2
Radverkehr im gesellschaftlichen Kontext
len Austausch, Rast- und Einkehrmöglichkeiten oder Ruhe abseits großer Verkehrsströme und Siedlungsgebiete sind z. B. wichtige Faktoren, die diese wegorientierte Verkehrskategorie prägen. Viele Aspekte des Alltagsradverkehrs wie z. B. die Direktheit oder die Allwettertauglichkeit sind weniger priorisiert. Sportradfahrende (Rennrad, Cyclocross/Gravelbike, Mountainbike etc.) können zwar im Hinblick auf das Motiv für die Nutzung des Fahrrads dem Freizeitverkehr zugeordnet werden. Die Bedürfnisse an die Wege und Verbindungen unterscheiden sich jedoch in vielen Bereichen. Auch bildet diese Gruppe nur einen geringen Anteil am Freizeitradverkehr und wird daher im Regelfall gesondert betrachtet. In dieser Machbarkeitsstudie liegt der Fokus auf dem Alltagsradverkehr. Dabei werden vor allem die Radfahrenden mit dem Wegezweck Beruf oder Bildung betrachtet – die Pendelnden.
2.2.3
Anforderungen an Radverbindungen des Pendelverkehrs
Dem Schema der Abbildung 3 folgend ist der Zweck der Radnutzung im Rahmen des Pendelverkehrs die Fahrt zur Arbeits- bzw. Bildungsstätte und zurück. In der Regel sind die überwiegenden Nutzergruppen Jugendliche und Erwachsene mit einer guten physischen Konstitution und gewissen Raderfahrung. Das Hauptbedürfnis ist schnell und direkt bei jedem Wetter von Punkt A nach Punkt B zu kommen. Ruhe, landschaftliche Attraktivität oder die komplette Trennung vom Kfz-Verkehr spielen hier nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger sind hingegen z. B. ausreichende Breiten und Kurvenradien zum zügigen Fahren, gut befahrbare Oberflächen, ausreichende Überholmöglichkeiten anderer Verkehrsteilnehmer*innen, Bevorrechtigungen an Knotenpunkten oder die deutliche Kennzeichnung der Route. Mit diesem Ansatz wurde auch das Konzept der Pendler-Radrouten in Rheinland-Pfalz entwickelt, das der hier vorliegenden Machbarkeitsstudie als Grundlage dient.
2.3
Konzept Pendler-Radrouten in Rheinland-Pfalz
Radschnellwege, in anderen Ländern als „Velobahnen“ (Schweiz), „Fietssnelwegen“ (Niederlande) oder „Cycle-Superhighways“ (London) bekannt, mit möglichst direkter und störungsarmer Führung, verbinden vornehmlich Quell- und Zielgebiete des Berufspendelverkehrs. Die Bezeichnung „Radschnellwege“ wird aktuell als Überbegriff für „Radschnellverbindungen“ und „Radvorrangrouten“ verwendet, wobei Radschnellverbindungen ein höheres Nutzerpotenzial als Radvorrangrouten haben. Radvorrangrouten erfüllen die gleiche Netzfunktion wie Radschnellverbindungen, weisen jedoch ein geringeres Nutzerpotenzial auf. Der Standard von Radvorrangrouten liegt über dem Grund-Standard der Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA). Zum Zeitpunkt der Auftragserteilung entsprachen Pendler-Radrouten in Rheinland-Pfalz den bundesweiten Radvorrangrouten. Ein aktueller Abgleich zeigt, dass die Standards für Radvorrangrouten im Vergleich zu denen der Pendler-Radrouten höher liegen. Pendler-Radrouten in Rheinland-Pfalz stellen folglich ein Bindeglied zwischen den Radvorrangrouten nach künftigem bundesweitem Standard und dem ERA-Standard dar. Die Standards der Pendler-Radrouten entsprechen einem gehobenen ERA-Standard. Tabelle 2:
Konzeptionelle Einordnung von Pendler-Radrouten RLP Radschnellwege
Konzept Regelwerk
4
gehobener ERA-Standard
ERA-Standard
RSV
RVR
PRR
ERA-Regelmaß
FGSV 2021
FGSV 2021
PRR 2021
ERA 20104
Die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) befinden sich aktuell (Stand: Oktober 2021) in der Überarbeitung.
0112-16-015 • Abschlussbericht Pendler-Radroute Landau – Neustadt a. d. Weinstraße
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