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ABSTRACTS UND EHRUNGEN
ABSTRACTS UND POSTERPRÄSENTATIONEN
Highlights vom virtuellen DGRh-Kongress
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Im Rahmen des virtuellen deutschen Rheumatologie-Kongresses 2021 wurden eine Vielzahl originärer Abstracts (und Poster) präsentiert. Einen guten Überblick bietet die Auswahl der Wissenschaftspreise der DGRh für die besten Abstracts, die hier ebenso wie die wichtigsten Preisverleihungen und Ehrungen kurz vorgestellt werden.
Prämiert in der Kategorie „Diagnostik und Bildgebung“ wurden Tobias Hoffmann, Jena, und Kollegen für ihre Arbeit zur pulmonalen Erstdiagnostik bei entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen in Bezug auf die interstitielle Lungenerkrankung (ILD). Patienten mit ILD zeigen häufig bereits bei der Erstdiagnose eine reduzierte DLCO, weshalb diese ein sensitives Hilfsmittel für das ILD-Screening zum Zeitpunkt der Erstdiagnose sein kann. Nur Patienten mit mindestens einem auffälligen Befund im Lungenfunktionstest oder Röntgen-Thorax sollten demnach ein HRCT der Lunge erhalten. Mit diesem schrittweisen Screening können fast 25 % der HRCT-Untersuchungen vermieden werden (DI.07).
Nun zur neuen Kategorie „COVID-19“, wo Claudia Sengler, Berlin, und Kollegen für ihre auf Daten der Kinder-Kerndokumentation basierende Arbeit zu SARS-CoV2-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen ausgezeichnet wurden. Zumeist zeigte sich bei den 79 jungen Patienten mit rheumatischen Erkrankungen (57 % JIA) ein milder Krankheitsverlauf mit gutem Outcome unter verschiedenen cs/bDMARDs, ein relevanter Einfluss der Infektion auf die Krankheitsaktivität war nicht erkennbar (CO.03).
In der Kategorie „Der besondere Fall“ wurden Philipp Moog, Planegg, und Kollegen für die Vorstellung des schwierigen Falls eines 71-jährigen Patienten ausgezeichnet. Nach trotz intensiver internistischer Abklärung lange unklarer Diagnose wurde schließlich als seltene Koinzidenz ein mit einem myelodysplatischen Syndrom assoziiertes Sweet-Syndrom mit Myofasziitis nachgewiesen, was nach einer Gendiagnostik auf das sog. VEXAS-Syndrom zurückgeführt und schließlich mit Azacitidine erfolgreich behandelt werden konnte (FA.01).
Im Bereich „Experimentelle und Translationale Rheumatologie“ wurde eine Arbeit von Ricardo Grieshaber Bouyer, Heidelberg, und Kollegen ausgezeichnet. Sie beschäftigten sich bei entzündlichen Arthritiden mit Veränderungen der Neutrophilen beim Übergang vom peripheren Blut ins Synovium und ermittelten per Transkriptom- und Proteinexpressions-Analysen ein überaus komplexes Netzwerk von Veränderungen, mit neben dem wenig überraschenden Anstieg proinflammatorischer Zytokine wie TNF und Interleukin-6 auch einer ausgeprägten Interferon gamma-Antwort (ET.02).
Patientenversorgung, standardisierte Transition und Osteologie
Kirsten Hoeper, Hannover, und Kollegen wurden für ihre Analyse der prospektiven, randomisierten, kontrollierten ERFASSStudie zur Rolle von Rheumatologischer Fachassistenz (RFA)Sprechstunden bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) mit Angst und Depressionen im Bereich „Epidemiologie und Versorgungsforschung“ ausgezeichnet. Sie konnten nach 12 Monaten eine signifikante Verbesserung der Angstzustände (nicht aber der Depression) durch eine Mitbetreuung in der RFA-Sprechstunde und somit deren Mehrwert auch in dieser Hinsicht nachweisen (EV.16).
Für ihre Arbeit zur Transition im tertiären Versorgungszentrum wurden Katja Kirchgässner, Garmisch-Partenkirchen, und Kollegen im Bereich „Kinderrheumatologie“ ausgezeichnet. Sie beschreiben die Entwicklung und Etablierung eines standardisierten Transitionsprozesses inklusive digitaler Checkliste von der Kinder- in die Erwachsenen-Rheumatologie in zwei Tertiärzentren (KI.03). In der Kategorie „Osteologie und Rheuma-Orthopädie“ prämiert wurde eine Arbeit von Nadine Al-Azem, Herne, und Kollegen, die sich mit der Prävalenz und Risikofaktoren von Insuffizienzfrakturen (IF) des Sprunggelenkes und Fußes bei rheumatologischen Erkrankungen befasste. Die mittels MRT bestimmte Prävalenz war mit 7,4 % (bei Rheumapatienten mit Fußschmerzen) recht hoch, die Risikofaktoren entsprachen jenen für Osteoporose. Etwas überraschend fand sich auch eine signifikante Assoziation mit einer laufenden Methotrexat (MTX)-Therapie. Ob IF eine Indikation für eine spezifische antiosteoporotische Therapie darstellen, müsste in Studien geklärt werden (OS.01).
Rheumatoide Arthritis und Spondyloarthritiden
Um gleich bei den Frakturen zu bleiben: Ausgezeichnet in der Kategorie „Rheumatoide Arthritis” wurden Peter Oelzner, Jena, und Kollegen, die in einer retrospektiven Analyse die Osteoporose- und Frakturprävalenz bei 1.068 RA-Patienten über 24 Jahre hinweg in einem osteolgischen Zentrum verfolgten (zwischen 1996 und 2019). Die gute Nachricht ist, dass sich ab 2004 eine hochsignifikante Abnahme sowohl der Prävalenz der Osteoporose als auch von Frakturen zeigte, was wohl am ehesten auf eine verbesserte RA-Therapie inklusive der Verfügbarkeit von bDMARDs zurückzuführen sein dürfte (RA.12).
In der Fachkategorie „Spondyloarthritiden“ ausgezeichnet wurde eine Arbeit von Henriette Käding, Berlin, und Kollegen. Sie stellten eine Interimsanalyse der GESPIC axPsA-Kohorte zu den klinischen und bildgebenden Charakteristika der axialen Psoriasis-Arthritis (PsA) vor. Es handelt sich um die erste prospektive Kohortenstudie bei Patienten mit axialer PsA, die auch MRT-Untersuchungen nach einem festen Protokoll einbezog. Die Ergebnisse zeigen, dass verglichen mit klassischen axSpA-Patienten jene mit einer axialen Beteiligung ihrer PsA älter, seltener HLA-B27-positiv und häufiger weiblich sind. In der Bildgebung zeigte ein relevanter Anteil eine Wirbelsäulenbeteiligung ohne aktive oder chronische Veränderungen der Sakroiliakalgelenke (SIG) (SpA.19).
Vaskulitiden und Kollagenosen im Fokus
Im großen Bereich „Vaskulitiden und Kollagenosen“, wurde eine Arbeit von Kastriot Kastrati, Wien (Österreich), und Kollegen zur klinischen Relevanz von Muskelbiopsien ausgewählt. In der Studie mit insgesamt 731 Patienten mit V. a. Myositis konnte die Übereinstimmung von Verdachts- und den finalen histopathologischen Diagnosen bei Patienten mit entzündlichen Myopathien beschrieben werden – die Lektüre der detaillierten Ergebnisse ist auf jeden Fall empfehlenswert. Weitere Schritte sind nun die Bestimmung der diagnostischen Genauigkeit und des prädiktiven Werts der Muskelbiopsie in Relation zu der klinischen Diagnose und Einleitung einer Therapie bei diesen Patienten (VK.10).
In der letzten Kategorie „Verschiedenes“ wurde eine Arbeit im Rahmen des MalheuR-Projektes von Dorothea Marx, Heidelberg, und Kollegen prämiert, in der eine vergleichende Analyse des Serum-Metaboloms von SpA- und SLE (systemischer Lupus erythematodes)-Patienten mit und ohne koinzidenter Krebserkrankung erfolgte. Es konnten bereits Unterschiede im Metabolom von Patienten mit und ohne koinzidente Krebserkrankungen beobachtet werden. Im Fokus stehen nun die Identifikation potenzieller Unterschiede zwischen den Malignomentitäten und Auswirkungen von Confoundern. Die Ergebnisse können das Verständnis der Beziehung zwischen beiden Krankheitsentitäten fördern und einen Nutzen in der Anwendung als Biomarker für diagnostische und therapeutische Zwecke finden (VS.03). m
Preisverleihungen und Ehrungen
Den mit 10.000 Euro dotierten Rudolf-Schoen-Preis 2021 für Nachwuchswissenschaftler erhielt PD Dr. Alexander Pfeil, Jena, für seine Forschungsarbeiten zu computerbasierten Röntgenbildanalyseverfahren zur Quantifizierung der radiologischen Progression im klinischen Alltag. Die Kußmaul-Medaille 2021 wurde an Dr. Joachim Listing, Berlin, für sein großes Engagement in der rheumatologischen Forschung verliehen. Der Statistiker war lange am Forschungsbereich Epidemiologie des Deutschen Rheuma-Forschungszentrum tätig. Als neues DGRh-Ehrenmitglied wurde Prof. Dr. Klaus Krüger, München, benannt. Der erstmals verliehene John Grube-Preis zur Forschung an ANCAVaskulitiden ging an Prof. Dr. Wolfgang Merkt, Heidelberg, Prof. Dr. Raoul Bergner, Ludwigshafen, und Prof. Dr. Nils Venhoff, Freiburg. Der ebenfalls erstmals ausgelobte, mit 2.000 Euro dotierte Joachim Kalden-Promotionspreis für herausragende Doktorarbeiten in der Rheumatologie wurde an Dr. Eerik Johannes Ahomaa, Köln, und Dr. Peter Kvacskay, Heidelberg, verliehen. Der Carol Nachman-Nachwuchs-Forschungspreis ging an PD Dr. David Simon, Erlangen, und Dr. Rebecca Hasseli-Fräbel, Bad Nauheim.