Geschichte-Wissen Magazin: Der Kalte Krieg

Page 1

Seite 1

Geschichte-Wissen Ausgabe 10, September 2015

Als sich Europa spaltete


Seite 2

von Gilbert Jacoby ____ Über den Zweiten Weltkrieg den militärischen Verlauf und die menschlichen Tragödien - wurde schon viel publiziert und ist hinreichend in der Öffentlichkeit bekannt. Das gilt auch für die Zerstörungen, mit denen die Menschen Europas in den Jahren nach dem Krieg zu kämpfen hatten. Weniger bekannt hingegen ist indes, wie der politische

Neubeginn in Deutschland im Einzelnen ablief und wie er sich in den verschiedenen Besatzungszonen in Deutschland im Zusammenhang mit dem beginnenden "Kalten Krieg" darstellte. Die Teilung Europas und Deutschlands begann nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und gipfelte im sogenannten "Kalten Krieg", der die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte. Die Ursache dafür war die Entstehung von zwei

unterschiedlichen Gesellschaftssystemen, die nicht miteinander vereinbar waren. So stand ein Staatenbündnis mit einem sozialistisch und zugleich kollektivistisch geprägten Weltbild (Warschauer Vertrag bzw. Ostblock) einem Bündnis von Staaten gegenüber, die bürgerlich-demokratischen Grundsätzen folgten (NATO). Wir wünschen bei der Lektüre dieser Ausgabe viel Vergnügen und sind auf Ihre Reaktionen gespannt.

Inhaltsverzeichnis 1. Ende des Zweiten Weltkrieges – Seite 4 Die Welt steht vor einer Zeitenwende. Das Nazi-Reich ist besiegt, doch es ergeben sich bald neue ideologische Konflikte.

2. Blockbildung – Seite 7

Die „freie Welt“ und das kommunistische Sowjetreich stehen sich gegenüber.

3. Beginn des "Kalten Krieges" – Seite 9 Sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Sojwetunion sind Atommächte – ein „heißer Krieg“ hätte verheerende Folgen für die Welt.

4. Spaltung Deutschlands – Seite 10 Ein Land wird geteilt...

5. Spaltung Europas – Seite 12 Gründung der NATO Gründung der EGKS (Montanunion) Gründung des RGW Gründung des Warschauer Vertrages

6. Folgen für die Weltpolitik – Seite 13

Impressum Redaktion Gilbert Jacoby Herausgaber R. Oliver Feile, http://geschichte-wissen.de/impressum Website: http://geschichte-wissen.de E-Mail: geschichte.wissen@gmail.com Facebook: http://facebook.com/geschichtewissen Twitter: http://twitter.com/geschichte_info © Geschichte-Wissen 2015 – Alle Rechte vorbehalten Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung nur nach Genehmigung


Seite 3 Anzeige

Wer war Sissi? http://geschichte-wissen.de/nachrichten/943-kaiserin-elisabeth-von-oesterreich-sissi.html


Seite 4

Das Ende des Zweiten Weltkrieges Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschen Reiches. Bereits zuvor machten sich die Kriegsgegner der faschistischen Staaten Gedanken über eine Nachkriegsordnung in Europa nach einem siegreichen Ende des Krieges. Zu diesem Zweck kamen die "Großen Drei" (USA, Großbritannien, UdSSR) zu Konferenzen in Teheran (28.11.1.12.1943) und Jalta (Krimkonferenz: 4.2.-12.2.1945) sowie nach dem Krieg in Potsdam (17.7.-2.8.1945) zusammen.

Siegermächte manifestierte, welche die Nachkriegsordnung betraf. So war für die Westalliierten klar, dass in Europa demokratische Staaten mit freien Wahlen entstehen sollten. Die UdSSR unter Stalin hingegen ging in den von der Roten Armee besetzen Ländern sehr bald daran, kommunistische Regimes zu installieren.

dass der Präsident der USA Truman und der britische Premierminister Attlee der Sowjetunion die protokollarisch festgehaltene Zusage gaben, bei einer künftigen Friedenskonferenz die endgültige Übertragung an die Sowjetunion politisch und diplomatisch zu unterstützen. Das betreffende Gebiet wurde bereits einige Monate vor dem Abkommen in die Sowjetunion integriert.

Deutschland wurde auf der Über die übrigen deutschen Ostprovinzen hieß es:

Zwar gab es zwischen diesen drei Mächten erhebliche

Abbildung 1: Konferenz von Jalta, sitzend: Attlee, Truman, Stalin - Bundesarchiv, Bild 183R86965 / CC-BY-SA

Meinungsunterschiede, jedoch wurde als ein Minimalziel klar, dass der Krieg bis zur bedingungslosen Kapitulation Deutschlands geführt werden sollte, mit der auch die staatliche Existenz Deutschlands enden sollte - bis dahin ein völkerrechtliches Novum. Diese Unterschiede traten nach dem Ende des Krieges zunehmend zutage. Sie waren sowohl ideologisch als auch geopolitisch bedingt, was sich auch in der Zielstellung der

Grundlage des Potsdamer Abkommens vom 2. August 1945 in vier Besatzungszonen eingeteilt - eine britische, eine US-amerikanische, eine französische und eine sowjetische Besatzungszone. Für Berlin wurde eine gemeinsame Verwaltung aller vier Siegermächte vereinbart, gleichzeitig wurde aber auch die Stadt in vier Sektoren eingeteilt. Für die "Oblast Kaliningrad" (Nordostpreußen) wurde im Potsdamer Abkommen vereinbart,


Seite 5

„Die Häupter der drei Regierungen stimmen darin überein, dass bis zur endgültigen Festlegung der Westgrenze Polens die früher deutschen Gebiete östlich der Linie, die von der Ostsee unmittelbar westlich von Swinemünde und von dort die Oder entlang bis zur Einmündung der westlichen Neiße und die westliche Neiße entlang bis zur tschechoslowakischen Grenze

Zusätzlich zu den genannten Gebieten wurde auch die Stadt Stettin am 5. Juli 1945 von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt, so dass sich auf diese Weise bereits die neue Ostgrenze eines zukünftigen Deutschlands abzeichnete. Die "endgültige Festlegung der Westgrenze Polens" sollte laut Abkommen "bis zu der Friedenskonferenz zurückgestellt

Nicht im Potsdamer Abkommen sondern bereits auf der Krimkonferenz (4.2.12.2.1945) wurde auch die Ostgrenze Polens festgelegt, die im wesentlichen der sog. "Curzon-Linie" entsprechen sollte. Dies führte auf Befehl Stalins nach 1945 zur Zwangsumsiedlung von etwa 1,8 Millionen Polen und etwa 500.000 Ukrainern.

Abbildung 2: Ankunft von Flüchtlingen aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches in Heide/Holstein. - Hans Henning (Stadtarchiv Heide)

verläuft, einschließlich des Teiles Ostpreußens, der nicht unter die Verwaltung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken in Übereinstimmung mit den auf dieser Konferenz erzielten Vereinbarungen gestellt wird, und einschließlich des Gebietes der früheren Freien Stadt Danzig, unter die Verwaltung des polnischen Staates kommen und in dieser Hinsicht nicht als Teil der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland betrachtet werden sollen.“

werden". Auch eine "Ordnungsmäßige Überführung deutscher Bevölkerungsteile", "die in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn zurückgeblieben sind", ins verbliebene Gebiet Deutschlands wurde zwar im Abkommen geregelt, faktisch führte das zu einer Vertreibung von insgesamt etwa 15 Mill. Deutschen, die so auf inhumane Weise ihre angestammte Heimat verloren.

Die Arbeit des nach dem Krieg in Deutschland eingerichteten Alliierten Kontrollrats war von Beginn an schwierig. So verlief zwar die Demilitarisierung in ganz Deutschland problemlos, doch bei anderen Fragen legten sowohl Frankreich als auch die Sowjetunion den Kontrollrat mit einer gezielten Vetopolitik zum Schutz eigener Interessen lahm. So wurde die geplante Deindustrialisierung und die damit verbundene Demontage in den westlichen Besatzungszonen


Seite 6

schon bald gestoppt, während die Sowjetunion in ihrer Besatzungszone umfangreiche Demontagen bei Industrie- und Infrastruktureinrichtungen und radikale Enteignungen in der Bevölkerung vornahm. Unterschiedlich verlief auch die Demokratisierung in den deutschen Besatzungszonen. Während es in den westlichen Zonen rasch zur Bildung von demokratischen Parteien und Strukturen auf kommunaler Ebene und Landesebene kam, wurde die demokratische

Entwicklung in der SBZ schon bald gestoppt. Wichtige Eckpunkte hierfür sind die Zwangsvereinigung von KPD und SPD im April 1946 und die Landtagswahlen vom 20. Oktober 1946, bei der die SED nur 47,5 % der abgegebenen Stimmen erhielt. Nach dieser Wahl verschärfte sich im Jahre 1947 die andauernde Demontage-, Enteignungs- und Sowjetisierungspolitik in der SBZ. Auch das Wahlrecht wurde abgeändert, so dass danach

ausschließlich Wahlen mit einer Einheitsliste durchgeführt wurden, die keine Auswahlmöglichkeit mehr zuließen. Der bereits am 14. Juli 1945 gegründete „Antifaschistisch-demokratische Block“, dem alle Parteien in der SBZ angehörten, wurde dabei zum Instrument, durch das bis 1950 alle bestehenden Parteien der SED gleichgeschaltet wurden (daher: "Blockparteien"). So wurde unter der Führung der SED am 7. Oktober 1949 die DDR gegründet.


Seite 7

Blockbildung

Abbildung 3: Das Gebiet der Sowjetunion

Auch in den anderen von der Roten Armee im Zuge des Zweiten Weltkrieges besetzten Ländern Europas wurden kommunistische Regimes errichtet, so in Polen am 22. Juli 1944 unter dem kommunistischen „Polnischen Komitee der nationalen Befreiung“ (1952 VR Polen), in Bulgarien nach dem Einmarsch der Roten Armee am 8. und 9. September 1944, nach dem es am 9. September zur Bildung der "Vaterländischen Front" als provisorische Regierung und am 15 September 1946 zur Proklamation der Volksrepublik Bulgarien kam, in Rumänien, wo es bei Wahlen nach Einheitsliste am 9. November 1946 zu massiven z. T.

gewaltsamen Wahlmanipulationen kam, so dass die Kommunisten auf 80 % der Stimmen kamen. König Mihai dankte am 30. Dezember 1947 ab und es kam am 13. April 1948 zur Ausrufung der Rumänischen Volksrepublik. In der Tschechoslowakischen Republik (CSR, erst ab 1960 CSSR) kam es nach dem Februarumsturz 1948 zur Errichtung eines kommunistisches Regimes, in Ungarn nach der Auflösung der demokratischen Parteien und der Parlamentswahl im Mai 1949 mit der „Partei der Ungarischen Werktätigen“ als einzige zugelasse Partei sowie der

Annahme der neuen Verfassung der Ungarischschen VR am 20. August 1949. Jugoslawien, Albanien und Griechenland befreiten sich 1944/45 im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern Europas selbst. Während in Jugoslawien und Albanien die faschistische Besatzung in der Hauptsache von den Kommunisten beseitigt wurde und in der Folge dann auch die Macht in ihren Ländern allein ausübten, wurde Griechenland nach der Invasion britischer Truppen und einem Bürgerkrieg mehrerer miteinander konkurierenden


Seite 8

Partisanenverbände (1944-1949) Teil des westlichen Bündnisses. 1948 kam es zwischen Stalin und Tito zum Bruch, so dass Jugoslawien zu einem blockfreien Land wurde. In den von den Westalliierten befreiten Ländern kam es zur Herausbildung demokratischer Strukturen. Schon am 17. März 1948 schlossen sich die

westeuropäischen Länder Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg zum sogenannten "Brüsseler Vertrag" zusammen. Ursprünglich als Bündnis für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zusammenarbeit sowie zur kollektiven Selbstverteidigung vorgesehen, wurde es einige Jahre später als

NATO zum Militärbündnis der westlichen Länder. Am 4. Juni 1955 trat der Warschauer Vertrag nach der Ratifizierung durch die Mitgliedsländer Sowjetunion, VR Polen, DDR, Tschechoslowakei, VR Ungarn, VR Rumänien, Bulgarien, und Albanien in Kraft (Ostblock).


Seite 9

Der Beginn des Kalten Krieges Der eigentliche Schauplatz für den Beginn des sogenannten "Kalten Krieges" lag geographisch außerhalb Europas. Im Februar 1946 sendete USDiplomat George F. Kennan sein so genanntes "Long Telegram" nach Moskau, in dem dieser darlegte, dass die Sowjetunion nicht mehr zur Kooperation bereit sei und statt dessen weltpolitisch opportunistisch-aggressiv agiere und deshalb politisch, gesellschaftlich und militärisch eingedämmt werden müsse. So kam es im März 1946 zur ersten schweren Krise zwischen Washington und Moskau, als sich Stalin weigerte, seine Truppen aus dem im Zuge des Zweiten Weltkrieges von den Kriegsgegnern Deutschlands besetzten Iran abzuziehen. Statt dessen versuchte Stalin, in der nördlichen iranischen Provinz Aserbaidschan ein Marionettenregime zu installieren. Um die Kontrolle über die Dardanellen über den Zugang zum Schwarzen Meer zu erlangen, setzte Stalin zudem im August 1946 die Türkei unter Druck. In beiden Bemühungen scheiterte Stalin am Widerstand Washingtons, doch hatten diese Krisen auch Auswirkungen auf die Politik in Deutschland.

Washington kündigte die wirtschaftliche Verschmelzung der amerikanischen mit der britischen Zone an, die Dezember 1946 zum Abschluss kam und am 1. Januar 1947 in Kraft trat (Bizone). In Reaktion auf die kommunistische Infiltration in der Abbildung 4: Der 33. US-Präsident Harry S. Truman Türkei und Darlehen in einem Gesamtwert Griechenland verkündete USvon 13,3 Mrd. US-Dollar. Diese Präsident Truman im Frühjahr wurden 17 westeuropäischen 1947 die nach ihm benannte Ländern zur Verfügung gestellt. Doktrin, die allen vom Westdeutschland allein erhielt 1,4 Kommunismus bedrohten Mrd. US-Dollar ausschließlich in Ländern Beistand versprach. Form von Krediten. Der Marshall-Plan lief 1953 aus. Am 5. Juni 1947 kündigte der Deutschland mußte von den damalige US-amerikanische erhaltenen Krediten bis 1966 eine Außenminister George C. Mrd. Dollar zurückzahlen, Marshall die Auflage des nach während der Rest erlassen wurde. ihm benannten Hilfsprogramms für alle europäischen Länder an, Während die inklusive Deutschlands und der westeuropäischen Länder von Länder, die unter sowjetischer diesem "Marshall-Plan" Besatzung standen. wirtschaftlich profitierten, lehnte die Sowjetunion ihn ab und auch Der Marshall-Plan umfasste die unter deren Einfluss sowohl materielle als auch stehenden Länder inklusive der finanzielle Hilfen und enthielt SBZ in Deutschland mussten Waren, Sach- oder Lebensmittel ablehnen, wodurch sich die sowie technische Unterstützung, Spaltung Europas weiter festigte. aber auch Zuschüsse und


Seite 10

Die Spaltung Deutschlands

Yann Forget (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html), CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/) or CC BYSA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons


Seite 11

Auch für Deutschland lief praktisch alles auf die ZweiStaaten-Lösung hinaus. Die Gründung einer "Deutschen Demokratischen Republik" für ganz Deutschland (als "unteilbare Nation") als eine "Volksrepublik" wurde von der Sowjetunion bereits im Verfassungsentwurf vom 14. November 1946 geplant und in der SBZ verfassungsrechtlich rasch umgesetzt, wie die Verfassungen der Länder Thüringen vom 20. Dezember 1946, Sachsen-Anhalt vom 10. Januar 1947, Mecklenburg vom 16. Januar 1947, Brandenburg vom 6. Februar 1947 und Sachsen vom 28. Februar 1947 beweisen. Im Dezember 1947 wurde beim Abbruch der 5. Außenministerkonferenz deutlich, dass sich die vier Siegermächte in der deutschen Frage nicht einigen konnten. Strittig waren vor allem der Marshall-Plan, wegen dem die Stimmung von Beginn an nicht gut war, die Höhe der von der Sowjetunion geforderten Reparationszahlungen (die Forderung belief sich auf 10 Mrd. Dollar) sowie das von den Westalliierten geforderte einheitliche Wirtschaftsgebiet für ganz Deutschland. So strebten die Westalliierten seit dem Frühjahr 1948 die Bildung eines Staates auf dem Gebiet der drei westlichen Besatzungszonen an. Zu diesem Zweck kam es vom 28. Februar 1948 an zu langwierigen Verhandlungen von Vertretern der westdeutschen Bundesländer mit den Westalliierten, die am 1. Juli 1948 ihren Abschluss in den "Frankfurter Dokumenten" fanden.

Auch auf der Londoner Sechsmächtekonferenz vom 20.4. - 2.6.1948 entschlossen sich die USA, Großbritannien, Frankreich und die Beneluxstaaten, die Errichtung eines föderalen westdeutschen Staates voranzutreiben. Dazu gehörte auch die Durchführung einer Währungsreform in den drei westlichen Besatzungszonen am 21.6. 1948 (am 24. 6. auch in den Westsektoren Berlins). Die wertlos gewordene Deutsche Reichsmark wurde dabei im Verhältnis 100:6,5 auf DM umgestellt und Schulden in Reichsmark im Verhältnis 10:1 DM umgerechnet. Die Sowjetunion reagierte auf diese nicht mit ihr abgestimmte Währungsreform mit einer Blockade, die über die Westsektoren Berlins verhängt wurde. Diese dauerte vom 24. 6. 1948 bis zum 12. 5. 1949 - also beinahe 11 Monate, in denen West-Berlin von allen Transportwegen abgeschnitten war. Die Alliierten versorgten die Bevölkerung der betroffenen Stadtteile mit Hilfe einer Lufbrücke. In 195.530 Flügen der alliierten Luftwaffe wurden 1.583.686 Tonnen Hilfsgüter und 160.000 Tonnen Baustoffe zum Ausbau der Flughäfen durch die sogenannten „Rosinenbomber“ transportiert. In der SBZ wurde daraufhin vom 24. bis 28. 6. 1948 eine eigene Währungsreform durchgeführt. Diese Währung war bis zu ihrem Ende im Jahre 1990 nicht frei konvertierbar und hatte eine geringere Kaufkraft, als die westliche Währung. Aufgrund dieser Ereignisse und in Anbetracht des beginnenden "Kalten Krieges"

kam es zur Spaltung Deutschlands. Nach den Abschlussverhandlungen mit den Militärgouverneuren am 26. Juli 1948 begannen am 10. August 1948 die Beratungen über einen Verfassungsentwurf, der bewusst provisorisch "Grundgesetz" heißen sollte, um die ostdeutschen Länder nicht auszuschließen. Aus diesem Grunde wurde zur Ausarbeitung des Verfassungsentwurfes anstelle einer Nationalversammlung ein Parlamentarischer Rat einberufen. Am 8. April 1949 trat die französische Besatzungszone der Bizone bei, die damit zur sogenannten "Trizone" wurde. Am 8. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verabschiedet und wenig später von den Militärgouverneuren bestätigt, so dass es am 23. Mai 1949 proklamiert werden konnte. Damit war die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Die Sowjetische Besatzungszone zog am 7. Oktober 1949 mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nach. Zuvor wurde im März 1948 ein Volksrat ins Leben gerufen, der ein Volksbegehren zur deutschen Einheit veranlasste und einen Verfassungsausschuss einsetzte. Ein Teil der Mitglieder des Volksrates kam auch aus den westlichen Besatzungszonen. Am 19. März 1949 wurde die Verfassung der DDR vom Volksrat formell beschlossen. Damit war die Deutsche Nation in zwei Staaten gespalten eine Spaltung, die beinahe 41 Jahre andauern sollte.


Seite 12

Spaltung Europas Die Nato Am 4. April 1949 wurde in Washington die North Atlantic Treaty Organization (NATO) gegründet. Der aus einem zivilen und einem militärischen Teil bestehenden Allianz gehörten 10 europäische Staaten, die USA sowie Kanada an. Griechenland und die Türkei traten 1952 der NATO bei. Die von Bundeskanzler Konrad Adenauer vorangetriebene Westintegration der Bundesrepublik gipfelte im Abschluss der Pariser Verträge, die am 5. Mai 1955 in Kraft traten. Vier Tage später wurde auch die Bundesrepublik Mitglied der NATO und begann mit dem Aufbau der Bundeswehr und der Wiederbewaffnung. Die sogenannten "Stalin-Noten" aus dem Jahre 1952, in denen dieser vorschlug, die Einheit Deutschlands wiederherrzustellen, jedoch als blockfreies Land, wird von Historikern lediglich als Versuch Stalins gewertet, die Westintegration der Bundesrepublik zu hintertreiben.

Die Montanunion Am 9. Mai 1950 stellte der damalige französische Außenminister Robert Schuman ein Konzept zur Bildung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) - auch Montanunion genannt - auf einer Pressekonferenz vor. Diesem Vertrag schlossen sich die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien und die Beneluxstaaten an. Er trat am 23. Juli 1952 in Kraft. Erstmals wurden nationale Hoheitsrechte auf eine supranationale Behörde übertragen. Dies war zugleich die Geburtsstunde der heutigen EU. Wichtig für das Gelingen des Vertrages war auch die deutsch-französische Aussöhnung und die Wiedergutmachung der nationalsozialistischen Kriegsverbrechen.

Der Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe Die UdSSR, Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und die Tschechoslowakei gründeten am 25. Januar 1949 den Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Die DDR wurde im September 1950 Vollmitglied des RGW. Diese Wirtschaftsgemeinschaft war vor allem auf den Austausch von Waren gegen Rohstoffe ausgerichtet und war damit nicht so tiefgreifend, wie die Montanunion.

Der Warschauer Vertrag Am 14. Mai 1955 wurde der "Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand" zwischen der UdSSR, den Volksrepubliken Albanien, Bulgarien, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei, Ungarn und der DDR abgeschlossen. Dieses Militärbündnis war das östliche Äquivalent zur NATO und damit dessen Gegner im Kalten Krieg. Die UdSSR sicherte sich damit das Recht zur Stationierung von Truppen in den Ländern des Ostblocks und auch zum politischen Machterhalt der kommunistischen Regimes in diesen Ländern. Die offizielle Gründung der Nationalen Volksarmee (NVA) in der DDR erfolgte am 18. Januar 1956.


Seite 13

Folgen für die Weltpolitik Damit war die Spaltung Europas und Deutschlands für die nächsten Jahrzehnte fixiert und wurde durch den schrittweisen Ausbau des sogenannten "Eisernen Vorhangs" - insbesondere mit dem Bau der "Berliner Mauer" im Jahre 1961 - noch weiter gefestigt.

Krieges führten.

"Der historische Tatbestand ist klar. Als die Sowjetunion keine militärische Notwendigkeit sah, die Kriegskoalition fortzusetzen, nahm sie sich vor, auf expansionistische Abenteuer auszugehen. ... [Dies] zwang die zur Verteidigung ihrer Freiheit entschlossenen Völker, Maßnahmen zu ihrer Selbstverteidigung zu ergreifen."

Zudem gab es in zahlreichen Ländern auf fast allen Kontinenten Stellvertreterkriege - meist in Form von Bürgerkriegen, in die die Supermächte USA und UdSSR entweder direkt militärisch eingriffen oder indem sie die ihnen jeweils genehme Partei mit Geld und Waffen unterstützten.

Diese Zeit war geprägt durch atomare Aufrüstung beider Militärblöcke und einer US-Botschafter Stevenson, Oktober 1962 Strategie der gegenseitigen Bedrohung, die im Westen als Erst mit dem "Politik der Abschreckung" Regierungsantritt von bezeichnet wurde. Obwohl diese Strategie letztlich Gorbatschow in der UdSSR 1985 und dem erfolgreich war, kam es dennoch mehrmals zu Zusammenbruch des Ostblocks in den Jahren Krisen, die die Welt an den Rand eines nuklearen 1989/90 wurde diese Gefahr schrittweise gebannt.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.