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Kinderinterviews: Was erforschst du?

Kinder und Jugendliche erforschen die Welt

Käfer beobachten, Schrauben sammeln und ausprobieren, wie hoch sich Bausteine stapeln lassen – Kinder und Jugendliche haben unendlich viele Möglichkeiten, die Welt zu entdecken. Wir haben junge Forscher*innen befragt. Sie stellen vor, woran sie forschen und was sie antreibt. Folgende Fragen haben wir Ihnen gestellt: 1 Zu welchem Thema forschst du? Und wie machst du das?

2Was fasziniert dich daran?

3Hast du ein Vorbild, eine*n Lieblingsforscher*in? Was gefällt dir an ihr/ihm?

GEOMAR Anissa, 17 Jahre, Kiel

1„Am GEOMAR in Kiel darf ich an der Frage forschen: Was passiert mit Plastik im Meer? Ein Mitschüler und ich möchten herausfinden, ob es Bakterien gibt, die Plastik abbauen können, welches dem Meerwasser ausgesetzt ist. Dazu halten wir unter anderem nach Veränderungen der Eigenschaften dieses Plastiks Ausschau. Wir legten verschiedene Arten von Plastik über mehrere Wochen und zu allen Jahreszeiten in der Kieler Förde aus. An diesen Plastik-Proben untersuchen wir zusammen mit einem Wissenschaftler, inwiefern sich z.B. die Oberflächenbeschaffenheit des Plastiks verändert. Wir fotografieren den Biofilm aus kleinen Lebewesen, der sich unter Wasser darauf gebildet hat. Und mittels DNAProben prüft der Wissenschaftler genauer, welche Bakterien es sich auf unserem Plastik gemütlich gemacht haben. Zusätzlich ermitteln wir den Sauerstoffverbrauch der Bakterien – ein Maß für ihre Anzahl auf dieser Plastiksorte. Alles wird protokolliert, ausgerechnet und ausgewertet, bis man zu Ergebnissen kommt.“

2„Das Forschen an Plastik an sich fasziniert mich, weil es wohl eines der nötigsten und aktuellsten Dinge überhaupt ist. Wir leben in einer Welt in der Plastik eigentlich nicht mehr wegzudenken ist. Sei es als Karosserie eines Fahrzeugs, Spielzeug, Verpackung oder in der Hygiene: Du brauchst nur deine Augen aufzumachen, und ich wette mit dir, in deinem Sichtfeld befindet sich irgendwo Plastik. Man möchte fast sagen, wir leben in einer Welt aus Plastik. Und genau das ist das Problem. Wir vermüllen unsere Erde mit Plastik und schaffen damit erhebliche Konsequenzen, von denen wir viele schon kennen – jedoch bei weitem nicht alle! In diesem Bereich zu forschen ist unbeschreiblich wichtig. Und da wir tatsächlich doch gar nicht so viel wissen, ist es ist auch ausgesprochen spannend. Sich vorzustellen, etwas Neues herauszufinden, vielleicht auch etwas auszuschließen oder neue Zusammenhänge finden zu können ist super aufregend. Denn selbst auf kleinste Erkenntnisse oder sogar Fehlschläge kann man aufbauen, um weiter zu forschen und weiter zu forschen und weiter zu forschen.“

3„Einer meiner Lieblingsforscher ist der Klimaforscher Klaus Hasselmann, der 2021 den Nobelpreis für Physik erhielt. Er hat unter anderem ein Modell entwickelt, wie kurzfristige Wetterphänomene und langfristige Entwicklungen des Klimas zusammenhängen und lieferte so Belege, warum Klimamodelle trotz kurzfristiger Wetterschwankungen zuverlässige Vorhersagen liefern können. Auf diese Weise wies er gemeinsam mit anderen Forschenden den Zusammenhang zwischen dem Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der Erderwärmung nach – und das schon im Jahre 1976! In der Vergangenheit schon immer an die Zukunft gedacht zu haben – das ist inspirierend!“

GEOMAR Carlos, 17 Jahre, Kronshagen

1„Am GEOMAR beschäftige ich mich mit der Fragestellung: Inwiefern kann sich die Verschmutzung der Meere durch Zigarettenstummel auf das marine Ökosystem auswirken? Um diese Frage zu beantworten, setze ich diverse aquatische Pflanzen und einige wirbellose Tiere unterschiedlich starken Konzentrationen von Wasser mit Zigarettenkippen aus. Durch die Veränderung der Konzentration lässt sich zum Beispiel ein Zusammenhang zwischen der Aktivität der Organismen oder deren Vermehrung und der Menge an Inhaltsstoffen aus den Zigaretten ableiten.“

2„Seit meiner Kindheit interessiere ich mich besonders für die Themen Biologie und Chemie, beziehungsweise Naturwissenschaften im Allgemeinen. Das GEOMAR gibt mir die Möglichkeit, über die Lektüre von Büchern und Artikeln hinaus Wissenschaft hautnah zu erleben und selber zu praktizieren. Am GEOMAR wird einem die methodische und analytische Seite der Forschung beigebracht, und ich kann dieses Wissen anschließend bei eigenen Anliegen und Interessen anwenden.“

3„Ein richtiges Vorbild habe ich in der Wissenschaft nicht unbedingt, doch inspirierte mich die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim mit ihren zahlreichen YouTube Videos sehr. Ihre Analogie, Wissenschaft funktioniere wie eine Brille, die man aufsetzen könne, um das Geflecht des Universums zu verstehen, begleitet mich bis zum heutigen Tag. Das Gefühl, eine neue Verbindung zwischen zwei davor noch so verschiedenen Dingen zu verstehen, fasziniert mich und lässt mich immer noch nach mehr Wissen streben.“

Der Freitags-Forscher-Club am GEOMAR findet für Jugendliche ab der 7. Klasse jeden Freitag im Schuljahr statt. Teilnahme auf Bewerbung und nach Verfügbarkeit von Plätzen.

GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Wischhofstr. 1-3, 24148 Kiel, www.geomar.de

Pädiko Kita EinStein Matteo, 6 Jahre, Meimersdorf Editha, 6 Jahre, Meimersdorf Mila, 6 Jahre, Wellsee Finja, 6 Jahre, Kronsburg Lara, 5 Jahre, Meimersdorf

1Matteo: „Tiere, wir suchen Tiere. Auch Tiere füttern und pflegen ist forschen.“

Editha: „Ich beobachte gerne Tiere. Ich erforsche gerne Vögel mit dem Fernglas.“

Mila: „Einhörner! Die hab ich im Traum und im Wald gesehen. Ich hab geforscht, indem ich es beobachtet habe.“

Finja: „Ich erforsche gerne Pferde und Vögel. Dann kletter ich auf einen Baum drauf und wenn da ein Pferd auf dem Ast sitzt, helfe ich dem Pferd wieder runter. Auch wenn ein Vogel sich verheddert hat.“

Lara: „Corona, das kann man gar nicht sehen.“

2Matteo: „Dass die so selten sind. Die Regenwürmer, Maulwürfe, Hasen, Eichhörnchen und Vögel sind selten. Aber ich habe schon mal welche beim Kindergarten gesehen.“

Editha: „Dass die so gut fliegen können. Und die haben Federn, nicht so wie wir Haut und Haar.“

Mila: „Weil die Einhörner zaubern können. Ganz viel können die zaubern.“

Finja: „Dass ich Pferde und alle Tiere liebe.“

Lara: „Das ist blöd. Dann können wir nicht irgendwo hingehen.“

3Editha: „Ensar (3-jähriges Kind), der buddelt gerne und findet dann auch Regenwürmer. Mir gefällt, dass, wenn keiner mit ihm buddeln will, er alleine buddeln geht.“

Finja: „Mein Lieblingsforscher ist Julian (6-jähriges Kind, der Allesfinder, der tatsächlich sehr gerne forscht).“

Lara: „Marita (die Erzieherin spricht oft mit den Kindern über Corona).“

kieler forschungs:werkstatt Valentin, 11 Jahre, Kiel

1„Im Schülerforschungszentrum habe ich die Fragen für den Wettbewerb Internationale JuniorScienceOlympiade bearbeitet. Die Versuche aus den vier Aufgaben konnte man hier super im Labor bearbeiten. Ich habe zum Beispiel erforscht, was genau beim Ploppen von Popcorn passiert. Das ist alles viel komplizierter, als ich dachte. Ich habe auch extra einen Slowmotion Film aufgenommen und mich über die Bestandteile des Maiskorns informiert.“

2„Erst durch die vielen Versuche ist mir aufgefallen, dass irgendwie alles mit Physik zu tun hat. Das Fach habe ich noch gar nicht in der Schule, aber jetzt freue ich mich schon darauf.“

3„Einen Lieblingsforscher habe ich nicht. Bei den meisten Sachen weiß ich gar nicht, wer sie erfunden hat. Die Erfindung des Buchdrucks ist für mich die beste, weil ich gerne lese.“

kieler forschung:swerkstatt Pius, 11 Jahre, Kiel

1„Ich forsche auf dem Gebiet der Mathematik. Zur Zeit programmiere ich einen Calliope. Das ist ein kleiner Minicomputer auf einer sternförmigen Platine. In meinem Projekt geht es dabei viel um Wahrscheinlichkeit, also wie oft ein bestimmtes Ereignis eintritt, oder eben nicht. Und darum, wie ich diese Wahrscheinlichkeit durchs Programmieren beeinflussen kann.“

2„Mich fasziniert generell die Mathematik, da sie so logisch ist. Alles folgt bestimmten Gesetzen und lässt sich berechnen, und ich rechne sehr gerne. Es fasziniert mich, dass alles klar definiert ist und dass es gleichzeitig so viele Wege gibt ans Ziel zu kommen (also 2+2 ist genauso 4 wie 22). Es fasziniert mich, dass man mit der Mathematik so viel machen kann, wie eben in meinem Projekt: Wahrscheinlichkeiten berechnen und überlegen, wie man sie verändern kann. Das Spektrum ist einfach unendlich groß und es gibt so viele Möglichkeiten.“

3„Ein Vorbild oder einen Lieblingsforscher habe ich nicht. Ich mag einfach alles, was mit Mathematik zu tun hat.“

kieler forschungs:werkstatt Vincent, 12 Jahre, Kiel

1„Ich forsche zu dem Thema „Technik und Informatik“ und programmiere einen Kühlschrank-Alarm. Dazu benutze ich einen „Arduino“ (Mikrocontroller), der mit einem Ultraschall-Sensor und einem kleinen Lautsprecher ausgestattet ist. Der Sensor piept, wenn der Kühlschrank zu lange offen steht.“

2„Mich fasziniert das Programmieren und Lösungen finden.“

3„Ich habe kein Vorbild. Ich forsche selber aus meiner eigenen Freude heraus.“

Die kieler forschungs:werkstatt der CAU bietet wissenschaftliche Angebote für Schülerinnen und Schüler, Studierende und Lehrkräfte.

kieler forschungs:werkstatt Am Botanischen Garten 14f, 24118 Kiel Tel. 0431/880-5916, www.forschungs-werkstatt.de

1Zu welchem Thema forschst du? Und wie machst du das?

2Was fasziniert dich daran?

3Hast du ein Vorbild, eine*n Lieblingsforscher*in?

Was gefällt dir an ihr/ihm?

Noah, 11 Jahre, Kronshagen Daniel, 6 Jahre, Kronshagen

1Noah: „Ich forsche gerade zum Thema Bauen und Konstruieren.“ Daniel: „Und ich forsche gerade mit Chemikalien und Einfrieren.“

2Noah: „Ich finde toll, dass wir dann Vereinfachungen für das alltägliche Leben bauen können. Wir können einen eigenen Lift durch unser Haus bauen. Einen Holzbahn-Lift.“

Daniel: „Mich fasziniert, dass man immer etwas Neues entdecken kann und das alles so cool blubbert und zischt.”

3Noah: „Albert Einstein, weil der auch so viel entdeckt hat und auf so vielen Gebieten geforscht hat.“

Daniel: „Meine Freundin Lene, die kann schon sehr gut Chemikalien mischen.“

Pädiko Kita Kronsburg Jakob, 6 Jahre Marina, 6 Jahre

Kita Lollipop, Altenholz Linus, 6 Jahre, Altenholz Henriette*, 4 Jahre, Altenholz

*Name von der Redaktion geändert

1Linus: „Vulkanausbruch. Vulkane ausbrechen lassen. Backpulver, Spüli, Lebensmittelfarbe, Wasser und Essig alles zusammenmischen. Einen Film über Vulkane geguckt, wie die Vulkane ausbrechen in Island.”

2Henriette: „Dass die Steine durch die Gegend fliegen und Lava.” 1 Jakob: „Am liebsten mag ich Steine. Ich forsche mit richtigen Steinen, die wir in der Forscherecke haben. Eigentlich weiß ich gar nicht, wie ich forsche. Manchmal gucke ich im Buch nach, ob die im Buch sind. In diesem Forscherbuch. Ich gucke dann, ob da ein Stein ist, den ich habe oder nicht.

Marina: „Zu Steinen. Dann nehme ich mir ne Lupe und ein Glas, dann tue ich das in das Lupenglas oder unter die Lupe und dann und dann gucke ich das vergrößerte Bild da an.“

2Jakob: „Also am meisten mag ich, wie der Stein aussieht. Wie er von nahem aussieht, wie er in groß aussieht. Es gibt auch ganz kleine Fossilien.“

Marina: „Dass manche so schön glatt sind und manche so schön gold oder silber in den Farben. Die Farben.“

3Jakob: „Ja, ich hab einen, den habe ich mal im Museum gesehen. Und weißt du, was da war? Da war ein riesen Fossil mit diesen Dingern drauf, mit so vier Beinen irgendwie, mit dem er wegschwimmen konnte. Die haben so einen Düsenantrieb. Der kann auch hier in die KiTa kommen.“

Marina: „Wir waren in einem Museum, da hat man ganz viele Steine gesehen und eine Frau hat uns ganz viele Steine gezeigt, die kennt sich gut mit Steinen aus und da waren noch Dinos und Skelette aus Stein. Sie konnte uns erzählen. So kleine graue Steine, die tragen die Wikinger immer als Kette, dass hat die uns gesagt. Und es gibt auch versteinerte Unterwassertiere da.“

3Linus und Henriette: „Ich! Ich bin der beste Forscher!“

Die Funde werden im Labor untersucht

Plastic Pirates – Go Europe!

„Plastic Pirates – Go Europe!“ ist eine länderübergreifende Citizen-Science-Aktion der Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsministerien Deutschlands, Portugals und Sloweniens und findet im Rahmen ihrer Trio-Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union statt. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung und den Schutz von Flüssen als natürliche Ressourcen zu stärken und den Mehrwert internationaler Forschungszusammenarbeit hervorzuheben. Die Aktion ruft Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren dazu auf, sich mit dem Thema Plastikmüll in der Umwelt – insbesondere in und an Gewässern unterschiedlicher Art – auseinanderzusetzen. Die begleitenden Lehr- und Arbeitsmaterialien sowie das Aktionsheft führen durch die Aktion und sind kostenfrei bestellbar. Der nächste Aktionszeitraum läuft voraussichtlich im Mai und Juni 2022. Die 9. Klasse der Gemeinschaftsschule Kronshagen hat im Oktober 2021 an der länderübergreifenden Citizen-Science-Aktion teilgenommen und den Nord-Ostsee-Kanal erforscht.

Frieda, 14 Jahre, Felde

1„Meine Gruppe und ich haben das Reporterteam gebildet. Wir waren überall dabei und haben Fotos gemacht und Informationen aufgeschrieben.“

2„Ich fand es echt erstaunlich, dass es keinen einzigen Mülleimer gab. Es gab so viel Müll und man könnte es so einfach lösen.“

3„Wissenschaftler*innen helfen uns die Welt, in der wir leben und uns selber besser zu verstehen. Sie zeigen uns auch, dass es Probleme gibt. Eigentlich ist mein Lehrer Juan Valqui ein Vorbild. Er hatte uns mal von seiner Laufbahn erzählt. Ich war wirklich sehr beeindruckt von seiner Vergangenheit und seinen Projekten.“

Juan Valqui, Lehrer, Kronshagen

Warum haben Sie mit Ihren Schüler*innen an der Aktion teilgenommen? „Meine Schulleiterin hat mich über diese Aktion informiert. Durch meine ehemalige Tätigkeit in der biologischen Forschung hat mich diese Aktion natürlich sofort angesprochen, zumal die Schüler*innen einen guten Einblick darüber bekommen können, wie Forschung läuft. Es war für mich eine super Gelegenheit mit den Jugendlichen auch mal aus dem Klassenraum (oder dem Labor) zu gehen und Biologieunterricht an der frischen Luft zu erleben. Die hohe Motivation, mit der die Jugendlichen teilgenommen haben, war beeindruckend. Dass wir alle von der Gesundheit unserer Umwelt abhängig sind und durch unser Handeln etwas bewirken können, wurde durch dieses Projekt für alle Teilnehmenden deutlich.“

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