IMPACT

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Ergebnisse aus dem Schwerpunktjahr 2014

GANZHEITLICHE BEWERTUNG UNTERNEHMERISCHER IMPACTS


Begrifflichkeiten

WIRKUNGSKETTEN: Für die Auseinandersetzung mit Wirkungen ist ein Verständnis IMPACT: Derzeit besteht von Wirkungsketten hilfreich. Eine Wirkungskein einheitliches Verkette stellt eine Systematisierung von Aufständnis davon, was „Impact“ wand, Ergebnissen und Wirkungen dar. Im genau beinhaltet, geschweige Rahmen einer IOOI-Analyse bezeichnet Input denn „Impact-Messung“. Der Begriff (I) alle eingesetzten finanziellen, materiellen Impact (dt. Auswirkung, Einfluss) wird in und personellen Ressourcen. Diese werden der Theorie in unterschiedlichster Weise vermit buchhalterischen Methoden gemessen. wendet. Auch in der unternehmerischen Praxis­ Der Output (O) bezieht sich auf umgesetzwird in verschiedensten Fällen von Impacts bzw. te Maßnahmen, Aktivitäten und Leistungen. Impact-Messung gesprochen. respACT orientiert Gemessen wird er anhand von produzierten sich an der Mitteilung der EU-Kommission zu CorpoMedien, realisierten Veranstaltungen o.Ä. rate Social Responsibility (CSR) und definiert Impact Der Outcome (O) stellt die unmittelbaren im Kontext nachhaltigen Wirtschaftens als Auswir­Ergebnisse für die Zielgruppe und/oder das kungen des Unternehmens auf GesellUnternehmen dar. Man kann ihn schaft, Umwelt und Wirtschaft. mithilfe von Teilnehmer„Corporate Social listen, Befragungen usw. Responsibility (CSR) ist die NETTOPOSITIVER IMPACT: eruieren. Im Gegensatz Verantwortung von UnternehAuswirkungen können negativ dazu stellt der I­mpact men für ihre Auswirkungen oder positiv sein. Um den tatsächli(I) die meist längerfristiauf die Gesellschaft.“ (EU-Kommission, 2011) chen Impact zu ermitteln, bedarf es gen Auswirkungen auf einer Gegenüberstellung von posiWirtschaft, Umwelt und tiven und negativen Auswirkungen. Ziel ­Gesellschaft dar. ­Dabei kann ­eines Unternehmens sollte immer ein netto­positiver es sich um positive oder negative ­Impact sein. Dabei ist wichtig, positive­Impacts nicht Veränderungen handeln. zur „Kompensation“ von n ­ egativen Auswirkungen zu verwenden. IOOI-ANALYSE AM BEISPIEL EINES IMPACT-BEWERTUNG: Darunter wird die PROJEKTS VON MERCK: Das deutsche ­B ewertung der Auswirkungen von UnternehPharma- und Chemieuntermen auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft nehmen Merck arbeitet in Input verstanden. Impact kann beabsichtigt oder unbeKooperation mit der WeltgeMenge der absichtigt entstehen. Daher kann die Messung des sundheitsorganisation (WHO) bereit­gestellten Medikamente Impacts sowohl rückblickend (Evaluierung) als auch daran, die Wurmkrankheit vorausschauend (Prognose) erfolgen. GrundsätzBilharziose in Afrika mithilfe lich bezieht sich Impact-Bewertung auf die gesamdes Medikaments Praziquanoutput ten Auswirkungen der Geschäftstätigkeit; jedoch tel auszurotten. Um die AusZahl der Schulkinder, kann und sollte ein „Wirkungsdenken“ generell – wirkungen des Programms zu die mit dem Medikament also auch bei Einzelprojekten - angewendet werbewerten, wird die IOOI -Mebehandelt werden den. Welche positiven Wirkungen haben die Aktithode angewendet. Den abvitäten des Unternehmens und auf wen? Gibt es gebildeten Indikatoren liegt möglicherweise auch negative Auswirkungen? Von eine breite Datenbasis zuoutcome der gegenwärtig angewendeten Leistungsmessung grunde; darunter wissenSenkung der geht es zukünftig immer mehr in Richtung Wirschaftliche Studien der WHO Infektionsrate kungsmessung. Ein „one size fits all“-Ansatz, der zu Infektionsraten und die für alle Unternehmen anwendbar ist, existiert nicht. Dokumentation medizinischer Es gibt jedoch einige generelle Prozessanleitungen, ExpertInnen über die Behandimpact die Unternehmen bei der Umsetzung einer Impactlungserfolge bei PatientInnen. Mittel- bis langfristig: Ausrottung der Messung unterstützen (s. Innenseite). Krankheit


Gute Gründe für eine ganzheitliche Bewertung unternehmerischer Impacts Unternehmen sind immer stärker gefordert, nicht nur ihre wirtschaftliche Performance, sondern auch die damit verbundenen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu steuern und zu messen. Mittel- bis langfristig wird „Impact-Management“ entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen sein – sei es aufgrund des Drucks von Stake­ holdern oder der Risiken, die mit dem ­Klimawandel einher gehen. Neben der Berücksichtigung im Risikomanagement kann die Messung des Impacts auch als Folgeprozess der Wesentlichkeitsanalyse hilfreich sein: Oftmals sind die bedeutenden Impacts nicht sofort ersichtlich. Wenn bekannt ist, wo die wesentlichen Auswirkungen liegen, können Chancen genutzt und Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet werden.

Impact-Messung ermöglicht eine ­stra­­te ­gische Herangehensweise an CSR. ­ Die ganzheitliche Sicht aufs Kerngeschäft erhöht die Resilienz des Unternehmens und steigert die Effektivität von Bemühungen um nachhaltiges Wirtschaften. Nicht ­ selten befördert die Berücksichtigung ­sozialer und öko­logischer Aspekte ­Prozess- und Produktinnovationen.

PRAXISBEISPIEL: IMPACT-BEWERTUNG NACH DER NACHHALTIGKEITS­ PROFILMATRIX Die Voelkel GmbH ist ein Naturkost-Saftproduzent mit Sitz in Peverstoft/Hohenbeck südlich von Hamburg (D). Das mittelständische Familienunternehmen beschäftigt rund 200 MitarbeiterInnen. Um die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit zu bewerten, entwickelte die Leuphana Universität Lüneburg gemeinsam mit Voelkel eine Nachhaltigkeitsprofilmatrix (NPM). Im ersten Schritt wurden Herausforderungen und Werte des Unternehmens analysiert. Ein Dialog mit betroffenen Stakeholdern stellte sicher, dass alle wesentlichen Themen berücksichtigt wurden. Anschließend wurden 27 für das Unternehmen und die Stakeholder gültige Nachhaltigkeitsindikatoren definiert. Die NPM besteht aus den Verhaltensfaktoren ­Kooperation, Transparenz, Verbindlichkeit und Entwicklungsmöglichkeiten. Die Impact-Faktoren sind kulturelle, ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte. Übergeordnete Themen, die einfließen, sind Gesundheit, Rationalität und regionale Entwicklung. Jedem Indikator werden unternehmensspezifische Leitfragen sowie ein Ist- und ein Sollwert zugeordnet, um Veränderungen sichtbar zu machen. Das Tool ist so konzipiert, dass es für Unternehmen dauerhaft ohne externe Unterstützung umsetzbar ist.


Schritt für Schritt zur ganz­heitlichen Bewertung von Impacts Die folgenden Schritte wurden im Zuge einer Master­arbeit* entwickelt, der eine ein­gehende ­Literaturrecherche sowie ­die Befragung mehrerer­ExpertInnen zugrunde liegt.

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MOTIVATION UND ZIELE: Zu Beginn sollten Sie sich über die Motivation Ihres Unternehmens für die Durchführung einer Impact-Messung klar werden. Je nach Motivationsl­age können Sie verschiedene Ziele definieren. Die möglichen Zielgruppen einer Impact-Bewertung reichen von Mit­arbeiterInnen und KundInnen über staatliche Institutionen, Mitbewerber und Lieferanten bis hin zu den Shareholdern. Um die Sinnhaftigkeit der Ausrichtung und die Akzeptanz der Bewertungsergebnisse zu erhöhen, ist die Einbindung der relevanten Stake­ holder nötig.

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RESSOURCEN UND KNOWHOW: Machen Sie sich bewusst, welches Know-how im Unternehmen verfügbar ist und welche Ressourcen Sie aufwenden möchten/können. Der Aufwand hängt u.a. davon ab, welche Expertise für die Datenerhebung und ­ Evaluierung intern vorhanden ist und auf welche Datengrundlage im Unternehmen und entlang der Wertschöpfungskette aufgebaut werden kann. Denken Sie dabei vor allem an den Zeitaufwand der Finanz- und der CSR-­Abteilung.

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DEFINITION UND SYSTEM­ GRENZEN: Klären Sie als nächstes das Unternehmensverständnis von Impact. Stecken Sie die Systemgrenzen ab, d.h. legen Sie fest, welche Bereiche von der Impact-Messung abgedeckt werden (z.B. ein oder mehrere Standorte). Für ein besseres Verständnis von Impacts sollten Sie sich mit Wirkungsketten vertraut machen (s. vorne). So stellen Sie sicher, dass Sie tatsächlich Impacts (und nicht etwa Outputs oder Outcomes) erheben. Messen Sie die Wirkung erstmals, so sollten Sie klären, ob eine rückblickende oder vorausschauende Betrachtung vorgenommen werden soll. Besonders sinnvoll ist es, die Impact-­ Bewertung für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess ­ zu nutzen. Wichtig ist, auch negative Impacts einzubeziehen. Da die Bewertung aller Impacts entlang der Wertschöpfungskette kaum praktikabel durchgeführt werden kann, sollten Sie sich auf die wesentlichen Impacts f­okussieren. Das sind einerseits jene mit den größten zu erwartenden Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt und andererseits jene mit der größten Bedeutung für die Unternehmens­strategie.


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AUSWAHL TOOL: Bei einer mehrdimensionalen Impact-Messung werden die verschiedenen Impacts (ökologisch, ökonomisch, gesellschaftlich oder Teilbereiche dieser Dimensionen) im ersten­Schritt getrennt erhoben. Sie stehen­ nun vor der Entscheidung, entweder die verschiedenen Impacts zusammenzu­führen oder getrennt zu betrachten. Die Zusammenführung eindimensionaler Impacts zu einem­mehrdimensionalen Impact ist jedoch methodo­logisch herausfordernd: Durch die großen Unterschiede zwischen den Impacts der drei Dimensionen ist es schwierig, auf einen soliden gemeinsamen Nenner zu kommen. Als Ergebnis kann entweder eine dimensionsübergreifende „Superkennzahl“ oder ein differenzierteres Bild der Unternehmensauswirkungen angestrebt werden. Diese Entscheidung hängt stark von der Motivation zur Messung ab. Außerdem müssen Sie sich entscheiden, ob Sie den Impact qualitativ, quantitativ oder gemischt messen wollen. Bedenken Sie, dass fallweise externe Einwirkungen Ihre Ergebnisse verzerren können (sog. „Deadweight“). Wenn diese grundsätzlichen Entscheidungen getroffen sind, können Sie das ­ passende Tool auswählen (s. Rückseite).

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INTEGRATION IN UNTERNEHMENSSTRATEGIE: Sobald die Ergebnisse der Impact-Messung vorliegen, sollten die Erkenntnisse in die Unternehmensstrategie integriert werden („Impact-Management“). Dafür ist es wichtig, den realen Einflussbereich des ­Unternehmens zu kennen und sukzessive zu erweitern. Sie werden merken, dass viele­wesentliche Impacts außerhalb der Unternehmensgrenzen liegen – um hier Veränderungen anzustoßen, sind Maßnahmen entlang der Wertschöpfungskette notwendig.

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KOMMUNIKATION: Abschließend entscheiden Sie, ob und wenn ja, in welcher Form die Ergebnisse intern oder extern kommu­ niziert werden. Wenn Ihr Unternehmen der EURichtlinie zur verpflichtenden Berichterstattung (2013/34/EU) unterliegt, ist es besonders wichtig, dass Sie frühzeitig mit der Planung einer ImpactBewertung beginnen. Die Ergebnisse können aber auch für ausschließlich interne Reflexionsprozesse sinnvoll sein.

Motivation & Stakeholder­ einbindung

Ziel & Zielgruppe

Ressourcen & Know-how

Definition Impact & Systemgrenzen

Auswahl Tool

Integration in Unternehmensstrategie

Kommunikation

Rückblickend oder vorausschauend Ein- oder mehr­ dimensionale Erhebung Zusammen­ führung der Dimensionen oder getrennte Betrachtung Messung (qualitativ, quantitativ oder gemischt) oder gewichtete Bewertung Abzug Deadweight


Tools und Instrumente zur Impact-messung und -bewertung Derzeit gibt es zahlreiche Tools und Instrumente zur Impact-Messung, die ­Unternehmen bei der Erstellung und Auswertung von Kriterien und Indikatoren unterstützen. Da es sich um ein neues Forschungs- und Praxisfeld handelt, befinden sind einige noch in der Ausarbeitung. Während sich viele Tools auf eine bestimmte Dimension (ökonomisch, sozial, ökologisch) beschränken (etwa die Ökologische Gewinn- und Verlustrechnung), sind andere gesamtheitlich aus­gelegt (wie die IOOI-Methode). Unterschiede gibt es auch im Zugang zur Messung (qualitativ, quantitativ, monetär) und in der Komplexität der Datenerhebung. Daneben existieren Toolsammlungen wie jene des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) oder des European Sustainable Development Network (ESDN). Letztendlich wird die Auswahl eines Tools – wie vorne beschrieben – von zahlreichen Faktoren bestimmt. Grundsätzlich ­ plädierten die im Rahmen der Masterarbeit* ­befragten ExpertInnen für eine Weiterentwicklung und Integration bestehender Tools (wie z.B. der Lebens­ zyklus-Analyse) anstelle der völligen Neuentwicklung von Instrumenten. Eine Auflistung von aktuell in der ­Debatte stehenden Tools ist unter www.respact.at/ impactmessung abrufbar.

IMPACT-BEWERTUNG DES KERN­GESCHÄFTS: BEISPIEL OTTO GROUP Der deutsche Einzelhandelskonzern misst die sozialen und ökologischen Auswirkungen des Kerngeschäfts, um gezielt Maß­ nahmen zur kontinuierlichen Verbesserung setzen zu können. Dazu fließen Berechnungen zu ökologischen Auswirkungen und sozialen Risiken in ein Tool ein, das von einem internen Beratungsunternehmen entwickelt wurde. Als Daten­ basis dienen unternehmensinterne Daten­und allgemein zugängliche quantitative Studien (z.B. von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO oder Exiobase). Als Ergebnis stehen auf der ­einen Seite­ externe ökologische Kosten (in € ausgedrückt), auf der anderen Seite­Risiko-­ Arbeitsstunden (damit wird das Risiko von Arbeitsstunden bei Zulieferern in verschiedenen Ländern bewertet). Die Resultate zeigen­auf, in welchem Teil der Wertschöpfungskette welche ökologischen und sozialen negativen Wirkungen bzw. ­Risiken auftreten und wie hoch diese in etwa sind. Diese quantitativen Informationen werden ergänzt um qualitative Daten aus dem Feedback von internen und externen Stake­ holdern, um deren Erwartungen oder Reputations­ risiken abzubilden. Sind die w ­ esentlichen Aktions­ felder auf diese Art und Weise identifiziert, werden konkrete Maß­nahmen erarbeitet, bewertet und mit Zielsetzungen verknüpft. Wesentliche Themen­werden anschließend in die Corporate ­Responsibility-Strategie der Otto Group integriert.

Weiterführende Informationen *Die Inhalte dieser Publikation basieren auf der 2013 von respACT beauftragten Masterarbeit „Wirkungsmessung der unternehmerischen Geschäftstätigkeit auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt im österreichischen Kontext“, verfasst von Amira Zauchner, MA, an der IMC FH Krems sowie auf den Diskussionen und Erkenntnissen im ­Rahmen der Aktivitäten (Arbeitsgruppen, Diskussionsveranstaltungen) von respACT und dem ­österreichischen Global Compact-Netzwerk im Jahr 2014. Weitere Informationen zum Thema­sind unter www.respact.at/impactmessung abrufbar. Für weitere Auskünfte stehen wir Ihnen unter ­­office@respact.at zur Verfügung. Mit Unterstützung von:

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