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„Wollen an den Maßnahmen keinen Groschen verdienen …“
Es geht um Konversion, Passivhäuser, Grundstückspreise, Urban Mining, Flächen & Fasching: ein Interview mit Jürgen Odszuck, dem Ersten Bürgermeister der Stadt Heidelberg.
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Herr Odszuck, beim Fasching werden Sie wegen Ihrer vielen Baustellen in Heidelberg ziemlich auf die Schippe genommen … Da muss ich durch, der Erhalt der bestehenden Infrastruktur ist ein großes Tema. Wir müssen Brücken erneuern und generalsanieren, und wenn wir das jetzt nicht tun, laufen wir in noch größere Probleme hinein.
Ansonsten dürfte das Thema Wohnen auch in Heidelberg ein großes sein … So groß, dass wir ein neues Referat für die strategische Wohnungspolitik ins Leben rufen und dem Tema damit höchste Priorität geben. In den letzten 20 Jahren haben wir 11.000 neue Wohnungen geschaffen bei einem Gesamtbestand von knapp 80.000 Wohnungen im Stadtgebiet. Das zeigt die große Kraf, die dahintersteckt.
Und die Entwicklung von Gewerbebetrieben? Die Gewerbesteuerentwicklung hat sich in den letzten 20 Jahren fast verdreifacht. Wir versuchen Wohnen und Arbeiten immer zusammen zu denken. Nur weil wir so viele Gewerbebetriebe haben, können wir das Eigenkapital bei den erwähnten Infrastrukturmaßnahmen überhaupt zusammenbekommen.
Haben Sie genügend Bauflächen? Wir haben 180 Hektar große Konversionsfächen für neue Entwicklungen. Raum für Gewerbe gibt es etwa im Heidelberg Innovation Park. Dort entsteht derzeit ein Hotspot für IT, digitale Medien und Bioinformatik. Auch in der neuen Südstadt bewegt sich viel. Wir werden aber auch künfig nicht jedem, der in Heidelberg wohnen oder hier ein Gewerbe betreiben möchte, ein passendes Angebot machen können.
ZUR PERSON Jürgen Odszuck, verheiratet, zwei Kinder, ist Dezernat für Stadtentwicklung und Bauen und seit 2016 Erster Bürgermeister der Stadt Heidelberg.
Sind die Grundstückspreise hoch? Ja, aber wir sind seit längerer Zeit auf einem guten Weg. Ich spreche von den großen Entwicklungsmaßnahmen, die wir haben. Beispiel Patrick Henry Village (PHV): Wir stehen kurz vor Abschluss der Grundstücksverhandlungen, wo wir als Stadt das gesamte Grundstück ankaufen wollen.
Verdient die Stadt daran? Wir wollen keinen Groschen daran verdienen, sondern dringend benötigten Wohnraum schafen. Das alles geht natürlich nur, solange wir auch Konversionsflächen haben. Auch mit dem interkommunalen Gewerbegebiet Heidelberg-Leimen versuchen wir Flächen günstig einzukaufen, die auch künfigen Gewerbebetrieben die Möglichkeit bieten, sich anzusiedeln.
Was ist mit den Planungsprozessen? Es liegt hier nicht zwingend an Ressourcen innerhalb der Verwaltung. Wir haben zusätzliche Stellen bekommen. Aber of verzögert der Widerstreit mit berechtigten konkurrierenden öfentlichen Belangen, wie Klimaschutz etc., die Verfahren.
Gibt es Bauunternehmen, mit denen Sie immer wieder zusammenarbeiten? Uns ist es als Stadt wichtig, dass auf der Anbieterseite eine Vielfalt bestehen muss, damit die Nutzer eine breite Wahlmöglichkeit haben, was Wirtschaflichkeit, Komfort und Qualität betrif.
Wie passen kostengünstiges und nachhaltiges Bauen zusammen? Wir müssen uns auf Einfachheit zurückbesinnen. Wir bauen in Wohngebäuden riesige haustechnische Anlagen, zweigeschossige Keller, mit einer Lebensdauer von 20 Jahren.
Heidelberg wird als die Hauptstadt des Passivhauses bezeichnet … Auf den Passivhaus-Stadtteil Bahnstadt sind wir natürlich stolz. Aber wir müssen uns auch fragen, ob wir nicht zusätzlich ähnliche Betriebskennwerte über eine viel einfachere Bauweise erreichen können.
Welche Rolle spielen Circular Economy und das Thema Urban Mining? Eine große. Beim PHV reden wir über einen Stadtteil, in dem wir vieles, was wir vorfnden, nachnutzen können. Wir wollen das Material, das dort ist, wieder in den Stoffkreislauf zurückbringen, Schotter wird Schotter etc. Das ist ein Zukunfsthema, dem wir uns intensiv widmen.
Dirk Labusch, Freiburg