Rheuma Management, Ausgabe Sept./Okt. 2021

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DGRH KONGRESS 2021

Rheuma MANAGEMENT | Sept/Okt 2021

ABSTRACTS UND POSTERPRÄSENTATIONEN

Highlights vom virtuellen DGRh-Kongress Im Rahmen des virtuellen deutschen Rheumatologie-Kongresses 2021 wurden eine Vielzahl originärer Abstracts (und Poster) präsentiert. Einen guten Überblick bietet die Auswahl der Wissenschaftspreise der DGRh für die besten Abstracts, die hier ebenso wie die wichtigsten Preisverleihungen und Ehrungen kurz vorgestellt werden.

Prämiert in der Kategorie „Diagnostik und Bildgebung“ wurden Tobias Hoffmann, Jena, und Kollegen für ihre Arbeit zur pulmonalen Erstdiagnostik bei entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen in Bezug auf die interstitielle Lungenerkrankung (ILD). Patienten mit ILD zeigen häufig bereits bei der Erstdiagnose eine reduzierte DLCO, weshalb diese ein sensitives Hilfsmittel für das ILD-Screening zum Zeitpunkt der Erstdiagnose sein kann. Nur Patienten mit mindestens einem auffälligen Befund im Lungenfunktionstest oder Röntgen-Thorax sollten demnach ein HRCT der Lunge erhalten. Mit diesem schrittweisen Screening können fast 25 % der HRCT-Untersuchungen vermieden werden (DI.07).

COVID-19, diagnostische Fallstricke und Grundlagenforschung Nun zur neuen Kategorie „COVID-19“, wo Claudia Sengler, Berlin, und Kollegen für ihre auf Daten der Kinder-Kerndokumentation basierende Arbeit zu SARS-CoV2-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen ausgezeichnet wurden. Zumeist zeigte sich bei den 79 jungen Patienten mit rheumatischen Erkrankungen (57 % JIA) ein milder Krankheitsverlauf mit gutem Outcome unter verschiedenen cs/bDMARDs, ein relevanter Einfluss der Infektion auf die Krankheitsaktivität war nicht erkennbar (CO.03). In der Kategorie „Der besondere Fall“ wurden Philipp Moog, Planegg, und Kollegen für die Vorstellung des schwierigen Falls eines 71-jährigen Patienten ausgezeichnet. Nach trotz intensiver internistischer Abklärung lange unklarer Diagnose wurde schließlich als seltene Koinzidenz ein mit einem myelodysplatischen Syndrom assoziiertes Sweet-Syndrom mit Myofasziitis nachgewiesen, was nach einer Gendiagnostik auf das sog. VEXAS-Syndrom zurückgeführt und schließlich mit Azacitidine erfolgreich behandelt werden konnte (FA.01). Im Bereich „Experimentelle und Translationale Rheumatologie“ wurde eine Arbeit von Ricardo Grieshaber Bouyer, Heidelberg, und Kollegen ausgezeichnet. Sie beschäftigten sich bei entzündlichen Arthritiden mit Veränderungen der Neutrophilen beim Übergang vom peripheren Blut ins Synovium und ermittelten per Transkriptom- und Proteinexpressions-Analysen ein überaus komplexes Netzwerk von Veränderungen, mit neben dem wenig überraschenden Anstieg proinflammatorischer Zytokine wie TNF und Interleukin-6 auch einer ausgeprägten Interferon gamma-Antwort (ET.02).

Patientenversorgung, standardisierte Transition und Osteologie Kirsten Hoeper, Hannover, und Kollegen wurden für ihre Analyse der prospektiven, randomisierten, kontrollierten ERFASSStudie zur Rolle von Rheumatologischer Fachassistenz (RFA)Sprechstunden bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) mit Angst und Depressionen im Bereich „Epidemiologie und Versorgungsforschung“ ausgezeichnet. Sie konnten nach 12 Monaten eine signifikante Verbesserung der Angstzustände (nicht aber der Depression) durch eine Mitbetreuung in der RFA-Sprechstunde und somit deren Mehrwert auch in dieser Hinsicht nachweisen (EV.16). Für ihre Arbeit zur Transition im tertiären Versorgungszentrum wurden Katja Kirchgässner, Garmisch-Partenkirchen, und Kollegen im Bereich „Kinderrheumatologie“ ausgezeichnet. Sie beschreiben die Entwicklung und Etablierung eines standardisierten Transitionsprozesses inklusive digitaler Checkliste von der Kinder- in die Erwachsenen-Rheumatologie in zwei Tertiärzentren (KI.03). In der Kategorie „Osteologie und Rheuma-Orthopädie“ prämiert wurde eine Arbeit von Nadine Al-Azem, Herne, und Kollegen, die sich mit der Prävalenz und Risikofaktoren von Insuffizienzfrakturen (IF) des Sprunggelenkes und Fußes bei rheumatologischen Erkrankungen befasste. Die mittels MRT bestimmte Prävalenz war mit 7,4 % (bei Rheumapatienten mit Fußschmerzen) recht hoch, die Risikofaktoren entsprachen jenen für Osteoporose. Etwas überraschend fand sich auch eine signifikante Assoziation mit einer laufenden Methotrexat (MTX)-Therapie. Ob IF eine Indikation für eine spezifische antiosteoporotische Therapie darstellen, müsste in Studien geklärt werden (OS.01).

Rheumatoide Arthritis und Spondyloarthritiden Um gleich bei den Frakturen zu bleiben: Ausgezeichnet in der Kategorie „Rheumatoide Arthritis” wurden Peter Oelzner, Jena, und Kollegen, die in einer retrospektiven Analyse die Osteoporose- und Frakturprävalenz bei 1.068 RA-Patienten über 24 Jahre hinweg in einem osteolgischen Zentrum verfolgten (zwischen 1996 und 2019). Die gute Nachricht ist, dass sich ab 2004 eine hochsignifikante Abnahme sowohl der Prävalenz der Osteoporose als auch von Frakturen zeigte, was wohl am ehesten auf eine verbesserte RA-Therapie inklusive der Verfügbarkeit von bDMARDs zurückzuführen sein dürfte (RA.12).


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