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Laut gedacht

Zu viel des Guten?

Statt mit Innovationen glänzen viele Spieleschmieden in letzter Zeit vor allem mit Aufgewärmtem.

Je populärer und größer die Spielebranche wird, desto mehr wird versucht, das schnelle, unkomplizierte Geld zu scheffeln. Bahnbrechende Ideen darf man keine erwarten, nur selten erscheinen noch Spiele, die etwas Neues, Unerwartetes bieten. Meistens kommen diese dann aus der Indie-Ecke. Die ganz großen Publisher marschieren mittlerweile unter der Flagge der Remaster, Remakes und jährlichen Updates.

Paradebeispiel für dieses Phänomen ist das sehr populäre GTA. 2013 erschien, für die PS3 und die Xbox360, der fünfte Teil der Kultserie. Ein Jahr später kam die aufgehübschte Version für PS4 und Xbox One, einige Monate danach eine nochmals überarbeitete Version für Windows. Anfang dieses Jahres brachte Rockstar Games eine aufs Neue aufgebrezelte Version für die aktuellen Konsolen. Zwischenzeitlich erntete das Studio viel Kritik für das Remaster-Bundle „The Trilogy“, welches GTA 3, Vice City und San Andreas enthält. Diese Ausgeburt der Hölle strotzt nur so von Fehlern, Bugs und Problemen, was auf die sehr schlampige, überhastete Umsetzung zurückzuführen ist. Aber auch andere Studios veröffentlichen mittlerweile mehr Remakes und Remaster als tatsächlich neue Spiele. Haben Werke ein gewisses Alter erreicht, mag dieses System ja noch sinnvoll erscheinen. Ab und an verpasst man einfach tolle Titel. So kann jeder in den Genuss gewisser Pflichttitel kommen. Aber: Die Auswahl an Spielen ist die letzten Jahre ohnehin enorm angewachsen. Wenn sich in einem jährlichen Turnus immer und immer wieder Remakes und Remaster von Remastern dazugesellen, wird das Chaos zusehend drastischer.

Die sogenannten „Piles of Shame“ wachsen so schnell zu „Skyscrapers of Shame“ an, einen Überblick zu bewahren oder selektiv seine Favoriten heraus zu pflücken wird zusehends komplizierter. Abo-Dienste und ihre verlockenden Bibliotheken fürs kleine Geld erschweren das alles noch mehr. Aus der Passion Videospiele wird dann gerne purer Stress. Da fragt man sich doch, ob die Studios sich nicht einfach mal wieder mehr Zeit nehmen, insgesamt weniger Spiele auf den Markt werfen aber dafür mehr Energie in neue Ideen und spielerische Innovationen stecken sollten. Vielleicht sind die Macher aber auch zu vorsichtig geworden. Ein erfolgloser Titel kann schnell zum Ruin führen, ein beliebtes Spiel in „Schöner“ herauszubringen garantiert einen gewissen Mindesterfolg. Beim Aufwand und den Budgets, die neue Triple-A-Spiele heutzutage verschlingen, kann man das sogar nachvollziehen.

Neben den Videospielen, die gerade scheinbar eine schwere, pubertäre Phase durchmachen, hat es die Filmindustrie genauso schwer. Streaming-Dienste und immer größere Bildschirme fürs Eigenheim haben die Kinosäle fast leergefegt. Serien und von Abo-Anbietern hergestellte Streifen nagen den Filmen für die große Leinwand die Kuchenstücke ab. Und parallel wächst die Spieleindustrie auf enorme Weise. Was liegt also näher, als aus diesem Trend Geld machen zu wollen? Das Resultat? Es erscheinen immer mehr Verfilmungen von Spielen. Seit Disneys Großeinkäufen kommen dann noch unzählige Comic-Verfilmungen hinzu, die natürlich auch Spielumsetzungen verpasst bekommen.

Diese Phänomene sind nichts Neues. Es gab sie schon vorher, nur kriegt man das Gefühl, dass die ganz Großen der Branche den Bogen einfach überspannen. Interessant wird es zu beobachten, wie lange dieses Spiel noch getrieben werden kann, und auch, ob dieses Geschäftsmodell nicht irgendwann in sich kollabiert. Erste Abnutzungserscheinungen zeigen sich jedenfalls schon bei den jährlichen Erscheinungen der Sorte „Melkmaschine“, wie zum Beispiel „Call of Duty“ oder „Fifa“. Bis ins Unendliche lassen sich eben auch die hartgesottensten Fans nicht ausnehmen. Irgendwann ist die Luft raus. Und dann müssen neue Wege gefunden werden, den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die NFTs scheinen jedenfalls gescheitert zu sein. Mal abwarten, was sonst noch alles auf uns zukommt.

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