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Väterkram: Bedürfnisallerlei

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Prima fürs Klima

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Bedürfnisallerlei im Familienurlaub

Mit 7 Jahren Unterschied zwischen meinem großen und meinem kleinen Sohn klafft eine ziemliche Lücke in meiner Elternbiografie. Die ist zwar schnell erklärt, aber es ist trotzdem nicht immer ganz einfach, ihr im Alltag ausreichend zu entsprechen. Der Plan waren immer zwei oder vier Kinder. In Paketen, damit sie etwas miteinander anfangen können. Das heißt natürlich nicht, dass eine Zehn- und ein Sechsjähriger auf jeden Fall nichts miteinander anfangen können, aber einfacher macht es die Situation auch nicht. In unserem Fall lagen zwischen dem ersten und dem zweiten Kinderschwung Jahre, in denen es darum ging, beruflich Fuß zu fassen und irgendwo anzukommen, wo wir uns gut mit weiteren Kindern sehen können. So weit hat das alles prima geklappt. Und es ist auch eine ziemliche Erleichterung, wenn die Großen die Kleinen freiwillig mit im Blick haben und sich mit ihnen beschäftigen. Dabei wird es aber zunehmend schwieriger, alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen. Im Alltag kriegen wir das meistens irgendwie geregelt. Da ist alles so eingespielt, dass manche Menschen mich und die Lebenskomplizin fast ausschließlich mit unseren zwei Kleinen wahrnehmen und als Kleinfamilie einordnen. Die Großen sind meist Zuhause oder unterwegs und machen einfach ihr Ding. Schule, Freunde, Hobbys, Rumhängen, Unterwegssein. Die Kleinen sind mit uns. Unterwegs ist das jedoch eine ganz andere Problematik. Gerade in Familienurlauben müssen wir uns ganz genau überlegen, wie wir jedem und jeder halbwegs gerecht werden können. Und uns von Anfang an damit abfinden, dass es viel mehr als ein halbwegs nicht werden wird. Nehmen wir als Beispiel einen Ausflug in eine Stadt. Stellen Sie sich vor, Sie haben mit einer befreundeten Familie ein ziemlich coole Villa an der norditalienischen Adriaküste gemietet (Grüße von dort, übrigens). Kindermäßig ist von 3 bis 14 in Zweiersprüngen so ziemlich alles dabei. Das Gelände ist ausreichend groß zum Rumtoben, es gibt einen Pool und Möglichkeiten für die Teenager, sich auch mal von den Jüngeren absondern zu können. Alles ist bestens. Und dann wollen Sie ins nahegelegene Städtchen oder in die weiter entfernte größere Stadt, um sich dieses oder jenes anzuschauen, Shopping, Sightseeing, Altstadt, was auch immer. Solche Ausflüge wollen, wenn sie überhaupt realisierbar sind, wie ein Feldzug geplant werden. Wer bildet die Vorhut, wer die Nachhut, wie sieht es mit der Verpflegung aus, welche Fahrzeuge kommen zum Einsatz (Auto, Laufrad, Fahrrad), hat man genug zu essen dabei, wie sieht es mit wintertauglichem Rüstzeug aus, falls doch ein kurzer Herbstschauer einsetzt, und reicht das Essen überhaupt? Insbesondere die Essensfrage ist (Sie ahnen es schon) von zentraler Bedeutung. Ich weiß natürlich nicht wie das bei Ihnen ist, aber meine kleinen Monstermöpse können, wenn ich sie von der Kita abhole, noch Gurken- und Apfelstücke in der Hand haben und trotzdem auf dem Nachhauseweg krähen, dass sie am Verhungern sind. Am besten packen Sie also Proviant für eine Woche, das dürfte für einen mehrstündigen Ausflug knapp reichen. Allerdings löst das nicht das Problem, dass kleine Kinder Ziele brauchen. Ein klar identifizierbares „Wir gehen dorthin“. „Sich mal die Altstadt angucken und ein bisschen Shoppen“ ist da keine Option. Für die Großen allerdings schon. Die finden wiederum nur Essen am Strand eher langweilig. Und deshalb trennen wir das, wenn nötig und möglich auf. Der eine hier, die andere da. Ja, wir sind eine Familie, und ja, das ist eigentlich ein Familienurlaub beziehungsweise unser Alltagsleben. Aber wir müssen trotzdem nicht immer alles zusammen machen. Schon gar nicht, um uns selbst zu beweisen, dass wir (noch) gut miteinander sind. Wenn wir das nicht wären, dann wären wir gar nicht hier und grundsätzlich beieinander. In diesem Sinne ist es schön, wenn unsere Bedürfnisse zueinander passen. Und wenn nicht, dann ist es auch ok. In jedem Fall ist es: Familie.

Bedürfnisse von kleinen und großen Kindern unter einen Hut zu bekommen, ist manchmal schwierig, aber nicht immer notwendig!

Nils Pickert ist vierfacher Vater, Journalist und Feminist. Jeden Monat lässt er uns an seiner Gedankenwelt teilhaben.

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