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Kindliches Forschen wenn Kinder sich die Welt erklären
from Kinderkram 236
by Rönne Verlag
Mal ehrlich: Wenn wir zurückblicken auf unsere Kinder- und Jugendzeit und das, was wir gelernt haben – was davon ist „hängengeblieben“? Und warum eigentlich? Weil wir es immer und immer wieder auswendig vor uns hergebetet haben? Weil wir einen persönlichen Zugang dazu hatten und Zusammenhänge sehen konnten? Weil wir experimentieren durften? Vermutlich von allem etwas. Sicher dürfte sein, dass das, woran wir ein eigenes Interesse entwickelt haben, deutlich tiefer gesackt ist als das, was uns „aufgestülpt“ wurde. Und das bedeutet im Umkehrschluss, dass es gut ist, möglichst frühzeitig möglichst viel Neugierde an möglichst vielen Dingen zu wecken. „Eine der wichtigsten Formen des Wissenserwerbes in der frühen Kindheit ist das Erkunden, das Beobachten und das Ausprobieren. Kinder erkunden Räume, Gegenstände ebenso wie Beziehungen, Handlungen und die Resonanz auf ihr Tun. Sie sind von Natur aus neugierig, bringen ihren Forschergeist mit, sie erforschen, experimentieren und begreifen stetig, auch wenn das für uns Erwachsene nicht immer augenscheinlich ist. Wissen und Können wächst aus den Erfahrungen, die Kinder machen“, so Britta Pries, Koordinatorin des IHK-Netzwerkes „Kleine Forscher mittendrin!“. Die IHK Kiel ist lokaler Partner der gemeinnützigen Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, Deutschlands größter Initiative für frühe MINT- und BNE-Bildung in Kitas, Horten und Grundschulen. Die gemeinnützige Stiftung engagiert sich seit 2006 in den MINT-Bereichen, also Mathemathik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Ihr Ziel es, Mädchen und Jungen fit für die Zukunft zu machen und zum nachhaltigen Handeln zu befähigen – nach dem Prinzip des forschend-entdeckenden Lernens. Wir haben mit Britta Pries gesprochen. Frau Pries, wo liegt der Unterschied zwischen Spielen (und dabei lernen) und kindlichem Forschen? Beim Spielen lernen und spielerisch Forschen sind fließende Übergänge, denn Kinder lernen immer und in allen Dimensionen. Im freien Spiel taucht ein Kind in das Thema, oder seine Phantasiewelt ein, erweitert sie kreativ, bezieht andere Kinder, Tiere, oder imaginäre Wesen mit ein. Auf dieser Idee des forschend-entdeckenden Lernens baut der pädagogische Ansatz der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ auf: Ein Kind hat eine Fragestellung und macht sich auf die Suche nach einer möglichen Antwort. Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen haben in diesem Prozess die Rolle der „Raumöffner“ und „Lernbegleiter“: Es geht nicht darum, Fragen in Gänze zu beantworten, sondern das spielerische Erfragen, Erforschen und damit einen selbstwirksamen Erkenntnisprozess zu ermöglichen. In jedem nächsten Schritt kann das Kind auf seinen wachsenden Wissensschatz zugreifen und kommt zu der so positiven wie wichtigen Erkenntnis: „Ich kann!“. Wie würden Sie kindliches Forschen beschreiben? Kinder erkunden Räume, Gegenstände ebenso wie Beziehungen, Handlungen und die Resonanz auf ihr Tun. Sie sind von Natur aus neugierig, bringen ihren Forschergeist mit, sie erforschen, experimentieren und begreifen stetig, auch wenn das für uns Erwachsene nicht immer augenscheinlich ist. Wissen und Können wächst aus den Erfahrungen, die Kinder machen. Entdecken im Sinne der im Haus der kleinen Forscher vermittelten MINT-Bildung bedeutet dabei, dass Kinder ihre Welt mit allen Sinnen erfahren und durch aktives Ausprobieren eine variierte Wiederholung spielerisch erleben. „Wie viele Blätter schwimmen auf dem Wasser?“, „Gehen sie unter?“ – diese Erfahrungen bilden die Basis für weitere Fragen und Lernen. Beim Forschen, hier das forschende Lernen, geht es um die gezielte Auseinandersetzung mit einer Frage, bei der die Kinder systematisch vorgehen. „Wieso schwimmt das Blatt auf dem Wasser?“ „Was passiert, wenn ich ein Steinchen auf das
Kleine Forscher mittendrin
Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ ist Deutschlands größte Frühbildungsinitiative für die naturwisseschaftlichen MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Die IHK zu Kiel ist seit 2013 mit dem Netzwerk „Kleine Forscher mittendrin!” Partner der Stiftung.
“Kleine Forscher mittendrin!” in der IHK zu Kiel bietet MINT- und BNE-Fortbildungen für pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Schleswig-Holstein an. Kontakt: Britta Pries, Bergstr. 2, Kiel, Tel. 0431/5194-274, www.haus-der-kleinen-forscher.de
Blatt lege?“ Hier wechseln sich Phasen des (Nach) Denkens mit Phasen der Gestaltung und des Handelns ab. Unsere Fortbildungen für Pädagogische Fach- und Lehrkräfte bauen auf genau diesem Forschungskreis auf: Ein Kind stellt eine Frage an die Natur, es werden Ideen und Vermutungen gesammelt, es wird ausprobiert und experimentiert, Ergebnisse werden beobachtet, beschrieben und dokumentiert und schließlich das Ergebnis erörtert.
Welche Kompetenzen werden durch kindliches Forschen gestärkt? Kindliches Forschen ist elementar für die Entwicklung von Kindern. Hier setzen sie sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinander. Sie durchlaufen beim kindlichen Forschen Lernprozesse aus allen Entwicklungsbereichen und erwerben damit eine Fülle an elementaren Voraussetzungen für ihre gesamte Bildungslaufbahn wie fragen und hinterfragen (kritisches Denken), erforschen und ausprobieren (Kreativität), reflektieren und begründen (Kommunikation) sowie mit anderen zusammen zu arbeiten (Kollaboration). Die frühe MINT-Bildung (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) für nachhaltige Entwicklung zum Beispiel fördert wichtige Zukunftskompetenzen. Die Auseinandersetzung der Kinder mit Fragen ihrer Erlebniswelt, fördert Neugier, Lern- und Denkfreude. Kleine Forscherinnen und Forscher gehen in der Regel unbefangen an Fragestellungen und Phänomene heran. Sie beziehen ihre Umgebung kommunikativ mit ein und lassen Beziehungspartner mitwirken. Sie sind bewundernswert kreativ in der selbständigen Gestaltung einer funktionierenden Forscherumgebung und kritisch wie achtsam im Umgang mit Material und Ergebnissen. Wie können Erwachsene Kinder in ihrem Forscherwillen positiv bestärken? Die große Herausforderung in unserer Zeit der schnellen Antworten sowie des nahezu uneingeschränkten Zuganges zum Internet ist es, Kinder erfahren zu lassen, wo und wie sie sich Wissen erschließen können und sie selbstwirksam sein zu lassen. Der pädagogische Ansatz der Stiftung Haus der kleinen Forscher und unsere Fortbildungen im Netzwerk der IHK zu Kiel vermitteln hierzu, dass wir eine Wertschätzung dem gegenüber mitbringen, was die Kinder tun, sie ermutigen und ihren eigenen Weg zum forschenden Entdecken zulassen. Wir orientieren uns an der Erlebniswelt des Kindes mit dem Fokus auf einen guten Dialog – zum dem natürlich ein Hin- und Zuhören gehört. Wichtige Element ist hierbei die die Ko-Konstruktion, also das gemeinsame Erforschen mit Kindern und somit das Schaffen eines positiven Erlebnisses, welches von beiden Seiten gern weiterverfolgt und entwickelt wird. Wichtig ist vorab gemeinsame Regeln festzulegen, alle nötigen Gegenstände zur Verfügung zu stellen und Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten klar zu verteilen. Wenn erwachsene Lernbegleiter Zutrauen und Vertrauen in die kleinen Forscherinnen und Forscher übertragen und im Hintergrund zur Unterstützung agieren werden ideale Voraussetzungen zum entdeckenden-forschenden Lernen geschaffen und Wege geebnet, die das Kind in die Lage versetzen, sich den Herausforderungen unserer komplexen Welt stellen zu können. Text und Interview von Carola Weyers.
Britta Pries ist Koordinatorin des Netzwerkes „Kleine
Forscher mittendrin“ der Industrie- und Handelskammer zu Kiel.
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