wohnt Frau Neugebauer. Ist das der richtige Name?“ „Nein“, entgegnete Xander, „er muss schwieriger sein.“ „Dann fragst du besser im nächsten Haus.“
sagte der alte Mann und lachte schallend wie über einen richtig guten Witz. „Wohnt hier eine alte Dame?“, fragte Xander den großen Jungen an der Tür nebenan. „Bei uns nicht. Wie heißt sie denn?“ „Ziemlich schwierig – und sie hat einen gläsernen Vogel“, antwortete Xander verlegen. „Du hast selber einen Vogel. Klingelst die Leute heraus und weißt nicht, zu wem du willst.“ Die Tür fiel zu und Xander stand allein im Treppenhaus. „Wohnt hier eine alte Dame?", fragte Xander viele Häuser später. Er hatte es schon so oft gefragt, dass er nicht einmal hochschaute. Wahrscheinlich lebten überhaupt keine alten Damen in der Paradiesgasse – keine mit einem schwierigen Namen. Wahrscheinlich hatte die Bärengruberin sich geirrt und Xander suchte in der falschen Gasse. „Ja, hier wohnt eine alte Dame“, sagte eine helle Stimme, und der Junge hob den Kopf. Vor ihm stand eine alte Dame mit silbergrauem Haar und rosa Backen.
„Wohnt hier eine alte Dame mit einem schwierigen Namen?“, fragte Xander im Haus gegenüber. „Nein, hier wohnt ein alter Mann, und der heißt Huber – ganz einfach Huber“, Winter 2011
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Weihnachtsgeschichte Der gläserne Vogel
hinein“, schlug sie vor, „und deine Mutter bindet einen silbernen Faden darum.“ „Dann kann er ja doch oben am Christbaum schweben – der silberne Vogel – und niemand weiß, dass er es tut.“ „Beinah niemand“, bestätigte Fräulein Rosinski. „Und jetzt lauf heim. Es ist spät.“
Von Eva Marder „Oh“, sagte er und vergaß weiterzusprechen. Wenn es in der Paradiesgasse einen gläsernen Vogel gab, musste er hinter dieser Tür zu finden sein. „Du willst also eine alte Dame besuchen und weißt noch nicht genau, welche“, sagte die alte Dame. „Sie muss einen schwierigen Namen haben“, erklärte Xander. „Ist Rosinski schwierig genug?“ Xander nickte. Von dem Vogel sagte er noch nichts, weil man fremden Leuten nicht gleich mit einem gläsernen Vogel in die Tür fallen kann. Bei einem schwierigen Namen musste alles andere leicht sein. Jedenfalls war es sehr leicht, Fräulein Rosinski zu besuchen. Ehe sich‘s Xander versah, saß er bei ihr im Zimmer und hatte einen Teller voll Lebkuchen vor sich stehen.
„Zum Essen bin ich eigentlich nicht hergekommen“ meinte er, als nur noch Krümel übrig waren. „Nein? Hat es dir nicht geschmeckt?“ „Doch“, entgegnete Xander – und erst jetzt sah er sich um. Ein alter Schreibtisch stand da, den man zuklappen konnte – einer mit eingelegten farbigen Hölzern. Die Polster vom Sofa und von den Sesseln waren mit Blumen und Schmetterlingen bestickt. Hinter den Bildern steckte Tannengrün und in einem rubinroten Glas goldene Grashalme. Und – unter der Lampe mit den Glastropfen hing ein gläserner Vogel – ein Zwilling von dem, dessen Splitter auf dem Speicher lagen. „So einen Vogel haben wir auch
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daheim.“ Xander machte eine Pause. „Bis heute Nachmittag hatten wir ihn.“ „Und wo ist er jetzt?“, fragte Fräulein Rosinski. „Ist er weggeflogen?“ Xander ließ den Kopf hängen. „Er ist also nicht weggeflogen“, sagte Fräulein Rosinski. „Nein. Ich hab ihn zerbrochen.“ „Schade, dass wir uns nicht früher begegnet sind“, sagte Fräulein Rosinski und blickte zu dem gläsernen Vogel hinauf. „Vorige Woche hat er noch einen Zwillingsbruder gehabt. Der ist mir beim Staubwischen heruntergefallen. Man soll nicht zu reinlich sein, wenn man mit einem gläsernen Vogel umgeht.“ „Ich bin zu neugierig gewesen“, sagte Xander leise. Fräulein Rosinski nahm zwei Dosen aus dem Regal – eine blaue und eine weiße. In der weißen war Musik – eine zarte Melodie, als ob silberne Hämmer auf Glas schlügen. In der blauen waren Schokoladenplätzchen. Winzige Schokoladenplätzchen, die jemand für Elfen gemacht haben musste. In Xanders Jungenhand war Platz für alle – aber er durfte nur immer eins nehmen. „Die sind für Mädchen“, sagte er. „Darf ich noch einen Lebkuchen haben?“ Einen Lebkuchen bekam er nicht, weil keine mehr da waren, aber einen Ingwerkeks. „Er brennt ein wenig“, warnte Fräulein Rosinski ihn. „Fast wie schlechtes Gewissen.“ Schlechtes Gewissen im Mund war ein komisches Gefühl – und plötzlich sah Xander die Splitter des gläsernen Vogels auf dem Speicher liegen. „Ich muss es meiner Mutter erzählen“, sagte er. Fräulein Rosinski kramte in einer Schublade und gab ihm eine kleine rote Lackdose. „Da tust du die Splitter
„Danke für alles“, sagte Xander. „Auf Wiedersehen!“ Als er draußen stand, kam ihm die Paradiesgasse ganz verzaubert vor. Kaum wusste er noch die Richtung und er machte einen Umweg über den Bärengraben. Einen Augenblick schaute er zur Ladentür der Bärengruberin hinein – und das Glockenspiel läutete in lauter verschiedenen Tönen. „Sie heißt Fräulein Rosinski!“, rief er der Bärengruberin zu, die gerade einen alten Rauschgoldengel einwickelte. „Natürlich, Fräulein Rosinski“, sagte sie. „Wie ich das bloß vergessen konnte!“ Und Xander ging weiter – an der Bäckerei vorbei und zur Brunnenfigur. Noch immer hatte sie ein Gespenstergesicht mit dunklen Augenhöhlen; denn noch immer fiel Neonlicht aus dem Laden. Was Xander seiner Mutter erzählte, blieb ein Geheimnis. Doch am Weihnachtsabend schwebte eine kleine rote Lackdose über den Eiszapfen und Strohsternen. Lautlos schwang sie hin und her. War es die Kerzenwärme, die die Lackdose schwingen ließ? War es ein Luftzug vom Fenster her? Es konnte auch das Herz des gläsernen Vogels sein, das noch immer klopfte und pochte.
Susanne Klein (Hrg.): Warten auf Weihnachten. 24 Geschichten bis zum Heiligabend. Hamburg: Verlag Friedrich Oetinger 2003
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Buchtipp: Albero, die Farben Andalusiens
Die Farben Andalusiens, wunderbar eingefangen, in Bild, Wort und Aquarellen. Zu jeder Farbe gibt es ein Foto mit typischen Fliesenmustern dieser Farbe, Texte in 3 Sprachen (französisch, spanisch, englisch), und dazu Aquarelle, die genau das andalusische Licht und die entsprechenden Farben einfängt. Ein wunderbares Geschenk aus der 2. Heimat
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80 Seiten
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33 Aquarelle
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17 Fotos
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Texte in 3 Sprachen
Verantwortlich für die Texte und Übersetzungen ist Ramon Martí Solano aus Algeciras, Professor an der Universität Limoges. Die Aquarelle stammen von Ghislaine Feroux, die Fotos von Jean-Paul Parant.
Zu bestellen direkt über die webseite: http://www.aquarellesferoux.fr/commandeA.htm Ramon spricht perfekt deutsch und kommt immer wieder nach Algeicras.
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Ausflug nach Valencia Neujahr und die Heiligen Drei Könige typisch spanisch feiern:
Magische Tage und Nächte in Valencia Wer um den Jahreswechsel das milde Klima und die vielen städtebaulichen und kulturellen Attraktionen von Valencia genießt, sollte es nicht versäumen, am 5. Januar einen Abstecher in das Landesinnere der Autonomiegemeinschaft nach Alcoy zu machen. Dort findet bereits seit 1885 der Umzug der Heiligen Drei Könige statt, der älteste seiner Art in ganz Spanien. Die Valencianer pflegen ihr Brauchtum mit besonderer Hingabe. Wer die Stadt zur Zeit der magischen Nächte zwischen Weihnachten und dem Fest der Heiligen Drei Könige besucht, kann die unverfälschten Traditionen hautnah erleben. Die letzte Nacht des Jahres verbringt man auch in Valencia traditionell bei einem ausgiebigen Essen zuhause oder in einem guten Restaurant im Kreise der Familie. Kurz vor Mitternacht wird es ganz still; alle warten gespannt auf die zwölf Glockenschläge, die den Countdown zum Neuen Jahr vertonen. Mit jedem Glockenschlag muss eine Weintraube gegessen werden – was man sich dabei wünscht, geht in Erfüllung. Am 1. Januar um 14 Uhr begrüßt man das Neue Jahr mit einer für Valencia typischen „Mascletà“, einem ohrenbetäubenden Tagfeuerwerk.
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Magische Nacht
Roscón de Reyes
Die magischste Nacht des Jahres – zumindest für die Kinder – ist die vom 5. auf den 6. Januar. Am 5. Januar nämlich ziehen die Heiligen Drei Könige in die Stadt ein. Der sehnlichst erwartete Umzug dieser Hoheiten führt durch die Hauptstraßen und endet vor dem Sitz des Stadtoberhauptes auf der Plaza del Ayuntamiento. Dass die drei Heiligen bei den Kleinen so beliebt sind, liegt auch daran, dass sie auf ihrem Weg Unmengen von Bonbons verteilen. In dieser Nacht schlafen die meisten Kinder nur wenig: Sie fiebern dem Morgen entgegen, denn da gibt es die heiß ersehnten Geschenke, die – nicht wie bei uns an Weihnachten – von den Heiligen Drei Königen gebracht werden.
Der 6. Januar ist in Spanien einer der höchsten Feiertage des Jahres. Traditionell gibt es neben Süßem für die Kinder den „Roscón de Reyes“ („Königskranz“), einen Kranzkuchen aus Hefeteig, der nur für dieses Fest gebacken wird. Darin versteckt sind jeweils ein Porzellanfigürchen und eine Bohne, die keinesfalls verzehrt werden darf. Die Tradition besagt, dass derjenige, der die Bohne in seinem Kuchenstück findet, den Kuchen für alle Gäste bezahlen muss. Wer das Glück hat, die kleine Porzellanfigur zu finden, wird zum „König“ gekrönt und darf sich den ganzen Tag lang von allen feiern lassen. Informationen über die Stadt Valencia und Buchungsmöglichkeiten: www.turisvalencia.es; Valencia in Facebook: VivaValencia.
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Winter in Spanien: Sierra Nevada
Mildes Klima, zahlreiche Sonnenstunden, ausgedehnte Strandspaziergänge: das lockt viele in den Süden Spaniens, um hier zu „überwintern“. Doch man muss dabei nicht ganz dem Schneevergnügen entsagen. Unweit vom Strand liegt die Sierra Nevada, ein wunderbares Skigebiet, mit einzigartigem Bick auf das Meer. Das Gebirge, in das sich die Mauren von Al-Andalus verliebten, liefert den Hintergrund für einen der schönsten Eindrücke von Granada. Im Mittelalter wurde es ‘Sierra del Sol’ genannt. Zwischen seinen schneebedeckten Gipfeln, Flüssen und Wäldern zeigt sich die Natur in ihrem ganzen Glanz. Bezaubernde Dörfer liegen zwischen der prächtigen Stadt Granada und dem beeindruckenden Gebirge der Sierra Nevada. Der gleichnamige National-park weist das größte Pflanzenvorkommen Europas auf. Heute ist die moderne Ski-Station Sierra Nevada die Haupt-Skistation Südeuropas. Ein Paradies für Schneeliebhaber und der ideale Ort für den Wintersport, da es sowohl Schnee als auch Sonnenschein im Übermaß gibt. Nur 25 Minuten mit dem Auto von Granada entfernt liegt die Skistation der Sierra Nevada in der Gemeinde Monachil, die ein internationaler Treffpunkt für Skibegeisterte ist, was Jahrgang 3, Ausgabe 25
sich auch an den zahlreichen Wettkämpfen, die hier ausgetragen werden, ablesen lässt. Das Skigebiet, dessen Höhenunterschied 1.200m beträgt, verfügt über eine Gesamtanzahl von 87 Pisten mit rund 90 km Länge. Sie verteilen sich zwischen 2.100m und 3.300m Höhe auf sechs Zonen: Veleta, Laguna de las Yeguas, Borreguiles, Loma Dílar, Parador und Río. Die längste Strecke, die „Pista del Águila“ ist fast 6 km lang. Anfänger können sich auf 11 grünen und 35 blauen Pisten vergnü ge n. F ort ges c h ri t t en e und Profis können ihre Fähigkeiten auf 35 roten und 5 schwarzen Pisten erproben. Der mit neuen Hindernissen und mehr Sicherheit ausgestattete Schneepark „Sulayr“ ist für Snowboarder und FreestyleSkifahrer das geeignete Trainingsgelände. Im Schneepark kann auch Parallelslalom praktiziert werden, oder Schneeschuhe gemietet werden. Winter 2011
Selbst Langläufer kommen mit einer gespurten Strecke von 4 km in der Skistation Sierra Nevada auf ihre Kosten. Zahlreiche Skischulen bieten Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse an. Für Skifahrer mit Handicap gibt es praktische Führungen. Das enorme Angebot an Sportarten und Aktivitäten im Schnee tagsüber wird durch nächtliche Vergnügungen ergänzt: nächtliche Skiabfahrten, Tapas und Drinks, die direkt an der Piste angeboten werden, Konzerte, Restaurants und Diskotheken etc. Viele Vorteile für den Besucher in Form von individueller Betreuung und Vergünstigungen bei der Anmietung von Ausrüstungen bietet die Mitgliedskarte „Sierra Nevada Club”. Die Club-Mitglieder werden auch kostenlos konstant über den Zustand der Skipisten per SMS informiert. www.sierranevada.es/Club
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Katalonien: Cap de Creus “Hier tobt die tramuntana und nicht der Ballermann:”
CAP DE CREUS—die wildeste Ecke der wilden Küste Autor: Jürgen Brauerhoch Wer Spanien hört, denkt heute zuallererst an die Kanaren und Balearen, allen voran Mallorca, wo die Touristenzahlen (und die Preise für Grundstücke und Häuser) in den Himmel wachsen. Daran hat auch die mehrjährige Werbekampagne für das „andere Spanien“ nichts ändern können. Doch auch dieses gibt es gleich hinter Frankreich, der Côte Vermeille mit ihren berühmten „Malerorten“ wie Collioure und Banyules fängt es an. Noch in den 70er Jahren war dieser Beginn der Costa brava ein einmalig schöner Landstrich, nahe daran, genauso verbaut und überlaufen zu werden wie später die Costa de Sol mit ihren Bettenburgen. Inzwischen ist „Costa Brava“ kein touristisches Reizwort mehr. Wer sie kennt, vor allem ihren dramatischen „Einstieg“ von der französischen Grenze bis kurz vor Roses, wo sich die Appartmenthäuser wieder auftürmen, ist von ganzem Herzen dankbar dafür, daß sie sozusagen aus der Mode gekommen ist. „Catalunya no es Espanya“ Die nördliche Costa Brava und ihr absoluter Höhepunkt – das Cap de Creus – gehört (wie übrigens auch Mallorca!) zu Katalonien, das seit 1979 – von Madrid weitgehend unabhängig – von der „Generalitat“ in Barcelona verwaltet wird und seine Eigenarten manchmal geradezu verbissen herausstreicht, allem voran in der Sprache. Hier wird Catalá und nicht Castellano (meint: spanisch!) gesprochen. Alles Amtliche bis zur Rechnung der (spanischen!) Telefónica wird zweisprachig dargestellt bis hin zu den Orts- und Straßenschildern. So haben es die Katalanen (davon gibt es immerhin 6 Mio, also etwa so viele wie Schweizer) sogar
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geschafft, daß in den Computern der Bahn weder Figu era s n o ch Gerona, sondern nur noch die katalanischen Bezeichnungen Figueres und Girona gespeichert sind. Das muß man wissen, wenn man eine Fahrkarte kauft, z.B. für das komfortable „Trenhotel Pablo Casals“, das jede zweite Nacht als reiner Schlafwagenzug zwischen Zürich und Barcelona verkehrt. Kurz vor Perpignan schält sich der Riegel der Pyrenäen aus dem Dunst, und jedesmal muß ich an das das köstliche Buch des portugiesischen Nobelpreisträgers Saramago „Das steinerne Floß“ denken, der die iberische Halbinsel hier von Europa abtrennt und als richtige Insel um die eigene Achse rotieren läßt! Port Bou Weniger gute Gedanken überfallen mich bei der Einfahrt in die spanische Grenzstation Port Bou. Wie muß es den Emigranten aus dem „dritten
Reich“ zumute gewesen sein, die in dieser riesigen, irgendwie unmenschlichen Halle auf die Weiterfahrt gewartet haben, nachdem sie die strapaziöse Flucht durchs Gebirge aus dem deutsch kontrollierten Südfrankreich geschafft hatten. Für den Philosoph und Schriftsteller Walter Benjamin war Port Bou Endstation. Er setzte seinem, wie er meinte, aussichtslosen Leben hier ein Ende. Eine würdige Gedenkstätte direkt überm Meer erinnert daran. Zum Glück lenkt die geradezu abenteuerliche Auto-Fahrt entlang der hier wildesten Costa Brava über steile Gebirgspässe, immer wieder das tiefblaue Meer vor Augen, von dumpfen Gedanken ab, verlangt volle Aufmerksamkeit in ihren hunderten von Kurven und Kehren, bis man, vorbei an einigen wenigen Badestränden, das noch einigermaßen erhaltene El Port de la Selva erreicht. Hier beginnt nach einem café con lêche, der noch immer ein bis zwei Euro kostet, frisch gemahlen und gebrüht, die Fahrt ins Innere, hinauf auf die Nordseite durch selbst im Spätsommer noch tiefgrüne Pinienhaine und auf der Südseite durch kahlen Fels wieder ans Meer hinunter nach Cadaques. Residentenkurier
„Fin del mundo“ Pächter ist, was an diesem rauhen Platz kaum verwundert, ein irischer Globetrotter, der sich hier gleich wie zuhause fühlte. Auf silberner Schale präsentiert er Fangfrisches mit geröteten Kiemen, aber auch ein hervorragendes Steak „fin del mundo“, das hier am Ende Europas, Afrika gegenüber, zu einem der sauberen Negros oder Rosados aus der Emporda – dem Hinterland der Costa Brava – besonders gut schmeckt.In einem der wenigen Katalonien-Führer steht, daß diese Costa brava es verdient hätte „wiederentdeckt“ zu werden. Hoffentlich wird sie es nicht! juergen.brauerhoch@web.de Dieser authentische Fischerort, durch Dali berühmt geworden, hat es fertig gebracht, trotz saisonalem Rummel heimelig und malerisch zu bleiben, vor allem wohl deshalb, weil die sich zur beherrschenden Kirche hinaufziehenden „Santa Maria“Gäßchen zu eng für Autos und die Badestrände dünn gesät sind. „Fin del mundo“ – tramuntana umfegt Kurz vor der Einfahrt nach Cadaques taucht zum ersten Mal der Name „ C a p d e Cr eu s“ a u f e i n e m Hinweisschild auf … und nun beginnt, oberhalb von Port Lligat, wo im Wohnhaus von Salvador Dali inzwischen ein Museum eingerichtet wurde, eine Fahrt wie über den Mond! Da kann man noch so oft gelesen haben, daß dieser östlichste Vorsprung Spaniens vulkanischen Ursprungs ist, daß sich hier die zerwühlten Ausläufer der Pyrenäen ins Mittelmeer stürzen … immer wieder erlebt man die gleiche Faszination: zwischen zerfurchtem Schiefer- und Granitgestein plötzlich hochgetürmte, gleißend-weiße Felsbrocken, wie von Zyklopen verstreut, dazwischen sanfte Mulden mit all’ den duftenden Kräutern, die auch wir inzwischen für die „mediterrane Küche“ entdeckt haben . D azu atemberauben de Ausblicke auf das hier meist wild Jahrgang 3, Ausgabe 25
schäumende Meer bis zur Rundung des von der Seefahrt seit jeher gefürchteten „Golf de Lion“ – vor allem, wenn die hier heimische „tramuntana“ bläst. Diese zu Recht weiblich betitelte Furie, eine verwegene Schwester des ihr gegenüber fast zahmen Mistral, wütet meist mehrere Tage, jagt die Stühle über die Terrassen und schaukelt die Wellen auf mehrere Meter hoch. Und da das Meer an diesem östlichsten Punkt der iberischen Halbinsel selbst im Hochsommer kaum über 23°C kommt, der Sturm aber von den Pyrenäen herunter übers Meer peitscht, ist echtes „südländisches“ Badewetter hier eher selten, es sei denn, man entdeckt eine der steil eingeschnittenen Sand- und Kiesbuchten im Windschatten. Zum Aufwärmen oder Aufatmen nach dem Sturmgebraus steht neben dem Leuchtturm ein Wirtshaus, das eher an einen verlassenen mexikanischen Bahnhof erinnert. Auf dessen windstiller Seite sitzt man genüßlich in der Sonne und schaut übers glitzernde Meer auf die Buchten, in denen Dalis Gala gern junge Fischer verführte, während auf der anderen Seite „die Fetzen fliegen“.
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Fotos: Spain-info, wikimedia, Interessante Links: http://cataloniavisit.com/tag/cap-de-creus/ http://www.girona.cat/turisme
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Urbanisation in Chiclana Die endlose Geschichte....
Seit der Bebauungsplan von Chiclana vollkommen abgelehnt wurde, herrscht komplettes Chaos in der Stadt, denn im Grunde dürfte alles, was nach 1987 gebaut wurde, offiziell nicht vorhanden sein, man müßte „tabula rasa“ machen, alles abreissen, neu planen, und dann erst neu bauen. Aber bei über 30.000 illegal gebauten Häusern (deren Besitzer meist davon ausgingen, dass– wie ihnen von Promotoren, Notaren, Anwälten etc. versichert, worden war, alles völlig legal wäre, ist es nun mal nicht einfach, im Nachhinein alles zufriedenstellend zu regeln. Kreative Ideen sind gefragt, und da zeigt sich Chiclana besonders einfallsreich, wie man die leeren Kassen der Stadt ganz einfach füllen könne, eine perfide Idee, die schnell Schule machen könnte.
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statuiert, um zu sehen, wie gut sich die Methode eignet, den Stadtsäckel zu füllen? Und vor allem: selbst wenn diese Strafe bezahlt werden sollte, ist damit das Haus dann auf einmal LEGAL? Was, wenn sich später herausstellt, dass es nach dem x-ten Plan nun doch in einem Bereich liegt, in dem eine Schule, ein Park oder eine Straße gebaut werden muss? Und auf einmal von offizieller Stelle doch der Abriss gefordert wird?
ndrea Müller ( Name von der Redaktion geändert) staunte nicht schlecht, als ihr ein Bescheid der Stadt Chiclana ins Haus flatterte: sie habe eine Strafe von fast 30.000 € nachzuzahlen für ihr Haus, weil es zum Zeitpunkt des Kaufes „unter Wert“ gekauft wurde. Man schätzt einfach den eigentlichen Wert, und legt 7% Strafzahlung fest auf den angenommenen Wert des Hauses. Ein idealer Freibrief für die Stadt, Gelder einzutreiben, denn niemand kann den damaligen, tatsächlichen Wert eruieren. Andererseits war es gängige Praxis, dass Häuser unter Wert verbrieft wurden, um Steuern zu sparen. Die Differenz wurde meist „in bar“ bezahlt, es gibt daher keinen Nachweis. Und selbst wenn, müßten die Käufer eingestehen, dass sie einen Teil „schwarz“ bezahlt haben. Jetzt kommt dafür der Bumerang, gegen den sich niemand wehren kann. Das einstige „Schnäppchen“ wird schnell zum Alptraum.-
Noch steht nicht fest, warum es gerade Andrea Müller getroffen hat., Hat sie vielleicht Ärger mit Nachbarn, die sie irgenwie „angeschwärzt“ haben, vielleicht ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung? Oder geht man in der Stadt systematisch vor, entweder nach Baujahr, oder nach Baugebiet? Könnte es sein, dass man diese Methode zunächst vor allem bei Ausländern erprobt? Wird hier zunächst einmal ein Exemple
Andrea Müller hat zumindest den „real estates agent“ genannt, der ihr damals zur Unterverbriefung geraten hatte: Guillermo Perinan. Hat sich die Stadt vielleicht auf seine Kunden eingeschossen? Oder muss Frau Müller befürchten, am Ende noch von ihm wegen „Verleumdung“ verklagt zu werden? Es bleibt also spannend in Chiclana, aber auch in ganz Spanien, wo es ähnliche Problemgebiete gibt. Beatrice Hohler
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Residentenkurier
Deutsche und Schweizerische Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz e.V. Die Deutsche und Schweizerische Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz e.V. hat sich seit über 35 Jahren darauf spezialisiert, Kaufinteressenten, die ihr hart erarbeitetes Geld im Süden anlegen wollen, vor Abzockern, Fiskus und Dunkelmännern zu schützen. Es ist ein unabhängiger Verbraucherschutz-Verband, bei dem jeder Mitglied werden kann, auch wenn man bereits eine Immobilie erworben hat, aber immer wieder Fragen oder auch Probleme damit hat. Ganz gleich ob es dabei um Rechts-und Steuerfragen, Eigentümergemeinschaften, oder eben auch Legalisierung von „Schwarzbauten“ geht, der Verband hilft weiter. Gründer Werner Steuber hat verschiedene Fachbücher dazu verfasst.
Steuern bei Auslandswohnsitz (aus dem Büchlein: „Ruhestand im Süden,“ von der Redaktion etwas zusammengefasst)) Die allgemeine Altersrente der Sozialversicherung, die heute von der deutschen Rentenversicherung bezahlt wird (früher BfA oder LVA), wird in Deutschland „nachgelagert“ besteuert, d.h. die Beiträge zur Rentenversicherung sind steuerfrei gestellt, dafür werden die Renten versteuert. Dieses Prinzip wird schrittweise umgesetzt. In etwa 10 Jahren werden die Renten dann voll versteuert. Für deutsche Rentner mit Wohnistz im Ausland gilt für die Besteuerungshoheit zunächst ein Doppelbesteuerungsabkommen, falls eines vorhanden. Danach hat nur der Wohnsitzstaat das Recht, Renten zu besteuern. Nach Wohnsitzwechsel ins Ausland ist die Rente in Deutschland nicht mehr steuerpflichtig, sondern nur im Wohnsitzstaat. I.d.R. interessiert sich der Wohnsitzstaat aber nicht für die Renteneinkünfte von zugezogenen EU-Rentnern, obwohl er Steuerhoheit hätte. (das könnte sich in der jetztigen Krise sehr schnell ändern, Anmr. der Redaktion). Die Erfahrung zeigt, dass kaum jemand in südlichen Ländern von der örtlichen Steuerbehörde aufgefordert wurde, eine Steuererklärung abzugeben. Es muss also nur, jedenfalls im Verhältnis zur deutschen Rentenversicherung und zum deutschen Fiskus, dargetan werden, dass der Wohnsitz ins Ausland verlegt wurde. Hierzu bedarf es im Prinizip nur der Anmeldung bei
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der ausländischen Heimatgemeinde. Es kommt jedenfalls immer auf die tatsächlichen Verhältnisse an, nicht auf die aktenmäßig erfassten Zustände. D.h. z.B. dass sich der deutsche Rentner im südlichen Ausland nicht noch steuerlich dort anmelden muss, es sei denn, er würde irgendeiner selbstständigen oder unselbständigen Arbeit nachgehen. Der deutsche Fiskus kann keinen Nachweis der ausländischen Steuerzahlung verlangen. Wenn de facto der Wohnsitz und Lebensmittelpunkt im Ausland liegt, ist man zwar noch mit Einkünften aus Deutschland steuerpflichtig, nicht aber mit den Renten. Dies gilt jedoch nicht für Beamte: ihre Pensionen sind immer steuerpflichtig in Deutschland, selbst wenn sie den Wohnsitz auf den Norpol oder anderen Planeten verlegen. Entsprechendes gilt für Mieteinkünfte aus Deutschland. Sie unterliegen dem OECD-Muster-Doppelbesteuerungsabkommen und sind demnach stets im Belegenheitsstaat steuerpflichtig, also dort, wo die Immobilien liegen. Wer also als Rentner in Spanien noch Mieten aus Deutschland bezieht, der muss diese in Deutschland versteuern. Sollte er vom ausländischen Finanzamt aufgefordert werden, nachzuweisen, wovon er lebt, so kann er dann angeben, dass er Mieteinkünfte aus Deutschland hat, und diese in Deutschland versteuert werden, aber im jeweiligen Wohnsitzstaat gemäß DBA nicht steuerpflichtig sind. Kapitaleinkünfte: Bei Auslandswohnsitz gilt nicht mehr die deutsche Regelung (Abgeltungssteuer 25%), sondern nur noch das
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Steuergesetz des Wohnsitzstaates. Kapitalerträge werden von den Banken netto ausbezahlt, wenn der Kontoinhaberzinsberechtigte seinen Wohnsitz im Ausland hat. Allerdings wird im Rahmen der EU an das ausländische Finanzamt gemeldet, dass bei einem deutschen Bankinstitut Wertpapiere liegen, die Zinsen bringen. (Bisher) werden im Südlichen Ausland Steuerdelikte nur selten, oder erst ab bestimmten Größen verfolgt. In Spanien liegt die Strafbarkeit wegen Steuerhinterziehung bei 90.000 € pro Jahr und Steuerart. Hinterziehungen unter diesem Betrag gelten allenfalls als Ordnungswidrigkeit, bei der gegebenenfalls die Steuer nachgefordert wird. Fazit: Wer seinen Wohnsitz in einem südeuropäischen Staat hat, ist dort auch mit seinen Kapitaleinkünften steuerpflichtig! (auch wenn sich der ö r t li c he F is k u s s el t en d a f ü r interessiert), aber man bleibt steuerpflichtig und kann dafür auch später noch belangt werden, gegebenenfalls mit Strafzahlungen. Buchbestellung und Mitgliedschaft unter: www.schutzgemeinschaft-ev.de Büro Torremolinos/Costa 0034– 952 38 90 75
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Stützpunkt Conil/Costa del la LUZ: Tel: 0034– 606 54 60 65 Internet: http://ww.schutzgemeinschaft-ev.de
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Kniffel-Schach Schachprobleme als kriminalistische Denksportaufgaben: Kniffel-Schach ist eine Besonderheit unter den Schachrätseln. Dabei geht es nicht darum, jemanden in einigen Zügen schachmatt zu setzen. Man muss mit Phantasie, logischem Denken und Kombinationsgabe vergangene Züge rekonstruieren, unbekannte Schachfiguren ermitteln etc. Der Autor PETER KRYSTUFEK stellt uns hier wieder eine Denksportaufgabe, ideal, um sie alleine oder in Gruppen zu lösen. Alle denkbaren Fragestellungen sind erlaubt. Die Rätsel werden bewusst künstlich konstruiert, sind aber streng legal und können mit Computern (noch) nicht gelöst werden. Lösung im nächsten Heft ....
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Residentenkurier
Lösung vom letzten Mal LÖSUNG Nr. 101 ************48086876
Der schwarze f-Bauer (jetzt auf g3) hat den wL geschlagen, der weiße g-Bauer (jetzt auf h6) den sT. Zuletzt wBh3xg4 ist unmöglich aufgrund Mangel an Schlagobjekten. – Insbesondere könnte der jetzige wBh6 nicht von h2 stammen, denn dann hätte der schwarze h-Bauer (jetzt auf h4) um den weißen hBauern herummarschieren müssen, was schlagfallmäßig nicht machbar ist. Aus analogem Grund ginge auch nicht (zuletzt) wB g-Linie x f- oder hLinie bzw. wBh7-h8. Daraus folgt: Der schwarze bBauer ist vom Brett gefallen! Dieser konnte (einst) nicht umgewandelt haben, da hierzu der wL hätte geschlagen werden müssen und sich dann dadurch die restliche Bauernkonstellation nicht mehr legal erklären ließe. – Illegal wäre zuletzt sBb5-b4, ebenso sBb7b6/b5+ bzw. sBb6-b5+ (weil beide sT bereits hinausgezogen waren). Also: sBb3 mit zuletzt b4-b3. _________________________________
Peter Krystufek Tel./TAB/Fax: (07152) 27170 e-Mail: PeterKrystufek@aol.com Internet: www.kniffel-schach.de
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Küstenzug zwischen Malaga und Algeciras: Sieg fürs Hinterland Da werden große Worte geschwungen von der Vernachlässigung der Infrastruktur einer der wichtigsten Touristenregionen, natürlich auch von den enttäuschten wirtschaftlichen Erwartungen. Da ist von entgangenen Arbeitsplätzen die Rede, die nun nach Adam Riese den andalusischen Bergdörfern zugute kommen, die keine Tourismus-Magneten sind und es eigentlich nötiger haben. . Lieber bessere Autobusverbindungen an der Küste schaffen
Autorin Dr. Gabriele Hefele
Küstenzug: Sieg fürs Hinterland Großes Wehklagen setzte kürzlich ein bei den spanischen Küsten-Gemeinden in der Provinz Málaga, als die Europäische Union dem Küstenzug zwischen Málaga und Algeciras eine Absage erteilte. Stattdessen soll die vorhandene Trasse von Algeciras über Bobadilla, Ronda, ausgebaut und eine Anbindung von da nach Sevilla geschaffen werden. Ausgebaut wird bereits jetzt schon die auch vorhandene Strecke von Granada nach Almeria, die Anbindung nach Sevilla soll außerdem kommen. Betrachtet man die Landkarte, so klingt das alles sehr sinnvoll. Der Haken aus Sicht der Gemeindevertreter von Málaga, Marbella, Estepona, Manilva, Benahavis, Casares, Mijas, Fuengirola, Torremolinos: Nun gibt es kein neuerliches Sprudeln von EU-Fördergeldern zu diesem Zweck an der Costa del Sol. Die Bürgermeister/ innen der genannten Gemeinden gucken sozusagen bildlich in die Röhre, die sie sonst zahlreich an der Küste entlang für die Zugtunnels gebaut hätten. Die „Mancomunidad“, die Gemeinschaft der Küstengemeinden, will weiterhin fordern, dass ein Zug die Küste entlang fährt. Página 16
Was aber sagen die Residenten dazu, deren Gelder neben dem Tourismus fast die einzige Einnahmequelle im Moment für Andalusien ist, die schon den Baulärm der Autobahn und der vierspurigen Carretera ertragen mussten sowie für viele bombastische, jetzt leerstehende Bauruinen und ihren überflüssigen breiten Avenidas dorthin, brutal enteignet wurden? Unsere spontanen Umfragen ergaben folgende Kommentare:
Karin Brehmer, Marbella-Nueva Andalucia. „Schon als ich 1967 hier an die Costa del Sol kam, gab es das Gerücht eines geplanten Küstenzuges. Aber damals wie heute frage ich mich: wo soll der denn entlang gehen? Solle er die Strände entlang fahren und diese beeinträchtigen wie an der Riviera? Dann stehen da all die neuen Urbanisationen. Soll er da durch gehen oder dahinter im Land durch und über die Berge? Ich weiß, dass der Bahnhof in Nueva Andalucia gegenüber dem Corte Ingles auf der Bergseite der A7 geplant gewesen wäre: Wie wäre man denn von dort weg gekommen? Doch wieder über die Autobusse?“
Friederike Dohrmann, Fincabesitzern mit Reittourenbetrieb bei Casares: „Aus meiner Sicht muss kein Küstenzug sein. Was hat man nicht schon alles kaputt gemacht im Umland. Das wäre ja mit den vielen Tunnels erst einmal wieder eine Dauerbaustelle geworden, und Spanien ist schon Baustelle genug. Dringend notwendiger wäre es, wenn endlich der Tunnel in San Pedro fertig gebaut würde. Diese Baustelle würgt eine ganze Stadt ab - und wenn man nicht einmal diesen Tunnel schafft.“
Ebba Douglas Hill, Estepona, Mitglied des dortigen neuen „Weisenrates“: „Es ist doch Wahnsinn, einen Zug hier an der Küste durchzuführen! Einige meiner einheimischen Kollegen im Weisenrat werden mich jetzt fast „lynchen“, aber das ist meine Meinung. Das alles kann man doch viel besser mit guten Autobusverbindungen lösen. Die sind übrigens katastrophal und da muss was getan werden. Wie oft musste ich schon Bekannte von der Bushaltestelle zuhause abholen, weil der Bus an Residentenkurier
Neues Buch: Was macht die Kuh im Swimmingpool? ihnen einfach vorbei fuhr! Mehr Tourismus nach Estepona könnten wir zum Beispiel viel besser über die neuen 5.000 Jahre alten Ausgrabungen und deren Präsentation holen.“
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Helga Ana Hurtado, Manilva-Dorf: „ Ich finde es besser, wenn der Zug nicht durch unser Campo fährt. Sie haben doch schon so ziemlich alles durch die Bauerei an der Küste kaputt gemacht. Aber die Autobusse sollten dafür häufiger fahren. Gerade haben sie mir in Manilva den 09.15-Uhr-Bus einfach gekappt, ohne Information vorab übrigens, der mich zur Küste runter brachte.“
Doris de Monchy, San EnriqueSotogrande: „So ein Nonsens, hier an der Küste wieder Tunnel ausgraben zu wollen. Ich finde es gut, dass der Zug über Ronda und die Bergdörfer fährt, dann haben die auch etwas davon. Spanien hat im übrigen meiner Meinung nach andere Probleme, als Geld für diesen Küstenzug hinaus zu schmeißen.“
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Dr. Gabriele Hefele Tel. +34 952 89 3054 Fax +34 952 89 3156 gh@BioRanch.com www.BioRanch.com Schon meine neuen Artikel gelesen unter: http://pagewizz.com/autoren/Arlequina/ http://hefele-gabriele-dr.suite101.de Oder mein neues Buch: "Wie der Herr, so´s G´scherr - Die Streiche meiner Tiere" 128 S. 12,95€ *führt jede Buchhandlung,Amazon oder direktwww.bod.de*
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Jenseits von Andalusien Der Junge von der Hühnerfarm
Ein Andalusier ist mit 16 Jahren nach Deutschland ausgewandert, um in der Gastronomie zu arbeiten. Mit 60 Jahren kehrt er als Rentner nach Andalusien zurück und erzählt uns seine Geschichte. Gerade weil er beide Mentalitäten und Kulturen kennt, sind seine Erfahrungen für uns Residenten sehr interessant. Hier Teil 21 (die vorherigen Kapitel sind in den jeweiligen Ausgaben im Archiv) diesem Sommer 3 Monate lang jede Woche eine Stunde Spanisch bei einem Privatlehrer.
Mein Leben verlief nach außen hin wie bisher. Meine erste Amthandlung als allein stehender Vater war, meinen Sohn Manuel einzuschulen. Es war für alle fürchterlich. Überall waren Mütter und Väter, nur wir beide waren allein! Es tat so weh! Dann spielte sich so etwas wie Routine in unser Leben ein. Mein Sohn Manuel ging also vormittags in die Schule, nachmittags war ich da und abends ab 18h wenn ich zu meiner 2. Schicht im Restaurant musste kam das Kindermädchen. Alles war geregelt aber mein Leben war öde und leer. So ging es monatelang. Doris half mir viel – sie unterstützte mich bei der Arbeit und ging inzwischen bei uns ein und aus. Langsam ging es mir besser. Dann bekam auch noch das Kindermädchen eine bessere Stelle wo sie mehr Geld verdienen konnte, so kam Doris immer öfter um zu helfen…. und zog nach Monaten (erst mal probeweise) bei mir ein. Wir wurden eine richtige kleine Familie, sie kam auch mit Manuel gut zurecht, aber einer fehlte… Mein kleiner Sohn Christian war glücklich bei seiner Oma in Spanien und ich rief ihn so oft es ging an. Nach ein paar Wochen bemerkte ich wie sein Deutsch immer weniger wurde und er mit mir nur noch spanisch sprach. So ging die Saison 1978 ganz schnell vorbei und es kam der Tag an dem wir Christian wieder aus Spanien nach Hause holen wollten. Doris war da und wollte auch bleiben, also was lag näher als auch das jüngste Mitglied wieder dazu zu holen. Damit auch sie Christian würde verstehen können, lernte sie in
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Endlich war es soweit, im November 78 machten wir uns mit unserem Auto auf den Weg nach Spanien. 2475km, ich war den Weg lange nicht gefahren und er erschien mir unendlich. Aber dann hatten wir es geschafft und fuhren auf den Platz an dem meine Mutter mit Christian auf uns wartete. Ich war glücklich mein Kind wieder zu sehen, lief auf ihn zu um ihn in den Arm zu nehmen, sagte noch „ hola Christian soy tu padre“, aber er lief ängstlich zu meiner Mutter zurück. Er hatte mich fast ein Jahr nicht gesehen, für ein 3jähriges Kind eine lange Zeit. Da kam mir Manuel zu Hilfe der zu Christian sagte“ komm wir gehen zum Auto wir haben eine Menge Geschenke dabei. Er sprach deutsch mit ihm und ich weiß bis heute nicht warum und ob er ihn verstanden hat, aber Christian ging mit ihm und das Eis war gebrochen. Wir alle hatten eine schöne Zeit in Marchena, meinem Heimatort. Je näher der Abreisetermin jedoch rückte desto trauriger wurde meine Mutter. Fast ein Jahr lang war sie mit Christian zusammen gewesen und hatte ihm die Mutter ersetzt, ihn umsorgt und mit tausenden Küssen und sonstigem verwöhnt. Nun musste sie ihn wieder hergeben. Christian spürte das und fragte sie oft: abuela porque lloras (warum weinst du?). Sie antwortete dann immer: porque me duele la cabeza(weil ich Kopfschmerzen habe) Sie weinte viel in diesen letzten Tagen und macht uns alle traurig, aber die Trennung musste sein. Wir beschlossen nachts zu fahren, das würde evtl. die Sache vereinfachen. Nachts um 4h ging es los. Fast 2 Stunden lang, bis wir
in Cordoba waren, fragte Christian warum seine Oma denn nicht mitfahre. Manuel versuchte es ihm zu erklären und dabei sind sie dann beide eingeschlafen. Ich fuhr und fuhr und fuhr, den Kopf voller Gedanken. Wie geht es weiter mit meinen Kindern und mir? Mein Herz war immer noch schwer beim Gedanken an meine erste Ehe. Ich konnte mir die Gefühle nicht auf Knopfdruck aus dem Herzen reißen. Ist Doris die richtige Frau um eine neue Familie zu gründen, ich hatte sie lieb und ein gutes Gefühl, aber würde es auch Bestand haben? Aber ich dachte, Gott du hast sie mir geschickt und dann ist es sicher richtig. Auch für Doris war die Entscheidung nicht einfach zu treffen, immerhin musste sie drei Männer auf einmal heiraten. So flogen meine Gedanken während der Fahrt umher und nach 3 Tagen waren wir wieder in Bernkastel angekommen. In unserer Wohnung erkannte Christian gleich sein Zimmer und seine Spielsachen wieder und wurde langsam fröhlicher. Eine Woche später ging er zum ersten Mal in den Kindergarten und ab da ging alles besser und er lernte auch ganz schnell die deutsche Sprache wieder. Wir begannen uns ein normales Familienleben aufzubauen. Vater Mutter – Kinder. Fortsetzung folgt....
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Sprachunterricht in Zusammenarbeit mit www.super-spanisch.de Da wir Residenten in Spanien leben, ist es vor allem wichtig, die spanische Sprache gut zu beherrschen. Mit den Kreuzworträtseln stellen wir Ihnen eine unterhaltsame Weise vor, sich im Spanischen zu üben. Sicher gibt es dabei immer wieder neue Wörter zu entdecken und zu lernen. Viele Leser sind mittlerweile treue Fans von Super-spanisch.de geworden. Dort finden Sie Vokalbetrainer, Tandem-partner, Sprachreisen oder können per email täglich in etwa 5 min. neue Wörter und Ausdrücke üben. Hier wieder das beliebte Kreuzworträtsel des Monats. Auflösung wie immer: im nächsten Heft.
Ideal sind auch Sprachreisen in Spanien, selbst für Residenten, die ihre Sprachkenntnisse auffrischen wollen, und gleichzeitig etwas Neues von Spanien kennen lernen wollen. www.lsw-sprachreisen.de/spanisch_lernen.html
Lösungen der letzten Ausgabe. Weitere Rätsel unter www.super-spanisch.de
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Spanische Ortsnamen und ihre Herkunft Was ist Sexi an Almuñécar? – Auf den Spuren spanischer Ortsnamen in Andalusien und anderswo. Das heutige Almuñécar in der Provinz Granada hieß bei den Phöniziern Sexi, und daher nennen sich die „almuñequeros“ auch „sexitanos“. Es gibt wohl keine gesicherten Erkenntnisse, ob sie damit „sexier“ sind als andere Spanier. Solchen und anderen Aspekten geht unser Leser und Autor Erwin Penkert nach, und bietet uns einen Abriss über die Entstehung und Bedeutungen spanischer Ortsnamen.
Fortsetzung vom letzten mal (siehe Archiv) Noch einmal zu einem sehr reinen arabischen Namen: Algeciras, von „aljazira (dschazira) al-khadra‘(die grüne Insel oder Halbinsel)“. Im Arabischen wird oft „jazira“, Insel, auch für Halbinsel verwendet. Der im Emirat Qátar beheimatete Sender „Al-Jazira“ strahlt hauptsächlich für die Arabische „Jazira“, also Halbinsel aus. Eine Eigenart bei spanischen Ortsnamen: es gibt nicht nur „Ableger“ von Städten, die dann deren Namen mit einer Verkleinerungsform wie „-illo“, „-ielo“, „-uelo“ oder leicht abwertend mit „-ejo“ annehmen: Cordobilla de Lácara, Valenzuela (von Valencia), Palenzuela (von Palencia), Plasenzuela (von Plasencia), Segoviela (von Segovia), Toledilla (von Toledo), Madridejos (“Venezuela” ist übrigens nichts anderes als “KleinVenedig”). Es gibt auch ausgesprochene „Kosenamen“ im Diminutiv für Städte-und Ländernamen: Bilbaíto („liebes Bilbao“), Ciudad Realito, ja auch Cubita, Nicaragüita und Chilecito. Im Deutschen haben wir die Koseform „Ländle“ wahlweise für BadenWürttemberg, Vorarlberg oder Liechtenstein. Eine besondere Art von Ortsnamen habe ich bisher übergangen. Wir sind zwar alle Residentes von Cádiz und nicht Wahl-Canarios. Aber die meisten kennen sicher „Canarias“, und ihnen ist vielleicht aufgefallen, daß es auf allen sieben Inseln (ohne Graciosa)
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ungewöhnlich viele Orte gibt, die mit Ta-, Te-, Ti- beginnen: Tacoronte, T a z a c o r t e , T e n e r i f e , Te g u i s e , Timanfaya und viele andere bis hinauf zum Teide. Und wenn wir nun aufs marokkanische Festland gegenüber schauen, finden wir ein ähnliches Schema bei vielen Ortsnamen: Tafraoute, Tafilalt, Taroudant, Tiznit, Tarfaya, Tizi-n-Tichka, Tindouf, Tamanrasset (Algerien) u.a. Die Namen auf den Kanaren stammen von den Ureinwohnern, den Guanchen, und diese gehörten zur gleichen Volksund Sprachgruppe wie die Berber Nordafrikas. Wenn ich diesen Beitrag überschrieb mit „Spanische Ortsnamen in Andalusien und anderswo“, dann auch schon mit einem Auge auf ein anderes Phänomen: Die Namen von kleineren und kleinsten Ortschaften in Spanien, a us d enen nic hst d es t oweni ger geschichtlich bedeutende Männer
hervorgegangen sind (auch wenn einige dort nur Schweinehirten waren!), haben in der Neuen Welt Pendants bei Groß-, wenn nicht sogar Millionenstädten, die zum Teil von ebensolchen Männern gegründet wurden. Ein paar Beispiele: Medellín in der Extremadura, Geburtsstadt des Eroberers von Mexiko, Hernán Cortés, 3000 Einwohner, das kolumbianische Medellín 1,5 Millionen. Trujillo in der Extremadura, Heimat des Conquistadors Francisco Pizarro, keine 10 000 Einwohner, Trujillo in Peru eine halbe Million. Alburquerque, ebenfalls in der Extremadura, 6000, das nach ihm benannt Albuquerque (ohne „r“) in New Mexico 400 000. Desgleichen andere Städte ohne Bezug zu Conquistadoren: Guadalajara in Kastilien 70 000, die zweite Metropole Mexikos nach Mexiko-Stadt, Guadalajara im Bundesstaat Jalisco und dessen Hauptstadt 2,5 Millionen. Cartagena (Murcia) 175 000,
Guggenheim-Museum in Bilbao
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Spanische Ortsnamen und ihre Herkunft Cartagena de Indias (Kolumbien) eine halbe Million. Mérida, die Hauptstadt der Extremadura, 60 000, Mérida im mexikanischen Yucatán zehnmal so viele Einwohner. Guadalupe in der Extremadura 3000, das mexikanische 400 000. Zwei kleine Ortschaften namens Mendoza im Baskenland, in Vizcaya und Álava, haben eine „Tochter“ in Argentinien mit 600 000 Einwohnern. Das andalusische Córdoba – zur Zeit der Kalifen soll es eine Million beherbergt haben – kann sich heute mit 300 000 Seelen nicht mit der zweiten Stadt Argentiniens, Córdoba, mi t 1,3 Mi lli on en mes s e n. Ausnahmen bestätigen die Regel: Die Hauptstadt von Ca stilla-León, Valladolid, steht mit seinen 400 000 gegenüber dem zehnmal kleineren Valladolid im mexikanischen Yucatán nicht schlecht da. Ein Beispiel aus dem Nachbarland: Das Santarém am Tejo hat etwa 25 000 gegenüber dem großen Hafen Santarém am Amazonas (gut zehnmal soviel). Ein Vergleich zwischen dem portugiesischen Portalegre und dem brasilianischen Porto Alegre in Rio Grande do Sul, Hauptstadt der „gaúchos“, verbietet sich, weil das eine „Fröhliches Tor“, das andere „Fröhlicher Hafen“ bedeutet.
Nur bei wenigen ausländischen Namen gibt es eigene Formen wie Venezianer (aber der Großvenediger), Damaszener und nicht „Damaskusser“. Die Ableitungen der Namen von Ländern und R egi onen si nd ent wed er regelmäßig und enden z.B. auf „e“ (Franke, Schwede, Türke) , „-er“ , „ese“ (Chinese, Nepalese) u.ä, oder wir lernen die Ausnahmen und Sonderformen von Kind an und spätestens in der Schule: Es gibt Österreicher, aber keine „Frankreicher“, Engländer, Holländer und Isländer, aber keine Irländer, Schottländer, Finnländer, Rußländer, Lettländer , Estländer, Griechenländer oder gar Deutschländer (und „Deutschländer Würstchen“?, könnte jemand fragen). Wir kennen Dänen und Steirer, aber keine Dänemarker, allenfalls noch Steiermärker. Wir wissen auch, daß auf Sardinien Sarden, auf Korsika Korsen, auf Madagaskar Madegassen und in Mona c o Monega s s en wohnen. Problem für den Ausländer ? Bei den Ortsadjektiven ist es noch simpler: fast immer „-isch“, „-erisch“ oder „nisch“ (österreichisch, schweizerisch, andorranisch).
Chinesische Flagge Zur Person: Erwin Penkert war Botschaftsrat, Dolmetscher für Spanisch und Portugiesisch sowie Arabist (Universitäten Madrid und Tunis): Jetzt ist er allerdings im verdienten Ruhestand und lebt in Conil de la Frontera. Er möchte sich als Landes– und Sprachkenner nützlich machen und ist auch bereit, Residenten zu Behörden, Ärzten, Krankenhäusern etc. zu begleiten. Fragen unter: erwinpenkert@gmx.de
Namensbesonderheiten im Deutschen Ein nicht nur für den Ausländer schwieriges, aber auch faszinierendes Terrain, wenn man den Ursprüngen nachgeht, im Zusammenhang mit den spanischen Ortsnamen, bilden die schon einmal erwähnten „gentilicios“, die deutsch Volksnamen, Ortssubstantive oder –adjektive genannten Ableitungen nach dem Muster Cádiz – gaditano, Sevilla – sevillano, Córdoba – cordobés, Málaga – malagueño, Almería – almeriense, Huelva – onubense, Jaén – u.a. jiennense, Granada – granadino. Im ach so schwierigen Deutschen haben es die Ausländer leichter. Bei Städtenamen haben wir fast immer die Form auf „er“, die gleichzeitig als Adjektiv dient: ein Berliner, der Berliner Bär, ein Kölner, der Kölner Dom, usw. Jahrgang 3, Ausgabe 25
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LETZTE SEITE DER RESIDENTENKURIER Herausgeberin und verantwortliche Redakteurin V.I.S.D.P.
Frohe Weihnachten
Beatrice Hohler Abt-Paulus-Str. 4 94486 Osterhofen Kontakt Spanien: Tel + Fax: 0034- 856 11 52 22 Mov: 0034- 630 70 30 91 residentenkurier@gmail.com Realisierung Internetauftritt Sergio D. Tino Hohler Kontakt: tino.hohler@gmail.com
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