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2/2018
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Damals
UNTERGRUND
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FIAT 500
MICROLINO
BROTKASTEN
CARAVEL
IM TIVOLI
Impressum: Herausgeber/Redaktion/V.i.S.d.P: Roman Steiner, Stötthamerstr. 12, 83339 Chieming. E-Mail: kontakt@retrokiosk.net, Fax: +49 3222 3945980, impressum.retrokiosk.net. Druck: SPEEDY`S Kopie + Druck Helminger GmbH, St-Georg-Str. 1, 83278 Traunstein. Das Retroblatt ist ein nicht-kommerzielles Projekt. Genannte Marken gehören den jeweiligen Eigentümern. Alle Rechte vorbehalten. Technische Angaben beruhen auf Informationen der Hersteller und sind ohne Gewähr.
Bilder: © Villeroy & Boch AG, Unternehmensarchiv
Modisch zur Keram ikpflege: In getupf tem Bademantel geht s ans Werk. 50er Jahre.
hick. 50er Jahre.
Frau macht sich sc
Luxus mit Boiler und Vo lksbadewanne: Badausstellung, Mitte der 50er Jahre.
Badkeramik 1961.
Bild: © Ideal Standard
Farbenfrohes Örtchen.
t in den 60ern.
Kräftiger Kontras
DAS OO
Damals
UNTERGRUND Der Berliner Unterwelten e.V. bietet ein umfangreiches Programm mit »unterirdischem« Schwerpunkt zur Berliner Stadtgeschichte an. Bei Touren referieren Historiker und Fachleute zu den unterirdischen Anlagen der Hauptstadt. Ein Bericht über die Tour „Dunkle Welten“.
Bilder: © Holger Happel, Dietmar Arnold/Berliner Unterwelten e.V.
Hunderte von Menschen laufen täglich an einer grünen Tür im U-Bahnhof Gesundbrunnen vorbei, ohne zu ahnen, dass sich dahinter ausgedehnte, authentische und geschichtsträchtige Räume verbergen. Während des Zweiten Weltkrieges entstanden in Berlin unzählige Bunker, es wurden aber auch Räume im Bereich der U-Bahn zu Luftschutzzwecken ausgebaut. Im U-Bahnhof Gesundbrunnen entstanden auf mehreren Etagen unterirdische Schutzräume für Reisende und Anwohner. Noch heute ist dort unten zu spüren, wie unangenehm es einst gewesen sein muss, in den engen Räumen eingezwängt zu sein, im Hintergrund das Surren der Lüftungsanlagen und das Dröhnen der Bomber am Himmel. Nach dem Krieg blieb die Luftschutzanlage vom Demilitarisierungsprogramm der Alliierten verschont, weil man bei einer Sprengung den U-Bahntunnel gefährdet hätte. Die Anlage wurde 1998 vom Berliner Unterwelten e.V. wiederentdeckt. Heute beherbergen die Räume das Berliner Unterwelten-Museum, das Schwerpunkte wie Bombenkrieg und Luftschutz thematisiert. Gezeigt werden zusätzlich Funde aus Bunkern des ehemaligen Regierungsviertels, sowie Kriegsschrott und Bodenfunde als Hinterlassenschaft des Zweiten Weltkrieges. Im Blickpunkt steht auch die schwierige Thematik »Kriegsbauwerk und Denkmalschutz«. Weitere Ausstellungsräume zeigen zudem, was sich noch im Berliner Untergrund befindet oder befunden hat – die Berliner Rohrpost, Brauereikeller und das Abwassersystem. www.berliner-unterwelten.de
Bild: © Nagl/Room606
Typisch 50er: Viel Chrom und eindrucksvolle Schaufelblätter kennzeichnen die Ventilatoren der Nachkriegszeit. Beinahe könnte man meinen, dieser der Firma Lesia aus Italien hebt gleich ab. Doch die Leistung des Geräts ist wesentlich kleiner, als es das markante Äußere, hier in typischem Mintton, anzudeuten versucht.
Bilder: © acquris.se
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Das Ericofon ist heute ein begehrtes Sammelobjekt. Im Jahr 1956 präsentierte Ericsson das sogenannte Einteiltelefon, also ein Gerät mit Apparat und Hörer in einem. Die Wählscheibe befindet sich im Fuß des schwedischen Design-Klassikers, Auflegen funktioniert durch das Aufstellen des Gerätes. Bis heute hat das Ericofon treue Fans.
FIAT 500 Der Fiat 500 ist für viele der Inbegriff der „Knutschkugel“. Was macht den kleinen Italiener so besonders? Ein Gespräch mit 500-Besitzer Gerd Fischer über runde Formen, Kindheitserinnerungen und Go-Kart-Feeling. Von Roman Steiner.
Herr Fischer, wie sind Sie zu Ihrem Fiat 500 gekommen? Durch meine Eltern bin ich „italienisch“ geprägt. Schon seit frühester Kindheit sind wir jedes Jahr nach Italien in den gleichen Ort in Urlaub gefahren. Da bleibt es nicht aus, dass man mit der italienischen Kultur und Lebensweise in Kontakt kommt. Italienische Fahrzeuge waren für mich daher immer selbstverständlich und zunächst nichts Besonderes. So wie in Deutschland VW Käfer und VW Golf herumgefahren sind, gab es in Italien eben Fiat 500 und Fiat 126.
heute in aktuellen Fahrzeugen nicht mehr. Die Heizung zum Beispiel wird durch einen Hebel am Rücksitz geöffnet. Dadurch kommt warme Motorluft nach vorne. Das ist sicher nicht mehr so ganz Up-To-Date, funktioniert aber im Großen und Ganzen recht gut. Darüber hinaus ist das Fahren etwas ganz Besonderes. Durch den kurzen Radstand kommt Go-KartFeeling auf, auch wenn man eher gemächlich durch die Lande tuckert. Es macht einfach Spaß, sich mit dem Auto fortzubewegen. Man sagt ja, der 500 kommt vor allem bei Frauen gut an...
Erst durch meine Frau, die bei unserem ersten gemeinsamen Italienurlaub Ende der 90er zum ersten mal auf die 500er gestoßen ist, kam die Kaufentscheidung zustande. Sie war so begeistert von der Form der kleinen Autos, dass wir uns entschlossen ein paar Jahre später unseren ersten Fiat 500 zu kaufen.
Der 500er besticht durch seine kleine, rundliche Form. Die meisten Frauen mögen das und reagieren positiv darauf. Wer also eine Frau kennenlernen möchte, der hat mit dem 500er womöglich ungleich mehr Erfolg als mit einem im „Fast-and-FuriousStyle“ gepimpten Sportwagen.
Mittlerweile haben wir zwei Fiat 500, zwei alte Vespen und eine Ape P501.
Oldtimer zu unterhalten ist meist nicht gerade preiswert. Wie verhält es sich bei dem Cinquecento?
Was macht für Sie den Reiz des kleinen Italieners Die Ersatzteillage ist erstaunlich gut, was nicht zuaus? letzt an den unzähligen noch zugelassenen 500ern in Italien liegen dürfte. Die Preise bewegen sich Das Fahrgefühl ist natürlich ganz anders als in mo- dementsprechend auf moderatem Niveau. Allerdernen Autos. Das macht den Fahrspaß aus. Die ein- dings ist die Qualität der Ersatzteile nicht immer die fache und doch zugleich geniale Technik findet man Beste. Manchmal muss man nehmen, was man be-
kommt. Im Vergleich zu anderen Oldtimern ist die Lage jedoch insgesamt sehr gut.
Bilder: © Gerd Fischer
Am liebsten im Cinquecento unterwegs: Christina und Gerd Fischer besitzen zwei 500.
Gibt es eine 500er-Szene in Deutschland?
Es gibt mehrere Fiat 500 Clubs, die lokal in DeutschBei einem ordentlich gepflegten Wagen hält sich land verteilt sind. Von Kiel bis München... Großer die Unterhaltung daher auf niedrigem Niveau. Auch Anlaufpunkt ist u.a. www.500forum.de, das InterSteuer und Versicherung sind nicht sehr teuer. netforum für die 500er-Szene. Daneben trifft man sich regelmäßig bei den verschiedensten Fiat 500 Erinnern Sie sich an ein besonderes Erlebnis mit -Treffen, die in Deutschland stattfinden. Außerdem dem 500? gibt es lokale Gruppen, wie z.B. bei uns im RheinMain-Gebiet, die clubunabhängig gemeinsame AusBesondere Erlebnisse gibt es viele. Wir haben dem fahrten durchführen. kleinen Auto so viele Dinge zu verdanken, die wir sonst nie erlebt hätten. Das fängt an, dass Leute an- Was können Sie Kaufinteressenten für einen 500er fragen, ob der 500er als Hochzeitswagen gemietet als Tipp mit auf den Weg geben? werden kann und hört bei verschiedenen TV-Drehs auf. Vor dem Kauf sollte man sich ausführlich informieren. Über www.500forum.de findet man immer netUnbestrittenes Highlight aber war die Vorstellung te Leute, die einem Tipps geben und beim Kauf bedes aktuellen Fiat 500 im Jahre 2007 in Turin. Damals hilflich sind. sind wir gemeinsam mit rund 100 Fiat 500 Fahrern (einer kam sogar aus Australien) von Deutschland Wichtig ist, bei der Anschaffung auf eine gute Kaaus über den St. Gotthard-Pass nach Turin gefahren. rosserie, eine gute Basis, zu achten. Der Rost ist Dort war die gesamte Innenstadt mit mehreren hun- der natürliche Feind des Fiat 500. Er findet sich fast dert 500ern zugestellt. Die Präsentation des neuen überall. Das zu beheben ist meist recht kostspielig, Fiat 500 wurde dann live im italienischen Fernsehen da nahezu alle Teile der Karosserie miteinander RAI übertragen. Ein grandioses Spektakel! verschweißt sind, was die Arbeit aufwändig macht. Die Technik hingegen lässt sich meist günstiger reAnschließend ging es noch an die ligurische Küste, parieren. Auch kann man hier oft selbst Hand anwo der Fiat 500 Club Italia in Garlenda jedes Jahr ein legen. Zudem gibt es zur Not funktionierende Ausgroßes Fiat 500 Treffen mit rund 1.000 Teilnehmern tauschmotoren und -getriebe für vergleichsweise veranstaltet. Die ganze Reise und die Erlebnisse wenig Geld. waren unbeschreiblich. Herr Fischer, vielen Dank für das Gespräch.
MICROLINO Der Bericht über eine elektrifizierte Iso Rivolta, in Deutschland als Isetta bekannt, löste bei der Firma Micro in der Schweiz, bisher für Ihre Scooter bekannt, die Idee für eine Neukonzeption mit Elektromotor aus. Ein Bericht über die Neuentstehung eines Klassikers. Von Roman Steiner.
Preis: ca. 12.000 Euro Geschwindigkeit: 90 km/h Reichweite: 120 km bzw. 215 km (14,4 kWh Batterie) Leistung: 15 kW Max. Drehmoment: 110 Nm Leergewicht: 450 kg Akku: Lithium-Ionen Schuko-/Typ2-Stecker
stellt. Mehr als 500 Bestellungen gingen innerhalb einer Woche ein. Microlino schloss sich mit Tazzari zusammen, einem italienischen Hersteller mit zehn Jahren Erfahrung im Bereich Elektrofahrzeugbau. Wim Ouboter: „Während Tazzari sich auf die technischen Aspekte fokussiert, sind wir verantwortlich für Design, Marketing und Distribution des Microlino“. Tazzari entwickelte die nächsten Prototypen, die sich so nah wie möglich an der späteren Serienproduktion orientieren sollten. Am 24. Januar 2018, zweieinhalb Jahre nach dem Projektstart, wurde zum ersten Mal ein Vorserien-Microlino präsentiert. Derzeit werden die letzten Anpassungen umgesetzt und die Homologation durchgeführt. Die Produktion des Zweisitzers soll noch in 2018 bei Tazzari in Italien starten. Die ersten Probefahrten werden ab Frühling im neuen Microlino-Flagshipstore in Zürich möglich sein. Bis jetzt hat man bei Microlino über 4600 Reservierungen erhalten. Man gibt sich zuversichtlich, die ersten Fahrzeuge zwischen Frühling und Sommer 2018 ausliefern zu können. www.microlino-car.com
Bilder: © Micro Mobility Systems
„Ich erinnere mich, wie ich zusammen mit meinem Vater und meinem Bruder einen Beitrag über eine elektrifizierte ISO Rivolta gesehen habe. Wir wussten sofort, dass diese Kabinenroller aus den 50ern perfekt für die Mobilität in Städten wären“, erzählt Merlin Ouboter, Sohn des Firmengründers Wim Ouboter. Nach ersten Designstudien elektrifizierte man für Testzwecke eine alte Isetta (die deutsche Version dieser Kabinenroller), um ein Gefühl für ein solches Microcar zu bekommen. „Wir wussten gleich, dass das etwas Grosses werden könnte. Wir beschlossen, einen ersten richtigen Prototypen von unserem Microlino zu bauen“, erklärt Oliver Ouboter. Das Microlino Team entschied nach China zu gehen. Zwischen August 2015 und Januar 2016 entstand dort der erste Prototyp des Kabinenrollers. „Unser Ansatz war es, einen ersten funktionierenden Prototypen so schnell wie möglich zu bauen, statt dutzende von Renderings und Modellen zu erstellen“, erinnert sich Pascal Studerus, Microlino-Mitarbeiter und von Anfang an dabei. Der Prototyp wurde zum ersten Mal auf dem Genfer Autosalon vorge-
Text, Bild: © 64er-online.de
Bild C64: © Wikipedia/ Evan-Amos
Brotkasten Es begann 1983 bei einem Besuch bei meinem Onkel. Stolz präsentierte er mir seinen neu erstandenen C64. Meine Neugier war geweckt und den ganzen Nachmittag beschäftigte ich mich mit dem Gerät. Der Rest des Besuches war für mich abgeschrieben.
Seitdem hat mich der Computer beruflich und privat nicht mehr losgelassen. Seit 1989 bin ich beruflich in der IT-Branche tätig und liebe Computer wie am ersten Tag, als ich den C64 in die Finger bekam. Noch eine kleine Anekdote zu „Mony 64“:
Drei Monate später war ich selbst stolzer Besitzer eines C64. Fleißig tippte ich die abgedruckten Listings aus Zeitschriften ab. Nach dem „try and error“ -Prinzip und der Fehlersuche lernte ich so das programmieren. Zusätzlich „inhalierte“ ich mehrere Bücher über BASIC, binäres Rechnen und veröffentlichte einige Jahre später mein Programm „Mony 64“, das in der Ausgabe 06/1987 der „64‘er“ als „Listing des Monats“ erschien und für mich eine große Bestätigung und wegweisend für die Zukunft war.
Einige Monate nach der Veröffentlichung von „Mony 64“ lag eines Tages ein Brief aus Argentinien im Briefkasten. Als Adresse mein Bild aus der 64‘er, mein Name und Ort Düsseldorf. Wie der Brief den Weg nach Meerbusch (Nachbarstadt) und zu mir fand, ist mir bis heute ein Rätsel. Die Diskette mit „Mony 64“ fand jedenfalls den Weg nach Argentinien. Guido Böhm www.64er-online.de
Bilder: © thec64.com/Koch Media
C64 kehrt in Mini-Variante zurück. Seit März 2018 ist der C64© Mini für rund 80 Euro erhältlich. Der Mini ist nur noch halb so groß wie sein historisches Vorbild. Die Tasten sind beim Remake Attrappe. Mit HDMI und USB-Schnittstellen lässt sich der Mini an die heutige Geräte-Peripherie anschließen, hier kann auch eine externe Tastatur angeschlossen werden. Mitgeliefert wird neben einer Reihe von Spielen wie Winter Games, Speed-Ball 2, Paradroid oder Pit-Stop 2 ein Joystick, der dem Competition Pro ähnlich sieht, jedoch mehr Tasten hat. ST www.thec64.com
Bilder: © Brooks-UsedEspressoMachines.com
Bild Einzelteile: © www.francescoceccarelli.eu
CARAVEL Die Caravel ist eine italienische Espressomaschine der Firma Arrarex aus Mailand, produziert in den 1950er bis 70er Jahren. In den rund 20 Produktionsjahren blieb sie optisch weitestgehend unverändert. Die Caravel gefällt mit einem Look, der sich zwischen amerikanischem Diner-Style und klassisch geschwungener Formgebung bewegt. So ist die kleine Italienerin schon ohne einen Kaffee gekocht zu haben als Dekoobjekt ein absoluter Mehrwert.
nehmen. Der Wassertank-Deckel lässt sich einfach zur Seite abdrehen. Der Hebel lässt sich durch Auseinanderdrücken seiner beiden Arme entnehmen. Zieht man die Spange mit dem Caravel-Schriftzug ab, lässt sich der gesamte Wassertank entnehmen, ideal zum Entkalken oder etwa für einen Austausch der Heizschlange. Für den Wechsel der Dichtungen lässt sich der Hebelmechanismus aus dem entnommenen Tank herausdrehen und in umgekehrter Reihenfolge wieder einsetzen. Entsprechende DichWer nun vermutet, das Design ginge zu Lasten der tungsringe, es werden drei Stück benötigt, findet Funktion, irrt. Die Maschine ist simpel und effektiv man bei verschiedenen Anbietern für einen kleinen konstruiert: Im massiven Block, der den Wasser- Betrag im Internet. Dort findet man auch gebrauchte tank aufnimmt, ist die Heizschlange eingebaut. Das Caravels in den unterschiedlichsten Zuständen. Die heiße Wasser aus dem Tank wird mittels Hebelkraft Preise beginnen bei rund 130 Euro für komplette durch den Filter gepresst. Mehr als Einschalten und Maschinen. Aufgrund der stabilen und robusten auf das heiße Wasser warten ist also für Espres- Ausführung ist die Funktion in der Regel kein Prosofreunde nicht vonnöten. So verwundert es nicht, blem. Wichtiger ist, beim Kauf auf die richtige Elekdass in vielen italienischen Haushalten die Caravel trifizierung, also den richtigen Stromstecker für die so selbstverständlich am Tisch stand - und teils im- heimische Steckdose, zu achten. mer noch steht - wie etwa ein Wasserkocher. Mit der Caravel holt man sich ein Stück Italien nach Ihre Langlebigkeit verdankt die Caravel auch einem Hause. Und wer einmal locker die Maschine zerlefast schon einzigartigen Merkmal: Man kann sie gen kann, fühlt sich mit Sicherheit etwas als tempekomplett, ohne ein einziges Werkzeug, auseinander ramentvoller Italiener. ST
IM Tivoli Am 11. November 1954 eröffneten die Brüder Fritz und Gustav Preßmar mitten in München in der Neuhauser Straße 3, „Münchens modernstes Filmtheater“, so die Presse. Über 5 Jahrzehnte blieb das „Tivoli“ ein Zuhause für anspruchsvolles Publikum. Von Roman Steiner.
Gustav Preßmar begrüßt Romy Schneider 1971 im Tivoli.
lebt“, „Jenseits von Afrika“, „Faust“, „Die Blechtrommel“) und so oft die Bühne für Premieren außergewöhnlicher Filme. Filmstars wie Gerd Fröbe, Romy Schneider, Heinz Rühmann oder Tony Curtis waren genauso Gäste im Tivoli wie bekannte Regisseure, von Roman Polanski über Bernhard Wicki bis Vittorio de Sica. Preßmars Politik des guten und doch effektvollen Films brachte auch Wunder fertig, die in der Branche immer wieder nur mit Staunen zur Kenntnis genommen wurden. Wenn Preßmar an einen Film glaubte, dann spielte er ihn konsequent - auch über Durststrecken hinweg, was oft mit der Kino-Spitzenposition (Besucherrekord) in Deutschland belohnt wurde. Zur Tradition des Kinos gehörte es seitdem, dass die Familie Preßmar in ihrer Programm-Politik versuchte, Kunst und Publikumswirksamkeit zu vereinen. Letztendlich war es die betriebswirtschaftliche Seite, die nach roten Geschäftszahlen 2011 nach 56 Jahren das Ende für das Tivoli bedeutete. www.filmtheatersendlingertor.de
Bilder: © Archiv Filmtheater Sendlinger Tor
Damals eine Sensation – Der eigentliche Kinosaal, welcher über eine Treppe vom Erdgeschoß ins Souterrain erreicht wird, befand sich zur Hälfte unter dem Niveau der Neuhauser Straße und bestach durch seine geschmackvolle Einrichtung. Die Familie Preßmar betonte, dass das Tivoli-Theater für anspruchsvolles Publikum gedacht sei und dort nur beste Erstaufführungen starten werden, ohne jedoch den Charakter eines reinen Filmstudios anzunehmen. Die 300 Sitzplätze boten die Möglichkeit, gerade jene guten Filme zu zeigen, die zwar ein großes Haus nicht füllten, jedoch einem interessierten Publikum über längere Laufzeit zugänglich gemacht werden konnten. Diesem Konzept wünschte auch Walt Disney persönlich in einem Glückwunschtelegramm zur Eröffnung mit seinem Film „Die Wüste lebt“ alles Gute. Das Tivoli, das mit Fellinis „La Strada“ 1957 über 130.000 Besucher erreichte, war Münchens Innenstadt-Haus für gehobene europäische und internationale Film-Unterhaltung („Die Wüste
Urban Exploration steht für das Erkunden und Dokumentieren von verfallener und sich selbst sowie der Natur überlassener Orte. Fotografin Manuela Unterbuchner besucht regelmäßig Urbex-Objekte. Wir zeigen Ihre Bilder.
Bild: © Manuela Unterbuchner
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